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Zedler: Acer HIS-Data
5028-1-289-8
Titel: Acer
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 1 Sp. 289
Jahr: 1732
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 1 S. 185
Vorheriger Artikel: Acer, siehe Marecchia
Folgender Artikel: Acer Campestre
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

  Text Quellenangaben
  Acer,  
 
  • major
Offic. Dod. Cord. Lob. und Tab.
 
  • montanum candidum,
C.B. Pit. Tournef.
 
  • Acer majus, multis falso Platanus
I.B.
 
  • Platanus germanica
Trag.
 
  • Opulus montanus
Gesn.
 
  • Aceris prima species
Ang.
  Theoph.
 
 
  • Teutsch,
    • Ahorn,
    • weisser Berg-Ahorn,
    • Ahorn-Baum,
    • Maßholder,
    • Maßerlen;
    • in Preussen, Lein-Baum,
    • in Schlesien, Urle, Urlen-Baum.
  Es sind aber unterschiedene Arten dieses Baums, als  
 
  • [ein Wort Griechisch] der auf Bergen wächset;
  • [ein Wort Griechisch] seu Glinus, wird auf dem platten Lande gefunden;
  • [ein Wort Griechisch] Acer Flavum et non crispum,
Calepin.
 
  • gelber Ahorn so nicht krauß ist.
  {Sp. 290}  
  Der Berg-Ahorn ist  
 
  • entweder weiß, und heisset eigentlich
 
 
  • Platanus,
  • Fremd-Ahorn,
  • Orientalischer Ahorn oder Wald-Eschern-Baum,
  • Maßholder,
 
 
  • Sycomorus,
Ruell.
 
  • wilde Feigen;
 
 
  • oder gelb und krauß, und wird Opulus montanus
Lugd.
  genennet.  
  Der Feld- oder kleine Ahorn heißet Opulus
 
  • Campestris
Gesn.
 
  • Carpinus
Lugd.
 
