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Zedler: Diuisio … Rede HIS-Data
5028-7-1090-14
Titel: Diuisio … Rede
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 7 Sp. 1090
Jahr: 1734
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 7 S. 570
Vorheriger Artikel: Diuisio, die Theilung
Folgender Artikel: Diuisio … Rede-Kunst
Siehe auch:
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

  Text Quellenangaben und Anmerkungen
  Diuisio, wird überhaupt von denen Aristotelicis eine Rede genennet, in welcher so wohl der Name eines Dinges als die Sache selber in verschiedene Stücke vertheilet wird.  
  Sie sagen dahero, daß die Eintheilung entweder nominalis oder realis sey. Nominalis ist, wenn man die verschiedenen Bedeutungen eines Wortes auseinander setzet: Realis hingegen, wenn die Sache als ein Gantzes in seine Theile eingetheilet wird. Die Diuisio nominalis wird auch aequiuoca[1] genennet.
[1] HIS-Data: korrigiert aus: aequiuoa
  So viel als Arten des Gantzen sind, so vielerley ist auch die Eintheilung. Das Gantze wird eingetheilet in Totum essentiale, Integrale et Vniuersale; das Totum essentiale wird in seine wesentliche Stücke getheilet, als wenn die Substantien in Materia und Forma, der Mensch in Leib und Seele eingetheilet wird.  
  Das Totum integrale wird in die partes integrantes eingetheilet. Zu diesem Toto integrali wird auch das Totum potentatiuum gerechnet, welches aus verschiedenen Kräfften etwas zu würcken bestehet: Als unsere Seele, welche Verstand und Willen hat, die Majestät, welche in verschiedene Regalien eingetheilet wird.  
  Das Totum Vniuersale ist dasjenige, welches als eine abstracte Idée mehrere Begriffe unter sich hat, und also ein Genus in seine Species eingetheilet wird.  
  Diese Eintheilung nennen sie diuisiones primarias, welchen sie noch die secundarias, da sie ein subjectum nach seinen verschiedenen adjunctis betrachten, beyfügen.
  • Thomasius Erotemat. Logic. …
  • Bechmannus Instit. Logic. …
  • Scheibler Oper. Logico …
  • Kekermann Syst. Log. Maj. …
  • Auctor Artis Cogitandi
  • Weisens Doct. Logic. …
  • Titius Arte Cogitandi …
  • Chauvin Lex. Phil.
  Ausser dem sind noch einige andere Untereintheilungen von der Diuision, die aber von keiner Wichtigkeit sind, bey Langen in Additionibus Nuclei. Log. Weis. … zu finden.  
  Diese Lehren gehören ei-  
  {Sp. 1091|S. 571}  
  gentlich in die Metaphysic, wir werden auch unter den Titel Vnum mehrere Gelegenheit hiervon zu reden haben.  
  Die Diuision hingegen, wie sie in engerm Verstande angenommen, und in der Logic abgehandelt wird, gründet sich bloß auf das Totum Vniuersale. In diesem Verstande ist sie ein abstracter Begriff, durch welchen wir uns ein Object, welches das Totum diuisum heisset, aus dem Grunde seiner Accidentium, nach seinen unterschiedenen Arten, oder membris diuidentibus, und zwar zulänglich, und dem toti diuiso adaequat vorstellen; damit wir aus der gantzen Eintheilung so wohl, als die aus dem besondern Wesen einer jeden Art derer folgenden unterschiedenen Wahrheiten schlüssen, und die hergegen aus der Würckung solcher Arten erfolgenden Irrthümer vermeiden mögen.  
  Fähret man fort die Membra Diuidentia noch weiter einzutheilen, so werden solches die Subdiuisionen genennet.  
  Eine jede Eintheilung gründet sich also auf ein Accidens oder auf einen solchen Begriff, welcher sich bey einigen Begriffen unsers Objects befindet, bey andern aber nicht, und dieser wird das Fundamentum diuidendi genennet. Will man also erweisen, daß eine Diuision möglich sey, so muß man darthun, daß erstlich ein wahrhafftes Abstractum von unserm Objecto vorhanden; zum andern, daß dasselbige ein zufälliges Abstractum sey.  
  Ob aber eine jede mögliche Diuision nöthig sey, davon werden wir unten zu handeln haben.  
  Das Accidens, auf welches sich eine Eintheilung gründet, ist entweder ein Abstractum metaphysicum, oder es ist ein Abstractum disciplinale, nemlich eine Caussa efficiens oder Effectus, ein Endzweck oder ein Mittel, daß aber, in so ferne es nach seiner Existenz betrachtet wird, seiner Weite nach, die Natur eines blossen Accidentis hat. Dahero ist eine Eintheilung in Ansehung des Fundamenti diuidendi entweder metaphysica oder disciplinalis, und die letztere wiederum theoretica oder practica.  
  Das Accidens, welches der Grund einer Eintheilung ist, kan ferner dem Objecto entweder in Ansehung seines Generis, oder seiner Differentiae specificae zukommen, und zwar beydes entweder unmittelbahr oder mittelbahr durch dazwischen kommende Folgerungen, welches bey dem Beweisse des Fundamenti diuidendi jederzeit beyzubringen ist.  
