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Zedler: Teutschland [2] HIS-Data
5028-43-273-5-02
Titel: Teutschland [2]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 43 Sp. 278
Jahr: 1745
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 43 S. 152
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Stichworte Text  
  Was die  
  {Sp. 279|S. 153}  
  Regiments Forme  
  von Teutschland betrifft: So genoß dieses Land, bis auf die Zeiten Julius Cäsars, einer völligen Freyheit. Denn obgleich jegliches Volck seinen König hatte: so war doch deren Gewalt dermaßen eingeschränckt, daß sie bey den allgemeinen Reichs-Tägen nichts weiter als den Vortrag zu thun, und hernach die Vollziehung des beschlossenen zu besorgen hatten. Und also war zu den ältesten Zeiten eine Democratie in Teutschland, und ein jedweder Einwohner suchte die Freyheit seines Vaterlandes wider dessen Feinde mit allem Ernste zu vertheidigen.  
  Besonders hatten die alten Teutschen mit den Römern öfftere Kriege, waren aber doch immer wieder dieselben glücklich. Endlich aber wandte sich das Glück auf der Römer Seite, nachdem Julius Cäsar in Teutschland einzubrechen anfieng. Es waren zur selbigen Zeit die Römer von den Cimbrern und Teutonen nicht nur feindlich angefallen worden; sondern es waren auch einige Teutsche unter dem Ariovistus in Gallien eingerückt. Diese jagte Cäsar zuförderst über den Rhein zurück. Alsdenn bauete er einige Zeit hernach eine Brücke über den Unter-Rhein, und gieng mit dem Kriegs-Heer hinüber; zog sich aber nach etlich und 20 Tagen wieder zurück, und brach die Brücke ab, als sich die Feinde, seinem Bericht nach, in ihre Sümpffe und Wälder geflüchtet hatten.  
  Da nun dieser sahe, wie er mit Gewalt wider sie nichts auszurichten vermochte, brachte er einige auserlesene Leute von ihnen durch grosse Geschencke auf seine Seite, dergestalt, daß sie ihm in dem Kriege wider die Gallier so wohl als nachmahls in den Bürgerlichen Kriegen nicht wenig Beystand leisteten. Zu des Kaysers Augusts Zeiten war dessen Stiefsohn, Drusus, so glücklich, daß er bis an die Elbe durchdrung, wie denn auch Tiberius die Teutschen unter dem gedachten Kayser bezwang, da denn viele von selbigen in Franckreich gebracht wurden. Jedoch erlitte Augustus von den Teutschen 2 schwere Niederlagen unter den Lollius, hauptsächlich unter den Quintilius Varus.  
  Zu des Kaysers Tiberius Zeiten wurde der berühmte Teutsche Held Arminius geschlagen; und obgleich Caligula und Domitianus wider die Teutschen nicht viel auszurichten vermochten, so wurden sie doch durch den Antonius Pius, M. Aurelius Commodus, Caracalla, Alexander Severus, Maximinus Thracen und Claudius zum öfftern geschlagen, auch nach und nach bezwungen. Jedoch sind weder die Sachsen noch verschiedene andere Völcker an der Weser, Elbe und über der Donau von den Römern bezwungen worden. Ja die Gothen, Longobarden, Burgunder, Vandalen und andere Nationem, die sich in Teutschland nieder gelassen, sind vielmehr in Italien eingefallen.  
  In dem 3 Jahrhundert schlugen sich einige Teutsche Völcker zusammen, um ihre Freyheit wider die Römer zu vertheidigen, dahero sie mit dem Nahmen der Francken beleget wurden. Diese waren so glücklich, daß sie in dem 5 Jahrhundert unter ihrem Anführer Clodio (dann Pharamund noch in Teutschland regieret haben muß, wenn er je ein König über dieses Volck gewesen) Meroveus, Chilperich und Clodoväus in  
  {Sp. 280}  
  Gallien einbrachen, und nicht allein sich selbiges Land unterwarffen, sondern auch die meisten übrigen Teutschen Völcker unter ihre Gewalt brachten, zumahl nachdem der König Clodoväus in der 496 bey Zülpich gehaltenen Schlacht die Allemannier überwunden hatte. Es hatte bereits Clodoväi Armee die Flucht ergriffen, als der Clodoväus Christum um Hülffe anrieff, auch ein Christ zu werden gelobete, wozu ihn, seine Gemahlin die Crotildis offte ermahnet hatte. Worauf er das Treffen von neuen anfieng, die Allemannier, nachdem ihr König geblieben, in die Flucht brachte, und sie mit seinem Reiche verknüpffte.  
