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Quellenangaben und Anmerkungen
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Eigenschafften. |
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Sonsten waren die Teutschen weder listig noch verschlagen, weswegen sie auch
ihre Geheimnisse leichtlich offenbarten, und also gerne ihr
Wort hielten. |
Tacitus de M.G. cap. 22. und
Ann. l. 13. c. 59. |
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Dieser
Tugend halber wählten die Römischen
Kayser die Teutschen so gerne zu
ihren Leib-Wachten und Waffenträger, |
- Svetonius c. 49. in Ann. de
Galba c. 12.
- Tacitus l. 15. c. 58.
- Herodianus l. 4. cap. 7. und l. 8.
c. 7.
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Nebst dem waren sie über alle andere
Völcker gastfrey. |
- Tacitus de M.G. c. 21.
- Cäsar
de B.G. c. 23.
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Denn sie hielten es vor eine Sünde, iemanden von ihren Häusern wegzuweisen,
sondern sie satzten ihnen vielmehr vor, was ihre Haushaltung vermochte. War es
bei einem aufgezehret, so ging der Wirth mit seinem Gaste in ein ander Haus,
allwo man sie mit gleicher Willfährigkeit aufnahm: Es mochten nun Bekannte oder
Unbekannte seyn, so beobachteten sie bey selbigen das Gast-Recht. Reisete einer
wieder fort, so gab man ihm, was er forderte, wie denn das Fordern bey Ihnen
also bräuchlich. |
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{Sp. 1711|S. 869} |
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Sie liessen sich gerne beschencken, und fanden sich einige unter ihnen, die
silberne Geschirre besassen, die sie nehmlich in Gesandtschafften empfangen, die
sie gleichwol nicht höher, als die irrdenen hielten. |
- Tacitus l.c. cap. 5.
- Cluver
...
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Sie achteten auch wegen eines Geschenckes sich niemanden verbunden. Gegen
ihre Gäste bezeugeten sie sich freundlich, gegen Vertriebene waren sie
mitleidig, in Liebes-Sachen mäßig. Des
Schreibens und Lesens waren sie alle
insgesamt unerfahren. |
Tacitus de M.G. cap. 19. |
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Einige
Handwercks-Leute aber wurden bey ihnen gefunden, nehmlich Wagner,
Schlösser, Schwerdfeger, Gürtler, Gerber, Mahler, Schneider und dergleichen.
Auch wusten sie mit dem Schiffbau und der Schiffahrth umzugehen, wie sie denn
würcklich auf der Ost-See Schiffe gehen hatten. Man sahe aber bey ihren Schiffen
keine Segel, sondern blosse Ruder, und die Schiff-Leute waren mit Leder wohl
verwahrt. |
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So kannten sie auch weder Gold noch Silber, doch erlangten endlich
diejenigen, die dem
Rheine am nächsten wohnten einige
Erkänntniß davon, wie
nicht weniger auch von einigen Römischen Müntzen. |
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Tiefer ins Land hinein ward Handel und Wandel bloß durch Umsetzen und
Tauschen getrieben. Wenn sie ja
Geld zu nehmen genöthiget waren: so nahmen sie
kein anders als altes, und solches das sehr gänge und gäbe war, nehmlich
Serratos und Bigatos. So hielten sie auch mehr aufs Silber, als
aufs Gold, nicht, als ob sie jenes höher geachtet, sondern weil die
Silber-Müntzen gebräuchlicher waren, und im Handel und Wandel alles dafür zu
erhalten stand. |
Tacitus l.c. cap. 5. |
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Wucher hingegen zu treiben, und Zinse zu nehmen, war ihnen eine gantz
unbekannte
Sache, und daher rühret es, daß sie diese
Gewohnheit besser
beobachteten, als wenn es ihnen verboten gewesen wäre. |
Tacitus l.c. cap. 26. |
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Ehestand. |
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Zum
Ehestande schritten sie langsam, indem sie es vor eine
schändliche Sache
hielten, vor dem 20sten Jahre ein
Weibesbild zu kennen. |
- Tacitus l.c. c. 20.
- Cäsar
de B.G. V. cap. 21.
