Titel: |
Franckfurt oder Francvord an der Oder |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
9 Sp. 1724 |
Jahr: |
1735 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 9 S. 885 |
Vorheriger Artikel: |
Franckfurt am Mayn |
Folgender Artikel: |
Franckfurter-Pillen |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
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Text |
Quellenangaben |
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Franckfurt oder Francvord an der Oder,
Lat.
Francofurtum ad Oderam, oder Viadrum, eine
ansehnliche
Stadt, in der
Mittelmarck, wird auf der Ost-Seite von
der Oder, auf denen übrigen Seiten aber |
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{Sp. 1725|S. 886} |
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mit Gärten und Wiesen umgeben. Sie hat nur
alte Mauren und Wälle, aber zu Behauptung des
Paßes hat man anno
1663. jenseits der Oder-Brücke eine feste Schantze angelegt. |
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Ehemals war sie eine Hansee-Stadt, und
noch ietzo treibet sie starcke
Handlung in
Pommern, Schlesien und Polen; hat auch drey
Meßen, und fast lauter mit Gewölben vor die
Kauffleute versehene
Häuser. |
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Unter denen drey Kirchen ist die St. Marien
Kirche, wegen derer vielen Begräbniße, die
merckwürdigste. |
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Unter denen
weltlichen
Gebäuden das
Rath-Hauß. |
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Die
Sächsischen Müntz-Probations-Täge sind meistens
allhier gehalten worden. |
Müllers Sächsische Annal. |
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Es wird von denen neuern
Scribenten ohne
Grund gemeldet, daß sie
anno 140. von denen
Francken, welche unter ihrem
Könige
Sunnone II. aus Scythien gekommen,
zum Angedencken ihrer Überfurth den heutigen
Namen bekommen. |
- Trithemius de Orig.
Franc. ...
- Spangenbergs Manßfeld. Chron. ...
- Micraelii Pommer-Land ...
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Doch ist
gewiß, daß sie eine
alte Stadt sey, in
dem man allda mit verbrannten Menschen-Knochen angefüllte Töpffe, nebst andern
Antiquitaeten findet. |
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Anno
1253. ist sie durch Gedinum von Hertzberg, mit
Bewilligung derer
Marg-Grafen
Joannis I. und Ottonis III. oder IV, derer
Söhne des
Chur-Fürsten
Alberti
II. zu
Brandenburg, von dem
Obern-Thore bis an das Gubenische erweitert worden. |
- Angelus Annal. March.
...
- Beckmanns Memorab. Francof. ...
- Bertius Rer. Germ. ...
-
Lucae Fürsten-Saal. ...
-
Pfeffinger
ad Vitriar.
Inst. Jur. Publ. ...
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Gleichwie sie auch von bemeldten Fürsten
die Stapel- und Niederlags-Gerechtigkeit erhalten,
worüber sie mit der Stadt Stetin, welche hierinnen
wolte ausgenommen seyn, anno 1561. in grosse
Weitläufftigkeiten verfiel. |
Micraelius loc. cit. ... |
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Anno 1290. belagerte sie Marg-Graf Dietrich von
Meisen über einen Monath lang vergebens. |
Spangenbergs Manßfeld. Chron. ... |
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Anno 1318. wurde sie von dem Marg-Grafen
Waldemaro befestiget. |
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Zu Ausgang des 14.
Seculi
baute der
Rath das
Hauß, GOTTES Barmhertzigkeit, oder das
Carthäuser-Closter vor der Stadt, worinne
Joannes Hagen oder ab Indagine der erste Prior war. |
Lucae loc. cit. ... |
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Anno 1426.
that sie der Pabst in den
Bann,
weil sie den
Bischoff zu Lebus, welcher die Polen
wieder die Stadt angehetzet, und dadurch zu
grossen Verderben des
Landes
Gelegenheit
gegeben hatte, gefangen genommen; dahero auch
in 28.
Jahren weder Predigt daselbst gehalten,
noch die Sacramenta ausgetheilet wurden. |
- Beckmann loc.cit.
...
- Lucae loc. cit. ...
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Anno 1348. wurde sie von dem
Kayser
Carolo IV. und 14.
Fürsten, seinen Bunds- |
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{Sp. 1726} |
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Verwandten im
Kriege, welchen Ludwig, der
Römer, wieder den falschen Waldemarum, und
dessen Helffer führte, vergeblich belagert, |
- Beckmann loc. cit.
...
- Lucae loc. cit. ...
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Anno 1432. haben die Hußiten, nach Abbrennung des
Carthäuser Closters, anno 1450. die Polen und
Preußen, und anno 1477. der
Herzog Johann von Sagan,
gleichfalls davor abziehen
müssen; welchem
letztern sie aber vor die Gefangenen 8000.
Ducaten zahlen musten. |
-
Lucae Schles. Chron. ...
- Manlius Comment. Rer. Lusat. ... apud
Hoffmann. Script. Rer. Lusat. ...
- Micraelius loc. cit. ...
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Anno 1506. dem 27.
April wurde von dem
Chur-Fürsten
Joachimo I. die
Vniuersitaet zu
Stande
gebracht, nachdem sein
Vater alle Anstalten
bereits vorhero dazu gemachet; und ist der
Bischoff von Lebus zu ihrem
Cantzler, Erhalter,
und Patrono, Conrad Wimpina aber von Buchen aus
Francken, zum ersten
Rectore
erwählet
worden, |
-
Pfeffingers Hist.
des Braunschweigischen Lüneburgischen Hauses ...
-
Vigilantii Phacilarii Axungiae Descript.
Franckford. Vrb. ad Oder et Gymnas. Litter.
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Darauf man sie, nachdem dieselbe anno
1516. wegen der Pest eine Zeitlang nach Cotbus
verlegt, |
Manlius loc. cit. ... |
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Anno 1538. nach der
Augspurgischen Confession eingerichtet, und mit mehrern
Professoribus und
Einkünfften versehen. |
Chytraei Sächsisch.
Chron. Th. I. ... |
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Anno 1620. hat der
Reformirte
Theologus,
Christophorus Pelargus, den
Anfang zu der
Religions Änderung
allhier gemacht. |
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Anno 1631. nahmen die Schweden diese
Stadt ein, nachdem sie einige
Jahr vorher, seit
anno 1626. durch öfftere Einquartirung der
Kayserlichen Trouppen, sehr mitgenommen
worden: und gleich darauf verlohr sie durch
Krieg,
Hunger, Pest und Ergüssung derer
Wasser in drey oder vier
Monathen in die 10000.
Menschen. |
Micraelius loc. cit. ... |
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Von anno 1633. bis 1640. ist die Stadt 5 mahl
erobert, |
- Micraelius loc. cit. ...
- Loccenius. Antiqq. Suec. ...
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und erst anno 1644. wieder an Chur-Fürst
Friedrich Wilhelm von denen Schweden
abgetreten worden. |
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So hat auch anno 1666. der Brand 64.
Häuser
ruinirt. |
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Unweit der Stadt ist ein Brunnen, der die
hinein geworffene
Sachen mit einer steinern
Rinde überziehet. |
- Sabinus Descript.
Francof.
- Jobst Beschreibung von Franckfurt.
- Becmanni Memorabilia Francofurtana.
- Zeillers Reichs-Geogr. ...
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