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Quellenangaben |
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III. Theologische Abhandlung
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1) von dem selbstständigen Worte.
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Wir finden in der
Schrifft,
daß unser Erlöser Vorzugsweise das Wort ho logos,
genennet wird.
GOtt dem Herrn wird überhaupt in der Schrifft ein dreyfaches
Wort zugeschrieben: mentale, orale, und substantiale. Christus
ist das selbstständige Wort GOttes, welchen
Nahmen
er darum führt, weil der
Vater seine verborgenen
Gedancken
und Rathschlüsse von unserer Seeligkeit durch denselben geoffenbahret hat;
gleichwie wir unsere
Begriffe durch die Stimme und durch Worte andern bekannt
machen. Daher heist es von ihm Joh. I, 18: Houtos exegesato
der hat es uns geoffenbahret, oder verkündiget. So sind auch die Worte Johann
I, 14: „Das Wort ward Fleisch, und wohnte
unter uns,„ von Christo zu
verstehen. |
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Durch Wort wird die Göttliche Natur unsers Heylandes von
dem Evangelisten angezeigt. Dieses ist aus seinen Worten und was er in denselben
von dem Worte und dessen
Eigenschafften
und
Würckungen
sagt, unwidersprechlich offenbar. Gleich vom Anfange seines Evangelii
saget
Johannes: Daß das Wort vom Anfange gewesen sey; daß es bey GOtt gewesen,
daß es GOtt selbst gewesen. Alle Dinge seyn durch dasselbe gemacht, und ohne
dasselbe sey nichts gemacht. In ihm sey das Leben, und dieses Leben sey das
Licht der Menschen. Dieses sey das wahrhafftige Licht, welches alle Menschen
erleuchtet. Es gebe die Macht, GOttes Kinder zu werden, denen, die an seinen
Nahmen gläuben. Im 16 Vers rufft Johannes aus: Aus seiner Fülle
haben sie alle genommen, nehmen noch, und werden inskünfftige nehmen Gnade über
Gnade. |
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Dieses sind lauter Göttliche
Eigenschafften
und
Wür- |
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{Sp.304} |
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ckungen,
welche die Göttlichkeit des Wortes, das Fleisch worden ist, d.i. unsers
Heylandes, klärlich anzeigen. Die Göttliche Natur unsers Heylandes ist also vor
allen
Dingen und von Ewigkeit gewesen. Solches zeigt nicht nur
Johannes mit den
Worten an: Im Anfang war das Wort; sondern es fliesset auch aus der Göttlichekit
von sich selbst. Und da dieses Wort
GOtt ist, GOtt aber ewig ist; und niemahls
worden, sondern als das nothwendige Wesen allezeit gewesen ist: so ist auch das
Wort allezeit und von Ewigkeit gewesen. |
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Diese ewige Natur unsers Heylandes wird das Wort
genennet; nicht in derjenigen Bedeutung, in welcher die von den
Menschen
ausgesprochenen oder geschriebenen Worte also genennet werden.
Denn erstlich finden sich solche Worte nicht bey GOtt, und er
hat nicht nöthig, seine
Gedancken
durch einen Schall oder sichtbares
Zeichen auszudrücken. Und ob
er wohl, wie er alles vermag, auch einen solchen Schall, wie in
den menschlichen
Reden geschiehet, oder solche Zeichen, wie die
menschlichen
Schrifften sind, wenn er will, hervorbringen kan, solches
auch würcklich vielmahls gethan, und z.E. mit Adam,
Noah, Abraham, und andern Gläubigen, ja auch mit
einigen Gottlosen, z.E. dem Cain etc.