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Es eilte auch das Weibesvolck nicht zum
Heyrathen, die sonst an Grösse dem
Mannsvolcke gleicheten; also waren die einander heyratheten, allemahl von
gleichem Alter und
Kräfften, welches ihre erzeugten
Kinder sattsam
bewiesen. |
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Den
Ehestand hielten sie sehr heilig und strenge, welches an ihnen
ohnstreitig die gröste Tugend war. Denn unter allen Barbarischen
Völckern waren
sie beynahe die eintzigen, die sich mit einer
Frau begnügen liessen, sehr wenige
ausgenommen, die nicht sowol aus
Geilheit, als vielmehr wegen ihres hohen
Standes, sich mehr, als eine Frau, beylegen liessen. |
- Cäsar l.c. l. 1. cap. 53.
- Tacitus cap. 18.
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Die Aussteuer brachte nicht die
Frau dem
Manne, sondern dieser der Frau zu,
wenn die Hochzeit vollzogen, kamen die
Eltern und Freunde zusammen, und besahen
selbige, ob sie ihnen auch anständig. Diese nun bestand nicht in
weiblichen
Schmucke, noch einigen
Braut-Zierrathen, sondern in Ochsen, einem gezäumten
Pferde, Schilde, Spiesse und Schwerdt. Nach solchen Ge- |
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{Sp. 1712} |
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schencken ward die Hochzeit vollzogen. |
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Die
Frau hingegen übergab dem
Manne ebenfalls etwas an Waffen, und hierinnen
bestand die
Ehe-Verbindung, so wurden auch diese
Dinge als Heiligthümer und
Ehe-Götter angesehen. Damit aber die Frau sich nicht etwan einbilden möchte, als
ob sie an der Tapferkeit, und denen Feldzügen, keinen Antheil habe, ward sie
gleich bey Anfang des
Ehestandes erinnert, daß sie zu ihrem Manne kommen, als
eine Gesellin seines Glücks und Unglücks, und daß sie Krieg und
Frieden mit ihm
ausstehen müste. Dieses wurde durch die zusammengebundene Ochsen, das gezäumte
Pferd, und die mitgebrachten Waffen angezeiget: Und auf solche Weise muste sie
mit ihrem Manne leben und
sterben. Sie empfieng hiermit dasjenige, was sie denen
Kindern unverletzt, und als
würdige Sachen, hinterlassen, und die sie ihren
Schnüren und Enckeln übergeben könne. |
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Bei dergleichen Umständen führten sie allerdings ein
keusches
Leben, weil
sie durch üppige Gastgebote zu keinen Wollüsten verleitet wurden, daher setzte
es auch bey ihnen, ob sie schon ein überaus zahlreiches
Volck, sehr wenig
Ehebruch, der sogleich auf frischer That, und zwar von dem
Manne,
bestrafft
ward. Denn nachdem er der
Frau in
Gegenwart ihrer Befreundten die Haare oben
abgeschnitten, und sie nackend ausgezogen hatte, stieß er sie zum Hause hinaus,
und schlug sie den gantzen
Flecken hindurch, weil die einmahl verletzte
Keuschheit gantz keine Aussöhnung statt finden ließ. Eine also verstossene
mochte so schön, so jung, und so
reich sein, als sie wollte, so konnte sie sich
doch niemals wiederum an
Mann bringen. |
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Niemand war bey ihnen zu finden, der über ein Laster gelachet hätte, man
nennte es auch nicht
böse Zeiten, wenn man andere verführete, oder sich selber
verführen ließ. Daher war es ihn ein grosses Lob, daß sich alle als
Jungfrauen
verheyratheten, und unter der Bedingung
rechtmäßge
Weiber zu werden, in den
Ehestand traten. |
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Wie sie nun solchergestalt einen
Mann nahmen, also waren sie auch mit selben
ein
Leib und
Leben. Sie dachten auch an keine andere, oder fremde
Liebe, indem
sie ihren Mann aus keinem andern Absehen, als weil er ihr Mann, liebeten. Nicht
weniger hielten sie es vor ein groß Verbrechen, nicht mehr, als nur eine gewisse
Anzahl
Kinder haben, oder jemanden von ihren Verwandten umbringen wollen. |
Tacitus de M.G. cap. 19. |
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Die Schwester-Kinder wurden von den Groß-Eltern ebenso
geliebet und geehret,
als wie bey ihren
Eltern, wiewol einige dafür hielten, daß allhier ein weit
stärckeres
Band der Blut-Freundschafft sey, daher sie auch, wenn Geisseln
gegeben werden musten, jene vornemlich verlangten, weil sie den Ihrigen näher am
