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Zedler: Teutsche [7] HIS-Data
5028-42-1680-3-07
Titel: Teutsche [7]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 42 Sp. 1710
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 42 S. 868
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Folgender Artikel: Teutsche [8]
Hinweise:
  • Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe Hauptartikel
  • Für die Auflösung der Quellenangaben siehe: Personen

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Übersicht
Eigenschafften
Ehestand
Begräbnisse
Religion und Gottes-Dienst
  allgemeine Götter

Stichworte Text Quellenangaben und Anmerkungen
  Eigenschafften.  
  Sonsten waren die Teutschen weder listig noch verschlagen, weswegen sie auch ihre Geheimnisse leichtlich offenbarten, und also gerne ihr Wort hielten. Tacitus de M.G. cap. 22. und Ann. l. 13. c. 59.
  Dieser Tugend halber wählten die Römischen Kayser die Teutschen so gerne zu ihren Leib-Wachten und Waffenträger,
  • Svetonius c. 49. in Ann. de Galba c. 12.
  • Tacitus l. 15. c. 58.
  • Herodianus l. 4. cap. 7. und l. 8. c. 7.
  Nebst dem waren sie über alle andere Völcker gastfrey.
  • Tacitus de M.G. c. 21.
  • Cäsar de B.G. c. 23.
  Denn sie hielten es vor eine Sünde, iemanden von ihren Häusern wegzuweisen, sondern sie satzten ihnen vielmehr vor, was ihre Haushaltung vermochte. War es bei einem aufgezehret, so ging der Wirth mit seinem Gaste in ein ander Haus, allwo man sie mit gleicher Willfährigkeit aufnahm: Es mochten nun Bekannte oder Unbekannte seyn, so beobachteten sie bey selbigen das Gast-Recht. Reisete einer wieder fort, so gab man ihm, was er forderte, wie denn das Fordern bey Ihnen also bräuchlich.  
  {Sp. 1711|S. 869}  
  Sie liessen sich gerne beschencken, und fanden sich einige unter ihnen, die silberne Geschirre besassen, die sie nehmlich in Gesandtschafften empfangen, die sie gleichwol nicht höher, als die irrdenen hielten.
  • Tacitus l.c. cap. 5.
  • Cluver ...
  Sie achteten auch wegen eines Geschenckes sich niemanden verbunden. Gegen ihre Gäste bezeugeten sie sich freundlich, gegen Vertriebene waren sie mitleidig, in Liebes-Sachen mäßig. Des Schreibens und Lesens waren sie alle insgesamt unerfahren. Tacitus de M.G. cap. 19.
  Einige Handwercks-Leute aber wurden bey ihnen gefunden, nehmlich Wagner, Schlösser, Schwerdfeger, Gürtler, Gerber, Mahler, Schneider und dergleichen. Auch wusten sie mit dem Schiffbau und der Schiffahrth umzugehen, wie sie denn würcklich auf der Ost-See Schiffe gehen hatten. Man sahe aber bey ihren Schiffen keine Segel, sondern blosse Ruder, und die Schiff-Leute waren mit Leder wohl verwahrt.  
  So kannten sie auch weder Gold noch Silber, doch erlangten endlich diejenigen, die dem Rheine am nächsten wohnten einige Erkänntniß davon, wie nicht weniger auch von einigen Römischen Müntzen.  
  Tiefer ins Land hinein ward Handel und Wandel bloß durch Umsetzen und Tauschen getrieben. Wenn sie ja Geld zu nehmen genöthiget waren: so nahmen sie kein anders als altes, und solches das sehr gänge und gäbe war, nehmlich Serratos und Bigatos. So hielten sie auch mehr aufs Silber, als aufs Gold, nicht, als ob sie jenes höher geachtet, sondern weil die Silber-Müntzen gebräuchlicher waren, und im Handel und Wandel alles dafür zu erhalten stand. Tacitus l.c. cap. 5.
  Wucher hingegen zu treiben, und Zinse zu nehmen, war ihnen eine gantz unbekannte Sache, und daher rühret es, daß sie diese Gewohnheit besser beobachteten, als wenn es ihnen verboten gewesen wäre. Tacitus l.c. cap. 26.
     
  Ehestand.  
  Zum Ehestande schritten sie langsam, indem sie es vor eine schändliche Sache hielten, vor dem 20sten Jahre ein Weibesbild zu kennen.
