Titel: |
Karte, Spielkarte |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
15 Sp. 226 |
Jahr: |
1737 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 15 S. 124 |
Vorheriger Artikel: |
Kartätschen-Macher-Handwerck |
Folgender Artikel: |
Karten-Distel |
Siehe auch: |
|
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
|
|
Text |
Quellenangaben |
|
Karte, Spiel-Karte. |
|
|
Lat.
Chartae lusoriae,
Frantz.
Carter à
joüer. |
|
|
Ist ein
Spiel von vielen steifen papiernen Blättern,
welche auswendig alle gleich, inwendig aber ein jedes durch Bilder und Farben
unterschieden. Die Karten sind
nicht einerley; die Frantzösischen haben nur zwei Farben, aber vier Figuren. |
|
|
- Die rothe hat Hertz, Coeur, und Rauten, Carreau:
- Die schwartze Spaden oder Schüppen, Pic; und Klee: Trefle.
|
|
|
Jede Farbe oder Figur hat Bilder und Augen. Die Bilder sind: |
|
|
|
|
Die Augen gehen von Ein, welches das Es l'As heisset, bis zehen: Es werden aber nicht alle
Spiele mit der
gantzen Karte gespielet, sondern zuweilen
einige dererselben ausgeworffen. |
|
Die teutsche Karte hat vier unterschiedliche Farben, und Figuren; |
|
|
- Hertzen, welche braun,
- Schellen, welche hochgelb;
- Laub, welches grün,
- und Eicheln,
welche grün und gelb;
|
|
|
Un- |
|
|
{Sp. 227|S. 125} |
|
|
ter denen Bildern ist keine Königin, dagegen zwey Knechte oder
Bauern, der Ober- und Unter-Bauer,
und die Augen fangen von der zwey an, welche das Taus
genennet wird. |
|
|
Die ItaIiänische Karte hat vier gantz andere Farben, nehmlich |
|
|
- Copi, oder Becher,
- Donari, oder Pfennige,
- Spadi, oder Schwerdter,
- Bastoni, oder Stäbe;
diese heisset man bey uns eine Trapelier-Karte:
|
|
|
Unter denen Bildern, haben sie an Stat der Königin einen Reuter. |
|
|
Die Bilder und Augen gelten unterschiedlich, nach der Art derer Spiele,
derer unendlich viele schon
erfunden sind, und noch
täglich erfunden werden. |
|
|
Wenn man spielen
will, wird die Karte erstlich
gemischet, dann abgehoben, folgends denen
Spielern herum gegeben, in
gewisser
Zahl und
Ordnung, wie es das Spiel
mitbringet, das übrige besonders hingeleget, und zuweilen das oberste Blatt davon umgewendet,
welches
wählen heisset,
und diese gewählete Farbe sticht so denn alle die andern,
so, daß das geringste Blat von derselben, die höchsten der
angewählten nimmt und übertrifft. |
|
|
Verschiedene Spiele in der Karte dienen mehr zur
Lust und zum Zeit-Vertreib, andere aber
mehr zum
Gewinn. Was vor
Unglück diese nach sich ziehen, ist aus
denen täglichen
Exempeln bekannt, dahero auch ihnen
durch scharffe Verbote von der
hohen Obrigkeit möglichst gesteuret
wird. |
Von glücklichen
und unglücklichen Spielern hat
Harsdörffer
verschiedene Exempel
zusammen getragen. |
|
Das Karten-Spiel hat eine lehrreiche
Bedeutung, |
|
|
- die Eichel deutet an, daß diejenigen säuisch sind, so dem Spiel allzuviel nachhängen;
- das
Laub, daß die leichtsinnig, und unbesonnen sind, so um Gewinn spielen;
- das Hertz, daß die ein
verstockt, und unverständig Hertz haben, die sich in das gewinnsüchtige Spiel verlieben;
- und die
Schellen, daß die thöricht sind, so auf Gewinn aus dem Spiel hoffen.
|
|
|
In der Trapelier-Karte sind die vier höchsten
Tugenden vorgebildet; |
|
|
- durch die Pfennige, die
Gerechtigkeit,
- durch die Becher, die
Mäßigkeit,
- durch die Stäbe, die Klugheit,
- und durch die
Schwerdter, die Tapfferkeit.
|
|
|
Es können auch die vier Farben, die vier
Jahres-Zeiten, |
|
|
- das Laub, den grünen
Frühling,
- das Hertz, den warmen Sommer,
- die Eichel, den fruchtbaren Herbst,
- und die Schellen, die im kalten Winter
mit einem Schellen-Geläut
übliche Schlitten-Farth
|
|
|
vorbilden: Oder die vier
Elemente, wenn |
|
|
- an dem Hertzen, als dem
Ursprung der natürlichen
Wärme, das
Feuer,
- an denen Schellen die Lufft, als welche durch ihre
Bewegung den Schall machet,
- an dem Laub, das Wasser, so guten
Theils diese Farbe hat, und die
Ursache alles
Grünen mit ist,
- und an denen Eicheln die Erde, aus welcher sie
wachsen,
|
|
|
bemercket werden. |
Harsdörffer. |
|
Sinnreiche
Köpffe
haben das Karten-Spiel zu der Beförderung derer
Wissenschafften
angewendet, indem sie die
Grund-Sätze dererselben auf Karten-
Blätter gesetzet, und
Spiele damit angegeben, durch welche sie
der Jugend auf eine leichte Weise beygebracht werden
mögen; also hat man |
|
|
|
|
|
{Sp. 228} |
|
|
raldische, |
|
|
und vielleicht noch mehr andere dergleichen Karten. |
|