Hertzen lagen. |
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In Erbschafften folgten die
Kinder denen
Eltern nach, und wuste man nichts
von Testamenten. Waren keine Kinder vorhanden, so erbete der nächste
Anverwandte, nemlich die Brüder, Vettern, und Groß-Eltern. Je mehr man in einem
Hause Befreundte und Verwandte zehlen konnte, desto vergnüglicher fiel ihnen |
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{Sp. 1713|S. 870} |
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das Alter, weil Kinderlose seyn, bey ihnen was verächtliches hieß. |
Tacitus de M.G. c. 20. und 51. |
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Nebst dem sahen sie es vor eine
Nothwendigkeit an, so wohl des
Vaters, als
auch der Verwandten ihre Freund- und Feindschafft über sich zu nehmen. Jedoch
was ihre Feindschafft anlangete, so daurete selbige nicht ewig, denn man konnte
einen Todschlag mit einer gewissen Anzahl Viehes verbüssen, die so dann die
gantze Freundschafft unter sich theilete. |
Tacitus l.c. c. 21. |
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Ihre Schauspiele waren nur einerley
Art, indem die erwachsenen Knaben durch
die blosen Schwerdter und Spiese nackend hindurch sprangen. Durch die lange
Ubung hatten sie hieraus eine
Kunst, und aus dieser eine sonderbare
Ehre
gemacht, jedoch ward solches von ihnen ohne allen
Gewinst verrichtet, wiewol das
Vergnügen, welches die Zuschauer an diesem kühnen Unterfangen hatten, eine
Belohnung heissen konnte. |
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Des Spielens bedienten sie sich auch, wenn sie etwas wichtiges vorhatten,
und zwar mit solcher
Begierde zu gewinnen, oder zu
verlieren, daß, wenn sie
nichts mehr aufzusetzen hatten, der letzte Wurff auf ihre
Freyheit
und auf ihren
Leib ankam. Wer nun verspielte, begab sich gantz willig in die
Knechtschafft,
und ungeachtet er jünger, oder stärcker, so ließ er sich doch gantz
geduldig
binden, und verkaufen. Dieses war
billig eine scheltbare Verwegenheit zu nennen,
sie aber hießen es; sein
Wort halten. |
Tacitus cap. 24. |
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Begräbnisse. |
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Bey ihren Leichen-Diensten gieng es gantz nicht prächtig zu; nur darauf sahe
man, daß die
Leiber berühmter
Männer mit gewissen Höltzern verbrannt werden
musten. Auf den Holtzhaufen warfen sie weder Kleider, noch wohlriechende Sachen,
sondern nur die Waffen, und bei einigen muste sein Leib-Roß mit dran. |
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Doch haben auch einig Teutsche-Völcker ihre Todten begraben. Zum Grabmahl
erwählten sie einen grünen Rasen; kostbare und mühsame Grabstätte aber
verachteten sie völlig, weil solche dem Verstorbenen nur beschwerlich wären. Sie
hatten auch keine Gottes-Acker oder besondere
Örter, wo sie ihre Todten hin zu
begraben pflegten. Gemeiniglich erwählten sie sich zu denen Grab-Stätten ihrer
verstorbenen, die Gegend schattigter
Wälder oder anmuthiger Wiesen, weil die
Seelen nach ihrer
Meynung an dergleichen
Örtern ein besonders Vergnügen finden
sollten. Besonders aber sahen sie darauf, daß so wohl die Urnen der verbrannten
Cörper, als auch diejenigen, die nicht waren verbrannt worden, an solche Örter
begraben worden, bey welchem viel Leute vorbei reiseten, damit auf solche Art
das Gedächtnis der Verstorbenen bey den Vorbey-Reisenden in unvergeßlichen
Andencken bleiben möchte. |
Cypräus l. 1. Annal. Episc.
Slesv. c. 2. p. 15. |
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Bey ihren Leichen-Begängnissen pflegten sie keine grosse Betrübniß und
Klagen, wenigstens was das äusserliche anlangte, mercken zu lassen. |
Plut. in con. fol. ad Apollin. ... |
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Dem innerlichen Schmertz und Betrübniß aber hiengen sie lange nach. Denen
Weibsbildern gebührete es, die Trauer anzulegen. Denen
Männern hingegen war es
genug das Andencken zu bezeugen. |
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{Sp. 1714} |
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- Cluver ...
- Cäsar de R.G. lib. 6. cap. 28.