  • Tacitus l.c. c. 20.
  • Cäsar de B.G. V. cap. 21.
  Es eilte auch das Weibesvolck nicht zum Heyrathen, die sonst an Grösse dem Mannsvolcke gleicheten; also waren die einander heyratheten, allemahl von gleichem Alter und Kräfften, welches ihre erzeugten Kinder sattsam bewiesen.  
  Den Ehestand hielten sie sehr heilig und strenge, welches an ihnen ohnstreitig die gröste Tugend war. Denn unter allen Barbarischen Völckern waren sie beynahe die eintzigen, die sich mit einer Frau begnügen liessen, sehr wenige ausgenommen, die nicht sowol aus Geilheit, als vielmehr wegen ihres hohen Standes, sich mehr, als eine Frau, beylegen liessen.
  • Cäsar l.c. l. 1. cap. 53.
  • Tacitus cap. 18.
  Die Aussteuer brachte nicht die Frau dem Manne, sondern dieser der Frau zu, wenn die Hochzeit vollzogen, kamen die Eltern und Freunde zusammen, und besahen selbige, ob sie ihnen auch anständig. Diese nun bestand nicht in weiblichen Schmucke, noch einigen Braut-Zierrathen, sondern in Ochsen, einem gezäumten Pferde, Schilde, Spiesse und Schwerdt. Nach solchen Ge-  
  {Sp. 1712}  
  schencken ward die Hochzeit vollzogen.  
  Die Frau hingegen übergab dem Manne ebenfalls etwas an Waffen, und hierinnen bestand die Ehe-Verbindung, so wurden auch diese Dinge als Heiligthümer und Ehe-Götter angesehen. Damit aber die Frau sich nicht etwan einbilden möchte, als ob sie an der Tapferkeit, und denen Feldzügen, keinen Antheil habe, ward sie gleich bey Anfang des Ehestandes erinnert, daß sie zu ihrem Manne kommen, als eine Gesellin seines Glücks und Unglücks, und daß sie Krieg und Frieden mit ihm ausstehen müste. Dieses wurde durch die zusammengebundene Ochsen, das gezäumte Pferd, und die mitgebrachten Waffen angezeiget: Und auf solche Weise muste sie mit ihrem Manne leben und sterben. Sie empfieng hiermit dasjenige, was sie denen Kindern unverletzt, und als würdige Sachen, hinterlassen, und die sie ihren Schnüren und Enckeln übergeben könne.  
  Bei dergleichen Umständen führten sie allerdings ein keusches Leben, weil sie durch üppige Gastgebote zu keinen Wollüsten verleitet wurden, daher setzte es auch bey ihnen, ob sie schon ein überaus zahlreiches Volck, sehr wenig Ehebruch, der sogleich auf frischer That, und zwar von dem Manne, bestrafft ward. Denn nachdem er der Frau in Gegenwart ihrer Befreundten die Haare oben abgeschnitten, und sie nackend ausgezogen hatte, stieß er sie zum Hause hinaus, und schlug sie den gantzen Flecken hindurch, weil die einmahl verletzte Keuschheit gantz keine Aussöhnung statt finden ließ. Eine also verstossene mochte so schön, so jung, und so reich sein, als sie wollte, so konnte sie sich doch niemals wiederum an Mann bringen.  
  Niemand war bey ihnen zu finden, der über ein Laster gelachet hätte, man nennte es auch nicht böse Zeiten, wenn man andere verführete, oder sich selber verführen ließ. Daher war es ihn ein grosses Lob, daß sich alle als Jungfrauen verheyratheten, und unter der Bedingung rechtmäßge Weiber zu werden, in den Ehestand traten.  
  Wie sie nun solchergestalt einen Mann nahmen, also waren sie auch mit selben ein Leib und Leben. Sie dachten auch an keine andere, oder fremde Liebe, indem sie ihren Mann aus keinem andern Absehen, als weil er ihr Mann, liebeten. Nicht weniger hielten sie es vor ein groß Verbrechen, nicht mehr, als nur eine gewisse Anzahl Kinder haben, oder jemanden von ihren Verwandten umbringen wollen. Tacitus de M.G. cap. 19.