  Nach den Allemanniern kam die Reihe an die Bajoarer wiewohl bey keinem eintzigen Schrifftsteller zu finden ist, auf was Art sie denen Francken unterwürffig worden. Denn der Aventinus … will haben, nachdem sie in dem Treffen bey Tolbiac ihren König verlohren, hätten sie mit denen Francken ein Bündniß errichtet. Brunnner Hist. Boi. p. 179. will behaupten, daß sie sich aus Furcht oder aus Hochachtung denen Francken unterworffen. So viel ist gewiß, daß ihre aus dem Agilolfingischen Hause herstammende Fürsten unter den Francken gestanden, in dem des Clodoväi Sohn Cheodorius ihre eigene Gesetze bestätigte. Unter ihm ist in ein Theil des Allemannischen Gebietes von den Francken eine neue Colonne gebracht worden, welche der Landschafft den Nahmen Franckenland gegeben, um die Allemannier, Bojos und Thüringer in Gehorsam zu erhalten. Nach seinem Absterben wurde das Fränckische Reich in seine 4 Söhne getheilet.  
  Unser Vorhaben ist nicht eines jeden derer Fränckischen Könige Verrichtungen zu untersuchen, sondern wir wollen nur dasjenige vornehmen, was zur Teutschen Historie gehöret, So hat demnach König Theodorich die Thüringer unter ihrem Könige Hermenfried überwunden, selbigen erschlagen und Thüringen verwüstet. Chlotarius bändigte im Jahr 555 die aufrührischen Sachsen, und durchstreiffte Thüringen, weil die Thüringer den Sachsen beygestanden.  
  Ob sie nun wohl nach 2 Jahren von neuen in Francken einfielen, so wurden sie doch bald fortgejaget. Unter Clotario II. fielen sie von neuem in Francken ein, schlugen auch dessen Sohn den Dagobert in die Flucht, als aber der König Chlotarius selbsten zu Felde gieng, überwand er deren General, den Bertoald, verwüstete gantz Sachsen, erlegte deren eine grosse Menge, zwunge sie auch zu einem jährlichen Tribut von 500 Kühen, die ihnen aber sein Sohn Dagobert, damit er sich ihrer wieder die Wenden bedienen möchte, erließ.  
  Unter dem Dagobert entspann sich mit den Sachsen ein neuer Krieg indem sie 715 der Attuarier ihre Grentzen verwüsteten. Doch der Carolus Martellus trieb sie wieder zurück; worauf 721 ein neuer Krieg angieng sie wurden aber auch überwunden. Eben dieser Carolus machte sie 737 zinßbar, als sie aber von neuem abfielen, wurden sie  745 von Carlmanno und Pipino überwunden. Pipinus hatte 753 wegen Untreue abermahls mit ihnen zu thun, und verwüstete ihnen das Land, zwang sie auch zu einem Tribut, daß sie nehmlich 300 Pferde liefern musten. Endlich ward Carolus III.  
  {Sp. 281|S. 154}  
  ihr völliger Meister.  
  Sothane grosse Eroberungen der Francken gaben Anlaß, daß ihre Länder in Ost- und West-Francken, oder, welches eben das in Austrasiam und Neustriam, in Österreich und Westen-Reich, vertheilet wurden, zwischen beyden machte der Köhler-Wald den Unterschied. Unter Austrasien ward in den nachherigen Zeiten gantz Teutschland begriffen, so weit es etwan unter den Francken stund, und hieß Francia Orientalis oder Teutonica, weswegen auch die Könige der Teutschen nachgehends öffters Könige der Francken genennet wurden.  
  Bis hieher hatte Teutschland vor seine Freyheit mit gutem Erfolge gestritten. Denn obwohl die Römer bis an den Rhein und die Donau gekommen waren: so blieb doch der gröste Theil von Teutschland in seiner Freyheit. Endlich unter Caroli M. Regierung wurde diese Freyheit bey seinem Monarchischem Regimente fast gäntzlich übern Hauffen geworffen, indem er die grossen Hertzoge, die ihm zuwider waren herunter warff, und an deren Statt kleine Grafen setzte. Von dieser Zeit an wurde Teutschland hundert Jahr lang von den Carolingischen Kaysern regieret, die in nachstehender Ordnung auf einander gefolget sind:  
 
