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Text |
Quellenangaben
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Verzeichniß einiger Götzen-Wälder.¶ |
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Man findet ausser denen vom Tacito de M.G.
… angeführten
Heydnischen Götzen-Haynen oder
Wäldern deren noch
verschiedene hin und wieder
in Deutschland, davon wir allhier einige nahmhafft
machen
wollen. |
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So stund ehemahls an der Saale, ohnweit
der Stadt Merseburg ein solcher Hayn, in welchem
die Landes-Einwohner den Götzen Zuttibur
verehret, dessen Brotuff Lib. II. … also gedencket:
Zuttiburo haben die
Bürger der Stadt Merseburg
einen Lucum, das ist einen Eich-Wald heiligen
lassen, darinnen hat, bey
Verliehrung seines
Lebens, niemand einen Baum oder Ast abhauen
dürffen, denn sie alle dem Abgott geheiliget. |
Besiehe auch
- Albini Chron. Misn. …
- Schneiders Chron. Lips. …
- Michael Frentzel Diss. tertia …
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Diesen Hayn ließ Wighertus, der dritte
Bischoff zu Merseburg, im Jahr Christi 1007
umhauen und zerstören, und dem heiligen
Romano zu Ehren dorthin eine Kirche erbauen,
davon das Chronicum Episcop. Merseb. in des
Herrn von Ludwigs Reliqu. MStorum. … ingleichen
Hübner in seiner Politischen Historie des VIII
Theils … Meldung thut. Und ist gantz
wahrscheinlich, daß die beyden so genannten
Thier-Höltzlein, hart bey der Stadt Merseburg,
noch Überbleibungen von demselben Walde
seyn. |
Michael Frentzel l.c. |
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Helmold thut von einem Wald oder Hayn, der
sich in Wagerland ohnweit der Stadt Altenburg
befindet, und dem
Gott dieses Landes, Nahmens
Proven, soll gewidmet gewesen seyn,
Meldung, |
- Lib. I. …
- Michael
Frentzel l.c. …
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Von diesem Hayn meldet auch Alexander
Molde in der Uthinischen Chronick … welcher
noch dieses beyfüget, es habe in dem Hayn ein
grosser Eich-Baum gestanden, welchen niemand,
als der Götzen-Pfaffe, der Mycke geheissen,
anrühren dürffen. |
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In dem Lande Stormarn, wie Arnckiel in der
Cymbrischen Heyden Religion I Th … schreibet,
bey dem
Flecken Wedel, an dem Elb-Strom,
haben die Cymbrischen Sachsen einen
ansehnlichen Götzen-Hayn, und in demselben
einen grossen Fels zum Altar gehabt. |
Diesen
Ort beschreibet
Johann Rist in der sechsten Unterredung seiner
Monatlichen Gespräche. |
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Bey Eresburg, in dem heutigen Westphalen,
so jetzo Stadtberg heisset, woselbst ehemahls
das berühmte
Sächsische Götzen-Bild gestanden,
und von den Heydnischen Sachsen verehret
worden, war auch ehemahls ein solcher
Heidnischer Götzen-Hayn, welchen Carl der
Große nebst dem Götzen-Bild zerstöhret, |
wie beym Pithäo in vita Caroli
M. nachzusehen. |
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In Dithmarsen, ohnweit dem
Dorffe
Albersdorff genannt, ist ein solcher Hayn oder
Wald annoch zu sehen, worinnen ein grosser
steinerner Opffer-Altar sich zeiget. |
- Joh. Georg Keyslers Antiqu. …
- Andre. Albert. Rhodens Cymbrisch-
Hollsteinische Antiquitäten-Remarques …
- Falckenstein Nordgauische Alterthümer I Th.