  Die Schwester-Kinder wurden von den Groß-Eltern ebenso geliebet und geehret, als wie bey ihren Eltern, wiewol einige dafür hielten, daß allhier ein weit stärckeres Band der Blut-Freundschafft sey, daher sie auch, wenn Geisseln gegeben werden musten, jene vornemlich verlangten, weil sie den Ihrigen näher am Hertzen lagen.  
  In Erbschafften folgten die Kinder denen Eltern nach, und wuste man nichts von Testamenten. Waren keine Kinder vorhanden, so erbete der nächste Anverwandte, nemlich die Brüder, Vettern, und Groß-Eltern. Je mehr man in einem Hause Befreundte und Verwandte zehlen konnte, desto vergnüglicher fiel ihnen  
  {Sp. 1713|S. 870}  
  das Alter, weil Kinderlose seyn, bey ihnen was verächtliches hieß. Tacitus de M.G. c. 20. und 51.
  Nebst dem sahen sie es vor eine Nothwendigkeit an, so wohl des Vaters, als auch der Verwandten ihre Freund- und Feindschafft über sich zu nehmen. Jedoch was ihre Feindschafft anlangete, so daurete selbige nicht ewig, denn man konnte einen Todschlag mit einer gewissen Anzahl Viehes verbüssen, die so dann die gantze Freundschafft unter sich theilete. Tacitus l.c. c. 21.
  Ihre Schauspiele waren nur einerley Art, indem die erwachsenen Knaben durch die blosen Schwerdter und Spiese nackend hindurch sprangen. Durch die lange Ubung hatten sie hieraus eine Kunst, und aus dieser eine sonderbare Ehre gemacht, jedoch ward solches von ihnen ohne allen Gewinst verrichtet, wiewol das Vergnügen, welches die Zuschauer an diesem kühnen Unterfangen hatten, eine Belohnung heissen konnte.  
  Des Spielens bedienten sie sich auch, wenn sie etwas wichtiges vorhatten, und zwar mit solcher Begierde zu gewinnen, oder zu verlieren, daß, wenn sie nichts mehr aufzusetzen hatten, der letzte Wurff auf ihre Freyheit und auf ihren Leib ankam. Wer nun verspielte, begab sich gantz willig in die Knechtschafft, und ungeachtet er jünger, oder stärcker, so ließ er sich doch gantz geduldig binden, und verkaufen. Dieses war billig eine scheltbare Verwegenheit zu nennen, sie aber hießen es; sein Wort halten. Tacitus cap. 24.
     
  Begräbnisse.  
  Bey ihren Leichen-Diensten gieng es gantz nicht prächtig zu; nur darauf sahe man, daß die Leiber berühmter Männer mit gewissen Höltzern verbrannt werden musten. Auf den Holtzhaufen warfen sie weder Kleider, noch wohlriechende Sachen, sondern nur die Waffen, und bei einigen muste sein Leib-Roß mit dran.  
  Doch haben auch einig Teutsche-Völcker ihre Todten begraben. Zum Grabmahl erwählten sie einen grünen Rasen; kostbare und mühsame Grabstätte aber verachteten sie völlig, weil solche dem Verstorbenen nur beschwerlich wären. Sie hatten auch keine Gottes-Acker oder besondere Örter, wo sie ihre Todten hin zu begraben pflegten. Gemeiniglich erwählten sie sich zu denen Grab-Stätten ihrer verstorbenen, die Gegend schattigter Wälder oder anmuthiger Wiesen, weil die Seelen nach ihrer Meynung an dergleichen Örtern ein besonders Vergnügen finden sollten. Besonders aber sahen sie darauf, daß so wohl die Urnen der verbrannten Cörper, als auch diejenigen, die nicht waren verbrannt worden, an solche Örter begraben worden, bey welchem viel Leute vorbei reiseten, damit auf solche Art das Gedächtnis der Verstorbenen bey den Vorbey-Reisenden in unvergeßlichen Andencken bleiben möchte. Cypräus l. 1. Annal. Episc. Slesv. c. 2. p. 15.
  Bey ihren Leichen-Begängnissen pflegten sie keine grosse Betrübniß und Klagen, wenigstens was das äusserliche anlangte, mercken zu lassen. Plut. in con. fol. ad Apollin. ...
  Dem innerlichen Schmertz und Betrübniß aber hiengen sie lange nach. Denen Weibsbildern gebührete es, die Trauer anzulegen. Denen Männern hingegen war es genug das Andencken zu bezeugen.
