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Zedler: Teutsche [8] HIS-Data
5028-42-1680-3-08
Titel: Teutsche [8]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 42 Sp. 1718
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 42 S. 872
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Folgender Artikel: Teutsche [9]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen
  • Transkribierter griechischer Text der Vorlage

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Übersicht
Religion und Gottes-Dienst (Forts.)
  besondere Götter

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
besondere Götter Ausser diesen allgemeinen Gottheiten fanden sich auch noch besondere, die nur gewissen Völckern eigen.  
Thüringer Daß die Thüringer den Thor verehret, ist vorher erwehnet worden, ausser dem hatten sie auch noch den Büsterich oder Pustrich. Dieses Bild hat man vor 200. Jahren auf dem zerstöhrten Schlosse Rotenburg gefunden, und wird es ietzo zu Sondershausen aufbehalten. Es ist aus einen unbekannten Metall eine Elle hoch, der dicke Bauch hat 7/4 im Umfange, ist inwendig hohl, und gehet ein Eymer Wasser hinein. Die Gestalt ist wie eines zehenjährigen erzürnten Knaben mit einem gräßlichen Gesicht, legt die rechte Hand auf den Kopf, die lincke aber stützet er in die Seite. Oben mitten auf dem Kopfe, wie auch im Mund ist ein Loch. Diese pflegte man mit Pflöckgen zuzustopfen, nachdem man vorher Wasser hinein gegossen hatte, und setzte sodann dieses Bild über das Feuer, worauf es erst anfieng hefftig zu schwitzen, und endlich die Pflöcke mit grosser Gewalt von sich stieß, da denn aus beyden Löchern Feuer-Flammen heraus fuhren. Mit diesem Betrug äfften die Priester den gemeinen Pöbel. Ein Abguß davon ist in der Pauliner Bibliotheck zu Leipzig zu sehen.  
  Man sagt auch es habe Bonifacius noch einen anderen Abgott der Thüringer zerstöhret, der Jecha geheissen, von welchem die Jecheburg, ein unweit Sondershausen liegendes Schloß, scheinet den Nahmen empfangen zu haben. Serrarius rer. Mog. ... Sagittarius l.c. §. 10.
  Vielleicht ist dieses der Römer ihre Jagd-Göttin, die Diana, gewesen, welche dem vom Jagen also genennet worden.  
Sachsen: Crodo Wir gehen nun fort zu der Sachsen ihren Gottheiten, unter denen Crodo der allerälteste war. Die Sachsen verehreten diesen Götzen auf dem Schloß Hartesburg.
  • Krantz Sax. ... und metrop. ...
  • Fabricius Orig. Sax. ...
  • Bothonis Chron. Brunsu. pict. ad an. 780.
  • Schedius Syngr. ...
  • Worm ...
  • Ernstius ...
  • Arnkiels Cimbr Heyd. Rel. ...
  • Hachenberg Germ. med. Diss. 8.
  • Haminius Not. ad Tollii Epist. Itin. ...
  Sie stellten ihn als einen alten auf einem Fische stehenden Mann vor, der ein Rad und Korb mit Früchten und Rosen in der Hand hielt. Durch das Rad sollte die Eintracht des Volcks, durch die Früchte aber der  
  {Sp. 1719|S. 873}  
  Uberfluß an Lebens-Mitteln verstanden werden. Carl der Grosse hat diesen Götzen auch zerstöhret, jedoch ist bey denen Sachsen die Gewohnheit verblieben, daß sie etwas schändliches eine Kröte heissen. Die gemeine Meynung gehet dahin, Crodo habe den Saturnus vorstellen sollen, und sei das Wort aus Kronos zusammen gezogen, indem Kronos eben soviel, als Saturnus.  
