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Text |
Quellenangaben |
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Ligius, welches
Wort, wo es eigentlich
herstammet, die
Meynungen sehr
unterschieden
sind. |
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Alteserra de Orig. feud. 8. und
Brussel de Vsu
feud. … hohlet es aus dem Italiänischen Liga her,
welches so viel als ein Bündniß oder
Verbindung
bedeutet. |
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Rosenthal Synops. Iur. feud. … von liden oder
leiden; andere von lüttig, klein. |
Eyben Elect. feud. 3. |
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{Sp. 1165|S. 602} |
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§. 7. |
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Ja, Feltmann de Iure in re et ad rem …
erdichtet sich gar ein besonderes
Volck, von dem
diese
Benennung ihren
Ursprung habe. |
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Das ist eine
gantz besondere Meynung die
Paullus Franciscus Romanus de Feud.
Diss. … aus
dem Forcatulo de Feud. … nimmet, Ligium von Lilio,
der Lilie, welche in dem Frantzösischen Wapen ist,
herleitend, weil diese Feuda erst in Franckreich
entsprungen, und hernach auf die Langobarden
gekommen. |
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Viguerius de minor. Brit. … Bignonius ad
Formul. Marculfi I. c. ult. und andere hohlen das
Wort lige aus eben dem Quelle her, wo leudis,
leodis, das ist, getreu, wie die
Stadt Lüttich
Leodium,
Frantzösisch Liege genennet werde. |
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Cuiacii, Dionysii Godofredi und anderer
Muthmassung, welche, daß derer Hominum ligiorum
Nahmen aus derer
Homologorum, die Spelmann
Gloss. v. Homologus vor gleichgültig annimmet, von
denen Unwissenden sey gemachet worden,
glauben, verwerffet |
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- Iac. Gothofredus ad l. 6. …
- und
Schilter
Cod.
Iur. Feud. Alemann. …
- Ludw. Siegfried, Graf von
Vitzdum zu Eckstädt,
Disp.
de Feudis Ligiis …
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Eyben l.c. … giebet, nachdem er
allerhand Ableitungen beygebracht, auch das
Nieder-Sächsische Wort Leeg mit an, welches
inferior, humilis heissen
soll. Allein, so ist zwar
dieses Wort in der Nieder-Sächsischen Sprache
sehr
gewöhnlich, und heisset so viel als
übel,
böse,
schlecht etc.
Z.E. he suht leeg ut, wird von denen
gesaget, die nach ausgestandener Kranckheit oder
sonst blaß und übel aussehen: Et is een leeg Keerl
heisset: Es ist ein gottloser Kerl. Die Eybensche
Bedeutung aber ist eben nicht bekannt. Und wenn
auch solche ihre Richtigkeit hätte, könnte sie doch
bey ligius Dominus Seigneur nicht wohl statt
finden. |
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du Fresne Gloss.
will es von denen lidis, litis
oder ledes derer
Francken
herleiten. Allein, es ist
keine
Ursache vorhanden, warum man
durchgehends das g. theils zu dem d.
hinzugesetzet, theils gar das d. darinnn verwandelt
haben sollte. |
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Die mehresten wollen es von dem
Lateinischen
Worte ligare, binden,
verbinden, herführen. In der
Ursache solcher Benennung aber findet sich wieder
ein
Unterscheid. Einige
meynen, weil der
Vasall
durch die
Huldigung sich zum
Dienste des
Herrn
genauer verbände. |
- Gloos. in Clem.
Pastoralis de Sentent. et Re iudic.
- Guid. Papa …
- Vptonus de militari offic. 8.
- Guilielmus Apuliensis de
Gest. Norm. III.
- Guilielmus Amoricus Philippid. II.
- du
Fresne glossar. v. Ligius.
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Andere nehmen sie von der Art zu
inuestiren
her, da die Könige ihre Vasallen mit
zusammengebundenen Daumen ihre Treue
verbanden. |
- Pontanus de Bell.
Neapol. …
- Graf von Vitzdum Disp. de Feud.
…
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Allein, überhaupt findet man keine Ursache,
daß man die denen
Teutschen
alten Anordnungen
beygelegte Namen leichte aus denen Lateinischen
herleiten
müsse, weil nicht zu
vermuthen, daß ein
Volck einer bey ihm gewöhnlichen und bekannten
Sache einen Nahmen aus einer fremden
Sprache,
worinnen solche gar nicht anzutreffen, hervor
suchen werde. Und |
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{Sp. 1166} |
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überdem streitet hierwider |
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a) |
daß man auch litges,
ledgius und lidgius findet; |
b) |
daß in denen Sprachen, wo
Wörter, die von ligare herkommen, vorhanden,
solche eine gantz andere Schreib-Art und
Aussprache haben, als die von ligius, welches doch
nicht zu vermuthen, wenn sie einerley Ursprung
hätten. Z.E. |
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Im Frantzösischen ist in den von ligare
gemachten Wörtern das g entweder gantz
weggeworffen, oder man hat doch verhütet, daß es
nicht als ein gelindes sch ausgesprochen werden
möchte, als lier, liaison, lieu, lieur, lieure, ligature,
ligament, ligue, ligueur etc. Hingegen in denen von
Ligius ist das g allerwärts geblieben, und hat man
dessen Aussprache als sch durch die
Zwischensetzung eines u nicht verhindert, als lige,
ligence, ligement etc. |
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So auch im Italiänischen vom ligare kommet,
liga, ligame, legatura, leganra, ligatore etc. |
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Im Englischen von ligare, ligament, league,
leaguer. Von Ligius, Liege, Ligeance, ligeancy,
allegiance, u.s.w. |
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Selbst im Lateinischen, unerachtet von ligare,
das Wort Ligamentum vorhanden, haben sie doch
von Ligius Ligiamentum gemachet. |
Cistrensis … Quod ipse et
successores sui et homines Scotiae facerent
homagium, ligiamentum, et hominium Regibus
Angliae. |
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Schilter ad l. F. N. … und
Struv Iuris Prud.