- Keysler Antiq.
Septentr. ...
- Jodoc. Herm. Nunningh Sepulcret.
Westphalico-Mimigardic. Gentil. ...
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Religion und Gottes-Dienst. |
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Die alten Teutschen hatten keine andere, als die Heydnische Religion,
worinnen sie insgesammt mit einander überein kamen. Sie glaubten keine
Aufferstehung der
Leiber, und kein künfftiges
Gericht. Doch stunden Sie in der
Meynung, daß ihre
Seelen nach dem
Tode in einer andern
Welt, und in andern
Cörpern leben würden, dahero es auch kam, daß sie durchgehends willig zum
Sterben waren. |
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In Verehrung der Gottheiten aber gieng immer eine teutsche Nation von der
andern ab. Man muß dahero zwischen den
Göttern der alten Teutschen einen guten
Unterschied machen. Denn es sind dieselben entweder allgemeine, der sich alle
teutsche
Völcker bedienet, oder aber besondere, nur einem oder dem andern
Volcke
gemein gewesen. Jene waren solche, denen man gewisse Täge gewidmet hatte, von
denen sie auch die
Nahmen empfangen und die wir jetzo nach der
Ordnung ansehen
wollen. |
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allgemeine Götter |
Zwar wenn man dem Cäsar de B.G. cap. 21. folgen
solte, so müsten die Teutschen nur die Sonne, den Mond, und den Vulcan verehret
haben, indem sie von den andern auch nicht einmahl etwas gewust. Dahero fällt
auch Cluver Germ. Antiq. ... auf den Irrwahn, daß er
sich eingebildet, es wäre denen Teutschen das Geheimniß der Dreieinigkeit
bekannt gewesen, indem sie durch die Sonne
GOtt den
Vater, durch den Mond GOtt
den
Sohn, und durch das Feuer GOtt den
Heiligen Geist verstanden. |
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Der Meynung Cluverii treten bey Schedius
de Diis Germ. und Wägemann im Druyden Fuß. Der letzte
nimmt zum
Beweiß die Signa Hieroglyphica zu Ermezheim, und will solches
aus denen bey einem Druyden Bildniß stehenden einfach, und wiederum zweyer in
einander solchergestallt geschlossenen Circuln oder Ringen, deren eines des
andern Centrum berühret, und nach seiner
Meynung, einen Triangulum
aequilateralem ausmachen, mithin die Heil. Dreyfaltigkeit andeuten soll,
erweisen. Den eintzelnen Ring oder Circul hält er vor ein Symbolum
aeternitatis, und
sagt, dadurch werde
GOttes Ewigkeit, die kein Anfang noch
Ende hat, vorgebildet. |
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Es ist aber bereits mehr als zu gewiß, daß diese Figuren keine Ringe, wie
Wägemann dafür erhält, sondern Schlangen-Eyer, als gleichsam
der Druyden Insignia oder Wapen sind. Es hat auch Masius
in Antiqu. Mecklenb. c. 1. die Unrichtigkeit dieses Vorgebens
hinlänglich dargethan. Denn daß die Teutschen in den allerersten Zeiten den
wahren und einigen
GOtt mögen verehret haben, ist um deswillen wohl zu glauben,
weil Noa seine
Kinder und Kindes Kinder, ohne allen Zweifel von dem wahren GOtt
und dessen
Wesen, wird haben
unterrichten lassen. |
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Daß sie aber in den folgenden Zeiten den rechten Gottes-Dienst verlassen,
und dargegen viele falsche Gottheiten verehret haben, ist aus dem
Tacito, als welcher die beste Nachricht von denen Teutschen ge- |
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{Sp. 1715|S. 871} |
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habt hat, mehr als zu wohl bekannt, und man muß ihm dahero
billig mehr
glauben beymessen, als dem Julius Cäsar, der unter den Römern
Teutschland zuerst gesehen hat. |
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Sonne |
Der erste Abgott unter allen war die Sonne, welche die
Menschen nach ihrem
Falle, als das vornehmste unter dem Himmels-Heer zu verehren anfiengen.
Dergestalt, daß sie vor den
Regierer der übrigen Lichter, ja vor den Beherrscher
der
Welt gehalten ward. |
- Cicero in somn. Scip.
- Macrobius Saturn. ...
- Philipp a Turre in
Monument. Vet. Antii.
- Voßius in Theol. Gentil.
