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Zedler: Nahme [1] HIS-Data
5028-23-469-8-01
Titel: Nahme [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 23 Sp. 469
Jahr: 1740
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 23 S. 252
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Hinweise:
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  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen, Bibel
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Übersicht
Bedeutung
Ursprung des Wortes
Arten
Ursprung der Namen

Stichworte Text   Quellenangaben
  Nahme, Name, Nomen, ist ein Wort, welches ohne Bejahung die Arten und Geschlechter, so wohl der vor sich, als durch andere bestehenden Dinge ausdrucket, in welchem Verstande ihm das Verbum entgegen stehet.  
Bedeutung Von dem Aristoteles de Interpret. c. 2. wird solches genennet: vox significans ex instituto sine tempore, cujus nulla pars significat separatim, welche Beschrei-
  {Sp.470}  
    bung Chauvin Lexic. philosoph. p. 44. erkläret, davon auch Keckermann Logic. Maj. Lib. II. Sect. I. c. 1. zu lesen ist.
  Plato hingegen verstehet nach seiner in Cratyl. gegebenen Beschreibung unter dem Namen nichts anders, als dasjenige, was gleichsam ein Mittel und Werckzeug ist die Natur und Beschaffenheit einer jeden Sache anzuzeigen und von andern zu unterscheiden; und Cicero de Invent. Lib. I. giebt folgende Beschreibung davon: Ein Name ist dasjenige, welches einer gewissen Person oder Sache beygeleget, und womit dieselbe als einem gewissen, und ihr gantz eigenen Worte bemercket wird.  
Ursprung des Wortes Den Ursprung dieses Wortes betreffend; so leiten es die mehresten mit dem Diomedes Lib. I. Grammatic. eigentlich daher, weil vermittelst desselben eine jegliche vorkommende Sache ins besondere gleichsam wie mit Fingern gezeiget und bemercket wird, (quod unamquamque rem monstret ac notet). Und soll das Lateinische Wort Nomen nach dieser Erklärung gleichsam so viel seyn, als Notamen. Welches nachmahls den Festus Pompejus auf die Gedancken gebracht, zu glauben, daß Lateinische Wort Nomen (Name) solle gleichsam so viel seyn, als Novimen, weil es nehmlich die darunter verstandene Sache kenntlich mache, und von derselben einige Wissenschafft oder Nachricht ertheile, (quod notitiam rei praebeat.)  
  Unterdessen halten andere vor wahrscheinlicher, daß der Ursprung dieses Wortes vielmehr bey denen Griechen zu suchen, als bey welchen das eben so viele bedeutende Wort onoma von nomos, das ist, ein Gesetze oder eine Gewohnheit, (Lex aut Consuetudo) abstammet, weil nehmlich alle Namen oder Benennungen derer Dinge erst von einem langen und willkührlichen Gebrauche, oder einer von freyen Stücken angenommenen und eingeführten Gewohnheit derer Menschen, und dem hieraus sich hauptsächlich gründenden Sprach-Gebrauche, entstanden, oder weil, wie Plato will, die Namen derer Menschen u. Dinge nicht in der Natur der Sachen selber zu suchen, sondern vielmehr nur als eine von denen Menschen, um besserer Ordnung und Deutlichkeit willen, freywillig beliebte Einrichtung, oder auch von denen Gesetz-Gebern gemachte Anordnung, anzusehen sind. Zumahl da ja allerdings eine der grösten und vornehmsten Verbindlich-  und Schuldigkeiten derer letztern unter andern auch diese mit ist, davor zu sorgen, daß eine jedwede Sache, zu desto mehrer Verhütung des sonst aus einer allzu grossen und gewöhnlichen Zweydeutigkeit der Worte entstehenden Schadens und Unheils mit einem gewissen und ihr vor allen andern besondern Zeichen als ihrem eigentlichen Merckmahle oder Namen beleget werden.  
Arten Was hiernächst die verschiedene Arten der Namen anbetrifft: so machet Hobbes in seiner Computat. oder Logica c. II. p. 7. unterschiedene Eintheilungen der Namen der Dinge, indem solche  
 
  • entweder was bejahendes oder verneinendes, was gemeines oder besonderes,
  • entweder eine gewisse Sache oder ein ander Wort,
  • entweder was allgemeines oder particulares, oder ein Individuum,
  • entweder etwas ohne Relation, oder mit einer gewissen Beziehung auf eine andere Sache;
  • entweder eine Idee allein

    {Sp. 471|S. 253}

    oder mehrere zugleich anzeige.
 
