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Nicht weniger geschiehet
mancher Schade, wenn |
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10) |
auf den Schlägen und
Hieben das Grashauen nachläßiger Weise
verstattet wird, weil der junge Wuchs und die
Sommerlatten gar leichtlich mit abgehauen und
verderbet werden kan. |
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Die Nachläßigkeit der
Forstbedienten äussert sich auch dadurch,
wenn |
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11) |
sie bey dem Schlagen der
Höltzer nicht beobachten, daß die Hiebe zuletzt
recht reine gemacht werden. Es ist gewiß, daß die
Höltzer, sonderlich die schwartzen, nicht ohne
Unterscheid wegzuschlagen, sondern man muß
zuerst die besten Nutzhöltzer herausnehmen, und
sie
verkauffen. |
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In dem schwartzen Holtze
ist dem jungen Anwuchse nichts
schädlicher, als
die Zimmerhiebe, wenn die Zulage des Gebäudes
an Ort und Stelle, wo es gehauen worden,
geschiehet. Denn durch das langwierige Hin-und
Wiedergehen der Zimmerleute, sonderlich im
nassen Wetter und weichen
Erdboden, wird das
junge Holtz, oder der in der Erde befindliche
Saame nicht nur zertreten und zernichtet, sondern
es verhindern auch die vielfältig auf dem
Erdboden liegenden Spähne desselben Wuchs
und Anflug, so, daß es unmöglich durchkommen
kan. |
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Wolte man gleich
einwenden, daß nach Verfertigung der Zulagen
die Spähne von den Zimmerleuten weggeräumet
würden, so sind doch noch viele kleine mit dem
Beil gehauene dünne Späne, welche liegen
bleiben, den Erdboden bedeckt halten, und den
Saamen eher nicht in die Höhe lassen, biß sie
verfaulet. Es ist demnach allezeit, wenn es der
Ort
und die Gelegenheit zuläst, dahin zu sehen, daß
das Zimmerholtz, wenn es noch rund ist, mit den
Pferden, bis zu einem unschadhafften Ort hinaus
geschleifft, und die Zulage des Gebäudes
daselbst verfertiget werde. |
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12) |
Das Ausbrechen der
Stöcke ist zwar ein den Forstbedienten von langen
Jahren her gewidmetes Accidens, und ihnen auch
daher, wenn es in seiner Masse bleibet, noch
ferner zu gönnen, weil die Tannen- Fichten- und
Kiefernstöcke ohnedem nicht wieder ausschlagen,
sondern nach und nach ausfaulen; jedoch muß
solches gleich nach Verfertigung der Scheite
geschehen, und nicht erstlich, wenn der junge
Anflug um die Stöcke schon wieder zu sehen ist.
Denn alsdenn brechen sich wohl die Stöcke mit
leichter Mühe aus, es reisset aber die Wurtzel das
junge umstehende Holtz mit heraus, u. der
Stockbrecher macht durch sein vielfältiges
Herumgehen gar viel zuschanden. |
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Es sind diejenigen
Stöcke, von welchen nutzbar Holtz geschlagen,
und die mit dem Eisen bezeichnet worden, bis zur
Räumung des gantzen Ortes nicht auszubrechen,
massen man sonst nicht sehen kan, was
gestohlen oder verkaufft sey. Solchergestalt kan
der Forstbediente, wenn er kein Gewissen hat,
seinen
Herrn gar leicht betrügen. |
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Bey dem harten Holtze
sind durchaus keine Stöcke zu brechen, indem
solche Stöcke wieder ausschlagen. Grosse
Stockschmatzen zu lassen, ist allewege
unverantwortlich, und der
Herrschafft
nachtheilig.