- Van Dalen de Idololatr.
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Also ist dieser Gottes-Dienst aus dem Morgenlande auch zu denen Teutschen
überkommen, die, nebst andern Gottheiten, die Sonne insonderheit verehrten. |
- Cäsar l.c.
- Cluver l.c. ...
- Schedius de Diis Germ. ...
- Hachenberg Germ. med. Diss. ...
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Insonderheit aber war sie ein vornehmer Abgott der
Sachsen, die solchen
Gottesdienst mit in Engeland brachten. |
Werner Rolevinck de Ant. Sax. ... |
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Es finden sich auch einige, die dafür halten, ob habe in der Alt-Märckischen
Stadt Soltwedel ein Sonnen-Tempel gestanden, welches aber Schedius
und Sagittarius in Hist. Marchiae Soltwedelensis §.
89. als ungewisse, blos von dem
Nahmen entlehnte Muthmassungen,
billig
verwerfen: Ja, wenn Soltwedel von der Sonne seinen Nahmen bekommen hätte, müste
es vielmehr Sun- oder Sonnenwedel heissen; jedoch hat der Sundag oder Sonntag
von daher seinen Nahmen empfangen. |
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Mond |
Nach der Sonne hat die andere Stelle der Mond, von welchem Cäsar
l.c. VI. c. 21.
redet, daß die Teutschen selben ebenfalls als einen
Gott verehret. Wenn sie also ihre öffentlichen Angelegenheiten vornehmen wolten,
kamen sie im neuen oder vollen Lichte zusammen, ja sie richteten sich auch bey
ihren Schlachten nach dem Lauf des Mondes. |
- Tacitus de Mor. Germ. cap. 11.
- Conrad Lotho Chron. Brunsu. ...
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Die Zeit-Bücher wollen, es sey der Mond vornehmlich zu Lüneburg verehret
worden, wo zugleich ein berühmter Monds-Tempel, nebst dessen Statue gestanden,
die von dem Julius Cäsar errichtet, von Carln dem
Grossen aber, oder dem
Bischoff Egistius zerstöhret
worden sey, und von welchem Monds-Dienste die
Stadt auch den
Nahmen empfangen
haben soll. |
Conrad Lotho l.c. ... |
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Allein Schedius versichert, es habe selbige vielmehr von
der vorbey fliessenden Lune den Nahmen erhalten, dahingegen Sagittarius
de Diis Germ. ... solchen von den Linonibus ableitet. |
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Dem Mond war der andere Wochen-Tag gewidmet, der deswegen der Maendag hieß. |
Memor. Hist. Luneb. §. 2. |
Mars |
Hierauf folget der Mars, ein bei der Sonne stehendes Gestirn, und
vornehmster Abgott bei denen Teutschen. |
- Tacitus l.c. c. 9. Hist. l. 4. c. 64.
- Wittichind l. 1. p. 633.
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Zu Cölln am
Rhein hatte er einen gar berühmten Tempel, wohin A.
Vitellius als er von denen Soldaten in Germanien zum
Kayser war
aufgeworfen worden, den Dolch, damit sich der Otto ums
Leben
gebracht hatte, als ein geweihetes Geschencke schickte. |
Svetonius in Vitel. c. 10. |
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Man will auch Marburg in Hessen, Merseburg in
Schwaben, und Merseburg in
Meissen, hätten von diesem Abgott ihre Benen- |
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{Sp. 1716} |
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nungen empfangen. |
- Aeneas Sylvius Europ. c. 30.
- Althammer in Tac. Germ. p. 11.
- Irenicus Exeg. Germ. ...
- Brotuff Chron. Merseb. ...
- Ditmarus ...
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Andere aber stimmen hiermit nicht überein. |
- Aventinus Ann. Boior. ...
- Schedius l.c.
- Winckelmann in Not. Hist.
Westph. ...
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Es hieß aber der Mars bey denen Teutschen Thies, und ward der dritte Tag in
der Woche ihm geheiliget, der deswegen der Thiesdag oder Dienstag hieß. |
Cluver ... |
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Wiewohl ihn andere von Ding oder dem
Gerichte lieber den Dingstag nennen. |
- Gobelinus Persona Colmod. ...
- Arnkiel Cimbr Heyden Rel. ...
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Merkur |
Nach dem Mars kommt der Mercurius, welchen die Teutschen an gewissen Tägen
Menschen opferten. |
- Tacitus de M.G. c. 9.
