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Quellenangaben |
Mensch |
Diesen beyden herrlichen Geschöpffen nun gab
GOtt der HErr den
Namen
Mensch, |
Capitel V, 2. |
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In der
Ebräischen Sprache finden sich zwey Namen des Menschen, Adam und Enosch. Adam ist der Name, womit
GOtt den Menschen nennete, ehe er ihn noch erschaffen, und welchen er, zu
Erinnerung seines
Ursprungs, daß er aus der
Erden gemacht ist, führen solte.
Enosch wird also ausgelegt, daß es einen geplagten, armseligen, siechen
Menschen bedeutet; und soll nach etlicher
Meynung das Deutsche
Wort Mensch, von
diesem Ebräischen Enosch, mit Vorsetzung des Buchstabens M herkommen. |
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Diesen
Namen Enosch gab nach dem
Sünden-Fall Seth dem
Sohn, den er
zeugete, ihn der Gebrechlichkeit zu erinnern, welcher die Menschen durch den
Fall unterworffen worden, Cap. IV, 27. Cap. V, 6; welches zwar
damals sein Nomen proprium oder eigener Name seyn solte, womit er von
seinen Brüdern unterschieden würde; gleichwol ist es hernach als ein
Appelativum von allen Menschen gebrauchet, als welche allzumal Siechlinge,
gebrechliche und sterbliche Menschen sind, die einen
Schaden haben, welcher
Anusch, das ist, gleich einem alten Bruch, verzweiffelt
böse und unheilbar
ist, wie mit diesem verächtlichen
Wort GOTT der HERR dem Jüdischen
Volck ihre
Sünden-Schäden beschreibet, |
Jeremiä XXX, 12, 15. |
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So
redet König David von dem Menschen, und weiß diesen
Ursprung des
Wortes
Enòsch gar schön
anzuwenden, wenn er wider die Stoltzen betet: HERR stehe auf, daß die Menschen
nicht überhand nehmen. Nicht aber ist der Mensch anfangs so schwach, gebrechlich
und sterblich erschaffen worden, sondern nach GOttes Ebenbild,
1
Buch
Mose I, 27. wodurch bedeutet wird die Unschuld, Vollkommenheit
und Glückseligkeit, die
GOtt dem ersten Menschen in der Erschaffung gegeben, und
gewollt, daß er dieselbe auf alle seine Nachkommen bringen solle, und fasset
dasselbe in sich: |
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{Sp. 737|S. 378} |
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GOTT erkennen stehet allein GOtt zu, niemand
kennet den
Sohn, wenn nur der
Vater, und niemand kennet den Vater, denn
nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren, |
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Matth. XI, 27. |
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Niemand weiß, was in GOtt ist, ohne der
Geist
GOTTes, |
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1 Corinth. II, 11. |
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Wenn demnach der Mensch GOTT recht
erkennet, wird
er ihm damit gleich, und ist solche Erkänntniß ein Stück des Göttlichen
Ebenbildes, wie es Paulus beschreibet, |
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Col. III, 10. |
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2) |
Erkänntniß
der Creaturen; dieß stehet auch
GOTT
allein zu, als welcher allein alles weiß. Wenn nun der Mensch die
Geschöpffe GOttes genau und eigentlich erkennet, wird er auch in diesem
Stücke GOTT gleich, immassen Adam GOTT gleichte, wenn er die Thiere, so
ihm GOTT vorstellete, also erkennete, daß er ieglichem seinen
Namen
geben kunte, |
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1 Buch Mose II, 19. |
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wenn er Evam, sobald er ihr ansichtig ward,
erkennete, daß sie seine Gesellin seyn solte, und von seinem Fleisch und
Bein genommen wäre, |
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v. 23; |
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welche genaue Erkänntniß grosse
Weisheit und
einen hohen
Verstande anzeiget, als nach welchem solche geheime
Dinge
mögen
erfahren und erkennet werden, die sonsten allein GOTT sehen mag,
damit ihm der Mensch gleich worden ist. |
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3) |
Völlige Gerechtigkeit, die wird sonsten
GOTT
allein zugemessen, |
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5 Buch Mose XXXII, 4; |
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damit aber, daß der Mensch gerecht, das ist, ohne
Sünde und Ungerechtigkeit geschaffen worden, ist der damit GOTT gleich,
und sein Bild, daß er kein Ubels noch
Böses an sich hat. |
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Davon Ephes. IV, 24. |
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4) |
Völlige Heiligkeit.
