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Was durch die Macht, die das Weib auf dem Haupte
haben soll, zu
verstehen ist? |
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Mit dieser
Frage haben wir unser Absehen auf den Apostolischen Ausspruch, 1
Corinth. XI, 10. welchen Luther also übersetzet hat:
Darum soll das Weib eine
Macht auf dem Haupte haben, um der Engel willen. |
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Über diese
Schrifftstelle hat M. Siegmund Friedrich Dresig,
im Jahr 1736. eine briefmäßige Dissertation, unter der Aufschrifft:
De uxore sub marito domina, das ist: Von dem Weibe, so unter dem Manne
herrschet, geschrieben; Und weil er in derselben auf eine nicht sehr gewöhnliche
Auslegung dieses Apostolischen Ausspruches gefallen ist, wollen wir unsern
Lesern den gantzen Auszug selbiger Dissertation aus den Gründlichen
Auszügen aus denen neuesten Theologisch- Philosophisch- u. Philologischen
Disputationibus … |
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{Sp. 21|S. 24} |
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p. 527. u.ff. mittheilen. |
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Man hat anfangs die
Redens-Art:
exousian echein, zu untersuchen. Jacob
Godofredus will vor exousia lieber
exoubia lesen, und Exuvia soll eine Decke
bedeuten. |
Siehe Peter Zorns Biblioth. antiquar.
exeget. … |
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Dem Alexander Morus, in Notis ad h.l. gefället:
gynē exousia tou andros. Man findet aber in den
alten Abschrifften keines von beyden. Die meisten verstehen durch
exousian eine Höhle, oder Decke, wie denn auch
Theodoretus dieses Wort durch kalymma
erkläret. |
Siehe Johann Christoph Wolffens Cur.
Phil. ad h.l. … |
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Jacob Elsner, welcher dieser
Meynung beypflichtet,
schreibet,
die Decke auf dem Haupte sey ein
Zeichen der
Macht
des Mannes
gegen das Weib, weil die
Jungfrauen mit unbedecktem Haupte gegangen wären. Wie
kan aber die Decke auf dem Haupte des Weibes ein Zeichen der Macht seyn wie es
hier nöthig ist, da es vielmehr ein Zeichen der Unterthänigkeit ist? Wie wohl
auch aus der Antiquität nicht einmahl erkläret werden kan, das
exousia eine Decke bedeute. Colomesius,
welcher durch exoutian, imperium, einen
Haupt-Schmuck
verstehet, wird von Zeltnern, in diss. de
munimento … widerleget. Der ungenannte, welcher Tom. VI. Observat.
Hallensium, … eine Fontange darunter angedeutet haben will,
verdienet keine
Widerlegung. |
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Ludovicus Capellus, Johann Clericus, und andere, wollen die
wahre Bedeutung des
Wortes
exousia in dem
Ebräischen [ein Wort Hebräisch]
finden; Zeltner
beweiset, daß solches einen Weiber-Rock, der
bis auf die Füsse gehet, bedeute. Er will aber behaupten, daß das
Griechische Wort am besten durch [ein Wort Hebräisch]
munimentum et propugnaculum, ausgedrücket werde. Es scheinet aber, daß das
Wort exousia besser aus dem Griechischen als aus
dem Ebräischen erkläret werden könne. Nortonus, Knachtbull, Hombergk,
Majus, Deyling, und andere, behalten die eigentliche Bedeutung des
Wortes exousia; Es gefället aber dem gedachten
Verfasser nicht, daß sie diese
Macht
von der
Herrschafft
des
Mannes über
das Weib erklären, und echein durch halten,
erkennen übersetzen. Seiner
Meynung nach, müssen die Worte:
Opheilei hē gynē exousian echein, also gegeben werden: Das Weib soll eine
Macht haben. |
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Was die andere
Redens-Art,
epi tēs kephalēs, betrifft, so erklären alle,
welche exousian nach einer Figur annehmen, oder
aus dem
Ebräischen auslegen, kephalē
eigentlich das Haupt, und epi kephalēs soll eben
so viel, als kata kephales, auf dem Haupte,
bedeuten, wie vornehmlich Raphelius, Annotat. ex Herodoto
… zu behaupten suchet. |
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Andere
verstehen durch epi Tēs kephalēs,
in se, super se, oder supra caput suum. |
Siehe Hombergks Parerg. … Ingleichen
Johann Heinrich Maji Observat. … |
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Noch andere als Knachtbull und Deyling,
erklären kephalē durch
Mann, nach
V. 3. und Ephes. V. 23. echeō aber wird
vor kathechein genommen, und
epi kephalēs soll heissen: In dem Mann.
