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Zedler: Schöpffung [1] HIS-Data
5028-35-862-6-01
Titel: Schöpffung [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 35 Sp. 862
Jahr: 1743
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 35 S. 445
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Übersicht
Schöpfung an sich
  Existenz
  Beschaffenheit
 
  Historische Umstände
  Jahreszeit
 
  Herbst
  Frühling
  Sommer
  unentschieden

Stichworte Text   Quellenangaben
  Schöpffung, Creatio.  
  Damit wir bey dieser Materie ordentlich verfahren, so wollen wir die Schöpffung auf zweyerley Art betrachten: Einmal an sich selbst, wie sich solche die Vernunfft vorstellt, und hernach in Ansehung der Mosaischen Erzehlung, wie weit solche den Grundsätzen der Vernunfft gemäß ist.  
Schöpfung an sich Was die Schöpffung an sich selbst anlangt, so kommen dabey 2 Umstände vor: Die Handlung, oder die Hervorbringung der Welt selbst, und die Sache, welche erschaffen und hervor gebracht worden; wie wir nun von dem letztern unten in dem Articul von der Welt handeln werden; also wollen wir hier bloß bey dem erstern bleiben.  
  Nach der Vernunfft kan man die Schöpffung dasjenige Werck GOttes nennen, da er die Welt aus nichts hervor gebracht, und sie also in eine Würcklichkeit gesetzet, wobey 2 Umstände vorkommen. Der eine betrifft die Existentz; der andere die Beschaffenheit der Schöpffung.  
Existenz Daß GOtt die Welt würcklich erschaffen, kan man auf das allergewisseste durch die Vernunfft erkennen, und dürffen nur diejenigen Gründe genommen werden, damit man aus der Natur beweiset, daß ein GOtt sey. Denn eben daher, daß die Welt nicht von sich selber seyn kan, schliesset man, es müsse ein GOtt seyn, der sie hervor gebracht; weil aber der eigentliche Begriff von der Schöpffung mit sich bringt, daß die Welt aus nichts herfürgebracht sey, so erkennet auch hier die Vernunfft, daß die Sache nicht anders habe seyn können.  
  Denn die erste Materie ist entweder von GOtt: oder von sich selber: soll sie von sich selber seyn, so ist sie keine Materie, indem die Philosophi darinnen übereinstimmen, daß die Materie was leidendes, darein könne gewircket werden, nicht aber was wirckendes, daß sie etwas zu wircken vor sich vermögend sey. Ist sie nicht von sich selbst, schliesset die Vernunfft, so muß sie von GOtt aus nichts seyn hervorgebracht worden.  
  In Ansehung dessen haben die Heydnischen Philosophi keinen Grund, die Ewigkeit der Materie zu behaupten, welcher Irrthum sich auf das bekannte Principium: ex nihilo nihil fit, aus nichts kan nichts werden, gründete; so aber nicht schlechterdings wahr. Verstehet man solches von der Causa materiali, so bleibts zwar eine der größten Wahrheiten; wollte man es aber von der Causa efficiente, die mit einer unendlichen Macht begabet ist, annehmen, so ists grundfalsch. Soll GOtt allmächtig seyn, so muß er auch aus nichts etwas machen können, indem wenn er dieses nicht könte, so zeigte es eine Ohnmacht an. Ein allmächtiges Wesen muß aus nichts etwas hervorbringen können, und  
  {Sp. 863|S. 446}  
  wenn dieses geschiehet, heißt es in Ansehung dieser uneingeschränckten wirckenden Ursach und der daher entstehenden Wirckung: Aus nichts wird etwas, (ex nihilo aliquid fit).  
  Man bringt zwar Zeugnisse von verschiedenen ältesten Philosophen bey, welche die Materie nicht vor ewig gehalten, und also geglaubt, daß die Welt aus nichts erschaffen worden: dergleichen  
 
