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Heilige Schrift |
Ehe wir aber diesen
Artickel beschliessen, wird
nöthig seyn, daß wir noch
etwas von Erschaffung der Menschen nach Anleit. der
H. Schrift beybringen. Mit
seiner Schöpfung gieng es
gantz besonders zu: denn vorher sind die göttl.
Personen, in gesundem
Verstande und auf göttl. Weise, gleichsam in die innere
Rathstuben gegangen, u. sich da beredet, wie sie nun nach Vollendung so vieler
Creaturen, auch eine, welche die alleredelste unter den sichtbaren seyn
solte,
machen
wolten, an dem sie nicht nur mit duncklen Anzeigungen ihrer
Majestät und
Macht, Weisheit und Gütigkeit, wie an andern Creaturen, wolten abmahlen, sondern
ihr alleredelstes Bild auf ihn prägen und
drucken, daß er ihnen am Verstande,
Willen, Kräfften der
Seelen und des
Gemüthes,
auch den äusserl. leibl. Qvalitäten nach, gewisser massen gleich seyn solte, in
welchem sie ihre Wohnung haben, und sich in ihm, als in einem Spiegel beschauen
und erfreuen
möchten; und da hat es in solchem
Rath geheissen: Lasset uns
Menschen machen, ein Bild das uns gleich sey, |
1 B. Mose I, 26. |
Mensch nach dem Bild Gottes |
Uber welche
Worte unterschiedene
Meynungen sich finden: Etliche wollen,
GOtt
habe es hier gemacht wie große Potentaten, die von ihrer eintzelnen
Person, als
von vielen
reden. Andere wollen, er habe sein Hertz; etliche Himmel und
Erden;
noch andere, er habe die heiligen Engel, die Elementen, oder die menschliche
Seele angeredet; mit deren Widerlegung wir uns nicht aufhalten, sondern nur
anzeigen wollen, daß es richtiger sey, wenn man dafür halte, daß die drey
Personen der Gottheit sich mit einander unterredet, was wegen des
Menschen
Schöpffung vorzunehmen, und seyn dieses nicht Worte einer eintzeln Person, als
des
Vaters, daß er zum
Sohn und
heiligen Geist
saget, lasset uns Menschen
machen; sondern allein dreyen Personen zugleich, die alle einerley
Meynung,
eines
Sinnes und
Gedancken gewesen, daß sie nunmehro auch den Menschen schaffen
wolten. Daß aber die Göttliche Dreyeinigkeit also deliberiret, kam daher, wie
Lutherus erinnert, weil der Mensch etwas besonders vor allen
andern Creaturen, und dieses zum voraus haben solte, daß er zu GOttes Ebenbild
erschaffen worden. |
Weihenmaiers Spruch-Catech. ... |
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Demnach schuff
GOtt der HErr zween Menschen, ein Männl. u. Fräul. u. hieß
ihren
Namen
Mensch, |
1 B. Mos. V, 2. |
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{Sp. 733| S. 376} |
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Mann |
Den
Mann hat er dem
Leibe nach aus einem
Erden-Kloß gemacht, Cap. II,
7. worüber R. Salomon Jarchi diese Gedancken hat:
GOtt habe zu
des Menschen-Schöpffung den Abgrund erhoben, und die Wolcken befeuchtet, damit
sich der Staub auflösen möchte, und so sey Adam geschaffen worden, auf solche
Art, wie etwan was gebacken wird, GOtt habe Erde und Wasser genommen, habe es
gleichsam geknetet, und einen Teig daraus bereitet, und demselben hernach eine
Gestalt gegeben, davon Moses
sagt [ein Wort hebräisch], da zwey Formationes
wären, weil zwey ’ da vorkommen, er habe ihn geformet zu diesen, er habe
ihn aber auch geformet zu jenem
Leben, und zur Auferstehung aus den Todten. |
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Er siehet sonder Zweifel auf das Beinlein, welches die Juden [ein Wort
hebräisch] nennen, und davon fürgeben, daß es als eine
Materie zukünfftiger
Auferstehung von den Todten bey iedweden menschlichen
Cörper übrig bleibe; obs
aber im Hirnschedel, oder bey dem Munde sich befinde; ob es wie eine Bohne
gestaltet sey, oder wie sonst, ist hier nicht lange zu fragen, weil einem
Undinge keine
Eigenschafften beywohnen können. |
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Staub |
Wenn übrigens gefraget wird, aus was vor Erden-Staub Adam eigentlich
geschaffen worden? so antworten etliche der Rabbinen,
GOtt habe den Staub von
demjenigen
Ort genommen, an welchem hernach seine Versöhnung sey geschehen. Sie
verstehen aber dadurch den Berg Morijah, allwo der Tempel
gebauet worden,
welches eben der Ort sey, an welchem Adam Gottesdienst gehalten, ingleichen
