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Dieses wäre nun also dasjenige, was wir von
dem Abnehmen und der Verbesserung der Wälder
haben sagen wollen; nun ist noch übrig, kürtzlich
zu beschreiben, wie man einen Wald ausmessen,
seinen Werth schätzen, und selbigen
eintheilen
soll.¶ |
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Einen Wald auszumeßen.¶ |
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Wenn man einen Wald an der Seite
ausmessen will, so muß man nothwendig auf der
Ecken oder Winckel anfangen, und den Winckel
durch das Gesichte und Instrumentsvisir genau
mercken, wie sich solcher der
Natur nach einem
vorstellet, ob es ein spitziger, gerechter, oder
stumpfer Winckel oder Schmiege sey, wie es die
Werckleute nennen, solches anmercken und von
dem Stande richtig schreiten, wie viele Schritte
man bis an die Ecke oder Winckel bekommen
möge, wohin man gesehen hat, welches man
auch anmercken, und allezeit nach solchem Ziele
ein weisses Papier stecken lassen muß; auf
solchen neuen Winckel oder Schmiege, muß man
das Absehen, so wohl rückwärts, wo man
hergekommen, als dahin, wohin man ferner
verlanget, visiren, und solchen Winckel ebenfalls,
ob es ein scharffer Winckel, ein rechter oder
stumpfer, oder ein schiefer Winckel, anmercken;
gleichergestalt auch solche Länge, wohin man
will, anmercken, und auf diese Art und Weise,
obbeschriebener maßen mit allen vorfallenden
Winckeln oder Schmiegen verfahren, und die
Länge abschreiten; es mag eine grosse Heide,
Wald, Busch, Morast oder Dickigt seyn, auch die
darinnen befindlichen Strassen, Flügel, Wege und
Stege gerade oder krum gehen, so bestehen sie
in nichts anders, als in Winckeln und Längen zu
mercken. |
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Wenn man denn nun haussen im Walde die
gefundenen Winckel beobachtet und die Länge
abgeschritten, so verzeichnet man mit dem
Transporteur nach dem gefundenen Grade die
Winckel auf dem Papier, und schreitet ins kleine
der Länge nach durch den Zirckel die Anzahl der
gehabten Schritte, verzeichnet solches mit blinden
Linien oder Bleystift, nach dem verjüngten
Maasstab richtig aufs Papier, so kan man nicht
fehlen, es muß der Wald auf dem Papier eben
solche Figur vorstellen und sich genau darstellen,
wie er ins grosse gewachsen, haussen zu
befinden ist. |
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Nächst diesen Waldes nachbarlichen
Gräntzen und
Nahmen muß man auch
nothwendig die zwey u. dreyßig Winde, sonderlich
die vier Haupt-Theile, als Morgen, Mittag und
Abend und Mitternacht, durch die Magnet-Nadel
genau anmercken, und alle Specialia bemercken.