  • Cudworth in dem Systemate intellgibili univers. ...
  • Pfanner in systemat. theol. gentil. ...
  • Huetius in quaestion. Alpetan. ...
  • Grotius in notis ad lib. de veritate religion. christ. ... nebst Anlagen, deren Wolff de manichaeismo ante manichaeos ... gedencket,
 
  anführen.  
  Auf solche Weise wären die Meynungen der Heydnischen Philosophen vom Ursprung der Welt überhaupt dreyerley. Einige sagten, GOtt habe die Materie aus nichts gemacht, und daraus die Welt herfür gebracht. Andere hielten die Materie zwar gleich ewig mit GOtt, daraus er aber nach seiner Weisheit, wie ein Baumeister aus dem Holtz, das er vor sich hat, ein Haus bauet, die Welt gemacht: und noch andere meynten, die Welt wäre in völliger Gestalt von Ewigkeit gewesen.  
Beschaffenheit Nebst der Existentz hat man auch die Beschaffenheit der Schöpffung zu untersuchen, davon die Vernunfft wenig erkennet. Denn ist die Rede von der Art und Weise, wie GOtt die Welt erschaffen, so lässet sich dieses nicht begreiffen, und ist eine grosse Schwachheit, wenn man mit seiner endlichen und so schwachen Vernunfft die Wercke eines unendlichen Wesens ergründen, und wie sie gemacht worden, einsehen will.  
  Cartesius hat sich darinnen sehr verstossen. Er will den Ursprung der Welt so vorstellen, daß er auch die Art und Weise zu determiniren sich unterstehet, nicht anders, als wäre er dabey gewesen, wiewohl er gegen seine vertraute Freunde seine Physic nur seine Roman soll genennet haben. In der Epistel an die Hebräer wird gar nachdencklich gesagt: Durch den Glauben mercken wir, daß die Welt durch GOttes Wort fertig ist. C. 11. v. 2. 3.
  Denn ob wir wohl durch die Vernunfft wissen, daß GOtt die Welt erschaffen; so wissen wir doch die Art und Weise nicht, und muß also unsere natürliche Erkänntniß durch den Glauben befestiget werden. Wenn wir auf menschliche Art die Sache uns vorstellen wollen, so bilden wir uns ein, daß alle Creaturen ihr Wesen von den Ideen, die sich GOtt gleichsam vorher in seinem Verstand gefasset; ihre Existentz aber, oder Wircklichkeit von dem freien göttlichen Willen bekommen.  
  So gehts her, wenn ein Künstler was machen will. Er stellt sich vorher in seinem Verstand was für, wie die Sache, die er machen will, werden soll. Faßt er nun den Schluß und der Wille kommt darzu, daß er sie hervorbringen will, so wird dieser Wille der Grund von ihrer Existentz, oder Wircklichkeit. Es geht auch wohl an, daß wir uns die Sache mit der Schöpffung auf Seiten GOttes so einbilden, wenn wir nur bey solchen Gedancken alles wegräumen, was einige Unvollkommenheit anzeigt, und nichts irriges mit unterlauffen lassen. Denn da müssen wir nicht den göttlichen Verstand von dem göttlichen Willen auf solche Art unterscheiden und absondern, wie es bey der menschlichen Seelen  
  {Sp. 864}  
  zu geschehen pflegt, da der Wille nach der göttlichen Absicht der Direction des Verstandes unterworffen seyn soll.  
  Sagt man, daß die Wesen der Dinge von dem göttlichen Verstand dependiren, so ist solches nicht so anzunehmen, daß der göttl. Wille davon ausgeschlossen werde. Denn GOtt hätte nicht nur die Welt erschaffen, und nicht erschaffen, sondern auch vor diese eine andere erwehlen, und also andere Arten der Creaturen hervorbringen können. Es kan auch die Weisheit GOttes, nach der er den Creaturen ihr Wesen mitgetheilet, von seinem Willen nicht abgesondert werden, daß er also freywillig diese und keine andere Creatur, folglich diese und kein ander Wesen erwählet, und nachdem er solche vor gut befunden, so hat freylich die Hervorbringung also geschehen müssen, wie er es beschlossen hätte, auf menschliche Art davon zu reden.  
  Man muß hier nicht die Arten und die Weisen der Dinge von einander trennen. Denn wenn GOtt andere Wesen der Dinge erschaffen, so wären auch andere Arten der Creaturen herfürgekommen, und daher ist es wunderlich, daß man unter andern fraget: Ob GOtt einen Menschen hätte erschaffen, und ihm ein anderes Wesen, als er jetzo hat, mittheilen können? indem wenn wir davon urtheilen wollen, so haben wir den Begriff vom Wesen eines Menschen, daß er aus Leib und Seele bestehen müsse, nach welchem Begriff wir nicht anders sagen können, daß, wenn die Creatur, die jetzo ein Mensch ist, ein anderes Wesen bekäme, sie kein Mensch bliebe.  
Historische Umstände Doch es ist am rathsamsten, wenn man solche Speculationes, damit man vielmahls nur aus einer Eitelkeit seine Scharffsinnigkeit will sehen lassen, bey seiten setzet. Bey diesem Punct wollen wir einige Historische Umstände kurtz anführen; das übrige aber bis auf den Articul von der Welt aussetzen.  
  Die Stiffter der 4 Haupt-Secten der Philosophen in Griechenland sind wegen des Ursprungs und Erschaffung der Welt also von einander unterschieden.  
  Plato meynte, GOtt habe aus freywilligen Willen sich mit der Materie vereiniget, und also die Welt hervor gebracht. Auf welche Weise er GOtt eine Freyheit ließ, und konte sagen, daß die Welt nicht ewig sey, welcher daher unter allen noch am besten davon philosophiret hat.  
