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Zedler: Weisheit [5] HIS-Data
5028-54-1114-8-05
Titel: Weisheit [5]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 54 Sp. 1142
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 54 S. 584
Vorheriger Artikel: Weisheit [4]
Folgender Artikel: Weisheit [6]
Hinweise:
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  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Bibel, Personen
  • : Absatz in der Vorlage vorhanden
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Übersicht
Theologische Abhandlung der Weisheit (Forts.)
  Stellen der Bibel [1-5]

Stichworte Text   Quellenangaben
  Daß in der Schrifft, als Psal. CXI, 10. Sprüchw. I, 7. und IX, 10. die Furcht GOttes, weil wir durch dieselbe das wahre Gute und Übel von dem Scheine desselben unterscheiden lernen, auch dadurch zu der richtigen Wahl und Verbindung unserer Absichten und Mittel fähig gemacht und angetrieben werden, der Weisheit Anfang und Grund, alle Gottlosigkeit aber, vermöge des Gegensatzes, Thorheit und Narrheit genennet wird,
  • Psalm XIV, 1.
  • Sprüchw. I, 22 u.ff. IX, 4 u.ff.
Stellen der Bibel ist bekannt; daher wir uns hierbey nicht aufhalten, sondern mit Betrachtung einiger anderer Schrifftstellen, die von der Weisheit handeln, den Beschluß dieser Abhandlung machen wollen:  
 
1) Psal. LI, 8. Du lässest mich wissen die heimliche Weisheit.
 
 
Hierdurch haben etliche die gründliche Erkänntniß der angebohrnen Erb-Sünde verstanden, als welche allen Dingen verborgen, die Gottes Wort nicht haben; welche Erkänntniß auch ein grosser Theil der Christlichen Weisheit ist. Allein, weil David solch Gifft, wie aus dem vorhergehenden zu ersehen, kräfftig geng gefühlet, solche bejammert und beweinet hat; so halten wir vielmehr mit andern dafür, daß durch die verborgene Weisheit die Lehre des H. Evangelii, von dem Meßias und seinem Verdienste, verstanden werde, welche Lehre von Paulo Ephes. III, 10. eine mannigfaltige Weisheit Gottes genennet wird, die von der Welt her verborgen und verschwiegen gewesen,
  • Röm. XVI, 26.
  • Coloss. I, 26.
 
Unserer Vernunfft, Fleisch und Blut, gantz unbekannt,
Matth. XVI, 17.
 
Die auch in dem Alten Testamente dem Volcke Gottes nicht so öffentlich verkündet worden, als wie uns solche der eingebohrne Sohn Gottes, der in des Vaters Schooß ist, verkündiget hat
Joh. I, 18.
 
Diese heimliche Weisheit hat doch GOtt je und je sehr heiligen und hocherleuchteten Gottes-Männern geoffenbaret, und sie solche wissen lassen. Z.E.
 
 
  • Dem Abraham, da er den Tag des HErrn gesehen, und sich gefreuet,
Joh. VIII, 56.
 
  • Dem Jacob, da er auf seinem Tod-Bette ausgeruffen hat: HErr, ich warte auf dein Heyl,
1 Mos. XLIX, 10.
 
  • Und also auch dem David, wie er hier selber sagt: Du lässest mich wissen die heimliche Weisheit. Als wolte er sagen: Ich müste wohl in meinen Sünden verzagen und verzweiffeln, weil ich aus mir selber für dieselbige dir keinen Abtrag thun kan;
 
  {Sp. 1143|S. 585}  
 
so ist es auch mit meiner Heiligkeit und Aufrichtigkeit also beschaffen, daß dieselbige gantz unvollkommen; Dir sey aber Lob, Ehr und Danck gesagt, daß du mich, mein GOtt, die heimliche, und nach der Zeit in gewisser Masse aller Welt verborgene Weisheit des Evangelii, daß der Meßias für alle diese meine Sünden büssen und bezahlen werde, wissen lässest; Was auch mir an Heiligkeit und Gerechtigkeit abgehet, daß ersetzet er mit seinem vollkommenen Gehorsam.
 
