Titel: |
Ziegler, (Caspar) beyder Rechte Doctor |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
62 Sp. 556 |
Jahr: |
1749 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 62 S. 295 |
Vorheriger Artikel: |
Ziegler, (Bernhard von) |
Folgender Artikel: |
Ziegler, (Caspar) ein Doctor der Rechten |
Siehe auch: |
Kaspar Ziegler |
Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
- Für die Auflösung der Quellenangaben siehe:
Personen
|
|
Text |
Quellenangaben |
|
Ziegler, (Caspar) beyder
Rechte
Doctor, des
Chursächsischen
Schöppen-Stuhls zu
Leipzig
Beysitzer,
Vornehmer des
Raths und Pro-Consul, wie
auch berühmter Practicus zu Leipzig, wurde |
|
|
{Sp. 556b} |
|
|
zu Cotbus in der Nieder-Lausitz den 9
May 1581
gebohren. Sein
Vater war Paul Ziegler,
Archi-Diaconus der Pfarr-Kirchen daselbst; die
Mutter aber Elisabeth,
Anton Schneiders,
Bürgers und Cramers zu besagten Cotbus, hinterlassene
Tochter. |
|
|
Von diesen seinen
Eltern ist er nicht allein bald Anfangs zum Christenthum,
sondern auch zur
Schulen und zum Studiren gehalten worden. Nachdem aber
dieselben nach der
Zeit bey diesem ihren
Sohne ein gutes Ingenium verspühret,
die
Schule auch des
Orts fast zu wenig seyn wollen; Als haben sie ihn 1598 nach
Breßlau verschickt, woselbst er denn eben in dem Gymnasio zu St.
Marien-Magdalenen den damahligen gelehrten Rector, M. Johann
Häckelshofen angetroffen; Da er sich denn unter der Anführung anderer
Collegen bis in das fünfte Jahr in
Sprachen, in der Logick,
Ethick und Physick
ziemlich feste gesetzet hat. |
|
|
Darauf haben ihn seine
Eltern im Jahr 1603 auf die
Universität
Wittenberg
verschicket; daselbst er denn anfänglich sich in der Gottes-Gelahrheit unter
D. Myliussen, D. Gesnern, D. Rungen,
und D. Hurtern geübet: So wohl auch in der
Philosophie, sich
des
Unterrichts des damahls berühmten M. Gregorius Horstens
bedienet. Und obschon seine Eltern in den
Gedancken gestanden, weil damahls auf
der Universität Wittenberg die Theologische Facultät in grossen Flor gestanden,
daß er durch solche Gelegenheit zu der Theologie sich wenden würde; so hat sich
doch seine natürliche Zuneigung zu der Rechts-Gelehrheit gelencket. |
|
|
Derowegen, als er 1604 von Wittenberg nach Leipzig sich begeben, und
anfänglich in der Logick und Ethick sich noch ferner geübet; auch damahls seinen
Blutsfreund, D. Joseph Ursinum, noch am
Leben angetroffen; hat
er auf dessen Rath und Gutachten die Rechts-Gelahrheit angefangen, darinnen er
die ersten
Gründe in denen Vorlesungen über die
Instituten alsobald das erste
Jahr begriffen, und hernach 1605 und 1606 in zweyen
Disputir-Collegien über die
Instituten des D. Wilhelm Schmuckens und M. Balthasar
Mävii sich geübet. Als auch 1607 D. Bartholomäus Musculus
ein Collegium über die
Pandecten angefangen, und vornehme
Studenten an sich
gebracht, hat unser
Herr Ziegler denselben sich auch
beygesellet und keine Gelegenheit, etwas nützliches zu lernen, vorbeygehen
lassen. Endlich als auch der damahls berühmte Theoreticus D. Wilhelm
Schmuck, 1608 ein Collegium Treutlerianum zu halten,
angemeldet, hat er auch solches mit gutem
Nutz besuchet. |
|
|
Hierauf hat er nachmahls selbst unterschiedene
Collegia über die
Instituten
und Pandecten gehalten, also daß unter seiner Anführung unterschiedene Studenten
es in der Rechts-Gelahrheit weit gebracht haben: Immassen etliche derselben
hernach auf andern
Universitäten die Doctor-Würde angenommen und zu öffentlichen
Ämtern sich haben brauchen lassen. Wie denn
Herr Ziegler sich
es vor eine besondere
Ehre gehalten, daß unter andern in seinen Vorlesungen der
vornehme und gelehrte
Mann, D. Bernhard Bertram, gewesener
Fürstl. Sächs.