Solchergestalt kan einem Forst- |
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{Sp. 1186} |
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Herren eine dergleichen Land-Charte, oder
nach dem verjüngten Maasstabe verfertigeter
Grund-Riß gar sehr nützlich und vorträglich seyn,
wenn er darinnen gleichsam von oben herab der
Nachbaren Gräntze, seine Heyden und Wälder,
Behältnisse, Dickigte und Moräste, die dadurch
befindliche Strassen und Wege, die Nahmen der Örter, alles bekannt und deutlich geschrieben
findet; er kan auch alsdenn die Wälder und deren
Dickigte auf den Wegen oder Flügeln mit dem
Zirckel nach dem verjüngten Maasstabe richtig
abmessen, und wie viel Fuder Zeug, Tücher oder
Netze er zu einem Jagen nöthig habe, und wie
eines oder das andere anzustellen sey, gar leicht
ohne Mühe daraus beurtheilen. |
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Er kan auch ferner auf solchem Risse, die
natürlichen Strassen, Wege, und Stege des
Waldes, ob sie zu Haupt- Stelle- oder
Treibeflügeln tüchtig, oder ob es zu weitläufftig
und er mit dem Zeuge zu stellen auskomme, oder
ob er nothwendig andere neue Flügel an
bequemen Örtern müsse hauen lassen, woher
das Treiben komme, und wohin der
Abjagungsflügel und Laufplatz sich schicken
möchte, nebst andern Dingen mehr, deutlich
ersehen, so zu seiner Nachricht dienlich seyn
würde. |
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Solchergestalt kan er ohne grosse Mühe in
kurtzer Zeit allenthalben der Wege und Stege
recht kundig werden, da er sonsten, wenn er
zumahl der Gelegenheit und Örter noch fremde
und unbekannt wäre, solches in langer Zeit durch
eigene
Erfahrung mit vielfältigen Umlauffen,
sauerer Mühe und Fleiß, erkundigen müste, und
dennoch ohne dieses Mittel nicht sattsam weder
sich selbst, oder seinen Vorgesetzten, noch
seinen Untergebenen vorstellen und zeigen
könnte. |
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Was nun eigentlich die Art und Weise, wie
man verfahren müsse, oder wie solche
Geometrische Einholung oder Ausmessung recht
genau und just müsse vorgenommen werden,
wovon gar wohl und gütlich ein absonderlicher
Geometrischer Tractat, zu beschreiben
höchstnöthig wäre, so dienet kürtzlich zu wissen,
daß die Ingenieurs oder Feldmesser bey der
Geometrie in Beobachtung aller Winckel,
entweder durch ihr mathematisches Instrument,
das Astrolabium genannt, worauf in einem Zirckel
dreyhundert und sechtzig Grad getheilet, durch
das Visir sehen, und bemercken: Nachgehends
auf den Riß ins kleine durch den Transporteur
oder Halbzierckel, welcher in hundert und achtzig
Grad getheilet, also folglich seinen rechten
Winckel mit neuntzig Grad ausweiset, solche
gefundene und bemerckte Grade abtragen: Oder
es bemercken andere jeden Stand oder Winckel
auch nach der Schiffs-Kunst durch den See-Compaß, worauf die zwey und dreyßig Winde
verzeichnet, und vornehmlich die vier Haupt-Theile, als Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht
zu befinden, vermittelst der Magnet-Nadel, als
welche allezeit natürlicher Weise nach Norden,
oder Mitternacht zeiget, wie es ebenfalls in den
Bergwercken die Marckscheider beobachten. |
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Die Längen aber werden durch Ruthen, so in
zehen Schuh, die Schuhe in zehen Zoll, die Zolle
in zehen Gran, die Gran in zehen Scrupel
getheilet werden, von etlichen auch durch
Klafftern oder Ellen gemessen, und solches |
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{Sp. 1187|S. 607} |
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nach dem verjüngten Maasstab, oder kleinern
proportionirten Länge, auf dem Papier durch den
Zirckel abgetragen, wie es sonstem an andern
Orten theoretisch und practisch deutlich
vorgestellet worden. |
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Und weil zu besorgen, es möchte einer sich
so wohl in die Grade des Astrolabii und behörigen
Transporteurs verirren, oder durch den See-Paß
in die vielfältigen fremden Nahmen der zwey und
dreyßig Winde verwickeln, auch wohl in den
Ruthen, Schuhen, Zollen, Gran oder Scrupeln sich
verirren, mithin verdrüßlich werden, und diß
Werck
liegen lassen; als hat man hier eine gantz leichte und deutliche bequeme Manier
melden wollen: |
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Nehmlich man stecket einen Stock in den Winckel recht perpendiculariter
feste ein, und auf solchen hat man ein recht viereckigt klein Bretlein, so im
Centro durch ein Linial fest angenagelt ist, unter solches Linial klebet man mit
Wachs ein weiß Papier, dichte an den Mittelpunct, und visiret oder siehet durch
die über dem Mittelpuncte gehende Linie nach dem Linial in der Ferne vorgesetzte
zwey Ziele. |
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Wenn man nun beyde Ziele bemercket, wie
der Winckel gewesen, so bemercket man solches
Papier mit dem gefundenen Winckel No. 1. oder
dem Buchstaben A welches beliebig ist, und hebet
dieses Papier auf, kommt man auf den andern
Stand, Winckel, oder Ecke, so zeichnet man auf
ein rein Papier, und bemercket ebenfalls den
Winckel, zeichnet solches mit dem Buchstaben B.
