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Jetziger Verfall der Wälder in
Deutschland.¶ |
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Es hat aber Zeithero das Holtzhauen
dermassen überhand genommen, daß fast
allenthalben die entblösten Gebürge und kahle
Wälder, jederman ihre
Armuth am Holtze zeigen,
und ihre Einwohner bey dem Schöpffer verklagen,
wie übel sie
Haus
gehalten, und daß, wenn ihnen
gleich die Natur zu
Zeiten mit Saamen behülfflich
wäre, ein geringer Anflug und Wiederwachs sich
auch zeigete, ihnen doch solcher von dem Viehe
hüten beraubet würde. Dahero der selige Luther
geweissaget, es werde Deutschland
vor dem jüngsten Tage an drey
nöthigen
Eigenschafften
mangeln, als an guten aufrichtigen Freunden, an
tüchtiger und wichtiger
Müntze, und an wilden Holtze, welches leider! die
tägliche
Erfahrung
mehr als gar zu
gewiß bezeuget.¶ |
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Nothwendigkeit der Wälder.¶ |
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Man erwege ja nur, wie das Holtz dem
menschlichen
Geschlechte, ja wohl allen
lebendigen Creaturen durch
Gottes
gnädige
Vorsorge höchst nöthig sey. Müsten wir nicht bey
grimmiger Winterkälte erstarren und erfrieren,
wovon solte Hauß, Wagen und Pflug, oder Ege,
Schiff und Geschirr, ja alles erdenkliche
Haußgeräthe der menschlichen Nothdurfft und
Nahrung dieses
Lebens, in Ermangelung des
Holtzes, gemachet werden? Auch blieben
unstreitig in den Gebürgen die Schätze der
Erden,
Gold, Silber, Eisen und Zinn, alle Metallen,
Mineralien und Farben, ohne Holtz und Kohlen,
verborgen und vergessen liegen, als worinnen
doch der Nervus rerum gerendarum würcklich
vorhanden. |
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Hätte nicht die göttliche Vorsorge den wilden
Thieren besondere finstere Dickigten oder junges
Holtz zu Behältnissen verordnet, wo wolten denn
diese armen Thiere vor Nachstellungen der
Menschen, der Raubthiere und Hunde, ja vor
Kälte des grimmigen Winters, Schnee und Eiß,
Sturm und Ungewitter sich verbergen können:
Andere unzählbare Merckwürdigkeiten, wegen
des unentbehrlichen
Nutzens des Holtzes ferner
zugedencken, wollen wir um
geliebter Kürtze
willen übergehen, und die¶ |
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mancherley Ursachen, wodurch eine
Waldung ins Abnehmen und Verfall
gerathen,¶ |
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anführen |
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1) |
Der Wind thut vors erste
in einem Walde grossen
Schaden, sonderlich im
schwartzen Holtze. Der grosse GOtt hat zwar dem
menschlichen Geschlechte zu höchst nützlichem
Gebrauche Wälder und Gehöltze durch seine
Allmacht erschaffen, und deren Nutzen zur Gnüge
augenscheinlich erwiesen; jedoch hat er auch
Mittel und Wege sich vorbehalten, solche Höltzer
und Wälder zur
Bestraffung der
ungehorsamen
Menschen mit grossen ungeheuern Sturmwinden
nieder zu reissen und zu vertilgen, ja gantz öde
und wüste zu machen, und durch solche
Waldbrecher der armen Wälder einige Zierde
abzureissen, daß bey dergleichen
Zustande ein
erbärmliches Mitleiden zu haben, und entsetzlich
anzusehen ist, wenn die ungeheuern toben- |
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{Sp. 1162} |
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den Winde bey grossem
Schnee oder langwierigen Regen oder Nässe die
Bäume so hefftig bewegen, daß sie die Wurtzeln
mit der Erde empor reissen, und andere zugleich
mit niederwerffen, oder auch bey gefrorner Erde
die Stämme halb von einander brechen, daß
öffters Häuser hoch Windbrüche über einander
liegen und weder mit kriechen, noch gehen
durchzukommen ist. |
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Und wird ein solcher
