Titel: |
Wahl-Spruch |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
52 Sp. 843 |
Jahr: |
1747 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd.
52 S. 435 |
Vorheriger Artikel: |
Wahlsprick, (Herr von) |
Folgender Artikel: |
Wahl-Stadt |
Siehe auch: |
|
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
|
|
Text |
Quellenangaben
|
|
Wahl-Spruch, oder Denck-Spruch, Lat.
Symbolum, ist ein nachdencklicher Spruch, oder
Wort, das einer
erwehlet, um sich dabey einer
besondern
Pflicht, eines
gewissen Vorsatzes, oder
wichtiger Begebenheiten, zu
erinnern. |
|
|
Es lesen sich so wohl
Gelehrte, als
Ungelehrte, dergleichen Wahlsprüche aus, welche
man auch auf die Anfangs-Buchstaben seines
Nahmens einrichten kan; Es muß aber solches nur
nicht gezwungen heraus kommen. |
|
|
Da viele Wahl-Sprüche die schönsten
Lebens-Regeln in sich enthalten, so würden die
Sammlungen lauter auserlesener Wahl-Sprüche
für die schönsten Sitten-Bücher passiren
können. |
|
|
Bey Erwehlung der Wahl-Sprüche hat man
wohl in Acht zu nehmen, was Bernhard (in der
curieusen Historie der Gelehrten … Ausg. 1718.)
urtheilet: |
|
|
„Ein Symbolum muß sich auf die gantze
Lebens-Zeit schicken, und muß dasselbe keine
Umwechslung des Glückes verändern. Aber so
geht es denen Gelehrten offt damit, wie denen
alten Weibern, mit Erwehlung ihrer Leichen Texte,
welche, wenn es ihnen wohlgehet, einen gantz süß
klingenden und Trost vollen Spruch darzu
erwehlen. Wendet sich aber das Glücks-Blat um,
so wird er wieder ausgestrichen, und sie suchen
sich solche, welche zu erkennen geben sollen, als,
hätten sie in ihrem Le- |
|
|
{Sp. 844} |
|
|
ben keine freudige Stunde gehabt.„ |
|
|
Eben derselbe
schreibet: (p. 627) |
|
|
„Es hat sich mancher ein Symbolum bloß den
Stamm-Büchern zu Gefallen, nachdem dieselben
Mode geworden, erwehlet, damit sie sich, bey
Überreichung derselben nicht allezeit auf etwas
neues besinnen dörffen, welches, weilen es in
vieler Hände kommt, einiges Nachdencken
erwecken könnte.„ |
|
|
Diejenigen, welche ihre Wahl-Sprüche in die
Stamm-Bücher, oder sonst in ihren
Schrifften,
aufzeichnen, geben ihre Gemüths-Neigung
gemeiniglich dadurch zu
erkennen. Diejenigen,
welche leichtsinnige und Gottlose Wahl-Sprüche
führen, sind auch ohnstreitig also gesinnet; Bey
den
Christlichen und
moralischen aber, muß man
nicht allezeit trauen, denn solche Leute sehen
bisweilen etwas bessers, und loben es auch,
thun
aber dennoch nicht darnach. Sie zeigen nur an,
was sie beobachten
wolten und
solten, beobachten
es aber nicht. Man würde ebenso leicht aus der
alten und neuen
Historie erweisen können, daß viel
grosse
Herren in ihren Actionen ihren
Wahl-Sprüchen
gantz zuwider gehandelt haben,
als man derselben Kennzeichen und
wahre
Gemüths-Beschaffenheit aus ihren Wahl-Sprüchen
vorstellig machen wolte. |
|
|
Vor Alters war man bey Erwehlung eines Wahl-Spruches, mit blossen Worten
zufrieden; Nachgehends hat man zu dem Worte ein Sinnbild gefüget; Und wenn es
kunstrichtig seyn soll, muß das Wort einen zweydeutigen
Sinn haben, der sich auf
das Bild so wohl, als auf die dadurch vorgebildete Sache, deuten lasse. |
|
|
Nicolaus Reusnerus hat die Wahl-Sprüche der
Kayser,
Jacob Typotius, Johann de Petra S und Anschelmus de Boot
die Wahl-Sprüche vieler
Könige,
Fürstenn, und hoher
Standes-Personen
beyderley
Geschlechtes, mit
Fleiß zusammen getragen, und allerseits mit
nützlichen Anmerckungen
erkläret. |
-
Jablonsky Lex. …
- Ludovici Hist. der Leibn. Phil. Th.
II …
- Rohrs Kunst
der Menschen Gemüther zu erforsch. …
- Gel.
Neuigk. Schles. von 1739 …
|
|
Siehe auch |
|
|
- Leib-Spruch, im XVI
Bande, p. 1556.
- Desgleichen Sinnbild, im XXXVII Bande, p.
1690. u.f.
|
|
|
|
|