Titel: |
Profeßion (Öconomische) |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
29 Sp. 766 |
Jahr: |
1741 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 29 S. 396 |
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Profeßion (Kauffmanns-) |
Folgender Artikel: |
Profeßion (Pathologische) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
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Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Profeßion
(Öconomische) Professio Oeconomiae, Professio
Oeconomicae. |
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Es wäre wohl
gethan, wenn auf allen
Academien ein
Professor der
Öconomie
bestellet
würde, der die Studiosos in dem
vornehmsten,
was zu der
Stadt- und
Landes-Wirthschafft
gereichet,
unterrichtete; und gehöret solches
billig
mit unter die Fehler vieler
Universitäten. |
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Es ist auch kein
Zweiffel, daß wenn an Höfen
diesfalls gehörige
Vorstellung geschähe, man
solche höchstnöthige und dem
gantzen
Lande
ersprießliche Profeßion etabliren würde, wie
schon dergleichen Professores Oeconomiae auf denen
Academien zu Halle, Franckfurt und Rinteln
bestellet sind; Damit man aber erweise, daß es
nicht blos eine leere
Gedancke, so wird aus dem
folgenden erhellen, daß
unterschiedenen
gelehrte
und
berühmte Leute gleiche Gedancken geheeget.
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Morhof
sagt in dem
III
Buche des
III
Theils
seines Polyhistors: |
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„Die Öconomischen Lehren sind bey mir in
solchem Ansehen, so, daß ich davor halte, daß
ein eigner Professor deswegen auf
Universitäten bestellet werden solte.„ |
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Und der berühmte Professor zu Franckfurt
Joh. Christoph Becmann, in dem 10. §. des X Capituls seiner
Politicae Parallelae ... |
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„Bey denen Philosophischen Profeßionen,
damit ich nicht die Fehler derer übrigen
durchgehe, desiderire ich einem Professorem Oeconomicae, welcher die
Studiosos nicht mit etlichen leeren Wörtern abspeisete, sondern in Praxi recht unterrichtete.„ |
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Herr Johann George Döhler
erinnert in seiner
Untersuchung des heut zu Tage überhandnehmenden Geld- und Nahrungs-Mangels, bey dem
siebenden Punct dergleichen mit folgenden
Worten: |
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„Auf Schulen ist schon die vorgefaßte
schädliche Meynung; ein Studirender solle sich
gar auf kein Hauß-Wesen legen, ja einem
Schüler sey es schimpfflich, und am Studiren
verhinderlich, wenn er sich auf das Hauß-Wesen
lege, und solches selbst mit angreiffen soll.„ |
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In allen Schulen wird der Virgilius in Bucolicis und Georgicis getrieben, aber wohl nichts mehr, als die Nomina propria und das
Latein
expliciret, die Scansion der
Verse und die Poetischen Phrases angemercket,
aber die Realia aus den Bucolicis und Georgicis bleiben zurücke. |
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Auf Universitäten wird noch weniger daran
gedacht, ausser daß die Physick und Theile der
Mathe- |
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{Sp. 767|S. 397} |
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matick getrieben werden, die Oeconomica aber
insonderheit gar nicht. Daher kommt es auch,
daß es hernach an Leuten
mangelt, die man zur
Öconomie brauchen kan. Und p. 27. Gleichwie aber aus
Unverstand des Hauß-Wesens viel
Schaden
und Unrath folget; Also würde nicht undienlich
seyn, der Jugend auf denen Schulen und
Universitäten, bey denen Handwerckern, und
selbst bey dem Bauersmann die Öconomie zu
erlernen und zu verbessern. |
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Der
gelehrte
Herr
Cantzler
Ludwig in Halle
spricht in denen Anmerckungen des XV Capitels
seiner Einleitung zu dem Deutschen Müntz-Wesen mitlerer Zeiten: Was
Columella Cap. I. de re rustica sagt: |
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„Daß die Römer so schlechte Hauß-Wirthe
wären, käme daher, weil alle Handwercker,
ausser dieser Wissenschafft, ihre Lehr-Jungen
und Lehr-Meister hätten; solches möchte man
auch noch immer und auf unsern Universitäten
beklagen.„ |
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Der Herr geheimde Rath Thomasius ist, wie
aus dem XVII Capitel seiner Cautelen circa praecognita
jurisprudentiae zu ersehen, hierinne
gleicher Gedancken. |
Ein weit mehrers hiervon
findet man in Anastasii Sinceri Project der Öconomie in Form einer
Wissenschafft, und in des Herrn von Rohr
Haußhaltungs-Bibliotheck. |
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