Obgedachter Verfasser aber übersetze |
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{Sp. 22} |
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solches: Unter dem Manne, unter der
Herrschafft
des Mannes. Er
sagt,
epi bedeute nicht selten so viel, als unter der
Herrschaft: Isocrates, Panegyric. p. 144. erkläre
ouph' hōn bald darauf durch
epi hygemonias. Was ist aber durch dia tous
angelous zu verstehen? |
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Jacob Gothofredus ist wiederum so kühn, daß er meynet, es
müste dia tous agoulas geschrieben, und dadurch
eine Menge Jünglinge verstanden werden. Diese
Meynung hat unter andern Heumann,
Poecil. … sattsam widerleget. |
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Gleiche Kühnheit gebraucht Clericus, wenn er vorgiebt, man
könne, vor dia tous angelous vielmehr
dia tous andras, wegen der
Männer,
oder dia tēs angelias,
d.i. zu der Zeit, da ein Weib die Lehre, die ihm von
GOtt offenbahret worden, lesen. Unter denen, welche das
Wort
angelos behalten, verstehet Knachtbull
ad h.l. … durch dia tous angelous, GOttes
wegen, welcher durch die Engel die
Menschen
erschaffen, und nicht lange nach der
Schöpffung dem Weibe das
Gesetz
der Unterthänigkeit ausdrücklich gegeben habe. |
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Andere stellen sich unter angelous die
Lehrer
der Kirche und die
Bischöffe
vor, welche aber nicht nur Heumann, sondern auch Johann
d‘Outrein, in einer Dissertation von der Bedeckung der Weiber um der
Engel willen, über 1 Corinth. XI, 10. welche in
Biblioth. Bremensi … zu lesen ist, widerleget. Von diesen gehen
wenig ab, welche die
Männer,
Jünglinge, oder heilige und gläubige
Menschen,
verstehen. |
Siehe
Wolffen. |
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Es wird aber das Wort angelos, wenn es allein
stehet, wohl nirgends von den Menschen genommen. Johann Lightfoot,
Hor. Hebr. et Talmud. … meynet, dieser Ort müsse also
verstanden werden, daß denen Weibern von einem Engel Erlaubniß gegeben werde,
das Gesicht vor den
Braut Werbern so wohl, als vor den
Männern
selbst, zu entblößen. |
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Gerhard Crösius, ingleichen Heumann,
Poecil … nehmen zwar angelos von
Menschen
an,
verstehen aber allhier Kundschaffter, oder Spione, so von den Heyden, der
Christen Aufführung zu
erforschen, geschicket worden wären, und beruffet sich
der letztere vornehmlich auf Tertulliani Apolog. …
Diese Erklärung scheinet mehr nach der
Gelehrsamkeit,
als nach der Einfalt, zu schmecken. Demnach verstehet offt gedachter Verfasser
der Dissertation, durch tous angelous, die von
GOtt in der höchsten Vollkommenheit erschaffenen
Geister;
Er hält es aber nicht mit Zeltnern, welcher meynet, die Weiber
müsten darum eine Decke wider die
bösen Engel über sich haben damit dieselben
nicht, wenn das Haupt und Gesichte entblösset wäre, Gelegenheit nähmen,
böse
Begierden
zu erwecken. |
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Das Wort angelos wird in der
heil. Schrifft sehr offt von den guten Engeln gebrauchet, und wie
d‘Outrein
anmercket, mit dem
Artickel, allezeit von den guten Engeln in dem N. Testamente
genommen; welche Bedeutung vor diesen Ort auch am
bequemsten ist. Der
Verstand
dieses Verses ist also, nach des Verfassers erachten, dieser: |
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„Wie die guten
Engel, unter der Herr- |
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{Sp. 23|S. 25} |
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schafft des grossen
Gottes, nicht wenig
Macht
haben; Also sollen auch die Weiber, ob sie schon den
Männern
unterthan sind, in
Verwaltung
des Hauß Wesens,
Gewalt
haben.„ |
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Zu Erläuterung dieser
Schrifftstelle wird auch nicht undienlich seyn, wenn man
M. Samuel Friedrich Buchers Antiquitates de velatis
Hebraeorum et Graecorum foeminis, die 1717. zu Pirna in 12. an das Licht
getreten sind, nachlieset. Der Verfasser führet den Gebrauch der Hebräer, das
Weibsvolck verdeckt zu halten, und sonderlich des Hebräischen
Frauenzimmers
Haupt-Decken, fein aus; Er hat auch die Gebräuche der Griechen, die hieher
zielen, und zuletzt auch anderer Nationen mitgenommen. Derselbe hat auch in eben
demselben Jahre, in gedachtem Formate und an eben dem
Orte,
einen eben also ausgearbeiteten Tractat, de conclusis Hebraeorum foeminis,
drucken lassen. ¶ |
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Ob die Weiber Menschen sind? |
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Diese alberne
Meynung, daß die Weiber keine
Menschen
wären, hat schon gegen Ausgang des 6 Jahrhunderts ein
Bischoff
auszubreiten sich unterstanden, wie Osiander in seiner VI.