  Die gemeinste Eintheilung aber ist diejenige, welche von denen Sprach-Kündigern gemachet und nach selbiger die Namen der Dinge in wesentliche (Nomina Substantiva) und zufällige (Nomina adjectiva) eintheilen. Ob nun wohl die Grammatici mehrentheils wunderliche Erklärungen davon zu geben pflegen: so kan man dennoch ihre Eintheilung als richtig behalten, wenn man nur bessere Begriffe zum Voraus setzet.  
  Es sind aber die wesentliche Namen solche Wörter, dadurch die Dinge vor sich, ohne Absicht auf andere bedeutet werden, sie mögen vor sich oder durch andere bestehen. Man saget mit Fleiß vor sich und durch andere, nachdemmalen die wesentlichen Namen der Dinge zweyerley Sachen unter sich fassen, davon einige vor sich bestehen, und ihr selbstständiges Wesen haben, z.E. Mensch, Seele; andere aber bestehen zwar nicht vor sich, man bildet sich aber doch selbige ein, als wären sie von den vor sich bestehenden Dingen nicht unterschieden. Z.E. die Tugend ist keine vor sich, sondern ein durch die Seele oder überhaupt durch einen Geist bestehendes Ding. Ohne Seele oder Geist kan keine Tugend seyn: sie kan auch nicht von der Seele oder dem Geist in der That abgesondert werden. Unterdessen wenn man die Tugend durch die Abstraction vor sich betrachtet, als ein Ding, das von der Seele oder dem Geist, bey dem sie angetroffen wird, unterschieden ist (dergleichen geschehen kan, wenn man die Tugend als eine Person im Spielen aufführet) so giebet man ihr den Namen, wie einem vor sich bestehenden Dinge: denn die beyden Namen Tugend und Seele, davon das letztere das vor sich bestehende, das erste aber das durch die Seele bestehende Ding andeutet, sind von gleicher Art.  
  Diese wesentliche Namen, werden wiederum in gemeine Namen (Nomen appellativa,) und eigenthümliche Namen (Nomina propria) eingetheilet. Jene kan man solche Wörter nennen, die gewisse Geschlechter und Arten der Dinge ausdrucken, als da sind, Mensch, Pferd u.d.g. diese aber, welche eine einzelne Sache andeuten, z.E. Leipzig, Hercules.  
  Die zufällige Namen hingegen sind eine Art der Namen, in welchen die durch andere bestehende Dinge angesehen werden, in so weit sie durch andere bestehen. Und daher bekommen die Dinge, durch die sie bestehen, von ihnen einen Namen, welcher ein vor sich bestehendes Ding andeutet, in so weit etwas anderes durch dasselbige bestehet. Z.E. wenn ich die Tugend ansehe als ein Ding, das durch andere bestehet, nemlich durch die Seele des Menschen, oder durch einen Geist: so bekömmt daher die Seele, durch die sie bestehet, ausser ihrem wesentlichen Namen, Seele, noch einen andern zufälligen, tugendhafft.  
  Daher beziehen sich diese zufällige Namen beständig auf etwas anders und können vor sich alleine niemals gebrauchet werden. Denn wenn man von einem tugendhaften redet, muß allezeit eine gewisse Person entweder dabey genennet, oder darunter verstanden werden, durch deren Seele die Tugend bestehet. Gleichwie wir aber finden, daß auch durch solche Dinge, die durch andere bestehen, wiederum andere bestehen können, z.E.  der  
  {Sp. 472}  
  Grad der Gelehrsamkeit durch die Gelehrsamkeit, und diese durch die Seele des Menschen: so können auch die durch andere bestehende Dinge ausser ihrem wesentlichen Namen noch einen zufälligen von demjenigen bekommen, was durch sie bestehet. Z.E. Die Gelehrsamkeit kan von ihrem Grade den zufälligen Namen groß oder hoch bekommen, daß man saget eine grosse oder hohe Gelehrsamkeit. Und dieses giebet nach diesem in Sprachen, wo man die Wörter leichte zusammen setzen kan, als wie in unserer Deutschen, Anlaß zu zusammengesetzten zufälligen Namen (adjectivis compositis) dergleichen ist der Name hochgelehrt, großmächtig u.d.g.  
