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Zedler: Ligius HIS-Data
5028-17-1164-4
Titel: Ligius
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 17 Sp. 1164
Jahr: 1738
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 17 S. 601
Vorheriger Artikel: Ligium
Folgender Artikel: Ligium Feudum
Siehe auch:
Hinweise:

  Text Quellenangaben
  Ligius, welches Wort, wo es eigentlich herstammet, die Meynungen sehr unterschieden sind.  
  Alteserra de Orig. feud. 8. und Brussel de Vsu feud. … hohlet es aus dem Italiänischen Liga her, welches so viel als ein Bündniß oder Verbindung bedeutet.  
  Rosenthal Synops. Iur. feud. … von liden oder leiden; andere von lüttig, klein. Eyben Elect. feud. 3.
  {Sp. 1165|S. 602}  
  §. 7.
  Ja, Feltmann de Iure in re et ad remerdichtet sich gar ein besonderes Volck, von dem diese Benennung ihren Ursprung habe.  
  Das ist eine gantz besondere Meynung die Paullus Franciscus Romanus de Feud. Diss. … aus dem Forcatulo de Feud. … nimmet, Ligium von Lilio, der Lilie, welche in dem Frantzösischen Wapen ist, herleitend, weil diese Feuda erst in Franckreich entsprungen, und hernach auf die Langobarden gekommen.  
  Viguerius de minor. Brit. … Bignonius ad Formul. Marculfi I. c. ult. und andere hohlen das Wort lige aus eben dem Quelle her, wo leudis, leodis, das ist, getreu, wie die Stadt Lüttich Leodium, Frantzösisch Liege genennet werde.  
  Cuiacii, Dionysii Godofredi und anderer Muthmassung, welche, daß derer Hominum ligiorum Nahmen aus derer Homologorum, die Spelmann Gloss. v. Homologus vor gleichgültig annimmet, von denen Unwissenden sey gemachet worden, glauben, verwerffet  
 
  • Iac. Gothofredus ad l. 6. …
  • und Schilter Cod. Iur. Feud. Alemann. …
  • Ludw. Siegfried, Graf von Vitzdum zu Eckstädt, Disp. de Feudis Ligiis
 
  Eyben l.c. … giebet, nachdem er allerhand Ableitungen beygebracht, auch das Nieder-Sächsische Wort Leeg mit an, welches inferior, humilis heissen soll. Allein, so ist zwar dieses Wort in der Nieder-Sächsischen Sprache sehr gewöhnlich, und heisset so viel als übel, böse, schlecht etc. Z.E. he suht leeg ut, wird von denen gesaget, die nach ausgestandener Kranckheit oder sonst blaß und übel aussehen: Et is een leeg Keerl heisset: Es ist ein gottloser Kerl. Die Eybensche Bedeutung aber ist eben nicht bekannt. Und wenn auch solche ihre Richtigkeit hätte, könnte sie doch bey ligius Dominus Seigneur nicht wohl statt finden.  
  du Fresne Gloss. will es von denen lidis, litis oder ledes derer Francken herleiten. Allein, es ist keine Ursache vorhanden, warum man durchgehends das g. theils zu dem d. hinzugesetzet, theils gar das d. darinnn verwandelt haben sollte.  
  Die mehresten wollen es von dem Lateinischen Worte ligare, binden, verbinden, herführen. In der Ursache solcher Benennung aber findet sich wieder ein Unterscheid. Einige meynen, weil der Vasall durch die Huldigung sich zum Dienste des Herrn genauer verbände.
  • Gloos. in Clem. Pastoralis de Sentent. et Re iudic.
  • Guid. Papa
  • Vptonus de militari offic. 8.
  • Guilielmus Apuliensis de Gest. Norm. III.
  • Guilielmus Amoricus Philippid. II.
  • du Fresne glossar. v. Ligius.
  Andere nehmen sie von der Art zu inuestiren her, da die Könige ihre Vasallen mit zusammengebundenen Daumen ihre Treue verbanden.
  • Pontanus de Bell. Neapol. …
  • Graf von Vitzdum Disp. de Feud.
  Allein, überhaupt findet man keine Ursache, daß man die denen Teutschen alten Anordnungen beygelegte Namen leichte aus denen Lateinischen herleiten müsse, weil nicht zu vermuthen, daß ein Volck einer bey ihm gewöhnlichen und bekannten Sache einen Nahmen aus einer fremden Sprache, worinnen solche gar nicht anzutreffen, hervor suchen werde. Und  
  {Sp. 1166}  
  überdem streitet hierwider  
 
a) daß man auch litges, ledgius und lidgius findet;
b) daß in denen Sprachen, wo Wörter, die von ligare herkommen, vorhanden, solche eine gantz andere Schreib-Art und Aussprache haben, als die von ligius, welches doch nicht zu vermuthen, wenn sie einerley Ursprung hätten. Z.E.
 
