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Zedler: Nahme [2] HIS-Data
5028-23-469-8-02
Titel: Nahme [2]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 23 Sp. 476
Jahr: 1740
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 23 S. 255
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Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
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Stichworte Text   Quellenangaben
Vermehrung der Namen Alle diese Namen wurden anfänglich von den Menschen, bey allen Völckern, allein und ohne einigen Zusatz geführet. Nach der Zeit aber, da viele Personen offtmahls einen Namen zu haben begonten, muste man selbige zum Unterschied, auf verschiedene Art zu vermehren suchen. Daher kam es, daß erstlich die Juden zu ihrem eigenen Namen, den Namen ihres Vaters, und dazwischen das Wort Ben oder Sohn satzeten, welches auch noch heutiges Tages bey den Jüden so wohl, als in einigen andern Ländern üblich ist, da man den Namen des Vaters das Wort Sohn als eine Endung anhänget und also daraus, wie z.E. in Holland und Schweden Janson und Peterson machet.  
  Diesen wurden nachmahls auch zuweilen noch andere Benennungen insonderheit zu den Zeiten des Neuen Testaments Griechische oder Lateinische Namen beygefügt, wie solches  
 
  • der den Ämonäischen Fürsten beygelegte Name der Maccabäer,
  • ingleichen der Name des Simon, Petrus zugenannt,
  • ferner des Johannes, der auch Marcus hieß, Ap. Gesch. XII, 12.
  • und des Apostels Paulus, der auch den Namen Saulus hatte,
 
  zur Genüge bezeugen. Besiehe Noldius Histor. Idumaea p. 207. u.f.
  Ausser dem geschahe es offt bey den Juden, das auch eine Person zweene Namen hatte, wie deren verschiedene aus denen gegen einander gehaltenen Namen, in denen Geschlecht-Registern, welche denen Büchern der Chronicke einverleibet sind, und welche in denen übrigen Büchern des Alten Testaments sich finden, in grosser Menge angeführet werden könnten. Nur eines eintzigen zu gedencken, erhellet, aus der Gegeneinanderhaltung 1 B. der Chron. III, 19. mit Matth. I, 13. und Luc. III, 27. daß die Söhne Zorobabels gedoppelte Namen müssen gehabt haben, indem sie dort Mesullan und Hananja, hier aber Absud und Rhesa genennet werden. Besiehe Olearius Jesus der wahre Meßias II Th. 2. Cap. p. 220. u.ff.
  Endlich veränderten auch die Juden gewisser Zufälle wegen ihre Namen, wovon unter dem von den Namens-Veränderungen handelnden besondern Artickel wird zu reden Gelegenheit seyn.  
  Gleiche Bewandniß hat es auch mit den Arabern, als welche nicht allein ihren eigenen und ihres Vaters, ja offtmahls des Groß- und Älter-Vaters Namen, sondern auch noch die Namen ihrer einigen, oder sonst vor andern geliebten oder erstgebohrnen, ingleichen berühmt  
  {Sp. 477|S. 256}  
  und groß gewordenen Söhne und Enckel, auch ihres Vaterlandes oder Stammes sich beygeleget, ja wohl gar viele, in unsern Ohren wunderlich und fremde lautende, mit den Orientalischen Gewohnheiten aber doch sich reimende Beynamen bekommen haben. Besiehe hierbey
  • Hottinger Biblioth. Orient. c. 2. p. 293.
  • Brucker Fragen aus der Philosophischen Historie V Theil II Buch 1 Cap. 1 Abschnitt §. 11. p. 161. u.f.
  Die Griechen setzten gleichfalls zuerst den Nahmen ihres Vaters zu dem ihrigen und nannten sich z.E. Platon ho Aristonos d.i. Plato, des Ariston Sohn, Thucydides, des Olori Sohn. So pflegten sie auch zum Theil von ihrem Vaterlande einen Beynamen zu bekommen, wie solches aus den Exempeln des Diodorus Siculus, Dionysius Halicarnassäus, Hesiodus Askräus, Theocritus Syracusius, Simmias Rhodus und unzähligen andern vorhandenen Exempeln unumstößig erhellet.  
  Endlich aber wurden auch einige berühmte Geschlechter mit besondern Kennzeichen und Beynamen bemercket, welche gemeiniglich von demjenigen und dessen Namen genommen worden, der solches zuerst in besondern Ruhm gebracht. Also waren bey den Griechen erstlich die Geschlechter der Heraklider und Pelopiden vor andern berühmt, weil jenes von dem Hercules, dessen berühmten Urheber, dieses aber vom Pelops seinen ersten Anfang bekommen. In den folgenden Zeiten kamen die Familien der Arsacider, Seleucier, Lagider, u.a.m. von ihren Stamm-Vätern also benamet, im grossen Beruff.  
  Die Römer hatten im Anfange gemeiniglich zweene Namen, als Numa Pompilius, Ancus Martius. Allein nach der Zeit nahmen sie deren 3, ferner 4, und einige endlich gar 5 an.  
  Der erste Name war der Vor-Name, Praenomen, und wurde einem Knaben an seinem Die Lustico gegeben, und stets verändert, pflegte auch ins gemein abgekürtzt geschrieben zu werden. Z.E.  
 