…
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In denen Wißbadischen Feldern lag
ehedessen ein alter Busch- oder Baum-Wald, der
aber heutiges Tages in |
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{Sp. 1155|S. 591} |
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Acker verwandelt worden, dessen Ort, und
wo er gestanden, noch jetzo der Hayner genennet
wird, welcher zu erkennen giebet, daß vor Alters,
zu denen Heydnischen Zeiten ein Hayn allda
gestanden; |
Gottfried Anton Schenkens Memorabilia
… |
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In Jütland, und zwar in dem Stifft Aseburg
hatte der Gott Thor seinen Hayn, welcher Thorlöff,
das ist Thorsland genennet wurde, der bis 1441
gestanden, da die
Bauern in einem Aufruhr
denselben umgehauen. |
- Joh. Georg Keyslers Antiquit. …
- Arnckiel im Cymbrischen Heydenthum
…
- David Nerreter in dem Juden- und Heyden-Tempel …
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In dem Ertz-Stifft Bremen waren zur Zeit des
Ertz-Bischoffs Unwani im Jahr 1013 noch
verschiedene solche Götzen-Hayne vorhanden,
die er durchgehends abhauen, und an deren
Stelle 12 Kirchen auferbauen ließ. |
Albert Stadensis in Chronico
… |
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Die alte Heydnische Francken hatten, nach
dem Zeugniß Gregorii, Bischoff zu Turenne, Lib.
II. Histor. Franc. c. X. dergleichen Götzen-
Hayne. |
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Ohnweit der Altmühle zwischen Neuen-Muhr
und Stadeln, welche beyde Örter dem
Baron von
Lentersheim gehörig, liegt ein etwas erhobener
Hügel, welcher noch heutiges Tages der Hahnen-Buck genennet wird. Weil nun
Hahnen soviel als
Hayn heissen soll, Buck aber diesen Landes-Inwohnern ein Hügel bedeutet; als giebet das
Wort Hahnen-Buck anders nichts; als einen auf
einem erhobenen Hügel gelegenen Hayn zu
erkennen. |
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In Thüringen, nicht weit von der
Stadt Kelbra,
haben die alten Heydnischen Inwohner in der
sogenannten güldenen Aue einen Götzen-Hayn
gehabt, woselbst bis heutiges Tages noch eine
Gegend, so der Hayn-Garten, und ein Weg,
welcher der Hayn-Weg genennet wird. |
- Joh. Georg Leuckfeld
Historische Beschreibung des gewesenen
Cistercienser-Klosters St. Georgii zu Kelbra …
- Cluvers Beschreibung des Hertzogthums
Mecklenburg, II Theil …
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Ohnweit Gandersheim hat die in
Sachsen so
beliebte
Göttin Astarte oder Ostar an einem
gewissen Berge, der von ihr den
Nahmen hat, und
noch jetzo der Oster-Berg heisset, einen
dergleichen geheiligten Wald oder Hayn. |
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Bey Gadebusch, in dem
Hertzogthum
Mecklenburg, war auch ehedessen ein
dergleichen dem Götzen Radegast geheiligter
Hayn, wie denn Gadebusch anders nichts, als Lucus Dei oder
Gottes-Busch heissen soll. |
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Bey der Bischöfflichen Residentz-Stadt Uthin,
in dem Hollsteinischen Wagerland, hat ehedessen
auch ein solcher Götzen-Hayn gestanden, welcher
noch heutiges Tages das Uthinische Hayn-Holtz genennet wird. |
Alexander Moldens
Uthinische Chronick … |
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Herr von Eckhart schreibet in Comment. de
rebus Franciae Orient. … daß man in dem
Hertzogthum Braunschweig-Lüneburg fast bey
jedem Dorffe noch Spuhren von dergleichen
Haynen finde. |
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In Meißen hat es auch derselben vielfältig
gegeben, davon M. Samuel Gottlieb Heine in der
Historischen Beschreibung der alten Stadt und
Grafschafft Rochlitz, in Meißen, nachzulesen. |
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Es ist auch noch ein solcher dicker Wald bey
Hohenstein, in der
Herrschafft
Schönburg, welcher
das Hayn-Holtz |
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{Sp. 1156} |
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genennet wird, ohne Zweiffel darum, weil vor
Zeiten ein solcher Heydnisch- und Wendischer
Götze allda gestanden. |
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Hieher gehöret auch die Hayn-Leite, welche
eine Stunde von Sundershausen gelegen, deren
Melisantes in der Beschreibung der Berg-Schlösser … gedencket. |
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Der Berg, worauf das Schloß Wespenstein,
bey Gräfenthal, in den Thüringer-Walde gelegen,
wird der Hayn genennet, wie solches Herr Hof-Rath
Struv
in Prodromo … bezeuget. |
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Kommt man in die Gegend an die Altmühl,
und in Nordgau, so finden sich, so wohl ex
Onomathesia, oder der Örter-Benennung, als
auch nach Aventini und anderer Bayerischen
Geschicht-Schreiber Bericht, soviel Anzeigungen,
welche erweisen, daß auch dieser Orten nicht
wenig dergleichen Heydnische Götzen-Hayne
gestanden, und anzutreffen gewesen. Ja, es ist
gar wahrscheinlich, daß wegen der vielen Eich-Wälder die Druiden ihren sonderbahren und
eigentlichen Sitz an der Altmühl und da herum
gehabt, und dahero der alten
Deutschen ihre fast
älteste Wohnung, Vaterland, Heiligthum und
geweyhete Begräbniß hier mögen gewesen seyn.