  Heineccius de Crodone Harzburg. §. 26. hingegen vermeynet, weil das Bild mit dem Saturnus keine Verwandniß habe, daß es entweder einen alten, um das Volck sich wohl verdient gemachten vornehmen Sachsen, oder das Wesen aller Dinge bedeuten sollen. Allein, ungeachtet die Sachsen dem Crodo eine andere Gestalt beylegten, als die Römer mit ihrem Saturnus thaten, so gehöret doch das Rad sammt dem Wagen mit den Früchten vor den Saturnus, und zwar jenes um die alles verzehrende Zeit vorzubilden, dieses hingegen, weil vorgegeben wird, Saturnus habe gelehret, wie man das Feld bauen, Weinberge pflantzen, und vernünfftig leben solle.
  • Macrobius Saturn. ...
  • Engelhusius Chron. ... apud Leibnitium T. II.
  Ja der siebende Wochen-Tag war bei denen alten Teutschen dem Crodo geheiliget, und hiessen sie solchen Saterdag. Wie denn Hartesburg auch Saterburg geheissen Heminius l.c.
  Daher man auch der gemeinen Meynung, das Crodo und Saturnus vor einerley zu halten, billig beypflichtet.  
Irmensul Das andere und zwar berühmte Götzenbild der Sachsen war die Irmenseule, über dessen Gestallt die Geschichtschreiber nicht einerley Meynung sind. Einige sagen, es habe dieses Götzenbild einen geharnischten und bewaffneten Mann vorgestellt, an dessen Helm ein Hahn statt des Helm-Pusches zu sehen gewesen. Auf dem Brust-Harnisch hätte ein Bär, und auf dem Schilde ein Löwe gestanden. In der rechten Hand hätte er eine Fahne mit einer weissen Rose, in der lincken aber eine Wage, die auch auf dem Schilde zu sehen gewesen, gehalten.  
  Werner Rolevinck aber mahlet es also ab: Auf der Irmen-Säule stunden viele Bilder, nämlich des Martis, des Mercurii, Herculis und Apollinis, jedoch führete der Ort von dem Marte, als dem vornehmsten den Nahmen, und es war dieses Götzenbild das gröste in gantz Sachsen.  
  Jedoch wir folgen vielmehr dem Adamo Bremensi, der selber ein Sachse gewesen, und versichert, daß solches nur in einem sehr grossen unter freyem Himmel in die Höhe gerichteten Stamme von einem Baum bestanden, dergestallt, daß es anders nichts war, als ein aus einem Baum zugehauenes Sieges-Zeichen, welches nicht nur der Nahme, indem es eine Säule genennet wird, angezeiget, sondern auch mit der alten Teutschen ihrer Einfallt mehr überein kommt, als welche ihre Götter anfänglich unter keinem Bilde vorgestellt. Ob es gleich nicht unglaublich scheinet, daß in folgender Zeit auf diese Irmensäul ein Bild gesetzt worden.  
  So finden sich auch einige, welche die Irmen-Säule vor einen heydnischen Tempel halten, welches aber nicht nur der damahligen Gewohnheit der Teutschen, als die ihre Götzen in keinen Tempeln verehrten, sondern auch demjenigen was Adam Bremensis davon lehret, daß nämlich gedachte Säule in einem dicken Walde unter freyen Himmel gestanden hätte, zu wider zu seyn scheinet; ja es  
  {Sp. 1720}  
  erhellet solches auch noch aus der heutigen Lage des Berges Arminii, welcher rund herum von einem dicken Walde umgeben ist. Meinders de statu relig. in part. Saxon. p. 129.
  Es war aber diese Säule, vieler andern Meynungen zu geschweigen, dem Arminio, dem Generale der Cheruscer, als einem vortrefflichen teutschen Helde zu Ehren errichtet worden, wie man davon sehen kan beym
  • Georg. Spalatin. Hist. Armin. cap. 33.
  • Crusius Ann. Sueu. ...
  • Reineccius in Not. ad Annal. Carol. M. ...
  • Winckelmann Not. Vet. Saxon. Westphal. ...
  • Meibomius de Irmens. Sax. c. 5.
  • Ernst Casimir Wasserbach de statua Arminii,
  • Martin Christoph Laurentii Monum. Rom. in Thuring. ...
