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Zedler: Wort [7] HIS-Data
5028-59-265-11-07
Titel: Wort [7]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 59 Sp. 315
Jahr: 1749
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 59 S. 171
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Hinweise:
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  Text   Quellenangaben
  6. Erklärungen einiger Schrifftstellen, in welchen des Wortes gedacht wird.  
  Es sind noch einige Schrifftstellen übrig, in welchen das Wort: Wort, vorkommet, und die einiger Erklärung bedürffen:  
 
(a) Im gemeinen Leben sind die Worte vielerley.
 
 
  Es giebt Worte, die man gegen Gott im Himmel brauchet, wenn ein betender David spricht: Herr! höre mein Wort,
Ps. V, 2.
 
  Ferner giebt es Worte, die man gegen seinen Neben-Menschen hören lässet, wobey mancher von geistlichen mancher von leiblichen Dingen redet. Einer erzählet was vergangen, der andere was noch geschehen soll; einer lobet etwas, der andere tadelt es etc. Ja es giebt auch Worte und Reden, die man bedächtig vorbringet; andere aber aus Unbedachtsamkeit heraus stösset, da entfähret manchem ein Wort, und er meynet es doch nicht also,
Syrach XIX, 16.
 
  wie etwa Mosis Hertz betrübt ward, als ihm etliche Worte entfuhren.
Ps. CVI, 23.
 
  Der verderbte Mensch ist immer mehr zu bösen als zu guten Worten geneigt. Es werden öffters aus eines Menschen Munde
 
 
 
  • Scheltworte,
Jes. XXXVII, 6.
 
 
  • Schmeichel-Worte,
Ps. LV, 22.
 
 
  • falsche Worte,
Syrach XXXVI, 21.
 
 
  • bittere und giftige Worte,
Ps. LXIV, 21.
 
 
  • schandbare Worte,
Ephes. V, 4.
 
  auch wohl zum öftern Fluch- und Laster-Worte gehöret, von welchen unnützen Worten die Menschen Rechenschafft geben müssen,
Matth. XII, 36.
 
  Darum soll man seine Worte wägen, und nicht leichtfertig aussprechen,
  • Sprüchw. XIII, 3. XV, 1. 2. XVII, 27.
  • Predig. V, 1.
  • Syrach XXVIII, 29.
 
  Man soll sich hüten, daß man durch eitele Worte nicht verführet werde,
  • Ephes. V, 6.
  • 2 Petri II, 3.
 
  Wortgezäncke soll man meyden,
  • 1 Timoth. VI, 4.
  • 2 Timoth. II, 14.
 
  und nicht nur mit Worten allein lieben,
1 Johann. III, 18.
 
  man soll keine faule Worte reden,
  • 1 Corinth. XV, 33.
  • Ephes. IV, 29.
 
  sondern die Worte mit Saltz würtzen,
  • Coloss. IV, 6.
  • Jacobi I, 26.
  {Sp. 316}  
 
(b) Durch Worte Christi, Coloss. III, 16. wird zwar insgemein alles geoffenbahrte Wort Gottes, absonderlich aber die Lehre des Evangelii verstanden.
 
 
  Diese Lehre nun, so ferne sie das Evangelium in sich fasset, wird Christi Wort genennet, weil uns Christus dasselbe aus dem Schoose seines himmlischen Vaters mit sich gebracht, und selber geprediget, weil es auch Christum vorstellet, und zu Christo führet: ja weil es Christum offenbaret, er dasselbe auch auf sich ziehet, und uns durch dasselbe erleuchtet. Denn das Gesetz, so fern es nicht ein Zuchtmeister auf Christum ist, kan eigentlich nicht das Wort Christi genennet werden, nemlich so fern Christus als ein Erlöser und Seligmacher betrachtet wird, sondern nur in so fern, als er einen Schöpffer und Richter der Welt ist.
 
 
  Demnach ist Christi Wort die gantze Predigt des Heil. Evangelii, die Christus selbst und seine Jünger geprediget, und was in Mose und den Propheten stehet, erkläret haben, folglich gewisser massen alle von Gott eingegebenen Bücher des Alten Testaments, in welchen Christus verheissen, vorgebildet, und beschrieben worden, auch alle Bücher des Neuen Testaments, alle Evangelisten, die geschrieben, was Jesus gethan, und gelehret,
Apostelgesch. I, 1.
 
  alle übrigen Schrifften und Episteln der Apostel, die Christi Worte sind, weil sie durch Eingebung des Geistes Christi geschrieben worden,
1 Petri I, 11.
 
   weil sie von Christo handeln, auf Christum weisen, und zu Christo führen.
 