 
2) Sprüchw. VIII, 1. 2. 3; Rufet nicht die Weisheit, und die Klugheit läßt sich hören? Öffentlich am Wege, und an der Strassen stehet sie, am Thore bey der Stadt, da man zur Thür eingehet, schreyet sie; Und so weiter.
 
 
Dieses ist von unserm Heylande in seinem gantzen Leben, und, durch den Geist der Weissagung, schon vor seiner Menschwerdung vom Anfange der Welt geschehen, und geschiehet noch, und wird bis an das Ende der Welt geschehen: Denn es ist bekannt, daß Salomo in diesem Capitel der Sprüchwörter nicht die Weisheit, so ferne sie eine Tugend, oder eine Eigenschafft des göttlichen Wesens ist, sondern Christum, und seine ewige Gottheit, verstehet. In dem 11 Verse wird von dieser selbstständigen Weisheit gesaget, sie sey besser, denn Perlen, und alles, was man wünschen mag, könne ihr nicht gleichen.
 
 
Wenn sie denn Perlen vorgezogen wird, so stehet in dem Hebräischen [hebräischer Text] welches etliche für Edelgesteine halten, wie es auch die 70 Dollmetscher und die Chaldäische Bibel gegeben. Luther nennet es Perlen, nach dem Stamm-Worte in dem Hebräischen, da es so viel heisset, als, er hat an der vordersten Spitzen gesessen; Nun wachsen, oder sitzen die Perlen zuförderst in den Muscheln.
 
 
Klagl. IV, 7. stehet das Wort ebenfalls, aber da ist es: Corallen, gegeben, weil sie daselbst mit der rothen Farbe verglichen werden. Junius hält es deswegen für Rubine, oder Carbunckel-Steine, die von schöner rother Farbe sind, und helle leuchten. Viel aber erklären das Hebräische Wort von köstlichen Kleinodien insgemein, als die in grossen Ehren gehalten werden, weil das Stamm-Wort auch solche Bedeutung hat. Nun es mögen für Edelsteine gemeynet werden, welche wollen, so ist doch diese Weisheit denenselbe weit, weit vorzuziehen; Alles, was man wünschen mag, kan ihr nicht gleichen.
 
 
In den Historien findet man zwar viele schöne Kleinodien, die von sehr grossen Werthe geschätzet worden sind; Allein wer recht klug seyn will, lässet sich solche nicht blenden und verführen. Hier wird ein ander Kleinod vorgezeiget, welchem nichts, weder in dem Himmel, noch auf Erden, zu vergleichen ist und man darff doch lange nicht so viel Silber und Gold dafür geben, als um andere irrdische Kleinodien geschiehet, man soll es gantz umsonst bekommen, wenn man es nur haben will. Da ist die H. Schrifft gleichsam der Schacht und die reiche Fund-Grube, da man als die Berg-Leute , Joh. V, 39. nachgraben und suchen muß, bis man den köstlichen Schatz antrifft. Ja in der H. Schrifft liegt er als in einem Schatz-Kästlein; suchet man nur da im wahren Glauben, so wird man den Schatz finden, der uns
 
  {Sp. 1144}  
 
und alle Welt reich und selig machen kan.
 
 
Diese ewige und wesentliche Weisheit Gottes wird von dem H. Johannes nicht rhēma, ein Wort, oder eine Rede, sondern logos genennet, welches Wort eigentlich die Vernunfft, oder die Weisheit, anzeiget. Und wann der Geist GOttes durch David, Psalm XXXIII, 6. saget: Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht; So erkläret er uns durch Salomo, was für ein Wort hier verstanden werde, wann dieser Sprüchw. III, 19. 20. saget: Der Herr hat die Erden durch seine Weisheit gegründet, und durch seinen, Rath den Himmel bereitet: Durch seine Weisheit sind die Tieffen zertheilet. Welches der Geist der Weissagung durch den Propheten Jeremias, Cap. X, 12. wiederholet. Er hat die Erde durch seine Krafft gemacht, und den Welt-Kreis bereitet durch seine Weisheit, und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand.
 