  Uber die Gegend, wo die Irmensäule gestanden, haben die Geschichtschreiber abermahls verschiedene Meynungen. Die alten Jahrbücher der Francken nennen den Ort, bei welchen die Irmensäule zu finden gewesen, Ehresberg, das sonst auch Heresburg, oder Meresburg heisset. Ob aber dieses Meresburg die Stadt Merseburg in Meisen, oder Ehresburg in Westphalen sey, ist abermahls ungewiß. Krantzius ... Monum. Paderb. ...
  Andre geben andre Orte an. Am wahrscheinlichsten kommt uns des Wasserbachs Meynung vor, der die Irmensäul nach Hermiensburg, einem an der Amber nicht weit von Schidernburg, in der Grafschafft Pyrmont gelegenen Ort bringt, wie er denn auch seine Meynung nicht nur aus dem gleich lautenden Nahmen, sondern auch aus den Jahr-Büchern der Francken bestärcket hat.  
  Man sehe übrigens von der Irmensäul einen besondern Artickul im XIV. Bande p. 1266. u.f.  
andere Götter Ausser denen, die bisher angeführet worden, hatten die Sachsen auch noch andere Götter. Und zwar gedencket Beda de Temp. ratione c. 13. es hätten die Sachsen, als sie nach Britannien gekommen, die Göttin Eostra verehret, welche dem April Monat geheiliget gewesen. Diese scheinet mit der Phönicier ihrer Astroarche überein zu kommen, welche Herodianus l. 5. c. 6. vor den Mond hält. Xiphilinus l. 79. nennet sie Urania.  
  Fabricius l. 1. will, es hätten die Sachsen auch die Hama angebetet, worvon aber andere Schriftsteller nichts gedencken, daher es scheinet, es komme dieses vielmehr von dem Worte Hamme her, worunter die Teutschen einen geheiligten Wald verstanden. Schedius de Diis Germ. ...
  Ferner sagt Fabricius l. 1. es hätten die Sachsen auch die Flinna und Siba und einen schwartzen Gott verehret, damit er ihnen nicht schade, den sie zugleich den bösen Gott genennet.  
  Krantz Sax. ... legt denen Sachsen auch den Hedut oder Jodutte zu. Siehe auch Spangenberg Urs. des Sächs. Krieges bey dem Welphesholtz. c. 19.
  Gedachten Krantzens Berichte nach, stand auf einer Säule das Bildniß eines Geharnischten, der in der rechten Hand einen Streit-Kolben hielt, der hin und wieder mit spitzigen Stacheln versehen. In der lincken führete er einen Schild, worauf das alte Sächsische Wappen, ein weiß Pferd im rothen Felde zu sehen. Der Ursprung dieses Bildes soll daher kommen, daß die Sachsen unter Anführung ihres Hertzogs des Lotharius, einen ansehnlichen Sieg bey dem  
  {Sp. 1721|S. 874}  
  Welphesholtz, welches nicht weit von Helmstädt gelegen, wider den Kayser Heinrich V. befochten gehabt, worauf zum Andencken dieser Schlacht, und der Gebliebenen, sie Zedut, oder Tiodut, das ist, GOtt helff uns! geruffen, aufgerichtet worden. Als in den nachherigen Zeiten die eigentliche Bewandniß dieser Sache in Vergessen gerathen, hätten die Bauern solche vor eine Sächsische Göttin gehalten, und dafür verehret.  
Schwaben Von denen Schwaben gedencket Tacitus de M.G. c. 9. und Cluver l.c. 27. daß ihrer ein Theil der Isis geopffert, woher aber dieser fremde Gottesdienst gekommen, habe er nicht erfahren können, ausser, daß das Bild selbst, welches als ein klein Schiff aussahe, beweise, daß sie es von anderwerts her erhalten. Lactantius l. 1. c. 11.
Hertha Von denen Reudingern und denen Völckern, die an die Schwaben gegräntzet, und nach dem Meer zu gewohnet, meldet Tacitus c. 40. sie hätten die Hertha, oder die Mutter der Erde angebetet, die keine andere, als die Cyball die Mutter der Götter, seyn scheinet. Synt. Antiqu. Rom. ... Hachenberg Germ. med. diss. ...