Denn man wird in keiner
Provintz von
Deutschland
so viele Spuhren von denen Druiden und ihrem
Wesen als hier antreffen. Dieses bezeugen
Hohen-Drüdingen, Wasser-Drüdingen, Alten-
Drüdingen, Druhendingen, oder Treuchtlingen;
wie auch Heydenheim, Haynsfurth, Haynen-Kamm, u.a.m. welche
Ämter, Städte, und
Flecken,
sämtlich an und ohnweit der Altmühl gelegen
sind. |
Siehe
- Herr von Eckhart in Annot. …
- Adam Bremensem …
- Merian in Topographia Bav. …
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Die klärste Spuhr eines solchen Götzen-Hayns auf dem Nordgau findet sich zu
Emmenzheim, einem ohngefehr 3 Viertel-Stunden
von der
Reichs-Stadt Weissenburg im Nordgau
gelegenen Dorffe, woselbst man noch heutiges
Tages einige niedergeworffene Götzen- und
Druiden-Bildniße über einander liegen siehet, von
welchen, und dem daselbst gestandenen Hayn,
gewiß zu schliessen, daß solche von Carl dem
Großen, da er 793 von Regenspurg auf der
Altmühl bis gegen diejenige Gegend schiffete, wo
er diesen Fluß mit der Schwäbischen Rezat durch
einen Canal mit einander verbinden wolte,
zerstöhret worden. |
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Dieses zu glauben, beweget uns der 43
Artickel des Franckfurtischen Concilii, welches das
folgende 794 Jahr auf dessen
Befehl allda
gehalten worden, wo die Rubric dieses Canons
heisset: De arboribus et lucis destruendis
canonica autoritas observanda est. Ferner
bezeuget eine unter dem gemeinen
Volcke noch
jetzige gar gewöhnliche
Redens-Art, wenn einer
den andern besuchet und zusammen mit einander
reden, so nennet das Land-Volck solches im
Hayn-Garten sitzen; welches ohnfehlbar von dem
alten Heydnischen Wesen und hier gestandenen
Haynen noch herkommet. |
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Die Bauren in dem Hoch-Stifft Eichstett haben
gar sehr im Gebrauch, daß sie von einer
Sache,
wovon sie reden,
sagen; dieser oder jener, hat
mirs gestern im Hayn-Garten erzehlet; welches
soviel heisset, als er hat mir gesaget, da wir
gestern beysammen waren. |
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Noch nähere Nachricht giebet der bekannte
Bayerische |
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{Sp. 1157|S. 592} |
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Geschicht-Schreiber Aventinus L. III. Annal.
Boj. … von denen im Nordgau ehevor
gestandenen Götzen-Haynen, wenn er von Bojer
Hertzog Theodo meldet, er habe bey Regenspurg
an der Donau einen Hayn dem Deutschen Herculi
gewidmet, und daselbst den Götzen-Dienst
anrichten lassen. Diesen Wald hat jetzo das
Kloster Emmeram zu Regenspurg im Besitz. |
Ein mehreres von dieser
Materie siehe in
- Arnkiels Mitternächt. Völckern I
Th. …
- Falckensteins Nordgauischen Alterthümern,
I Th. …¶
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Gebrauch der Wälder zu Gräbern bey den
Alten.¶ |
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Es haben sich die Alten sonderlich auch der
Wälder zu ihren Gräbern bedienet. Die Cimbri
haben ihre Todten nicht alleine auf dem Felde,
sondern auch in Wäldern begraben. |
Cilicius Lib. I. Bell. Dithm.