  • Rambolinus
Cord.
  Es ist ein hochstämmiger, das ist, ein hoher, grosser und schöner Baum, in dem Umfange so groß als eine Linde Plinius
  dessen Äste sich weit herum ausbreiten, und einen angenehmen Schatten machen, daher er auch durch gehörigen Fleiß gleich denen Linden kan zugerichtet werden, daß man auf demselben, wie auf einem Saale bleiben kan.  
  Um deswillen ist er bey den Römern sehr hoch gehalten, in die Höfe, an die Häuser, in Lust-Gänge versetzet, ja gantze Wäldlein davon gepflantzet worden. Und es haben sich Leute gefunden, die sein Wachsthum zu befördern, ihn mit Wein begossen.  
  Dieser Baum wächset eigentlich in Asien, von dannen er in Griechenland, und so ferner überbracht worden. Anjetzo findet man ihn durch gantz Teutschland, in Wäldern und Höltzern, gleich andern wilden Bäumen, unter welchen er aber nur eintzeln wächst; ja wegen seines angenehmen Schattens sucht man ihn auch in den Gärten zu unterhalten.  
  Seine Blätter sind groß, breit, eckigt und dem Wein- oder Arls-Beer-Blat nicht unähnlich, jedoch weit spitziger, in fünff Theile zerschnitten, sehen oben her schwartz grün, unten weißgrau, auf beyden Seiten wollicht, aber nicht rauch, sind dichte, und eines bittern und anziehenden Geschmacks: sie hangen an dünnen, langen und röthlichen Stielen, welche länger, als wie die am Wein-Laube sind.  
  Die Blüten sitzen als wie Träublein an einem langen Stiele, sehen graßgrün und weißlicht. Aus einem jeden Blumen-Kelche erhebet sich ein Stielgen, daraus wird eine länglichte, geflügelte Frucht, welche rund, klein, schuppig, rauch, und wie mit einer Wolle überzogen ist, daran die beyden Flügel gerad ausgebreitet stehen, und ihrer viel an einem langen Stiele bey einander hangen, und bestehen aus zwey oder drey Fächlein, mit zweyen zarten Häutlein, als wie Flügel überzogen: in jedem steckt ein ovales und schier rundes Saamen-Korn, das ist hart und weißlicht, so groß als wie ein Pommerantzen-Kern, unangenehm vom Geschmack.  
  Er wird im Herbst-Monath reif, und hangen allemahl zwo Beeren, zwischen zwey Flügeln zusammen, die aber, wenn sie fortfliegen, sich von einander geben, und ein jeder Kern einen Flügel behält, der im Fallen sich in die Höhe richtet, und macht, daß der Kern unten bleibet, und desto eher die Erde ergreiffen kan.  
  Die Rinde dieses Baums ist gelb und weißlicht, glatt und sauber und lässet sich nicht wohl biegen: Er hat wenig Wurtzeln, welche in die Höhe fladdern, krauß, dünn und weich sind.  
  Er wächst schnell, sonderlich auf ebenen Erdreich in luckerer und feuchter Erde, an Hügeln und Dämmen. Wenn er in guten Lande oder an einem Wasser stehet, wird er desto schöner und gewächsiger. In dicken Wäldern, wo er unter andern Bäumen stehet, wirft er nicht viel Äste, sondern wächst gerade in die Höhe, und erlangt einen schönen Schaft.  
  Seine Vortrefflichkeit zeiget sich besonders an dem Holtze, welches hart, Kreidenweiß, und zuweilen einen schönen Flaser führt, der mit Verwunderung anzusehen, und von einigen der Pfauen-Schwantz genennet wird. Es dienet aber nicht an die Luft und an die Nässe, weil es daselbst bald faulet, sondern nur im Hause zu Haus-Geräthe, und Tafel-Werck; man hat vor Zeiten schon schöne Bildnisse und herrliche Tische davon gemacht, welche fast eben in so grossen Werthe, als  
  {Sp. 291|S. 186}  
  die von Citronen-Baum-Holtze, gehalten, und dahero Mensae acernae genannt worden, wie Horatius bezeuget: Hic ubi sublatis puer alte cinctus acernam Gausape purpureo mensam pertersit. Siehe auch
  • Plinium
  • und Martial. …
  • Virgil. 2. Aen. …
  • Ovid. l. amor. …
  Man macht auch den Pferden von diesem Holtze Joche, besonders von der Art Ahorn-Bäume, welche Carynus und Zygia genant wird. Das Laub dienet zur Futterung des Viehes, vornemlich aber zum Unterstreuen, weil es leicht faulet und einen guten Dünger giebet.  
  Der Baum ist leicht fortzupflantzen durch den Saamen und durch die Ausläuffer.  
  Es findet sich noch eine Art des Ahorn-Baums bey uns, so eigentlich Maßerlein heisset, dem Ahorn-Baum an Laub und Saamen gleich, nur daß beydes etwas kleiner ist. Sein Holtz ist gleicher Art, aber der Stamm wächst langsam und nicht hoch, sondern bleibt krumm und höckerig, daher er mehr ein Strauch als ein Baum zu nennen, und gern zu Hecken gepflantzet wird.  
  Es werden sonsten die äussersten Gipfel, von den Ahorn-Baum-Zweigen von vielen nicht nur in dem Scharbock, sondern auch in der lauffenden Gicht als ein ungemeines Hülfs-Mittel gepriesen. St. Blancard. de Arthritid. vaga. …
  Im Frühlinge geben diese Bäume einen Saft oder Wasser von sich, wenn man in den Stamm hauet oder bohret, welches etliche an statt des Bircken-Wassers gebrauchen.  
  In Canada läuft ein süßer Saft aus dem Ahorn- Baume; welcher, wann er gesammlet und abgerauchet wird, einen grauen Zucker hinterlässet, der wie der ordinaire Zucker schmeckt. Etliche nennen ihn Manne d'Erable, Ahorn-Manna, da es doch vielmehr eine Gattung Zuckers ist.  
  Die Rinde von diesem Baume in Eßig gesotten, und denselben im Munde gehalten, stillet das Zahn-Weh. Die Rinde in Wasser oder Wein gesotten, und sich damit gewaschen, ist gut für den Grind, denn sie trocknet, saubert, reiniget und heilet. Die jungen zarten Blätter mit weissen Wein gesotten, und zu den Augen genützet, stillet die Flüsse und derselben Rinnen; es zertheilet auch dieses gesottene Wasser allerley geschwulst, hitzige Beulen, allen Brand vom Feuer oder Kälte entstanden, übergelegt. Die grünen Beeren mit Wein getruncken, helffen wider Schlangen-Bisse.  
     

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Stand: 31. Oktober 2017 © Hans-Walter Pries