Cent. Histor. Eccles. …
schreibet,
welcher in dem dritten Synodo Matisconensi seine Weisung bekommen
müssen. Doch hat vornemlich zu dieser Frage ein ungenannter Autor Gelegenheit
gegeben, welcher in dem Jahr 1545. (oder 1595). ohne Benennung des Druckers und
des
Ortes,
eine
Schrifft
in dem Drucke hat erscheinen lassen, in welcher er sich unterfangen, zu
erweisen, daß die Weiber keine Menschen wären. |
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Wie sich nun in demselben
Menschen
schon dazumahl der
Geist
der Boßheit regte, welcher jetzo so viele treibet, allerley ungereimte, in dem
Worte GOttes, der wahren Historie, und gesunden
Vernunfft nicht gegründete
Sachen,
nur zu dem Ende in die
Welt
hinein zu
schreiben,
daß sie sich einen
Nahmen
machen und ihr Ingenium zeigen möchten; Also machte dieselbige Scarteque zu der
Zeit groß Aufsehens, und gab zu vielen Raillerien und Spötterreyen Anlaß, zog
auch, wie einige melden, Theologische Responsa von Leipzig und Wittenberg nach
sich. |
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Dieses bewog Simon Gediccium, den damahligen
Magdeburgischen Hof-Prediger und Doctor Theologiä, daß er in eben demselben
Jahre eine Wiederlegungs
Schrifft,
unter dem
Titel:
Defensio sexus muliebris, zu Leipzig, 1595. in 4. an das Licht stellte.
In der Vorrede giebt er dem ungenannten Verfasser eine gute Reprimande, und
sagt, daß er nichts gethan, als des Heydnischen
Philosophen
Chrysippus Irrthum aufgewärmet, welcher gesagt, daß die
Natur
dem männlichen
Geschlechte
das weibliche zugesellet, gleichwie sie dem Pfaue die Schönheit des Schwantzes
ertheilet habe: Und daß, wenn er sein fähig Ingenium hätte sehen lassen wollen,
er solches in einer andern
Materie hätte thun können. |
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Er gesteht ihm bald anfangs nicht zu, daß seyn Muthwillen aus der
heil. Schrifft
zu erweisen |
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{Sp. 24} |
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sey. Denn da jener vorgegeben, das Weib werde nirgends ausdrücklich in der
Bibel ein Mensch
genennet, so zeiget er aus Matth. XIX, 4. 1 Mos. I, 27. 2
Maccab. VII, 28. das Gegentheil, führet auch an, wie die
Wörter:
Dreyfaltigkeit, homoousios, und dergleichen, nicht
speciell in der
Schrifft
stehen, und doch ihre Richtigkeit haben. Auf den Einwurff, das Weib sey nur eine
Gehülffin des Menschen, nicht aber der Mensch selber, antwortet er, das Caph sey
in dem Worte [ein Wort Hebräisch], 1 Mos. II, 18. nicht eine Note der
Vergleichung, sondern der Bestätigung und
ungezweifelten Beschreibung, daß sich
also das Gleichniß von der Feder, welche nicht selbst der Schreiber, und dem
Hammer, der nicht selbst der Schmidt sey, hieher nicht schicke. |
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Spricht
gleich der Apostel Paulus 1 Corinth. XI,
7. Der Mann ist Gottes Bild und Ehre, das Weib aber ist des Mannes Ehre; So ist
doch hieraus nichts zu schliessen, als daß das Weib dem
Manne
unterworffen sey, dieser aber seine Schuldigkeit gegen sie auch nicht vergessen
solle.