  Beyde Namen, so wol die wesentlichen als zufälligen sind Veränderungen unterworffen. Denn weil der Name eigentlich eine gantze Art, oder ein gantzes Geschlechte anzudeuten pfleget, so muß er so wol ein Ding von dieser Art und Geschlechte, als viele und alle Dinge von dieser Art und Geschlechte bedeuten. Damit man nun unterscheiden kan, ob nur von einem Dinge oder von vielen die Rede ist; so muß der Name in dem andern Falle einige Veränderungen leiden. Also sagen wir Mensch oder Tugend, wenn wir von einem Menschen oder von einer Tugend reden: hingegen Menschen oder Tugenden, wenn wir von vielen Menschen oder von vielen Tugenden reden. Und dieser Unterscheid gründet sich auf die Zahl der Dinge, die zu einer Art oder Geschlechte gerechnet werden. Diese Veränderungen der Namen der Dinge geschehen auch in einigen Sprachen durch gewisse Bey-Wörter, die man Artickel zu nennen pfleget, wovon, ingleichen von den Vor-Wörtern, deren man sich zu Vermeidung der oftmaligen Wiederholungen der Namen der Dinge bedienet, am andern Orte nachzusehen ist.  
  Man sehe auch hiervon nach, was Wolf in den vernünftigen Gedancken von GOtt, der Welt und der Seele des Menschen §. 300 u.ff. davon anmercket.  
Ursprung der Namen Den Ursprung derer Namen der Dinge anbetreffend; ist es gewiß, daß selbiger bloß von der Willkühr der Menschen herzuleiten sey, als welche nach ihrem Gutachten diesem oder jenem Dinge einen Namen gegeben haben, welcher nachher durch den Gebrauch demselben eigen geworden ist. Denn ob zwar einige behaupten wollen, daß diejenigen Namen, welche der erste Mensch, nach der ihm von GOtt eingegossen natürlichen Wissenschafft und vollkommenen Erkänntniß des Wesens aller Dinge, denen Thieren und Vögeln gegeben, 1 B. Mose II, 20. nicht blos freywillig gewesen, sondern deren innerliche Beschaffenheit vollkommen ausgedrücket hätten: so ist denn auch diese Meynung von den Gelehrten vorlängst gründlich widerleget, und daher als irrig und ungegründet verworffen worden.  
  Die Namen der Menschen aber betreffend, ist deren erster Ursprung ohnstreitig von GOtt selbst herzuleiten, als welcher dem ersten Menschen seinen Namen Adam, d.i. Mensch, gegeben hat. 1. B. Mose V, 2.
  Dieser hat hernach so wohl seinem Weibe der Eva, 1. B. Mose III, 20. als auch nachher seinen Kindern ihre Namen gegeben.  
  Diesem sind nachher alle von ihm abstammende Völcker gefolget, und haben von der Zeit an ei-  
  {Sp. 473|S. 254}  
  nem jeden Menschen seinen gewissen Namen beygeleget, wie man denn nirgends in der H. Schrifft lieset, daß ein Mensch nicht seinen Namen gehabt habe; und Homerus Lib. X. Od. 11. saget: [ein Satz Griechisch]. Omnibus imponuntur, simulatque genuerint parentes: Allen Menschen werden Namen gegeben, so bald sie von denen Eltern gebohren sind, ausser, daß nach den Zeugnissen des Herodotus, die Trogloditen, und des Plinius die Athlanter, ingleichen wie Nicolaus in seinem Buche peri ethōn berichtet, die Apharanter keine Namen gehabt haben sollen.  
  Es wurden aber ehedessen die Namen denen Kindern so wohl von denen Vätern, als von den Müttern gegeben.  
  Daß die Väter denen von ihnen gezeugten Kindern Namen beygeleget, lesen wir hin und wieder in der heiligen Schrifft. So hieß  
 
  • Seth seinen erstgebohrnen Sohn Enos,
1. B. Mose IV, 26.
 
  • Lamech nennte seinen Sohn Noah,
Cap. V. 29.
 
  • Joseph nennete seinen erstgebohrnen Sohn Manasse, und den andern Ephraim,
Cap. XLI, 51. 52.
 
  • Moses nennete seinen erstgebohrnen Sohn Gerson, und den andern Elieser,
2. B. Mose II, 22.
 
  • David hieß seinen Sohn, den ihm Bathseba gebahr, Salomo,
2. B. Sam. XII, 24.
 
  • etc.
 
  Daß aber auch die Mütter ihren Kindern, die sie gebohren, Namen gegeben, ist aus unterschiedenen Schrifftstellen zu sehen.  
 
  • Eva giebet ihrem erstgebohrnen Sohn den Namen Cain, und dem dritten den Namen Seth,
1. B. Mose IV, 1. 25.
 
  • Lea hieß ihren erstgebohrnen Sohn Ruben, den andern Simeon, den dritten Levi, den vierten Juda,
Cap. XXIX, 32. u.ff.
 
  • Hanna, das Weib Elkana, nennete ihren Sohn Samuel,
1. B. Sam. I, 20.
  Doch meynen die meisten, der Vater habe eigentlich die Macht gehabt, dem Kinde einen Namen zu geben, die Mutter aber habe solches gethan aus Zulassung des Vaters, welches sie daher beweisen, weil des Vaters Rath allezeit den Vorzug behalten, wo zwischen beyden eine Uneinigkeit des Namens wegen entstanden, wie zu sehen aus 1 Buch Mose XXXV, 18. da Rahel, das Weib Jacobs, ihren Sohn Benoni, der Vater aber in Benjamin hieß, welchen letztern Namen er auch behalten. Welches auch erhellet aus dem, was sich bey der Geburt Johannis und dessen Benennung zugetragen,  Luc. I, 60. 63.
  Alle diese Namen aber, welche so wohl die Hebräer, als andere Völcker ihren Kindern gaben, waren nach dem Unterschied derselben gleichfalls verschieden. Denn so gaben die Hebräer ihren Kindern lauter solche Namen, welche entweder dieselben zur Erkänntniß und Verehrung des heiligen Gottes ermuntern, oder doch wenigstens bey ihnen die Erinnerung und das Angedencken einer Person, Sache oder Beschaffenheit unterhalten, und eine gute Hoffnung anzeigen konten.  
  Zeugnisse von der ersten Gattung geben bey den Ebräern, diejenigen Namen, welche sich mit einem El oder Je, Jebo, Jo, Ja, als zusammen gezogenen Namen Gottes anfangen, oder endigen, als da sind Elieser, Elischua, Eliel, Joel, Daniel, Samuel, Jechiel, Jonathan, Zacharija u.a.m.  
  Von der andern Art aber werden folgende Exempel zu hinlänglichen Beweisen dienen, da nehmlich Eva ihren erstgebohrnen  
  {Sp. 474}  
  Sohn Cain nannte, weil sie vermeynte, an ihm den Herrn zu haben, welcher als der Erlöser des menschlichen Geschlechts, nach geschehenen Sünden-Fall, war verheißen worden, 1 Buch Mose IV, 1.
  (Siehe hiervon den Artickel Mann der Herr, im XIX Bande p. 988.)  
  Hingegen den andern Habel, und den dritten Seth hieß, welche Namen, jener die Eitelkeit bedeutet, weil sie gesehen, daß alles eitel sey in der Welt; dieser aber soviel anzeiget, als ponere, weil ihr Gott einen andern Saamen gegeben an statt des Habels, welchen Cain erschlagen hatte, v. 25.
  Lamech nennete seinen Sohn Noah, mit beygefügter Ursache: der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf Erden, welche der Herr verflucht hat, Cap. V, 29.
  Dieweil er aber von [ein Wort Hebräisch] ruhen, seinen Namen bekommen, so zielen diese Worte Lamechs nicht so wohl auf den Ursprung des Wortes, als auf eine in der Sache und Lauff gleicher Worte gegründete allusion, also, daß dieser fromme Lamech gesehen habe auf den versprochenen Weibes-Saamen, von welchem die wahre Ruhe und Befreyung zu erwarten war. Bes. Buddei Hist. eccles. Tom. I. Sect. 1. p. 165.
  Joseph nennete seinen erstgebohrnen Sohn Mannase, von [ein Wort Hebräisch] oblivisci fecit, er hat gemacht, daß man etwas vergisset; denn er sprach: Gott hat mich lassen vergessen alles meines Unglücks, und alle meines Vaters Hauses, 1 B. Mose XLI, 51.
  den andern hieß er Ephraim, von [ein Wort Hebräisch], er ist fruchtbar, er wächset; denn Gott, sprach er, hat mich lassen wachsen in dem Lande meines Elendes, v. 52.
  Moses nennete seinen erstgebohrnen Sohn Gerson, von [ein Wort Hebräisch] expulit, er hat vertrieben, ausgestossen, ausgesagt, denn er sprach: ich bin ein Fremdling worden in fremden Landen; und seinen andern Sohn hieß er Elieser, Gott ist die Hülffe, 2 B. Mose II, 22.