Cantzler zu Altenburg, sich befunden, welcher in zweyen seiner
Vorlesungen 1609 und 1611 sich hat finden lassen. |
|
|
Wiewohl nun hierauf unser Herr Ziegler |
|
|
{Sp. 557|S. 296} |
|
|
im Jahr 1611, als er bey Herrn Paul und Christian Franckenstein,
Gebrüdern, als deren Präceptor und Informator sich aufgehalten, auf die
Universität nach Jena sich gewendet, und allda eine Zeitlang zu verharen, auch
Disputir-Stunden zu halten, entschlossen gewesen; So ist doch damahls die Pest
eingefallen, dadurch viel Studenten, und unter denen auch Er, auszuweichen, und
der Gefahr zu entgehen gezwungen worden. |
|
|
Weil er aber befunden, daß er doch endlich seine Rechts-Gelehrsamkeit auch
in die Übung bringen müste, und immittelst auch seine
Eltern an der Pest
verschieden; Als hat er sich zur Praxi gewendet, und darinn seinen Fleis sehen
lassen. Und wie er folglich guten Fortgang gefunden, hat er auf vorhergehende
Berathschlagung vor nützlich gehalten, bey der Universität Jena 1614 um die
Doctor-Würde anzuhalten. Da er denn auf sein Angeben alsobald in die Zahl der
Candidaten angenommen, und zu beyden Examen, wie auch zur öffentlichen
Disputation zugelassen worden. Und als eben um diese
Zeit den 10 Jenner 1615
eine
solenne Doctor-Promotion in allen dreyen Facultäten auf einmahl gehalten
wurde; Als hat er sich bey solcher Handlung auch finden lassen, und ist nebst
andern sechs Candidaten zu einem Doctor in der Rechtsgelahrheit ernennet worden. |
|
|
Damit er aber solcher
Ehre vor fähig
erkannt werden möchte, hat er bald
hernach die unten angeführten Conclusiones ad auream praxin Calvoli der
Gelehrten Welt zum Besten herausgegeben. Worauf er sich hernach wiederum zur
Praxi gewendet, und ist er darinnen vielen vornehmen
Grafen,
Herren, denen von
Adell, und andern ehrlichen Leuten mit seinem Rath und Beystand bedienet gewesen:
Immassen er auch 1616 von Sr.
Chur-Fürstl. Durchl. zu
Sachsen zu des Löblichen
Consistorii zu Leipzig ordentlichen Advocaten bestätiget worden. |
|
|
Weil er nun in seinem Beruf sich friedfertig erzeuget, auch mehr zu
gütlichen Vergleichungen, als zu kostbaren Processen und Zanckhändeln Belieben
getragen; ist er von iedermann
geliebet und geehret worden. Dahero ein
Hochweiser
Rath zu Leipzig ihn 1638 im August in das Raths-Collegium mit
gezogen, ihme auch die Assessur aufgetragen in welchen seinem
Amte er bey
damahligen schweren Kriegsläufften offtmahls
verdrüßliche und gefährliche
Verrichtungen auf sich nehmen müssen: Wie er denn zu dem im Jahr 1640 zu Dreßden
gehaltenen Land-Tage sowohl als zu dem 1641 beruffenen Ausschusse der
Landschafft, Raths wegen nebst andern abgeschicket worden, und allda das seine
gemeiner Stadt wegen rühmlich verrichtet. |
|
|
Als im Jahr 1646 in dem
Chur-Fürstl. Sächsischen Schöppenstuhle zu Leipzig;
durch Absterben D. Heinrich Volckmars ein Stelle erlediget
worden war, ist er sowohl von denen Schöppen, als auch von dem
Rathe zu
Ersetzung dieser erledigten Stelle einhellig vorgeschlagen, und von Sr.