Baum bey dem Bruche und Falle dergestalt starck
erschüttert, daß er sich zwischen den innerlichen
Jahren loßschiebet. Wenn nun hiervon
gebauet,
oder von solchem Holtze Breter geschnitten, und
darvon Schräncke oder Tische gemachet werden,
so pfleget es bey Änderung des Wetters öffters zu
knacken, weil solchem Holtze innerlich die
Jahrwachse verschoben. Dergleichen auch das
grüne Holtz, wenn es im Feuer brennet, wegen
des innerlichen Wassers seines Safftes und
Antipathie des Feuers, zu thun pfleget. Es stehen
aber die meisten Leute in den
Gedancken, daß
solches Holtz, so der Wind niedergerissen, dem
Winde fatal und zu bauen unglücklich sey, dahero
sie Bedencken tragen, mit solchem zu
bauen. |
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Sonsten ist vor Alters
nach
Sächsischen Rechten im Gebrauch
gewesen, daß die Windbrüche, so die
Gräntze
berühret haben, den Förstern solcher Reviere als
ein Accidens zugekommen, damit sie um
destomehr auf der Gräntzen Richtigkeit Achtung
gegeben, welches aber nach diesem
abgekommen seyn mag, und werden heut zu
Tage nicht allein vom Lagerholtze, sondern auch
von Windbrüchen herrschaftliche Küchenklafftern
von den
Unterthanen geschlagen. |
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Weil nun also der Wind
den Wäldern, sonderlich wo schwartzes Holtz
stehet, grossen Schaden zu thun pfleget, so
können auch unverständige Forstbediente noch
mehr hierzu beytragen, wenn sie bey Angreiffung
der Wälder den Wind nicht beobachten, zumahl
wenn die Winde vom Mittag, halb Abend und
Morgen blasen, als welche am stärcksten gehen.
So lange die Brahne von solchem Wäldern oder
Höltzern noch stehet, können ihnen die stärcksten
Winde nicht leicht etwas anhaben, weil die Brahne
allezeit dichter von Ästen ist, als das folgende
Holtz, und der Wind also nicht so bald hindurch
dringen kan. Soll aber ein solches Holtz, das
überstämmig, angegriffen werden, und es
geschiehet an derjenigen Seite, wo es der Wind
am stärcksten heben kan, so bekommt alsdenn
der Wind, weil die Brahne zuerst weggehauen
wird, die Oberhand darinnen, zumahl da das
Fichtene Holtz ohnedem keine Pfahlwurtzel hat,
und es meistentheils im Frühjahr geschiehet, da
die Erde lucker, die Wurtzel loß gefrohren, und die
Winde offt am stärcksten gehen. Es werden öffters
gantze Berge auf diese Art ruiniret. |
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Ist das Holtz noch
überstämmig, und die Bäume sind ziemlich jung,
so ist der Schade noch grösser. Es wird offt in
kurtzer Zeit so viel durch den Wind
umgeschmissen, als kaum in drey oder vier
Jahren nach einander geschlagen und verbraucht
wird. Die besten und gerädesten Stämme werden
zersplittert, zu vielen Stücken |
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{Sp. 1163|S. 595} |
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herab geworffen, und
bleiben hier und da lange Strolen davon stehen,
so, daß es nachgehends weder zu Bauholtz noch
zu Blöchern, Bretern, Schindeln oder dergleichen
genutzt werden kan. |
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Noch mehr Schade
geschicht, wenn der Wind die Höltzer zu solcher
Zeit umschläget, da der Saame noch nicht alle
aus den Zapffen ausgeworffen worden. Daher
kommt es, daß solche Berge, so lange bloß
stehen, und nicht wieder anwachsen wollen. |
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Nicht allein thun
obgemelder massen solche und dergleichen
Waldreissende Sturmwinde den Heyden und
Wäldern einen unglaublichen Schaden, sondern
es ruiniret solche nicht weniger auch bey grosser
lang anhaltender Dürre und Sommerhitze, |
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2) |
der in denselben
entstehende Brand, wie solches an einem andern
Orte, unter dem
Artickel:
Feuerbrände, im IX.