 
Was Salomo in dem angezogenen VIII Capitel der Sprüchw. v. 14. 15. 16. schreibet: Mein ist beyde Rath und That, ich habe Verstand und Macht; Durch mich regieren die Könige, und die Ratsherrn setzen das Recht. Durch mich herrschen die Fürsten und alle Regenten auf Erden; Solches ist eben das, was von Christo in unterschiedenen Psalmen, ingleichen bey dem Propheten Jesaias, Cap. IX, 6. 7. gesaget wird, und was er selbsten von sich bekennet; Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden,
Matth. XXVIII, 18.
 
Insonderheit aber trifft mit dem Anfange des Evangelii Johannes genau überein, was diese Weisheit von dem 22 Verse unsers Capitels an und von sich redet: Der Herr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er was machte, war ich da. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit, von Anfang vor der Erden, da die Tieffen noch nicht waren, da war ich schon bereitet, da die Brunnen noch nicht mit Wasser quollen. Ehe denn die Berge eingesenckt waren, vor den Hügeln war ich bereitet. Er hatte die Erde noch nicht gemacht, und was daran ist, noch die Berge des Erdbodens. Da er die Himmel bereitete, war ich daselbst, da er die Tieffe mit seinem Ziel verfassete. Da er die Wolcken droben festete, da er festete, die Brunnen der Tieffen, da er dem Meer das Ziel setzte, und den Wassern, daß sie nicht übergehen seinen Befehl, da er den Grund der Erden legte, da war ich der Werckmeister bey ihm, und hatte meine Lust täglich, und spielte vor ihm allezeit, und spielte auf seinem Erdboden, und meine Lust ist bey den Menschen-Kindern.
 
 
Daß in keinem andern das Heil, und kein anderer Nahme den Menschen gegeben worden sey, darinnen sie seelig werden sollen, wird in dem letzten Worten dieser Stelle der Sprüchwörter angezeiget: Wer mich findet, der findet das Leben, und wird Wohlgefallen von dem Herrn bekommen. Wer aber an mir sündiget der verletzet seine Seele: Alle die mich hassen, lieben den Tod. Eben dergleichen wird von dieser wesentlichen Weisheit auch vorher gerühmet,
Cap. III, 13.
 
Wohl dem Menschen, der Weisheit findet.
V. 17. 18.
 
Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Friede. Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreiffen, und selig sind die sie halten.
 
 
  In dem fol-
 
  {Sp. 1145|S. 586}  
 
genden wird eine göttliche Sicherheit und der völlige Friede Gottes denen versichert, die diese göttliche Weisheit haben, und mit ihr vereiniget sind. V. 23. 26: Dann wirst Du sicher wandeln auf deinem Wege, daß dein Fuß sich nicht stossen wird. Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süsse schlaffen. Daß du dich nicht fürchten darffest für plötzlichem Schrecken, noch für dem Strom der Gottlosen, wenn er kommt. Denn der Herr ist dein Trotz. Dieses kan von keiner menschlichen Weisheit gesaget werden, und ist dasjenige, was von Christo geschrieben stehet: Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habet: Desgleichen Ephes. II, 14: Er ist unser Friede.
 
 
So gemäß dieses alles, so wohl der Schrifft, als der Ähnlichkeit unsers allerheiligsten Glaubens ist, so anstößig und schwärmerisch ist hingegen dasjenige, was bey diesem VIII Cap. der Sprüchwörter in der Berlenburgischen Bibel angemercket stehet. So gleich wird V. 1 gesaget, Salomo eigne der Weisheit Gottes nicht ohne Ursach das weibliche Geschlecht zu, um sie dadurch von der Heil. Dreyeinigkeit zu unterscheiden, als die reine ewige Menschheit, welche die Heil. Dreyeinigkeit durchdringe. Das wird V. 22 wiederholet, und gesaget, daß diese Weisheit mit der Heil. Dreyeinigkeit gleich ewig, und doch auch von ihr unterschieden sey. Ja, V. 23 wird behauptet, daß vor Grundlegung der Welt das Vor-Weltliche himmlische Krafft-Wesen der himmlischen Menschheit gewesen, das weder die pure Gottheit, noch eine pure Creatur sey, sondern ein mittlers Wesen, das etwas geringer sey, als die pure Gottheit, aber doch höher, denn alle Creatur: Welches Gott durch seine Allmacht ausgesprochen, und welches von dem ersten Moment des Aussprechers nie keine eigene aparte Subsistentz gehabt habe, sondern gleich in die Selbstständigkeit des Sohnes versetzet, und mit ihm vereiniget worden sey.
  • Sinceri Cantzel-Reden …
  • Unschuld. Nachr. von 1731 …
 