Sagt
er auch schon Röm. V. Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt
kommen; So folgt doch nicht, daß das Weib kein Mensch
sey, weil sie so wohl, als Adam, ja noch eher, als er
gesündiget hat. Daß Christus Matth. XXV, das Weh über die Schwangern
und Säugern rufft, kan hier nichts sagen, weil er auch über den Judas,
und andere
böse Manns-Personen, dergleichen gesprochen hat, dieses geschah aber
aus Mitleiden. |
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Die Weiber hat
GOtt nicht beschneiden lassen wollen, weil sie der
Beschneidung nicht fähig sind; Inzwischen gehörten sie doch auch in den Bund,
und ihrer war ebenfalls die Verheissung. Daß der ungenannte Verfasser
geschrieben, GOTT habe in der
Schrifft
die Weiber allezeit gelobet, wenn sie
böse gethan, darüber eyfert
Gediccius
billig, und sagt, er behaupte dergleichen aus keiner andern
Absicht, als daß er das weibliche
Geschlecht
zu den grössesten Sünden verleiten wolle. GOtt sey nicht ein GOtt, dem gottloß
Wesen gefällt. Die Casbi, jenes Midianitischen
Fürsten
Tochter, die Jesabel, die Sapphira, und
andere, wären exemplarisch genug gestrafft worden. Die Thamar
sündigte allerdings gröblich; Und ob sie schon, nebst andern Sündern, in dem
Geschlecht-Register Christi befindlich, so ist doch nichts anders dabey zu
dencken und abzunehmen, als daß es ein theuer werthes
Wort
sey, daß JEsus Christus kommen in die
Welt,
die Sünder selig zu machen. |
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Von dem ehebrecherischen Weibe, welches Christus absolvirte, weil er kein
politischer und bürgerlicher Richter war,
schreibet
Augustinus wohl: |
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„Die Ehebrecherin ist geblieben,
und der HErr ist geblieben, die Verwundete und der Artzt, es ist ein grosses
Elend und eine grosse Barmhertzigkeit geblieben, die herzuführenden sind
erröthet, und haben um keine Verzeyhung gebe- |
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{Sp. 25|S. 26} |
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ten, die herzu geführte ist bestürtzt und geheilet worden.„ |
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Daß das Vater Unser und das Heil. Abendmahl auch vor die Weibs-Personen
gelehret und eingesetzet worden, daß auch unter den Kindlein, die der HErr,
Marci X, zu sich bringen heisset, Mägdlein zu verstehen seyn, beweiset
der Verfasser bündig, und fertiget auf diese Weise alle sophistischen, hämischen
und spöttischen Einwürffe des heyllosen Anonymus gründlich und in einer
angenehmen Kürtze ab. |
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Der bekannte Bayle, gedencket dieser
Schrifft
in seinem Dictionario … in der Note A, unter dem
Artickel:
Gediccus, gleichfalls, setzet aber hinzu, Gediccus
seel. habe die rechte Absicht des ungenannten Verfassers, welcher mit seinem
rechten
Nahmen
Acidalius geheissen, keinesweges eingesehen, denn es sey nichts
anders, als eine hefftige Satyre wider die Socinianer gewesen, welche die
Gottheit Christi, und daß er mit dem
Vater gleiches Wesens, leugnen. Diesen habe
er auf eine lächerliche Art anzeigen wollen, wie absurd sie schliessen, denn man
könne auf eben die Weise auch aus der
Schrifft
erweisen, daß die Weiber keine
Menschen
wären. Eben dergleichen
Gedancken
hat Bayle schon vorher, in seinen Nouvelles de la Republ.
des Lettr. … gehabt. Allein dieses mag unter die Einfälle gehören,
dergleichen man in Baylens Schrifften noch mehr findet, und
welche die Gelehrten an ihm gewohnt sind. |
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Zum wenigsten ist so viel gewiß, daß der ungenannte Verfasser, wenn er auch
in dieser Absicht geschrieben hätte, so doch nicht zu vermuthen stehet, seinen
Zweck nicht erreichet haben würde; indem das nicht die rechte Art ist, die
Irrgläubigen zu rechte zu bringen, wenn man mehr Ärgerniß anrichtet, als man
gutes stifften kan. Gediccus hat demnach hohe
Ursach
gehabt, sich dieser Bosheit entgegen zu setzen, welches auch andere zu selbiger
Zeit gethan haben. Denn so hat M. Andreas Schoppius, Pastor
Primarius zu Wernigerode, Clypeum gloriae conscientiaeque foemininae, quo
ostenditur, foeminas re vera esse homines, ediret. |
Siehe Johann Fabricii Hist. Biblioth.
