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Zedler: Mensch [5] HIS-Data
5028-20-716-2-05
Titel: Mensch [5]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 20 Sp. 732
Jahr: 1739
Originaltext: Digitalisat BSB Bd.20 S. 375
Vorheriger Artikel: Mensch [4]
Folgender Artikel: Mensch [6]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Heilige Schrift
  Mensch nach dem Bild Gottes
  Mann
  Staub
  Einblasen
  Weib
 
  erster Mensch zweigeschlechtlich
  Männin

Stichworte Text Quellenangaben
Heilige Schrift Ehe wir aber diesen Artickel beschliessen, wird nöthig seyn, daß wir noch etwas von Erschaffung der Menschen nach Anleit. der H. Schrift beybringen. Mit seiner Schöpfung gieng es gantz besonders zu: denn vorher sind die göttl. Personen, in gesundem Verstande und auf göttl. Weise, gleichsam in die innere Rathstuben gegangen, u. sich da beredet, wie sie nun nach Vollendung so vieler Creaturen, auch eine, welche die alleredelste unter den sichtbaren seyn solte, machen wolten, an dem sie nicht nur mit duncklen Anzeigungen ihrer Majestät und Macht, Weisheit und Gütigkeit, wie an andern Creaturen, wolten abmahlen, sondern ihr alleredelstes Bild auf ihn prägen und drucken, daß er ihnen am Verstande, Willen, Kräfften der Seelen und des Gemüthes, auch den äusserl. leibl. Qvalitäten nach, gewisser massen gleich seyn solte, in welchem sie ihre Wohnung haben, und sich in ihm, als in einem Spiegel beschauen und erfreuen möchten; und da hat es in solchem Rath geheissen: Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich sey, 1 B. Mose I, 26.
Mensch nach dem Bild Gottes Uber welche Worte unterschiedene Meynungen sich finden: Etliche wollen, GOtt habe es hier gemacht wie große Potentaten, die von ihrer eintzelnen Person, als von vielen reden. Andere wollen, er habe sein Hertz; etliche Himmel und Erden; noch andere, er habe die heiligen Engel, die Elementen, oder die menschliche Seele angeredet; mit deren Widerlegung wir uns nicht aufhalten, sondern nur anzeigen wollen, daß es richtiger sey, wenn man dafür halte, daß die drey Personen der Gottheit sich mit einander unterredet, was wegen des Menschen Schöpffung vorzunehmen, und seyn dieses nicht Worte einer eintzeln Person, als des Vaters, daß er zum Sohn und heiligen Geist saget, lasset uns Menschen machen; sondern allein dreyen Personen zugleich, die alle einerley Meynung, eines Sinnes und Gedancken gewesen, daß sie nunmehro auch den Menschen schaffen wolten. Daß aber die Göttliche Dreyeinigkeit also deliberiret, kam daher, wie Lutherus erinnert, weil der Mensch etwas besonders vor allen andern Creaturen, und dieses zum voraus haben solte, daß er zu GOttes Ebenbild erschaffen worden. Weihenmaiers Spruch-Catech. ...
  Demnach schuff GOtt der HErr zween Menschen, ein Männl. u. Fräul. u. hieß ihren Namen Mensch, 1 B. Mos. V, 2.
  {Sp. 733| S. 376}  
Mann Den Mann hat er dem Leibe nach aus einem Erden-Kloß gemacht, Cap. II, 7. worüber R. Salomon Jarchi diese Gedancken hat: GOtt habe zu des Menschen-Schöpffung den Abgrund erhoben, und die Wolcken befeuchtet, damit sich der Staub auflösen möchte, und so sey Adam geschaffen worden, auf solche Art, wie etwan was gebacken wird, GOtt habe Erde und Wasser genommen, habe es gleichsam geknetet, und einen Teig daraus bereitet, und demselben hernach eine Gestalt gegeben, davon Moses sagt [ein Wort hebräisch], da zwey Formationes wären, weil zwey da vorkommen, er habe ihn geformet zu diesen, er habe ihn aber auch geformet zu jenem Leben, und zur Auferstehung aus den Todten.  
  Er siehet sonder Zweifel auf das Beinlein, welches die Juden [ein Wort hebräisch] nennen, und davon fürgeben, daß es als eine Materie zukünfftiger Auferstehung von den Todten bey iedweden menschlichen Cörper übrig bleibe; obs aber im Hirnschedel, oder bey dem Munde sich befinde; ob es wie eine Bohne gestaltet sey, oder wie sonst, ist hier nicht lange zu fragen, weil einem Undinge keine Eigenschafften beywohnen können.  