  Es werden bey dem Tacito l.c. alle Völcker, die selbiger göttl. Ehre erwiesen haben, nahmhafftig gemacht. Es war dieser Göttin auf einer Insul des grossen Welt-Meeres ein Wald geheiliget, der castum nemus hieß; und wie einige vorgeben, so soll es auf der Insul Schonen, oder nach andern auf der Insul Heiligen-Land gewesen seyn. Von der erstern Meynung sehe man, was Claus Rudbeck in Atlante ... de Geolatria gemeldet hat; von der letztern kan Pontanus in Chorogr. Daniae p. 737. nachgesehen werden.
  Viele verstehen es auch von der Insul Rügen, als woselbst diese Göttin in besondern Ehren gehalten worden.
  • Aegid. Lacarrius ad Germ. 1. Taciti.
  • Micräl. Hist. Pommer. ...
  Es ward die Herthe als eine Weibes-Person von sonderbahren Ansehen vorgestellet. Auf dem Haupte hatte sie Thürme; in der rechten Hand einen Scepter, in der lincken aber einen Schlüssel, und am Leibe ein Kleid mit Korn, Kräutern, Blumen und Bäumen gestickt, und saß auf einen Wagen, der mit Löwen oder Kühen bespannet war. Einige bilden sie ab als eine Matrone, die einen Blumen-Crantz auf dem Haupte, in der einen Hand aber einen mit Früchten und lebendigen Thieren gefülltes Cornu copiae träget, und in der andern eine Kugel hält.  
  Es kommt diese teutsche Göttin fast durchgehends mit der Römischen Cybele überein. Ihr öffentlicher Gottes-Dienst war theils herrlich theils fürchterlich. Man hatte ihr einen Wagen gewidmet, der mit Kleidern bedeckt wurde, und welchen niemand als allein die ihr gewidmeten Götzen-Pfaffen anrühren dürfften.  
  Bey öffentlichen Proceßionen ward er von zwey Ochsen gezogen, welche vor sich, ohne angetrieben zu werden, hingehen mochten, wohin sie wollten. Nach geendigten Solennitäten wurde der Wagen, die Kleider und das Götzenbild selbst in einem geheiligten Seee gebadet, und abgewaschen; diejenigen aber, die solches verrichteten, wurde von der See verschlungen, oder vielmehr  
  {Sp. 1722}  
  von den Pfaffen hinein gestossen und ersäuffet. Man zeiget noch jetzo auf der Insul Rügen einen schwartzen See, von welchem man vorgiebt, daß es der nur gemeldete Heilige See seyn soll.
  • Altes und neues Rügen.
  • Micräliii Hist. Pommer. ...
  • Falckensteins Nordg. Alterth. ...
Ciza Also gedencket Conrad Urspergens. Chron. ... es hätten die Augspurger vormahls die Ciza verehret, von welcher der Eisenberg in der Stadt den Nahmen empfangen, und die Stadt selbst Cizera wäre genennet worden. Velser Rer. Aug. Vindel. l. 3.
  Schedius de Diis Germ. p. 155. hält solche vor die Isis, welches Velser l.c. gleichwol gantz und gar verwirfft, auch sich nicht getrauet, von der Ciza etwas gewisses zu sagen. Siehe auch Ulr. Pregitzers Sueuia Sacr. ...
Herkules Es gedenckt Tacitus l.c. cap. 3. ferner, die Teutschen hätten auch den Hercules verehrt, welchen, als den tapfersten Helden, sonderlich diejenigen, welche in Streit gegangen, angeruffen. Zwar sind einige, welche fürgeben, es sei vormahls ein tapferer König bey den Teutschen gewesen, der Hercules Alemannus geheissen.
  • Aventinus Ann. Boi. ...
  • Willich Comment. in Tac. Germ.
  • Rhenanus lib. 3. Rer. Germ.
  • Cluver G.A. ...
  Solches aber kommt mit den Alterthümern nicht überein. So viel ist gewiß, daß in der Haupt-Kirche zu Straßburg und zwar in der Capelle zu St. Michael, annoch um das 1225. Jahr, ein Bild zu sehen gewesen, welches Krutzmann geheissen, und das eben so gebildet, als wie man sonst den Hercules mit der Keule und Löwen-Haut zu mahlen pfleget. Königshov Chron. ...