 
(c) Durch das Wort vom Creutz, 1 Corinth. I, 18. verstehet der Apostel die Evangelische Lehre, deren vornehmstes Stück die Predigt von dem gecreutzigten Christo ist, an dem wir gläuben, der zwar den Jüden ein Ärgerniß, und den Griechen eine Thorheit ist,
v. 23.
 
  Christen aber finden darinne alle Seligkeit, und achten es, wie billig für eine göttliche Krafft und göttliche Weisheit,
v. 24.
 
  Denn sie halten sich nicht dafür, daß sie etwas wüsten, ohn allein Jesum Christum den Gecreutzigten,
1 Corinth. II, 2.
 
  Dahero sagt der Apostel: Dieses Wort vom Creutze sey denen, die verlohren werden eine Thorheit, als welche davon nach der Vernunfft urtheilen, und sich deswegen nicht darein schicken können, daß ein gecreutzigter Mensch solte wahrhafftig GOtt seyn, der ihm die Gemeinde durch sein eigen Blut erworben habe,
Apostelgesch. XX, 28.
 
(d) Das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.
Johann XIV, 24.
 
  Das Wort ist die gesamte Predigt des Evangelii. Spricht nun der Herr, es sey nicht sein, sondern des Vaters Wort: so kan man es nach der Ebräer Mund-Art annehmen: es ist nicht mein allein, sondern, auch des Vaters; oder er redet so, um der Schwachheit der Apostel willen, die noch keine völlige Erkenntniß seiner göttlichen Person und Amtes hatten. Sie solten nicht meynen, daß er seine Lehre von sich selbst erdacht hätte, wie die Pharisäer und Schrifftgelehrten ihre Menschen-Satzungen; sondern sie sey dem Willen des himmlischen Vaters durchaus gemäß, der habe selbst beschlossen, das dem Menschen, die seligmachende Erkenntniß also, und
 
  {Sp. 317|S. 172}  
 
  nicht anders gepredigt werden solle, daher es einerley wäre, ob sie ihn höreten, oder ob der Vater mündlich mit ihnen redete.
 
 
(e) Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage,
Joh. XII, 48.
 
  Dieses ist das Wort, welches Jesus aus des Vaters Schoose gebracht, und zu den Menschen geredet hat, und die vier Evangelisten aufgezeichnet haben, doch so, daß das Wort GOttes, welches wir in den Schrifften der Apostel und Propheten haben, nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr mit eingeschlossen ist. Denn auch dieses ist ein Wort gewesen, das er geredet hat, obwohl nicht unmittelbar, jedoch mittelbarer Weise, durch den Mund der Propheten und Apostel. Es ist ein Wort gewesen, weil es auf seinen Befehl geprediget und vorgeschrieben, und weil er es ihnen in den Mund gelegt hat,
Matth. X, 19.
 
  Ferner wird es sein genennet, weil es von dem H. Geiste eingegeben worden, welchen er zu dem Ende gesendet hat, und von ihm sagte, er wirds von dem Meinen nehmen und euch verkündigen. Dieses Wort wird seine Verächter richten am jüngsten Tage. Es richtet sich schon in dieser Zeit in ihren eigenen Hertzen; Darum heisset es, als von etwas Gegenwärtigen: Wer mich verachtet, und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon, der in richtet. So bald der Ungläubige ungläubig ist: so bald überweiset ihn das Wort GOttes seines Unglaubens in dem innersten Hertzens-Grunde, und zeigt ihm an, daß er in einem verdammlichen Zustande sey. Wer nicht gläubet, der ist schon gerichtet,
Joh. III, 19.
 
  So bald ein Gottloser seine böse That vollbracht hat: richtet und verdammet ihn gleichfalls das Wort GOttes, sofern es das Gesetz in sich begreifft, alsobald in seinem Hertzen. Z.E.
 