- Cäsar de Bell. Germ. c. 17.
- Voßius de idololat.
aber meynet das Gegentheil.
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Sie stellten ihn als einen schönen Knaben gantz nackend vor, ausser daß die
lincke Seite über der Schulter mit einem Fecht-Rocke bedeckt war. Auf dem Haupte
trug er ein feines gelbes Haar, und zwischen seinen langen Schöpfen giengen
goldene Flug-Federn hervor. In der lincken hatte er einen Herolds-Stab, in der
Rechten hielt er einen Geld-Sack. |
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Sonst ward er auch als eine junge
Manns-Person vorgestellt, die keinen Barth
hatte. Auf dem Haupte war er mit 2. kleinen Flügeln versehen, und trug einen
Huth mit einem kleinen Rande. Auf dem Rücken hatte er einen kleinen Mantel, in
der rechten Hand einen Geld-Beutel, in der Lincken einen Stab, um welchen 2.
Schlangen geflochten waren, also daß sie die Köpfe gegen einander kehrten. An
den Füssen hatte er wiederum Flügel, und neben ihm stund ein Hahn. |
Gynaldi Tr. de Diis Gent. |
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Nach ihrer
Sprache nennten ihn die Teutschen Wodan oder Godan. |
- Paul. Diac. de
Gest. l. 1. c. 9. und 20.
- Arnkiel ...
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Von diesem
Nahmen Godan, soll nach des Voßius
Berichte, das deutsche
Wort
GOtt herkommen. |
- Gottfr. Viterbiens. in Chron. ...
- Voßius de Orig. ...
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Es war aber dieser teutsche Mercurius von dem Mercurio der Römer gantz
unterschieden. Denn da er bey diesen ein Gott der Beredsamkeit, der
Kaufmannschafft, der Wege und der Strassen, wie auch der Fecht-Kunst, und ein
Bothe der
Götter war; so wurde hingegen der Mercurius bei den Teutschen vor
einen Krieges-Gott gehalten. Ihm gehörte der mittlere Tag in der Woche, der
ehemahls Wodanstag, und heut zu Tage Mittwochen genennet wird. |
- Gobelin. Pers. Cosmod. ...
- Engelhus in Chron. ...
- Schedius in Syngr.
...
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Jupiter |
Der fünffte war der Jupiter, als der vornehmste unter den Heyden ihren
Gottheiten, und dessen Verehrung allen
Völckern, absonderlich aber denen Celten
gemein, und bey diesen die wichtigste war. |
Cäsar l.c. 6. c. 17. |
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Sie ehreten ihn unter dem
Nahmen Taranis. |
Lucanus ... |
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Welches
Wort so viel als Donnernder hieß, und woraus die mitternächtigen
Völcker den Thor geschmiedet. |
- M. Adami de Situ Daniae ...
- Ericus Olai Hist. Suec. ...
- Grotius Proleg. ...
- Marquard
Freher
Orig. Palat. ...
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Ihm ward jede Woche an deren fünfften Tage durch besondere Priester
geopfert, daher dieser Tag |
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{Sp. 1717|S. 872} |
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der Thorsdag, woraus nachgehens Donnerstag gemacht worden, hieß. |
- Gobel. Pers. l.c. 6. c. 4.
- Olai l.c.
- Worm. Monum. Dan. l. 3.
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Sein vornehmster Tempel stand zu Dornburg, welches daher seinen
Nahmen
empfangen. |
- Ditmarus ...
- Lambertus
Schafnaburgens. ad an. 971.
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Ja die Thüringer selber haben ohne Zweifel von selben ihren Nahmen, weil
Ingi so viel, als Nachkommen bedeutet, daher Thoringi so viel als
Nachkömmlinge des
Gottes Thor heissen, von welchem sie entsprossen zu
seyn, vorgaben. |
Sagittarius Antiqu. Reg. Thuring.
... |
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Die gemeine
Meynung will auch dahin gehen, als ob Hamburg von dem Jove
Hammone seinen
Nahmen habe, weil des Jupiters Tempel vormahls daselbst
gestanden, welchen Carl der Grosse nebst 12. andern
Götzen-Bildern zerstöhret hätte, welches aber Krantz
Metropoli ...
billig vor eine Fabel hält. |
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Venus |
Die sechste Stelle besitzt die Venus. Diese soll insonderheit bey denen
Sachsen, und zwar zu Magdeburg unter der
Gestalt eines nackenden
Weibs-Bildes
auf einem Wagen stehend, deren Haupt mit einem Myrten-Krantz umgeben, auf der
Brust eine brennende Fackel, in der rechten Hand die Welt-Kugel, in der lincken
aber drey göldene Äpfel haltend, verehret worden seyn. |
- Krantz Sax. ...