  • Tacitus
  {Sp. 1714}  
   
  cap. 27.
   
  • Cluver ...
  • Cäsar de R.G. lib. 6. cap. 28.
  • Keysler Antiq. Septentr. ...
  • Jodoc. Herm. Nunningh Sepulcret. Westphalico-Mimigardic. Gentil. ...
     
  Religion und Gottes-Dienst.  
  Die alten Teutschen hatten keine andere, als die Heydnische Religion, worinnen sie insgesammt mit einander überein kamen. Sie glaubten keine Aufferstehung der Leiber, und kein künfftiges Gericht. Doch stunden Sie in der Meynung, daß ihre Seelen nach dem Tode in einer andern Welt, und in andern Cörpern leben würden, dahero es auch kam, daß sie durchgehends willig zum Sterben waren.  
  In Verehrung der Gottheiten aber gieng immer eine teutsche Nation von der andern ab. Man muß dahero zwischen den Göttern der alten Teutschen einen guten Unterschied machen. Denn es sind dieselben entweder allgemeine, der sich alle teutsche Völcker bedienet, oder aber besondere, nur einem oder dem andern Volcke gemein gewesen. Jene waren solche, denen man gewisse Täge gewidmet hatte, von denen sie auch die Nahmen empfangen und die wir jetzo nach der Ordnung ansehen wollen.  
allgemeine Götter Zwar wenn man dem Cäsar de B.G. cap. 21. folgen solte, so müsten die Teutschen nur die Sonne, den Mond, und den Vulcan verehret haben, indem sie von den andern auch nicht einmahl etwas gewust. Dahero fällt auch Cluver Germ. Antiq. ... auf den Irrwahn, daß er sich eingebildet, es wäre denen Teutschen das Geheimniß der Dreieinigkeit bekannt gewesen, indem sie durch die Sonne GOtt den Vater, durch den Mond GOtt den Sohn, und durch das Feuer GOtt den Heiligen Geist verstanden.  
  Der Meynung Cluverii treten bey Schedius de Diis Germ. und Wägemann im Druyden Fuß. Der letzte nimmt zum Beweiß die Signa Hieroglyphica zu Ermezheim, und will solches aus denen bey einem Druyden Bildniß stehenden einfach, und wiederum zweyer in einander solchergestallt geschlossenen Circuln oder Ringen, deren eines des andern Centrum berühret, und nach seiner Meynung, einen Triangulum aequilateralem ausmachen, mithin die Heil. Dreyfaltigkeit andeuten soll, erweisen. Den eintzelnen Ring oder Circul hält er vor ein Symbolum aeternitatis, und sagt, dadurch werde GOttes Ewigkeit, die kein Anfang noch Ende hat, vorgebildet.  
  Es ist aber bereits mehr als zu gewiß, daß diese Figuren keine Ringe, wie Wägemann dafür erhält, sondern Schlangen-Eyer, als gleichsam der Druyden Insignia oder Wapen sind. Es hat auch Masius in Antiqu. Mecklenb. c. 1. die Unrichtigkeit dieses Vorgebens hinlänglich dargethan. Denn daß die Teutschen in den allerersten Zeiten den wahren und einigen GOtt mögen verehret haben, ist um deswillen wohl zu glauben, weil Noa seine Kinder und Kindes Kinder, ohne allen Zweifel von dem wahren GOtt und dessen Wesen, wird haben unterrichten lassen.  
  Daß sie aber in den folgenden Zeiten den rechten Gottes-Dienst verlassen, und dargegen viele falsche Gottheiten verehret haben, ist aus dem Tacito, als welcher die beste Nachricht von denen Teutschen ge-  
  {Sp. 1715|S. 871}  
  habt hat, mehr als zu wohl bekannt, und man muß ihm dahero billig mehr glauben beymessen, als dem Julius Cäsar, der unter den Römern Teutschland zuerst gesehen hat.  
Sonne Der erste Abgott unter allen war die Sonne, welche die Menschen nach ihrem Falle, als das vornehmste unter dem Himmels-Heer zu verehren anfiengen. Dergestalt, daß sie vor den Regierer der übrigen Lichter, ja vor den Beherrscher der Welt gehalten ward.
  • Cicero in somn. Scip.