 
 
  • einen Heuchler in der Religion,
Apost. Gesch. VIII, 21;
 
 
  • den Abtrünnigen, so von der Religion abfällt,
Matth. X, 33;
 
 
  • den Flucher und Gotteslästerer,
2. B. Mos. XXIV, 16;
 
 
  • die den Sabbath entheiligen,
Ezech. XX, 8;
 
 
  • die Hurer und Ehebrecher,
  • Apost. Gesch. XII, 15.
  • Ebr. XIII, 4.
 
  Wie aber dieses Wort alle Ungläubigen und Gottlosen gegenwärtig richtet, indem es schon hier in diesem Leben sie durch einen gerechten Ausspruch verurtheilet und verdammt: so wird es sie auch dermahleinst in der künfftigen Zeit an jenem grossen Gerichts-Tage öffentlich vor den Augen der gantzen Welt richten und verdammen. Solches wird dadurch geschehen, weil es die Stimme des allgemeinen Welt-Richters seyn wird. Denn dieser wird den Ungläubigen und Gottlosen, als seinen boßhafften Verächtern nicht weniger die Gnaden-Stimme vorhalten, welche sie in diesem Leben verschmähet, und durch welche sie sich nicht haben wollen gewinnen lassen, als auch die Donner-Stimme des Gesetzes, welcher sie als harte Felsen widerstanden, und durch welche sie sich nicht haben wollen erweichen lassen.
 
 
  Ja mit eben diesem Worte, welches in der H. Bibel aufgeschrieben ist, und allen Gottlosen das schreckliche Urtheil spricht: Gehet hin ihr Verfluchten! Matth. XXV, 4. wird der grosse Welt-Richter dermahleinst die Verdammten richten, verurtheilen, und zur Hölle verstossen. Demnach wird das Gerichte über die Gottlosen, welches der
 
  {Sp. 318}  
 
  zornige GOtt, als ein strenger Richter, durch sein kräfftiges Wort in diesem Leben in den Hertzen der Gottlosen angefangen, dort an jenem Tage vor den Augen der gantzen Welt durch eben dieses Wort vollzogen werden. Durch dieses Wort, welches als die Stimme des zornigen Richters die Gottlosen und Ungläubigen durch Versagung aller Gnade auf immer und ewig in die gröste Verzweifelung setzen wird; zu der Zeit da die Todten sollen gerichtet werden, nach der Schrifft, in den Büchern nach ihren Wercken,
Offenbahr. XX, 12.
 
(f) Worte, die Moses redete, zum gantzen Israel,
5 B. Mos. I, 1.
 
  Viele Gelehrten, als Abulensis, Bonfrer, Tirin, Cornelius a Lapide, und andere halten dafür, es sey hier durch ein Wunder geschehen, daß Mosis Stimme und Worte von so vielmahl hundert tausend Menschen habe deutlich und vernehmlich gehöret werden können, nicht nur von den 600000 Männern, sondern auch von den Weibern, Kindern, Knechten, Mägden und Tagelöhnern, die zusammen über 3000000 Menschen ausgemacht. Daß sie aber alle anjetzo seine Stimme und Worte vernommen, das wollen sie aus 5 B. Mos. XXIX, 9. 12. erweisen, wo die Zuhörer Mosis, welchen er die Worte vorgesagt, ordentlich erzehlet, und keiner unter den Kindern Israel ausgeschlossen würde. Zudem sey es auch besser, daß alle aus Mosis eigenem Munde das göttliche Gesetz vernommen, und zur Erneuerung des Bundes mit GOtt zubereitet worden, als daß es durch andere geschehen sollen.
 
 
  Allein, indem es nicht glaubwürdig zu seyn scheinet, daß allemahl ein Wunderwerck geschehen, so offt Moses zum Volcke geredet, zumahl da diese Redens-Art in den vorhergehenden Büchern zum öfftern von Mose vorkommt: so halten vielmehr andere dafür, daß er nur die ältesten und Obersten der Stämme zusammen beruffen, und denselben das Wort des Herrn allein vorgetragen, die es hernach dem übrigen Volcke, jeder seinem Stamme und Geschlechte wieder hinterbracht hätte,
5 B. Mos. XXXI, 28.
 
  Diese Meynung behaupten Salian, Lyran, Lorin, und von den Unsrigen Gerhard, Calov, Osiander und andere.
 