vernehmlich
geredet, als auch auf die dem Mose
gegebene steinerne Tafeln des Gesetzes sichtbare Worte
geschrieben hat: so sind doch, welches der zweyte
Grund
ist, daß hier nicht von einem solchen Worte die Rede sey, solche
Worte nichts wesentliches, und selbstständiges, sondern
geschehen in der Zeit, und können also die Göttliche Natur
unsers Heylandes, als etwas Wesentliches und Ewiges nicht
anzeigen. |
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Und dieser
Begriff von einem solchen menschlichen Worte muß in
Erklärung dieser Stelle ferne von uns bleiben. Durch dieses
Wort wird vielmehr die ewige und wesentliche
Weisheit GOttes angezeigt. Johannes
sagt nicht, ein
Wort, oder eine
Rede, sondern logos, welches
eigentlich die
Vernunfft oder die
Weisheit anzeigt. Und wenn der Geist
GOttes durch David sagt: Der Himmel ist durch das Wort
des HErrn gemacht, Ps. XXXIII, 6: so erkläret
er durch Salomo, was für ein Wort hier
verstanden werde, wenn dieser sagt: Der HErr hat die
Erde durch seine Weisheit gegründet, und durch seinen Rath die
Himmel bereitet; durch seine Weisheit sind die Tiefen
zertheilet. Welches der Geist der Weisheit durch den
Propheten Jeremias wiederholet: Er hat
die Erde gemacht, und den Welt-Kreis bereitet durch seine
Weisheit, und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand, |
Jer. X, 12, LI, 15. |
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Und diese selbstständige
Weisheit wird uns beschrieben in dem VIII
Cap. der Sprüchwörter Salomonis mit solchen Worten, die mit demjenigen, was in
den gegenwärtigen Worten Johannis und in andern
Stellen der heiligen Schrifften von Christo
gesaget wird, eigentlich
übereinstimmen; wie denn dieses Capitel der Sprüche Salomonis durchgehends bey
den Auslegern von Christo und seiner ewigen Gottheit angenommen und erkläret
wird: Rufet nicht die Weisheit, und die Klugheit lässet sich hören
öffentlich an dem Wege, und an |
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{Sp. 305|S. 166} |
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der Strasse stehet sie, an den Thoren bey der Stadt, da man zur
Thüre eingehet, schreyet sie etc. |
Sprüchw. VIII, 1 u.f. |
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Dieses ist von unserem Heylande in seinem gantzen
Leben und durch den Geist
der Weissagung schon vor seiner Menschwerdung vom Anfange der
Welt
geschehen; es geschiehet noch, und wird bis an das Ende der Welt geschehen.
Mein ist beyde Rath und That; ich habe Verstand und Macht. Durch mich
regieren die Könige und die Raths-Herren setzen das Recht. Durch mich herrschen
die Fürsten und alle Regenten auf Erden. |
Sprüchw. VIII, 14. |
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Solches ist eben das, was von Christo
gesagt wird in unterschiedenen
Psalmen, bey dem Propheten Jesaia, und was er selbst von sich
saget: Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. |
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Insonderheit aber trifft mit dem Anfange des Evangelii Johannis genau
überein, was diese
Weisheit von dem 22 V. an des angezogenen VIII
Capitels der Sprüche von sich
redet: Der HERR hat mich gehabt im Anfange
seiner Wege, ehe er was machte, war ich da. Ich bin eingesetzet von Ewigkeit von
Anfange vor der Erde, da die Tiefen noch nicht waren, da war ich schon bereitet.
Er hatte die Erde noch nicht gemacht, und was daran ist = = = Da er die Himmel
bereitete, war ich daselbst. Da er die Tieffen mit seinem Ziele verfassete = = =
Da er dem Meere das Ziel setzte, und den Wassern, daß sie nicht übergehen seinen
Befehl. Da er den Grund der Erden legte, da war ich der Werckmeister bey ihm,
und hatte meine Lust täglich, und spielete vor ihm allezeit; und spielete auf
seinem Erdboden: und meine Lust ist bey den Menschen-Kindern. |
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Daß in keinem andern das Heyl sey, und kein anderer
Nahme
den Menschen
gegeben worden, darinnen sie sollen seelig werden, wird in den letzten Worten
dieser Stelle der Sprüche angezeigt: Wer mich findet, der findet das
Leben, und wird Wohlgefallen vom HErrn bekommen. Wer aber an mir sündiget, der
verletzet seine Seele: alle die mich hassen, lieben den Tod. |
V. 35. 36. |
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Eben dergleichen wird von dieser wesentlichen
Weisheit auch vorher gerühmet:
Wohl dem Menschen, der Weisheit findet. Ihre Wege sind liebliche Wege,
und alle ihre Stege sind Friede; sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie
ergreiffen, und seelig sind, die sie halten. |
Sprüchw. II, 13. |