Bande,
p. 749. u.f. nachzusehen. |
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Es gerathen ferner die
Waldungen in grosses Abnehmen, wenn |
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3) |
einige
Verwalter oder
Beamten mit solchen
Herrschafften
allerhand Floß-Contracte ohne Zuziehung der
Forstbedienten schliessen. Es können zwar
solche Leute an und vor sich selbst in ihren
Ämtern klug und verständig gnug seyn, weil sie
aber nicht Holtzgerecht sind, noch wissen, was
der Berg oder die Waldung für Holtz habe, und ob
solches zur Flösse könne gebracht werden oder
nicht, so schicken sie sich zu solchem Handel
nicht recht, und inzwischen wollen sie doch davor
angesehen seyn, daß sie im
Stande wären, einen
solchen Contract zu schliessen, und daß auf ihrer
Seite noch ein grosser Holtz-Vorrath zu
finden. |
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Sie schliessen Contracte,
und versprechen grosse Summen mit der
Herrschafft grösten
Schaden. Soll das Holtz
geliefert werden, so heißt es: Es ist
contrahiret, es
muß Holtz geschlagen werden. Da müssen denn
die armen
Unterthanen ihre Nahrung versäumen,
damit das Holtz zu der Unterthanen grösten
Schaden geschlagen werde, und der Beamte gute
Einnahme dabey ziehen möge. Hat nun ein oder
der andere Unterthan etwas spendiret, so ist
derselbe frey, und dem andern armen
Unterthanen liegt desto mehr
Arbeit auf dem
Halse. |
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Soll im Sommer eine
grosse Post fertig werden, da werden die Leute
an, und in die Berge hinein gelegt, die schönsten
Höltzer weggenommen, und die andern unartigen
Bäume stehen gelassen. Das übelgewachsene
Holtz spaltet sich nicht wohl, darum müssen gute
Höltzer genommen werden, damit sie sich besser
spalten lassen, und sie bald fertig werden. Soll
das Holtz, so auf dem Schlage stehen bleibet,
nicht so gar sehr in die Augen leichten, so wird
zuweilen ein solcher Baum mit ungehauen, aber
wo er lieget, da bleibet er auch gewiß liegen, und
die Zeit ist viel zu edel, solchen mit zu
Floßscheiten zu schlagen. |
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Auf solche Weise werden
in einem Jahre nicht ein, sondern zwey, drey und
mehr Berge auf einmahl abgetrieben. Die grosse
contrahirte Summe Holtz macht eine solche
Blösse, daß der Saame nicht dahin kommen und
wieder auffliegen kan und die Berge viel und lange
Jahre bloß stehen müssen. Soll |
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{Sp. 1164} |
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nun endlich Winters-Zeit
das Holtz an das Wasser geführet werden, so
finden sich hier und dar viel Sümpffe und warme
Qvellen, die man verbrücken will; statt dessen
aber, daß man hier die alten Äste von den
abgehauenen Bäumen nehmen solte, so werden
vielmehr die jungen Stämmgen aus jungen
Bergen zu hunderten und mehr umgeschlagen,
und die Sümpffe damit verbrücket, daß also an
allen Orten vielfältig mehr
Schaden als Nutzen
aus solchen Floß-Contracten vor die Herrschafft
erwächst. |
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Der Ruin der Waldungen
ist auch ferner |
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4) |
daher entstanden, daß
sich die guten Alten eingebildet, es wäre ein
solcher Überfluß vom Holtze vorhanden, daß
solcher durchaus nicht verbraucht und verwüstet
werden könnte. Gleichwie nun dieses aus heiliger
Einfalt gesprochen, und man solches heut zu
Tage besser weiß, so haben dennoch diese
ehrlichen Alten viel unredliche und boshaffte
Nachfolger hinterlassen. |
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Denn da finden sich
manche Beamten, welche jederzeit von aussen
die Hände zusammen schlagen, und von nichts
als von dem hohen Interesse ihrer
gnädigsten
Herrschafft reden, und wie sie solches zu
befördern suchten, in der
That aber demselben
sehr zuwider handeln. Sie haben allenthalben bey
den Waldungen, ob sie gleich nicht viel davon
verstehen, die Hände mit im Sode, ziehen, wo sie
können, ihren Privat-Nutzen, haben hier und dar
ein Hammerwerckgen, Schneidemühlgen und
dergleichen, darzu sie das Holtz aus den
Waldungen frey nehmen, sie stecken sich hinter
die Factores und Hütten-Bediente, und hören; was
das Hammer- Hütten- und Eisenwerck abwerffe.