 
800. Carl der Grosse.
 
 
 
814. Ludewig der Fromme.
 
 
 
840. Lotharius I.
 
 
 
855. Ludewig II.
 
 
 
875. Carl II. der Kahlköpffigte.
 
 
 
878. Ludewig III. der Stammlende.
 
 
 
879. Carolomannus.
 
 
 
880. Carl III. der Feiste.
 
 
 
887. Arnulfus.
 
 
 
899. Ludewig IV. der nicht Kayser, sondern nur König von Teutschland war.
 
  Es stund aber Teutschland nicht länger unter der Francken Könige Gewalt, als bis auf Ludewig II. welcher in der Theilung der väterlichen Lande, Teutschland als ein besonders Reich erhielt, von welcher Zeit an solches diese Eigenschafft bis auf den heutigen Tag behalten hat. Nach dem Todte Ludewig IV der auch sonst das Kind genennet wird, und der letzt von dem Carolingischen Stamme war, faßten die Teutschen den Vorsatz, die Kayserl. Würde selbst zu behaupten. Dieses konnte damahls um so viel leichter bewerckstelliget werden, weil Franckreich und Italien, wegen der Wahl eines neuen Kaysers mit innerlichen Troublen angefüllet war.  
  Es erwählten also die Teutschen Reichs-Stände 912, an statt Ludewigs IV, Conraden I. Hertzog von Francken, zu ihrem Könige, da denn die Kayser-Würde, wegen der in Italien von Guido und Berengarius erregten Unruhen, damahls von niemand besessen wurde. Ehe der König Conrad starb, berief er die Stände des Reichs vor sein Sterbe-Lager, und recommendirte ihnen zu seinem Nachfolger Heinrich dem Vogelfänger, welcher der erste unter den Sächsischen Kaysern gewesen ist, weil er sich aber niemahls hat wollen von dem Pabste crönen lassen, so wird er insgemein nur ein König genennet.  
  Es kamen aber die Säch-  
  {Sp. 282}  
  sischen Kayser in folgender Ordnung auf einander:  
 
 
 919. Heinrich der Vogelfänger, war nur König in Teutschland.
 
 
 
 936. Otto I. der Grosse, der erste eigentlich so genannte Teutsche Kayser, welcher die Kayser-Würde 962 erhielt, und solche auf seinen Nachfolger gebracht hat.
 
 
 
 973. Otto II. der Blutgierige.
 
 
 
 983. Otto III. das Wunder-Werck der Welt.
 
 
 
1002. Heinrich II. der Hinckende oder der Heilige.
 
  Nachdem dieser Kayser 1024 ohne Erben verstarb, so fiengen sich mit Conrad II. welchen Heinrich II. vor seinem Tode zur Kayser-Wahl vorgeschlagen hatte, die Fränckischen Kayser an, die also hinter einander regierten:  
  Fränckische Kayser:  
 
 
1024. Conrad II. der Salische.
 
 
 
1039. Heinrich III. der Schwartze.
 
 
 
1056. Heinrich IV. der Alte.
 
 
 
  Rudolph aus Schwaben,
 
 
 
  Hermann von Lützelburg,
 
 
 
  Ecbert von Meissen, diese 3 wurden wider Heinrichen zum Gegen-Kayser erwählet, kamen aber noch vor ihm um.
 