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In dem folgenden wird eine göttliche Sicherheit und der völlige
Friede
GOttes denjenigen versichert, die diese göttliche Weisheit
haben, und mit ihr vereiniget sind. Dann wirstu sicher wandeln auf
deinem Wege = = daß du dich nicht fürchten darffst. Denn der HERR ist dein
Trotz. |
Sprüchw. III, 21-26. |
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Dieses kan von keiner menschlichen
Weisheit
gesagt werden, und eben dieses
ist dasjenige, was von Christo gesagt wird: In ihm haben wir Friede, er
ist unser Friede. |
Johann XVI, 33. |
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Diese in diesen Worten, und vielen andern
Stellen der Heiligen Schrifft beschriebene ewige und selbstständige Weisheit
GOttes ist das Wort, logos, von welchem Johannes in
der oben an- |
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{Sp. 306} |
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geführten Stelle
redet, und welches Wort Fleisch worden ist, nemlich die
göttliche Natur unsers Heylandes. Daher wird dieser
Nahme
seiner gantzen Person,
nach der Vereinigung des Wortes und des Fleisches, und noch nach seiner
Himmelfahrt beygelegt. Wir
erkennen solches aus dem heiligen Gesichte, welches
dem Johanni gezeiget worden, und von ihm beschrieben wird;
da er den Himmel offen sahe, und in demselben ein weisses Pferd; und der
darauf saß, hieß treu und wahrhafftig, und richtet, und streitet mit
Gerechtigkeit. Und seine Augen waren wie Feuer-Flammen, und auf seinem Haupte
viel Kronen; und hatte einen Nahmen geschrieben, den niemand wußte, denn er
selbst. Und er war angethan mit einem Kleide, das mit Blut besprenget war, und
sein Nahme heißt ho logos tou Theou, das Wort GOttes.
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Offenbahr. XIX, 11. |
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Es erhellet aus dieser und der noch nachfolgenden Beschreibung, daß unser
Heyland hier angezeigt werde, und von Johanne sey gesehen
worden. Eben derselbe, der in dieser herrlichen Erscheinung den
Nahmen
auf seinem Kleide und an seiner Hüffte geschrieben führte: Ein König
aller Könige und ein HERR aller Herren, träget auch den Nahmen
ho
logos tou Theou, das Wort GOttes; aus welchem Nahmen
deutlich erhellet, daß durch das Wort, ho logos, nicht ein in der Zeit
ausgesprochenes oder geschriebenes Wort, sondern ein selbstständiges Wesen
angezeiget werde. |
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Durch dieses Wort des HErrn sind die Himmel gemacht, Ps.
XXXIII, 6, und obgleich diese Worte auch von einem blossen
Befehls-Worte, obwohl nicht so eigentlich (denn Worte vermögen nichts, wo sie
nicht mit einer geistlichen und würckenden
Krafft
verbunden sind) verstanden werden möchten: so erkläret uns doch dieselbe
Paulus, und zeiget, durch was für ein Wort des HErrn die Himmel und
alle Geschöpfe gemacht worden sind, wenn er in dem Briefe an die Colosser I,
15 u.f. von Christo also
schreibt: Daß er sey das Ebenbild des unsichtbaren
GOttes, der Erstgebohrne vor allem Creaturen. Durch ihn sey
alles geschaffen, das im Himmel und auf
Erden
ist, das Sichtbare und Unsichtbare, beyde die Thronen und
Herrschafften
und
Fürstenthümer und
Obrigkeiten. Es ist alles durch und zu ihm
geschaffen. Und er ist vor allen, und es bestehet alles in ihm. Und Hebr. I, 2
u.f. Durch den Sohn, welchen er gesetzet hat zum Erben über alles, durch welchen
er auch die Welt gemacht hat, welcher ist der Glantz seiner Herrlichkeit, und
das Ebenbild seines Wesens. |
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Wie nun Paulus dieses ausdrücklich von dem
Sohne GOTTes
sagt, Johannes aber und David eben dasselbe von dem Worte GOttes anführen, und
der Prophet Jeremias in den zuvor angezogenen Stellen solches
der Weisheit GOttes zuschreibt: also ist es deutlich und gewiß, daß Christus das
Wort GOttes, das Wort GOttes aber die Weisheit GOttes, der
Sohn GOttes sey. |
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Es wird aber Christus nicht nur das Wort GOttes, sondern das Wort
die Weisheit insgemein genennet. Denn er ist die einige und allgemeine
Weisheit;
er ist die Weisheit des
Vaters; er ist aber auch |
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{Sp. 307|S. 167} |
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nach dessen
Ordnung und
Willen die Weisheit aller
Menschen und vernünfftigen Wesen. Und
wie er uns von
GOtt gemacht ist zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und
zur
Erlösung: also ist er uns auch von ihm gemacht zur Weisheit, |
- 1 Corinth. I, 30.
