Titel: |
Carneval |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
5 Sp. 898 |
Jahr: |
1733 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 5 S. 464 |
Vorheriger Artikel: |
Carnet |
Folgender Artikel: |
Carnevale, (Jo. Bapt.) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
Quellenangaben |
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Carneval oder Carnaval, wird
genennet die
Zeit,
welche vor der Faste oder zu nächst vor der sogenannten Ascher-Mittwoche
hergehet, und welche an denen meisten
Orten, mit allerhand Lustbarkeiten zugebracht wird. |
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Unter allen Carnavals ist das zu Venedig am meisten
berühmt. Es
fängt sich solches
ordentlich den andern Weinacht-Feyertag daselbst an (es wäre
denn, daß die Häupter des Consiglio di Dieci vor rathsam fanden, es länger zu
verschieben) an statt daß es anderswo insgemein erst nach denen Heil. 3.
Königen angehet. Alsdenn siehet man überall,
vornemlich
aber auf den S. Marcus-
Platz, eine
unzählige Menge von masquirten
Personen
von beyderley
Geschlecht
und von allerley Gattungen zusammen kommen, welche allerley Possen machen,
oder andern, die solches
thun, wie
auch denen häuffig allda befindlichen Seil-Täntzern, Marionetten- oder
Taschen-
Spielern, Wahrsagern und andern dergleichen Leuten, zusehen. Zu gleicher
Zeit öffnet man an
unterschiedenen Orten Theatra, auf welchen Opern und
Comoedien
vorgestellet
werden. |
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Fast das Vornemste bey diesem Venetianischen Carneval sind die sogenannte
Ridotti, oder die Örter, wo man a la bassette
spielt. Jederman, welcher daselbst mit einer
Masque erscheinet, hat
Freyheit bey solchem
Spiel sein
Geld
zu wagen; allein die Venetianische Nobili haben mit Ausschüssung aller andern
das
Priuilegium zu tailliren oder banco zu halten, wobey sie fast
allezeit den grösten
Gewinn davon tragen.
Man
will
versichern, daß bißweilen bis 30000. Fremde (worunter viel
Fürstliche und andere
Standes-Personen sich ordentlich befinden) das Venetianische
Carneval besuchen. |
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An andern
Catholischen Orten wird gleichfalls das
Carneval, mit Masqueraden, Bällen, Comoedien, Opern, Spiel-Gesellschafften,
Gastereyen und andern dergleichen Ergötzlichkeiten begangen. |
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Zu Ausgange des 17.
Seculi hat man
auch an
unterschiedenen
Protestantischen
Höfen die
Carnevals-Lustbarkeiten aufgebracht. Sonderlich ist das Carneval zu Hannover,
bey Lebzeiten des
Chur-
Fürsten Ernesti Augusti, in grossem Ruff gewesen. |
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Das
Wort
Carneval wird von dem Italiänischen Wort carne, Fleisch, und avallare,
Thalwärts abgehen, hergeleitet, weil nemlich zu solcher
Zeit sich
diejenigen
Tage nähern, da
in der Catholischen Kirche das Fleisch-Essen verboten ist. Eben deswegen ha-
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{Sp. 899|S. 465} |
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ben es einige auf
Lateinisch carne leuamen, oder carnis priuium
genennet, und bey
denen Spaniern heist es aus gleichmäßigen
Ursachen carnes tollendas. |
- S. Didier Ville et Republ. de Venise p. 341.
- Voyage de Misson Lettr. 17.
- Delic. de l' Ital. p. 131.
- du Cange
Glossar.
- Menage.
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