Abel, wie nicht weniger Noah, als er aus dem Kasten gegangen, nach
ausgestandener Sündfluth, ingleichen wo Abraham seinen
Sohn zu schlachten
befehlichet worden. Wir möchtens
geschickter deuten auf CHristum und auf seine
Versöhnung, welche er auf dem Berge seiner Creutzigung, an der Schedel-Stätte
geleistet hat. |
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Jarchi giebt vor,
GOtt habe den Staub zu Adams
Bildung aus
der gantzen
Erde genommen, aus den vier Winden, daß wo er auch nur
sterben
möchte, die Erde ihn wiederum einnehmen, und ein Grab verstatten möge. Ihm
stimmen bey einige der Scholasticorum, die der
Meynung sind, Adam sey aus den
vier Theilen der
Welt geschaffen worden, weil
Adam
mit seinen vier Buchstaben vier Gegenden der Welt bezeichne,
Anatolen,
dysin, arkton, mesymbrian: auf welche
Gedancken Unwissenheit der
Ebräischen Sprache auch den Augustinum und Cyprianum
gebracht hat, da doch auch ein Einfältiger sehen kan, was vor einen Unterscheid
unter [ein Wort hebräisch] und Adam sey. |
Scherzer Oper. Pret. orient. p. 91.
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Von dem machen stehet im
Ebräischen ein
Wort, welches zwar insgemein heisset
etwas machen, verrichten und herfürbringen, wie Kimchi über
Jerem. XXXIII, 2. angemercket; sonderlich heisset es
so viel, als etwas bilden, einem Zeug oder Klumpen eine gewisse
Gestalt geben,
wie etwan Götzen gebildet, und aus Holtz, Stein, Metall und dergleichen Zeug
formiret werden, |
Es. XLIV, 9. u. ff. |
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ingleichen die erdene Krüge von den Töpffern, |
Jer. XIX, 1.
Es. XLV, 9; |
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und dahero wird es auch von GOtt gelesen, daß er nicht nur
habe das Trockene bereitet, |
Ps. XCV, 5. |
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sondern auch anfänglich des ersten Menschen-Leib aus einem Erden-Kloß gebildet;
die
Seele aber ihm eingeblasen; denn er bließ ihm ein den lebendigen Odem in
seine Nasen. |
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Ist also Adams
Seele nicht von |
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{Sp. 734} |
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Ewigkeit her gewesen, sondern in der Zeit erschaffen; sie ist nicht aus
einer irdenen
Materie genommen, auch nicht am ersten Tage, wie einige gemeynet,
mit den Engeln erschaffen worden, sondern hat damals erst ihren
Ursprung
genommen, da
GOTT zuvorher den
Leib aus der
Erden gebildet. |
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Einblasen |
Wie es aber mit diesem Einblasen zugegangen, ist vielfältig gefraget worden.
Augustinus, Gerhard, und noch andere halten am besten dafür,
daß eben mit solchem Blasen habe sollen der
Seelen hoher
Ursprung angezeiget
werden, nemlich, daß sie
unmittelbar von
GOtt selbst erschaffen, und GOtt ihr
Blaser gewesen, welches Dannhauer in seiner Catechismus-Milch
... also erkläret: |
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"der ewige Sohn GOttes, der nach seiner Auferstehung seine
Jünger angeblassen, Joh. XX, 22. und in, mit und durch
solches Athmen, als einem äusserlichen
Zeichen und Organo, den
Heil. Geist
gegeben, der hat auch dem ersten Menschen einen lebendigen
Geist eingeblassen,
aber auf eine andere Weise. Dort war es ein Cörperlicher leibhafftiger Athem,
womit er den Heiligen Geist seinen Jüngern geschencket; hier aber hat er einen
von ihm erschaffenen Geist eingeblasen, nicht als ein Stück wahres
Göttliches Wesens, als welches untheilbar und unwandelbar ist, sondern als ein neues
Geschöpff, welches er dem aus Leimen gebildetem Leibe eingehauchet etc." |
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Und also ward er, der Mensch, eine lebendige
Seele, der sich sogleich in
diesem seinen empfangenen
Leben erzeigte als ein vollkommener Mensch, mit
Leib
und Seele, der da nachsinnen,
reden, hören etc. könte. |
Besiehe hierbey die Glosse Lutheri in
Comment. in Genesin. p. 19. |
Weib |
Das
Weib aber hat Gott der HErr aus des
Mannes
Ribbe geschaffen. Denn er ließ einen tieffen Schlaff fallen auf den Menschen,
und er entschlieff, |
Cap.