  Schilter ad Koenigshovii Chronic. allwo die Figur und Beschreibung dieses Bildes mit beygefüget. Allein, der Krutzmann war, nichts anders, als Großmann.  
  Dem Hercules aber hat der Bayer-Fürst, Theodo, nicht weit von Regenspurg einen Hayn und Berg geweihet. Aventinus Ann. Boi. ...
Castor und Pollux Nach des Tacitus de M.G. cap. 43. Berichte, verehrten die Teutschen auch den Castor und Pollux. Doch diese Stelle des Tacitus ist sehr dunckel. Die gemeine Meynung gehet dahin, die Naharuali hätten aus Polen an Schlesien gegrätnzet, Cluver G.A. ... Cellarius Not. Orb. Antiq. ...
  Aber Christoph Wägemann ein Entwurf von Druidenfus p. 17. suchet diese Naharvalos in Nordgau, deutet auch das Wort Alces durch Alls ist, oder, daß es das Wesen der Dinge angezeiget habe. Er meynet zugleich, das Dorf Allersheim in Nordgau, komme mit des Ptolomäus seinen Alcimoenes überein, welches Pirckheimer vor Weissenburg in Nordgau halte. Schardius ... Cluver ... Cellarius ...
  Wollte man diese Gottheit vor den Castor und Pollux ansehen, so könnte sich einige Gleichheit finden, weil sie es Hercules Gefährten waren, der von seinem Groß-Vater, dem Alceus Alcides hieß. Gyrald. Syntagm. 10.
  Wollte man auch glauben, daß der Pythagoras bei denen Teutschen gewesen, so würde man sagen müssen, das von selben der Nahme Alcis herkomme, die eine berühmte Hure  
  {Sp. 1723|S. 875}  
  abgegeben, womit man übereinzustimmen scheinet, daß der Priester, der zu diesem Götzendienst bestellet war, weibliche Kleider anhaben muste. Allein man stehet vielmehr in den Gedancken, es wären sodann nicht die beyden Zwillinge, sondern vielmehr die Genii von denen Teutschen angebetet worden. Gellius Noct. Attic. l. 4. c. 11.
  daß selbige bey denen Cimbrern, Alffer geheissen, berichtet Arnkiel aus der Edda in Cimbr. Heyden Rel. l. 1. c. 16. woraus ohne Zweifel das Wort Alcis zusammen gesetzet worden. Alffer ist eben so viel, als Helffer, wovon auch das Wort Alcis, wenn man es aus dem Griechischen alke Schutz erkläret, verstanden werden kan: Wiewol die Römer die beyden Zwillinge auch soteras genennet haben. Strabo Geogr. l. 5.
Slawen: Zvantevith Die Slaven hatten auch ihre besondere Gottheiten, unter welchen der Rugianer ihr Zvantevith von Svanthe, welches nach der Slavonischen Sprache eben so viel, als Sanctum, und von Witz, welches ein Licht bedeutet, oben an stand.
  • Sax. Gram. Hist. Dan. l. 14.
  • Dubrav. Hist. Bohem. l. 1.
  • Helmold l. 1. c. 53.
  Dieser Abgott hatte 4. Köpfe, und auch so viel Hälse, wovon 2. nach der Brust, 2. aber nach dem Rücken zustanden. Es wurden ihm nicht allein die weissen Pferde gewidmet, sondern auch alle Jahre ein Christ geopffert.
  • Chron. August ad c. 1068.
  • Abr. Frencel de Diis Soraborum ...
  Seine Priester hatten mehr Gewalt, als der König selber.
  • Dio. Chrysostomus Orat. 49.
  • Helmoldus de Slauis l. 2. c. 12.