Staub Wenn übrigens gefraget wird, aus was vor Erden-Staub Adam eigentlich geschaffen worden? so antworten etliche der Rabbinen, GOtt habe den Staub von demjenigen Ort genommen, an welchem hernach seine Versöhnung sey geschehen. Sie verstehen aber dadurch den Berg Morijah, allwo der Tempel gebauet worden, welches eben der Ort sey, an welchem Adam Gottesdienst gehalten, ingleichen Abel, wie nicht weniger Noah, als er aus dem Kasten gegangen, nach ausgestandener Sündfluth, ingleichen wo Abraham seinen Sohn zu schlachten befehlichet worden. Wir möchtens geschickter deuten auf CHristum und auf seine Versöhnung, welche er auf dem Berge seiner Creutzigung, an der Schedel-Stätte geleistet hat.  
  Jarchi giebt vor, GOtt habe den Staub zu Adams Bildung aus der gantzen Erde genommen, aus den vier Winden, daß wo er auch nur sterben möchte, die Erde ihn wiederum einnehmen, und ein Grab verstatten möge. Ihm stimmen bey einige der Scholasticorum, die der Meynung sind, Adam sey aus den vier Theilen der Welt geschaffen worden, weil Adam mit seinen vier Buchstaben vier Gegenden der Welt bezeichne, Anatolen, dysin, arkton, mesymbrian: auf welche Gedancken Unwissenheit der Ebräischen Sprache auch den Augustinum und Cyprianum gebracht hat, da doch auch ein Einfältiger sehen kan, was vor einen Unterscheid unter [ein Wort hebräisch] und Adam sey. Scherzer Oper. Pret. orient. p. 91.
  Von dem machen stehet im Ebräischen ein Wort, welches zwar insgemein heisset etwas machen, verrichten und herfürbringen, wie Kimchi über Jerem. XXXIII, 2. angemercket; sonderlich heisset es so viel, als etwas bilden, einem Zeug oder Klumpen eine gewisse Gestalt geben, wie etwan Götzen gebildet, und aus Holtz, Stein, Metall und dergleichen Zeug formiret werden, Es. XLIV, 9. u. ff.
  ingleichen die erdene Krüge von den Töpffern, Jer. XIX, 1. Es. XLV, 9;
  und dahero wird es auch von GOtt gelesen, daß er nicht nur habe das Trockene bereitet, Ps. XCV, 5.
  sondern auch anfänglich des ersten Menschen-Leib aus einem Erden-Kloß gebildet; die Seele aber ihm eingeblasen; denn er bließ ihm ein den lebendigen Odem in seine Nasen.  
  Ist also Adams Seele nicht von  
  {Sp. 734}  
  Ewigkeit her gewesen, sondern in der Zeit erschaffen; sie ist nicht aus einer irdenen Materie genommen, auch nicht am ersten Tage, wie einige gemeynet, mit den Engeln erschaffen worden, sondern hat damals erst ihren Ursprung genommen, da GOTT zuvorher den Leib aus der Erden gebildet.  
Einblasen Wie es aber mit diesem Einblasen zugegangen, ist vielfältig gefraget worden. Augustinus, Gerhard, und noch andere halten am besten dafür, daß eben mit solchem Blasen habe sollen der Seelen hoher Ursprung angezeiget werden, nemlich, daß sie unmittelbar von GOtt selbst erschaffen, und GOtt ihr Blaser gewesen, welches Dannhauer in seiner Catechismus-Milch ... also erkläret:  
  "der ewige Sohn GOttes, der nach seiner Auferstehung seine Jünger angeblassen, Joh. XX, 22. und in, mit und durch solches Athmen, als einem äusserlichen Zeichen und Organo, den Heil. Geist gegeben, der hat auch dem ersten Menschen einen lebendigen Geist eingeblassen, aber auf eine andere Weise. Dort war es ein Cörperlicher leibhafftiger Athem, womit er den Heiligen Geist seinen Jüngern geschencket; hier aber hat er einen von ihm erschaffenen Geist eingeblasen, nicht als ein Stück wahres Göttliches Wesens, als welches untheilbar und unwandelbar ist, sondern als ein neues Geschöpff, welches er dem aus Leimen gebildetem Leibe eingehauchet etc."  
  Und also ward er, der Mensch, eine lebendige Seele, der sich sogleich in diesem seinen empfangenen Leben erzeigte als ein vollkommener Mensch, mit Leib und Seele, der da nachsinnen, reden, hören etc. könte. Besiehe hierbey die Glosse Lutheri in Comment. in Genesin. p. 19.
Weib Das Weib aber hat Gott der HErr aus des Mannes Ribbe geschaffen. Denn er ließ einen tieffen Schlaff fallen auf den Menschen, und er entschlieff, Cap. II, 21.
  Die Rabbinen, sonderlich Kimchi und Aben Esra, pflegen dreyerley Art des Schlaffes zu zehlen:  
 