  Aristoteles und Zeno sagten, daß GOtt von Ewigkeit aus einer Nothwendigkeit wäre gezwungen worden, sich mit der Materie zu vereinigen, und musten daher die Welt vor ewig ausgeben. Doch war unter ihnen einiger Unterscheid. Denn Aristoteles hielte dafür, daß GOtt die Materie nur gleichsam berühret, und durch seine gleichsam lebendigmachende Krafft die Creaturen gleichsam daraus gezogen habe; da hingegen Zeno meynte, daß dieses durch eine rechte Vermischung geschehen sey.  
  Alle drey kamen darinnen überein, es sey nicht möglich gewesen, die Welt aus nichts zu erschaffen. Man pflegt die Sache durch Gleichnisse deutlicher zu machen.  
  Des Plato GOtt vergleicht man mit einem Zimmermann, der weit von dem Walde wohne, daraus er Holtz zu seiner Arbeit brauche. Wollte er nun nichts arbeiten, so könnte er ruhen solange er wolte; käm ihm aber eine Lust an, sein Handwerck zu treiben, so könte er in den Wald gehen, und aus dem Holtz machen, was er sich vorgenommen, und wozu das Holtz ge-  
  {Sp. 865|S. 447}  
  schickt sey. Nach diesem Gleichniß faßt die Platonische Meynung 3 Stücke in sich, daß die Materie zwar ewig, aber von GOtt gantz abgesondert sey; und daß GOtt aus einer Freyheit die Welt erschaffen, und daß er gleichwol, nachdem er sich dazu entschlossen, sich nach der Beschaffenheit der Materie richten müssen.  
  Des Aristotelis GOtt stellt man sich unter dem Bild einer Henne vor, welche von Ewigkeit über ein Ey gesessen, und dasselbige in einem Augenblick ausgebrütet; und des Zeno Gedancken vom Ursprung der Welt meynt man auch mit etwas zu vergleichen, wenn man sich einbilde, daß von Ewigkeit Wein und Honig sich miteinander vermischet und aus der selbigen Vermischung ein drittes Getränck, welches man Meth nennet, entstanden wäre.  
  Epicurus war von allen diesen unterschieden. Er legte auch eine ewige Materie zum Grund, die er sich aber nicht, wie die andern, als einen eintzigen Klumpen; sondern als unzählige Atomos einbildete, welche sich von Ewigkeit her wie etwa kleiner Staub in einem gerüttelten Glase voll Wasser so lange beweget, bis es endlich da eine Welt, und dort wieder eine andere sich angesetzet. Damit habe GOtt nichts zu thun gehabt, als welcher in ewiger Ruhe sässe, und sich mit sich selbst belustige. Man lese den Jacob Thomasius de Stoica Mundi exustione, welcher die Sache sehr deutlich vorgestellet, dergleichen auch dessen Herr Sohn, der geheime Rath Thomasius, in den Monats-Gesprächen ... 1688 gethan hat.
Poeten Was die Poeten gedichtet, daß die Götter ein überaus grosses Ey herab geworffen, auf welches sich eine Taube gesetzet, die in wenig Tagen die Göttin Venus ausgebrütet, ist ungereimtes Zeug; ob man schon solchen Fabeln einen vernünftigen Verstand beybringen will, und unter andern einige sagen, daß das Ey das Chaos; die Taube den Heiligen Geist, der bey der Schöpffung über dem Wasser geschwebet, und die Venus die Erde bedeute, wovon man die unter dem Herrn Johann Andreas Schmidt 1693 gehaltene Disputation de ovo mundano lesen kan.
Fanatiker Die Fanatici meynen, es wären alle Creaturen aus dem Wesen GOttes geflossen, und zwar, wie Jacob Böhme vorgibt, durch das dritte Principium, oder durch den Heiligen Geist. Denn wie man aus seinem Tractat de tribus principiis ... siehet, so sagt er, es wären 3 allgemeine Principia; das eine sey herb, scharf, bitter, welches der Vater; das andere aber sey gelind, so der Sohn, welche beyde von Ewigkeit wären, und das dritte nennt er den Heiligen Geist, den er nicht vor ewig hält. Damit er nun den Proceß, wie dieser Ausfluß geschehen, erkläre, so nimmt er zu diesen 3 Principiis noch 7 andere, welche er Saturnum, Jovem, Martem, Solem, Venerem, Mercurium und Lunam nennet, wodurch er, soviel man errathen kan, gewisse Eigenschaften der Creaturen anzeiget, die er unter diesen Namen verstecket hat.  
  Doch unterscheidet er von denselbigen 7 andere Qualitäten, aus denen er die Geister leiten will, und verfällt endlich dahin, daß er sagt, der Teuffel selbst wäre aus dem Göttlichen Wesen erschaffen: GOtt hat in seinem Wollen die heiligen Engel al-  
  {Sp. 866}  
  le auf einmal geschaffen, nicht aus fremder Materie; sondern aus ihm selber, aus seiner Krafft und ewigen Weisheit. Es haben die Philosophen die Meynung gehabt, als hätte GOtt die Engel nur aus dem Licht gemacht; aber sie haben geirret: sie sind nicht allein aus dem Licht gemacht; sondern aus allen Kräften GOttes, sagt er in aurora ...
  ingleichen: Lucifer ist ein grosses Theil der Gottheit gewesen, und dazu aus dem Kern, denn er hat sich auch an den Kern und Groß-Fürsten Michael gerieben, ihn zu verderben, welcher endlich mit ihm gestritten, und hat ihn überwunden, indem die Kraft GOttes in Lucifers Reiche auch heftig wieder ihren König gestritten hat, bis er endlich von seinem Stuhl als ein Uberwundener ist gestossen worden, ibid. p. 61. wie Walch in der Einleitung zu den Religions-Streitigkeiten angemercket hat. c. 6. ...
Jahreszeit Zu der Beschaffenheit der Schöpffung könte man auch den Umstand der Zeit rechnen, und zwar um welche Jahrszeit GOtt die Welt erschaffen?  
Herbst Die Meynungen der Gelehrten sind hierinnen unterschiedlich. Viele sagen, es sey im Herbst geschehen, als die meisten Juden, und von den neuern  
 