II, 21. |
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Die Rabbinen, sonderlich Kimchi und Aben
Esra, pflegen dreyerley
Art
des Schlaffes zu zehlen: |
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- die erste nennen sie thenuma, wenn das Haupt der Menschen zu schwer werden will, und
durch ein sanfftes Nicken und Biegen die Sehnsucht der Ruhe entdecket:
- die
andere schena, wenn der Mensch mit einem zwar süssen, iedoch leichten
Schlaff erquicket wird;
- die dritte thardema, einen sehr festen und
tieffen Schlaff, wie es der
Geist
GOttes braucht von dem tieffen Schlaff
Abrahams, 1 B. Mose XV, 12. dem Todes-Schlaff Sisserä,
B. der Richter IV, 21. etc und diesen letzten
verstehet hier der
Heilige Geist.
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Hierbey fragt sichs, warum aus dem schlaffenden und von nichts wissenden
Adam ein
Weib
gebauet worden? solte auch wohl
GOtt auf den
Ehestand nach dem
Sünden-Fall gezielet haben? Rupertus Tuitiensis bricht hierzu
die Bahne, welcher meynet, es habe GOtt die Tugend eines klugen
Mannes entdecken
wollen, der bey seinem Freywerben, wie ein Schlaffender, seine leiblichen Augen
solle zuthun, und nicht auf Schönheit,
Reichthum oder
irdische vergängliche
Dinge sein Absehen führen. |
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Man könte auch
sagen, daß
GOtt den Jammer und das Wehe, so nach dem
Sünden-Fall den
Ehestand quälen und drücken werde, tröstlich hiermit entdecken
wollen; es gehe dem Menschen darinne so elend, als es wolle, es peinige ihn
entweder derienige, von welchem er genommen, oder diejenige, so sein Fleisch
sey, beyde sollen ihr Elend durch kräfftige
Würckung des ruhi- |
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{Sp. 735|S. 377} |
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gen Geistes GOttes verschlaffen. |
Mayers Kind GOttes, Th. I. p. 295. |
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Und von diesem schlaffenden Adam nahm
GOtt eine Ribbe, und schloß die Stätte zu mit Fleisch. Die
Juden streiten hier hefftig mit einander, was denn GOtt der HErr dem Adam
genommen habe, ob eine Ribbe, oder das andere Theil, welches die Seite genennet
wird? Und ist an dem, daß das
Ebräische [ein Wort hebräisch] wie eine Ribbe,
also auch eine Seite bedeutet, |
zum Exempel,
2 B. Mose
XXVII, 7. Cap. XXXVII, 3. |
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Und daß es Moses in eben diesem
Verstande hier genommen habe, wollen sowol Aben Esra, als auch
R. Salomo, deren jener der
Meynung ist, daß [ein Wort
hebräisch] hier so viel als [ein Wort hebräisch], dieser aber, daß es so viel
als [ein Wort hebräisch] bedeute. |
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erster Mensch zweigeschlechtlich |
Daher ist der Wahn entstanden, den man sonst dem Plato zuschreibet, daß der
erste Mensch wäre zweygeschlechtig, das ist, sowol als
Mann, als auch als
Weib
geschaffen worden, oder wie es R. Samuel Ben Nachman ausleget,
das Weib sey anfänglich, mit dem Adam vereinigt, geschaffen worden, und
gleichsam als mit Pech an seine Schultern angeleimt gewesen, so daß forne Adam,
rückwerts aber Eva war. Zu solcher
Meynung hat sich nach dem auch
Menasse Ben Israel verstanden, wie nicht weniger von den Christlichen
Lehrern, Franc. Georgius, wie bey Sixto Senensi
Biblioth. S. zu ersehen ist. |
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Allein diese zusammen hätten sich besinnen sollen auf das, was der Apostel
1
Cor. XI, 8.
schreibet: der Mann ist nicht vom Weibe,
sondern das Weib ist vom Manne; ingleichen, was eben dieser Paulus
1
Tim. II, 13.
spricht: Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva.
