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Schöpffung, Creatio. |
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Damit wir bey dieser
Materie
ordentlich verfahren, so
wollen wir die
Schöpffung auf zweyerley Art betrachten: Einmal an sich selbst, wie sich solche
die
Vernunfft
vorstellt, und hernach in Ansehung der Mosaischen Erzehlung, wie
weit solche den Grundsätzen der Vernunfft gemäß ist. |
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Schöpfung an sich |
Was die Schöpffung an sich selbst anlangt, so kommen dabey 2 Umstände vor:
Die Handlung, oder die Hervorbringung der Welt selbst, und die
Sache, welche
erschaffen und hervor gebracht worden; wie wir nun von dem letztern unten in dem
Articul von der
Welt handeln werden; also wollen wir hier bloß bey dem
erstern bleiben. |
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Nach der
Vernunfft kan man die Schöpffung dasjenige
Werck
GOttes nennen, da
er die
Welt aus nichts hervor gebracht, und sie also in eine
Würcklichkeit
gesetzet, wobey 2 Umstände vorkommen. Der eine betrifft die
Existentz; der
andere die Beschaffenheit der Schöpffung. |
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Existenz |
Daß
GOtt die
Welt würcklich erschaffen, kan man auf das allergewisseste
durch die
Vernunfft
erkennen, und dürffen nur diejenigen
Gründe genommen werden,
damit man aus der
Natur
beweiset, daß ein GOtt sey. Denn eben daher, daß die
Welt nicht von sich selber seyn kan, schliesset man, es müsse ein GOtt seyn, der
sie hervor gebracht; weil aber der eigentliche
Begriff von der Schöpffung mit
sich bringt, daß die Welt aus nichts herfürgebracht sey, so
erkennet auch hier
die Vernunfft, daß die
Sache nicht anders habe seyn können. |
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Denn die erste
Materie ist entweder von
GOtt: oder von sich selber: soll sie
von sich selber seyn, so ist sie keine Materie, indem die
Philosophi darinnen
übereinstimmen, daß die Materie was leidendes, darein könne gewircket werden,
nicht aber was wirckendes, daß sie etwas zu wircken vor sich vermögend sey. Ist
sie nicht von sich selbst, schliesset die Vernunfft, so muß sie von GOtt aus
nichts seyn hervorgebracht worden. |
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In Ansehung dessen haben die Heydnischen
Philosophi keinen
Grund, die
Ewigkeit der
Materie zu behaupten, welcher Irrthum sich auf das bekannte
Principium: ex nihilo nihil fit, aus nichts kan nichts werden,
gründete; so aber nicht schlechterdings wahr. Verstehet man solches von der
Causa materiali, so bleibts zwar eine der größten
Wahrheiten; wollte man es
aber von der Causa efficiente, die mit einer unendlichen
Macht begabet
ist, annehmen, so ists grundfalsch. Soll
GOtt allmächtig seyn, so muß er auch
aus nichts etwas machen können, indem wenn er dieses nicht könte, so zeigte es
eine Ohnmacht an. Ein allmächtiges Wesen muß aus nichts etwas hervorbringen
können, und |
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{Sp. 863|S. 446} |
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wenn dieses geschiehet, heißt es in Ansehung dieser uneingeschränckten
wirckenden Ursach und der daher entstehenden
Wirckung: Aus nichts wird etwas, (ex
nihilo aliquid fit). |
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Man bringt zwar Zeugnisse von verschiedenen ältesten
Philosophen bey, welche
die
Materie nicht vor ewig gehalten, und also geglaubt, daß die
Welt aus nichts
erschaffen worden: dergleichen |
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- Cudworth in dem Systemate
intellgibili univers. ...
- Pfanner in systemat. theol.
gentil. ...
- Huetius in quaestion. Alpetan. ...
- Grotius in notis ad lib. de veritate religion. christ.