  • Joseph Scaliger in der andern Auflage seines Wercks de emendatione temporum ... welcher vorher vor den Frühling gestritten;
  • Dionysius Petavius in ration. temp. ...
  • Aegidius Strauch in breviario chronologico ...
  • nebst vielen andern, deren sowohl jetzt besagter Strauch in dem angeführten Ort ... als Calov in chronico biblico, so den bibliis illustratis fürgesetzet ist, ... gedencket.
 
  Eben dieser Strauch hat die vornehmsten Gründe, die vor diese Meynung zu seyn scheinen, zusammen gelesen. Nemlich es hätten  
 
  • erstlich die Patriarchen in den ältesten Zeiten ihre Jahre vom Herbst angefangen, daß deswegen eine neue Verordnung nöthig gewesen, als die Juden ihre Kirchen-Jahr von dem Nisan hätten anfangen sollen.
  • Vors andere werde in der Schrifft die Zeit, da man die Früchte eingesammlet, welches sonder Zweiffel im gelobten Lande die Herbst-Zeit gewesen, revolutio anni, 2 Buch Moses c. 23. v. 16. und c. 34. v. 22. genennet.
  • Drittens stünde von der Sündfluth, sie wäre im andern Monat gekommen, welcher so benennet würde in Ansehung des Anfangs der Jahre der erschaffenen Welt.
  • Viertens hätten die Hall- und Sabbaths-Jahre, welche die Ruhe des Landes vorgestellet, vom Herbst ihren Anfang genommen, welche Verordnung GOttes sich nicht wohl würde geschickt haben, wenn die Welt im Frühling erschaffen wäre.
  • Fünftens schiene, daß der Versöhnungs-Tag, der den zehenden des Monats Tisri muste gehalten werden, zum Gedächtniß des Sünden-Falls Adams eingesetzet worden; wenn aber Adam im Herbst gefallen, so sey auch eben dieselbige Zeit die Welt erschaffen worden.
  • Sechstens wäre von den alten Juden angeordnet worden, daß man in dem Monat Tisri die Biblische Historie der Schöpffung lesen solte.
  • Sieben-