Haben sie dieses erfahren, so schlagen sie
solches darnieder, als wenn es der Herrschafft
wenig eintrüge, damit sie es in
Pacht bekommen
mögen: Ist dieses geschehen, so suchen sie das
Holtz darzu frey zu bekommen, und wissen
alsdenn den einfältigen Alten, davon vorhin
Meldung geschehen, meisterlich nachzuahmen,
indem sie der Herrschafft vorstellen, es sey ein
solcher Holtzvorrath vorhanden, der nicht zu
verwüsten sey. |
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Da geht es denn trefflich
über das Holtz her, was nicht schon in den
Wercken verbraucht worden, muß zu Aufbauung
der Wirthshäuser, Maltzdarren und Ställe,
darinnen sie Ochsen halten, und die Waldungen
durchtreiben lassen, genutzet werden. Sie lassen
darneben häuffig Heu in den Waldungen machen,
und verbieten andern gar scharff, daß sie ihre
Ochsen nicht dahin bringen mögen. Weil sie nun
ferner zu den Wercken viel Kohlen anführen
lassen, so wird auch darinnen keine Vorsicht
gebrauchet, sondern es werden viele Wege
gemacht, und Wiesen und Waldungen
zuschanden gefahren; sie hauen auch wohl gar an
den Bergen die jungen Bäume ab, und hängen sie
zu Schleifreisern an den Karren oder Wagen,
welches doch andern verbothen ist. |
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Bey Aufnahme der
Gruben oder Schürfen hauen sie nicht allein viele
junge Bäume oder Büsche ab, oder brennen gar
gantze Plätze weg, sondern suchen sich auch die
schönsten Höltzer aus, wo sie solche nur stehen
sehen. |
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{Sp. 1165|S. 596} |
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Verwahren ihre Köhler
den Meuler nicht recht wohl, wie es offt geschicht,
und es brennen dadurch etliche Schock
Malterhöltzer weg, so hat es dennoch nichts zu
sagen, und gehet über die Herrschafft. An statt,
daß sie die Köhler und Bergleute bestraffen solten
so übersehen sie solches, warum? es sind des
Amtmanns Leute. Die Köhler nehmen wohl gar
Malterholtz weg, so in keine Rechnung kommt, die
Herren Beamten setzen Miethleute in die Hütten-
Hammer- und Eisenwercke, auch Wirthshäuser,
welche der Waldung grossen
Schaden thun, denn
sie stehlen, was sie bekommen können. |
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Wenn die Hammer-Schmiede und
Knechte, Fuhrleute und andere
Bediente, Köhler und Holtzhauer ihre Löhnung
heben sollen, so müssen sie Schuh, Strümpfe,
Hosen, Rock, Fleisch, Korn, und dergleichen
annehmen. Auf solche Art ist der Beamte nicht nur
ein Hütten- Eisen- und Hammerwercker, sondern
so gar ein Schuster und Schneider, Fleischhauer
und Kornhändler, ja alles. |
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Nebst dem müssen ihnen
die Leute, welche in den Gewercken zur Miethe
wohnen, besondere
Frohndienste thun; sind es
Metzger, müssen sie Banck-Unschlitt geben,
eben, als ob es der
Landesherr selbsten wäre.
Davor haben die Leute die
Freyheit, sich des
Holtzes zu bedienen, wie sie selbst wollen. |
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Will es nun endlich an den
Tag kommen, daß so viel Schaden im Holtze
verursacht worden, so siehet man, wie man sich
mit guter Manier solcher Pacht wieder entziehen
möge. Weil ohnedem schon die besten
Eisensteine aus dem Gruben gefischet, die Gänge
und Gruben auch nicht wie zuvor in guten Stande
erhalten worden, und der beste
Nutzen allbereits
gezogen, so läst man endlich das
Werck leer
stehen, übergiebt es der Herrschafft wieder, unter
dem Vorwand, weil es heisse, man habe viel
Vortheil davon, so wolte man dieses nicht gerne
von sich gesagt seyn lassen, ob man gleich vom
grossen Profit nicht sagen könnte. |
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Eine andere Art, die
Waldungen zum Schaden der Herrschafft zu
entblössen ist |
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5) |
da die Alten aus
Unwissenheit der Floßwände nicht geschonet. Es
sind aber die Floßwände diejenigen Höltzer, die
an den Bergen, unter den Floßteichen sind. Es ist
hier zu mercken, daß die Waldungen öffters an
solchen
Orten und Bergen zu stehen pflegen, die
mit Nutzen der Herrschafften nicht vertrieben
werden können, sondern offtermahls zu räumen,
und zu Wiesen und
Äckern zu machen. Damit nun
solche Höltzer desto bessern Nutzen schaffen, hat
