Titel: |
Vergeblich |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
47 Sp. 640 |
Jahr: |
1746 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 47 S. 333 |
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Vergeben, (oder Vergebung) einer Tochter |
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Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen,
Bibel
- ¶: Absatz in der Vorlage vorhanden
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Text |
Quellenangaben |
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Vergeblich, heist dasjenige was zum
menschlichen Wohlseyn nicht das geringste
beyträgt. |
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Und wenn ein Mensch dergleichen dem
andern verspricht; so ist er es zu halten nicht
verbunden.
Z.E. daß man sich
täglich binnen einer
gewissen Zeit so oder so vielmahl reußpern
wolle.
Die
Ursache davon ist diese: Da alle Menschliche
Pflichten auf der Subordination der menschlichen
Glückseeligkeit mit ihren
Mitteln beruhen;
so folgt daraus, daß eine Pflicht, die vergeblich ist, ein sich selbst widersprechender
Begriff und also
ein Unding ist. Allein aus eben dieser Ursache kan
dergleichen Unding auch durch das närrische
Versprechen nicht zu einem
Dinge
noch also zu einer Pflicht werden, und dergleichen Versprechen ist also an sich
selbst null und nichtig. |
Müllers Philosoph.
Wissenschafften III Th. …¶ |
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Hier können wir nicht umhin, den
Verstand
der
Worte, welche
Paulus 1 Cor. XV, 10. von sich
vernehmen lässet, mit wenigen zu berühren. Es
heisset daselbst, nach Luthers Übersetzung:
Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich
gewesen. |
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Diese Dollmetschung Luthers wollen etliche
Päbstliche Lehrer nicht gelten lassen, sondern
geben vor, daß es nach der
wahren Auslegung
muste heissen: Die
Gnade GOttes, welche mit mir
ist; hiermit zuerweisen, daß des
Menschen Wille
mit der Gnade GOttes zugleich seine
Würckung
habe. Allein Paulus
sagt hier nicht, daß die Gnade
GOttes mit ihm
gewürcket habe, sondern, daß sie
nur bey ihm gewesen, und alles
gutes gewürcket
und vollbracht habe; machet also keine
Gemeinschafft zwischen der Würckung der Gnade
GOttes und der seinigen. Es ist zwar andem, daß
Hieronymus diese Worte auf beyderley Weise
angenommen, an einem
Ort, die Gnade GOttes,
welche in mir ist; anderswo die Gnade GOttes,
welche mit mir ist, welches dann endlich wohl
könnte zugelassen werden. |
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Sintemahl ein
Unterscheid zumachen
zwischen der Würckung und der Bekehrung eines
Menschen, da würcket
GOtt durch seinen
Geist
alles in allen; und zwischen der Würckung eines
nunmehro bekehrten Menschen. Denn obwohl von
denselbigen kan gesaget werden, daß die Gnade
GOttes mit ihm würcke, so würcket er doch nicht
mit der Gnade GOttes von ihm selbst, sondern
aus und durch die Gnade GOttes, wie dann
Paulus vorher
spricht: Durch die Gnade GOttes
bin ich, das ich bin. Es war derowegen eine
Gnade; daß er mit der Gnade würckte, gleich als
wolte er sagen: Ich habe mehr gearbeitet, denn
sie alle, und doch hierinnen kan ich mir nichts
selbsten, sondern alles der Gnade GOttes
zuschreiben, weil es ein
Werck ist der Gnade, die
mir gegeben ist, und ich dasselbe in Würckung mit
der Gnade GOttes verrichtet habe. |
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Weil er sich befürchtete, spricht Oecumenius,
es möchten die Wercke ihm selber zugeschrieben
werden, so schreibet er es der Gnade GOttes zu:
Wie er auch Rom. V, 17. 18. spricht: Darum kan
ich mich rühmen, in Christo etc. und dahero
mögen wir wohl mit
Orosio sagen: Du
unbesonnener und einbilderischer Mensch, was
siehest du auf das, wann er sagt mit mir? mercke
wohl, daß er erstlich gesagt hat, nicht ich;
zwischen nicht ich und mit mir kommet |
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{Sp. 641|S. 334} |
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in die Mitte die Gnade GOttes, welche
gewiß
giebt beydes das
Wollen und das
Würcken, um
einen guten Willen zu machen, obschon der
Wille
eines Menschen ist. Derowegen sagt er kühnlich:
mit mir, weil er
sagt,
nicht ich. So würcket nun die
Gnade der Allmacht GOttes in dem Willen des
Menschen, welcher seinen Willen darein ergeben
hat, daß er sich von der Gnade GOttes will
regieren und leiten lassen; und schreibt nicht mit
dem Pharisäer ihm selbst viel zu, sondern mit dem
armen Zöllner alles der Gnade GOttes. |
Weihenm. Spr. Post.
… |
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