... nebst Anlagen, deren
Wolff de manichaeismo ante
manichaeos ... gedencket,
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anführen. |
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Auf solche Weise wären die
Meynungen der Heydnischen
Philosophen vom
Ursprung der Welt überhaupt dreyerley. Einige
sagten,
GOtt habe die
Materie aus
nichts gemacht, und daraus die Welt herfür gebracht. Andere hielten die Materie
zwar gleich ewig mit
GOtt, daraus er aber nach seiner Weisheit, wie ein
Baumeister aus dem Holtz, das er vor sich hat, ein Haus
bauet, die Welt gemacht:
und noch andere meynten, die Welt wäre in völliger
Gestalt von Ewigkeit gewesen. |
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Beschaffenheit |
Nebst der
Existentz hat man auch die Beschaffenheit der Schöpffung zu
untersuchen, davon die
Vernunfft wenig
erkennet. Denn ist die
Rede von der Art
und Weise, wie
GOtt die
Welt erschaffen, so lässet sich dieses nicht begreiffen,
und ist eine grosse Schwachheit, wenn man mit seiner endlichen und so schwachen
Vernunfft die
Wercke eines unendlichen Wesens
ergründen, und wie sie gemacht
worden, einsehen will. |
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Cartesius hat sich darinnen sehr verstossen. Er will den
Ursprung der Welt so vorstellen, daß er auch die Art und Weise zu determiniren
sich unterstehet, nicht anders, als wäre er dabey gewesen, wiewohl er gegen
seine vertraute Freunde seine Physic nur seine Roman soll genennet haben. In der
Epistel an die Hebräer
wird gar nachdencklich
gesagt:
Durch den Glauben mercken wir, daß die Welt durch GOttes Wort fertig ist. |
C. 11. v. 2. 3. |
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Denn ob wir wohl durch die
Vernunfft wissen, daß
GOtt die
Welt erschaffen;
so wissen wir doch die Art und Weise nicht, und muß also unsere natürliche
Erkänntniß durch den Glauben befestiget werden. Wenn wir auf menschliche Art die
Sache uns vorstellen wollen, so bilden wir uns ein, daß alle Creaturen ihr
Wesen
von den
Ideen, die sich GOtt gleichsam vorher in seinem
Verstand gefasset; ihre
Existentz aber, oder
Wircklichkeit von dem freien
göttlichen Willen bekommen. |
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So gehts her, wenn ein Künstler was machen will. Er stellt sich vorher in
seinem
Verstand was für, wie die
Sache, die er machen will, werden soll. Faßt er
nun den Schluß und der
Wille
kommt darzu, daß er sie hervorbringen will, so wird dieser Wille der
Grund von
ihrer
Existentz, oder
Wircklichkeit. Es geht auch wohl an, daß wir uns die Sache
mit der Schöpffung auf Seiten
GOttes so einbilden, wenn wir nur bey solchen
Gedancken alles wegräumen, was einige Unvollkommenheit anzeigt, und nichts
irriges mit unterlauffen lassen. Denn da müssen wir nicht den göttlichen Verstand
von dem göttlichen Willen
auf solche Art unterscheiden und absondern, wie es bey der menschlichen
Seelen |
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{Sp. 864} |
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zu geschehen pflegt, da der Wille nach der göttlichen Absicht der Direction
des Verstandes unterworffen seyn soll. |
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Sagt man, daß die
Wesen der
Dinge von dem göttlichen Verstand
dependiren, so
ist solches nicht so anzunehmen, daß der
göttl. Wille davon ausgeschlossen
werde. Denn
GOtt hätte nicht nur die
Welt erschaffen, und nicht erschaffen,
sondern auch vor diese eine andere erwehlen, und also andere
Arten der Creaturen
hervorbringen können. Es kan auch die Weisheit GOttes, nach der er den Creaturen
ihr
Wesen mitgetheilet, von seinem Willen nicht abgesondert werden, daß er also
freywillig diese und keine andere Creatur, folglich diese und kein ander Wesen
erwählet, und nachdem er solche vor gut befunden, so hat freylich die
Hervorbringung also geschehen müssen, wie er es beschlossen hätte, auf
menschliche Art davon zu
reden. |
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Man muß hier nicht die Arten und die Weisen der
Dinge von einander trennen.