man sich der Floßteiche bedienet, um durch
dieselben das Holtz mit leichter Mühe fort, und in
einen Fluß zu bringen. Da nun vermittelst dieser
Teiche, die unbrauchbaren Waldungen fruchtbar
gemacht werden können, so ist leicht zu erachten,
daß am selben Orte über das Holtz müsse
gehalten werden, daß man es nicht ruinire,
sondern vielmehr in gutem Stande erhalte. Es ist
demnach ein groß Versehen gewesen, daß man
die Floßwände weggeschlagen, die doch durch
die Teiche hätten genutzet, und zu Wiesen vor die
Unterthanen angewendet werden können. Der
Schade wird auch dadurch ziemlich vermehret,
daß die Unterthanen, um ihre Wiesen vor dem
Wilde zu bewahren, und dieselben zu umzäumen,
in die tausend und mehr junge Stämme in einem
Jahre umschlagen. |
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Darinnen hat man auch
gefehlet, daß man vor diesen an Floßteichen und
Flüssen Glashütten |
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{Sp. 1166} |
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angebauet, da man doch
das Holtz an einem solchen Orte weit besser hätte
anbringen können, zumahl da die Glashütten eine
Holtzfressende Sache sind. Da man sonst andere
Scheite drey bis vier Schuh lang schlägt, so macht
man dieselben bey der Glashütte sieben Schuhe
lang. Weil das Feuer Tag und Nacht darinnen
brennen muß, so können sie vor ihre dreyßig
Gülden, die sie geben, des Jahres wohl mehr als
vor dreyhundert Gülden Holtz verbrennen, zu
geschweigen, daß sie die Bauhöltzer zu ihren
Glas- und Schlafhütten noch frey darzu
nehmen. |
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Man hat auch darinnen
sehr wunderlich gehandelt, daß man den Glasern
erlaubet, so viel Plätze Wiesen in der Waldung zu
räumen, als sie nur gewolt. Wenn man an solchen
Orten, wo das Holtz gar nicht genutzet werden
kan, auf Erlaubniß der Herrschafft, Rodeäcker und
Wiesen machen will, so müssen solche den
Leuten zugemessen, ein gewisser Rodezinß
darauf gesetzet, und solche Äcker dem Amts-Erbregister, worunter der Forst begriffen,
einverleibet werden. Es ist hierbey Acht zu haben,
daß sie der Länge und Breite nach rechte Äcker
austragen. |
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An den Gegenden und
Waldungen, wo man das Holtz besser nutzen kan,
muß man nimmermehr keine Hütten- Eisen- und
Hammerwercke anlegen; es mag der Eisenstein
noch so häufig, und das Eisen noch so gut seyn,
auch der Erbzinß noch so hoch gesteigert und
verpachtet werden, so bleiben dennoch solche
Sachen Wald-Verderber und Holtzfresser, massen
das Kohlenfahren auf die hohen Öfen und nach
den Hämmern stündlich gehet, ingleichen das
Holtz zum Hütten-Bau frey genommen wird, auch
die Köhler deswegen so viel Holtz zur Fülle
abhauen, so nicht bezahlet wird, und was sie
bezahlen, muß das Malter zwey Ellen hoch, zwey
Ellen breit, und eine Viertel-Elle über das Maas
geleget werden, und geben doch wohl nicht mehr
als einen Groschen davor, ob gleich das Scheit
daneben noch zwey Ellen lang ist. Es werden also
gantze Berge hierdurch abgetrieben, und
entstehen grosse Blössen. |
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Die Schneidemühlen
können zwar einer Waldung einen ziemlichen
Nutzen schaffen, wenn aber die besten Blöche
ehemahls aus einem Walde herausgenommen,
und man hingegen die dürren Höltzer stehen, und
die Blöcher liegen läst, damit sie nicht verfaulen,
die doch zuerst hätten sollen genommen werden,
so kan es nicht anders seyn, als daß die Winde
durch die ausgehauenen schönsten Blochbäume
in den Waldungen noch mehr Raum bekommen,
und die Berge vollends über den Hauffen
geworffen werden. Sie nehmen über dieses das
Holtz bey ihren Schneidemühlen, um sie zu
bauen, und zu bessern, frey heraus, hüten auch
bey dem Blochschlagen die Waldungen aus, und
richten grossen Schaden an. |
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6) |
Das Laachen und
Schnitteln der Bäume schafft auch keinen
ordentlichen Nutzen; Es können zwar alle andere
Bäume, sowohl im harten als weichen Holtze das
Schnitteln zur rechten Zeit eher und besser
vertragen, als die Fichte, weil sie sich abblutet,
und viel hundert Stämmgen dadurch verdorren
müssen, zu geschweigen, daß sich das Wildprät