  Diejenigen Diuisiones nun, welche aus dem genere eines Objects flüssen, hat unser Object mit andern gemein: die aber aus der Differentia specifica herkommen, sind demselben allein eigen, daher denn die Diuision essentialis und extraessentialis genennet wird.  
  In Ansehung des Gebrauches derer Diuisionen wird eine Diuision nach der Natur des Objects gemacht, oder man richtet seine Gedancken auf besondere Umstände bey einer Sache; die erstere wird theoretica, die andere practica, aber in einem andern Verstande als oben angeführet, genennet. Also kan man nach der letztern wohl den Alexander M. in Alexandrum M. ehe er Asien bezwungen, und Alexandrum M. nachdem er dasselbe bezwungen hatte, eintheilen; denn er wohl der alte Alexander verblieb, so hatte sich doch sein Gemüthe verändert, und war daher einen Unterscheid entstanden.  
  Von denen Diuisionen sind diese Regeln zu mercken:  
  In allen Eintheilungen müssen die membra diuidentia einander richtig entgegen gesetzet seyn, und kein membrum diuidens  
  {Sp. 1092}  
  muß das andere unter sich begreiffen. Diese Eintheilungen sind also unrichtig, in welchen die membra diuidentia und sudiuidentia in einer Eintheilung zusammen vermenget werden.  
  Die einander entgegen gesetzten Ideen sind entweder contraria oder contradictoria, dahero die Diuision in contrariam und contradictoriam gleichfalls eingetheilet wird. Die Contraria ist, wo die Membra diuidentia positiua oder bejahend sind, z.E. die Menschen sind entweder Männer oder Weiber. Die Contradictoria ist, wo ein Membrum diuidens negatiuum zu finden. Z.E. Die Thiere sind entweder Menschen oder nicht Menschen. Diese Contradictoria Diuisiones sind zwar die leichtesten, die Contrariae aber behalten dennoch den Vorzug.  
  Bey denen erstern lernet man nur, daß eine Idee bey dem einen sey und bey dem andern nicht sey; bey denen letztern aber siehet man zugleich die positiuen Ideen, welche sich bey jeder Art befinden. Die Contradictoriae sind aber dennoch in diesem Falle zu gebrauchen, wenn man mit einem Unwissenden oder Sophisten zu thun hat, indem die Membra diuidentia Positiua dem Zweiffel derer Unwissenden, und dem Wiederreden derer Sophisten leicht unterworffen seyn können.  
  Die Membra diuidentia müssen allemahl das gantze Totum diuisum in sich fassen, gleichfalls müssen dieselben unter dem Toto diuiso begriffen seyn, und solches von einem jedweden Membro diuidente vniuersaliter bejahet werden können.  
  An eine gewisse Anzahl derer Membrorum diuidentium sich zu binden, ist eine Grille. Einige haben lauter Dichotomien haben wollen, siehe den Titel Dichotomie. Andere als Jo. Amos Comenius in Opere Didactico und in Praeludio Philosophiae, ingleichen Wesenbeccius haben sich in die Trichotomie verliebt. Praschius de Jurecons. Perfecto
  Weichel in Tetracty hat eine Probe von der Tetrachotomie gegeben; gleichwohl müssen derer Membrorum diuidentium nicht allzuviel seyn. Dahero muß ein Object nicht in seine Individua eingetheilet werden, es wäre denn, daß deren nur gar wenige wären. Also ist die Eintheilung derer Planeten in der Astronomie nicht unrecht.  
  Die Eintheilung ist eine Art der Abstraction, der Abstraction aber ihr rechter Endzweck ist dieser, daß man der Mühe, alle Individua zu erkennen, überhoben seyn möge. Dieses ist der Grund von der nur angeführten Regel.  
  Wer ein Object richtig eintheilen will, muß das Totum diuisum zu vorhero wohl definiren. Denn hieraus kan er erkennen, ob die Membra diuidentia entweder zu viel oder zu wenig seyn.  
  Es ist aber noch nicht genug, daß man weiß, daß eine Eintheilung möglich ist, sondern man muß auch ihren Nutzen betrachten. Die Accidentia, welche der Grund der Eintheilung sind, sind vielfältig, man muß aber keine in Betrachtung ziehen, als nur diejenigen, welche bey Abhandlung unsers Objects nöthig zu seyn scheinen. Die Diuisiones essentiales aber welche die eigentlichen Species unsers Objects ausmachen, und die in der Methodologie dazu dienen, daß man von dem obersten Genere biß auf die untersten Species und Indiuidua herabsteigen kan, können keines weges weggelassen werden.
  • Ridiger Sens. Ver. et Fals. …
  • Müller in der Vernunfft-Lehre …
  • Gundling in Via Veritatis …
  • Clericus Log. …
  • Crousaz Syst. de Reflex …
  • Buddeus Phil. Instrum. …
  • Syrbius Instit. Philos. Eclect.
     

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Stand: 1. Januar 2013 © Hans-Walter Pries