 
  Dem sey aber wie ihm wolle, genug daß die Worte, die Moses auf göttlichen Befehl geredet, dem gantzen Israel zu Ohren kommen. Und vielleicht hat er sie geschwind in Schrifften verfasset und aufgeschrieben, damit sie desto füglicher allem Volcke vorgelegt werden können. Denn weil diß Gesetz alle Erlass-Jahre vor dem gantzen Israel ausgeruffen, und ihnen vorgelesen werden solte,
5 B. Mos. XXXI, 10:
 
  so ist leicht zu erachten, daß es auch für das gantze Israel von Mose geschrieben worden: doch nicht für sich allein, sondern auch zugleich für uns. Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns auch zur Lehre geschrieben,
Röm. XV, 4.
 
(g) Wort des Herrn geschah zu mir,
Ezech. XXXIII, 1.
 
  Dieses ist eine gemeine Schreib-Art bey den Propheten, wenn sie zum Volcke Israel gesandt worden sind, welches sonst meistentheils nebst ihren Fürsten sehr halsstarrig und ungläubig war, und die Propheten gering hielten, daß sie dadurch ihr prophetisches Ansehen erhielten, als Männer GOttes, welche damit vor ihnen bezeuget haben, daß sie das Wort, welches sie predigten, nicht selbst
 
  {Sp. 319|S. 173}  
 
  erdacht, noch aus Affecten predigten, sondern der Herr habe solches Wort in ihren Mund gelegt,
  • Jerem. I, 9. 2 Petri I, 21.
  • Matth. X, 20.
 
  So bekennet auch hier der Prophet, daß diese seine Straff-Predigt nicht sein sey, sondern des HErrn Wort, welches sie deswegen schuldig wären anzunehmen, als wenn der HErr mündlich mit ihnen redete, darnach sie sich richten, und ihr Leben bessern solten. Dieses Wort war aber wider die Kinder seines Volckes gerichtet. Im Hebräischen heist es: Zu den Kindern deines Volcks; wie es auch die siebzig Dollmetscher, und die lateinischen Übersetzer gegeben: es scheinet aber, daß Luther auf den Context gesehen, und zwar auf das Grund-Wort, welches GOtt sonst in der Schrifft gebraucht, wenn mit dem Volcke hart solte geredet werden, und zwar aus dem Gesetz um der Sünde willen.
 
 
(h) Worte Christi sind Geist und Leben, sie haben eine lebendigmachende Krafft,
Joh. VI, 63.
 
  Christi Meynung ist nicht, als ob GOttes Wort nicht anders, als GOtt selbst sey, wie Osiander ad h.l. davor hält. Denn da macht der Herr allerdings einen Unterscheid zwischen den Worten, die geredet werden, und der Person, welche redet. Und obwohl Christus selbst das Leben ist,
Joh. XI, 25:
 
  so ist doch sein Wort nicht auf solche Weise das Leben, als wie er: Christus ist das Leben wesentlich, und ohne Ursprung, in ihm war das Leben,
Joh. I, 4.
 
  Sein Wort ist das Leben, als eine Würckung von dem, der da lebet, nachdem es von Christo als der Lebens-Quelle herfleust, und ein Wort ist, so aus dem Munde des unerschaffenen und selbstständigen Wortes herausgegangen, wie Albert. M. im 4 Cap. Joh. recht hiervon redet.
 
 
  Und daher empfängt es nicht erst eine lebendigmachende Krafft, wenn es von den Menschen angenommen wird, wie die Weigelianer, Schwenckfelder und andere Schwärmer wollen; sondern dieselbe hat es schon wegen seines göttlichen Ursprunges in sich. Daher heist es ein und vergänglicher Saame, ein lebendiges Wort,
1 Petr. I, 23.
 
  Sie ist im gleichsam eingewurtzelt, so, daß diese Krafft die Eigenschafft und Natur des göttlichen Worts sey, und ohne dieselbe das Wort GOttes, als das Wort GOttes nicht stehen könne, wie die Sächsischen Gottesgelehrten davon geurtheilet haben (Decis. Controvers. Rathmann.) welche Lebens-Krafft bleibet, wenn es auch ein Mensch nimmermehr ins Hertz kommen lassen wolte. Hernach aber würcket auch Christi Wort in den Hertzen der Gläubigen Geist und Leben; das rechte geistliche Leben, das aus GOtt ist,
Ephes. IV, 18.
 
