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Zedler: Zeichen [4] HIS-Data
5028-61-545-6-04
Titel: Zeichen [4]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 61 Sp. 564
Jahr: 1749
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 61 S. 295
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Hinweise:
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  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

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  Text   Quellenangaben
  VII. Polemische Abhandlung von Zeichen, oder Untersuchung der Frage: ob die Sacramente Zeichen zu nennen?  
  Wir würden diese Frage hier nicht berühren, wenn dieselbe oben unter dem Artickel: Sacrament, im XXXIII Bande, p. 283. u.ff. wäre abgehandelt worden. Die Reformirten geben vor, daß das Brod und der Wein im heiligen Abendmahle nur Zeichen des Leibes und Blutes Christi wären. Daher sind sie genöthiget worden, eine solche Vorstellung und Erklärung von den Sacramenten überhaupt zu machen, daß dasjenige dabey bestehen konnte, was man insonderheit von dem Abendmahl, als eine Art der Sacramenten, lehrte. Sollten Brod und Wein nur Zeichen des Leibes und Blutes Christi seyn: so muste man das Wesen und die Beschaffenheit eines Sacraments an sich selbst eben so determiniren, daß solches als ein gewisses äusserliches Zeichen anzusehen sey, welches eben die Meynung der Reformirten ist.  
  Sie sagen, die Sacramente wären nur gewisse äusserliche Zeichen, welche eine zweyfache Bedeutung hätten, indem einmahl die irdische Sache die Himmlische, die jedoch abwesend wäre, andeute; nebst dem aber das gantze Sacrament ein Zeichen der Göttlichen Gnade sey. Damit es aber nicht das Ansehen habe, als wolte man daraus blosse Zeichen machen; so setzet man hinzu, es werde dadurch der Glaube gestärcket und versiegelt, mithin wären es nicht blosse signa significantia, sondern auch signa praebentia und exhibentia, da den Gläubigen was mitgetheilet werde.  
  Calvin machet folgende De-  
  {Sp. 565|S. 296}  
  finition von dem Sacrament: est externum symbolum, quo benevolentiae erga nos suae promissiones conscientiis nostris dominus obsignat, ad sustinendam fidei nostrae imbecillitatem: et nos vicissim pietatem erga eum nostram tam coram eo et angelis, quam apud homines testamur. Calvin in institution. christianae religionis … nach der Genev. Edition 1559.
  In dem Zürchischen Vergleich, den Calvinus, nachdem er bereits seine Institutionem christianae religionis herausgegeben hatte, 1549 aufgesetzet, hieß es: Die Sacramente wären Zeichen und Merckmahle der Christlichen Vereinigung und Brüderschafft, Anreitzung zur Dancksagung, Übungen des Glaubens und der Gottseligkeit; ja Handschrifften, die uns darzu verbänden. Ein Haupt-Zweck sey, daß uns GOtt dadurch seine Gnade bezeuge, repräsentire, und versiegele. Denn ob sie wohl nichts anders bedeuteten, als im Wort verkündiget werde: So sey doch das was Grosses, daß wir auch lebhaffte Bilder vor Augen hätten, die unsere Sinnen besser rührten, und uns gleichsam auf die Sache führten, indem sie uns des Todes Christi und seiner Wohlthat erinnerten, damit der Glaube mehr geübet, und was GOtt ausgesprochen, durch Siegel bekräfftiget werde.  
  In der Confessione Belgica, die unter den genuinen Reformirten ein symbolisches Ansehen hat, wird num 33. gesagt: Credimus benignum illum Deum nostrum, habita hebetudinis et infirmitatis nostrae ratione, sacramenta nobis instituisse, ut promissa sua in nobis obsignaret, utque divinae erga nos benevolentiae ac gratiae essent pignora: quin etiam ad fidem nostram fovendam et sustentandam. Bald aber darauf wird hinzugesetzet: Signa itaque minime vana sunt et vacua ad nos decipiendos ac frustrandos instituta. Man lese die Acta synodi Dordracen. p. 313.
  Ein gleiches findet man in andern Schrifften der Reformirten. Von den Neuern kan man unter andern Witsium in Oeconomia foederum Dei cum hominibusSalomon van Til in theolog. revel. compendio Sam. Werenfels in syllog. Dissertat. theolog. … nachsehen.  
  Auf solche Art scheinet es nun zwar, als wenn sie die Sacramente keinesweges für blosse signa hielten, sondern etwas mehrers aus ihnen machten; wenn man aber erwegt, wie sie dabey den Glauben supponiren; wie sie die Stärckung desselbigen nicht der Krafft der Sacramente, sondern der Würckung des Heiligen Geistes ausser denselben zuschreiben, und wie sie manche Sachen unter die Sacramente zählen, die nicht anders als blosse Zeichen können angesehen werden: So bleibt es doch in der That dabey, daß ihrer Meynung nach, die Sacramente an sich selbst nuda signa sind. Die Bestärckung des Glaubens, die sie ihnen als eine Frucht beylegen, kan keine andere als eine moralische seyn, dergleichen auch durch ein Symbolum oder Zeichen geschehen kan.  
  Mit dieser Lehre selbst von der Beschaffenheit der Sacramenten sind noch verschiedene besondere Umstände verknüpfft, welche eben daraus fliessen, daß die Sacramente nur gewisse Zeichen wäre. Denn  
 