suae … |
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Daniel Wilhelm Mollerus ließ eine
Schrifft,
unter dem Titel: De mulieribus hominibus, an das Licht treten. In
Holland
schrieb
Beverovicius de Excellentia foeminarum …
Sorbiere nennt dieses ein galant und gelehrtes
Werck,
und
sagt,
er habe nichts vergessen, was zu der Avantage des weiblichen
Geschlechtes
diene, auch mit viel Exempeln und bündigen Vernunfft-Schlüssen recht
nachdrücklich erwiesen, daß sie weder an dem
Leibe,
noch an dem
Gemüthe, geringer als die
Männer
wären. |
Siehe dessen Ep. 63. … |
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Der verkappte Vigneul Marville führet in seinen
Melanges … einen Italiener an, welcher statuiret, die Weiber hätten keine
Seele,
wären auch keine
Menschen.
So hat man schon in vorigen Zeiten ärgerliche und unnütze
Dinge
in die
Welt
hinein geschrieben. |
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Wir haben vorhin erinnert, daß Bayle die gedachte Charteque
dem Valens Acidalius, einem Apostata und Criticus |
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{Sp. 26} |
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zu Breßlau, zuschreibe; doch wollen andere den berühmten Juristen
Jacob Cujacius, oder aber noch einen andern, für den Verfasser halten.
So viel ist gewiß, daß von den meisten gedachte
Schrifft
dem Acidalius beygeleget wird, und daß ihn die Gelehrten auch
sogar noch bey seinen Lebzeiten für einen Urheber dieses gelehrten Pasquilles
gehalten haben. Dieses vermuthet Bayle daher gekommen zu seyn,
weil der Acidalius dasselbe das erste mahl zum Drucke befördert
hat. Denn er hatte vorher bey einem gewissen Buchführer den Quintus
Curtius drucken lassen; und da derselbe die Exemplarien nicht
allerdings nach seinem Wunsche distrahiren konnte, und sich dahero bey dem
Acidalius beklagete, daß er in der Auflage gar grossen
Schaden
litte: Da gab er ihm diese Dissertation, mit der Versicherung, daß dieselbe von
vielen mit grosser Mühe abgeschrieben, und gar plaisant aufgesetzet, und also
geschickt wäre, ihm den vorigen
Verlust zu ersetzen, wenn er dieselbe öffentlich
zu distrahiren
Freyheit
haben solte. Ohngeachtet er sich nun dieses ausdrücklich bedungen, daß er mit
dem Drucke desselben nichts zu schaffen haben, sondern es auf die Gefahr des
Verlegers ankommen lassen wolle, wenn etwan eine Verantwortung deshalben von ihm
gefordert werden solte: So ließ sich doch derselbe von seinem Vorsatze nicht
abwendig machen, sondern legte das Werckgen unter die Presse, und brachte
dadurch den Acidalius in ein solches Wunder, daß er gewünschet
haben solte, er hätte die Dissertation niemahls mit Augen gesehen. |
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Er ward von dem einen hie, von dem andern da, so wohl schrifftlich, als
mündlich, angezapffet. Es geschahe keine Predigt auf der Cantzel, darinnen der
Acidalius nicht durchgezogen ward. Er muste besorgen, daß die
Canaille wider in aufstehen, und ihm den Halß brechen werde: Wie es ihm dennoch
übel ergangen seyn würde, wenn er länger gelebet hätte. Allein so war es sein
Glück, daß er in eben demselben Jahre
starb, in welchem die Charteque
publiciret war. Es mögen sich die Geschicht-Schreiber darüber vergleichen,
ob er sich selbst erwürget, oder ob er in der Proceßion bey seinen Catholicken,
zu welchen er übergegangen war, in eine Wahnsinnigkeit gerathen und darinnen
gestorben sey, oder ob er sich mit seinem vielen Studiren ein hitziges Fieber
über den Halß gezogen, und dadurch sein
Leben
in dem 29 Jahre seines Alters eingebüsset habe? Denn alle diese drey
Meynungen sind von der Art seines
Todes dazumahl in die
Welt
ausgestreuet worden. ¶ |
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