  Denn das Wort GOttes ist, wie der Mutter Leib, sagt Luther Tom. II. Jenens. in dem wir geheget, und wiedergebohren werden, und endlich solche Leute abgeben, die im Geist wandeln, und die Lüste des Fleisches (so viel in gegenwärtiger menschlicher Schwachheit stehen kan) nicht vollbringen,
Galat. V, 16.
 
(i) Stoltze Worte reden sie, da nichts hinter ist,
2 Petr. II, 18.
 
  Dieses ist die eigentliche Beschreibung hoffärtiger und aufgeblasener Leute, welchen es nicht genug ist, daß sie hoffärtig sind in ihres Hertzens Sinn,
Lucä I, 51.
 
  und nicht genug, daß sie mit allerhand höhnischen und stoltzen Gebehrden ihren innerlichen Hochmuth an den Tag geben, welches die H. Schrifft hohe Augen haben
 
  {Sp. 320}  
 
  nennet,
Sprüchw. VI, 17.
 
  Es ist nicht genug, daß sie mit allerhand zur Uppigkeit und Pracht eingerichteten Kleidern aufgezogen kommen, und dabey, wie Herodes, als Götter wollen angesehen seyn,
Apost. Gesch. XII, 21;
 
  sondern sie bringen auch bey allen ihren Reden nichts anders als lauter hochtrabende Dinge hervor, stoltze Worte, die überaus aufgeschwollen sind, wie es Hieronymus erklärt. Ihre Rede ist durchgehends nichts anders als hoffärtiges Prahlen,
Beda ad h.l.
 
  Sie reden stoltz, steif und höhnisch,
Ps. XXXVI, 19.
 
  Selbst GOtt und seyn Wort wird von ihnen nicht in Ehren gehöret, es muß bald dieses bald jenes getadelt seyn, ihrem hohen Geiste kömmt es gantz einfältig, widersinnig und ungereimt vor, und verachten also das Gesetz des HErrn,
Jes. V, 25.
 
  Noch weniger wird der Nächste von den Stoltzen verschont.
 
 
(k) Wort der Gedult,
Offenb. III, 10.
 
  Durch Wort verstehet er nichts anders als das Wort der Wahrheit, das heilige göttliche Wort, insbesondere das Wort des Evangelii von Christo, das ihnen war geprediget worden, und welches sie angenommen hatten, d.i. das Wort der Gedult. Denn insgemein ist alles göttliche Wort, das Wort, das man muß mit Gedult hören und annehmen,
  • Jacobi I, 21.
  • Luc. VIII, 15.
 
  Es ist das Wort, so voll schöner Vermahnungen und Trostes ist, dadurch man Gedult lernet,
Ebr. X, 36.
 
  Wie aber der Herr insbesondere von dem Worte nicht unserer sondern seiner Gedult redet: so siehet er damit vornemlich auf das H. Evangelium. Diß ist das Wort, welches uns vornemlich seine Gedult vorträgt.
 
 
(l) Wort der Wahrheit wird das Evangelium genennet
  • Ephes. I, 13.
  • 2 Corinth. VI, 7.
  • Coloss. I, 5.
  • 2 Timoth. II, 15.
  • Jac. I, 18.
 
  Diesem Worte der Wahrheit wird nicht die Predigt des Gesetzes, wie Theophylactus glaubt, entgegen gesetzt, oder als ob die Predigten des Alt. Testaments Lügen gewesen wären. Es wird ja das Gesetz GOttes sonst auch die Wahrheit genennet,
  • Ps. CXIX, 142.
  • 2 Sam. VII, 28.
  • Jes. XLIII, 9.
 
  und dessen Liebhaber redliche Leute,
  • 2. B. Mos. XVIII, 21.
  • Ps. XV, 2.
 
  wie denn auch etliche dieses hieher gezogen, daß Jonas der Prophet deswegen ein Sohn Amithai, ein Sohn der Wahrheit, genennet werde, weil er das göttliche Gesetz und Wahrheit hätte vortragen müssen, da doch hierdurch nur ein Geschlecht angedeutet wird. Hier aber in der obigen Stelle wird das Evangelium deswegen ein Wort genennet, weil sonderlich im Evangelio, die göttliche Wahrheit erfüllet worden, was GOtt zuvor in blossen Verheissungen vortragen lassen, da GOtt an seinen Eyd gedacht, den er Abraham geschworen hat uns zu geben,
Luc. I, 73.
 