  • Macrobius Saturn. ...
  • Philipp a Turre in Monument. Vet. Antii.
  • Voßius in Theol. Gentil.
  • Van Dalen de Idololatr.
  Also ist dieser Gottes-Dienst aus dem Morgenlande auch zu denen Teutschen überkommen, die, nebst andern Gottheiten, die Sonne insonderheit verehrten.
  • Cäsar l.c.
  • Cluver l.c. ...
  • Schedius de Diis Germ. ...
  • Hachenberg Germ. med. Diss. ...
  Insonderheit aber war sie ein vornehmer Abgott der Sachsen, die solchen Gottesdienst mit in Engeland brachten. Werner Rolevinck de Ant. Sax. ...
  Es finden sich auch einige, die dafür halten, ob habe in der Alt-Märckischen Stadt Soltwedel ein Sonnen-Tempel gestanden, welches aber Schedius und Sagittarius in Hist. Marchiae Soltwedelensis §. 89. als ungewisse, blos von dem Nahmen entlehnte Muthmassungen, billig verwerfen: Ja, wenn Soltwedel von der Sonne seinen Nahmen bekommen hätte, müste es vielmehr Sun- oder Sonnenwedel heissen; jedoch hat der Sundag oder Sonntag von daher seinen Nahmen empfangen.  
Mond Nach der Sonne hat die andere Stelle der Mond, von welchem Cäsar l.c. VI. c. 21. redet, daß die Teutschen selben ebenfalls als einen Gott verehret. Wenn sie also ihre öffentlichen Angelegenheiten vornehmen wolten, kamen sie im neuen oder vollen Lichte zusammen, ja sie richteten sich auch bey ihren Schlachten nach dem Lauf des Mondes.
  • Tacitus de Mor. Germ. cap. 11.
  • Conrad Lotho Chron. Brunsu. ...
  Die Zeit-Bücher wollen, es sey der Mond vornehmlich zu Lüneburg verehret worden, wo zugleich ein berühmter Monds-Tempel, nebst dessen Statue gestanden, die von dem Julius Cäsar errichtet, von Carln dem Grossen aber, oder dem Bischoff Egistius zerstöhret worden sey, und von welchem Monds-Dienste die Stadt auch den Nahmen empfangen haben soll. Conrad Lotho l.c. ...
  Allein Schedius versichert, es habe selbige vielmehr von der vorbey fliessenden Lune den Nahmen erhalten, dahingegen Sagittarius de Diis Germ. ... solchen von den Linonibus ableitet.  
  Dem Mond war der andere Wochen-Tag gewidmet, der deswegen der Maendag hieß. Memor. Hist. Luneb. §. 2.
Mars Hierauf folget der Mars, ein bei der Sonne stehendes Gestirn, und vornehmster Abgott bei denen Teutschen.
  • Tacitus l.c. c. 9. Hist. l. 4. c. 64.
  • Wittichind l. 1. p. 633.
  Zu Cölln am Rhein hatte er einen gar berühmten Tempel, wohin A. Vitellius als er von denen Soldaten in Germanien zum Kayser war aufgeworfen worden, den Dolch, damit sich der Otto ums Leben gebracht hatte, als ein geweihetes Geschencke schickte. Svetonius in Vitel. c. 10.
  Man will auch Marburg in Hessen, Merseburg in Schwaben, und Merseburg in Meissen, hätten von diesem Abgott ihre Benen-  
  {Sp. 1716}  
  nungen empfangen.
  • Aeneas Sylvius Europ. c. 30.
  • Althammer in Tac. Germ. p. 11.
  • Irenicus Exeg. Germ. ...
  • Brotuff Chron. Merseb. ...
  • Ditmarus ...
  Andere aber stimmen hiermit nicht überein.
  • Aventinus Ann. Boior. ...
  • Schedius l.c.
  • Winckelmann in Not. Hist. Westph. ...
  Es hieß aber der Mars bey denen Teutschen Thies, und ward der dritte Tag in der Woche ihm geheiliget, der deswegen der Thiesdag oder Dienstag hieß. Cluver ...
  Wiewohl ihn andere von Ding oder dem Gerichte lieber den Dingstag nennen.
  • Gobelinus Persona Colmod. ...
  • Arnkiel Cimbr Heyden Rel. ...