oder No. 2. und auf solche Art verfähret man mit
allen Winckeln, welche Papiere oder gefundene
Winckel man beym Abtragen auf den Riß, nach
ihren Nummern deutlich durchstechen und
verzeichnen kan, wie es hierinnen die Übung am
besten lehret. Die Längen, Weiten oder Distantzen
von einem Stande zum andern werden am
füglichsten durch Schritte abgemessen, und nach
dem verjüngten Maasstabe, oder kleinern Länge,
mit den Zirckel abgetragen. |
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Und dieses ist unseres Erachtens die
geschwindeste Methode, alle vorfallende Winckel
und Längen zu bemercken, auszumessen, und
auf den Riß abzutragen. |
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Was aber die Planimetriam oder Oberflächen
der Wälder, Continenten, Innhalt und Quadrat-
Maßes Calculirung betrifft, wie viel solcher Platz
oder Area Innhalt habe, ingleichen die richtige
Theilung derselben, wollen wir hier, weil es zu
weitläufftig fallen würde, mit allem Fleiß
übergehen.¶ |
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Den Werth eines Waldes zu schätzen.¶ |
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Da wir nun gewiesen haben, wie man die
Wälder Geometrisch ausmessen, einholen, und
solche nach dem verjüngten Maasstabe auf die
Mappa oder Papier in Riß bringen kan: So möchte
die Frage vorfallen, was denn eigentlich der
eingeholte Wald gründlich in der That werth sey,
und wie solcher zu taxiren, zu
verkauffen, Erbe
daraus zu machen, Leibgedinge darauf zu
verschreiben, zu vertauschen,
Onera darauf zu
legen, zu kauffen, an sich zu handeln, der rechte
eigentliche Preiß zu erfahren. |
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Hier muß man aber alle diejenigen nöthigen
Geometrischen Aufgaben oder Propositiones,
oder Handgriffe, welche mit dem Zirckel zu
machen,
verstehen, und diesen wohl zu |
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{Sp. 1188} |
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regieren wissen, als eine Perpendicular
mitten auf der Basin oder am Ende zu fällen, eine
Diagonal-Linie in einem Quadrat von einem Eck
zum andern zu ziehen, eine Parallel-Linie,
ingleichen Triangel und Quadrat, und so fort, bis
auf zwölff Eck in einen Zirckel zu formiren, und
dergleichen mehr, deren die Geometristen sechs
und dreyßig an der Zahl rechnen. |
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Ferner muß er auch des Rechnens einiger
massen erfahren seyn, wenigstens die sechs
gewöhnlichen Species der Rechen-Kunst
verstehen, als: Die Addition, Subtraction,
Multiplication, Division, Regul de Tri, und die
Auszühung der Wurtzel, damit um desto leichter
die
Sache in gründlichem
Verstande erwogen und
begriffen werden könne. |
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Was nun die vorgenommene Ausrechnung
der Continenten, Oberflächen, oder des Innhaltes
eines Waldes betrifft, welches die Geometristen
Planimetriam heissen, so geschiehet solche
folgender
Gestalt: Nehmlich, hat man den Wald
oder Aream, den
Grund und Boden in seiner
Oberfläche nach dem verjüngten Maasstab auf
den Riß gebracht, es stelle sich nur die Figur des
Waldes so ungleich vor, als sie wolle, so ziehet
man eine Diagonal-Linie von einer Ecke zur
andern, daß man aus allen viereckigten Figuren
lauter Triangel habe, nehme solche Triangel einen
jeden nach seiner besondern Größe vor sich, und
fälle aus dem kurtzen Winckel ein Perpendicular
auf der Basi, messe die Basin, wie viel Ruthen,
wie auch der Perpendicular ihr Quantum; alsdenn
setze man die Summa von der Basi und
multiplicire mit der halben Perpendicular, so
bringet das Facit richtig heraus, wie viel Quadrat-Ruthen dieser triangelte
