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Zedler: Menschliche Erzeugung HIS-Data
5028-20-807-1
Titel: Menschliche Erzeugung
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 20 Sp. 807
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 20 S. 413
Vorheriger Artikel: Menschlichen Erkänntniß, (Gründe der)
Folgender Artikel: Menschliche Gelehrsamkeit
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben
  Menschliche Erzeugung, Generatio hominis.  
  Die Erzeugung des Menschen ist eine natürliche Verrichtung, da durch Zusammengehung Mannes und Weibes, vermittelst beyderseits gehöriger Darreichung einer zur Erzeugung tüchtigen Materie, in einem hierzu geschickten Orte, eine neue menschliche Frucht empfangen, nach der Empfängniß vergrössert, nach der Vergrösserung völlig gebildet, und nachgehends nach den ordentlichen Lauff der Natur in Zeit viertzig Wochen, Vicar. Basis Universae Medicinae
  oder neun Monat, als ein neuer lebendiger Mensch, an diese Welt gebohren wird.
  • Verheyn Anatomia corporis humani
  • Nenter Fundamenta Medicinae
  • Bohn. Circulus Anatomico-Physiologicus
  • La Motte in seinen von Herrn Doct. Scheid seel. verdeutschten Tractat, von den Kranckheiten schwangerer und gebährender Weibs-Personen ...
  Damit man aber dieses schwere Werck wohl verstehe, so beobachte man folgendes. Zur Erzeugung wird ein Mann und Weib, und zwar beyde zusammen erfordert, sintemalen eines ohne das andere nichts ausrichten, und keine sich gleichende Creatur hervorbringen kan; Obwol  
 
  • Averhoes Lib. II. …
  • Plin. zu Ende des XXXVI. Buches,
  • Guillemeau de l'heureux Accouchem.
  • Blancardt in Collectan. suis
  • und Riolanus in Anthropograph. …
 
  etliche Exempel anführen, daß es Weibes-Personen gegeben haben solle, welche ohne Zuthuung eines Mannes, lebendige Geburten ans Tage-Licht gebracht hätten: allein dieses ist nicht nur der gesunden Vernunfft, sondern auch der Heil. Schrifft zuwider; denn wenn eines ohne das andere Kinder erzeugen könne, so würde GOtt nicht den heil. Ehestand besonders dazu eingesetzet haben, daß Mann und Weib ehelich bey einander wohnen, damit das menschliche Geschlecht dadurch fortgepflantzet würde; und deswegen sind beyderley Geschlechte besonders hiezu verfertigte Glieder von dem allerweisesten Schöpffer mitgetheilet worden.  
  Doch haben  
 
  • Mercurialis de morbis Mulier. …
  • Coschwitz in Organism. und Mechanism. Corp. human. …
  • Mayoor in seiner sehr curieusen Dissertation de Mascula Sobole procreand. …
  • Schurig in Spermatolog. sua
  • und andere mehr,
 
  diese Unwahrheiten schon gnugsam bestritten und widerleget.  
  Bey der Erzeugung aber muß so wol ein Mann als Weib alle zur Erzeugung und Fortpflantzung gehörige Geburts-Glieder haben, die hiezu nothwendig erfordert werden. Denn da haben die Manns-Personen solche Glieder erhalten, welche zur Bereitung, Ausarbeitung, Aufhebung und Ausschiessung des männlichen Saamens in die Gebär-Mutter dienen müssen. Das weibliche Geschlechte hingegen besitzet solche Werckzeuge, welche den ausgeschossenen männlichen Saamen auffassen, in sich behalten, und an gehörige Örter hinleiten: dadurch das Eygen imprägniret, das Kind empfangen, und erhalten, letztlich auch die vollkommene Geburt hervorgebracht wird.  
  Die männlichen Geburts-Glieder, die zu Bereitung des Samens nothwendig erfordert werden, sind folgende, als  
  1) die Saamen-Pulß-Adern,  
  {Sp. 808}  
  diese bereiten das Geblüthe, aus welchem der Saame soll gemacht werden, zu, indem sie dasselbe von seinem groben Wesen reinigen, das gereinigte nachmals zu völliger Ausarbeitung des Saamens denen Hoden vollends zuschicken.  
  2) Die Saamen-Blut-Adern, diese führen das überflüßige,
  • Boerhav. Instit. Med. …
  • Bartholin. Anatom.
  • Diemerbroeck Anatom. Corp. Hum.
  grobe und zur Ausarbeitung des Saamens ungeschickte Geblüth von denen Hoden und Saamen-Pulß-Adern zurück, und dem sämmtlichen Blute vermittelst der Hohl-Ader zu.  
  Diejenigen, die den männlichen Saamen vollends ausarbeiten, sind  
  1) die Testes, Hoden, diese arbeiten vermittelst ihrer engen und langen Canäle, das von denen Saamen-Puls-Adern etwas zugerichtete, und vermittelst denen Blut-Adern dieses Namens gesäuberte Blut besser aus, hernach schicken sie es ihrem innersten Cörper, Coschw. Organ. et Mechan.
  wie auch denen Epididymidibus oder Parastatis zu noch subtilerer Reinigung zu.  
  2) Helffen zu besserer Ausarbeitung des Saamens die Epididymides, die Beysteher, diese empfangen den Saamen aus denen Hoden, und schicken hernachmals denselben, vermittelst derer häufig hier befindlichen Wasser-Gefässe, noch weiter mit reinigen und ausarbeiten.  
  Die Theile so den Saamen in sich halten, sind die so genannten Saamen-Bläßlein, deren an der Zahl zwey gezehlet werden, diese nehmen den Saamen aus den ausschiessenden Gefässen auf, treiben ihn in ihrem Gange weiter fort, und lassen ihn still liegen und ruhen, dadurch wird er denn weisser, dicker und vollkommener, damit er zu Erzeugung des Menschen in die Harn-Röhre, und von da in die weibliche Schaam kan ausgepresset werden.  
  Damit nun der völlig ausgearbeitete Saame desto besser in die weibliche Schooß zum Kinderzeugen gebracht werden könne, so hat der weise Schöpffer dem männlichen Geschlechte die Urethram oder den Harn-Gang, und weil selbige annoch zu schwach, die männliche Ruthe mitgetheilet, welche sich starr und steiff machen, und also den Hafen der Veneris gewünscht bestreichen kan.  
  Die weiblichen Geburts-Glieder, die den ausgeschossenen männlichen Saamen auffassen, sind entweder äusserliche oder innerliche. Unter den äusserlichen sind  
 
  • die weibliche Schaam, daran siehet man die Schaam-Lippen,
  • das Franulum Perinaeum,
  • die Schaam,
  • und der Venus-Berg.
 
  Hernach siehet man  
 
  • die weibliche Ruthe,
  • die Wasser-Leffzen der weiblichen Schaam, deren an der Zahl zwey seyn,
  • der äussere Mutter-Mund,
  • der Harn-Gang,
  • das Jungfer-Häutgen.
 
  Die inneren weiblichen Geburts-Glieder sind die, so im Unterleib verborgen liegen, und also uns nicht zu Gesichte kommen, man nehme denn das Messer zu Hülffe. Diese seyn  
 
  • die Mutter-Scheide,
  • die Gebär-Mutter,
  • hernach die Geburts-Geilen,
  • und endlich die Mutter Trompeten,
 
  von welchen jeden an seinem Orte.  
     

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Stand: 29. Januar 2013 © Hans-Walter Pries