Der Holtzhauer kan sich schon bücken, und den
Baum tieff abhauen; je tieffer es geschicht, je
besser ist es vor die Herrschafft. |
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Ist das nutzbare Holtz
weg- |
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{Sp. 1169|S. 598} |
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13) |
die letzte
Arbeit an die
Köhler, die, weil sie alles gebrauchen können, die
Berge recht rein machen müssen, es geschicht
aber doch öffters nicht, da sie die Brüche liegen
lassen. Und daher kommt es auch, daß die Berge
nicht so bald wieder anflügen, weil die im Wege
liegenden Bruch-Höltzer es verhindern. Der
Saame greifft wohl auch auf den Stöcken und
Steinen zur Erden, allein es gehet desto länger zu,
wenn er gleich auf die Erde fiele, so könnte er
auch bald in die Höhe schiessen, hingegen auf
solche Art muß er, bevor er zur Erden kömmt,
seine meiste Krafft in die Wurtzel gehen lassen,
um bleibt dabey immer ein zartes und sehr kleines
Reisgen. |
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Wie nun die Köhler alles
zu ihrem
Nutzen gebrauchen können, also
handeln sie auch das Holtz gar zu gerne
überhaupt an sich; weil sie aber einen
allzugrossen Profit darinnen suchen, und die
Herrschafft wenig Nutzen davon hat, so ist dieses
eben nicht rathsam, und es ist besser, wo das
Holtz nicht gar zu kröpfigt ist und sich halbwege
spalten läßt, daß man es ihnen Malterweise
überläßt. |
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Die Köhler thun auch
damit grossen Schaden, wenn Sie Reiß holen,
ihre Meuler damit zu decken, denn da pflegen sie,
wo üble Aufsicht ist, in die grünen Berge zu
lauffen, und die Bäume bis in die Gipffel hinein zu
schnitteln, auch wohl von den jungen Bäumgen
das Reiß abzuschneiden. Es ist dieses aber sehr
unrecht, und solte ihnen
billig nicht erlaubet
werden, als nur von dem Holtze, das sie zu ihrer
Arbeit umschlagen, und am Hiebe, woran sie
ligen, das Gras zu nehmen, und zu
gebrauchen. |
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14) |
vor die
Unterthanen
Brennholtz, und vor die
Bedienten Deputatholtz
gemachet werden soll, so pflegen unachtsame
Forst-Bedienten alsobald das grüne und stehende
Holtz zu nehmen, und solches umzuschlagen. Sie
bekümmern sich sodenn wenig darum, ob noch
hier und da Bloch-Giebel, Brüche und eintzelne
dürre Bäume zu finden, welche sie zuvor nehmen,
zu Klaffter- und Malter-Holtz schlagen, und also
bey dem Deputat-Holtze mit fortschaffen solten,
wo aber solches nicht in Acht genommen wird, da
muß viel Holtz verfaulen, und hätte manch grünes
Holtz können gespahret werden. |
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15) |
die Klaffter- und
Malter-Höltzer legen lassen, führen sie offt aus
Nachläßigkeit keine Maase bey sich, daß also in
Ermangelung derselben die Klafftern hoch geleget
werden müssen. Geschicht dieses in grosser
Menge, so solte man nicht meynen, wie viel es in
einer grossen Waldung austräget, und wie viel
einer Herrschafft dadurch abgehen müsse. Wie
denn kein Holtz, es habe
Nahmen wie es wolle,
überhaupt hingegeben werden muß, es sey denn
ein Well- Krippen- oder anderer Baum, der nicht
zerschnitten werden darf, weil man doch nach
dem Augenmaas immer gar leichtlich fehlen kan,
und ein Baum vielfältig verkauft worden, daraus
nachgehends die Leute fünf bis sechs mahl mehr
wieder gelöset. |
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16) |
daß den
armen
Unterthanen zu Nutze wöchentlich an zwey Tagen
in der Wochen erlaubt ist, im Holtze dürre Reisser
und Spähne zu suchen und aufzu- |
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{Sp. 1170} |
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lesen. Wo nun die Jäger
allzu commode sind, und nicht fleißige Aufsicht
über solche Leute haben, oder wohl gar heimliche
Trinckgelder von ihnen nehmen, und hernach
alles geschehen lassen, so entstehet durch dis
Holtzlesen grosser Schaden, indem sie, an statt
des dürren Holtzes, grüne Äste und Bäumgen
abhauen, und öffters einspännige Höltzer mit sich