alsdenn im Winter vor der Kälte, und im Sommer
vor der Hitze und den Mücken nicht verbergen
kan. Es haben also die Alten durch ihr Schnitteln
den Fichten einen grossen Schaden gethan, ob
sie gleich eine gute Absicht gehabt, massen |
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{Sp. 1167|S. 597} |
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sie gemeynet, den Baum
dadurch bald groß, dicke und glatt zu bringen,
damit sie ihn fein bald zum Laachen und
Pechbrennen nutzen könnten. Wenn auch gleich
der Stamm bey dem Schnitteln gut geblieben, so
hat es doch nachgehends schwartze Äste
gemacht, indem das was abgeschnitten ist,
zuwächst, der Ast darinnen schwartz wird, und
alsdenn, wenn Breter oder Latten daraus
geschnitten werden, heraus fällt. |
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7) |
Bey dem Harzsammlen
werden die Wälder ruiniret, wenn man gar zu
junge Fichten ritzet, ehe sie noch den
Laachrincken halten, dadurch dem Baume die
Krafft entgehet, daß er nicht gleich und mit gar zu
vielen Ästen wächst, auch ein purer zotigter
Knorps wächst. Der Schade wird vergrössert,
wenn man eine Laache an der andern macht,
darauf die unverständigen Forstbedienten nicht zu
sehen pflegen. Je mehr er gelaachet wird, desto
mehr fänget er an zu faulen, daß er offt vierzehn,
sechzehn bis achtzehn Schuh hoch roth wird, und
nichts nutzet. Kömmt nun der Wind darzu, so
schmeist er einen solchen Baum um, daß man ihn
zu weiter nichts als zu Kohlen nehmen kan,
dahergegen, wenn er nicht gelaachet worden,
derselbe zu Bretern und dergleichen vor dreyßig
Groschen und mehr hätte verkauffet werden
können. |
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Unverständige Beamten
und Forstbedienten haben nur zu ihrem Nutzen,
und um die Accidentia zu ziehen, ihrer Herrschafft
gerathen, die Hartznutzung gantzer Wälder, Berge
und Thäler zu
verkauffen. Hierdurch haben die
Leute Freyheit erlanget viel und tieff zu laachen,
wie sie nur gewolt, und sind auf solche Art
offtmahls gantze Berge dürre gemacht worden.
Der Nutzen, den die Herrschafft hätte ziehen
können, ist andern Leuten überlassen worden. Es
haben solche Leute um die Pech-Hütten
aufzubauen, ingleichen zu Stötzen, das Pech
hinein zu giessen, ingleichen zu Schaalen, das
Harz hinein zu thun, das Holtz frey
weggenommen. Es hat nicht nur dieses eine
grosse Summe Holtz weggenommen, sondern es
sind auch die Bäume, davon sie die Schalen
genommen, dürre worden. |
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Einer herrschaftlichen
Waldung wird auch dadurch wenig Nutzen
zugezogen, wenn |
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8) |
die Forstbedienten alle in
einer Freundschafft beysammen hängen, und der
Herr Oberförster hier den Rechnungs-Führer oder
Förster zum Eydam, dort den
Sohn zum Jäger
oder Läufer hat; da gehet denn soviel Unterschleif
vor, daß die Herrschafft den wenigsten
Profit von
ihren Höltzern ziehen kan. |
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Ist eine Schneidemühle
zu
verkauffen, so muß dieselbe der Herr
Schwager an sich handeln, alsdenn zehlet der
Herr Oberförster dem Herrn Schwager die Blöche
zu, mit was vor Gewissen, wird ihm am besten
bekannt seyn. Es kauffet sodenn der Herr
Schwager einen Bloch um den vierten Theil des
Geldes, als er werth ist. Es kommt auch wohl
weder der Baum, noch der Bloch, mit dem
ordentlichen Waldhammer auf die Mühle.
Zuweilen kommt es, daß die Blochmacher und
Diehlenschneider auch Vettern sind, die
Blochmacher machen die Bloche in dem
schönsten grünen und gesunden Holtze, und die
Brüche, so auch Bloche geben, lassen sie zu der
Herrschafft grösten Schaden liegen. |
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Ferner wird der Ruin bey
den Waldungen befördert, wenn |
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9) |
die Forstbedienten auf die
Fuhrleute und Reisenden keine genaue Aufsicht
haben, ob sie nicht etwan die ordentlichen We-
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{Sp. 1168} |
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ge ausfahren, und neue suchen, die Förster auch
die neugemachten Wege nicht vergraben, noch verhauen lassen. |
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