Platz Innhalt habe; hat man aber ein regulair Quadrat vor sich, so
setzet man das Quantum der Basis, und
multipliciret es mit der Perpendicular, so bekommt
man das Quantum des Quadrats. |
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Wie man nun mit diesen verfähret, so muß
man es mit den andern Triangeln gleichergestalt
machen; letztlich muß man aller Triangel Facit
summiren, so wird des Waldes wahrer und
eigentlicher Innhalt herauskommen. |
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Nun ist notorisch, daß bey den Geometristen
jederzeit eines
Acker
Landes Innhalt dreyhundert
Quadrat-Ruthen habe, welche man um solche
deutlicher zu begreiffen, nicht besser vergleichen
kan, als mit den viereckigten Feldern auf einem
Bretspiele, so schwartz und weiß eingetheilet sind,
und in der Summa ein Quantum austragen; eben
auf diese Art muß ein Acker Landes diese drey
hundert Quadrat-Ruthen Innhalt haben, er mag
nun seyn, rund, drey- oder viereckigt, gleicher
oder ungleicher Figur, und also hat man auf diese
Art den eigentlichen Innhalt des Waldes. |
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Bestehet nun solcher in einerley
Erdboden,
einerley
Art Bäumen, einerley Wachsthume und
dergleichen, so nimmt man einen Platz vor sich,
etwan am Rande des Waldes, wo ein Schlag oder
Gehäue zu machen nicht
schädlich, und läst
daselbst etwan einen halben Acker oder weniger
Holtz wegschlagen, zu Klafftern setzen, nach
Land üblichen Preiß, wie viel daraus Klafftern
worden, zu
Gelde taxiren; wie viel nun ein Acker
genutzet, ebenso viel trägt der gantze Wald, so
viel er Acker in sich hält. |
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{Sp. 1189|S. 608} |
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Wobey aber zu unterscheiden, daß an den
Örtern, wo hin und wieder magerer sandigter
Grund und Boden, folglich kurtz gewachsene
verbutte Bäume sind, so nicht viel herausgeben,
das Quantum zu mindern; dergleichen auch an
solchen Orten zu thun, wo die Vorfahren zu viel
Bäume umgehauen, und wenig oder gar kein
Wiederwachs zu vermuthen; nicht weniger sind
auszunehmen die grossen Blößen, Moräste ohne
Holtz, breite doppelte Fuhrstrassen, gangbare
Wiesen und Äcker, so in dem Walde befindlich,
Letztlich ist auch zu beurtheilen, die Art des
Holtzes, denn im schwartzen feuchten Boden,
wächset das ebsene, erlene, Äspen- und Eschen-
Holtz nach dem Hiebe in kurtzer Zeit geschwinder
zum Gebrauch wieder auf, als das tännene,
fichtene und kieferne: und dieses doch noch eher
als das harte, eichene und buchene. |
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Was nun diese letztere, als eichene und
buchene Masthölzer, zu taxiren, eigentlich betrifft,
solches muß aus der alten abgelebten erfahrnen
Einwohner wahren
eydlichen Aussage, wie viel
bey guter Mast, auch zuweilen, da es nur
Sprengmast gewesen, durch Schweinhüten und
Eichel-Lesen vor diesem genützet worden? Ob
auch nach dem die Bohlenschneider und
Staffhauer oder Böttiger eine Menge Eichen
heraus gehauen? Nach diesen und dergleichen
Umständen muß das Quantum der Mast taxiret,
und zu dem andern Holtze, als ein Interesse, wie
es sich nutzet, gerechnet werden, so wird man
den Innhalt des gantzen Waldes, was er recht
eigentlich werth sey, gründlich begriffen.¶ |
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Einen Wald einzutheilen.¶ |
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Solte nun aber dieser Wald in Erbschafft
getheilet werden, welches die Geometristen nach
ihren Terminis die Geodäsiam, oder die
Landtheilung heissen, so muß derselbe vorhero
durch die Planimetrie eingeholet und