Merkur Nach dem Mars kommt der Mercurius, welchen die Teutschen an gewissen Tägen Menschen opferten.
  • Tacitus de M.G. c. 9.
  • Cäsar de Bell. Germ. c. 17.
  • Voßius de idololat. aber meynet das Gegentheil.
  Sie stellten ihn als einen schönen Knaben gantz nackend vor, ausser daß die lincke Seite über der Schulter mit einem Fecht-Rocke bedeckt war. Auf dem Haupte trug er ein feines gelbes Haar, und zwischen seinen langen Schöpfen giengen goldene Flug-Federn hervor. In der lincken hatte er einen Herolds-Stab, in der Rechten hielt er einen Geld-Sack.  
  Sonst ward er auch als eine junge Manns-Person vorgestellt, die keinen Barth hatte. Auf dem Haupte war er mit 2. kleinen Flügeln versehen, und trug einen Huth mit einem kleinen Rande. Auf dem Rücken hatte er einen kleinen Mantel, in der rechten Hand einen Geld-Beutel, in der Lincken einen Stab, um welchen 2. Schlangen geflochten waren, also daß sie die Köpfe gegen einander kehrten. An den Füssen hatte er wiederum Flügel, und neben ihm stund ein Hahn. Gynaldi Tr. de Diis Gent.
  Nach ihrer Sprache nennten ihn die Teutschen Wodan oder Godan.
  • Paul. Diac. de Gest. l. 1. c. 9. und 20.
  • Arnkiel ...
  Von diesem Nahmen Godan, soll nach des Voßius Berichte, das deutsche Wort GOtt herkommen.
  • Gottfr. Viterbiens. in Chron. ...
  • Voßius de Orig. ...
  Es war aber dieser teutsche Mercurius von dem Mercurio der Römer gantz unterschieden. Denn da er bey diesen ein Gott der Beredsamkeit, der Kaufmannschafft, der Wege und der Strassen, wie auch der Fecht-Kunst, und ein Bothe der Götter war; so wurde hingegen der Mercurius bei den Teutschen vor einen Krieges-Gott gehalten. Ihm gehörte der mittlere Tag in der Woche, der ehemahls Wodanstag, und heut zu Tage Mittwochen genennet wird.
  • Gobelin. Pers. Cosmod. ...
  • Engelhus in Chron. ...
  • Schedius in Syngr. ...
Jupiter Der fünffte war der Jupiter, als der vornehmste unter den Heyden ihren Gottheiten, und dessen Verehrung allen Völckern, absonderlich aber denen Celten gemein, und bey diesen die wichtigste war. Cäsar l.c. 6. c. 17.
  Sie ehreten ihn unter dem Nahmen Taranis. Lucanus ...
  Welches Wort so viel als Donnernder hieß, und woraus die mitternächtigen Völcker den Thor geschmiedet.
  • M. Adami de Situ Daniae ...
  • Ericus Olai Hist. Suec. ...
  • Grotius Proleg. ...
  • Marquard Freher Orig. Palat. ...
  Ihm ward jede Woche an deren fünfften Tage durch besondere Priester geopfert, daher dieser Tag  
  {Sp. 1717|S. 872}  
  der Thorsdag, woraus nachgehens Donnerstag gemacht worden, hieß.
  • Gobel. Pers. l.c. 6. c. 4.
  • Olai l.c.
  • Worm. Monum. Dan. l. 3.
  Sein vornehmster Tempel stand zu Dornburg, welches daher seinen Nahmen empfangen.
  • Ditmarus ...
  • Lambertus Schafnaburgens. ad an. 971.
  Ja die Thüringer selber haben ohne Zweifel von selben ihren Nahmen, weil Ingi so viel, als Nachkommen bedeutet, daher Thoringi so viel als Nachkömmlinge des Gottes Thor heissen, von welchem sie entsprossen zu seyn, vorgaben. Sagittarius Antiqu. Reg. Thuring. ...
  Die gemeine Meynung will auch dahin gehen, als ob Hamburg von dem Jove Hammone seinen Nahmen habe, weil des Jupiters Tempel vormahls daselbst gestanden, welchen Carl der Grosse nebst 12. andern Götzen-Bildern zerstöhret hätte, welches aber Krantz Metropoli ... billig vor eine Fabel hält.  