 
 
  Conrad, Römischer König.
 
 
 
1106. Heinrich V. der jüngere.
 
 
 
1195. Lotharius II. war ein Sächsischer Kayser, und nach ihm ward das Kayserthum auf die Schwäbischen Kayser gebracht.
 
  Schwäbische Kayser:  
 
 
1138. Conrad III.
 
 
 
1152. Friedrich I. zubenahmt der Rothbart.
 
 
 
1190. Heinrich VI.
 
 
 
1197. Philipp.
 
 
 
1208. Otto IV.
 
 
 
1212. Friedrich II.
 
 
 
  Heinrich Raspo. Landgraf von Thüringen
 
 
 
  Wilhelm, Graf von Holland, wurden wider Friedrichen II. erwählet.
 
 
 
1250. Conrad IV. Nach dessen 1254 erfolgten Tode fieng sich das grosse Zwischen-Reich an, welches 19 Jahr währte. Denn obgleich in selbigem
 
 
 
  Richard, Graf von Cornwallien aus Engelland,
 
 
 
  Alphonsus X.. König von Castilien,
 
 
 
  Ottocar, König von Böhmen erwählt wurden, so geschahe es doch unter lauter Unruhen.
 
  {Sp. 283|S. 155}  
  Kayser aus verschiedenen Häusern:  
 
 
1273. Rudolph, Graf von Habsburg.
 
 
 
1292. Adolph,vvon Nassau, ward von einem Theile der Churfürsten wieder entsetzt, und verlohr endlich in der wider seinen Gegner gelieferten Schlacht Cron und Leben.
 
 
 
1298. Albrecht, von Österreich.
 
 
 
1308. Heinrich VII. von Lützelburg.
 
 
 
1314. Ludewig V. aus Bayern, und Friedrich der Schöne von Österreich.
 
 
 
1349. Günther, Graf von Schwartzburg.
 
 
 
1350. Carl IV.. König von Böhmen.
 
 
 
1378. Wentzel, abgesetzt.
 
 
 
1400. Ruprecht, Pfaltz-Graf beym Rhein.
 
 
 
1410. Siegmund, König von Ungarn und Böhmen.
 
  Österreichische Kayser:  
 
 
1438. Albrecht II.
 
 
 
1440. Friedrich V. oder wie ihn andre nennen III. oder IV.
 
 
 
1493. Maximilian I.
 
 
 
1519. Carl V.
 
 
 
1556. Ferdinand I.
 
 
 
1564. Maximilian II.
 
 
 
1576. Rudolph II.
 
 
 
1612. Matthias.
 
 
 
1619. Ferdinand II.
 
 
 
1637. Ferdinand III.
 
 
 
1653. Ferdinand IV. Römischer König, starb vor dem Vater.
 
 
 
1658. Leopold.
 
 
 
1705. Joseph.
 
 
 
1711. Carl VI.
 
  Bayerischer Kayser.  
  Nachdem nur gedachter Carl VI. den 20 October 1740. ohne männliche Leibes-Erben verstorben, ist Carl Albert, Churfürst in Bayern, unter dem Nahmen  
  Carls des Siebenden  
  1742. den 24 Jenner zum Römischen Kayser erwehlet, und den 12. Februar gecrönet worden. Allerhöchstgedachter anietzo regierender Kayserl. Majestät wünschet ein jeder aufrichtiger Patriot des Teutschen Reiches zuförderst baldigen und beständigen Frieden und Ruhe, hiernächst aber auch ein so langes Leben, als so groß seine Verdienste und so unvergleichlich seine himmlischen Eigenschafften sind.  
     

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Stand: 12. Juli 2013 © Hans-Walter Pries