  nicht, als ob er gemeynet hätte, dieser sein Sohn sey Gott und Helfer; sondern dieser Name solte ein Denckmahl seines Glaubens seyn, er wolte sich bey diesem Namen allemahl der Hülffe Gottes getrösten und erinnern.  
  Wie es denn bey denen Gläubigen Altes Testaments gar was gewöhnliches war, daß sie bey der Geburt eines Kindes ihr Glaubens-Bekänntniß ablegten, und selbiges mehrentheils mit dem Namen des Kindes abfasseten. Es setzet auch Moses die Ursache dieser Benennung seines Sohnes an dem angeführten Orte gleich hinzu.  
  Bisweilen haben auch die Eltern ihren Kindern Namen nach dem Befehl Gottes geben müssen.  
  So muste Hagar ihren Sohn Ismael heissen, darum, daß der Herr ihr Elend erhöret hatte, 1 B. Mose XVI, 11.
  Abraham muste seinen mit der Sara im Alter erzeugten Sohn Isaac nennen, darum, daß der Herr ihr ein Lachen zugerichtet, Cap. XVII, 19. Cap. XXI, 6.
  Der Prophet Hosea muste seinen drey Kindern die Namen Jesreel, Lo Ryhamo und Lo Ammi geben, Hos. I,
  allwo auch die Ursache solcher Benennung angezeiget ist.  
  Zacharias muste seinen Sohn Johannes, Luc. I, 13.
  und Maria samt Joseph ihren gebohrnen Sohn Jesus heissen, darum, daß er sein Volck selig machen solte von ihren Sünden,
  • Matth. I, 21. Luc. I, 31.
  • Bes. hierbey Cyprianus de Sion et Sina, p. 213.
  Diesen gleich von  
  {Sp. 475|S. 255}  
  den ersten Vätern eingeführten Gebräuchen der Hebräer sind auch andere Völcker in Benennung ihrer Kinder gefolget.  
  Unter den Chaldäern, Assyrern, Medern, Persern, Tyriern und Carthaginensern, kommen nehmlich die Namen, Nabonassar, Naboneser, Nebucadnezar, Belsazar, Evil-Merodach, Codomannus, Cores, Cyrus, Mithridates, Sisimithres, Bajazeth, Darius, Annibal, Asdrubal etc. häufig vor, welche alle aus den Namen ihrer Götter, Nebo, oder Nebuc, Nergal, Merodac, Bel, Choda, Mithras, Baizo, u.a.m. ihren Ursprung herleiten.  
  Bey den Griechen waren fast alle Namen von ihren Göttern entlehnet, dergleichen Theon, Theognis, Theodosius, Timotheus, Dion, Diogenes, Apollodorus, Heliodorus, Palladius, Hermolaus, Artemidorus, Demetrius, Heraclitus, und dergleichen waren; diejenigen aber, so von keinen Göttern hergenommen waren, hatten doch wenigstens ihre Bedeutung und wurden nicht ohne selbige beygeleget, wohin man die Namen Agamemnon, Orestes, Tantalus, Anaximander, Anaxagoras, Archelaus, Basilius, Aretas, Sophocles, Socrates, Cleon, Timäus, Nicetas, Nicephorus, Demosthenes, Craterus u.a.m. zählen kan. Besiehe
  • Plato in Cratyl.
  • den Scholiastes über den Thucydides Lib. VII.
  • Gellius Lib. IX. c. 2.
  Bey den Römern aber, waren ausser den Griechischen Götter-Namen, die mehresten von guter Vorbedeutung, welche, wie Festus schreibet, zuerst bey den Censu genennet worden, wohin die Namen Valerius, Salvius, Statorius, Lucius, Festus, Felix, Paulus u.a. gehören.  
  Unsere alte Deutschen, um deren Namen wir uns mehr, denn um anderer Völcker Namen zu bekümmern Ursache haben, nannten sich theils mit den Namen der Thiere, theils aber belegten sie ihre Kinder mit Namen von guter Anzeige, wozu nach der Zeit, zur Nachfolge anderer Völcker, gleichfalls, die von dem Göttlichen Namen hergenommene Benennungen gekommen.  
  Von der ersten Art waren die Namen der Sächsischen Heer-Führer Hengst und Horst, wiewohl es fast nicht glaublich ist, daß sie würcklich also solten geheissen haben, sintemahl alle beyde Namen nach Leibnitzens Urtheil einerley, und nichts als einen Hengst bedeuten, welches der Gewohnheit der alten Deutschen nicht gemäß zu seyn scheinet, einen Menschen so schlecht weg mit eines Thieres Namen zu belegen, da sie zwar von ihnen wohl Namen gemacht, als Leonhard, Bernhard, Eberhard etc. aber doch keinen schlechtweg Leue, Bär, Eber etc. zu heissen pflegen; daher Eccard in hist. Geneal. Princ. Sax. Sup. muthmasset, Hengisti Name habe nicht also geheissen, sondern sey aus Angisus durch eine unrechte Aussprache verdorben worden, und anstatt Horst, müsse mit einer Sächsischen Chronicke Horstmann gelesen werden.  
  Von der andern Gattung aber waren die gröstentheils noch bey der Deutschen Nation gebräuchliche Namen  
 