… |
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Man findet noch heutiges Tages vielerwegen
solche Heyden-Gräber in den alten Holtzungen;
Das bezeugen schon vor fünff hundert Jahren
Saxo, daß zu seiner Zeit solche heydnische
Begräbnisse in den Wäldern befindlich gewesen;
erinnert aber anbey, daß solche Örter vor
Zeiten
unter dem Heydenthum freye Felder gewesen,
welche bey dem Longobardischen Auszug an
Einwohnern entblösset, verwildet und in Wälder
verwandelt worden. |
Saxo Lib. VIII. … |
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Dieses mag von etlichen Örtern verstanden
werden; Denn es ist nicht glaublich, daß zu der
Zeit vor dem Longobardischen Ausgang, im
gantzen Lande keine Wälder solten gewesen
seyn. Vielmehr ist es wahrscheinlich, ja sonder
allen Zweifel, daß die Holtzungen den grösten
Theil des Cimberlandes vor Alters eingenommen,
also daß vor Zeiten Wälder gestanden, da jetzo
die Grab-Stäte der Heyden auf blossen Felde
liegen. |
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Man findet auch in denen alten Kirchen-
Büchern, daß von der Apenrader Holtzung bis ans
Kloster Lugum, ja gar bis an Tundern, ein gantzer
grosser Wald gestanden. Dieses bezeugen die
ausgegrabenen Baum-Wurtzeln, und
Stämme, ja
gantze Bäume, die man im Tundrischen hin und
wieder in der
Erden gefunden, und ausgegraben.
Daher das Süder-Theil dieses Landes von denen
vielen Holtzungen den Nahmen Holstein, das ist
Holtzstein bekommen. |
Danckw. Part. III. … |
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Deßwegen der alte Wandalische Geschicht-Schreiber Helmold in seiner Sclavonischen
Chronicke diese Einwohner pfleget Holtzsteiner zu
nennen. |
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Daß die Schweden ihre Todten in den
Wäldern begraben, berichtet Snoro Part. I. Chron.
Norvag. … da er vermeldet, daß die beyde
Schwedische
Könige Ingue, und Alfred
Gebrüdere, in einem Hügel begraben, auf
Fyrriswald, das ist, im Fyren- oder Fichten-Wald.
Also erkläret diesen Text Scheffer in Upsalia
Antiqu. … |
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Wie die mitternächtige Länder unter den
Heydenthum mehrentheils mit Wäldern
beschlagen gewesen; Also haben die fürnehmsten
mitternächtigen
Völcker ihre Gräber in denen
Holtzungen gehabt, wie von denen Einwohnern in
Blarmeland Snoro Part. III. … und von denen
Chur- und Liefländer P. Einhorn |
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{Sp. 1158} |
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in Histor. Lettica … melden. |
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Gleichfals haben unsere
Sachsen, welche
aus dem Mitternächtischen Lande gezogen, und
sich über Deutschland ausgebreitet, ihre Todten in
den Haynen und Wäldern beerdiget. |
Georg Fabricius Lib. I.
… |
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Das haben nicht allein die Sachsen, sondern
auch die
Deutschen insgemein gethan. Dahin
siehet Schedius Lib. X. Franceidos, da er die
Gräber der alten Deutschen in denen Wäldern
unter den grünen Bäumen lagert, und anbey
abermahl erinnert, ob solten der Heyden Götzen,
und die
Seelen derer Verstorbenen an solchen
Orten insonderheit Belieben tragen. Seine
Worte
lauten also: |
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[24 Zeilen Lateinische Verse] |
Arnkiels Mitternächt. Völcker
III Th. …¶ |
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Forst- und Waldungs-Nahmen haben
verschiedenen Örtern und Geschlechtern die
Nahmen gegeben.¶ |
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Man findet von alten Zeiten her noch heut zu
Tage viele
Städte,
Dörffer und
Flecken,
die den Zunahmen von Haynen haben, als |
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- Fürstenhayn,
- Grossenhayn,
- Frauenhayn,
- Muckenhayn, wo man den Wendischen Gott Micke Ehrerbietung und
Gottesdienst bezeiget,
- Grünhayn im Ertz-Gebürge,
- Haynichen,
- Sathayn,
- Werdenhayn,
- und dergleichen.