ausgerechnet, so denn, woferne anders nicht
gewisse Dorfgräntzen durch den Wald gehen,
wornach sich zu richten wäre, oder die Erben sich
sonst gewisser massen nicht vergleichen könnten,
nach der vorhabenden Figur so viel, als möglich
vor
Recht und Gütigkeit die Scheine oder
Gräntze
der Erbtheile abgezeichnet werden. |
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Es haben zwar die Geometristen hierinnen
eine weitläufftige
Unterweisung der Triangel und
Quadraten auch anderer Figuren durch die
Rechenkunst eine Gräntze zu treffen; weil aber
solches hier zu weitläufftig und
verdrüßlich fallen
möchte, das vielfältige schwere Rechnen, Regul
de Tri und dergleichen anzuführen, es auch selten
und niemahls bräuchlich, einen Wald also erblich
in viel Theile zu vertheilen, so hat man dieses
billig mit Fleiß hier übergehen wollen; es muß also
hierbey der Augenschein das beste thun. |
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Und da man nun vorgeschriebener massen,
wie gemeldet, solcher Heyden und Wälder
geometrisch in einem richtigen Grundriss
verzeichnet, oder eingeholet, und nach dem
verjüngten Maasstabe auf dem Papier
abgetragen, wird man sonder Zweifel nicht allein
die Dickigte, Moräste oder Behältnisse, sondern
auch die Fuhrstrassen, Wege und Stege, auch
alle vorfallende Gelegenheiten darinnen ersehen
und dabey beobachten können, von welchen |
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{Sp. 1190} |
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Feldern und an welcher Seite das meiste
Wildprät seinen Wechsel halte, oder Abends und
Morgens das Gräß zu suchen pflege, wo es
hierauf, gemeiniglich des Tages über, sein
Behältniß, Lager und Stand zu nehmen pflege,
und so es darinnen verstöhret, wohin es so denn
seine Flucht nehmen würde. Solche und
dergleichen merckwürdige Beobachtungen müste
man sich auf ermeldetem Grundrisse anmercken.
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Aus was vor einer vorfallenden Gegend
einem aber der eingeholte und ins kleine
verzeichnete Waldriß mit seinen Zubehörungen
vor eine Figur,
Form und Gestalt zeiget und
darstellet, und wohin man mit der
Zeit gedächte
den nöthigen Lauf-Platz zu ordnen, muß man
vornehmlich hierauf Achtung geben, und seinen
Zweck gantz darauf einrichten, daß vor allen
Dingen daselbst die behörigen Dickigten oder
Behältnisse, ingleichen auch die Quellwasser
vorhanden seyn, wobey der Lauf, nach
Gelegenheit des Wildpräts Wechsel und Windes
Vermerckung, auf einem freyen Platze, Wiesen
oder Leddigen heraus komme, auch wo die zur
Jagd begierige Herrschafft ihr Nacht-Quartier nicht
zu weit davon haben könne, mithin muß man
daselbst den Anfang zu solcher Abtheilung, der
hierzu sehr vortheilhaftigen Beflügelung solcher
Heyden und Wäldern vornehmen. |
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Nun ist ja jederman bekannt, daß die
Natur
ermeldeten Laufplatz Quellwasser und Dickigten
nicht nach unserer Einbildung, sondern nach ihren
eigenen Gutbefinden, Grund und Bodens
Gelegenheit, freywillig hat wachsen lassen; zu
dem gehen ja die meisten Fuhrstrassen, Wege
und Stege krumm, rund, hin und wieder gantz
ungleich, wie man aus dem gefundenen Abrisse
klar ersehen kan. Daferne man nun solte nach
solchen Strassen oder Wegen dem Gleisse nach
mit dem Jagdgezeuge, Tüchern- oder Garnen,
selbige so hinstellen und abführen lassen, so
würde ohne Zweifel noch einmahl so viel Zeug
hierzu erfordert werden. Wie man nun auf dem
Papiere oder gemachten Abrisse das Concept
nach Gutbefinden und Gelegenheit gemachet hat,
und auf was Art und Weise man sich resolviret,
nach der Figur des Waldes, die Hauptflügel,
ingleichen die Treibeflügel, wie auch die Stellflügel