  • Friedrich,
  • Ernst,
  • Siegfried,
  • Arnold, soviel als Ehrhold,
  • Adolf,
  • Balduin, d.i. Baldwinner, ein schneller Uberwinder,
  • Ehrich, so viel als Ehrenreich,
  • Huldrich oder Ulrich, d.i. huldreich,
  • Gebhard, ein schneller
 
  {Sp. 476}  
 
  Geber,
  • Leonhard, der mit Löwen-Stärcke begabet ist,
  • Carl, Kerl,
  • Volrath, d.i. voll Rath,
  • Günther, günstiger Herr,
  • Giseler, Geselle,
  • Gisela, Gesellin,
  • Gertrut, die gar traute,
  • Herrmann, d.i. ein Krieger,
  • Ludolf, Leuthülf,
  • Leopold, Liebhold,
  • Ludwig, ein Leutekrieger,
  • Heidewig, ein Krieger in der Heyde,
  • Hartwig, ein tapferer Krieger,
  • Wolfgang, vor Huolfgang, einer so zu helfen gehet,
  • Wilhelm, begierig nach dem Helm etc.
wovon Luther und Schottels Deutsche Sprach-Kunst nachzusehen sind. Besiehe auch Stuß Programma de omine in nomine etc.
  Von der dritten Art sind endlich, die noch heutiges Tages sehr gewöhnliche Namen  
 
  • Gottlieb,
  • Gottlob,
  • Gotthelf,
  • Gottfried,
  • Gotthard,
  • Gottes-Gabe,
  • Gottes Gnade,
  • u.a.m.
 
     

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Stand: 30. März 2013 © Hans-Walter Pries