Denn wenn
GOtt andere
Wesen der Dinge erschaffen, so wären auch andere
Arten der
Creaturen herfürgekommen, und daher ist es wunderlich, daß man unter andern
fraget: Ob GOtt einen
Menschen hätte erschaffen, und ihm ein anderes Wesen, als
er jetzo hat, mittheilen können? indem wenn wir davon urtheilen wollen, so haben
wir den
Begriff vom Wesen eines Menschen, daß er aus
Leib und
Seele bestehen
müsse, nach welchem Begriff wir nicht anders
sagen können, daß, wenn die
Creatur, die jetzo ein Mensch ist, ein anderes Wesen bekäme, sie kein Mensch
bliebe. |
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Historische Umstände |
Doch es ist am rathsamsten, wenn man solche Speculationes, damit man
vielmahls nur aus einer Eitelkeit seine Scharffsinnigkeit will sehen lassen, bey
seiten setzet. Bey diesem Punct wollen wir einige Historische Umstände kurtz
anführen; das übrige aber bis auf den Articul von der
Welt aussetzen. |
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Die Stiffter der 4 Haupt-Secten der
Philosophen in Griechenland sind wegen
des
Ursprungs und Erschaffung der Welt also von einander unterschieden. |
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Plato meynte,
GOtt habe aus freywilligen
Willen sich mit
der
Materie vereiniget, und also die
Welt hervor gebracht. Auf welche Weise er
GOtt eine Freyheit ließ, und konte
sagen, daß die
Welt nicht ewig sey, welcher
daher unter allen noch am besten davon philosophiret hat. |
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Aristoteles und Zeno
sagten, daß GOtt von
Ewigkeit aus einer
Nothwendigkeit wäre gezwungen worden, sich mit der
Materie zu
vereinigen, und musten daher die
Welt vor ewig ausgeben. Doch war unter ihnen
einiger Unterscheid. Denn Aristoteles hielte dafür, daß GOtt
die Materie nur gleichsam berühret, und durch seine gleichsam lebendigmachende
Krafft die Creaturen gleichsam daraus gezogen habe; da hingegen Zeno
meynte, daß dieses durch eine rechte Vermischung geschehen sey. |
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Alle drey kamen darinnen überein, es sey nicht möglich gewesen, die
Welt aus
nichts zu erschaffen. Man pflegt die
Sache durch Gleichnisse deutlicher zu
machen. |
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Des Plato
GOtt vergleicht man mit einem Zimmermann, der
weit von dem
Walde wohne, daraus er Holtz zu seiner
Arbeit brauche. Wollte er
nun nichts arbeiten, so könnte er ruhen solange er wolte; käm ihm aber eine Lust
an, sein
Handwerck zu treiben, so könte er in den
Wald gehen, und aus dem Holtz
machen, was er sich vorgenommen, und wozu das Holtz ge- |
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{Sp. 865|S. 447} |
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schickt sey. Nach diesem Gleichniß faßt die Platonische Meynung 3 Stücke in
sich, daß die
Materie zwar ewig, aber von
GOtt gantz abgesondert sey; und daß
GOtt aus einer
Freyheit die
Welt erschaffen, und daß er gleichwol, nachdem er
sich dazu entschlossen, sich nach der Beschaffenheit der Materie richten müssen. |
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Des Aristotelis
GOtt stellt man sich unter dem Bild einer
Henne vor, welche von Ewigkeit über ein Ey gesessen, und dasselbige in einem
Augenblick ausgebrütet; und des Zeno
Gedancken vom
Ursprung der Welt meynt man auch mit etwas zu vergleichen, wenn man sich einbilde, daß von
Ewigkeit Wein und Honig sich miteinander vermischet und aus der selbigen
Vermischung ein drittes Getränck, welches man Meth nennet, entstanden wäre. |
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Epicurus war von allen diesen unterschieden. Er legte auch
eine ewige
Materie zum
Grund, die er sich aber nicht, wie die andern, als einen
eintzigen Klumpen; sondern als unzählige Atomos einbildete, welche sich von
Ewigkeit her wie etwa kleiner Staub in einem gerüttelten Glase voll Wasser so
lange beweget, bis es endlich da eine
Welt, und dort wieder eine andere sich
angesetzet. Damit habe
GOtt nichts zu thun gehabt, als welcher in ewiger Ruhe
sässe, und sich mit sich selbst belustige. |
Man lese den Jacob Thomasius de Stoica
Mundi exustione, welcher die
Sache sehr deutlich vorgestellet, dergleichen
auch dessen Herr
Sohn, der geheime Rath Thomasius, in den
Monats-Gesprächen ... 1688 gethan hat. |
