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Quellenangaben |
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4. Von Worten, welche heterodox sind, und doch
orthodox scheinen. ¶ |
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Unsere
Gottesgelehrten haben auch angemerckt: daß es Worte gebe, welche
heterodox sind, und doch so orthodox scheinen. Hievon könnte eine weitläuftige,
und zugleich sehr wichtige Abhandlung gemacht werden, weil durch solche Worte,
die den Schein der Rechtgläubigkeit haben, unzählige
Menschen
sind verführt worden. Die
gantze
Welt
ist durch dieses Kunst-Stück vor Zeiten Arianisch, und fast gantz
Sachsen
ehemahls Zwinglianisch worden. Der
Endzweck derer, die ihre Worte mit den reinen
Lehren auf gleiche Weise führen, ist zwar nicht einerley: aber bey vielen ist er
doch gewesen, andere zu betrügen. |
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Paulus klagt schon über solche falsche Apostel: Solche
dienen nicht dem HErrn JEsu Christo, sondern ihrem Bauche; und durch
süsse Wor- |
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{Sp. 311|S. 169} |
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te und prächtige Reden verführen sie die unschuldigen Hertzen.
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Röm. XVI, 18. und Tit. I, 10. |
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Die
Heilige Schrifft
hasset die Zweygängigen, |
Jac. IV, 8. |
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Der Heyde Seneca
schreibt. Epist. XXIV Turpe est aliud
loqui, aliud sentire. |
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Irenäus, der Bischoff zu Lion, klagt im 1 B. 1. Cap. wider
die Ketzer, über dieselben, und insonderheit über die
Valentinianer des II Jahrhunderts also: [ein Satz griechisch],
Sie reden auf gleiche Weise, meynen es aber anders. |
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Viele Widriggesinnete haben diesen Fehler zeither, und noch jetzo an sich
gehabt. Wir wollen nur einige Exempel aus etlichen Glaubens-Artickeln anführen,
wie orthodoxe Worte, einen heterodoxen
Verstand haben können.¶ |
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Die meisten Gottesgelehrten der Rechtgläubigen behaupten: Unsere wahre
Theologie sey logos tou Theou. Die Schwärmer nehmen die
Redens-Art,
und eben diese Worte an, und beschreiben die Gottesgelahrheit: Sie sey
logos
tou Theou: sie schelten aber auf unser Wort GOttes und auf unsere
Theologie. Gichtel erkläret ihren
Sinn P. III. Theosoph.
pract. p. 2322: Der Heilige Geist zündet in einem sein Licht an, und
begnadiget ihn aus seiner eigenen Inspiration und Erleuchtung zu
reden:
(das ist das innere Wort GOttes) durch den Buchstaben (das Wort
GOttes, d.i. die
Heilige Schrifft)
ist das Studium Theologiae auf unsern
Academien erdacht worden. |
Barclajus in Apologia Theol. Christ.
Thes. 2.¶ |
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Die Theologie ist ihrer
Natur
nach habitus
theosdotos; denn der
Mensch wird allein durch das
Licht des Göttlichen Worts erleuchtet. Die Fanatici
sagen, dieser habitus sey
theosdotos, in Ansehung, daß er
unmittelbar eingeflösset sey, und alles
Forschen
in der
Schrifft ausschliesse. Dieser
habitus ist practicus in Betrachtung des
Endzwecks, des Vorwurfs und der
Gnaden-Mittel: Die Fanatici
sprechen, er sey
practicus, weil er durch viele innerliche
Erfahrungen erlanget werde, und in der
Liebe und dem Anschauen
GOttes bestehe.¶ |
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Das Wort Traditio bedeutet |
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1) |
menschliche Lehren, die nicht in der
Schrifft
stehen, ja auch wider die Schrifft sind. Diese werden in Articul.
Smalcald. p. 337. verworffen. |
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2) |
Eine Göttliche Satzung, d.i. Das Wort GOttes, so
erst mündlich, hernach schrifftlich vorgetragen worden. |
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Chemnitius in Exam. conc. Trident. dec. I. sess. 4.
p. 61.
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3) |
Die Darreichung der Canonischen Bücher, und das
öffentliche Zeugniß der Kirche von denselben. |
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Irenäus Lib. III, Cap. 2. |
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4) |
Fromme Gebräuche, welche in der
Heiligen Schrifft
nicht befohlen sind. |
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Die Kirchen-Lehrer loben den 2, 3, und 4
Verstand. Die Papisten behalten die richtigen Worte, deuten
sie aber auf übele Weise auf die erste Bedeutung. Dergleichen Satzungen aber
sind verboten.