1) sollen die Sacramente nur denjenigen zu statten kommen, welche GOtt nach
 
  {Sp. 566}  
 
  einem unbedungenen Rathschlusse zur Seeligkeit ausersehen, wie denn Beza Part. II. respons ad act. colloqu. Mompelgard. … schreibt: Increduli signa tantum percipiunt, quae tamen ipsis ne signa quidem sunt gratiae, sed exitii illorum sigilla, und in dem Zürchischen Vergleich schrieb Calvinus, die von GOtt verworffene bekämen nichts als die Zeichen, die Erwählten aber mit dem Zeichen auch die Sache. Solcher Lehr-Satz beruhet zwar auf dem Principio von dem unbedungenen Rathschlusse GOttes wegen der Menschen Seeligkeit und Verdammniß; er hängt aber auch gar wohl mit dem Begriffe, den sich die Reformirten von der Natur und Beschaffenheit der Sacramente machen, zusammen. Denn da sie nur solche Zeichen und Symbola seyn sollen, welche den Gläubigen zur Erinnerung und Vorstellung einer geistlichen Sache Anlaß geben sollen, damit sie sich dadurch im Glauben stärcken: So kan solche Absicht bey den Ungläubigen nicht statt finden.
 
 
2) Meynet man, daß die Sacramente Alten und Neuen Testaments der Substantz oder dem Wesen nach mit einander übereinkämen, und nur etwa in Ansehung der Gebräuche, der Anzahl, Bedeutung, Dauerung, Verbindlichkeit und Deutlichkeit von einander unterschieden wäre. Das konnte nun wieder nicht anders seyn. Denn die Sacramente Alten Testaments hatten freylich das mit an sich, daß sie Bilder seyn, und was Geistliches und Zukünfftiges abbilden, und bedeuten solten. Da man nun meynte, die Sacramente Neuen Testaments und insonderheit das Abendmahl, wären auch nur äusserliche Zeichen: So floß daraus, daß unter den Sacramenten des Alten und Neuen Testaments kein Unterschied sey der Substantz und dem Wesen nach; sondern nur in Ansehung gewisser ausserwesentlichen Eigenschafften.
 
 
3) Muste daraus folgen, daß nach dem Begriffe von dem Wesen eines Sacraments, den die Reformirten machen, manche Sachen als Sacramenten anzusehen, die man sonst nicht dafür hält, und das thun auch die Reformirten.
 
 
  In diesem Puncte gehen die Reformirten von unserer Lehre ab. Wir legen den Sacramenten etwas mehrers bey, und schreiben ihnen dasjenige zu, was ihnen als wahrhafftigen Gnaden-Mitteln zukommt. Man giebt zu, daß man sie mit Recht Zeichen nennen könne. Sie sind Zeichen, so ferne sie uns nicht nur den gnädigen Willen GOttes andeuten; sondern auch ein Kennzeichen abgeben, nach welchem man sehen kan, daß derjenige, der sich derselbigen bedient, zur Christlichen Kirche und deren Gemeinschafft gehöre: Ja sie nehmen das Wesen eines Zeichens an sich, in Ansehung der geistlichen Handlung, so ferne diese durch einen gewissen äusserlichen Gebrauch geschiehet.
 
 
  Doch sind sie nicht blosse Zeichen, und ihre eigentliche Beschaffenheit kan darinne nicht bestehen, daß sie Zeichen sind. Vielmehr muß man sagen, wenn man von den Sacramenten nach ihrem eigentlichen und gantz genauen Verstande redet, daß sie diejenigen von GOtt verordnetem geistlichen Handlungen sind, da man mit einer sichtbaren und von GOtt vorgeschriebenen Materie dergestalt beschäfftiget ist, daß dadurch und Krafft der Einsetzungs-Worte, den Men-
 
  {Sp. 567|S. 297}  
 
  schen, die im Evangelio verheissene Gnade der Vergebung der Sünden zum ewigen Leben mitgetheilet und versiegelt werde.
 
