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Quellenangaben
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Feinde der Wissenschafften.
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Unter die Feinde der Wissenschafften sind,
vornehmlich zu unsern Zeiten, die
so genannten Pietisten
gezehlet worden. Die Beschuldigung, man hielte nichts von
menschlichen
Wissenschafften, besonders in der
Philosophie, brachte man gleich beym
Anfange
der neuesten Pietistischen Streitigkeiten vor. Denn in dem Leipziger Bedencken
der Theologischen Facultät war p. 13 dieses der erste Punct, den man wider die
so genannten Pietisten denunciren
wolte, es werde unvermerckt eine solche
Barbarey eingeführet, daß in
kurtzer Zeit niemand seyn dörffte, der einigen
Widersachern und Feinden der
Evangelischen
Wahrheit könne gewachsen seyn. Denn
die
freyen Künste und Wissenschafften auf
Schulen und
Academien würden |
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{Sp.1462} |
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niedergeschlagen, daher das
gründliche
Studiren in allen
Theilen verachtet,
alle
Academische
Ubungen und insonderheit das
Disputiren, verkleinert, und bloß
daß einige Bibel-Lesen, und das zwar nur zum heiligen
Leben sich zu erbauen,
recommendiret. |
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Herr D. Carpzov brachte das auch noch in seinem
Pfingst-Programmate 1691 an, man lehre, daß alle
Philosophische Wissenschafften
nur um deswegen gelehret und gelernet würden, daß man sie wieder vergesse, und
die Academischen
Disputationen brächten der Ubung in der Gottseligkeit großen
Schaden, und wären dahero zu vermeiden. |
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Die bekannte Beschreibung des Unfugs satzte p. 29
das auch mit unter die so genannten Pietistischen Lehren, daß man die
Philosophie abschaffen, das Academische Disputiren einstellen, und davor die
mystische Theologie einführen müßte. |
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So ist man nachgehends in allen andern
Schrifften,
die man wider
Spenern und andere, so man vor Pietisten
gehalten, herausgegeben, fortgefahren, daß man die Verachtung der
menschlichen
Wissenschafften, besonders der Philosophie, als was Eigenthümliches dieser
Leute, und als einen Character derselbigen angesehen, |
wie aus Schelwigs
Synopsi p. 346 u.ff. aus Löschers vollständigen
Timotheo Verino, P. I. cap. 10, §. 36, und andern dergleichen
Büchern mehr
erhellet. |
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Daß hierinnen einige der
Sache zu viel gethan, und von den menschlichen
Wissenschafften, absonderlich von der
Philosophie, verächtlich
gesprochen, auch
selbige wohl gar vor
schädlich ausgegeben, nachdem sie wohl
erkannt, was sich
deßfalls vor ein schändlicher Misbrauch zum großen
Nachtheil des wahren
Christenthums eingeschlichen; selbigen aber von dem wahren Gebrauch nicht zu
unterscheiden gewußt, und also die Sache an sich selbst verworffen, kan nicht
geläugnet werden. |
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Es ist aber auch wahr, daß man in den deßfalls angestellten Beschuldigungen
der
Sache bisweilen zu viel gethan, wenn man schlechthin vorgegeben, man hielte
nichts von der
Philosophie; es thäten dieses alle ohne Unterscheid, die man
unter dem
Nahmen der Pietisten zusammen fasset. Denn was den seligen
Spener betrifft, auf den doch in allen diesen
Dingen das Vornehmste
ankommen soll, so kan man mit
Grund der
Wahrheit nicht
sagen, daß er die
Philosophie schlechterdings verworffen, davon seine hierüber gethane Erklärungen
ein gantz anders ausweisen, deren Stellen man insgemein mit Fleiß übergehet und
verschweiget. Denn in der gründlichen Beantwortung des Unfugs,
p. 98,
schreibt er: |
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„Ich halte die Philosophie und
alle deroselben Disciplinen vor eine gute Gabe GOttes, zu Ehren und Dienste des
Schöpffers zu behalten und anzuwenden sey; daher auch dieselbigen in rechter
Ordnung der Theologie einige nützliche Dienste leisten können, und deswegen,
welche mehr Zeit auf ihre Studia zu wenden, Zeit und Mittel haben, billig auch
an dieselbe etwas wenden.„ |
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In der Vorrede über Dannhauers Tabulas Hodosophicas
macht er ausdrücklich einen Unterscheid unter der Sectirerischen u.
Eclectis. Philosophie, rühmt die letztere, |
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{Sp. 1463|S. 745} |
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als eine gute Gabe
GOttes, die man in der Theologie mit gutem
Nutzen brauchen
könnte, und daher nicht solte verachtet werden; gleichwohl war man in der
Beschreibung des Unfugs so
unverschämt gewesen, und hatte sich
zum
Beweis, daß
Spener nichts von der
Philosophie halte, auf
diese Vorrede beruffen. So machts auch Schelwig in
Supplemento p. 194, welcher um seine Beschuldigung, daß er die Philosophie
verachtet habe, zu rechtfertigen, sich auf folgende Stelle beruffet: |
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„Ich achte das Studium
philosophicum in der Theologie sehr vorträglich, wo wir die rechte Philosophie,
wie sie seyn solte, hätten. Ob aber diejenige Philosophie, welche heut zu Tag
fast meistens auf unsern Schulen getrieben wird, und großentheils vielmehr
Aristotelis Meynung; als die rechte Vernunffts-Wahrheit in sich fasset, zu
solchen Zweck zuträglich sey, möchten etwa nach fleißiger Erwegung, noch
ziemliche Ursachen zu zweifeln seyn.„ |
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Wer sieht aber nicht, daß
Spener in der
That einen bessern
Begriff und Geschmack von der
Philosophie gehabt, als Schelwig?