A. für Aulus
Aur. für Aurelius,
Ap. für Appius,
C. für Cajus,
Cn. für Cnejus,
D. für Decimus,
Fl. für Flavius,
L. für Lucius,
M. für Marcus,
M'. für Manius.
Nam. für Namercus,
N. für Numerius,
P. für Publius,
Q. für Quinctus,
Sp. für Spurius,
Ser. für Servius,
Sex. für Sextus,
T. für Titus,
Ti. für Tiberius, etc.
 
  Diese Vornamen unterschieden die Brüder, und wurde dem ältesten Sohne allemal eben der Vorname gegeben, welchen der Vater führete.  
  Hernach kam der andere oder Geschlechts-Name, welcher eigentlich Nomen, ingleichen Nomen familiae und Gentilitium hieß, deren so viel waren als Familien zu Rom, als Sulpitius, Tullius, Cornelius, Fabius, Porcius, Asinius etc.  
  So dann folgete der dritte oder der Zuname, Cognomen, welchen sie mehrentheils von einer gewissen Begebenheit erst bey männlichen Jahren erhielten, denselben aber auch auf ihre Nachkommen vererbeten, und dadurch die verschiedene Linien eines Geschlechts unterschieden. Einige bekamen sie von der Beschaffenheit ihres Leibes, als Naso, Flaccus, Maro, Strabo, La-  
  {Sp. 478}  
  beo, Craßipes, andere von einem Thiere, als Porcius, Taurus, nicht weniger einige von denen Fischen, so sie gefangen, als z.E. Lucinius, Muräna u.a. wieder andere von einem Gewächse, als Cicero, Fabius, und endlich andere von ihren Verrichtungen oder Gemüths-Gaben. Z.E. Celer, Cursor, Corvinus, Capitolinus, Scipio etc.  
  In folgenden Zeiten kam der vierdte Name dazu, welcher der Beyname, Agnomen, hieß, und denen einige grosse Generals von denen überwundenen Provintzen, entweder durch die Gunst und Gewogenheit der Soldaten, oder aber aus einer besondern Gewogenheit, Gefälligkeit und Zuneigung des Volcks, oder vielmehr nur bloß von denen schmeichlerischen Lobes-Erhebungen der Verwandten und Bekannten erhielten und annahmen, wie Livius Lib. XX. bezeuget.  
  Der erste, der einen solchen vortreflichen, und von dem durch seine Tapferkeit besiegten Volcke entlehnten Zunamen bekommen, ist P. Scipio gewesen, als welcher nach Überwindung des Königs Masinissa den Namen Africanus annahm. Diesem suchten es darauf viele andere, ohngeachtet sie denselben weder an Siegen, noch andern dergleichen Helden-Thaten beygekommen, nachzuthun und also ihre Häuser und Familien durch gleichmäßige Ehren-Titel und andere prächtige Zunamen groß und ansehnlich zu machen. Sie liessen sich derohalben nach seinem Beyspiele, die Namen der unter ihrer Anführung eroberten Länder und Provintzen als einen besondern Beynamen beylegen. Sallust. Bell. Jugurth.
  So ward z.E. des P. Scipio Bruder Lucius Scipio, Asiaticus, Aemilianus, Numantinus, P. Servilius, Isauricus, Cajus Metellus, Macedonius, und der eine von dessen Söhnen, Creticus, der andere aber Balearis, M. Tullius Cicero, Cilix, Drusus, Germanicus, Varus Quintilius, Getulius, und Servius, Adiabenus, ingleichen Parthicus und Arabicus genennet.  
  Noch andere hatten auch den fünften Namen, welcher daher entstund, wenn jemand von einem andern an Kindes Statt aufgenommen wurde, und seinen Geschlechts-Namen (den er sonst mit des Aufnehmenden Namen verwechseln muste) als ein Agnomen behielt, und an selbigen die Endung anus anhing, dergleichen Exempel man abermals an dem Publius Cornelius Scipio Africanus Aemilianus hat, als welcher aus dem Geschlechte der Aemilier gebürtig, aber von einem aus dem Cornelischen Geschlecht an Kindes Statt angenommen wurde.  
  Sonsten ist bey den Namen der Römer noch folgendes zu mercken: Daß selbige recht völlig durch Hinzusetzung der Namen des Vaters und Groß-Vaters, wie auch des Tribus, woraus einer gebürtig war, geschrieben worden. Z.E. der Name des bekannten Römischen Burgermeisters des Cicero wurde vollständig also geschrieben: M. Tullius M.F.M.N. Corn. Cicero Cilix, welches so viel hieß als: Marcus Tullius, Marci Filius Marci, Nepos, Tribu Cornelio, Cicero Cilix.  
  Ein Knecht aber, wenn er frey gelassen wurde, bekam er seines gewesenen Herrn Vor- und Geschlechts-Namen, und behielt seinen vorigen Namen zum Zunamen, z.E. in Marcus Tullius Tiro, ist Marcus und Tul-  
  {Sp. 479|S. 257}  
  lius der Vor- und Geschlechts-Name des Cicero, Tiro aber des Freygelassenen alter Name, wie denn die Knechte gemeiniglich nur einen Namen gehabt haben, wie insonderheit Politianus Miscellan. c. 31. angemercket hat.
  • Nieuport explicat. Rit. Roman.