schleppen. Es ist diesen Leuten nicht mehr als
eine Hacke zu vergönnen, womit sie die alten
Stöcke von einander schlagen können. Um
diesem Übel abzuhelffen, muß man die Übertreter
pfänden, die Pfänder in das
Gerichte auslieffern,
und sie nachgehends scharff
bestraffen. |
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Öffters unterstehen sich
auch die Leute, wenn sie |
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17) |
in die Mehl- Heidel- oder
Erdbeeren gehen, an viel hundert Stämmgen die
Schalen abzuschälen, und davon kleine Körbgen
zu machen, ihre Beere hinein zu sammlen. Wie
nun aber die Bäume gar leicht hievon verdorren,
also muß durch gute Aussicht diesem Übel
gesteuret werden. |
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Zur Abnahme der
Waldungen träget auch gar viel bey, wenn |
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18) |
die Bau-Leute die
Schwellen an den Häusern gar zu tief legen,
daher es denn kömmt, daß solche viel eher
faulen, als sonst, und haben die Forst-Bedienten
öffters nichts anders zu thun, als nur Schwellen-Bäume anzuweisen. Es ist demnach viel besser,
wenn die Unterthanen dahin angehalten werden,
daß sie die Schwellen wenigstens zwey Schuh
hoch legen müssen. |
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19) |
Den Vogelstellern ist
nicht zu gestatten, daß sie zu ihren Fuß-Reisern
und Fallen das grüne Holtz ohne Unterscheid
abschneiden, sondern sie müssen sich nur des
dürren und der Brüche bedienen. Sie sollen auch
nicht auf jungen Schlägen die Sommerlatten und
Spießruthen zu ihren Schweißbügeln
abschneiden, und den jungen Schlag mercklich
dadurch schmälern. |
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20) |
durch die Hirten-Feuer offtmahls auf den Wäldern ein solcher
Brand entstehe, daß hernach fast alles drauf
gehet, hat man schon offt mit
Schaden erfahren,
und ist daher auch, um dergleichen Übel, soviel
als möglich, durch menschliche Vorsichtigkeit
abzuwenden, alle Sorgfalt vorzukehren. |
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21) |
werden auch die wilden
Obst- und Quitschen-Beer-Bäume offt gar sehr
beschädiget, wenn die Leute darnach steigen, und
das Obst sammlen wollen. Wie aber dieses Obst
dem Wildpräth eine gar gute Nahrung, die Bäume
auch gemeiniglich von den Leuten dabey sehr
zerbrochen werden; also ist dieses eine
Sache,
die ohne Schaden nicht gar wohl zugelassen
werden kan. |
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22) |
die Eichel- und Buchmast
geräth, treiben die Beamten und Jäger offt viel
Schweine ein, oder geben unterschiedlichen
Leuten Lesezettel, die ihnen Eicheln und
Bucheckern um die Helffte lesen, und halten
hierinnen kein Maas, die Herrschafft mag
deswegen verordnen, was sie will. |
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23) |
weisen sie nach Belieben
Holtz an, wenn gleich der Wald in
Grund verderbet
werden solte, nur, daß sie ihre Accidentien,
Nachmeß- und Anweise-Gebühren
bekommen. |
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24) |
Die Grentz-Wege werden
durch das brüchige Holtz offt verbrochen, daß
man in der
Grentze nicht mehr fah- |
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{Sp. 1171|S. 599} |
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ren kan, sondern zuweilen
Seiten-Wege in das Holtz gemacht werden. Es
wird hierdurch nicht allein der Herrschafft viel
Holtz zu schanden gefahren, sondern es gehen
auch öffters die Grentz-Wege hierüber verlohren,
und entstehen hieraus unter Herrschafften und
Unterthanen mancherley Zwistigkeiten, wo nicht
ein vorsichtiger Jäger solche verbrochene Grentz-Wege beyzeiten aufschneiden lässet. |
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25) |
Das harte Holtz kan gar
sehr ruiniret werden, wenn man es
unordentlich
abhauet, und die rechte
Zeit im Herbst, und
Frühjahre nicht beobachtet, oder man auch hier
und da Bäume aushauet, wo vieler Unterwuchs
von ein bis zwey Ellen herumstehet, da die
grossen umgeschlagenen Bäume zu hundert
