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Quellenangaben |
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Treue, Lat. Fides, ist diejenige
Tugend, da man
bemühet ist, denjenigen
Pflichten, dazu man sich durch
sein Versprechen freywillig
verbunden,
nachzukommen, oder dasjenige, was man versprochen hat, zu halten. |
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Sie ist entweder eine gemeine, welche gegen alle
Menschen, mit denen wir uns
in Verträge einlassen, statt findet; oder eine besondere, welche sich auf eine
gewisse
Gesellschafft beziehet,
darein man sich durch einen Vergleich begeben, dahin die Treue der
Eheleute, der
Herren und
Knechte, der
Regenten und
Unterthanen gehöret. Aus
dieser Treue, welche die Tugend ist, fliesset die
würckliche Erweisung der
auf sich habenden Pflichten, welches tugendhaffte
Verrichtungen sind, so ferne sie
aus der Treue kommen, und daher willig und aufrichtig, das ist, zum
Nutzen des andern übernommen
werden. |
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Sehen wir auf den gemeinen
Gebrauch dieses
Worts, so wird dasselbige nicht
allezeit so genommen, daß es ein Bemühen, sein Versprechen zu halten,
bedeute. Denn man braucht es auch von
Eltern und
Kindern, deren Gesellschafft unter
sich gleichwohl durch kein Pactum aufgerichtet worden, daß man
sagt, er sey ein treuer
Vater; es sey ein treues Kind, wie
man auch von andern saget, daß sie es treu
meynten, man habe an ihm einen treuen
Freund. In dieser Absicht bedeutet die Treue so viel, als die Redlichkeit und Aufrichtigkeit, da man dem
andern mit aufrichtiger
Liebe zugethan, und dessen Nutzen
wahrhafftig zu befördern suchet. |
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Nicht weniger wird bisweilen die obige Bedeutung, da die Treue auf das Versprechen gehet,
eingeschräncket, wenn sie insonderheit darinn erwiesen wird, daß man den andern nichts entwendet,
als wenn man von einer
Magd, oder Knecht und
Diener
rühmet, daß sie treu wären. |
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In der
Schrifft wird öffters von der
Treue GOttes, und der Treue der Menschen gegen
GOtt
geredet. Jenes ist eine
Eigenschafft GOttes, dieses ist eine Pflicht der Menschen, die ihnen sehr offt und nachdrücklich von
GOTT eingeschärfft wird. Die Treue GOttes, |
Klagl. Jerem. lll, 22, |
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ist eine solche Göttliche Eigenschafft, nach welcher er seine Verheißungen beständig hält und
erfüllet. |
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GOtt theilet seinen Creaturen vermöge dieser
Eigenschafft die verheissenen
Güter ohnfehlbar mit, weil
seine Liebe und Treue alle Väterliche und Mütterliche Liebe und Treue weit übertrifft. Wenn alle
Menschen auch Vater und Mutter untreu werden, so bleibt er treu, er kan sich selbst nicht
läugnen |
2 Timoth. II, 13. |
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Daher rühmt Moses von GOtt: Treu ist GOtt, und kein
Böses an ihm,
gerecht und from ist er, |
5 B Mose XXXII, 4, |
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das heißt; er hält seine Wahrheit treulich im Himmel, |
Psalm LXXXIX, 9. |
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Diese Treue |
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{Sp. 511|S. 269} |
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rühmt auch Jeremias, daß sie groß
sey, ja unermeßlich groß und viel, wie auch Moses bezeuget |
2 Buch Mos. XXXIV, 6, |
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und David wiederhohlt |
Psalm LXXXVI, 15. CXLV, 8. |
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Die Treue welche den
Menschen als eine
Pflicht vorgeschrieben wird,
heisset, so viel als Aufrichtigkeit, da ein Mensch in seinem Hertzen alle Heucheley und Falschheit
ernstlich hasset, und mit aufrichtigen
Gewissen, sowohl mit GOtt als
Menschen in
Handel und Wandel
umgehet, und dasjenige