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Von den Waldungen haben sehr viel andere
Örter ihren
Nahmen erlanget, als |
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- Buchholtz,
- Tannenberg,
- Fürstenwalde,
- Schönewalde,
- Sonnenwalde,
- Reichwalde,
- Frauenwalde;
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ingleichen haben die Forst- und Waldungs-Nahmen manchen berühmten
gräflichen und
adelichen
Geschlechtern ihren
Ursprung
gegeben, als |
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- dem Grafen von Waldeck,
- dem Grafen von Schöneiche,
- dem
Herren von Birckholtz,
- dem Herren von Helde,
- dem Herren von der Tanne,
- dem
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{Sp. 1159|S. 593} |
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- dem Herren von Holtzendorff
- und dergleichen.
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Es sind auch die Tannen, Eichen, und andere
dergleichen Bäume in die Wappen der
Standes-Personen mit einverleibet worden. |
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Was nun aber die ungeheuren dunckeln
Wüldnisse,¶ |
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weitläufftige grosse Wälder¶ |
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und langwierige Heyden den Ländern, ja wohl
gantzen Königreichen, vor ein fürchterliches
Ansehen, Schrecken und Ersetzen verursachen
können, bezeugen nicht allein die alten
Scribenten, als
Cornelius Tacitus, von dem unser
liebes altes Deutschland ein düster und
fürchterliches, oder Regio Sylvis horrida, ein
erschreckliches Holtzland, ingleichen von den
Römern Sylva Hercynia, der Hartz- oder
Schwartzwald genennet wird, von welchem Julius
Cäsar geschrieben, daß er auf neun Tagereisen in
der Breite sich erstrecket habe, die Länge aber
man nicht eigentlich wissen können; Sondern es
erweiset auch annoch heut zu Tage die tägliche
Erfahrung, was zwischen den in der
Nachbarschafft angräntzenden Königreichen, als
Pohlen, Moscau, Schweden und dergleichen
Europäischen Ländern, woselbst wegen des
ehemaligen grossen, langwierigen Krieges
ziemliche Unsicherheit gewesen, und unserm
jetzigem ausgebesserten und bewohnten
Deutschlande vor ein mercklicher Unterscheid
sey. |
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Ja wir finden in der
Heiligen Schrifft, daß
unser Herr Christus vom
Geiste in die Wüsten
geführet, und vom Satan alda allenthalben, auch
im Gebürge, gantzer viertzig Tage herum geführet
und unterschiedlich versuchet worden, daraus
leicht zu urtheilen, daß vor alten Zeiten in solchen
Wildnissen wohl vormahls solche satyrische
Geister
und teufelische Gespenster gewohnet haben müssen. |
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Es melden Zeiler und Prätor, daß
man auf dem Hartzwalde im Jahr 1240 zween
Satyre oder wilde
Menschen mit langen
Schwäntzen gefangen, davon das
Weiblein, da es
verwundet worden, gestorben, das
Männlein aber
lebendig blieben und zahm gemachet worden,
aufrecht gangen, auch endlich
reden lernen, doch
keine
Vernunfft gehabt, grosse
Geilheit erwiesen
und wie eine Ziege geschrien. |
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Eben dieser
Schrifftsteller meldet, daß
daselbst 1597 auf dem Hartze, unter dem
Klettenberge, ein starcker Lindwurm von gelb und
grüner Farbe, unten am Bauche Füsse habend,
eines Mannes dick, über die achtzehn Schuhe
lang, gewesen, und habe einen
Kopf wie eine
Katze gehabt. Desgleichen soll auch in der
Grafschafft Hohenstein von zweyen Holtzhauern
ein Lindwurm, Mannsdicke, von zwölff Schuhen
lang, und einen Wolfskopf habend, todt
geschlagen worden seyn. |
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In der Schweitz zu Solothurn um Jacobi 1654
