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Quellenangaben |
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Nahme, Name, Nomen, ist
ein
Wort, welches ohne Bejahung die
Arten und
Geschlechter, so wohl der vor
sich, als durch andere bestehenden
Dinge
ausdrucket, in welchem
Verstande ihm das Verbum entgegen stehet. |
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Bedeutung |
Von dem Aristoteles de Interpret. c. 2. wird
solches
genennet: vox significans ex instituto sine tempore, cujus nulla
pars significat separatim, |
welche Beschrei- |
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{Sp.470} |
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bung Chauvin Lexic. philosoph. p. 44. erkläret,
davon auch Keckermann Logic. Maj. Lib. II. Sect. I. c.
1. zu lesen ist. |
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Plato hingegen
verstehet nach seiner in Cratyl.
gegebenen Beschreibung unter dem Namen nichts anders, als dasjenige, was
gleichsam ein Mittel und
Werckzeug ist die
Natur und
Beschaffenheit einer jeden
Sache
anzuzeigen und von andern zu
unterscheiden; und Cicero de
Invent. Lib. I. giebt folgende Beschreibung davon: Ein Name ist dasjenige,
welches einer
gewissen
Person oder
Sache beygeleget, und womit dieselbe als einem gewissen, und ihr
gantz
eigenen
Worte bemercket wird. |
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Ursprung des Wortes |
Den
Ursprung dieses
Wortes betreffend; so leiten es die mehresten mit dem
Diomedes Lib. I. Grammatic. eigentlich daher, weil
vermittelst desselben eine jegliche vorkommende Sache ins besondere gleichsam
wie mit Fingern gezeiget und bemercket wird, (quod unamquamque rem monstret
ac notet). Und soll das
Lateinische Wort Nomen nach dieser Erklärung gleichsam so viel
seyn, als Notamen. Welches nachmahls den Festus Pompejus
auf die
Gedancken
gebracht, zu glauben, daß Lateinische Wort Nomen (Name) solle gleichsam
so viel seyn, als Novimen, weil es nehmlich die darunter verstandene
Sache
kenntlich mache, und von derselben einige
Wissenschafft oder Nachricht ertheile, (quod notitiam
rei praebeat.) |
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Unterdessen halten andere vor wahrscheinlicher, daß der
Ursprung dieses
Wortes vielmehr bey denen Griechen zu suchen, als bey welchen das eben so viele
bedeutende Wort onoma von nomos,
das ist, ein
Gesetze
oder eine
Gewohnheit, (Lex aut Consuetudo) abstammet, weil nehmlich
alle Namen oder Benennungen derer
Dinge
erst von einem langen und willkührlichen Gebrauche, oder einer von freyen
Stücken angenommenen und eingeführten Gewohnheit derer
Menschen,
und dem hieraus sich hauptsächlich gründenden Sprach-Gebrauche, entstanden, oder
weil, wie Plato will, die Namen derer Menschen u. Dinge nicht
in der Natur der
Sachen
selber zu suchen, sondern vielmehr nur als eine von denen Menschen, um besserer
Ordnung und Deutlichkeit willen, freywillig beliebte Einrichtung, oder auch von
denen Gesetz-Gebern gemachte Anordnung, anzusehen sind. Zumahl da ja allerdings
eine der grösten und vornehmsten
Verbindlich- und Schuldigkeiten derer letztern
unter andern auch diese mit ist, davor zu sorgen, daß eine jedwede Sache, zu
desto mehrer Verhütung des sonst aus einer allzu grossen und gewöhnlichen
Zweydeutigkeit der Worte entstehenden
Schadens und Unheils mit einem gewissen
und ihr vor allen andern besondern
Zeichen als ihrem eigentlichen Merckmahle
oder Namen beleget werden. |
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Arten |
Was hiernächst die verschiedene
Arten der Namen anbetrifft: so machet
Hobbes in seiner Computat. oder Logica c. II. p.
7. unterschiedene Eintheilungen der Namen der
Dinge,
indem solche |
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- entweder was bejahendes oder verneinendes,
was gemeines oder besonderes,
- entweder eine gewisse
Sache oder ein ander
Wort,
- entweder was allgemeines oder
particulares, oder ein Individuum,
- entweder etwas ohne Relation, oder
mit einer gewissen Beziehung auf eine andere
Sache;
- entweder eine
Idee allein
{Sp. 471|S. 253}
oder mehrere zugleich anzeige.