  Dieser Helmold l.c. l. 1. c. 6. l. 2. c. 12. will, es hätten die Rugianer, nachdem sie wieder in ihren alten Aberglauben verfallen, diesen Abgott aus dem St. Veit geschmiedet; wiewol andere sagen, es wäre des Zvanteviths Gottesdienst bereits vor dem St. Veit bekannt gewesen. Dieses scheinet daher bestärcket zu werden, weil die übrigen Gottheiten der Slaven sich auch in vithus endigten, wiewohl die Mönche aus dem Closter Corbey an statt derselben den St. Veit mögen eingeführet haben, daher, als die Slaven wiederum auf ihre vormalige Abgötterey geriethen, sie den Zvantevith ebenfalls von neuen hervor gesuchet.
  • Masius Antiqu. Mecklenb. c. 2.
  • Aexinus de Mecklenb. Conuers. §. 12.
  Seine sehr kostbares Bildniß stand in der Rugianer Hauptstadt Acron, welche Waldemar, König in Dännemarck, nach überwundenen Rugianern zerstörete.
  • Saxo Gram. l.c.
  • Helmold l.c.
  Der Böhmen-Fürst Wendislaus verlangte von dem Kayser Otto die Reliquien des Heil. Vitus, die er seinen Unterthanen, statt des Zvanteviths zu verehren, anbefohlen. Durravius.
  Nicht weniger war auch bey denen Rugianern, die Stadt Carentia, wegen dreyer Götter ihrer Tempel des Rugevieths, Porevieths und Poreunts gar berühmt.
  • Saxo Gram. ...
  • conf.
    • Abr. Frencel de Diis Sorabor.
    • und Joh. Pet. Ludewig de Diis Slauon.
Zernebock So beteten die Slaui auch den Teufel unter den Nahmen Zernebock an, welches einen schwartzen Gott hiesse, dem sie den Belbock, oder den guten Gott an die Seite setzten.
  • Helmold l. 1. c. 52.
  • Krantz Vandal. ...
  • Schedius de Diis Germ. ...
  • Masius l.c. c. 2.
Zutibure Nicht weniger hatten sie auch den Götzen Zutibure, den Wigbertus, der Bischof zu Merseburg ausgerottet. Ditmarus ...
Prono Unter der Obotriten und Wagrer ihren Gottheiten stand der Prono oder Prone oben an.
Helmold[1] l.c.
[1] HIS-Data: korrigiert aus Delmold
  Dieser Götze hatte kein Bildniß, sondern ward in ei-  
  {Sp. 1724}  
  nem geheiligten Walde, unter besondern, geweyheten Eichen verehret, vor welchen ein Vorhof und enge zusammen geflochtener Zaum war, worein zwey Thüren giengen, daher diejenigen irren, die ihm eine gewisse Abbildung zu schreiben. Helmold l.c. l. 1. c. 38.
  Bangert Not. ad Helmold. ... meynet, der bey dem Dorfe Wagern befindliche Wald sei dieser Gottheit geheiliget gewesen, welcher auch noch von ihm den Nahmen führen soll.
  • Schedius l.c.
  • Masius l.c.
  Krantz Vandal. ... hält davor, dieser Abgott habe seinen Nahmen von dem Griechischen Worte pronoia, welches so viel, als Vorsichtigkeit ist: Schedius hingegen leitet es vom Brenno ab, welchen Helden der gemeine Pöbel vor einen Gott verehret; Eccard aber de usu et praestant. studii etymolog. §. 2. führet es von dem Bravvo her, welches recht heisse, daß es also so viel, als einen Vorsteher der Gerechtigkeit bedeuten solle. Also ist des Brangerts Muthmassung nicht ungegründet, wenn er sagt: Es sey in dem geheiligten Hayn die glüende Eisen-Probe vorgenommen worden, welchem Aberglauben die Wagrier zugethan waren. Diese Götzen-Dienst hat endlich der Altenburgische Bischoff Geroldus zerstöret, und den ihm geheiligten Wald mit eigener Hand umgehauen und verbrannt.  
Siwa Der Polaber oder Ratzeburger Wenden Gottheit war die Siwa.
  • Helmold l. 1. c. 52.
  • Krantz Vandal. ...