Chur-Fürstl. Durchl. gnädigst confirmiret worden; Wie er denn auch am 8
September desselben Jahres vermittelst seiner Eydesleistung installiret worden;
Da er denn nach seinen Ihme
verliehenen Gaben seine
Arbeit höchsten Fleisses
verrichtet. |
|
|
Da |
|
|
{Sp. 558} |
|
|
im Jahr 1633 die Pest in Leipzig überhand nahm, hat er sich besagten Jahres
den 14 September aus seiner Behausung im Brüel, und bey dem noch continuirenden
Krieges-Geschrey, mit den Seinigen nach Erfurt begeben, ist auch allda ein
gantzes Jahr geblieben. Nach seiner Anheimkunfft aber ist er in seinem vormahls
verwalteten Beruff verharret, und, ungeachtet daß ihme an unterschiedenen
Fürstlichen Höfen
Bestallungen angeboten worden, hat er dennoch bey damahligen
gefährlichen
Zeiten sich in keine öffentliche Ämter weiter einlassen, sondern
vielmehr in einem Privat-Leben seine Jahre zubringen wollen. |
|
|
Er hat endlich den 18 Jenner 1657, nach zurück gelegtem 76 Jahre seines
Alters, seinen
Geist aufgegeben, und lieget er auf dem alten Gottes-Acker
begraben. Sein Epitaphium daselbst lautet also: [folgt lateinischer Text in
lateinischer Schrift] |
|
|
Seinen
Ehestand betreffend, so hat er sich anfänglich 1617 mit Annen
geb. Waltherin, Johann Kürstens hinterlassener
Witwe
verheyrathet, die ihm zwey
Söhne, als Friedrichen,
welcher, nachdem er die Rechtsgelahrheit so wohl zu Leipzig bey seinem
Herrn
Vater und
andern vornehmen Professoren, als auch zu Rostock und Coppenhagen begriffen, aus
Begierde fremde
Lande zu sehen bey damahligen Kriegsläufften sich anfänglich in
Holländische Dienste zur See, und hernach in Venetianische Kriegs-Dienste
begeben, und Casparn, einen vortrefflichen Rechtsgelerhten, von
dem der nachstehende
Artickel handelt, wie auch eine
Tochter, Annen,
gebohren; 1633 aber mit
Todte abgegangen: Worauf er sich zum andermahle 1636 mit
Sophien, gebohrner Rothhauptin, D. Matthias Grossens
hinterlassener Witwen, in ein
Ehe-Verbindniß eingelassen, mit welcher er zwar
einen
Sohn,
Nahmens Heinrich, erzeuget, der aber in der
neunzehnden Woche wieder mit
Tode abgegangen. |
|
|
Von seinen
Schrifften sind absonderlich bekannt: Communes conclusiones
ad auream praxin Nicolai Calvoli, JCti, directe, in quibus de diversorum Ro- |
|
|
{Sp. 559|S. 297} |
|
|
mano Imperio [...], Leipzig 1617 in 4. |
- Drauds Biblioth. Class. ...
- Stepners Inscriptiones Lipsienses ...
- Wittens Diarium Biogr.
...
- Vogels Leipziger Annales ...
- Programma Funebr. und Lebens-Lauf bey der auf ihn
gehaltenen Leichen-Predigt, so zu Leipzig 1657 in 4 aus der Presse gehoben
worden.
|
|
|
|