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Die gemeinste Eintheilung aber ist diejenige, welche von denen Sprach-Kündigern
gemachet und nach selbiger die Namen der Dinge in wesentliche (Nomina
Substantiva) und zufällige (Nomina adjectiva)
eintheilen. Ob nun wohl die Grammatici mehrentheils wunderliche
Erklärungen davon zu geben pflegen: so kan man dennoch ihre Eintheilung als
richtig behalten, wenn man nur bessere
Begriffe zum Voraus setzet.
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Es sind aber die wesentliche Namen solche
Wörter, dadurch die
Dinge
vor sich, ohne Absicht auf andere bedeutet werden, sie mögen vor sich oder durch
andere bestehen. Man
saget mit Fleiß vor sich und durch andere, nachdemmalen die
wesentlichen Namen der Dinge zweyerley
Sachen
unter sich fassen, davon einige vor sich bestehen, und ihr selbstständiges
Wesen
haben, z.E. Mensch,
Seele; andere aber bestehen zwar nicht vor sich, man bildet
sich aber doch selbige ein, als wären sie von den vor sich bestehenden Dingen
nicht unterschieden. Z.E. die Tugend ist keine vor sich, sondern ein durch die
Seele oder überhaupt durch einen
Geist bestehendes Ding. Ohne Seele oder Geist
kan keine Tugend seyn: sie kan auch nicht von der Seele oder dem Geist in der
That abgesondert werden. Unterdessen wenn man die Tugend durch die Abstraction
vor sich betrachtet, als ein Ding, das von der Seele oder dem Geist, bey dem sie
angetroffen wird, unterschieden ist (dergleichen geschehen kan, wenn man die
Tugend als eine Person im Spielen aufführet) so giebet man ihr den Namen, wie
einem vor sich bestehenden Dinge: denn die beyden Namen Tugend und Seele, davon
das letztere das vor sich bestehende, das erste aber das durch die Seele
bestehende Ding andeutet, sind von gleicher
Art.
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Diese wesentliche Namen, werden wiederum in gemeine
Namen (Nomen appellativa,) und eigenthümliche Namen
(Nomina propria) eingetheilet. Jene kan man solche
Wörter
nennen, die gewisse Geschlechter und
Arten der Dinge ausdrucken, als da sind,
Mensch,
Pferd u.d.g. diese aber, welche eine einzelne
Sache
andeuten, z.E. Leipzig, Hercules. |
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Die zufällige Namen hingegen sind eine
Art der Namen, in
welchen die durch andere bestehende
Dinge
angesehen werden, in so weit sie durch andere bestehen. Und daher bekommen die
Dinge, durch die sie bestehen, von ihnen einen Namen, welcher ein vor sich
bestehendes Ding andeutet, in so weit etwas anderes durch dasselbige bestehet.