    {Sp. 867|S. 448}

    dens bezeuge der Chaldäische Ubersetzer, daß der Herbst-Monat im Anfang der erste gewesen, und wie
  • achtens sich die Finsterniß gegen die Morgenröte verhielte; also schiene der Herbst ein solches Verhältniß gegen die übrige Jahrszeiten zu haben, wie aber die Finsterniß ehe gewesen als das Licht; also hätte man auch den Herbst vor den übrigen Jahrszeiten gehabt.
  • Neuntens hätten die Bäume bey der Schöpffung Früchte getragen, welches sich nicht so wol für den Frühling als Herbst schicke, und
  • zehndens hätten die Cabbalisten aus dem ersten Worte der heiligen Schrift [ein Wort Hebräisch] durch Versetzung der Buchstaben [ein Wort Hebräisch] heraus gebracht.
 
Frühling Andere sagen, es sey die Schöpffung im Frühling geschehen, welcher Meynung viele Kirchenlehrer gewesen, denen nicht wenige von denen neuern gefolget, die Strauch in brevario chronologico ... und Calov in chronico biblico ... angeführet, der selbst dieser Meynung beystimmet. Ihre Beweiß-Gründe sind  
 
  • erstlich, daß im 1 B. Moses c. 1. v. 11. gesagt werde, es habe GOtt aus der Erden Gras und Kraut aufgehen lassen, welches sich besser vor den Frühling, als vor den Herbst schicke.
  • Vors andere sey bey den Juden der Monat Abib, oder Nisan allezeit der erste gewesen, vom Anfang der Welt an, und also vor ihrem Ausgang aus Egypten, und vor der Einsetzung des Osterlamms, dahero wenn GOtt im 2 Buch Mos. c. 12. v. 2. sage: Dieser Mond soll bey euch der erste seyn, und von ihm sollt ihr die Monden des Jahrs anheben, so habe er damit kein neues Gesetz gegeben, und diesen Monat als den ersten verordnet, sondern ihn nur bestätiget, es solte dabey bleiben, daß der Monat Abib oder Nisan ferner wie bis anhero der erste sey.
  • Drittens sey die Sündfluth wahrscheinlich im Frühling kommen, daher man schliessen könte, daß um diese Zeit auch die Welt erschaffen worden, wovon weiter Wucherers Disputat. de quaestione, quo anni tempore mundus sit creatus, Jen. 1710 zu lesen, der es auch mit dieser letzten Meynung hält. 
 
Sommer Die Egyptier sollen den Sommer vor die erste Jahreszeit ausgegeben haben, wenn dem Solino c. 35 polyhistor. und Macrobio in somnio Scipion. ... zu trauen ist.  
unentschieden Noch andere meinen, die Sache sey so beschaffen, daß sich darinnen nichts entscheiden liesse. Unter andern wird in dem journal litteraire ... erinnert, wenn man wissen wolte, zu welcher Jahrszeit die Welt erschaffen worden, so müsse man vorher untersuchen, wo eigentlich das Land gelegen, in welchem GOtt Adam unmittelbar erschaffen, indem die Jahrs-Zeiten nicht gleich durch einerley wären, sondern wenn in einem Sommer, so sey in dem andern Herbst. Man lese nach den Saldenus lib. 2. otior. theol. exerc. 1. de die natali mundi.
  Und gewiß, wie diese Frage nicht wol auszumachen; also hat sie auch keinen Nutzen, und ist am besten, wenn man sich darum nicht bekümmert, weil man viel nöthigere und nützlichere Sachen untersuchen  
  {Sp. 868}  
  kan.  
     

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Stand: 25. Februar 2013 © Hans-Walter Pries