3) Sprüchwört. IX, 1. 3: Die Weisheit bauete ihr Hauß, und hieb sieben Säulen, schlachtete ihr Vieh, und trug ihren Wein auf, und bereitete ihren Tisch. Und sandte ihre Dirnen aus, zu laden oben auf die Palläste der Stadt.
 
 
Diese Weisheit ist ebenfalls der ewige Sohn Gottes, welcher die göttliche Krafft und göttliche Weisheit ist,
1 Corinth. I, 14.
 
Wie er sich auch selbst die Weisheit nennet,
Matth. XI, 18.
 
Ihr Hauß ist die wahre Kirche,
Cap. XVI, 18.
 
Welche ist Gottes Hauß, und also auch Christi Hauß;
  • 1 Tim. III, 15;
  • Ebr. III, 6.
 
Die sieben Säulen sind die fürnehmsten Wercke Christi, die in seinem Erlösungs-Amte herfürleuchten; Nemlich seine Empfängniß und Geburt, Beschneidung, Tauffe, Leiden und Sterben, Begräbniß, Auferstehung, Himmelfarth und Sitzen zu der Rechten Gottes: Welche auch durch die sieben Siegel angedeutet werden, mit welchen das Buch, das Johannes sahe, verschlossen war, welche allein das Lamm aufthun konnte,
Offenb. V, 9.
 
Durch ihr Vieh, das die Weisheit geschlachtet hat, wird angedeutet, daß Christus sich selbst in den Tod ge-
 
  {Sp. 1146}  
 
geben, auf daß unsere Seele Speise und Nahrung in ihm finden möchte;
  • Ephes. V, 5.
  • Joh. VI, 55.
 
Der Wein sind alle Wohlthaten Christi, die er uns in dem Worte des Evangelii und in den H. Sacramenten, als auf seinem Gnaden-Tische, fürträget, dadurch wir geistlich gespeiset, geträncket, erquicket, und zu dem ewigen Leben erhalten werden;
  • Hohel. Sal. V, 1.
  • Jes. XXV, 9.
  • Matth. XXII, 2. 4.
  • Lucä XIV, 16. 17.
  • Psalm XXIII, 5.
 
Ihre Dirnen sind die Apostel, und alle treue Lehrer die uns auf die Palläste der Stadt des himmlischen Jerusalems, der Stadt des lebendigen GOttes, Ebr. XII, 22, einladen; Auf daß wir nicht allein in diesem Leben der geistlichen Weisheit theilhafftig werden, sondern auch in dem zukünfftigen ewigen Leben, mit unaufhörlicher Freude, das himmlische Abendmahl geniessen mögen;
  • Jes. LXV, 13. 14.
  • Offenb. Joh. XIX, 7. 9.
 
4) Pred. IX, 16. Weisheit ist ja besser, denn Stärcke. Und 18. Weisheit ist besser, denn Harnisch, oder kriegerische Waffen.
 
 
Die Ursach giebt der weise König
Sprüchw. XX, 18. XXIV, 5.
 
So spricht auch Horatius, Cap. III, od. 4. Vis consilii expers, mole, ruit sua. Eine Macht, die ohne Rathschlag ist, gehet unter ihrer Last zu Grunde.
 
 
Agamemnon wünschet bey dem Homerus mehr Nestores, als Achilles: Weil dieser wegen seiner Stärcke, jener wegen seiner Weisheit, berühmt war. Die übrigen Griechen haben dem Urtheile des Königs gefolget, wann sie des Achilles Waffen dem Ulysses, als dem vortrefflichsten Griechen, zuerkannt haben, wie Pindarus, Sophocles, und Ovidius erzählen.
Del-Rii Adagialia Sacra
 
5) Weisheit IX, 6. Wenn gleich einer unter den Menschen-Kindern vollkommen wäre, so gilt er doch nichts, wo er ohne die Weisheit ist, so von dir kommt.
 
 
Der Verfasser will sagen: Gesetzt, daß einer unter den Menschen-Kindern, durch Studiren, Nachsinnen und Erfahrenheit, es dahin gebracht hätte, daß er von den subtilesten Sachen, die der Vernunfft unterworffen sind, auf das allerscharffsinnigste disputiren, und alle verborgene Dinge ergründen könnte, von den Cedern an zu Libanon, bis an den Isop, der aus der Wand wächst, zu reden wüste,
1 Kön. IV, 33.
 
mit den Atheniensischen Philosophen, sie mögten gleich der Epicureer- oder Stoicker-Secte zugethan seyn, auf das allersubtileste disputiren und sie eintreiben könnte,
Apost. Gesch. XVII, 18
 
sich einbildete, er wäre der Mann, mit welchem die Weisheit sterben würde,
Hiob XII, 2.
 
In Summa, es wär einer teleios, gantz vollkommen in aller solcher Wissenschafft, Kunst und Erfahrenheit, es mangelte ihm nichts in dem geringsten: So ist es zwar an dem, daß ein solcher Mann, wegen seiner Weisheit, hoch geachtet würde: Allein, wenn ein solcher Mensch ohne diejenige Weisheit ist, die von GOtt kommt, so gilt er nichts, womit angedeutet wird, die irrdische Weisheit werde von GOtt nichts geachtet, wann sie nicht mit der Weisheit vergesellschafftet sey, welche von oben herab gegeben wird; Ein solcher Mann werde eis ouden, für nicht gehalten, er komme in keine
 
  {Sp. 1147|S. 587}  
 
Consideration und Ansehen, es werde seiner nicht sonderlich geachtet, er gelte bey GOtt nichts. Nicht zwar, daß GOtt die Welt-Weisheit an und vor sich selber verwerffen solte sintemahl auch dieselbige von ihm herrühret, und des H. Geistes Gabe in seiner Masse ist;
  • Sirach I, 1.
  • Dan. I, 17.
 
Gleichwohl, wann sie ohne diejenige Weisheit ist, die stets um den Thron GOttes ist,
Weisheit IX, 4.
 
Ohne die Weisheit, die von oben her ist,
Jacob III, 17.
 
Ohne die himmlische Weisheit,
1 Corinth. II, 6.
 
So ist sie für GOttes Angesicht, und bey der Schaar der Heiligen, für nichts geachtet. Ein solcher von der Welt hoch geachteter Mann ist ein Thor und voller Blindheit, solte er es gleich den sieben Weisen in Griechenland an Weisheit zuvor thun. Denn laß es seyn, daß weyland Moses in aller Weisheit der Egyptier gelehret gewesen ist,
Apost. Gesch. VII, 22.
 
So würden sie doch gewislich vor GOttes Augen vor nichts geachtet worden seyn, wo sich nicht neben solcher auch die göttliche bey ihnen gefunden hätte. Die allein machte den Daniel lieb und werth vor GOtt,
Dan. IX, 23.
 
Ja, denen es an der himmlischen Weisheit mangelt, die werden nicht allein nichts vor GOtt geachtet, sondern auch ihre Handlungen, Geschäffte und Rathschläge, ja alle ihr Thun, laufft gemeiniglich auch eis ouden, auf die Nichtigkeit, hinaus, daß, wenn sie gleich die Sache auf das allerfleißigste erwogen, lange Zeit in Berathschlagung gehalten und endlich, wie Luther redet, die Sache bey allen vier Zipffeln, ihrer Meynung nach, gefasset haben, daß sie nunmehr zu der Ausübung schreiten wollen; So ist es ouden, es wird nichts daraus, es bestehet nicht, es gehet alles den Krebsgang,
Jes. VIII, 10.
 
Der Herr fähet die Weisen in ihrer Listigkeit,
Hiob. V, 13.
     

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Stand: 29. März 2013 © Hans-Walter Pries