- Bothonis Chron. Brunsu. Pictur. ad an. 781.
- Gyraldus Hist. Deor.
...
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Hinter ihr befanden sich 3. andere
Weibsbilder,
welche die
Griechen
Charites, die
Lateiner Gratias nenneten, diese waren auch nackend,
und reichten mit von einander gekehrten Gesichtern Äpfel, als Geschencke dar.
Vor dem Wagen waren zwey Schwane, und ebenso viel Tauben neben einander
gespannet. Dieses Bild soll Carl der Grosse gleichfalls
zerstöret haben. Bei denen mitternächtischen
Völckern hieß sie Früco,
von welcher sie ebenfalls vorgaben, daß sie denen
Menschen Freude und Wollust zu
wege zu bringen pflege. |
M. Adami de situ reg. Dan. n. 92. |
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Diese Venus also hieß Frica, oder Frea wovon der Friedag
oder Freytag seinen
Nahmen empfangen |
Persona l.c. ... Cluver
l.c. ... |
Saturn |
Endlich folgt der Saturnus, den die Abendländischen
Völcker vor allen
ehreten. |
Cicero de Divin. l. 3. ...
Dionys. Halicarn. Antiqu. Rom. ... |
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Er ward der Sater genennet, wovon der siebende Wochen-Tag der
Satertag hieß. |
Cluver ... |
|
Ihn haben insonderheit die
Sachsen unter dem
Nahmen Crodo auf dem
Schloß Hartesburg angebetet. |
|
Wochentage |
Es rührte hauptsächlich von denen Egyptiern her, daß jeder Tag seinen
eigenen
Gott haben muste, von denen es die abendländischen
Völcker, und mithin
die Teutschen empfangen. |
- Dio Caßius Hist. Rom. l. 36. ...
- Herodotus l. 2. c. 82.
- Marsham Can. Chron. Sec. ...
- Heineccius de Crodone ...
|
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Die
Ursach aber, warum sie vornehmlich diesen
Göttern die Wochen-Tage
gewiedmet, giebt Gobelinus Persona l.c. aet. 2. c.
4 diese: |
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„Von diesen 7. Nahmen der Planeten haben die Tage im
Jahre bey denen Völckern verschiedene Nahmen empfangen; denn sie nennten
deswegen ieden Tag nach dem Planeten, von dem sie glaubten, daß er in der ersten
Stunde des Tages das Regiment führe, hielten auch dafür, es herrsche jeder
Planet nur eine Stunde. Weil ihnen nun die Sonne vor allen andern Planeten, der
helleste, |
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{Sp. 1718} |
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und am kräfftigsten würckende zu seyn schiene, so wiedmeten sie ihr den
ersten Tag, sagten auch, sie besitze die erste Stunde von selben. Die andere
gaben sie der Venus; die dritte dem Mercurius; die vierte dem Mond; die fünfte
dem Saturnus; die sechste dem Jupiter, die siebende dem Mars; alsdann die achte
wieder der Sonne, die neunte der Venus: und also stiegen sie immer weiter hinan,
oder herunter nach den Nahmen der Planeten bis auf die 24. Stunde, die dem
Mercurius zugetheilet war. Weil nun die andere Tages-Stunde des folgenden Tages
dem Mond zugehörte, so hiessen sie ihnen den Mondtag, und also ferner etc." |
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Es ist auch eine gemeine Tradition der Chronicken, daß Julius Cäsar,
nachdem er über den
Rhein gegangen, zum Gedächtniß der 7. Planeten 7.
Städte
erbauet habe. |
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- Soltwedel zu
Ehren
der Sonne;
- Lüneburg, dem Mond zu Ehren;
- Merseburg dem Mars;
- Herrsburg dem Mercurius;
- Hamburg dem Jupiter Ammon;
- Magdeburg der Venus,
- und Saterburg dem Saturnus zu Ehren,
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welche Fabel aber
Krantz Sax. ... und Sagittarius
March. Soltwedel ... genugsam widerleget haben. |
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