| Titel: |
Ungehorsam, oder Trotz |
| Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
| Band: |
49 Sp. 1413 |
| Jahr: |
1746 |
| Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 49 S. 722 |
| Vorheriger Artikel: |
Ungehört vertheilet werden |
| Folgender Artikel: |
Ungehorsam, Lat. Contumacia |
| Siehe auch: |
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| Hinweise: |
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Text |
Quellenangaben |
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Ungehorsam, oder Trotz,
L.
Inobedientia, Contumacia,
Pertinacia, Frantz.
Contumace, heißt überhaupt nichts anders, als das halßstarrige und
wiederspenstige Bezeigen der Untern gegen ihre
Obern, oder da jene dieser ihren
Befehlen die
schuldige und gebührende Folge zu leisten aus blosser
Hartnäckigkeit verweigern. |
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Und geschiehet dergleichen sonderlich |
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| 1) |
von
Unterthanen gegen ihre
Obrigkeit,
wenn solche dieser die ihr schuldigen
Frohn-Dienste oder
Abgaben nicht leisten wollen. Siehe
Unterthanen. |
| 2) |
Von
Kindern gegen ihre
Eltern, durch Entziehung des ihnen schuldigen
Respects. Siehe Ungerathene Kinder. |
| 3) |
Von
Dienstbothen gegen ihre
Herrschafft. Siehe
Gesinde,
im X
Bande, p. 1281. u.ff. und
Knecht, im
XV Bande, p. 1065. u.ff. und |
| 4) |
von denen streitenden Partheyen, wovon besonders in den nachstehenden
Artickel mit mehrerm gehandelt wird. Übrigens besiehe hierbey auch den
Artickel: Hartnäckigkeit, im XII Bande, p.
649. u.ff. |
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Im Biblischen
Verstande
heisset Ungehorsam nach der
Hebräischen Sprache
Meri, welches
Wort insgemein alle Rebellion und Meuterey andeutet, die
Unterthanen sich wieder ihre vorgesetzte
Obrigkeit auflegen, |
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{Sp. 1414} |
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und mit Hindansetzung aller gebührenden Hochachtung nicht thun wollen, was
zu thun befohlen wird, entweder aus Hochmuth, oder aus Ungedult, oder aus
Eigensinn, oder aus einer andern
Ursache,
wie man denn siehet, |
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- daß den Absalom die
Begierde zu herrschen wieder seinen
Vater
aufgebracht,
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2 Sam. XV,
1. u.f. |
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- Seba, ein berühmter heilloser
Mann,
aus blosser Leichtfertigkeit und Haß wieder ihn Aufruhr erreget,
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2 Sam. XX.
1. |
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- und gantze zehen
Stämme der
Kinder Israel sich die schweren Lasten, und vielen
Herren-Gefälle und
Gaben
darzu verführen lassen, daß sie sich ihrem Könige Rehabeam wiedersetzet,
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1 Könige XII, 10. |
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Insonderheit aber kommet es von der Wiederspenstigkeit und Ungehorsam gegen
GOtt für, als wenn das
Volck
Israel |
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- bald ein ungehorsam Volck,
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Esa. XXX,
9. |
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4 Buch Mos. XVII,
10. |
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- bald ein ungehorsames Haus,
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Ezech. II,
5.6. Cap. III, 9. 26. 27. Cap. XII, 2. 3. 9. |
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genennet wird; ingleichen |
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- da Moses von ihnen bald Abschied nehmen wolte, da hieß es: Ich kenne
deinen Ungehorsam und Halsstarrigkeit, siehe, weil ich noch heute mit euch
lebe, seyd ihr ungehorsam gewest wieder den HErrn, wie viel mehr nach meinem
Todte,
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5 B. Mos. XXXI,
27. |
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1 Sam. XV, 23. |
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heisset es, daß Ungehorsam eine Zauberey-Sünde sey. |
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Denn ein ungehorsamer
Mensch ist ein Rebell wieder
GOtt; er verursachet, daß
der gütige GOtt sich in einen grausamen verwandeln, und zur
Straffe greiffen
muß, womit er doch gerne verschonen wolte. Und nicht nur der setzet sich in so
unseligen
Stand, welcher gantz muthwillig und vorsetzlich GOTT entgegen wandeln
und dessen
Willen auf keine Weise vollbringen will; sondern auch der, der in
etlichen Stücken zwar gehorchet, etwas aber vorbey lässet, in
Meynung, das wären
nur Kleinigkeiten, und GOtt würde es so genau damit nicht nehmen. |
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Saul war willig gewesen, auf den Göttlichen
Befehl wieder Amaleck zu ziehen;
und dennoch, weil er nicht alle
Menschen, noch alles Vieh erwürgete, wie es der
Mund des HErrn deutlich haben wolte, sondern er verschonete des Königes und des
besten Viehes, so wurde alles als lauter Ungehorsam und Wiederstreben von
GOtt
angesehen. |
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Solche greuliche Sünde nennet Samuel Zauberey-Sünde, Abgötterey und
Götzendienst; Wobey zu wissen, daß der Ungehorsam nicht eine würckliche Zauberey
und Götzenwesen sey, sondern daß unter diesen Sünden eine so groß und schwer,
als die andere geachtet werden. Denn eine wie die andere vergreiffet sich an dem
ersten Gebote, da man andere
Götter hat, und den wahren GOtt nicht über alle
Dinge
fürchtet,
liebet und vertrauet. |
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Ja der Ungehorsam ist noch ärger, als Zauberey und Götzendienst, weil diese
eigentlich von ihm herrühren. Denn gehorchte der Mensch GOtt und seinem
Worte,
so würde er weder zaubern lernen, noch abgöttisch werden. Und soll ihm unter den
Lastern und Greueln eine Stelle ausgesuchet werden, so gehöret ihm die
allernechste nach dem Unglauben. |
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Ist nun der Ungehorsam eine so schreckliche Übertre- |
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{Sp. 1415|S. 723} |
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tung, so ist leicht zu schliessen, wie groß auch seine
Straffe seyn müsse?
Die Zauberey hat
GOtt |
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- nicht nur zum leiblichen
Tode verdammet,
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- 2 B. Mos. XXII, 18.
- 3 B. Mos. XX, 27;
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- sondern ihnen auch die höllische Verdammnis angekündiget,
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Gal. V,
20. |
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In ihre Rolle gehören auch die Ungehorsamen, und sind mit jenen in gleicher
Schuld und Verdammniß. |
Neumeist. H. Wochen-Arbeit, P. I. p. 271. u.f. |
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