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Quellenangaben |
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Unkeuschheit, ist dasjenige
Laster, da man der
geilen
Lust
unvernünfftig nachhängt. |
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Unter den natürlichen
Begierden, die allen
Menschen von
Natur eingepflantzet sind, stehet
auch die Lust zum
Beyschlaff. Wie nun die
Menschen nach dem
Falle geneigt sind, solche
Begierden nicht nach der Absicht
GOttes; sondern
zu einer blossen
sinnlichen
angenehmen
Empfindung einzurichten; also
muß, nach der
Philosophie zu
reden, solche
unordentliche
Neigung
durch die
Vernunfft
regieret werden.
Thut man
dieses bey der Lust zum Beyschlaff, so entstehet
daraus die
Tugend zur
Keuschheit. Auf solche
Weise ist die Unkeuschheit das Laster, da man der
geilen Lust nach dem Triebe des verderbten
Willens
mit Hintansetzung der Vernunfft nachhängt. |
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Sie äussert sich in der
Rede, wenn man
unanständige und geile Discourse, sie bestehen
nun in blossen Erzehlungen; oder in Schertzreden
und
Urtheilen, mündlich oder schrifftlich vorbringt; in
den Geberden, wenn man eine freche und auf die
Geilheit abzielende Einrichtung des Gesichts
annimmt, wenn sich
Weibs-Personen entblössen,
u.s.f. und in der
That durch
ordentliche fleischliche
Vermischung, und zwar ausser der
Ehe durch
Hurerey, und in der Ehe durch Ehebruch, oder wenn
Eheleute die Dämpffung der fleischlichen Lust zu
ihrem Haupt-Zweck setzen. |
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Man recommendiret zwey
Mittel wieder die
Unkeuschheit an, das erste ist Nüchternheit, das
andere ist die Arbeitsamkeit. Erasmus, den man
nicht für den Keuschesten zu seiner
Zeit gehalten
hat, wiederleget dieses in einem Brieffe, den er im
1524
Jahr
geschrieben, und welcher ein schönes
Gemählde von den Neigungen seines Hertzens
enthält. Wir
wollen nur diese zwey Züge daraus
entwerffen. |
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Er versichert, daß er niemahls ein Sclave der
Venus gewesen, und daß er auch wegen der
grossen
Arbeit des
Studierens nicht Muse darzu
gehabt; daß aber endlich die Fehler, die er von
dieser Seite begangen haben könnte, bereits vor
langer Zeit aufgehöret hätten, indem ihn das
Alter
von diesen Tyrannen befreyet, weswegen er
dasselbe sehr angenehm fände. Diese letzten
Worte enthalten viel Tugend, und es finden sich nur
gar zuviel Leute, die sich desselben nicht ohne eine
grausame Lüge bedienen können. |
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Die Nüchternheit betreffend, so hätte Erasmus
nicht
sagen können, was einem
Christlichen
Philosophen
anständiger wäre, und wenigern Leuten zukäme, was er gesaget: |
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Et juvenis cibum ac potum semper ita sumsi, ut
pharmacum. Ac saepenumero dolui, non licere sine
cibo potuque perpetuo degere. Veneri nunquam
servitum est, ne vacavit quidem in tantis studiorum
laboribus. Et si quid fuit hujus mali jam olim ab eo
tyranno me vindicavit aetas, quae mihi hoc nomine
gratissima est. |
Erasmus V. Lib. XXIII
… |
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Von zwey
Dingen, die er vorgiebt, eines, daß er
seinen
Leib nur wegen einer
Art der
Nothwendigkeit
genährt, und daß er die Speisen, als eine Artzeney
und Hülffs-Mittel zu sich genommen; das andere,
das ihm seine
Studien nicht viel Muse gelassen
hätten, ist das erste glaubwürdig, und das andere
durch die grosse Anzahl von
Büchern, die er
herausgegeben, unstreitig bewiesen. |
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Allein wenn diese zwey Sachen einmahl
festgesetzt sind, so kan man dasjeni- |
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{Sp. 1824} |
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ge
vernünfftiger Weise nicht
leugnen, was er
von seiner Keuschheit versichert. Er giebt sie nicht
für
vollkommen aus: Er bekennet, daß er nicht
allezeit der unreinen
Liebe wiederstanden habe:
Allein er leugnet, daß er bey dieser Unbilligkeit ihr
Sclave gewesen; er behauptet, daß er niemahls
derselben
Unterthan gewesen, wenn er gleich nicht
allezeit derselben
Herr seyn können. Ein Mensch,
der viel Muse hätte, und seinen
Cörper sehr
sorgfältig fütterte, würde der Lügen verdächtig seyn,
wenn er diese
Sprache führte: |
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[4 Zeilen lateinische Verse] |
Ovid. de Remed. Amor.