  • die erste nennen sie thenuma, wenn das Haupt der Menschen zu schwer werden will, und durch ein sanfftes Nicken und Biegen die Sehnsucht der Ruhe entdecket:
  • die andere schena, wenn der Mensch mit einem zwar süssen, iedoch leichten Schlaff erquicket wird;
  • die dritte thardema, einen sehr festen und tieffen Schlaff, wie es der Geist GOttes braucht von dem tieffen Schlaff Abrahams, 1 B. Mose XV, 12. dem Todes-Schlaff Sisserä, B. der Richter IV, 21. etc und diesen letzten verstehet hier der Heilige Geist.
 
  Hierbey fragt sichs, warum aus dem schlaffenden und von nichts wissenden Adam ein Weib gebauet worden? solte auch wohl GOtt auf den Ehestand nach dem Sünden-Fall gezielet haben? Rupertus Tuitiensis bricht hierzu die Bahne, welcher meynet, es habe GOtt die Tugend eines klugen Mannes entdecken wollen, der bey seinem Freywerben, wie ein Schlaffender, seine leiblichen Augen solle zuthun, und nicht auf Schönheit, Reichthum oder irdische vergängliche Dinge sein Absehen führen.  
  Man könte auch sagen, daß GOtt den Jammer und das Wehe, so nach dem Sünden-Fall den Ehestand quälen und drücken werde, tröstlich hiermit entdecken wollen; es gehe dem Menschen darinne so elend, als es wolle, es peinige ihn entweder derienige, von welchem er genommen, oder diejenige, so sein Fleisch sey, beyde sollen ihr Elend durch kräfftige Würckung des ruhi-  
  {Sp. 735|S. 377}  
  gen Geistes GOttes verschlaffen. Mayers Kind GOttes, Th. I. p. 295.
  Und von diesem schlaffenden Adam nahm GOtt eine Ribbe, und schloß die Stätte zu mit Fleisch. Die Juden streiten hier hefftig mit einander, was denn GOtt der HErr dem Adam genommen habe, ob eine Ribbe, oder das andere Theil, welches die Seite genennet wird? Und ist an dem, daß das Ebräische [ein Wort hebräisch] wie eine Ribbe, also auch eine Seite bedeutet, zum Exempel, 2 B. Mose XXVII, 7. Cap. XXXVII, 3.
  Und daß es Moses in eben diesem Verstande hier genommen habe, wollen sowol Aben Esra, als auch R. Salomo, deren jener der Meynung ist, daß [ein Wort hebräisch] hier so viel als [ein Wort hebräisch], dieser aber, daß es so viel als [ein Wort hebräisch] bedeute.  
erster Mensch zweigeschlechtlich Daher ist der Wahn entstanden, den man sonst dem Plato zuschreibet, daß der erste Mensch wäre zweygeschlechtig, das ist, sowol als Mann, als auch als Weib geschaffen worden, oder wie es R. Samuel Ben Nachman ausleget, das Weib sey anfänglich, mit dem Adam vereinigt, geschaffen worden, und gleichsam als mit Pech an seine Schultern angeleimt gewesen, so daß forne Adam, rückwerts aber Eva war. Zu solcher Meynung hat sich nach dem auch Menasse Ben Israel verstanden, wie nicht weniger von den Christlichen Lehrern, Franc. Georgius, wie bey Sixto Senensi Biblioth. S. zu ersehen ist.  