  Es kan auch deswegen ein Wort der Wahrheit genennet werden, weil es ein Wort des Heyls und der Gerechtigkeit ist,
Apost. Gesch. XIII, 26.
 
  Ist das Gesetz durch Mosen gegeben: so ist die Gnade und Wahrheit durch JEsum Christum kommen,
Joh. I, 17.
 
  da eben diese Wahrheit des Evangelii dem Ceremonial- und Moral-Gesetze entgegen gesetzet wird.
 
 
  Paulus meldet ausdrücklich, daß das Gesetz keinen gerecht und selig machen könne, ob es schon denen, die es vollkommen halten, solche anbietet
 
  {Sp. 321|S. 174}  
 
  und anträget, weil dergleichen Leute in dieser Welt nicht zu finden, die dem Gesetze vollkommene Genüge leisten könnten,
Galat. III, 21.
 
  Das Evangelium hingegen, welches zugleich in unserer Stelle das Evangelium des Heyls genennet wird, bietet uns solche Gerechtigkeit und Seligkeit nicht bloß unter möglichen Bedingungen an; sondern theilet sie den Gläubigen würcklich und in der That mit. Wie denn auch sonst das Wort GOttes überhaupt und insbesondere die Wahrheit genennet wird,
  • Ps. CXIX, 42
  • 2 Samuel. VII, 28,
  • Johann. XVII, 17,
  • Galat. III, 1.
 
  Der Heilige Geist wird deswegen einen Geist der Wahrheit genennet in Ansehung andern theils der erdichteten Reden, und Aufschneidereyen der falschen Apostel,
2 Petri II, 1;
 
  oder des losen Schwätzens,
Ephes. V, 6,
 
  und andern unnützen Geschreyes,
2 Timoth. II, 16.
 
  Da die Menschen die Wahrheit vorbey gehen, wie die Cretenser faule Bäuche und Lügner waren.
Tit. I, 12.
 
  Weil nun GOtt ihnen dieses Wort von ihrer Seligkeit auch hatte hören lassen, denn er sagte zu seinem Jüngern: gehet hin in alle Welt, Marci XVI. 15. Matth. XXVIII, 19: so hätten sie daraus gewiß zu schliessen, daß GOtt vor ihre Seele ebenfalls gesorgt.
 
 
(m) Wort des Lebens,
Phil. II, 16.
 
  Dadurch verstehet der Apostel das süsse Evangelium, die Trost-Predigt von der Gnade GOttes, und Gerechtmachung aller armen bußfertigen Sünder durch Christum. Dieses nennet er das Wort des Lebens.
 
 
  Sonst wird auch Christus das Wort genennet, Joh. I, 1: aber er ist das selbstständige Wort. Hier hingegen wird das ausgesprochene Wort gemeynt, und das Evangelium darunter verstanden, das heißt ein Wort des Lebens, weil es von Christo handelt, der da ist der Weg die Wahrheit und das Leben,
Johann. XIV, 6.
 
  Er giebt der Welt das Leben,
Johann. VI, 33,
 
  und hat Worte des ewigen Lebens,
v. 68.
 
  Deswegen wird auch das Evangelium ein Wort des Lebens genennet, weil uns armen Sündern, welchen das Gesetz bereits das Leben abgesprochen,
5 B. Mos. XXVII, 26,
 
  uns Männern des Todes, das Evangelium wieder das Leben zuspricht: Du wirst nicht sterben etc.
2 Samuel XII, 13.
 
  Darum ist auch das Evangelium eine Krafft GOttes selig zu machen, die daran glauben,
Röm. I, 16,
 
  denen Ungläubigen zwar ein Geruch des Todes zum Tode, aus ihrer eigenen Schuld: aber den Gläubigen ist und bleibt es ein Geruch des Lebens zum Leben,
2 Corinth. II, 15.
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries