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Schrifftgüsser, Fusores typorum, ist eine besondere
Kunst,
welche fast zu gleicher
Zeit mit der
Buchdruckerkunst, in Deutschland erfunden
worden. |
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Die Erfindung derselben wird insgemein
Johann Fausten zugeschrieben, welcher |
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{Sp. 1200} |
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seiner ersten
Profeßion nach ein
Goldschmied gewesen. |
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Die Buchstaben wurden vor
Alters in hartes
Holtz geschnitten, in der Mitten durchlöchert, so
daß man solche fest zusammen zühen konnte.
Nach der Zeit aber ist die
Sache höher gestiegen;
denn es wird ein jeder Buchstabe seiner
Form und
Grösse nach auf das schärffste und sauberste in
Stahl geschnitten, und der Stempel, (Archetypus) also gehärtet,
daß man ihn in Kupfer einprägen und abschlagen
kan. |
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Es werden aber auch Stempel zu grossen
Buchstaben von Kupfer künstlich bereitet, und
können solche wegen ihrer Grösse nur in Bley
eingeschlagen werden, welchen Abschlag man
denn die Matricem oder die Mutter zu
nennen pfleget, weil er das
Modell und die Form ist, worinnen die Buchstaben
häufig, doch einer nach dem andern kan
gegossen werden. Diese zuvor sehr accurat
gemachte Matrice setzet man in ein von Meßing
wohl zu gerichtetes
Instrument, welches aus
funfzehn Schrauben bestehet, und aus einander kan
genommen werden. |
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Es
muß aber dieses Instrument deswegen
auf das accurateste verfertiget werden, damit
jedweder Buchstabe seinen gebührenden Kegel
und Höhe (latitudinem et longitudinem) bekomme. Durch dieses Instrument
wird der geschmoltzene Zeug (massa) in die Mutter mit
grosser Geschwindigkeit gegossen, der
Buchstabe mit dem Häcklein herausgenommen, der
Guß abgebrochen, die Buchstaben alsdenn
geschliffen, auf dem Winkelhacken zusammen
gesetzet, geschabet, theils auch unterschnitten;
mit einem Hobel am Fuß bestossen, ins Schiff
eingesetzt, und Packweise zusammen gebunden.
Kurtz, es muß ein Buchstabe funfzehn bis sechszehnmahl durch die Hand
gehen. |
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Die
Werckzeuge, deren sich die
Schrifftgüsser zu bedienen
pflegen, sind folgende: |
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- Das eigentlich so genannte Instrument,
- der
Gießlöffel,
- die Gießpfanne,
- das Winckelmaß,
- das Justorium,
- der
Schraubestock,
- der Handkloben,
- der Ambos,
- das Gießblech,
- der
Schmeltztiegel,
- das Fertigmacheisen,
- der Winckelhacke,
- der Hobel,
- der Schleiffstein,
- die
Feuerzange,
- das Kernmaaß,
- allerhand Feilen,
-
unterschiedene Hammer,
- eiserne Töpffe,
- das Bestoßzeug.
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Die
Materie, woraus der Buchstabe gegossen
wird, bestehet aus einer Composition von Bley,
Eisen, Spießglase, Meßing und Kupfer.
Gantz ungegründet ist
es, wenn einige
Scribenten vorgeben, als wenn
gantze Druckereyen von silbernen Buchstaben in
Holland und Engelland zu befinden wären. Es ist
solches theils wider die
tägliche
Erfahrung, theils
lässet sich auch das Silber nicht so
tractiren, wie
der Schrifftgüsserzeug, anderer
Ursachen, und der unsäglichen
Kosten, die zu einer
vollkommenen silbernen
Druckerey erfordert würden, zu geschweigen. |
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Die
vornehmsten Buchdruckerschrifften sind
nach ihren unterschiedlichen
Namen und
Grösse, so wohl in
lateinischer als
deutscher Sprache folgende: |
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Die lateinische wird in Antiqua, welches ein
gerader und in die Höhe stehender Buchstabe ist,
und Cursiva, so etwas geschoben, oder schief ist,
eingetheilet. |
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Die |
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{Sp. 1201|S. 615} |
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deutsche hat dreyerley Abtheilungen: |
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Denn über die ordentlich so
genannte
erste Fractur findet man |
2) |
die Schwabacher,
welches eine etwas kürtzere und altväterische Schrift
ist. Solche wird öfters
gebrauchet, wenn man im
Drucke etwas merckwürdiges zum
Unterscheid anführen
will. |
3) |
Die so genannte
Cantzelley- oder Currentschrift, so wie