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- Matth. XV, 9.
- 5 B. Mos. IV,
- 2. Ezech. XX, 18.¶
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Die Arianer, Böhmisten und Weigelianer sind diesem gefolgt. Ihre Trinitas
aber ist mehr eine Dreyfachheit, als Dreyeinig- |
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{Sp. 312} |
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keit. |
Jani
disput. de Trinitate
Platonismi falso suspecta p. 31. |
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Wir bekennen recht, daß in der Dreyeinigkeit eine ousia oder ein
Wesen, und drey
hypostaseis oder Selbstständigkeiten sind. Die wahre
Kirche hat diesen
Verstand allezeit gehabt, ob sie gleich in Worten zuweilen
abgegangen. Die rechtlehrenden Väter haben bald eine ousian, bald drey
ousias; bald eine hypostasin, bald drey
hypostaseis
bekennet. Die Anti-Trinitarii haben sich im III und IV
Jahrhundert oft unter diesen unbestimmten Wörtern verborgen. |
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Die Sabellianer und Samosacenianer verstanden durch ousian eine
Person. Da
hingegen in diesem
Verstande die Väter drey ousias behaupteten: so
traten die Arianer zu ihnen, verstanden aber dadurch nicht drey Personen sondern
drey
Wesen. Sie nahmen auch drey
hypostaseis an; erkläreten es aber
wieder durch drey Wesen. Diesen ist auf dem Sardinischen Concilio 347
widersprochen worden. Hieronymus und andere brauchten vor
hypostasis das Wort prosopon. |
Buddeus in Isagoge Hist. theol. p.
1054. |
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Athanasius und andere Kirchen-Lehrer haben in der
Kirchen-Versammlung zu Alexandrien 362 die Bedeutungen dieser Worte genau
determinirt. |
Athanasii Opp. T. I, p. 447. |
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Einige Montanisten haben im II Jahrhundert gelehret, es sey
GOtt
Vater
Sohn und
Heiliger
Geist. |
Centuriat. Magdeburg. Cent. V,
p. 78. |
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Sie haben aber dieses für
Nahmen
einer
Person
gehalten. Eben dieses ist von den Sabellianern im III Jahrhundert zu
sagen. |
Epiphanius Haeres. 62. |
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Die Mennonisten, Arminianer, und Socinianer nennen Christum den
Sohn GOttes;
doch leugnen sie die übernatürliche Zeugung. Die Arianer hiessen Christum
listiger Weise einen
GOtt, meynten aber er habe einen Anfang. |
Calvinus Lib. I. Institut. Cap. 13.
Sect. 5. p. 33. |
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Die neuen Photinianer in Catechismo Racou, p. 64. nennen Christum
verum Deum; sie
verstehen aber durch Deus einen, der eine hohe
Gewalt
von dem einigen
GOtt bekommen hat. |
Catechesis Racou. Moj. Cap. I,
Qu. 28.¶ |
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Wir behaupten, daß der
Mensch
aus Gnaden gerecht werde. Wenn die Papisten eben dieses
sagen; so verstehen sie
durch die Gnade eine beywohnende Gabe. |
- Bellarmin Lib. I. de gratia et libero
arbitrio Cap. 3 et 6.
- Concil. Tridentin. Sess. VI, Cap. II.
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Wir
sagen, daß wir durch den Glauben gerecht werden. |
- Röm. III, 28.
- Phil. III, 4.
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Die Ketzer haben auch also
geredet; aber entweder einen historischen Glauben
ohne Zuversicht, oder mit dem Aetius und Eunomius
eine blosse Einbildung, daß
GOtt auch den Unbußfertigen die Sünde nicht zurechne; oder
mit den Papisten den Beyfall, oder das Bekenntniß der Catholischen Lehre; oder
mit Weigeln, die
Liebe und Nachahmung Christi verstanden.¶ |
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Wir lehren, daß im Heiligen Abendmahle nicht signa sēmantika