  • Lipsius.
  Es ist aber hierbey zu mercken, daß dieses nur hauptsächlich zu denen Zeiten der freyen Republick also gehalten worden. Nach deren Untergang aber war erst so wohl zu Rom selbst, als auch in denen Provintzien gebräuchlich, daß insonderheit die Edelleute oder auch andere angesehene Standes-Personen (Nobiliores) die Namen mit Namen häufften, unter solchen aber den einem jeden gantz besonders eigenen Namen (Nomen proprium) zuletzt setzten.  
  Und dieses nahm in denen folgenden Zeiten dergestalt überhand, daß es endlich zu einer rechten und beständigen Gewohnheit ward, den so genannten eigenthümlichen Namen einer Person denen übrigen nachzusetzen, so das man hierinnen alsdenn von der alten Römer Art und Gebrauch gantz und gar abgieng, massen bey diesen, und sonderlich zu den Zeiten der freyen Republick, wie oben bereits mit mehrerm gezeiget worden, der eigene Name jederzeit zu erst gesetzet worden, und derselbe also eigentlich eines jeden seinen Vornamen abgegeben. Wodurch denn auch die Brüder, da sie die übrigen, und sonderlich die Geschlechts-Namen mit einander gemein hatten, von einander unterschieden wurden. Wie z.E. an denen Brüdern, dem Publius Cornelius Scipio und dem Lucius Cornelius Scipio, in gleichen an dem Marcus Tullius Cicero und dem Quintus Tullius Cicero, gleichfalls Gebrüdern, u.s.w. zu ersehen ist.  
  Nachmahls aber fieng man an, die Personen nicht mehr, wie bißher, durch den ersten, sondern vielmehr durch den letzten Namen zu unterscheiden. Als z.E. Salvius Otho, und Salvius Titianus, desgleichen Flavius Vespasianus und Flavius Salvianus, Gebrüder, u.s.w. Siehe Jacob Sirmond in Not. ad C. Sol. Apollinar. Sidonium in Praef. woselbst er von denen eigentlichen Namen der mittlern Zeiten handelt und zugleich deren Ursprung und Unterschied von der alten Römer Gewohnheit, sonderlich aber fol. 8. zeiget, daß man in denen folgenden Zeiten bey Erfindung und Beylegung derer Namen im Gebrauch gehabt, so wohl die eigenen, als die Vor- und Zunamen, welche aber gleichwohl fast durchgängig bey einem immer anders, als bey den andern, gewesen, insgemein von denen Eltern und Groß-Eltern, oder auch andern Anverwandten, als z.E. von dem Vater, des Vaters Bruder, dem Groß-Vater, des Groß-Vaters Bruder, u.s.w. zu entlehnen.  
  Z.E. der Bischoff Fulgentius hatte folgende Namen: Fabius Claudius Gordianus Fulgentius, wovon der Name Claudius seines Vaters, Gordianus aber seines Groß-Vaters eigener Name gewest war. Und des berühmten Redners Symmachus Sohn hieß Quintus Flavianus Memmius Symmachus, wovon diesem gleichfalls der Name Flavianus von seines Vaters Bruder, und der Name Memmius von seinem väterlichen Groß-Vater, dem Memmius Orficius, zugeflossen war.  
  Und eben so  
  {Sp. 480}  
  verhielt es sich auch mit andern; so gar daß auch bey der Namens-Benennung derer folgenden Zeiten keine andere Regeln und Richtschnur üblich war, und also auch damahls gar nicht mehr so gewisse und unveränderliche Geschlechts-Namen, welche nicht allein denen Brüdern, sondern auch allen und jeden Anverwandten und Nachkommen aus dieser oder jener Familie gemein gewesen, üblich waren; so wie etwan ehemahls alle diejenigen, welche von dem Geschlechte derer Cornelier und Julier, oder derer Scipio und Cicero abstammten, vor ihre Person gleichfalls den Namen Cornelius, Julius, Scipio, Cicero, u.s.w. geführet.  
  Sondern dieses alles fiel bald nach dem Untergange der Republick zugleich von Zeit zu Zeit dergestalt dahin, daß, obgleich erst noch von einer oder der andern Familie der ihr sonst schon eigen gewesene Geschlechts-Name beybehalten ward, wie z.E. an denen Salviern und Flaviern zu ersehen ist, nachgehends dennoch keine eintzige Familie mehr übrig gewesen, welche sich durch einen gewissen und von Zeit zu Zeit fortgeführten Namen von der andern unterschieden, ja endlich so gar bißweilen die Söhne von den Vätern und die Brüder einer von dem andern, entweder in allen und jeden, oder doch in ihren meisten Namen und Zunamen, abgegangen sind. Sirmond l.c. fol. 9. u.f. Siehe auch Pasquier in Recherches.
  Fast auf gleichem Schlag, wie die alten Römer, nehmen auch die Japoneser zu ihrem Vor- und Geschlechts-Namen, bey erwachsenen Jahren noch einen dritten von ihrem Zustand, Glück oder Hoffnung an.  
  Die Sineser bekommen ihren  
 