Latten mit umschlagen. Geschiehet nun dieses
nicht an einem, sondern an vielen Orten, so kan
man leicht erachten, daß ein gar grosser Schaden
daraus entstehen müsse. |
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Bisweilen werden auch
aus Nachläßigkeit der Holtzhauer die grösten
Stücken Holtz, so da zum Malterholtz geschlagen
werden könten, zum Afterschlag gebracht, und so
und so viel lange Stöcke mit unter die Wellen
gelegt. Gleichwie es aber sehr ungewiß und
betrüglich ist, wenn man solch Holtz nach der
Grösse einer Welle mit den Augen ausmessen
will, also wächst auch der Herrschafft dieser
Nachtheil zu, daß, wenn das Holtz im Malter
geleget würde, solches mit grösserm
Vortheile
verkaufft werden könnte. |
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Ungetreue Diener
befördern auch darinnen den
Schaden der
Herrschafft, wenn sie ohne Unterscheid und ohne
Ansehen, ob das Holtz wüchsig, oder nicht, oder
ob es noch ins
Geld wachsen könne, solches
wegschlagen und den Schlag so reine machen,
daß man auch einen Wurm darauf könne kriechen
sehen. Allein dis geschiehet des eigenen
Interesse halber, in dem es viel Accidentien
darbey setzt. So gedencken sie auch im
geringsten nicht weder an den Eckerkamm, noch
Fortpflantzung des harten Holtzes, sondern sind
nur bemühet, fein viel
Capitalia in ihren Beutel zu
pflantzen. |
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26) |
durch das häufige
Verdorren öffters gantze Waldungen aussterben,
und verwüstet werden, ist aus der kläglichen
Erfahrung bekannt. |
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Verdorrung der Fichten-
und Kiefer-Wälder¶ |
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hat man vor einigen
Jahren in dem
Churfürstenthum Sachsen mit
Betrübniß wahrgenommen, wie grosse Theile der
Fichten- und Kiefer-Wälder gäntzlich verdorret und
eingetrocknet, das erste Verdorren ereignete sich
in dem beruffenen Tharandischen Walde vom
Jahr 1706. an bis 1713. in grosser Menge, und
wohl an zweymahl hundert tausend
Stämmen,
welches fast alles in den nassen und morastigen
Gegenden auf den trockenen Boden aber am
wenigsten geschehen, und hat man damahls dafür
gehalten, daß dieses Übel daher rühre, weil in den
Jahren 1702. 1704. 1707. und 1708. schlechte
Winter mit wenigem Schnee auch trockene
Sommer gewesen, daher an nassen Orten im
Holtze die nöthige und sonst gewohnte
Feuchtigkeit entgangen, zumahl zu selbiger Zeit
keine andern
Ursachen, wegen dieses Holtz-
Verdorrens, wahrgenommen worden. |
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Nach diesem aber, seither
dem in der Nacht den 11. und 12. Febr. im Jahr
1715. gewesenen bekannten Sturmwinde,
durch |
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{Sp. 1172} |
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welchen allenthalben in Wäldern, sonderlich
im Tharandischen unzähliche tausend Stämme
Holtz mit den Wurtzeln ausgerissen und
umgeworffen worden, ist das Absterben des
Fichtenholtzes am ersten auf dem Tharandischen
Walde, so allda bis 1719. in sehr grosser Anzahl
nicht allein fortgefahren, sondern auch nach und
nach in andere Wälder weit und breit eingerissen,
und in den trockenen Sommern, im Jahr 1718.
und 1719. ungemein überhand genommen. |
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Es haben sich auch in den abgewichenen
Zeiten dergleichen abscheuliche Seuchen
ereignet, wie es denn in dem Gebürge
augenscheinlich und Landkündig ist, daß gantze
Wälder also anflügen, und von Gipffel an bis auf
den untersten Stamm Beinhart ausdorren. Man
hat es vor Zeiten bey Joachims-Thal angemerckt,
sonderlich im Jahr 1680. und folgende Jahre
beklaget, daß viel Wälder von Eger her verdorret,
auch solches auf dem Schlackwerdischen
Gebiete
geschehen, ehe der letzte
Hertzog Friedrich
Julius, und mit ihm der gantze
Stamm der
Hertzoge von Sachsen-Lauenburg
abgestorben. |
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Man muß sich darüber desto mehr
verwundern, denn eines Garten Baums Siechthum
erweiset sich an der Rinde, wenn sie von unten
hinauf, bis zum Gipffel schwartz wird und
verdorret, welches man die Natter nennet,
ingleichen den Krebs an Birnbäumen, und den
Brand an Äpffelbäumen. Diese wilden Bäume sind
viel dauerhafftiger, haben einen fetten, ölichtern
und zähern Safft, damit sie den verzehrenden
Dingen widerstehen; absonderlich sind Fichten
und Tannen recht immer grünender balsamischer
Natur, darum sie ihren Tangel im Frost und
Schnee, Hitze und Ungestüm, ordentlicher Weise,
nicht fallen lassen. Es wäre Schaden genug, wenn
diese Darre und Seuche nur das Fichten-Holtz
betroffen, allein der Augenschein zeiget, daß auch
grosse ungeheure Tannen, solchem Siechthume
unterworffen gewesen. Es geschieht zwar nicht so
leicht an den auf hohen und trockenen Gebürge
wachsenden Tannen, wohl aber an andern, die im
Sumpfe und Schatten aufgewachsen. |
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Über das Absterben dieses Holtzes sind nun
mancherley
Meynungen ausgefallen. Einige
haben es dem grossen Winde zugeschrieben, weil
durch selbigen bey gewaltsamer Niederwerffung
so gar vieler und starcker Bäume, die neben an
und sonst stehen gebliebenen Bäume zum Theil
aus ihrem
Stande beweget, viel Wurtzeln daran
mit loßgerissen, oder wenigstens locker gemacht
worden seyn sollen. Welche Meynung aber, ob
wohl die Umstände einigen Grund zu haben
scheinen, dadurch widerlegt wird, indem nur
Fichten und keine Tannen, Kiefern, Buchen und
Eichen verdorret, ingleichen es fast durchgehends
nur mittelmäßige betroffen, da doch die starcken
nebst den Tannen, wegen ihrer Höhe, dichten und
mehrern Reisigs, der Wind viel eher treffen,
fassen und bewegen können; Ferner das
Absterben der Fichten in denen Refieren erfolget,
allwo der Wind wenig oder kein Holtz geworffen,
oder selbige gäntzlich übergangen. Man findet
auch nicht Exempel, das an allen Orten die
Bäume nach starckem Winde verdorret. |
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Es wäre auch noch zu streiten, ob die Winde
die |
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{Sp. 1173|S. 600} |
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Bäume nicht vielmehr fester als locker
machten. Andere messen diesen sonderlichen
Siechthum unterschiedenen Ursachen bey, als
dem mineralischen Erdfeuer, das die auf
Erdgängen stehenden Bäume ziemlich schwäche,
zwieselt und strupigt mache; aber darum
verdorren sie nicht gantz und gar; oder den
gifftigen Thau, der auf die Wälder fällt, und eine
grosse Fäulung verursacht, daß allerhand
schädliches Ungeziefer und Gewürme zwischen
der Rinde und dem Holtze wächset, so sich tief in
Kern einfrißt und den balsamischen Safft vergiftet
und verzehret. |
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Es ist auch diese Meynung allerdings am
meisten gegründet; denn man hat bey solchem
Holtzsterben beobachtet, wie zur Frühlings-Zeit,
im May und Junio, an Fichten in der Schale oder
Rinde sich kleine Löcher mit Würmern gefunden,
so die
Gestalt eines Käfers, sonderlich an Flügeln
etwan in dieser Länge u. Stärcke [Grafik] auf
gewisse Masse haben, welche in der Rinde
zwischen dem Holtze sich fortfressen, zugleich
einen Schmeiß als Eyergen dieses Puncts . groß,
von sich lassen, daraus weisse Mädgen
hervorkriechen, die sogleich in der Schaale,
Zweifels ohne ihrer Nahrung nach, hin und wieder
fahren, auch binnen etlichen Wochen mit einem
braunen Köpfgen, so groß als eine gemeine
Käsemade werden ; sodenn wachsen ihnen Flügel
und Beine, und färben sich auch nach und nach
braun, bis sie in Zeit von vier, fünf bis sechs
Wochen zur Vollkommenheit gelangen; da denn
der Baum gäntzlich dürre ist, darinnen sich
dergleichen befunden. |
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Wenn dieses geschehen, ziehen sie aus,
vermuthlich aus Mangel der Feuchtigkeit zu ihrer
Nahrung, denn man, wenn die Bäume, wie
itztgedacht, dürre, hernach fast keinen Safft
darinnen mehr antrifft, fliehen hernach fort, und
beissen sich in frischen Bäumen wieder durch,
darinnen sie sich auf gleiche Weise fortpflantzen.
Diejenigen, so im October anfallen, und sich
einfressen, halten sich den Winter über stille, bis
zum Frühjahre, da sie sich aufs neue bewegen,
und ihr Verderben fortsetzen, wiewohl deren im
Winter, sonderlich wenn es sehr nässet, viele todt
bleiben. In einem eintzigen Stamme befinden sich
deren viel tausend von unten bis oben aus, alle in
einerley Gestalt, nur daß theils manchmahl etwas
bräunlicher aussehen. Nebst diesem finden sich
auch kleine Maden in solchen Bäumen, welche
sich, wenn diese gäntzlich dürre, wie jene
verlieren, und wie man bemercket, den Vögeln zur
Nahrung dienen. |
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Es hat sich das Absterben zu Ausgang des
Sommers im Jahr 1709. auch theils Orten an
einigen zähen Tannen geäussert, darinnen man
mehrerley Würmer, als in Fichten gemercket,
worunter jedoch eine
Art denjenigen, so vorher in
Fichten beschrieben worden, der Gestalt und den
Flügeln nach gantz gleich, aber nur etwan halb so
groß seyn; Das andere sind Maden, wie nur
erwehnet; die dritte Art aber ist der sogenannte
weisse Holtzwurm, oder eine grosse Made, so ein
scharffes Gebiß am Kopfe hat, und wohl die
Länge eines Querfingers erreichet, auch, wenn
dieser Wurm erst zwischen der Rinde und dem
Holtze gewachsen, sich nachmahls im Holtze fast
bis auf den Kern einfrißt; welche dreyerley
Würmer; wie man zur Zeit beobachtet, zwischen
Holtz und Rinde gezeuget werden, davon jedoch
die ersten von Tannen wie an Fichten
ausziehen |
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{Sp. 1174} |
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und fortfliegen können. |
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Es giebet von diesem Wurmgeschmeisse
unterschiedliche Arten: Einige sind ein Raupen-Geschlecht, welches hernach zu einem Zwiefalter
wird, und wieder junge Raupen ansetzet; andere
sind nach Art der Holzmaden ohne Flügel. |
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Woher und durch was Ursachen dergleichen
Gewürme und Geschmeisse gezeiget werde, ist
nicht so leicht zu sagen; ob sie anderswo, etwan
bey grossen Winden herbeygeführet werden, oder
ob solche die bösen Nebel, Thaue, grosse Dürre
oder Einfluß des Himmels erzeugen. Man solte
fleißiger bey erfahrenen, Jagd- und
Forstbedienten Erkundigung einziehen, was sie
vor Anmerckungen hierinnen gemachet
hätten. |
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Man kan auch nicht recht gewiß bestimmen,
durch was für Mittel und menschliche
Vorsichtigkeit dergleichen Unheil könnte
abgewendet werden. Es stünde zu versuchen, ob
es nicht gut thäte, wenn man an sumpfichten
Orten besondere Sauergräben aufwerffen liesse,
daß das Erdreich davon trocken gemacht, und
also auch die entstehende Fäulniß, und folglich
die Zeugung der Würmer gehindert würde. |
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Wir können noch einige Ursachen angeben,
so die Verdorrung der Wälder befördern, und ist
einer von denen vornehmsten, die dürren
Sommer, denn wenn die Regen ausbleiben, wird
man bey dergleichen Jahren, zumahl an
Sommerwänden und Bergen gar bald mercken
können, daß das fichtene Holtz vertrocknet. Doch
dieser Schaden betrifft nur die hin und her
stehenden eintzelnen Bäume, welche an Wurtzeln
entblösset, oder sonst auf magern Erdreiche
stehen, und dieser Wärme unterworffen sind.
Solche verwelcken nun allezeit von oben hinein
bis auf des Stammes Wurtzel zugleich. |
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So trägt auch zu der Ausdorrung des zumahl
fichtenen Holtzes, nicht wenig bey, wenn ein Holtz
sehr ausgezogen und gelichtet wird, und die
stärcksten Stämme herausgehauen, nachmahls
aber in Meynung, daß man die kröpfigten und
überbliebenen unartigen zum bessern Wuchse
bringen will, diese Örter nicht zugleich
abgeräumet werden, daß man den Abraum zum
Scheiten nachführen könne. Da geschicht es
denn, daß die Winde die Bäume in der Wurtzel
loßreissen, und die kleinen zaserigten Wurtzeln
aus dem
Erdboden herausziehen, zumahl bey den
Fichten, als welche ohnedem mit ihrer Wurtzel aus
der Erde gar seichte fortlauffen, und daher dieser
Kranckheit am meisten unterworffen. |
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Man darf eben nicht glauben, als ob die
Würmer und das Ungeziefer, die man in einigen
verdorreten Bäumen antrifft, an deren Absterben
allezeit Ursache sey. Es empfinden solche
Würmer durch die Lufft, welcher Baum zum
Welcken geneigt, oder angefangen hat. Denn,
wenn ihm der Safft anfängt zu vertrocknen, hat er
einen solchen starcken Geruch, daß ihn auch ein
Mensch empfinden kan. Nach welchem
angenehmen Geruche der Wurm nachgehends
flieget, und sich häuffig anhängt. |
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So sind auch die im dürren Holtze zwischen
der Schale so wohl als auswendig sitzenden
weissen Würmer, in Gestalt der Engerlinge, nicht
allezeit Ursache an dem Verdor- |
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{Sp. 1175|S. 601} |
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ren des Holtzes, sondern sie wachsen erstlich, wenn das Holtz anfänget zu
welken, aus der Fäulung des Safftes. |
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