zu ordnen, und nach dem Risse solche Linien, so
auf die Strassen treffen, zum
Vortheil dienen; so
kan man sich als denn leichte helffen, und zu
besserer Übung an dem Orte, wie man es in
seinem Concepte haben wollen, anfangen. |
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Wie nun draußen an dem Walde der Compaß
oder die Magnet-Nadel anfänglich zeiget, mit
solchem muß man unverrückt die Linie oder den
verlangten Flügel anfänglich durch wenige
Flecken verzeichnen lassen, bis man richtig auf
begehrten Ort durchgekommen, alsdenn kan man
nach und nach, daferne man gefehlet, durch
Anschalmen oder Laschen deutlicher bemercken,
und wenn alles verlangeter massen richtig,
endlich die nöthigen
Zeichen an starcke Bäume
schlagen lassen, nehmlich auf die Treibeflügel,
gebräuchliche Ziffern oder Zahlen, und auf die
Stellflügel, gebührliche Buchstaben, und werden
dieselben, so sie verzeichnet, ausgehauen, und
mit hellrother Ölfarbe angestrichen. Wenn es aber
nach etlichen Jahren mit Hartz verlauffen oder die
Rinde überwachsen, so wird es verneuret, |
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{Sp. 1191|S. 609} |
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solche Flügel von Windfällen und
verwachsenen Sträuchern geräumet, und
ebenfalls, zum Nutzen verbrauchet. |
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Hierbey ist auch zu mercken, daß, wo es
leichte Holtz und die Bäume eintzeln und weit von
einander stehen, auch solche Treibeflügel viel
weitläuftiger kommen, als wo es grosse Dickigten
und dick verwachsenen Behältnisse giebet, da
kommen die Flügel schon viel enger, wenn das
Treibevolck alda schon dicker in einander zu
stehen kommt, welches alles sich nicht sogar
eigentlich erzwingen lässet, sondern
hauptsächlich auf die gründliche Übung
ankommt. |
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Wie denn ein Jäger nicht allezeit bey
Beflügelung der Wälder mit Stellen des Gezeuges
sich nach den ordentlichen Flügeln richten kan,
sondern es muß derselbe sein Absehen
vornehmlich mit auf das Wildprät haben, was für
Art desselben, wie, wo und wieviel darinnen
befindlich, oder wo es hinaus lauffen möchte,
denn daselbst muß er nach Gelegenheit solche
alte Wege zu stellen aussuchen, damit er sich
nicht aufhalten dürffe; und können dahero die
Weise- oder Seitenflügel zum Abjagen niemahls
eher gemachet werden, als bis man das Wildpräth
zusammen hat, alsdenn kan man von der Seiten
antreiben, und die Wildpräts-Kammer, als die
beyden weisse Flügel und Rundirung, verfertigen
lassen, weil das Wildprät sehr verhinderlich, und
man dahero mit dem Lauf- und Abjagen, wo man
es anbringen kan, nach dem Wildprät sich richten
muß; es wäre denn Sache, daß eine grosse
Heyde an einem bequemen Orte mit einem
Abjagungsflügel beständig versehen, und
geordnet, und daß man einmahl wie das andere
einen Ort bejagen könnte, so hätte man allezeit
fertige Flügel beständig. Es pfleget aber das
Dickigt in der Kammer auszuwachsen, daß es mit
der Zeit schwach, lang und durchsichtig, also
hierzu untauglich wird, welches man nothwendig
beobachten muß.¶ |
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Wie ein Wald in den Plans gezeichnet werde,
weiset Johann Rudolph Fäsch in seinem Ingenieur
und Artillerie-Lexico, Tab. VII. |
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Bey Käsmarck ist ein schönes Lustwäldlein,
welches Stockau heisset, und aus lauter
Kienbäumen von einerley Höhe bestehet, so, daß
man viele überredet, als werde das Wäldlein
jährlich beschnitten. |
Breßlauer Naturgeschichte,
Vers. XXVII. p. 23. |
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