GOTT ist heilig, |
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1 Sam. II, 2. |
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Weil denn der erste Mensch ist heilig erschaffen
worden, |
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Ephes. IV, 24. |
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der neue Mensch ist nach GOTT geschaffen in
rechtschaffener Heiligkeit; so wird er ihm damit gleich, und sein
Ebenbild. |
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5) |
Freyer Wille, das Gute zu thun, und das
Böse zu
meiden.
GOTT ist frey in seinen
Wercken, |
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Psalm CXV, 3. CXXXV. v. 6. |
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alles, was er will, das thut er. Wenn nun der Mensch
auch frey ist zu thun und zu lassen, ist er damit GOTT gleich und sein
Ebenbild. |
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Nun hat GOTT dem Menschen vorgestellet den Baum
des
Erkänntnisses Gutes und
Böses, daß er ihm
Gehorsam erweisen, und von
desselben Baumes Speise sich enthalten solte, darum er ihm das Gebot
gegeben: von dem Baum des Erkänntnisses Gutes und Böses sollt du nicht
essen, |
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1 Buch Mose II, 17. |
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in dem vermochte er nach seinem freyen Willen das
Gute thun, und das
Böse unterlassen, und wie Sirach davon
schreibet,
Capitel XV, 14. u.ff. hat er dem Menschen von Anfang die Wahl
gegeben, wilt du, so halte die Gebote etc. |
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6) |
Unsterblichkeit.
GOTT hat allein Unsterblichkeit, |
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1 Tim. VI, 16. |
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Weil er denn den Menschen unsterblich erschaffen,
daß, so lange er in der angeschaffenen Vollkommenheit bliebe, der
Tod an
ihm keine
Gewalt noch
Macht hätte, so hat er ihn auf diese Weise zu
seinem Ebenbild gemacht: denn die
Schrifft offenbarlich bezeuget, daß
der Mensch unsterblich sey erschaffen, und allein durch die Sünde in den
Tod gerathen, |
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Weisheit II, 23. |
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GOTT hat den Menschen geschaffen zum ewigen Leben
etc. |
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1 Buch Mose II, 17. |
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Vom Baum des Erkänntnisses Gutes und
Böses |
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{Sp. 738} |
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solt du nicht essen, denn welches Tages du davon
issest, wirst du des Todes
sterben. Nach dem
Sünden-Fall sahe GOTT auf
diese Bedrohung, wenn er Capitel III, 19. also gesprochen: Im
Schweiß deines Angesichts solt du dein Brod essen, bis etc. |
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Röm. V, 12. |
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7) |
Regierung über die leiblichen Geschöpffe.
GOTT
regieret im Himmel und
Erden nach seinem Wohlgefallen, |
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Ps. XXIV, 1. XXXIII, 9. |
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Wenn nun der Mensch über die Creaturen zu
regieren hat, wird er damit GOTT gleich und sein Ebenbild. Es hat ihm
aber der HErr
Gewalt gegeben über andere Geschöpffe zu herrschen, und
damit ihm denselben zum Bilde machen wollen, wie er selber
spricht, 1 B.