  Dieser Abgott hatte beyde Hände auf den Rücken geschlagen, hielt in der einen ein Ey mit einem grünen Blate, in der andern aber einen goldenen Apfel, hatte fliegende bis an die Knie reichende Haare.  
  Schedius Syngr. ... will zwar, sie wäre sonst Symbulla oder Syeba genennet worden, muthmasset auch, sie sey des Sitalcis, eines Königs der Gothen, Tochter gewesen, die an den Anthyrius M. der Heruler König verheyrathet worden, und die man nachmahls als die Stamm-Mutter sämtlicher Vandaler verehret.  
  Allein Bangertus l.c. ... wie auch Masius ... halten vielmehr dafür, sie hätte bey denen Polaber-Wenden so viel, als die Venus seyn sollen; indem ihre Gestalt mit selbiger überein komme, habe auch daselbst ihr Tempel gestanden, wo Heinrich Leo nachhero die Haupt-Kirche hinbauen lassen. Helmold l. 1. c. 83.
Podaga Es wird auch der Plauer-Wenden ihre Podaga erwehnet, iedoch, wie solche ausgesehen, davon gedencken die Schriftsteller nichts.  
Radegast Bey den Obotriter-Wenden war vornehmlich der Radegast in hohen Ehren.
  • Helmold l. c. 52.
  • Krantz Vandal. ...
  Sein vornehmster Sitz war zu Rethra in Pommern.
  • Adam Bremens. Hist. Eccles. ...
  • Helmold l. 1. c. 2.
  • Krantz ...
  • Masius c. 4.
  • Eccard l.c.
  Wiewol, daß er auch zu Gadebusch angebetet worden, bestärcken nicht nur die annoch daselbst vorhandene Reliquien, sondern auch das darbey nahe liegende Dorf, samt dem an dem Städtgen vorbey fliessenden Flusse, der den Nahmen Radegast führet.
  • Caspar Büßing apud Tentzel. Monatl. Unterred. 1685. p. 694.
  • Bangert ad Helmold ...
  • Aexinus §. 15.
  • Masius c. 4. §. 6.
  Ja, es lässet sich aus verschiedenen Umständen darthun, daß selbiger Götze an mehr Orten verehret worden.
  • Masius c. 8.
  • Tentzel. Monatl. Unterred.
  wie man denn auch in dem Meisner Bezircke, zwischen Wurtzen und Torgau ein Dorf und  
  {Sp. 1725|S. 876}  
  dabey gelegenes Wäldchen antrifft, daß ebenfalls den Nahmen Radegast führet. an. 1695.  
  Sein Bild war von Golde, das Bette aber, worauf er lag, von Purpur. Engelhusius Chron. ... Masius ...
  Die Brust bedeckte ein Schild, auf welchen ein schwartzer Ochsen-Kopf zu sehen. In der Hand hielt er eine Streit-Axt, und auf dem Haupte saß ein Vögelgen. Wo der Ursprung dieses Radegasts herrühre, darüber finden sich verschiedene Meynungen, indem ihn einige bald aus Griechenland, bald von denen Vandalen, bald aus Teutschland herführen, und soll sein Nahme von Rathen und Gast zusammen gesetzt seyn.
  • Ad. Bremens. l. 2. c. 11.
  • Helmold l. 1. c. 2.
  Andere hingegen halten ihn vor einen König der Heruler, der sich absonderlich durch Kriege sehr berühmt gemacht habe. Masius c. 4.
  Es will Eccard l.c. §. 2. man habe von ihm kein Bildniß gehabt, sondern er wäre nur in einem Hayn angebetet worden, und gründet sich desfalls nicht nur auf den Dithmarus, sondern auch, weil Gosd im Wendischen einen geheiligten Hayn bedeute. Allein, da eben der Dithmarus selber eines Tempels gedencket, der in dem Hayn gestanden, und der mit Wendischen Götzen-Bildern angefüllet gewesen, so kan dieses Vorgeben nicht statt finden, sondern es erhellet vielmehr aus dem Dithmarus l. 6. p. 381. und demselben folgenden Engelhusius Chron. p. 1069. so viel, daß die Slaven allerdings einen Tempel gehabt, darinnen sie ihre Gottheiten und unter solchen vornehmlich den Radegast verehret.  