  Allein diese zusammen hätten sich besinnen sollen auf das, was der Apostel 1 Cor. XI, 8. schreibet: der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib ist vom Manne; ingleichen, was eben dieser Paulus 1 Tim. II, 13. spricht: Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva. Denn wenn Adam zweygeschlechtig geschaffen wäre, so würde man eben sowol sagen, der Mann sey aus dem Weibe heraus gegangen, als man sagt, das Weib sey aus dem Manne gleichsam entsprungen: oder vielmehr müste man sprechen, daß keines von diesen beyden sey von dem andern herkommen; denn es wäre nicht eine neue Hervorbringung, sondern nur daß das zweyfache Geschlecht, so aus einem Leibe bestanden, von einander sey gesondert worden. Und wie könte man solchergestalt sagen, Adam sey zuerst, und hernach das Weib geschaffen, wenn in einem Augenblick ein Mann-Weib wäre geschaffen gewesen? derohalben halten wir es mit dem Maimomde, der es vor ein unnütze Geschwätze hält, und übel damit zufrieden ist.
  • Hakspan Not. Philol. ...
  • Scherzer Oper. pret. Orient. ...
  Wir bleiben also bey dem, was die Schrifft saget, GOtt nahm seiner Ribben eine; diese Ribbe aber soll nach des Lyrä Vorgeben überley gewesen seyn bey Adam, iedoch aber zur Erbauung des Weibes nöthig; wiewol anderer Ausleger, als Catharinus, Corn. a Lapide, wie auch Lutherus in der Meynung stehen, daß GOTT vor die dem Adam genommene Ribbe, mit dem Fleische auch zugleich eine andere gegeben habe, wenn es heist, er schloß die Stätte zu mit Fleisch, das ist, den Ort, da er die Ribbe genommen, hat er mit Fleisch wiederum ersetzet, und gantz gemacht, damit kein Mahl oder offene Wunde gleichsam würde. Und aus dieser von dem Adam genommenen Ribbe bauete GOtt das Weib, und brachte sie zu Adam, welcher sprach: das ist doch Bein von meinen Beinen, und Fleisch von meinem Fleisch.  
Männin Man wird sie  
  {Sp.736}  
  Männin heissen, darum, daß sie vom Manne genommen ist, v. 22, 23; nicht aber allein deswegen solte sie Männin heissen, sondern auch wegen ihrer Nachkömmlinge im Ehestande, und werden bey diesem Namen die Weiber erinnert:  
 
1) ihrer Unterthänigkeit; denn wie Namen geben denen zukommt, die andern zu gebieten haben; also ists ein Zeichen einer Unterthänigkeit, wenn man sich nach einem nennen lässet, oder iemands Namen führet. Weil denn die Weiber von den Männern Männinen heissen, so sind sie ihnen subject, und in allen billigen Dingen zu gehorsamen schuldig.
 
 
2) Daß eine iegliche nur an ihrem Mann, von denen sie den Namen hat, hangen, und ihm allein ehelich beywohnen soll.
 
 
3) Daß sie gegen ihren Mann, von dem sie den Namen hat, sich ehrerbietig erzeige, und seine Fehler entschuldige und bemäntele; denn weil sie Männin heisset, so hat sie von dem Manne Ehre oder Schande, nachdem er geehret oder geschändet wird.
 
 
4) Daß sie sich freundlich gegen ihn erzeige, und also nicht eine Wölffin, sondern eine Männin sey,
Syrach XXVI.
 
5) Daß sie sich ihrem Manne kleide, worzu keine Pracht nöthig seyn wird.
 
 
6) Daß sie sich alles dessen, was ihrem Manne zustehet, annehme, und fein zu Rathe halte.
Schmucks Conc. in Genes. ...
     

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Stand: 25. Juli 2023 © Hans-Walter Pries