gieng ein Amtmann, nebst einem Jäger dem Wilde
nachzuspühren, und trafen in einer Berghöhle
einen Drachen an, der einen Schlangen-Kopf,
Hals und Schwantz, auch vier Füsse eines
Schuhes hoch gehabt, und war allenthalben mit
grau, gelb und weißlicht gefleckten Schuppen
gesprengelt gewesen; wie er sie gemerckt, ist er
in die Höhle mit |
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{Sp. 1160} |
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starchem Geräusch gekrochen. |
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Aus diesen und dergleichen Begebenheiten
nun, ist unstreitig abzunehmen, daß vor diesem in
dergleichen verwachsenen Wildnissen, es
würckliche Satyren oder wilde Männer,
desgleichen Drachen, Lindwürmer, grosse
Schlangen, und anderes Ungeziefer mag gegeben
haben; wie denn nicht weniger die häufigen wilden
Bäre, Wölfe, Lüchse und dergleichen, den
Menschen gräuliches Schrecken verursachen
müssen. |
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Es hatten die Heyden auch ihre Oracula und
Götzen in hohlen Eichen, woselbst sie die
Götter
um Rath fragten, und hielten es vor verächtlich,
die Götter in Kirchen und Mauren einzusperren; Ja
ihre Wohnung war meist im Walde unter dem
Schatten der Bäume, an Bergen, da sie sich durch
der Vögel-Gesang und Rauschen der
Wasserbächlein vergnügten; wenn sie keinen
Krieg hatten, belustigten sie sich mit Jagden
wilder Thiere. |
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Die Kinder Israel hatten im Gebrauch, wenn
sie einen dicken Baum fanden, so brachten sie
ihre Opffer dahin und räucherten daselbst. Den
Gideon hätte bald bey Abhauung des Baalhayns
zu Ophra der rasende Pöbel erschlagen; ja als der
Christliche Glaube eingeführet worden, haben die
Einsiedler sattsam bezeuget, daß in den Wäldern
der Andacht beyzuwohnen, dem eitlen Weltleben
weit vorzuziehen sey. |
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Wie nun die Wälder zu Friedenszeiten
herrlichen
Nutzen und Vergnügung schaffen; also
können auch die
Einwohner in
Kriegeszeiten mit
den ihrigen dahin flüchten, sich verhauen und
beschützen, so wohl in Pestzeiten, aus den
inficirten Örtern sich in die freye Lufft dahin
begeben, und durch Holtz und Wacholderräuchern
sich vom
Sterben erretten.¶ |
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Ehemahliger Überfluß an Wäldern in
Deutschland.¶ |
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Es ist also vor Alters Holtz in grosser Menge
gewesen, denn der gröste Theil
Deutschlandes ist
vor diesem fast nichts, als eine Waldung
gewesen, und hat der Schwartzwald mit dem
Hartzwalde und dem Westerwalde, und diese
wiederum mit dem Ertzgebürgischen Walde, mit
dem Fichtelberge, der Schradenwald mit dem
Spreewalde, und die andern meistentheils
aneinander gehangen. Und dahero muß unser
Deutschland, welches jetzo so schön angebauet
ist, zu des Tacitus Zeiten ziemlich rauh, wilde und
wölfisch ausgesehen haben. |
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Das Holtz war damahls wenig geachtet, die
Häuser waren nicht mode, und die Thäler und
Höhlen musten statt der Häuser und Palläste
seyn; die Bergwercke waren an den wenigsten
Orten bekannt, ausser einige Eisenbergwercke,
die etwan wohl die ersten mögen gewesen seyn;
viel Künste, Profeßionen und
Handwercke, die
theils der Fleiß, theils die Thorheit ausfündig
gemacht, waren damahls unbekannt, bey denen in
den jetzigen Zeiten eine unsägliche Menge des
Holtzes verthan wird. Bey dem Kochen gieng in
der damahligen alten
Welt auch nicht so viel
darauf, denn unsere alten
Deutschen hielten viel
auf kalte Küche, und also ist wohl nicht zu
verwundern, daß damahls Holtz genug in
Deutschland vorhanden gewesen.¶ |
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