Er ziehet die Eclectische Philosophie der Sectirerischen vor, woraus
Schelwig den
Schluß macht, er verachte die Philosophie, folglich muß
Schelwig die Sectirerische Philosophie vor die eigentliche und
wahre halten, worinnen ihm wenigstens heut zu Tage kein
Mensch
beystimmen wird. Wie Spener eine große Penetration und Einsicht
hatte; also
erkannte er auch das Verderben der
Academien in den Philosophischen
Studien, da man noch mit dem Aristotele philosophirte,
Collegia
Pansophica hielte, Metaphysische Grillen vortruge. |
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Wir wollen noch eine Stelle von demselbigen dieser
Sache wegen beysetzen. Im
Jahr 1678, da man noch nicht an die Eclectische Art zu philosophiren gedacht,
schrieb er an Brecklingen unter andern folgendes: |
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„Von den jetzigen studiis
philosophicis kan ich zwar, wie sie würcklich, sonderlich aus dem
Aristotele getrieben werden, nicht so gar großen Nutzen versprechen; aber wo sie
besser eingerichtet würden, solten sie auch eine herrliche Beförderung des Guten
geben, da wir in den Fußtapffen GOttes, den Creaturen erkennen, wer der Herr
sey, der solche eingedruckt.„ |
Und diesen Brief hat man in die fortgesetzte Sammlung von Alten und
Neuen Theologischen Sachen 1728. p. 364 eingeruckt; es ist
aber dabey zu mercken, daß man ihn daselbst ex autographo abdrucken
lassen, da er doch schon völlig in des seligen
Speners
Theologischen Bedencken P. I. cap. 2. p. 582 u.ff. stehet. |
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Außer Spenern haben auch andere eben so von den
Philosophischen Wissenschafften geurtheilet, da sie zwar die unnützen
Aristotelischen und Scholastischen Grillen in derselbigen; aber nicht die
Philosophie an sich selbst verworffen: sich über den Misbrauch derselbigen
beschweret, aber damit ihren wahren Gebrauch nicht aufgehoben; eine nöthige
Klugheit
in Erlernung derselbigen, wie viel Zeit und Mühe nach eines jeden
studirenden
Umständen darauf zu wenden angerathen; aber nicht verlangt, daß man sich darum
gar nicht bekümmern soll. Also muß man nicht gleich den
Schluß |
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{Sp. 1464} |
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machen, daß, wenn man etwas an einer
Sache tadele, man damit die Sache an
sich selbst verwerfflich mache. |
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Vorher ist angeführet worden, wie
Herr D. Carpzov in dem
Pfingst-Programmate ebenfalls denjenigen, die man schon damahls mit dem
Nahmen
Pietisten beleget, Schuld gegeben, sie wolten die
Philosophie abgeschafft
wissen; worauf aber der Professor Francke in der abgenöthigten
Fürstellung p. 13 erinnert, er habe ja selbst öffentlich genung de
methodo philosophandi gelesen, und wider seine damahligen Discourse von dem
heut zu Tage überhand nehmenden großen Misbrauch der Philosophie hätte nichts
können aufgebracht werden. |
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D. Lange hat nicht weniger durch seine
Schrifften
erwiesen, daß er kein Feind der Philosophie an sich selbst sey, |
wobey noch zu lesen, was er in der Erläuterung der neuesten
Historie p. 456 wider D.
Löschern angemercket hat. |
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Wie sie die
Philosophie überhaupt verwerffen sollen; also giebt man ihnen
insonderheit Schuld, sie wolten die Philosophischen Terminos in der Theologie
nicht leiden; mit welchem Punct sichs aber eben so, wie mit dem vorigen,
verhält. Man unterscheide die
Sache selbst von der Art und Weise, wie man damit
umgeht, und bey der letztern sehe man, welches der wahre, und welches der
falsche Gebrauch derselbigen sey. Es hat wohl niemand von unsern Theologen daran
gedacht, daß man aus der Theologie alle Philosophische Terminos schlechterdings
verbannen solte, und bey denen, die man darüber beschuldiget; oder in Verdacht
ziehen will, zeigen ihre eigene
Schrifften das Gegentheil. |
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Wenn aber welche davor gehalten, es wären solche Termini aus der
Philosophie
in der Theologie nicht nöthig, wenn sie sich beklaget, daß man beym Gebrauch
derselbigen bisher der
Sache zu viel gethan, und damit sowohl in Schrifften; als
bey dem mündlichen Vortrage in den
Collegien die Theologie nicht nur schwer und
dunckel gemacht; sondern auch Gelegenheit zu manchen unnützen Dispüten gegeben,
so haben sie wohl nach eines ieden
vernünfftigen
Menschen
Urtheil nichts Unrechtes gethan. Denn die Sache liegt mehr als zu klar an dem
Tage, wie man in den vorigen Zeiten vornehmlich durch den Misbrauch der
Metaphysischen Terminorum die Theologie mager, trocken, schwer und weitläufftig
gemacht, und die
Schrifften, die fast nichts als lauter solche Metaphysische
Wörter und Distinctionen in sich fassen, bezeugen es, daß, wenn man die vorige
Lehrart gegen die heutige hält, nachdem viele Theologen angefangen, die unnützen
und überflüßigen Terminos und Abtheilungen wegzulassen, und die Sachen reeller
und practischer vorzutragen, dadurch in der
That die Theologie viel leichter und
nützlicher gemacht worden. |
Walchs Religions-Streitigkeit. in der Evangel. Lutherischen
Kirche II Theil p. 537 u.ff.¶ |
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