- Coloss. II, 3.
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In ihm und in dem Geheimnisse seiner
Erkenntniß
liegen verborgen alle Schätze der
Weisheit. Daher wird er auch
von Johanne in eben diesem ersten Capitel seines Evangelii
genennet, das Licht der
Menschen,
das wahrhafftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese
Welt
kommen: in welchem das
Leben der Welt ist. Und gleichwie die Sonne, als das
natürliche Licht, alles erleuchtet, erwärmet, bewegt und belebet: so ist
Christus in viel höhern
Verstande die Sonne, das allgemeine Licht der
Seele,
welches alles erleuchtet, und alles lebendig macht. |
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Gleichwie aber die
Weisheit und der
Verstand
sich durch Worte offenbahren, und diese
Zeichen desselben sind; und eben daher
auch das Wort, welches eigentlich
Vernunfft, Weisheit bedeutet, auch in dem
Verstande gebraucht wird, da es ein Wort,
oder auch eine
Rede anzeiget: also ist auch Christus, der
Sohn GOttes,
billig das Wort GOttes, oder des
Vaters genennet worden: weil er uns den
Willen
GOttes, den niemand je gesehen, verkündiget und erkläret hat, wie
Johannes in eben diesem ersten Capitel
schreibt; und weil der
Vater hat
durch ihn alles gewürcket und hervorgebracht hat. |
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Der Ausdruck verdienet hiernächst angemerckt zu werden: im Anfang war das
Wort. Im Anfang da nichts war, ausser
GOtt, da GOtt Himmel und Erde schuf, war das Wort
schon, und das Wort war bey GOtt, und GOtt war das
Wort; oder, das Wort war GOtt. Diesem Worte wird die Schöpfung aller
Dinge
zugeschrieben: alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbe ist
nichts gemacht, was gemacht ist. |
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Übrigens ist auch dieses hier noch zu bemercken, daß der Evangelist, wenn er
was selbstständiges anzeigen will, lieber dieses Wort, als den
Nahmen
Sohn brauche; theils damit er das
Gemüth von aller materiellen und fleischlichen Zeugung
abführe, theils damit er sich den Ketzern entgegen setze, welche die ewige
Gottheit leugneten. |
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Dieses bedeutet also das Wort; welcher
Nahme
Christo beygelegt wird.¶ |
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2) Von dem eingepflantzten Worte.
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Wir gehen nunmehro zu andern Betrachtungen fort. |
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Hier wollen wir gleich anmercken, daß Justinus ein
eingepflantztes Wort vorgegeben habe. Er
sagt
ho logos, das
Wort, wodurch er doch den
Sohn GOttes
verstehet, sey
allenthalben, und was alle
Scribenten
von der
Wahrheit aufgezeichnet hätten, wäre ihnen durch den Saamen des
eingepflantzten Wortes bekannt worden. So viele mit diesem Worte gelebt hätten,
wären Christen, ob sie schon für
Atheisten wären gehalten worden, als
Socrates, Heraclitus, und dergleichen. |
Apol. I, p. 83. Apol. II, p. 46. 51. |
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Auf diese irrigen
Gedancken
ist er unstreitig durch Verleitung der Platonischen Philosophie gerathen.
Vielleicht hat er sich eingebildet, er könne auf solche Weise die
Weltweisen |
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{Sp. 308} |
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desto leichter überreden, wenn er lehrete, die Christliche Religion sey von
den
Regeln der klügern Weltweisen nicht unterschieden; weil die Heyden und
Christen einem Lehrmeister, nehmlich Christo, die
Wahrheit zu dancken hätten.¶ |
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3) Vom innern und äussern Worte.