Göttinnen Es wurden auch einige Wahrsager-Weiber vor Göttinnen gehalten.  
  Von der Velleda meldet Tacitus Hist. 4. c. 61. u. 65. und vorher c. 11. u. 13. wie auch Keysler p. 377. 475. daß selbige bey den Bructerern unter des Kayser Vespasians Regierung bekannt gewesen, wäre auch vor eine Göttin verehret, und deren Aussprüche als heilig angenommen worden. Obgleich ihr Ansehen nach der Zeit gefallen, wie Tacitus l.c. l. 5. c. 25. meldet, sie selbst aber gefangen genommen worden zu seyn scheinet. Statius l. 1. c. 4. v. 90.
  Dio Caßius l. 67. p. 761. setzet dieser die Ganna an die Seite, und meldet auch gedachter Tacitus de M.G. c. 8. von der Aurinia, daß sie vor eine Göttin gehalten worden, woraus nachmahls die Alrunnen oder die Zauber-Weiber entstanden.
  • Jornandes de reb. Getic.
  • Aventinus Ann. Boi ...
  • Keysler ...
  • Georg. Stirnhielm in praef. ...
  • Menso Alting Notit. Germ. ...
  • Schedius de Diis ...
  • Gesner Mithrid. ...
  • Eccard l.c.
  Von der Jetta, die eine Wahrsagerin gewesen, und an dem Necker gewohnet, welcher auch der Berg, darauf nachmahls das Heidelberger Schloß gebauet worden, geweyhet war, ist bey dem Hubert Thom. Leodius Antiquit. Heidelbergens. p. 295. gedacht.  
  Bey den Marsern, die an dem Rhein wohneten, war der Tanfana Tempel sehr berühmt, welchen Cäsar von Grund aus zerstöret.
  • Tacitus Ann. l.c. 51.
  • Nic. Schatenius Ann. Westph. …
  • Jac. Spon. in Aris
  • Thomas Reinesius Synt. …
  • Keysler
  Es stehet Cluver G.A. … in den Gedancken, als ob durch Tanfana der Anfang aller Dinge zu verstehen, mithin solches so viel sey, als Th'Anfang; allein fan bedeutete vielmehr bey den Alten einen Herrn oder Gott.
  • In Ulphila Evangeliis Matth.
  {Sp. 1726}
  VII, 22.
   
  • Keysler Antiq. Septentr. …
  • Gundling de Feudis
  Daher vielleicht das Wort fanum seinen Ursprung hat, und solches zwar um so viel mehr, weil der Tanfana Tempel bei denen Teutschen einer der allerältesten war. Es ist auch der Name Tanfana heut zu Tage noch übrig, in den alten Flecken Borgholtzhausen, ohnweit dem alten Schloß Ravensberg, woher die ganze Grafschafft ihren Nahmen hat, welches der Pöbel corrupt Dempfpfanne zu nennen pfleget.
  • Reinerus Reineccius Comment. ad Witikindi Monum.
  • Meinders de Statu Relig. ...
  Daß aber die Marsser ehedem in der Grafschafft Ravensberg ihren Sitz gehabt, beweiset Philipp Cluver p. 705. und also erkläret er auch Ann. IV. c. 73. Die Baduhenna, welche die Frießier anbeteten. Siehe auch Meinders p. 126.
  Und dieses deswegen. weil Bedon im Arabischen einen Anfang bedeutete. Es scheinet aber, als ob beyde Wahrsager-Weiber gewesen, absonderlich, weil die Teutschen dem weiblichen Geschlechte etwas göttliches und weissagendes beylegten, deren Aussprüche sie nicht in den Wind schlugen. Tacitus de M.G. c. 8.
  Absonderlich nahmen die Friessen dieses sehr genau in acht. Kemp. de orig. …
  Und meynet man, der Baduhenna heil. Wald würde dermahlen Sevenwolden genennet. Ryck Not. ad Tacit. …
     

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Stand: 2. Februar 2013 © Hans-Walter Pries