Denn wenn Adam zweygeschlechtig geschaffen wäre, so würde man eben sowol
sagen,
der
Mann sey aus dem Weibe heraus gegangen, als man
sagt, das Weib sey aus dem
Manne gleichsam entsprungen: oder vielmehr müste man
sprechen, daß keines von
diesen beyden sey von dem andern herkommen; denn es wäre nicht eine neue
Hervorbringung, sondern nur daß das zweyfache
Geschlecht, so aus einem
Leibe
bestanden, von einander sey gesondert worden. Und wie könte man solchergestalt
sagen, Adam sey zuerst, und hernach das Weib geschaffen, wenn in einem
Augenblick ein Mann-Weib wäre geschaffen gewesen? derohalben halten wir es mit
dem Maimomde, der es vor ein unnütze Geschwätze hält, und übel
damit zufrieden ist. |
- Hakspan Not. Philol. ...
- Scherzer Oper. pret. Orient. ...
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Wir bleiben also bey dem, was die
Schrifft
saget,
GOtt nahm seiner Ribben
eine; diese Ribbe aber soll nach des Lyrä Vorgeben überley
gewesen seyn bey Adam, iedoch aber zur Erbauung des
Weibes nöthig; wiewol
anderer Ausleger, als Catharinus, Corn. a Lapide, wie auch
Lutherus in der
Meynung stehen, daß GOTT vor die dem Adam
genommene Ribbe, mit dem Fleische auch zugleich eine andere gegeben habe, wenn
es heist, er schloß die Stätte zu mit Fleisch, das ist, den Ort, da er die Ribbe
genommen, hat er mit Fleisch wiederum ersetzet, und gantz gemacht, damit kein
Mahl oder offene Wunde gleichsam würde. Und aus dieser von dem Adam genommenen
Ribbe
bauete GOtt das Weib, und brachte sie zu Adam, welcher
sprach: das ist
doch Bein von meinen Beinen, und Fleisch von meinem Fleisch. |
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Männin |
Man wird sie |
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{Sp.736} |
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Männin heissen, darum, daß sie vom
Manne genommen ist, v. 22, 23; nicht aber
allein deswegen solte sie Männin heissen, sondern auch wegen ihrer Nachkömmlinge
im
Ehestande, und werden bey diesem
Namen die
Weiber erinnert: |
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1) |
ihrer Unterthänigkeit; denn wie Namen geben denen
zukommt, die andern zu gebieten haben; also ists ein
Zeichen einer
Unterthänigkeit, wenn man sich nach einem nennen lässet, oder iemands
Namen führet. Weil denn die
Weiber von den
Männern
Männinen heissen, so sind sie ihnen subject, und in allen
billigen
Dingen zu gehorsamen
schuldig. |
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2) |
Daß eine iegliche nur an ihrem
Mann, von denen
sie den
Namen hat, hangen, und ihm allein
ehelich beywohnen soll. |
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3) |
Daß sie gegen ihren
Mann, von dem sie den Namen
hat, sich ehrerbietig erzeige, und seine Fehler entschuldige und
bemäntele; denn weil sie Männin heisset, so hat sie von dem Manne
Ehre
oder Schande, nachdem er geehret oder geschändet wird. |
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4) |
Daß sie sich freundlich gegen ihn erzeige, und
also nicht eine Wölffin, sondern eine Männin sey, |
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Syrach
XXVI. |
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5) |
Daß sie sich ihrem
Manne kleide, worzu keine
Pracht nöthig seyn wird. |
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6) |
Daß sie sich alles dessen, was ihrem Manne
zustehet, annehme, und fein zu Rathe halte. |
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Schmucks Conc. in Genes. ... |
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