geschrieben
anzusehen. |
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Die übrigen Benennungen kommen im
Lateinischen und Deutschen meistens
überein. |
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Die erste und größte unter allen, so zu
Titteln
und Anfange eines
Buchs, Capitels oder
Rede
gebraucht wird, nennet man
Capitalia; dieser
folget |
2) |
die Missal-Fractur und kleine
Missal, so
von andern die grosse Sabon pfleget genennet zu
werden. Die lateinische wird in die grosse und
kleine Missal-Antiqua
unterschieden. |
3) |
Die grosse oder grobe
und kleine Canon, im Lateinischen Canon
de Garamond, Petit Canon, Antiqua de Garamond, und
Petit Canon Cursiva. |
4) |
Neue Roman, Theuerdanck-Fractur,
welche einige Pabsttext nennen, im Lateinischen
Roman-Antiqua und Cursiv. |
5) |
Krause und neue Text-Fractur, im Lateinischen
Text-Antiqua und Cursiv. |
6) |
Bibel-Fractur, im
Lateinischen Parangon-Antiqua de Garamond,
l'arangon-Cursiv de Grand Jon. |
7) |
Neue und gebrochene
Tertia-Fractur, auch Tertia-Schwabacher, im
Lateinischen Tertia-Antiqua und
Cursiv, von andern
Tertia-Antiqua de Garamond, und
Tertia-Cursiv de Grand Jon genennet. |
8) |
Grobe und kleine Mittel-Fractur, Mittel-Rheinändische und
krause Fractur,
im Lateinischen Media-Antiqua und
Cursiv, von andern
Media-Antiqua de Garamond, Media-Cursiva de Grand-Jon genennet. |
9) |
Grobe und kleine Cicero-Fractur, auch
Cicero Schwabacher, im
Lateinischen Cicero-Antiqua und
Cursiv, von andern
Cicero-Antiqua de Garamond, und
Cicero-Cursiv de Grand Jon genennet. |
10) |
Wird in Leipzig und sonst
insgemein Corpus, in Franckfurt am Mayn aber
und der
Orten
Garamond, geheissen, nehmlich die Deutsche
wird Corpus-Fractur und Schwabacher, die
Lateinische Corpus-Antiqua und
Cursiv, oder
Garamond Antiqua de Garamond und
Garamond-Cursiv de Garamond genennet. |
11) |
Grobe und kleine Petit-Fractur,
im Lateinischen Petit-Antiqua und
Cursiva, von andern
Petit Antiqua de Garamond, Petit-Cursiv de Grand Jon. |
12) |
Mignon-Antiqua und
Cursiv, von andern Jungfer-Schrifft geheissen. |
13) |
Nonpareil-Fractur und
Schwabacher, im Lateinischen
Nonpareil-Antiqua und Cursiva. |
14) |
Und letztens, so die
kleinste ist, und Rubin-Fractur und Schwabacher,
von andern Colonell genennet wird, im Lateinischen
Perle
Antiqua und Cursiva, so aber selten vorzukommen
pflegen. |
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Die
Cörper, worauf sie gegossen stehen,
nennet man Kegel, so nach Proportion der
Schrifft, breit oder schmal sind, und muß eine
jegliche Schrifft auf einen sonderbaren Kegel
gegossen werden. |
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Der
Ursprung dieser
Namen ist mehrentheils
unbekannt. Einige derselben, als Missal, Brevier, Cicero, Corpus, Bibel,
Theuerdanck,
sollen ihren
Ursprung daher haben, daß die besagten
Bücher
zu- |
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{Sp. 1202} |
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erst mit diesen Schrifften sind gedrucket
worden. Garamond und Grand-Jon von ihren
Erfindern und
Schrifftgüssern, so sie zuerst
erfunden haben. |
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Die Schwabacher-Schrifft hat ihren Nahmen
nicht der Stadt Schwabach, sondern ihrem
Erfinder dieses Nahmens, zu dancken, wie es
denn Deutschland niemals an dergleichen
berühmten
Künstlern
gemangelt hat, unter welchen
die beyden, Lowinger und Baumann zu Nürnberg, und
Hans
Richter zu
Wittenberg nebst vielen andern
bekannt sind, welchem letztern an Accuratesse
noch keiner von Ausländern es zuvor
gethan. |
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Non-pareil, die unvergleichliche, oder die ihres gleichen
nicht hat, Petit die kleine und Mignon die Liebenswerthe,
scheinen so wohl ihren Namen als Erfindung
halber Franckreich zum
Vaterlande zu haben. |
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Sonsten findet man anitzo in Leipzig folgende
Orientalischen Schrifften, als |
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- Hebräische,
- Chaldäische,
- Syrische,
- Arabische,
- Äthiopische,
- Egyptische,
- Armenische,
- Samaritanische,
- Griechische,
- Rußische,
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der Pohlnischen, Böhmischen,
Ungarischen, Dänischen und Holländischen, und
vieler andern, absonderlich der gantz neu
geschnittenen Malabarischen Schrifften anitzo zu
geschweigen. |
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