… |
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sine Cerere et Libero friget Venus saget
Terentz Eunuch. … |
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Distento ventre, distenduntur es, quae ventri
adhaerent,
spricht der H. Hieronymus. |
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Man wende uns nicht ein, daß es sehr
arbeitsame, und nüchterne
Manns-Personen gebe,
die dennoch die Unreinigkeit sich mehr als zu sehr
belieben lassen. Einige wenige Ausnahmen von der
allgemeinen
Regel, die sich auf die verborgenen
Eigenschafften des Temperaments
gründen, dürffen
uns nicht zum Wegweiser dienen, wenn es auf die
Beurtheilung unsers Nächsten ankommt. |
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Und also muß man so lange als man nicht
weiß, daß Erasmus von einem Temperament
gewesen, welches durch die allgemeine Regel
einen Strich gemacht hat,
glauben: Daß er durch die
nachläßige Pflegung seines Leibes und durch sein
fleißiges Studieren den Stachel der Liebe stumpf
gemacht, und sich vor derselben Dienstbarkeit
verwahret hat. |
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Man füge dazu, daß sein
Stand, der erworbene
Nahme und die
Profeßion, welche er trieb ein
weiser und ehrlicher Mann zu seyn, ihn
nothwendiger
Weise
verpflichtet haben, den Schein zu vermeiden,
und sich zur Übertretung der Keuschheits
Gesetze
nicht anders als mit grosser Behutsamkeit verleiten
zu lassen. Allein darzu wird ein Mensch von grosser
Muse erfordert; man darff sein Gesicht nicht nach
der pöbelhafften Venus, nach einer solchen Thais
wenden, die den ersten, den besten, der nur kommt,
stehenden Fusses abfertiget; sondern man muß
sich nach solchen Personen umsehen, die auch
ihrerseits
verbunden sind, den Schein
zuvermeiden. |
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Sie erfodern Vorbereitungen; sie lassen sich
nach allen Förmlichkeiten belagern: Haben sie sich
übergeben, so ist es eine Pfründe, welche die
Gegenwart und tausenderley grosse und kleine
Sorgfältigkeiten erfodert: Es ist ein Himmel, der
nicht mehr, wie zuvor, beständig einerley Klarheit
erhält: Kaltsinnigkeiten, Eyffersucht, Klagen,
Erläuterungen, Zwiespalten, Wieder-Versöhnungen
bringen an denselben unaufhörliche
Veränderungen
hervor, und dieses ohne die geringste Regel: |
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[5 Zeilen lateinische Verse] |
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{Sp. 1825|S. 928} |
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Terent. Eunuch. … |
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Es ist seltsam, daß man nicht mehr als
einmahl, in diese Gattung der
Verbindlichkeit fält.
Man entzieht sich derselben allezeit mit einem
Stück von der Kette, das gar bald eine neue
Gefangenschafft zuwege bringt: |
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[5 Zeilen lateinische Verse] |
Pers. Satyr. … |
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Sonst ist noch zu mercken, daß nach der
Parallele de la doctrine de Payens avec celle des
Jesuites … die
Herren Jesuiten in ihren Lehren der
Unkeuschheit das Wort starck reden. Es ist in
angeführten § von denen, welche andern in ihren
unkeuschen Vorhaben behülflich sind, die Rede.
Davon sagt Casp. Hurtado, ein Jesuite, daß ein
Diener auf
Befehl seines Herrn könne Achtung
geben, wo ein
Frauenzimmer hingehe; er könne ihr
die Präsente überbringen, seinen Herrn begleiten
wenn er sie besuche, ihm den Fuß halten, wenn er
zu ihr zum Fenster hineinsteige. Er kan zur
Concubine gehen und sagen: Herus meus te vocat.
Potest eam ad domum heri comitari et januam
aperire et eis lectum sternere: Non tamen potest
eam invitare ad actum ipsum inhonestum cum
hero. |
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Cornelius a Lapide selbst sagt von der
Susanna, daß sie in der Gefahr des
Lebens, in
welcher sie sich befand, sich nur hätte passive
verhalten, und anstatt ihres Geschreys sagen
dürffen: Non consentio actui, sed patiar et
tacebo. |
Die
Bücher aus denen der
Verfasser diese
Sätze der Jesuiten genommen,
sind auf das sorgfältigste angeführet.
Deutsche
Acta Erudit. XI Th. … |
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Man hält zwar immer davor, als ob Epicurus
ein grosser Patron der Unkeuschheit gewesen, ja
seine
Schüler ihr höchstes
Gut darinnen gesucht
hätten: Allein folgender Satz aus der
Sitten Lehr kan
uns von dem Gegentheil dessen überzeugen: |
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„Alle Unkeuschheit, heißt es, und Austritte sind
zuverletzen, weil dieselbigen so gar keine Wollust
bringen, daß sie vielmehr die gesunde Vernunfft
verborgen, und der Gesundheit schädlich sind. |
Bruckers Philosoph. Hist. II
Theil … |
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Wenn man die
Materie von der Unkeuschheit
weitläufftig ausgeführet lesen will, muß man das
Buch lesen, welches in Verlegung des Waysen-
Hauses zum
Vorschein gekommen und folgenden
Titel führet:
Überzeugende und bewegliche
Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und
heimlichen Unzucht, darinnen aus Medicinischen
und Theologischen Gründen vernünfftig vorgestellet
wird, 1) Was für Gefahr, 2) Schulden und Gerichte
und 3) für Rettungs-Mittel desfalls vorhanden. Aus
Liebe und Verbindlichkeit zum menschlichen
Geschlecht, sonderlich aber zur studierenden
Jugend auf Schulen und Universitäten, mit züchtiger
Feder und tiefer Ehrfurcht vor GOtt entworffen 1740
in 8. |
Gelehrte |
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{Sp. 1826} |
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Neuigkeiten Schlesiens 1740. |
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Siehe auch den
Artickel:
Unzucht. |
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