 
  Eine solche Beschreibung finden wir zwar nicht ausdrücklich: Jedoch den Grund davon in der Heiligen Schrifft. Denn da uns die Sacramente Alten und Neuen Testamentes, die Beschneidung, das Osterlamm, die Tauffe und das Abendmahl, von welchen kein Streit ist, daß sie wahrhaffte Sacramente sind, mit solchen Eigenschafften beschrieben werden, daß wir leicht erkennen können, welches die wesentlichen darunter sind, die einem jeden Sacrament zukommen: So nehmen wir billig und mit allem Recht solche zum Wesen dieser Sache gehörigen Merckmahle und Begriffe, und formiren daraus eine Definition. Demnach beweisen wir die Beschreibung und Erklärung, die wir von den Sacramenten machen, damit, weil sie alles dasjenige ausdruckt, was die Schrifft an einem jeden Sacrament des Alten und Neuen Testamentes bemerckt, folglich zum Wesen gehöret, so sich hingegen von der Definition der Reformirten nicht sagen lässet.
 
 
  Das ist es auch, was in unseren symbolischen Büchern gelehret wird. In der Augustan. Confess. Part. I, artic. 13. p. 13 sagen unsere Vorfahren, da sie vom Gebrauche der Sacramente handeln: [8 Zeilen lateinischer Text], womit sie gar deutlich anzeigen, daß man die Sacramente für keine blosse Zeichen halten könne, und allerdings durch dieselben etwas mitgetheilet werde. Eben daher können wir keine andere Sacramente für wahrhaffte erkennen, als die Beschneidung und das Osterlamm in dem Alten, und die Tauffe nebst dem Abendmahle in dem Neuen Testamente.
 
 
  So gegründet aber unsere Lehre von der Beschaffenheit der Sacramente ist: so leicht ist der Ungrund von dem zu erkennen, was die Reformirten davon lehren, daß sie nur blosse Zeichen wären.
 
 
  Denn einmahl ist ihre Meynung in der Schrifft nicht gegründet. Die Sacramente des Neuen Testamentes: Die Tauffe und das Abendmahl, werden uns darinnen nicht als blosse Zeichen, sondern als solche allgemeine Gnaden-Mittel vorgestellet, der durch uns etwas geschenckt und mitgetheilt wird. Die Tauffe ist das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, Tit. III, 5. Das gesegnete Brod aber ist die Gemeinschafft des Leibes Christi, und der gesegnete Kelch die Gemeinschafft des Blutes Christi, 1 Corinth. X, 16. woraus denn deutlich genug zu schliessen, daß es hier nicht auf eine blosse Bedeutung ankommt. Der Geist GOttes bezeugt gar deutlich, daß die Sacramente, wenn der gehörige Gebrauch derselbigen angestellet wird, etwas mittheilen und etwas reelles würcken, nehmlich nach Beschaffenheit derjenigen, bey denen sie appliciret werden, entweder die Erweckung oder die Stärkung des Glaubens.
 
 
  Vors andere ist die Lehre der Reformirten mit vielen Schwierig-
 
  {Sp. 568}  
 
  keiten verknüpfft. Sie können dabey mit der Kinder-Tauffe nicht auskommen. Denn sollen die Sacramente nur Zeichen der Göttlichen Gnade seyn; so mögen sie uns sagen, warum sie die Kinder tauffen? Entweder haben sie vor der Tauffe den Glauben; oder sie haben ihn nicht. Sollen sie ihn vor der Tauffe haben: so mögen sie uns eröffnen, wie und wodurch sie ihn bekommen haben; behaupten sie aber, daß in ihnen, ehe sie getaufft würden, noch kein Glaube sey; so kan man nicht begreiffen, warum sie ihnen die Tauffe, und zwar ihrer Meynung nach, als ein Zeichen der Göttlichen Gnade appliciren, da sie doch noch nicht in der Gnade stehen. Ferner zeiget sich eine Schwierigkeit, wenn sie mit den Papisten, wegen der Anzahl der Sacramente Neuen Testamentes disputiren sollen.
 
 
  Drittens ist die Lehre der Reformirten, nach der Meynung der Lutheraner, intereßiret. Denn sie haben solche nur um deswillen annehmen müssen, damit sie desto eher bey ihrer Meynung vom Heiligen Abendmahl auskommen möchten. Es muste das Genus der Sache, wenn wir mit den Schulen reden wollen, so eingerichtet werden, daß die Species darunter stehen konnte.
 
  Man kan hier nachlesen
  • Gerharden in locis theolog. …
  • Dannhauern in hodomoria spiritus Calvin. phantasm. …
  • Brochmanden in system. theolog. …
  • Mentzern in Disput. de sacramentiorum erroribus
  • Disputat. Giessens. …
  • Schertzern in Colleg. Anti-Calvin.
  • Schomern in Collegio Anti-Calviniano
    Siehe auch Walchs Religions-Streitigkeiten ausser der Evangelisch-Lutherischen Kirche III Th. p. 262. u.ff.
     

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Stand: 20. Februar 2013 © Hans-Walter Pries