und andeutende, sondern metadotika und darreichende
Zeichen zugegen. |
1 Cor. XI, 16.
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Einige Reformirten nehmen dieses an, aber nur in Ansehung der
Gnade, und der
angehängten Verheissungen. |
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Wir bekennen, daß Christi Leib und Blut im heiligen Abendmahle wahrhaftig
zugegen sey, Matth. XXVI, 27: und so
redet Wendelin
in Christian. Theol. p. 408. und andere auch; |
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{Sp. 313|S. 170} |
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aber sie
verstehen nur ad essentiam contemplativam eine
Gegenwart der
Betrachtung nach, da der Glaube Christum, ob er schon der menschlichen
Natur
nach, nicht zugegen, als gegenwärtig ergreiffe. Mit dieser Gemüths-Erklärung hat
auch Bucerus die Unsrigen betrogen. |
Chyträus in Hist. Aug. Conf. p. 749. |
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Einige geben die
Gegenwart zu, aber eine solche, dergleichen die Gegenwart der
Sonne auf unserer
Erde ist. |
Zanchius T. VII, col. 49. u.f.¶ |
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Wir könnten aus allen Glaubens-Artickeln Exempel anführen, bey welchen man
Worte, die in der That orthodox scheinen; aber dem ohngeachtet in heterodoxen
Verstande genommen worden sind, angewendet hat. Allein diese
wenigen werden vorjetzo schon hinlänglich seyn; und man wird zugleich daraus
abnehmen können, wie behutsam man die
Schrifften
der Widriggesinneten, die doch mit unsern Lehren überein zu stimmen scheinen,
lesen müsse.¶ |
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5. Von unnützen verbotenen Worten. ¶ |
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Hier wollen wir nunmehro eine kurtze Untersuchung über die verbotenen unnützen
Worte, von welchen am jüngsten Tage Rechenschafft gegeben werden soll,
anstellen. Der Hochverdiente D. Val. Ernst Löscher hat hiervon
eine kurtze Abhandlung aufgesetzt, welche in den Unschuldigen
Nachrichten des Jahres 1720. p. 969 zu finden ist, und deren
wir uns mit
Nutzen bedienen wollen. |
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Von diesen unnützen verbotenen Worten handelt die Stelle Matth. XII,
36. Es ist aber hierbey nicht zu rathen, daß man mit dem Grotius
durch die unnützen Worte, nur die gehäßigen
Reden wider den Nächsten oder mit
Hammond und andern seichten Auslegern nur die Gotteslästerungen
verstehe. Denn es ist überhaupt besser gethan, wenn man bey den Worten der
Heil. Schrifft
genau bleibt, als wenn man sich die
Freyheit, sie zu mildern und
einzuschräncken, nimmt. |
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Der Heyland schließt Matth. XII, 36 augenscheinlich vom geringern zum
grössern, und
redet also von allem unnützen Geschwätze, worauf er um desto
schärffer auf schandbare Worte und Narrentheidungen, ja noch viel mehr auf
Gotteslästerungen, und dergleichen mit dem Munde begangene grobe Sünden
schliesset. Es ist aber unnützes Geschwätze nicht jedwede gleichgültige
Unterredung im täglichen
Umgange; sondern eine jede
Rede, die nicht in ihren
Angeln und Grentzen stehet, wie es in den Sprüchen Salomons
ausgedrückt wird die ohne Absehen auf einen guten
Endzweck vorgebracht wird,
entweder nur aus
Gewohnheit, oder aus blosser Gefälligkeit, oder aus Lust zu
schwatzen. Dieses letztere ist der unterste Grad der unnützen Worte. Wenn ein
mehrers darzu kömmt: so werden arge Worte und ein faul Geschwätz daraus. |
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Solchergestalt aber wird manches zartes Gewissen in den täglichen Umgange
unaussprechlich beschweret werden? Die Antwort ist: man mercke nur genau auf die
Worte des Heylandes: so wird man Ruhe finden vor seine Seele. Es heißt nicht,
man solle um eines jeglichen unnützen Wortes willen verdammt werden; sondern man
solle Rechenschafft geben. Nun soll man auch von Mitteldingen, ja gar vor guten
anvertrauten |
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{Sp. 314} |
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Sachen Rechenschafft geben. Ein unnützes Wort in dem oben gemeldeten
Verstande ist keine verdammliche Sünde; sondern ein
hēttēma,
ein Fehler, nach Pauli
Redens-Art, 1 Corinth.