  • ersten oder eigenen Namen, von den Eltern;
  • den Schul-Namen, von ihren Lehrmeistern;
  • den Zunamen, wenn sie heyrathen;
  • den grossen Namen, wenn sie ein Amt oder Gewerbe antreten;
  • und wenn sie sich zu einer besondern Secte bekennen, nehmen sie noch den Andachts-Namen dazu an.
 
  Unsere Vorfahren die alten Deutschen anbelangend, waren selbige anfänglich mit einem Namen zufrieden, wie davon die Exempel bey den Cäsar, Livius, Tacitus, Strabo, u.a. genugsam zeugen. Dieses währete bis ohngefehr zu Ende des VII, und Anfang des VIII Jahrhunderts, da man bey den Francken zuerst anfieng die Geschlechter durch gewisse Benennungen zu unterscheiden, und die Wapen-Kunst zu dem Ende in Schwang zu bringen. Pipinus, der um diese Zeit lebende Major Domus am Fränckischen Hofe, ist, wie Sigebertus zeuget, de Harestallo genennet worden. Seinem Sohn, Carl von der Albeida, wie ihn Calvisius, und mit etwas veränderten Buchstaben Sigebert nennen, gab man den Zunamen Martell, d.i. ein Hammer, der alles zerschmettet, wie es Spangenberg in der Sächsischen Chronic c. 70. erkläret.  
  Andere bekamen ihre Zunamen von den Ländern, aus welchen sie gekommen, ingleichen von den Schlössern und Städten, wo sie gewohnet haben, wiewohl es zweifelhaft ist, ob solche Schlösser und Städte ihnen, oder sie denselben ihren schon vorhin geführten Namen gegeben haben, deren Anzahl so groß ist, daß sie unmöglich zu erzehlen stehet, hier aber nur die adelichen Geschlechter derer Böheime in Nürnberg  
  {Sp. 481|S. 258}  
  und derer Pommersheime in Hessen, in gleichen derer Hardenberge, Steinberge, Reinsteine, Bortfeldte, Venediger etc. zu Exempeln anzuführen genug seyn wird.  
  Die eigentlichen so genannten Vornamen des ersten Stamm-Herrn sind hiernächst gleichfalls zu Zunamen geworden; wie davon die edlen Gruben, die von Ußlar, ingleichen die von Alvensleben und von Bardeleben und andere deutliche Beweise an den Tag legen, allermassen diese Geschlechts-Namen von den ehemaligen Vornamen Grubo, Oßlar, oder Oselarius, Alf, und Bardo abstammen, wovon an einem andern Orte.  
  Nicht minder haben auch die Bedingungen und Ämter bey Kaysern, Fürsten, Bischöffen und Klöstern oftmals Gelegenheit zu Zu- und Geschlechts-Namen gegeben. So haben die Vögte zu Plauen von dem gehabten Jure Vogtiae, die Förster zu Nürnberg von dem von ihnen von denen Kaysern selbst verliehenen Forstmeister-Amt über die dortige Waldungen, die Vitzthume, ab officio Vicedomini, die edlen Fischere, deren in den Turnieren gedacht wird, von dem besessenem Fischer-Amt, ingleichen die Jäger, Jagenreuter, Kämmerer, Marschalle, Meyer, Schencken, Truchsesse u.a. von ihren geführten Ämtern ihre Namen erhalten.  
  Desgleichen ist der Ursprung verschiedener Geschlechts- und Zunamen, von den Namen der Flüsse, Bäche und Seen herzuleiten. Beweise hiervon sind in den Geschlechts-Namen  
 