Mose I, 26, 27, 28. Lasset uns Menschen
machen, ein Bild, das uns gleich sey, die da herrschen über die Fische im Meer, und etc. Ist also der
Mensch GOtt gleich worden, mit Erkänntniß GOttes, und der Geschöpffe,
mit völliger Gerechtigkeit, Heiligkeit,
freyem Willen, Unsterblichkeit
und der Creaturen
Regierung, welches alles zusammen ist das Ebenbild,
darzu ihn GOTT erschaffen hat. In solcher Vollkommenheit und
Herrlichkeit aber ist der Mensch nicht bestanden, sondern hat durch
Ungehorsam gegen GOTT das Göttliche Ebenbild verlohren, dargegen sich
und alle seine Nachkommen in äusserstes, zeitliches und ewiges Verderben
gestürtzet. |
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Sündenfall |
Mit dem
Sünden-Fall verhält sichs also:
GOTT hatte mitten im Paradieß
gesetzet einen Baum, den er genennet den Baum des Erkänntniß Gutes und
Böses,
und den Menschen geboten, sie solten nicht davon essen, sonst würden sie des
Todes sterben, |
1 B. Mose II, 17. |
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hat also damit von ihnen erfordert, den
Gehorsam dem HErrn zu erweisen, weil
er ihm sonsten für alle seine Wohlthaten nichts erstatten, noch geben könte. Als
aber der Satan aus Neid, damit er dem Menschen seine Seligkeit mißgönnete, durch
die Schlange die Evam mit ihrer Schalckheit verführete, |
2 Cor. XI, 3. |
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daß sie vom Göttlichen Gebot sich abwendete, und von dem verbotenen Baume
aß, auch ihren Mann gleiches zu thun vermochte, sind sie beyde in Sünden
gefallen, |
1 B Mose III, 1. u.ff. |
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Damit haben sie den Göttlichen Bund übertreten, sich von
GOTT abgekehret,
von der Gerechtigkeit abgetreten, und unter der Sünden
Dienstbarkeit sich
gegeben. Hierauf folgte geistlich und leiblich Unglück. |
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geistliches Unglück: Verlust des Guten |
Das geistliche Unglück ist zweyerley: Denn erstlich hat der Mensch das Gute,
so ihm gegeben, verlohren, und denn ist ihm das
Böse, davon er befreyet war,
wiederfahren. Das Gute, darum der Mensch gekommen, ist erstlich das Ebenbild
GOttes: denn da hat Adam verlohren |
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1) |
das
Erkänntniß GOttes und seiner Geschöpffe.
Welches er darum auf seine Nachkommen nicht hat erblich bringen können,
als die mit natürlicher Blindheit und Unwissenheit geschlagen, |
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Eph. IV, 18. |
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Insonderheit bezeuget Paulus das verlohrne
Erkänntniß GOttes, |
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1 Cor. II, 14. und 2 Cor.
III, 5. |
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Dieweil denn Adam seine
Kinder nach seinem
Ebenbilde gezeuget, |
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1 B. Mose V, 3. |
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so folget, weil die Kinder solchen natürlichen
Unverstand in sich haben, daß er denselben gleichfalls an sich gehabt,
und auf sie geerbet habe. Wie der Creaturen
Wissenschafft verlohren sey,
bezeuget die
Erfahrung einem ieden, daß, was er davon zu wissen
begehret, dasselbe mit |
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{Sp. 739|S. 379} |
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grosser Mühe und Beschwerung lernen muß, und doch
grossen Mangel und Unvollkommenheit darinnen findet. |
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2) |
Die Heiligkeit und Gerechtigkeit: denn wo die
Sünde ist, da kan weder Gerechtigkeit noch Heiligkeit bestehen. |
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3) |
Den
freyen Willen, dass Gute thun, und das
Böse
zu meiden. |
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Joh. VIII, 34. Röm.
VII, 23. |
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4) |
Die Unsterblichkeit: Denn wie der Mensch
sterblich worden sey, erweiset die
Erfahrung, es hats ihm auch
GOTT
zuvorgesagt |
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1 Buch Mose II, 17; |
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und nachdem er die Sünde begangen,
spricht ihm
GOTT dis Urtheil: du bist
Erde, und solst zur Erde werden, |
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Cap. III, 19. |
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Deswegen Röm. V, 12.
geschrieben stehet: durch einen Menschen etc. |
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Cap. VI, 23. |
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5) |
Die
Majestätische Beherrschung der leiblichen
Geschöpffe: dieselbe ist dermassen verloschen, daß sich nicht nur
vielerley
Ungehorsam, sondern auch eine solche Widerwärtigkeit der
Thiere wider den Menschen befindet, daß sie eines Theils seinem Gebote
nicht gehorchen, eines Theils Feindschafft wider den Menschen tragen,
der sich von ihnen alles
Bösen und Unglücks zu befahren hat. |
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Verlust der Gnade Gottes |
Daraus folgt das andere Gute, welches der Mensch verlohren, nemlich die
Gnade GOTTes. Denn wie
GOTT
aus gerechtem
Gericht alle Boßheit hasset, wie er
auch dem Adam, wo er würde seinen
Willen übertreten, den
Tod gedräuet, also ist
derselbe durch die Sünde in GOTTes Gericht,
Zorn und ernste
Straffe gefallen,
dadurch er der grossen Gnade, mit welcher ihm GOTT zugethan war, sich gäntzlich
verlustig gemacht. |
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das Böse |
Was anlanget das
Böse, so dem Menschen widerfahren, solches ist zum guten
Theil aus dem abzunehmen, was ietzo von den verlohrnen
Gütern ist gemeldet
worden; denn es hat ihm nach dem
Sünden-Fall zugestanden geistlicher und
leiblicher Schade. |
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geistlicher Schaden |
Der geistliche Schade bestehet darinnen, daß nach dem Bilde GOTTes ein
abscheuliches Bild des leidigen Satans erfolget; das ist, eine solche
Unwissenheit und Unverstand in Göttlichen Dingen, daß, die fleischlich gesinnet
sind, eine Feindschafft worden sind wider
GOTT, daß, an statt der Heiligkeit,
des Menschen Hertz mit Sünden dermassen durchgifftet und überfüllet worden, daß
alles sein Dichten und Trachten nur
böse ist immerdar, |
1 Buch Mose VI, 5; |
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daß, an statt des freundlichen Gesprächs, das
GOTT mit den Menschen
gehalten, von GOTT anders nichts, denn sein grimmiger
Zorn und erschrecklich
Gericht zu gewarten, dafür Adam sich versteckte, |
Cap. III, 8. |
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Daß er an statt der Freudigkeit, so er zu GOTT hatte, ein
böses verwundetes
Gewissen fühlete, welches ihn von GOTT abscheidete, |
Es. LIX, 2. |
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und also
ängstete, daß er vor GOTTes Angesicht nicht erscheinen durffte;
endlich, daß er an statt der grossen ewigen Seligkeit der höllischen Verdammniß
unterworffen wurde. |
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leiblicher Schaden |
Der leibliche Schade bestehet hierinnen, daß der Mensch nach begangener
Sünde aus dem Paradieß gestossen worden, |
1 Buch Mose III, 23. |
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daß an statt des gesunden, und von allerley Kranckheit befreyeten
Wohlstandes, der
Leib vielen Kranckheiten unterworffen worden, damit ihm nach
Sirachs
Rede wahr geschehen, |
Cap. XXXVIII, 15. |
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Wer vor seinem Schöpf- |
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{Sp. 740} |
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fer sündiget, der fället dem
Artzt in die Hände; daß endlich, an statt des
Leibes Unsterblichkeit, der
Tod über den sündigen Adam geherrschet hat. |
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Die
Erfahrung giebts, daß manchmal die Leibes-Gebrechen und Kranckheiten von
den
Eltern auf die
Kinder geerbet werden, wie auch offtermals der Eltern
sonderbare Laster und Boßheit, als der
Seelen Kranckheit und Gebrechen, auf die
Kinder kommen. Demnach hat es eine besondere Gelegenheit mit der Sünde Adams und
Evä; denn nachdem dieselbe darein gerathen, ist ihre gantze
Natur von der Sünden
dermassen vergifftet, daß sie die Sünde mit samt der Natur auf alle Nachkommen
geerbet, und keiner unter allen Adams-Kindern (den HErrn CHristum ausgenommen,
Ebr. IV, 15.) rein und heilig zur
Welt gebohren wird,
sondern sie sind alle der Sünde theilhafftig worden; denn die einige Handlung,
damit Adam und Eva GOTTes Gebot überschritten, ist nicht nur derselben, sondern
auch aller ihrer Nachkommen Sünde, also, daß, da Adam nicht für seine
Person
alleine, sondern als ein
Stamm des gantzen menschlichen
Geschlechts
GOTT einen
Gehorsam leisten solte, er mit Ubertretung Göttlichen Gebots nicht für seine
Person allein, sondern als ein
Stamm und Vater aller Menschen gesündiget, und
also mit dieser Ubertretung in Adam zugleich alle Menschen mißgehandelt,
immassen der Apostel
schreibet, daß durch des einigen Sünders einige Sünde alles
Verderben kommen, und durch eines Menschen
Ungehorsam viel Sünder worden seyn, |
Röm. V, 16. 19. |
Erb-Sünde |
Und denn, nachdem die ersten
Eltern sündlich worden, ihre
Natur also
verderbet, daß sie nicht andere, als sündliche
Kinder zeugen mögen, und wenn
noch heutiges Tages die Kinder sündlich gebohren werden, dasselbe ursprünglich
von der ersten Sünde herrühre. Und dieses heisset man die Erb-Sünde. |
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Daß aber der Mensch von Natur, und durch seine Geburt damit vergifftet, wird
daher
bewiesen: |
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1) |
Dieweil wir alle von sündlichen
Eltern herkommen.
Denn, dieweil ein fauler Baum faule Früchte bringet, Matth.
VII, 18; so mag hie mit Hiob geschlossen werden, Cap. XV,
14. u.f. Was ist ein Mensch, daß er solte rein seyn etc. |
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2) |
Dieweil alle Menschen durch Adams
Fall sind
Sünder worden, wie Paulus
schreibet |
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1 Timoth. II, 14. Röm.
V, 12. 15. 16. 18. |
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3) |
Dieweil alle Menschen in Sünden empfangen und
gebohren worden, |
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Psal. LI, 7. |
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4) |
Dieweil ein Mensch, wie er von seiner Geburt an
beschaffen, nicht kan ins Reich GOttes kommen, |
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1 Joh. III, 5. 6. 1 Corinth.
XV, 50. |
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5) |
Dieweil sich in allen Menschen alsobald von der
Geburt an, bis in die letzte Todes-Stunde dasjenige befindet, so
eigentlich und allein von der Sünde herkommt. Als: |
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a) |
Daß man zu würcklichen Sünden eilet, |
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Matth. XV, 19. Jac.
I, 14. |
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b) |
Daß alle Menschen, auch die noch nicht zur
Welt
gebohren, dem
Tode unterworffen, |
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Röm. VI, 23. Cap. V, 14.
Sirach XXV, 32. |
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c) |
Daß alle Menschen von
Natur unter dem
Zorne
GOttes sind, |
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Röm. I, 18. Ephes.
II, 3. |
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d) |
Daß alle Menschen vom Reich GOTTes ausgeschlossen
werden, auch die noch keine würckliche Sünde begangen haben; davon im
vierdten
Beweis Meldung geschehen. |
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Aus dieser Erb-Sünde entsprin- |
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{Sp. 741|S. 380} |
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get der zeitliche Tod, die Verderbung aller
Kräffte des Menschen, die
würckliche Sünde, welche zwar unterschiedlich, iedoch ohne Unterscheid die ewige
Verdammniß verursachet. Wenn nun der Mensch in solchen seinem
Zustande vor
GOTT
den gerechten
Richter gestellet wird, erfordert derselbe, vermöge seiner
Gerechtigkeit, einen völligen
Gehorsam aller Göttlichen Gebote; wegen der
begangenen Sünden aber, daß er ins ewige Verderben gestürtzet werde, wo nicht
auf andere Wege der Göttlichen Gerechtigkeit ein Genügen geschehe. Da aber
niemand ihn selber disfalls helffen, noch einige Creatur den Sündern Rath
schaffen kan, Psalm XLIX, 8. 9. so hat sich GOtt der
armen Sünder erbarmet, und will, daß ihnen allen soll geholffen werden. |
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Welche nun den
gnädigen
Willen GOTTes nicht von sich stossen, sondern
erkennen, mit rechtem Glauben annehmen, und darinnen bis ans Ende beharren, die
hat er von Ewigkeit zum ewigen Leben verordnet, aus dem menschlichen
Geschlechts
erwehlet, und beschlossen, die zur Seligkeit zu bringen; die aber nicht gläuben,
oder vom Glauben wieder abweichen, die hat er nicht erwehlet, sondern in ihrem
sündlichen
Zustande verbleiben lassen, darinnen sie ewig verlohren werden. |
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Diese seinen
Willen ins
Werck zu richten, hat
GOTT
seinen
Sohn gesandt, der