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Es ist auch in dem gegenwärtigen Jahrhunderte von einigen Enthusiastischen
Köpfen
viel vom innern und äussern Worte
geredet worden. Durch das
innere Wort
verstehet man eine
unmittelbare freundliche
Rede GOttes in Christo Jesu durch
den
Heiligen
Geistt mit seinen
Kindern und allen
wahrhafftig Gläubigen in dem
inwendigsten Grunde ihrer
Seelen zu ihrer täglichen
Unterweisung und zu ihrem
ewigen Heyl. Es habe solches seinen
Grund in der
Schrifft, welche fast auf allen
Blättern davon zeige, und in der
Erfahrung. |
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Diese innere Stimme, oder Einsprache werde nicht mit äuserlichen, sondern
mit innerlichen Ohren des
Geistes
gehöret, und verstanden. Sie sey eben das, was sonst in
Heiliger Schrifft
Christus in uns, die Salbung, der
Heilige
Geist, die innerliche Offenbahrung,
und dergleichen mehr genennet werde. Dem äusserlichen Worte, oder der Heiligen
Schrifft sey sie nicht entgegen; sondern stimmte mit demselben überein, indem
das äusserliche Wort aus dem innerlichen entsprungen. Es sey das innere Wort
wohl in allen
Menschen, aber nicht auf einerley Art und Weise. |
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Auf eine andere Art wäre es in denen noch Unbekehrten; oder die noch auf dem
Wege der Bekehrung wären, und zwar als ein
Richter
der
Gedancken
und Sinnen des Hertzens, welchen jedermann auch wider
Willen
hören müsse; auf eine andere Art aber in den bereits zu
GOtt bekehrten, und ihm
gehorsamen Hertzen, und zwar als eine freundliche
Vaters- und vertraute
Bräutigams-Stimme; als recht Evangelisches Fried- und Freuden-Wort, voller
Geist,
Leben,
Liebe, Huld,
Gnade, Süßigkeit und Seeligkeit. |
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Was die vernehmliche Stimme dieses Worts betreffe: so höre man solche eben
nicht immerfort; am allerwenigsten, so offt man es etwa aus geistlicher
Eigenliebigkeit über alle Kleinigkeiten gern hätte; sondern nur in wichtigen
Angelegenheiten und grossen
Leibes-
und
Seelen-Nöthen.
Doch sey nicht zu leugnen, daß je getreuer die Seele diesem innern Worte in
allen seinen An- und Einsprüchen werde, und je näher sie
GOtt in Christo und seiner Nachfolge komme; je mehr und
öffters werde sie auch dasselbe zu hören
gewürdiget. |
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Am allermeisten lasse sich solches in der Nacht-Zeit hören und vernehmen,
bisweilen auch im Schlafe. Das vornehmste Mittel zur Anhörung dieses innern
Wortes zu gelangen, sey ein ernstliches unabläßig inneres Gebet. Demjenigen, was
man auf solche Weise gehöret, müsse man treulich nachkommen. |
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Auf diese Weise wird das innere Wort von dem bekannten Fanaticus und
Enthusiasten Tennharten und seinen Anhängern vorgestellet und
beschrieben. Allein dieser Enthusiaste und alle seines gleichen, welche auf das
innere Wort fallen, und die natürlichen Regungen der
Seele
und insonderheit der
Imagination für göttlich halten, müssen noth- |
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{Sp. 309|S. 168} |
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wendig auf grobe Irrthümer verfallen. |
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Er hat auch 1713 eine
Schrifft
hiervon heraus gegeben, welche den
Titel führt: Schriftmäßiges Zeugniß vom
innern und äussern Worte GOttes, wie nemlich alles nach der Natur und
Gnade,
Kraft des wesentlichen innern und ewigen Wort des
Vaters von innen heraus komme;
und was denn das äusere, insonderheit die Heilige Schrifft und Lehr-Amt zum Heyl
der Menschen im Reiche der Gnaden beytrage und befördere, aus
Liebe des Nächsten
heraus gegeben durch einen aufrichtig Gesinneten. Ingleichen hat er in eben
diesem Jahre ans Licht gestellet: Kurtze doch gründliche Unterweisung von dem
innern Worte GOttes, um der Einfältigen willen, in Frag und Antwort gestellet,
von einem Liebhaber desselben, und nun zum andernmahle desselben im Druck
gegeben. Diese Unterweisung ist auch 1726 zum drittenmahle zum Vorschein
gekommen. |
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Unter denenjenigen, welche Tennhardten beygefallen und
seine vorgegebenen
Meynungen gebilliget, dieselben auch zu vertheydigen und zu
befestigen gesuchet haben, ist der vornehmste Tobias Eisler. Es
hat derselbe nebst allen denjenigen, welche sich von dieser und andern Meynungen
einnehmen lassen, viele Unruhen in der Kirche Christi verursacht. |
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Diese Leute, die so viel von dem innern Worte
geredet haben, sonderten es
von dem äusern Worte ab, welches die meisten einen blossen todten Buchstaben
nenneten. Also hat jetzt gedachter Tobias Eisler in dem grossen
Geheimnisse in allen Menschen, oder in dem durch Türcken und Heyden beschämten
Christenthum, 1720, p. 207 u.ff. behaupten wollen: Das
Gesetz
im Gewissen sey Christus selbst. Dieses innere Wort sey der einige wahre
Grund
des gantzen rechtschaffenen Christenthums. Eben dieses Wort
nennet er auch, das innere natürliche Licht, wobey der Verfasser dieses
Buches
offt die Mittel zur Seeligkeit verachtet, und sie nur Ausgeburten der
Vernunfft nennet. |
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Die Gottesgelehrten haben daher aus gutem
Grunde
das innere Wort der Schwärmer verworffen. Allein nicht alle Gelehrten fassen die
Meynung der rechtgläubigen
Lehrer recht, und viele verstehen
sie gar nicht. Dieses Unglück hat Herr Saligen betroffen,
welcher im III Theile seiner vollständigen Historie der Augspurgischen
Confeßion und derselben zugethanen Kirchen im XI Buche 11 Cap. §. 28.