Z.E. wenn ich die Tugend ansehe als ein Ding, das durch andere bestehet, nemlich
durch die
Seele
des Menschen,
oder durch einen
Geist:
so bekömmt daher die Seele, durch die sie bestehet, ausser ihrem wesentlichen
Namen, Seele, noch einen andern zufälligen, tugendhafft. |
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Daher beziehen sich diese zufällige Namen beständig auf etwas anders und können
vor sich alleine niemals gebrauchet werden. Denn wenn man von einem tugendhaften
redet, muß allezeit eine gewisse
Person entweder
dabey genennet, oder darunter verstanden werden, durch deren Seele die Tugend
bestehet. Gleichwie wir aber finden, daß auch durch solche
Dinge,
die durch andere bestehen, wiederum andere bestehen können, z.E. der |
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{Sp. 472} |
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Grad der
Gelehrsamkeit
durch die Gelehrsamkeit, und diese durch die
Seele
des Menschen:
so können auch die durch andere bestehende Dinge ausser ihrem wesentlichen Namen
noch einen zufälligen von demjenigen bekommen, was durch sie bestehet. Z.E. Die
Gelehrsamkeit kan von ihrem Grade den zufälligen Namen groß oder hoch bekommen,
daß man
saget eine grosse oder hohe Gelehrsamkeit. Und dieses giebet nach diesem
in
Sprachen, wo man die
Wörter leichte zusammen setzen kan, als wie in unserer
Deutschen, Anlaß zu zusammengesetzten zufälligen Namen (adjectivis
compositis) dergleichen ist der Name hochgelehrt, großmächtig u.d.g. |
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Beyde Namen, so wol die wesentlichen als zufälligen sind
Veränderungen
unterworffen. Denn weil der Name eigentlich eine gantze
Art, oder ein gantzes
Geschlechte anzudeuten pfleget, so muß er so wol ein
Ding
von dieser Art und Geschlechte, als viele und alle Dinge von dieser Art und
Geschlechte bedeuten. Damit man nun unterscheiden kan, ob nur von einem Dinge
oder von vielen die
Rede ist; so muß der Name in dem andern Falle einige
Veränderungen leiden. Also
sagen wir
Mensch oder
Tugend, wenn wir von einem Menschen oder von einer Tugend
reden: hingegen
Menschen oder Tugenden, wenn wir von vielen Menschen oder von vielen Tugenden
reden. Und dieser Unterscheid gründet sich auf die Zahl der Dinge, die zu einer
Art oder Geschlechte gerechnet werden. Diese Veränderungen der Namen der Dinge
geschehen auch in einigen
Sprachen durch gewisse Bey-Wörter, die man
Artickel zu nennen pfleget, wovon, ingleichen von den
Vor-Wörtern, deren man sich zu Vermeidung der oftmaligen Wiederholungen
der Namen der Dinge bedienet, am andern Orte nachzusehen ist. |
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Man sehe auch hiervon nach, was Wolf in den vernünftigen
Gedancken von GOtt, der Welt und der Seele des Menschen §. 300 u.ff. davon
anmercket. |
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Ursprung der Namen |
Den
Ursprung derer Namen der Dinge anbetreffend; ist es gewiß, daß selbiger bloß
von der Willkühr der
Menschen
herzuleiten sey, als welche nach ihrem Gutachten diesem oder jenem
Dinge
einen Namen gegeben haben, welcher nachher durch den Gebrauch demselben eigen
geworden ist. Denn ob zwar einige behaupten wollen, daß diejenigen Namen, welche
der erste Mensch, nach der ihm von
GOtt eingegossen natürlichen
Wissenschafft und vollkommenen
Erkänntniß
des
Wesens aller Dinge, denen Thieren und Vögeln gegeben, 1 B. Mose II,
20. nicht blos freywillig gewesen, sondern deren innerliche Beschaffenheit
vollkommen ausgedrücket hätten: so ist denn auch diese
Meynung von den Gelehrten vorlängst gründlich widerleget,
und daher als irrig und ungegründet verworffen worden. |
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Die Namen der Menschen aber betreffend, ist deren erster
Ursprung ohnstreitig von GOtt selbst herzuleiten, als welcher dem ersten
Menschen seinen Namen Adam, d.i.
Mensch,
gegeben hat. |
1. B. Mose V, 2. |
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Dieser hat hernach so wohl seinem
Weibe der Eva, 1. B. Mose
III, 20. als auch nachher seinen
Kindern ihre Namen gegeben. |
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Diesem sind nachher alle von ihm abstammende Völcker gefolget, und haben von der
Zeit an ei- |
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{Sp. 473|S. 254} |
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nem jeden Menschen
seinen gewissen Namen beygeleget, wie man denn nirgends in der
H. Schrifft
lieset, daß ein Mensch nicht seinen Namen gehabt habe; und Homerus
Lib. X. Od.
11.
saget: [ein Satz Griechisch]. Omnibus imponuntur, simulatque genuerint
parentes: Allen Menschen werden Namen gegeben, so bald sie von denen
Eltern
gebohren sind, ausser, daß nach den Zeugnissen des Herodotus, die Trogloditen,
und des Plinius die Athlanter, ingleichen wie Nicolaus
in seinem
Buche
peri
ethōn berichtet, die
Apharanter keine Namen gehabt haben sollen. |
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Es wurden aber ehedessen die Namen denen
Kindern so wohl von denen
Vätern, als
von den
Müttern gegeben. |
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Daß die
Väter denen von ihnen gezeugten
Kindern Namen beygeleget, lesen wir
hin und wieder in der
heiligen Schrifft.
So hieß |
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- Seth seinen erstgebohrnen
Sohn Enos,
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1. B. Mose IV, 26.
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- Lamech nennte seinen Sohn Noah,
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Cap. V. 29. |
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- Joseph nennete seinen erstgebohrnen Sohn
Manasse, und den andern Ephraim,
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Cap. XLI, 51. 52. |
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- Moses nennete seinen erstgebohrnen Sohn Gerson,
und den andern Elieser,
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2. B. Mose II, 22.
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- David hieß seinen Sohn, den ihm Bathseba
gebahr, Salomo,
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2. B. Sam. XII, 24. |
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Daß aber auch die
Mütter ihren
Kindern, die sie gebohren, Namen gegeben, ist
aus unterschiedenen
Schrifftstellen zu sehen. |
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- Eva giebet ihrem erstgebohrnen
Sohn den Namen
Cain, und dem dritten den Namen Seth,
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1. B. Mose IV, 1. 25.
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- Lea hieß ihren erstgebohrnen Sohn Ruben,
den andern Simeon, den dritten Levi, den
vierten Juda,
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Cap. XXIX, 32. u.ff. |
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- Hanna, das
Weib Elkana, nennete ihren
Sohn Samuel,
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1. B. Sam. I, 20.
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Doch meynen die meisten, der
Vater habe eigentlich die
Macht
gehabt, dem Kinde einen Namen zu geben, die
Mutter aber habe solches gethan aus
Zulassung des Vaters, welches sie daher
beweisen, weil des Vaters Rath allezeit
den
Vorzug
behalten, wo zwischen beyden eine Uneinigkeit des Namens wegen entstanden, wie
zu sehen aus 1 Buch Mose XXXV, 18. da Rahel, das Weib
Jacobs, ihren
Sohn Benoni, der Vater aber in
Benjamin hieß, welchen letztern Namen er auch behalten. Welches
auch erhellet aus dem, was sich bey der Geburt Johannis und
dessen Benennung zugetragen, |
Luc. I, 60. 63. |
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Alle diese Namen aber, welche so wohl die Hebräer, als andere
Völcker
ihren
Kindern gaben, waren nach dem Unterschied derselben gleichfalls
verschieden. Denn so gaben die Hebräer ihren Kindern lauter solche Namen, welche
entweder dieselben zur
Erkänntniß
und Verehrung des heiligen
Gottes ermuntern, oder doch wenigstens bey ihnen die
Erinnerung und das Angedencken einer
Person,
Sache
oder Beschaffenheit unterhalten, und eine gute
Hoffnung anzeigen konten. |
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Zeugnisse von der ersten Gattung geben bey den Ebräern, diejenigen Namen,
welche sich mit einem El oder Je, Jebo, Jo, Ja,
als zusammen gezogenen Namen
Gottes anfangen, oder endigen, als da sind Elieser,
Elischua, Eliel, Joel, Daniel, Samuel, Jechiel, Jonathan, Zacharija
u.a.m. |
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Von der andern
Art aber werden folgende Exempel zu hinlänglichen
Beweisen
dienen, da nehmlich Eva ihren erstgebohrnen |
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{Sp. 474} |
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Sohn Cain nannte, weil sie vermeynte, an ihm den Herrn zu
haben, welcher als der Erlöser des menschlichen
Geschlechts, nach geschehenen
Sünden-Fall, war verheißen worden, |
1 Buch Mose IV, 1.
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(Siehe hiervon den
Artickel Mann der Herr, im XIX
Bande p. 988.) |
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Hingegen den andern Habel, und den dritten Seth
hieß, welche Namen, jener die Eitelkeit bedeutet, weil sie gesehen, daß alles
eitel sey in der
Welt;
dieser aber soviel anzeiget, als ponere, weil ihr
Gott einen andern Saamen gegeben an statt des
Habels, welchen Cain erschlagen hatte, |
v. 25. |
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Lamech nennete seinen
Sohn Noah, mit
beygefügter
Ursache:
der wird uns trösten in unserer Mühe und
Arbeit auf Erden, welche der Herr verflucht hat, |
Cap. V, 29. |
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Dieweil er aber von [ein Wort Hebräisch] ruhen, seinen Namen bekommen, so
zielen diese
Worte Lamechs nicht so wohl auf den
Ursprung des Wortes, als auf
eine in der
Sache
und Lauff gleicher Worte gegründete allusion, also, daß dieser fromme
Lamech gesehen habe auf den versprochenen Weibes-Saamen, von welchem die wahre
Ruhe und Befreyung zu erwarten war. |
Bes. Buddei Hist. eccles. Tom. I. Sect.
1. p. 165. |
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Joseph nennete seinen erstgebohrnen
Sohn Mannase,
von [ein Wort Hebräisch] oblivisci fecit, er hat gemacht, daß man etwas
vergisset; denn er
sprach:
Gott hat mich lassen vergessen alles meines Unglücks, und
alle meines
Vaters Hauses, |
1 B. Mose XLI, 51.
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den andern hieß er Ephraim, von [ein Wort
Hebräisch], er ist fruchtbar, er wächset; denn Gott,
sprach er, hat mich lassen
wachsen in dem Lande
meines Elendes, |
v. 52. |
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Moses nennete seinen erstgebohrnen
Sohn Gerson,
von [ein Wort Hebräisch] expulit, er hat vertrieben, ausgestossen,
ausgesagt, denn er
sprach: ich bin ein Fremdling worden in fremden Landen; und
seinen andern Sohn hieß er Elieser,
Gott ist die Hülffe, |
2 B. Mose II, 22.
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nicht, als ob er gemeynet hätte, dieser sein Sohn sey Gott
und Helfer; sondern dieser Name solte ein Denckmahl seines Glaubens seyn, er
wolte sich bey diesem Namen allemahl der Hülffe Gottes getrösten und erinnern. |
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Wie es denn bey denen Gläubigen Altes Testaments gar was gewöhnliches war,
daß sie bey der Geburt eines
Kindes ihr Glaubens-Bekänntniß ablegten, und
selbiges mehrentheils mit dem Namen des Kindes abfasseten. Es setzet auch
Moses die
Ursache
dieser Benennung seines
Sohnes an dem angeführten Orte gleich hinzu. |
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Bisweilen haben auch die
Eltern ihren
Kindern
Namen nach dem
Befehl
Gottes geben müssen. |
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So muste Hagar ihren
Sohn Ismael heissen,
darum, daß der Herr ihr Elend erhöret hatte, |
1 B. Mose XVI, 11.
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Abraham muste seinen mit der Sara im Alter
erzeugten Sohn Isaac nennen, darum, daß der Herr ihr ein Lachen
zugerichtet, |
Cap. XVII, 19. Cap. XXI, 6. |
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Der Prophet Hosea muste seinen drey
Kindern die Namen
Jesreel, Lo Ryhamo und Lo Ammi geben, |
Hos. I,
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allwo auch die
Ursache
solcher Benennung angezeiget ist. |
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Zacharias muste seinen
Sohn Johannes, |
Luc. I, 13.
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und Maria samt Joseph ihren gebohrnen Sohn
Jesus heissen, darum, daß er sein
Volck
selig machen solte von ihren Sünden, |
- Matth. I, 21. Luc. I, 31.
- Bes. hierbey Cyprianus de Sion et Sina, p. 213.
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Diesen gleich von |
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{Sp. 475|S. 255} |
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den ersten Vätern eingeführten Gebräuchen der Hebräer sind auch andere
Völcker
in Benennung ihrer
Kinder gefolget. |
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Unter den Chaldäern, Assyrern, Medern, Persern, Tyriern und Carthaginensern,
kommen nehmlich die Namen, Nabonassar, Naboneser, Nebucadnezar,
Belsazar, Evil-Merodach, Codomannus, Cores, Cyrus, Mithridates, Sisimithres,
Bajazeth, Darius, Annibal, Asdrubal etc. häufig vor, welche alle aus
den Namen ihrer
Götter, Nebo, oder Nebuc, Nergal,
Merodac, Bel, Choda, Mithras, Baizo, u.a.m. ihren
Ursprung herleiten. |
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Bey den Griechen waren fast alle Namen von ihren
Göttern entlehnet, dergleichen Theon, Theognis,
Theodosius, Timotheus, Dion, Diogenes, Apollodorus, Heliodorus, Palladius,
Hermolaus, Artemidorus, Demetrius, Heraclitus, und dergleichen waren;
diejenigen aber, so von keinen Göttern hergenommen waren, hatten doch wenigstens
ihre Bedeutung und wurden nicht ohne selbige beygeleget, wohin man die Namen
Agamemnon, Orestes, Tantalus, Anaximander, Anaxagoras, Archelaus,
Basilius, Aretas, Sophocles, Socrates, Cleon, Timäus, Nicetas, Nicephorus,
Demosthenes, Craterus u.a.m. zählen kan. |
Besiehe
- Plato in Cratyl.
- den Scholiastes über den Thucydides Lib. VII.
- Gellius Lib. IX. c. 2.
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Bey den Römern aber, waren ausser den Griechischen Götter-Namen, die
mehresten von guter Vorbedeutung, welche, wie Festus
schreibet,
zuerst bey den Censu genennet worden, wohin die Namen Valerius, Salvius,
Statorius, Lucius, Festus, Felix, Paulus u.a. gehören. |
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Unsere alte
Deutschen,
um deren Namen wir uns mehr, denn um anderer
Völcker
Namen zu bekümmern
Ursache
haben, nannten sich theils mit den Namen der Thiere, theils aber belegten sie
ihre
Kinder mit Namen von guter Anzeige, wozu nach der Zeit, zur Nachfolge
anderer Völcker, gleichfalls, die von dem
Göttlichen Namen hergenommene Benennungen gekommen. |
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Von der ersten
Art waren die Namen der
Sächsischen Heer-Führer
Hengst und Horst, wiewohl es fast nicht glaublich ist,
daß sie würcklich also solten geheissen haben, sintemahl alle beyde Namen nach
Leibnitzens
Urtheil einerley, und nichts als einen Hengst
bedeuten, welches der
Gewohnheit der alten
Deutschen
nicht gemäß zu seyn scheinet, einen
Menschen so
schlecht weg mit eines Thieres Namen zu belegen, da sie zwar von ihnen wohl
Namen gemacht, als Leonhard, Bernhard, Eberhard etc. aber doch
keinen schlechtweg Leue, Bär, Eber etc. zu heissen pflegen; daher Eccard
in hist. Geneal. Princ. Sax. Sup. muthmasset, Hengisti
Name habe nicht also geheissen, sondern sey aus Angisus durch
eine unrechte Aussprache verdorben worden, und anstatt Horst,
müsse mit einer
Sächsischen Chronicke Horstmann gelesen werden. |
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Von der andern Gattung aber waren die gröstentheils noch bey der Deutschen
Nation gebräuchliche Namen |
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- Friedrich,
- Ernst,
- Siegfried,
- Arnold, soviel als Ehrhold,
- Adolf,
- Balduin, d.i. Baldwinner, ein schneller Uberwinder,
- Ehrich, so viel als Ehrenreich,
- Huldrich oder Ulrich, d.i. huldreich,
- Gebhard, ein schneller
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{Sp. 476} |
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- Leonhard, der mit Löwen-Stärcke begabet ist,
- Carl, Kerl,
- Volrath, d.i. voll Rath,
- Günther, günstiger Herr,
- Giseler, Geselle,
- Gisela, Gesellin,
- Gertrut, die gar traute,
- Herrmann, d.i. ein Krieger,
- Ludolf, Leuthülf,
- Leopold, Liebhold,
- Ludwig, ein Leutekrieger,
- Heidewig, ein Krieger in der Heyde,
- Hartwig, ein tapferer Krieger,
- Wolfgang, vor Huolfgang, einer so zu helfen gehet,
- Wilhelm, begierig nach dem Helm etc.
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wovon Luther und Schottels Deutsche
Sprach-Kunst nachzusehen sind. Besiehe auch Stuß Programma de omine in
nomine etc. |
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Von der dritten
Art sind endlich, die noch heutiges Tages sehr gewöhnliche
Namen |
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- Gottlieb,
- Gottlob,
- Gotthelf,
- Gottfried,
- Gotthard,
- Gottes-Gabe,
- Gottes Gnade,
- u.a.m.
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