Venus Die sechste Stelle besitzt die Venus. Diese soll insonderheit bey denen Sachsen, und zwar zu Magdeburg unter der Gestalt eines nackenden Weibs-Bildes auf einem Wagen stehend, deren Haupt mit einem Myrten-Krantz umgeben, auf der Brust eine brennende Fackel, in der rechten Hand die Welt-Kugel, in der lincken aber drey göldene Äpfel haltend, verehret worden seyn.
  • Krantz Sax. ...
  • Bothonis Chron. Brunsu. Pictur. ad an. 781.
  • Gyraldus Hist. Deor. ...
  Hinter ihr befanden sich 3. andere Weibsbilder, welche die Griechen Charites, die Lateiner Gratias nenneten, diese waren auch nackend, und reichten mit von einander gekehrten Gesichtern Äpfel, als Geschencke dar. Vor dem Wagen waren zwey Schwane, und ebenso viel Tauben neben einander gespannet. Dieses Bild soll Carl der Grosse gleichfalls zerstöret haben. Bei denen mitternächtischen Völckern hieß sie Früco, von welcher sie ebenfalls vorgaben, daß sie denen Menschen Freude und Wollust zu wege zu bringen pflege. M. Adami de situ reg. Dan. n. 92.
  Diese Venus also hieß Frica, oder Frea wovon der Friedag oder Freytag seinen Nahmen empfangen Persona l.c. ... Cluver l.c. ...
Saturn Endlich folgt der Saturnus, den die Abendländischen Völcker vor allen ehreten. Cicero de Divin. l. 3. ... Dionys. Halicarn. Antiqu. Rom. ...
  Er ward der Sater genennet, wovon der siebende Wochen-Tag der Satertag hieß. Cluver ...
  Ihn haben insonderheit die Sachsen unter dem Nahmen Crodo auf dem Schloß Hartesburg angebetet.  
Wochentage Es rührte hauptsächlich von denen Egyptiern her, daß jeder Tag seinen eigenen Gott haben muste, von denen es die abendländischen Völcker, und mithin die Teutschen empfangen.
  • Dio Caßius Hist. Rom. l. 36. ...
  • Herodotus l. 2. c. 82.
  • Marsham Can. Chron. Sec. ...
  • Heineccius de Crodone ...
  Die Ursach aber, warum sie vornehmlich diesen Göttern die Wochen-Tage gewiedmet, giebt Gobelinus Persona l.c. aet. 2. c. 4 diese:  
  „Von diesen 7. Nahmen der Planeten haben die Tage im Jahre bey denen Völckern verschiedene Nahmen empfangen; denn sie nennten deswegen ieden Tag nach dem Planeten, von dem sie glaubten, daß er in der ersten Stunde des Tages das Regiment führe, hielten auch dafür, es herrsche jeder Planet nur eine Stunde. Weil ihnen nun die Sonne vor allen andern Planeten, der helleste,  
  {Sp. 1718}  
  und am kräfftigsten würckende zu seyn schiene, so wiedmeten sie ihr den ersten Tag, sagten auch, sie besitze die erste Stunde von selben. Die andere gaben sie der Venus; die dritte dem Mercurius; die vierte dem Mond; die fünfte dem Saturnus; die sechste dem Jupiter, die siebende dem Mars; alsdann die achte wieder der Sonne, die neunte der Venus: und also stiegen sie immer weiter hinan, oder herunter nach den Nahmen der Planeten bis auf die 24. Stunde, die dem Mercurius zugetheilet war. Weil nun die andere Tages-Stunde des folgenden Tages dem Mond zugehörte, so hiessen sie ihnen den Mondtag, und also ferner etc."  
  Es ist auch eine gemeine Tradition der Chronicken, daß Julius Cäsar, nachdem er über den Rhein gegangen, zum Gedächtniß der 7. Planeten 7. Städte erbauet habe.  
 
  • Soltwedel zu Ehren der Sonne;
  • Lüneburg, dem Mond zu Ehren;
  • Merseburg dem Mars;
  • Herrsburg dem Mercurius;
  • Hamburg dem Jupiter Ammon;
  • Magdeburg der Venus,
  • und Saterburg dem Saturnus zu Ehren,
 
  welche Fabel aber Krantz Sax. ... und Sagittarius March. Soltwedel ... genugsam widerleget haben.  
     

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Stand: 1. März 2013 © Hans-Walter Pries