thut, was ihm befohlen, und hält,
was er versprochen hat. Gleichwie ein
Knecht getreu heisset,
der alles wohl in Acht nimmt, und seiner Pflicht mit allem
Fleisse nachkömmt, |
Matth. XXIV, 45. XXV, 21. |
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Den Gläubigen wird Offenb. II, 10, die Treue bis in den
Tod
befohlen, in welcher
Schrifftstelle zu der
Ermahnung eine wichtige Verheissung gefügt wird: Sey getreu bis in den Tod, so will ich dir die Crone
des Lebens geben. Die Ermahnung bestehet in den Worten: Sey getreu bis in den Tod. Ein Freund kan
von dem andern nichts mehr fordern, als
Liebe und Treue. |
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Dieses ist es auch was Christo an dem Engel oder
Bischoff der
Gemeinde zu Smyrna
wohlgefällt, und von ihm fordert. Er giebt ihm das Zeugniß seiner bisher erwiesenen Liebe. Ich weiß
deine Wercke, die du aus Liebe zu mir vollbracht hast; und deine Trübsal und Armuth, die du aus
Liebe zu mir über dich genommen hast. Aber nun verlange ich auch von dir Treue. Sey getreu bis in
den Tod, nicht nur bis das natürliche Ziel deines
Lebens kommt, sondern auch bis
an den Marter-Tod. Denn der Teuffel wird etliche von euch ins Gefängniß legen daß ihr versuchet
werdet, und werdet Trübsal haben zehen
Tage. Darum, sey getreu bis in den
Tod. |
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Auf diese Ermahnung zur Treue folgt die Verheißung: So will ich dir die Crone des Lebens geben.
Es kan aber keine rechte Treue gegen GOtt
bewiesen werden, wenn man nicht
Proben davon siehet. Woraus konnte man sehen, daß Jonathan dem David getreu war? Wie er noch
fest an ihm hielte, auch da er von seinem
eigenen
Vater verfolget wurde. |
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GOtt stellet zuweilen seine Kinder auf die Probe. Sie sehen es, wie es in der
Welt zugehet; wie sich
jedermann mit Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit,
Falschheit, und
Boßheit fortzuhelffen suchet; wie die, so ihr
Gewissen bewahren
wollen, nichts geachtet
werden. Da haben sie denn
Gelegenheit, ihre Treue gegen Gott zu
beweisen, und sich in ihrem Lauffe der Frömmigkeit nicht irre machen zu lassen. |
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Diese Treue der Menschen gründet sich auf die Treue GOttes, und zwar auf eine solche Treue, die
Gott beständig bey dem
Anfange, Fortgange, und Ausgange
beweiset. Dieses
rühmt Assaph im Ps. LXXIII, 23. u. ff.
Dennoch bleibe ich stets bey dir, denn du hältest mich bey meiner rechten Hand, du leitest mich nach
deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an. |
Reinbecks Sammlung einiger Leichen-Predigten l Th. p. 200 u. ff. |
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Schließlichen mercken wir noch, daß, wenn das Wort: Treue, so viel, als eine
Pflicht und
Schuldigkeit, zu
Lateinisch Fides, oder
Officium
genannt, anzeiget; sodann dieselbe
dreyerley
Art sey, als nehmlich |
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1) die
Unterthanen Pflicht oder
Treue, |
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{Sp. 512} |
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Lat. Fides subjectionis,
siehe Unterthanen-Pflicht; |
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2) die
Amts-Pflicht, oder die Amts-Treu, Lat.
Fides ministerialis, da ein
gantz fremder der kein Unterthan ist, einem
Herrn zur Treue und Verschwiegenheit
verbunden ist, bey dem er
eine
Bestallung oder
Bedienung
angenommen; |
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3) die Lehns-Pflicht oder Lehns-Treue, Lat. Fides Vassallitica, wovon zu sehen
unter dem Artickel: Pflicht (Lehns-) im XXVII Bande, p. 1596 u.ff. |
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Siehe übrigens auch die Artickel: |
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- Fides, im IX Bande, p. 835 u. ff.
- und oben den Artickel: Treu.
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