Poeten |
Was die Poeten gedichtet, daß die
Götter ein überaus grosses Ey herab
geworffen, auf welches sich eine Taube gesetzet, die in wenig Tagen die Göttin
Venus ausgebrütet, ist ungereimtes Zeug; ob man schon solchen Fabeln einen
vernünftigen
Verstand beybringen will, und unter andern einige
sagen, daß das Ey
das Chaos; die Taube den
Heiligen Geist, der bey der Schöpffung über dem Wasser
geschwebet, und die Venus die
Erde
bedeute, |
wovon man die unter dem Herrn
Johann Andreas Schmidt 1693 gehaltene
Disputation de ovo
mundano lesen kan. |
Fanatiker |
Die Fanatici meynen, es wären alle Creaturen aus dem
Wesen GOttes geflossen,
und zwar, wie Jacob Böhme vorgibt, durch das dritte
Principium,
oder durch den
Heiligen
Geist. Denn wie man aus seinem Tractat de tribus
principiis ... siehet, so
sagt er, es wären 3 allgemeine
Principia; das
eine sey herb, scharf, bitter, welches der
Vater; das andere aber sey gelind, so
der Sohn, welche beyde von Ewigkeit wären, und das dritte nennt er den Heiligen
Geist, den er nicht vor ewig hält. Damit er nun den Proceß, wie dieser Ausfluß
geschehen, erkläre, so nimmt er zu diesen 3
Principiis noch 7 andere, welche er
Saturnum, Jovem, Martem, Solem, Venerem, Mercurium und Lunam
nennet, wodurch er, soviel man errathen kan, gewisse
Eigenschaften der
Creaturen anzeiget, die er unter diesen
Namen verstecket hat. |
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Doch unterscheidet er von denselbigen 7 andere Qualitäten, aus denen er die
Geister leiten will, und verfällt endlich dahin, daß er
sagt, der Teuffel selbst
wäre aus dem
Göttlichen Wesen erschaffen: GOtt hat in seinem Wollen die
heiligen Engel al- |
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{Sp. 866} |
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le auf einmal geschaffen, nicht aus fremder Materie; sondern aus ihm
selber, aus seiner Krafft und ewigen Weisheit. Es haben die Philosophen die
Meynung gehabt, als hätte GOtt die Engel nur aus dem Licht gemacht; aber sie
haben geirret: sie sind nicht allein aus dem Licht gemacht; sondern aus allen
Kräften GOttes, |
sagt er in aurora ... |
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ingleichen: Lucifer ist ein grosses Theil der Gottheit gewesen, und
dazu aus dem Kern, denn er hat sich auch an den Kern und Groß-Fürsten Michael
gerieben, ihn zu verderben, welcher endlich mit ihm gestritten, und hat ihn
überwunden, indem die Kraft GOttes in Lucifers Reiche auch heftig wieder ihren
König gestritten hat, bis er endlich von seinem Stuhl als ein Uberwundener ist
gestossen worden, |
ibid. p. 61. wie
Walch in der
Einleitung zu den Religions-Streitigkeiten angemercket hat. c. 6. ... |
Jahreszeit |
Zu der Beschaffenheit der Schöpffung könte man auch den Umstand der Zeit
rechnen, und zwar um welche Jahrszeit
GOtt die
Welt erschaffen? |
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Herbst |
Die
Meynungen der Gelehrten sind hierinnen unterschiedlich. Viele
sagen, es
sey im Herbst geschehen, als die meisten Juden, und von den neuern |
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- Joseph Scaliger in der andern Auflage seines
Wercks
de emendatione temporum ... welcher vorher vor den Frühling gestritten;
- Dionysius Petavius in ration. temp. ...
- Aegidius Strauch in breviario chronologico ...
- nebst vielen andern, deren sowohl jetzt besagter Strauch
in dem angeführten Ort ... als Calov in chronico
biblico, so den bibliis illustratis fürgesetzet ist, ...
gedencket.
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Eben dieser Strauch hat die vornehmsten
Gründe, die vor
diese
Meynung zu seyn scheinen, zusammen gelesen. Nemlich es hätten |
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- erstlich die Patriarchen in den ältesten
Zeiten ihre Jahre vom Herbst
angefangen, daß deswegen eine neue
Verordnung nöthig gewesen, als die Juden
ihre Kirchen-Jahr von dem Nisan hätten anfangen sollen.
- Vors andere werde in der
Schrifft die Zeit, da man die Früchte
eingesammlet, welches sonder Zweiffel im gelobten Lande die Herbst-Zeit
gewesen, revolutio anni,
2 Buch Moses c. 23. v. 16. und
c. 34. v. 22. genennet.
- Drittens stünde von der Sündfluth, sie wäre im andern Monat gekommen,
welcher so benennet würde in Ansehung des Anfangs der Jahre der erschaffenen
Welt.
