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Zedler: Generatio HIS-Data
5028-10-848g-8
Titel: Generatio
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 10 Sp. 848 g.
Jahr: 1735
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 10 S. 441
Vorheriger Artikel: General-Wagen-Meister
Folgender Artikel: Generi
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel

  Text Quellenangaben
  Generatio die Zeugung oder Fortpflantzung des Geschlechts.  
  Es ist allen Thieren, so wohl denen unvernünfftigen als vernünfftigen, nemlich denen Menschen eine Begierde seines gleichen zu zeugen und hervorzubringen von GOtt, da er spricht: Seyd fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde, Gen. 1.
  geschencket worden, und zwar zu dem Ende, damit die Welt, bis zu ihrem Untergang beständig möge bewohnet, und mit lebendigen Creaturen angefüllet seyn, indem der Tod sonsten in kurtzen alles würde aufreiben und zernichten; Wer würde auch über dieses eine so fast heßliche gleichsam verhaste und verdrüßliche Sache, als der Beyschlaff ist, begehren, und  
  {Sp. 848 h.}  
  wünschen? Ja, welches Frauenzimmer würde so unweislich und thöricht handeln, sich so vielen Gefährlichkeiten und Unglücke, ja der Gefahr des Todes (so sie fast aller Augenblicke bey der Geburt müssen gewärtig seyn) unterwerffen? So ferne nicht der grosse Befehl GOttes, und die Begierde, so uns eingepflantzet, alle diese Hindernisse aus dem Wege räumeten, und was vor verhasset, annehmlich, das verdrüßliche aber, lustig machten.  
  Solche Begierde aber, seines gleichen vorzubringen, hat GOtt nicht nur dem männlichen Geschlechte, sondern auch dem weiblichen, und zwar denen letztern mehr, als jenen, geschencket, wegen der grossen Gefahr, und Arbeit, so sie nicht nur währenden Beyschlaffe, sondern auch in der Schwangerschafft, das allermeiste aber bey der Geburt ausstehen müssen, von welchen Incommoditäten allen der Mann nichts weiß.  
  Dahero denn folget, daß so wohl der Mann, als auch das Weib, Kinder zu zeugen erfordert werde, indem keines ohne dem andern etwas vorzubringen vermögend. Wiewohl das Parlement zu Toulouse eine vornehme Frau, welche in der Abwesenheit ihres Mannes von der blossen Einbildung, daß ihr Mann bey ihr schlieffe, schwanger worden, loßgesprochen, und es der Einbildungs-Krafft zugeschrieben.  
  Averrhoes, Amatus Lusitanus und Delrio erzehlen dergleichen Historien von einer jungen Frau, welche, indem sie sich in dem Wasser gebadet, worinnen sich Männer besudelt, schwanger worden; von einer andern, welche durch die Caressen ihrer Gespielin, die eben damahls von dem Beyschlaff ihres Mannes kam, geschwängert worden. Und dann von einer jungen Dirne, welche sich durch die Befleckung ihres Vaters, so ihm ohngefehr in eben dem Bette, worinnen sie schlieff, wiederfahren war, schwanger befunden. Allein diese und viele andere dergleichen Historien sind zur Kurtzweil, hiermit die Geilheit derer Weiber zu bemänteln, und das Laster der unkeuschen Liebe zu verbergen, erdacht.  
  Aelianus will auch behaupten, daß unter denen Geiern nur weibliches Geschlechtes, welche von der Lufft fruchtbar gemacht würden anzutreffen, doch ist des Aeliani Autorität nicht vermögend, daß man solches glaube,, wie Langius in seiner Physiologia sagt, denn spricht er ferner, es giebet auch in unsern Wäldern Geier, an welchen wir obseruiren, daß ihrer zweye in einem Neste sitzen, und der, welcher der Mann, übertrifft nicht nur das Weiblein an Grösse, sondern hat auch eine andere Farbe: Das Weibgen aber leget die Eyer, und brüthet selbige gantz allein aus, wie mir von gewissen Jägern erzehlet worden.  
  Haruaeus in seinem Buche de Generatione Animal. schreibet, daß unter etlichen Thieren keine Männer, unter andern aber keine Weiber gefunden würden, worinne er aber sich gar sehr geirret, denne es ist nicht zu glauben, daß die Generation ohne eines von beyden geschehen könne: Die Heil. Schrifft selbst leget diesen Streit-Punct, da GOtt dem Noah befohlen, er soll von ieden Thieren ein Paar, nemlich Mann und Weib mit sich in den Kasten nehmen. Wenn aber die Generation ohne Zuthuung des Mannes vollbracht werde, so ist nicht zu sehen, warum er den Kasten noch einmahl so starck beschweret.  
  Eigentlich wird nun zwar unter dem Worte Generationis nichts anders, als der Beyschlaff selbst verstanden, doch rechnen einige darzu nicht nur die Empfängniß, die Erhaltung und Bildung des Kindes im Mutter-Leibe und die Geburt selbst, son-  
  {Sp. 849|S. 442}  
  dern auch die Ernährung des Kindes nach der Geburt, von welchen aber theils bereits gehandelt worden, theils an andern Orten ausführlich soll geredet werden.  
     

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Stand: 3. April 2013 © Hans-Walter Pries