eine weitläufftige und meistentheils unnütze Digreßion machet, und von dem
innern Worte handelt. Er
schreibt, er könne sich nicht genug verwundern, daß die
Lehre davon bis auf den heutigen Tag vielen so gar verdächtig, fanatisch,
enthusiastisch und schwärmerisch vorkomme, da sie doch so offenbahr in der
Schrifft
ihren Grund habe. Denn Christus, als das selbstständige Wort, wohne ja in unsern
Hertzen, und sey nicht stumm darinne. |
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Woher muß aber Herr Salig
erfahren haben, daß Christus
deswegen das Wort heisse, weil er in unsern Hertzen wohnet? Hier zeigt er eine
vortreffliche Probe, daß er die
Schrifften
der reinen Gottesgelehrten nicht verstehe: wie er sich denn überhaupt sehr
vergehet, wenn er Schwenckfelden vertheidiget, und seine
Widersacher hurtig verdammet. |
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Eben so haben nur vor wenig |
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{Sp. 310} |
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Jahren die Fanatici in Ostgothland viel vom innern Worte,
und vom mystischen Verstande
geredet, woraus nichts anders als viel ungereimte
Reden geflossen sind. In dem IV Theile der höchst anstößigen
Berlenburgischen
Bibel wird Daniel X, 9. eines dreyfachen förmlichen
Wortes Erwehnung gethan: das eine sey das äusere, das andere
sey das Wort im Verstande, und das dritte sey im Centro der Seele. Die beyden
erstern
Arten sollen sehr betrüglich, das dritte aber gewisser seyn. Auch soll
es noch wesentliche und nicht förmliche Worte geben, die aber in die höhern
Zustände, und vor die im Glauben stehenden
Seelen
allein gehöreten. |
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Was aber die Schwenckfelder anbetrifft; so haben sie doch bis auf das
jetzige Jahrhundert einen Anhang in Schlesien behalten; obgleich ihr Haupt
Caspar Schwenckfeld schon 1527 aus Schlesien vertrieben worden.
Um das Jahr 1720 haben sich viele Schwenckfelder im Herzogtum Jauer befunden,
unter welchen damahls George Hauptmann, ein vier und
achtzigjähriger Chymicus und Medicus, der vornehmste gewesen. Dieser hat seyn
gründliches und eigentliches Bekenntniß nach XIV Artickeln des
Christlichen Apostolischen Glaubens-Bekenntnisses eingerichtet, aufgesetzt, in
welchem er sich im VII Art. folgendermassen erkläret: |
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„Vom GOttes Worte glaube ich, daß
es vom Heiligen Geiste in das Hertz und Seele und in den innern Menschen
eingesprochen lebendig und kräftig wird. Nicht in Schrift- und Zeuge-Wort auch
nicht darinne verbunden. Denn wir gehen im Worte Fiat im Mutterleibe
auf, welches ist Licht und Leben in uns, das scheinet in uns. Von dem zeuget das
äusere Wort dem äusern Menschen. Darum ist ein Unterscheid das äusere und innere
Wort GOttes zu hören: das äusere Wort dienet, das innere herrschet, das äusere
vergehet, das innere bleibt, das äusere spricht ein Mensch zu, das innere
spricht der Heilige Geist ein. Ist also das Wort GOttes, welches ist unser Leben
und Licht in uns, so muß ichs ja durch den wahren Glauben an Jesum Christum,
welcher ist eine Substantz, oder das Füncklein, oder Lichtlein in mir,
aufwecken, und durch die Liebe GOttes und Christi anzünden.¶ |
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