- Viertens hätten die Hall- und Sabbaths-Jahre, welche die Ruhe des
Landes
vorgestellet, vom Herbst ihren Anfang genommen, welche
Verordnung
GOttes
sich nicht wohl würde geschickt haben, wenn die
Welt im Frühling erschaffen
wäre.
- Fünftens schiene, daß der Versöhnungs-Tag, der den zehenden des Monats
Tisri muste gehalten werden, zum Gedächtniß des Sünden-Falls Adams
eingesetzet worden; wenn aber Adam im Herbst gefallen, so sey auch eben
dieselbige Zeit die Welt erschaffen worden.
- Sechstens wäre von den alten Juden angeordnet worden, daß man in dem
Monat Tisri die Biblische Historie der Schöpffung lesen solte.
- Sieben-
{Sp. 867|S. 448}
dens bezeuge der Chaldäische Ubersetzer, daß der Herbst-Monat im Anfang der
erste gewesen, und wie
- achtens sich die Finsterniß gegen die Morgenröte verhielte; also schiene
der Herbst ein solches
Verhältniß gegen die übrige Jahrszeiten zu haben, wie
aber die Finsterniß ehe gewesen als das Licht; also hätte man auch den
Herbst vor den übrigen Jahrszeiten gehabt.
- Neuntens hätten die Bäume bey der Schöpffung Früchte getragen, welches
sich nicht so wol für den Frühling als Herbst schicke, und
- zehndens hätten die Cabbalisten aus dem ersten
Worte der
heiligen Schrift [ein Wort Hebräisch] durch Versetzung der Buchstaben [ein Wort
Hebräisch] heraus gebracht.
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Frühling |
Andere
sagen, es sey die Schöpffung im Frühling geschehen, welcher Meynung
viele Kirchenlehrer gewesen, denen nicht wenige von denen neuern gefolget, die
Strauch in brevario chronologico ... und Calov
in chronico biblico ... angeführet, der selbst dieser
Meynung
beystimmet. Ihre
Beweiß-Gründe sind |
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- erstlich, daß im 1 B. Moses c. 1. v. 11.
gesagt werde,
es habe
GOtt aus der
Erden Gras und Kraut aufgehen lassen, welches sich
besser vor den Frühling, als vor den Herbst schicke.
- Vors andere sey bey den Juden der Monat Abib, oder Nisan allezeit der
erste gewesen, vom Anfang der
Welt an, und also vor ihrem Ausgang aus
Egypten, und vor der Einsetzung des Osterlamms, dahero wenn GOtt im 2
Buch
Mos. c. 12. v. 2. sage: Dieser Mond soll bey euch der
erste seyn, und von ihm sollt ihr die Monden des Jahrs anheben, so habe er
damit kein neues
Gesetz gegeben, und diesen Monat als den ersten verordnet,
sondern ihn nur bestätiget, es solte dabey bleiben, daß der Monat Abib oder
Nisan ferner wie bis anhero der erste sey.
- Drittens sey die Sündfluth wahrscheinlich im Frühling kommen, daher man
schliessen könte, daß um diese Zeit auch die
Welt erschaffen worden, wovon
weiter Wucherers Disputat. de quaestione, quo anni
tempore mundus sit creatus, Jen. 1710 zu lesen, der es auch mit dieser
letzten
Meynung hält.
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Sommer |
Die Egyptier sollen den Sommer vor die erste Jahreszeit ausgegeben haben,
wenn dem Solino c. 35 polyhistor. und
Macrobio in somnio Scipion. ... zu trauen ist. |
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unentschieden |
Noch andere meinen, die
Sache sey so beschaffen, daß sich darinnen nichts
entscheiden liesse. Unter andern wird in dem journal litteraire ...
erinnert, wenn man wissen wolte, zu welcher Jahrszeit die
Welt erschaffen
worden, so müsse man vorher untersuchen, wo eigentlich das
Land gelegen, in
welchem
GOtt Adam
unmittelbar erschaffen, indem die
Jahrs-Zeiten nicht gleich durch einerley wären, sondern wenn in einem Sommer, so
sey in dem andern Herbst. |
Man lese nach den Saldenus lib. 2.
otior. theol. exerc. 1. de die natali mundi. |
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Und gewiß, wie diese Frage nicht wol auszumachen; also hat sie auch keinen
Nutzen, und ist am besten, wenn man sich darum nicht bekümmert, weil man viel
nöthigere und nützlichere
Sachen untersuchen |
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{Sp. 868} |
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kan. |
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