Titel: |
Ritter (geschlagene) |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
31 Sp. 1764 |
Jahr: |
1742 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 31 S. 895 |
Vorheriger Artikel: |
Ritter (geistlicher) |
Folgender Artikel: |
Ritter (Hasen-) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
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Ritter (geschlagene)
Lat. Equites
ritu veteri stricti gladii percussu creati, sind zweyerley: entweder
sind sie von Kayserrn und
Königen an ihren
Krönungs- und Vermählungs-Tagen
geschlagen, und zugleich mit den güldenen Sporen beehret worden, wovon sie
Equites aurati heissen, zu welcher
Classe
vielmahls Leute gelangen, die eben nicht von
alter
Adelichen
Geburth, und mehr
von der Feder, als dem Degen
berühmt sind. |
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Oder sie werden von den andern renommirten Rittern, wie auch von
Bischöffen
und
Geistlichen zu Rittern geschlagen, wessentwegen sie Milites
heissen, welches ehemahls die eigentliche, unter den Soldaten und dem
Adel
höchstangesehene Ritterliche
Würde war, deren sich auch
Kayser,
Könige und
Fürsten nicht
geschämet. |
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Also findet man, daß Franciscus I, König in
Franckreich, von seinem
Unterthan Petro Terraile, Herrn von
Bagard, vor der Schlacht bey Melignac, sich zum Ritter schlagen ließ. So wurde
auch Heinrich II von dem Marschal de Bisiens,
Eduardus IV in Engelland vom
Grafen von Devonshire,
Heinrich VII vom Grafen Arondel, und Eduardus
VI vom
Hertzoge
von Sommerset, so alle ihre
Unterthanen, zu Rittern geschlagen |
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Dergleichen Ritter haben in ihrem Eyd unter anderen die Formel, daß sie den
Tod nicht
fürchten, auch
Wittwen und Waysen beschirmen wollen, da wo es sie zu
beschirmen gebühret. |
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Aus dieser Classe sind diejenigen Ritter, so sich auf Turnier-Spielen und
Speer-Brechen in gantzer Rüstung, doch mit unbekannten
Namen öffters sehr wohl
gehalten, und andere in Schlachten auf ein ernstes Stechen ausgefordert. |
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Ingleichen die irrende Ritter, les
Avanturiers, die solcherley Turnieren expresse nachgezogen, und
allerhand Abentheuer in der
Welt gesucht, von welchen die alten Romainen oder
Liebes- und Helden-Geschichte angefüllet stehen. |
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Ein solcher geschlagener Ritter war unfehlbar von
Adel, oder passirte doch
wegen seiner eigenen hohen
Verdienste jederzeit dafür; aber ein jeder
Edelmann
ist eben nicht ein Ritter. |
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Ein solcher Ritter oder Miles, hatte gemeiniglich zwey
Armigeros, oder Schild-Knaben bey sich, die noch unter ihm stunden und ihn
begleiteten. Er besaß auch solche Lehns-Güther, wodurch er verbunden war, dem
Könige oder
Landes-Herrn
als Soldate ins Feld aufzusitzen, und Kriegs-Dienste zu leisten. Dahero man in
den alten Diplomatibus und Kriegs-Beschreibungen sehr offt das
Wort Miles oder Ritter in diesem
Verstande findet. |
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Gleichwie nun ein Ritter dem andern zu solcher
Würde nach Beschaffenheit der
Meriten erhub, also hat ein jedwedes
Land im
Ritterschlagen seine besondere Gebräuche gehabt, und wenn die
Geistlichkeit sich
dergleichen unterfieng, wie vornehmlich bey den Creutzfahrten nach dem gelobten
Lande geschehen, so muste der Candidatus zuerst beichten, die |
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{Sp. 1765|S. 896} |
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gantze Nacht im Gebet verharren, sein Schwerdt auf dem Altar opffern, Messe
darüber lesen, und es durch den Priester segnen lassen. Alsdenn wurde ihm
solches mit einem Gehänge, so von der rechten Schulter nach der lincken Hüffte
zugieng, angehangen, und er nach verrichteter Communion und geleistetem Eyde vor
einen aufrichtigen Ritter gehalten, wurden sie bey der Heim-Reise von ihrem
Landes-Herrn mit Lehns-Gütern beschencket. |
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Solches machte die
Fürsten
arm. Daher fiengen sie an, auf Ritterliche
Ordens-Zeichen zu gedencken, die ebenso groß von Hochachtung, aber nicht so
reich von Einkünfften, als die Lehns-Güter waren. Sothane Ordens-Ritter oder
Ritterliche Orden werden in geistliche und weltliche eingetheilet.
Lat.
Ordines equestres religiosi, oder
seculares. |
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Beyde sind eine aus hohem und niedrigem
Adel bestehende
Gesellschafft, so
von geist- und
weltlichen Potentaten entweder zu Beschützung des Christlichen
Glaubens, und Bestreitung der Ungläubigen, oder zu Ausbreitung der Tapfferkeit,
Belohnung der Treue, ingleichen zu Unterhaltung der Eintracht, und Vermehrung
des Ruhms gewisser Nationen, gestifftet worden. Wir werden sie sämtlich unten in
dem
Artickel: Ritter-Orden, in Alphabetischer
Ordnung anführen. |
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Siehe übrigens auch dem
Artickel:
Ritter. |
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