  Im Frantzösischen ist in den von ligare gemachten Wörtern das g entweder gantz weggeworffen, oder man hat doch verhütet, daß es nicht als ein gelindes sch ausgesprochen werden möchte, als lier, liaison, lieu, lieur, lieure, ligature, ligament, ligue, ligueur etc. Hingegen in denen von Ligius ist das g allerwärts geblieben, und hat man dessen Aussprache als sch durch die Zwischensetzung eines u nicht verhindert, als lige, ligence, ligement etc.  
  So auch im Italiänischen vom ligare kommet, liga, ligame, legatura, leganra, ligatore etc.  
  Im Englischen von ligare, ligament, league, leaguer. Von Ligius, Liege, Ligeance, ligeancy, allegiance, u.s.w.  
  Selbst im Lateinischen, unerachtet von ligare, das Wort Ligamentum vorhanden, haben sie doch von Ligius Ligiamentum gemachet. CistrensisQuod ipse et successores sui et homines Scotiae facerent homagium, ligiamentum, et hominium Regibus Angliae.
  Schilter ad l. F. N. … und Struv Iuris Prud. Feud. … geben also das Wort ledig oder lidig zum Stamm-Worte an, und zwar deswegen, daß man in denen alten von du Fresne Glossar. v. Ligius angeführten Uhrkunden auch Litgius, Litges, Litge und Litganeia finde, welche Benennung er aber nicht, wie andere thun, von derer Francken ihren Litis, sondern von gedachtem lidig, ledig hernimmet, und diese Ableitung, meynet Gerckenrod Dissert. de Feud. Lig. et non Lig. käme am besten mit der Beschreibung des Feudi Ligii überein, weil ein solcher Mensch eintzig und allein seinem Herrn gegen alle andere verbunden, und sonst von aller Verbindung ledig sey.  
  Dieses suchet er insonderheit durch alte Uhrkunden zu bestärcken, auf die sich  
 
  • Sande Comment. in Geldr. Consuetud. feudal. …
  • Rosenthal l.c.
  • und Knichen de Vestit. Pact. …
 
  beruffen, in welchen die Vasalli ligii durch Ledige Mannen gegeben sind.  
  Allein suchen Schilter und Struv ll.cc. ihre Meynung damit zu bestärcken, daß man auch offte legius lese. Allein, da ligius auch überhaupt einen Vasallen bedeutet, und angeführter massen auch der Herr also genannt wird, so meynen andere, es sey diese Ableitung zu weit gesuchet, und thue es nichts zur Sache, daß in einigen neuern Lehn-Briefen dieses Wort also erkläret worden, denn solches könne aus Irrthum geschehen seyn, und stimmet überdem mit den Wörtern, so in andern Sprachen von ligius gemacht sind, nicht überein.  
  Daher muthmassen andere, daß es von dem Worte liegen, Nieder-Sächs. liggen, iacere, subiacere gemachet, und Ligius also soviel heisse, als jemand, der unter des andern Botmäßigkeit lieget, der bey dem andern liegen und seyn muß. Und dieserwegen werde er auch residens genannt, als in denen Gesetzen des Königs Henrici I. in  
  {Sp. 1167|S. 603}  
  England c. 43. Quantumcumque dominos … [6 Zeilen lateinischer Text].  
  Was nun die daher benahmeten Feuda ligia seyn, ist Tom. VIII. p. 706. erkläret worden; darüber aber ist noch ein hefftiger Streit, ob dergleichen Feuda würcklich seyn?  
  Es sind einige, welche die Eintheilung derer Feudorum in Ligia und non Ligia, als etwas erdichtetes, verwerffen.
  • Hotomann Diss. de Feud. …
  • Finckelthaus Dissert. feud. …
  • Carpzov Disp. feud. II.
  Andere wollen sie in so ferne gelten lassen, wenn man sie vor gleichgültig mit der in mediata und immediata annehme. Langgut Animadu. ad Cocceii Hypomn. Iur. feud. …
  Dagegen andere gedachte Eintheilung behaupten. Denn gesetzt, daß diese Eintheilung erst von denen Lehn-Rechts-Lehrern erfunden worden, und in denen Feudorum Libris nicht zu finden sey, so folget deswegen nicht, daß solche Eintheilung ungegründet, und dahero zu verwerffen sey. Denn solche Bücher sind bekanntermassen unter Kayser Friedrichen dem I. von Priuat-Persohnen verfertiget worden, unter denen Carolinischen Kaysern aber und unter Henrichen dem V. finden sich schon mehr Exempel derer Feudorum ligiorum.
  • Chifletius Comment. Lothar 1.
  • du Fresne l.c.
  Ja, wenn man die Libros Feudorum recht einsiehet, so findet man II. Feud. 99. den Nahmen des Feudii ligii, als auch II. Feud. 93. desselben Beschreibung.
  • Stephan. Kuhnlein Diss. de Ligia Principum Imperii Fide. Altdorff 1705.
  • Auctor Considerat. feudal. Hannover 1708. in 8.
  • Iob. Iac. Gerckenrod Diss. de Feudis Ligiis et non Ligiis. Marpurg 1722.
  • Ludwig Siegfried, Graf von Vitzdum zu Eckstädt Disp. de Feudis Ligiis. Leipz. 1736.
     

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Stand: 17. März 2014 © Hans-Walter Pries