Feud. … geben also das Wort
ledig oder lidig zum
Stamm-Worte an, und zwar deswegen, daß man in
denen alten von du Fresne Glossar. v. Ligius
angeführten Uhrkunden auch Litgius, Litges, Litge
und Litganeia finde, welche Benennung er aber
nicht, wie andere
thun, von derer Francken ihren
Litis, sondern von gedachtem lidig, ledig
hernimmet, und diese Ableitung, meynet
Gerckenrod Dissert. de Feud. Lig. et non Lig. käme
am besten mit der Beschreibung des Feudi Ligii
überein, weil ein solcher
Mensch eintzig und allein
seinem Herrn gegen alle andere
verbunden, und
sonst von aller Verbindung ledig sey. |
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Dieses suchet er insonderheit durch alte
Uhrkunden zu bestärcken, auf die sich |
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- Sande Comment. in Geldr. Consuetud. feudal.
…
- Rosenthal l.c.
- und Knichen de
Vestit. Pact. …
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beruffen, in welchen die Vasalli ligii durch
Ledige Mannen gegeben sind. |
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Allein suchen Schilter und Struv ll.cc. ihre
Meynung damit zu bestärcken, daß man auch offte
legius lese. Allein, da ligius auch überhaupt einen
Vasallen bedeutet, und angeführter massen auch
der Herr also genannt wird, so meynen andere, es
sey diese Ableitung zu weit gesuchet, und thue es
nichts zur Sache, daß in einigen neuern Lehn-Briefen dieses Wort also
erkläret worden, denn
solches könne aus
Irrthum geschehen seyn, und
stimmet überdem mit den Wörtern, so in andern
Sprachen von ligius gemacht sind, nicht
überein. |
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Daher muthmassen andere, daß es von dem
Worte liegen, Nieder-Sächs. liggen, iacere,
subiacere gemachet, und Ligius also soviel heisse, als
jemand, der unter des andern
Botmäßigkeit
lieget, der bey dem andern liegen und seyn muß.
Und dieserwegen werde er auch residens genannt,
als in denen
Gesetzen des Königs Henrici I. in |
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{Sp. 1167|S. 603} |
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England c. 43. Quantumcumque dominos … [6
Zeilen lateinischer Text]. |
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Was nun die daher benahmeten
Feuda ligia
seyn, ist
Tom. VIII. p. 706. erkläret worden; darüber
aber ist noch ein hefftiger Streit, ob dergleichen
Feuda
würcklich seyn? |
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Es sind einige, welche die
Eintheilung derer
Feudorum in Ligia und non Ligia, als etwas
erdichtetes, verwerffen. |
- Hotomann Diss. de
Feud. …
- Finckelthaus Dissert. feud. …
-
Carpzov
Disp. feud. II. …
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Andere wollen sie in so ferne gelten lassen,
wenn man sie vor gleichgültig mit der in mediata
und immediata annehme. |
Langgut Animadu. ad
Cocceii
Hypomn. Iur. feud. … |
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Dagegen andere gedachte Eintheilung
behaupten. Denn gesetzt, daß diese Eintheilung
erst von denen
Lehn-Rechts-Lehrern erfunden
worden, und in denen Feudorum Libris nicht zu
finden sey, so folget deswegen nicht, daß solche
Eintheilung ungegründet, und dahero zu verwerffen
sey. Denn solche
Bücher sind bekanntermassen
unter Kayser Friedrichen dem I. von Priuat-Persohnen verfertiget worden, unter denen
Carolinischen Kaysern aber und unter Henrichen
dem V. finden sich schon mehr
Exempel derer
Feudorum ligiorum. |
- Chifletius Comment.
Lothar 1.
- du Fresne
l.c.
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Ja, wenn man die Libros Feudorum recht
einsiehet, so findet man II.
Feud. 99. den Nahmen
des Feudii ligii, als auch II. Feud. 93. desselben
Beschreibung. |
- Stephan. Kuhnlein
Diss. de Ligia Principum Imperii Fide. Altdorff 1705.
- Auctor Considerat. feudal. Hannover 1708.
in 8.
- Iob.
Iac. Gerckenrod Diss. de Feudis Ligiis et non Ligiis.
Marpurg 1722.
- Ludwig Siegfried, Graf von Vitzdum
zu Eckstädt Disp. de Feudis Ligiis.
Leipz.
1736.
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