menschliche Natur an sich genommen, auf daß er in derselben verrichtete, was das
menschliche
Geschlecht zur Seligkeit zu bringen vonnöthen seyn wolte; welcher
also auch zuförderst für die Menschen dem Göttlichen
Gericht genug gethan, und
sie allerdings mit GOTT versöhnet. Dieses Gnaden-Werck lässet er, CHristus,
ihnen durch die Predigt des Evangelii fürtragen, und sie, solcher Gnade zu
geniessen, gnädig beruffen. |
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Und damit die Menschen zu der Seligkeit, welcher sie von
GOTT beruffen
werden, im
Werck gelangen mögen, so führet sie GOTT selber darzu durch ernste
Busse, dadurch sie zur
Erkänntniß und Bereuung ihrer Sünden gebracht, ihre
Zuflucht zu CHristo nehmen, und durch solch Vertrauen auf ihn, Gnade und der
Sünden Vergebung erlangen. Den bußfertigen Menschen stellet er für sein
Gerichte, und nachdem er ihn der Sünden überwiesen, und der
Straffe schuldig
erkannt, rechtfertiget er ihn, und vergiebt ihm die Sünde aus Gnaden, dieweil er
mit Glauben des HErrn CHristi
Verdienst hat angenommen, der Führer der Sünden
Schuld und verdiente Straffe der Göttlichen Gerechtigkeit hat genug gethan. |
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Der
Verstand wird zum Erkänntniß GOTTes und seines gnädigen
Willens
erleuchtet, der
Wille und alle
Kräffte von der Sünde zu GOTTes
Liebe,
Gehorsam
und Gerechtigkeit gewendet, daß er, so viel möglich, nach Göttlichem
Wohlgefallen alle sein
Thun und Leben anstellet. Dieses grosse
Werck verrichtet
GOTT in dem Menschen nicht ohne Mittel, sondern durch sein
Wort und die heiligen
Sacramenta; daß aber dieselben den Leuten fürgetragen und gereichet werden, als
gebrauchet er dazu das Predigt-Amt. |
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Und wenn er also den Menschen wieder aufgerichtet, so erhält er ihn in
seiner Kirchen, als in einer Versammlung der Heiligen, darinnen ihm seine
Gläubigen einen Dienst lei- |
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{Sp. 742} |
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sten, bis er einen ieden, zu rechter und wohlgefälliger Zeit, in die ewige
Seligkeit aufnimmt. Denn obwol GOTT seine Gläubigen, angezeigter massen, in
seiner Kirchen begnadet, so ist doch dasselbe alles eine angefangene und
unvollkommene Seligkeit, die er ihnen völlig wiederfahren lässet, wenn er die
Seele durch den zeitlichen Tod von dieser
Welt abfodern, den
Leib am Jüngsten
Tage mit der Seele vereinigen, und also den gantzen Menschen in eine ewige
unaussprechliche Seligkeit versetzen wird. |
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Was übrigens diejenigen anlanget, die da den Menschen nicht nach seiner
erstern Einrichtung
erkennet, und den Bericht des Göttlichen Wortes nicht
gewust, oder nicht angenommen, und dahero nicht begriffen oder nicht geglaubet
haben, daß alles ihm erstlich an
leiblichen und geistlichen
Dingen gegebene und
an Göttlicher Beywohnung geschenckte zum
Wesen und Wohlwesen des Menschen
eigentlich gehöre, und den vollkommen-nöthigen, auch vergnügten Menschen
ausmache und darstelle; sondern des Menschen wesentlichen
Zustand und gehörigen
Wohlstand nur nach dem, was sich die Zeit nach dem
Fall an ihm mercken lässet,
und aus selbigem zufälliger Weise gekommen ist, ausmessen wollen; die haben
freylich auf allerhand herumschweiffende
Meynungen, und folglich in mancherley
Irrthümer verfallen müssen, daß sie ihn, so zu
reden, gestümmelt, und bald
dieses, bald das aus ihm gemachet haben. |
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