V, 7. welcher uns überführet, wie gering und elend wir in geistlichen
Dingen
nach dem
Sünden-Falle worden sind, mit dem wir uns zur Überzeugung unserer
Nichtigkeit schleppen müssen. |
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Von solchen Fehlern muß
GOtt allerdings Rechenschafft gegeben werden, ob man sich in
denselben vertieft, und eine Fertigkeit darinne erlangt, oder ein
Handwerck
daraus gemacht habe: ob man seine Freude und Vergnügen daran gehabt, und also
seyn geistliches Elend und Nichtigkeit dabey vergessen habe. Ist dieses
geschehen, so läst es sich freylich keineswegs verantworten; sondern es muß
durch hertzliche Buße vor dem Ausgange aus diesem
Leben geändert werden.¶ |
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Daher kan ein gewissenhafter Christ in diesem Puncte sein Hertz stillen vor
GOtt; wenn er |
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1) |
die liederliche Art der
Welt,
da man ohne sein Fleisch und Blut zu zwingen, schwatzt, was einem
vorkömmt; hasset, und in solches
unordentliche Wesen nicht mit zu
lauffen, allen Fleiß anwendet. |
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2) |
Den festen Vorsatz faßt, auch in der That sich
dahin bemühet, daß er seine
Reden überall zu gewissen guten
Endzwecken
nach Anleitung der Christl.
Klugheit richte, und sich dessen bey
menschl. Schwachheit offt erinnert, zuförderst aber den guten Geist
GOttes um rechte Bewahrung des Mundes im wahren Glauben anrufft. |
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3) |
Wenn er übereylet wird, daß er in der
Gesellschafft etwas
redet, davon ihn sein Gewissen überzeugt, daß es
entweder gar keinen guten und zugelassenen
Endzweck habe, oder doch
nicht dahin gemeynet gewesen, sondern ihm entfahren sey, daß er daran
nicht ein Vergnügen hat, sondern es als ein Merckmahl seiner
Unvollkommenheit ansiehet, auch daraus
erkennet, daß er im Fleische sey,
und einen bessern
Zustand in der Ewigkeit zu erwarten habe, auch um
desto mehr an seiner eigenen Gerechtigkeit verzage, und zu der
Versöhnung, so durch Jesum Christum geschehen ist, seine Zuflucht nehme. |
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Wenn er |
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4) |
ernstlich und fleißig bemühet ist, daß aus
solchem Fehler nicht eine Fertigkeit werde, als worbey nicht geringe
Seelen-Gefahr, und eine grosse Fahrläßigkeit anzutreffen ist. |
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Wo dieses fest gesetzt bleibt: so kommen eines wiedergebohrnen Christen unnütze
Worte zwar in Judicium discussionis, welches uns in täglicher
Wachsamkeit erhalten soll: aber nicht in Judicium condemnationis. Es
scheinet zwar als ob der Heyland in der obigen Stelle durchaus von einem
verdammlichen
bösen Hertzen, und also auch von solchen Worten
rede, die keine
verdammliche Frucht und Ausbruch desselben sind, wie sonderlich der 33. 34. 35
v. an die Hand geben. Allein das de, aber, womit der
36 v. anfängt, zeigt, daß der Heyland etwas besonderes in demselben vortragen
wollen. Daher es auch die besten Übersetzer, z.E. E.S. Schmid,
also gegeben. Jam porro vero dico vobis. Jesus macht nemlich einen
Schluß, von kleinern zum grössern: Hat jedermann auch so gar die Frommen
Ursache
sich wohl zu prüfen, indem sie auch von |
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{Sp. 315|S. 171} |
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unnützen Worten Rechenschafft geben sollen: wie viel mehr habt Ihr Ursache
besser zu leben, und eurer Verdammniß zu entgehen? Diese
Redens-Art, ich
sage euch, braucht Christus ordentlich, wenn er eine Sache genau
erinnert, also Matth. V, 22. 32. 34. 44. XII, 6. XIX,
4.¶ |
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Daß im 37 Verse vom Verdammen
geredet wird, daraus folgt nicht, daß im 36 v.
auch eine Rechenschafft zur Verdammung Judicium damnationis, verstanden
werden müsse. Denn im 36 v. ist das Argument; im 37 Verse aber die Application
zum Hauptsatze, daß nemlich die Pharisäer verdammlich sündigten, und daß auch
ihre Zungen-Sünden würden verdammt werden. |
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Übrigens kan man nach den Gewissens-Regeln der
Schrifft
das nicht einmahl unnütze Worte nennen, wenn jemand nach Proportion seiner
Arbeit und
Gemüths-Zustandes mit einem
rechtmäßigen und
erlaubten
Endzwecke von gleichgültigen
Dingen
mit andern
redet; sondern wenn diese Endzwecke aus den Augen gesetzt, und
überschritten werden. Dies ist der erste Grad der unnützen Worte.
Hieronymus
redet schon von einem höhern Grade, und wer der
Sache
nachdenckt, wird ein mehrers finden.¶ |
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