  • der Herren von der Weser,
  • der Grafen von der Wippen,
  • der Grafen von Orlamünde,
  • der Rhein-Graven,
  • ingleichen der Grafen von Sultzbach,
  • der Edlen von Wolfsbach, Vogelsbach, Restelbach,
  • wie auch der Grafen von Rohrbach,
  • der Freyherren von Reichenbach,
  • der Edlen von Allerspach, Breidenbach, Brambach, Wiedebach, Dießbach,
  • und endlich derer von Seebach, Waldsee und Bodensee etc.
 
  zu finden.  
  So kan man auch sagen, daß einige Zunamen von den Wapen-Zeichen, welche zuweilen nicht aber allezeit zu Geschlechts-Namen geworden, entstanden seyn, wiewol auch nicht zu läugnen, daß oftermals nicht allein Menschen, sondern auch Städte und gantze Länder sich ihre Wapen nach den vorhin gehabten Namen erwählet haben.  
  Der Grafen von Henneberg, Kronberg, und anderer zu geschweigen: So reimen sich die Namen  
 
  • der Grafen von
    • Geyersberg,
    • Löwenstein,
    • Füchsen von Füchsberg,
    • Rosenberg,
    • Hochberg,
    • Salm,
  • ingleichen der Edlen von
    • Hirschhorn,
    • Rechenberg,
    • Güldenzänger,
    • Schlegel,
    • Hornberg,
    • Hafner,
    • Graben,
    • Schlüsselfelder,
    • Reichenbrod etc.
 
  gar wohl mit ihren Wapen.  
  Denckwürdige Thaten und Begebenheiten, so jemand verrichtet oder Theil daran gehabt hat, haben ebenfalls Anlaß zu unterschiedenen Geschlechts-Namen gegeben. Denn so sollen nach Lazius de Migrat. Gent. L. 8. p. 439. und 441. die uralten Grafen von Heiligenberg daher ihre Namen haben, weil man auf einem Berge daselbst die Gebeine der Märtyrer und Heiligen St. Felix, Eruperantius und Regula gefunden, ingleichen der Name der Grafen von Feldkirchen daher entstanden seyn, daß einer von ihren Vorfahren eine Kirche im Felde gestiftet.  
  {Sp. 482}  
  Eine andere Art der Deutschen Zunamen ist, wenn man vor Zeiten jemanden von der Beschaffenheit seines Leibes oder Glieder benennet, welches bey den Nachkommen, als ein Geschlechts-Name behangen geblieben, wie hierinnen die Geschlechter der Groten, Grossen, Langen, Kurtzen, Fingerlings, Kniestetten, Magere und Rumpf zu Beyspielen dienen können.  
  Endlich haben auch viele Geschlechter die Namen von einer Gemüths-Beschaffenheit erlanget, so man insonderheit an dem ersten und Anfänger solches Namens bemercket, dergleichen unter den Deutschen gar viele zu finden. Solchergestalt haben  
 
  • von dem Helden-Muth, die Helden, Heldrieth, Heldtrungen,
  • von der Kühnheit, die Kühnen von Belasy,
  • von der Klugheit, die von Klugheim,
  • von der Beständigkeit in Nöthen, die Nothhaften,
  • vom Neiden, die Neidhart,
  • und von der Boßheit des Gemüths die Quaden von Wikkenroth
 
  ihre Namen. Besiehe hiervon mit mehrerm Meyers Pleßischer Ursprung und Denckwürdigkeiten I Theil. 1. Cap. §. 2. u.ff. p. 4. u.ff.
     

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries