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Quellenangaben |
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13. Von gewissen abergläubischen Zeiten.¶ |
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Den fatalen Zeiten, worvon wir jetzt gehandelt haben, setzen wir
billig die
abergläubischen Zeiten an die Seite, weil sie mit einander eine grosse Verwandtschafft
haben. Denn die Furcht für den fatalen Zeiten ist ebenfalls abergläubisch. |
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{Sp. 743|S. 385} |
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Es findet sich aber folgender
Unterschied zwischen beyden: In den fatalen Zeiten
besorget und vermuthet man etwas, das einem begegnen werde; in den abergläubischen
aber wird etwas
unterlassen, oder vorgenommen, in der
Einbildung, es werde alsdenn, was
man vornimmt,
glücklich von statten gehen; oder wo man etwas nicht unterlässet, könne
man damit kein Glück haben. |
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Es giebt zwar gewisse Verrichtungen, welche, wenn sie wohl gerathen sollen, zu einer
gewissen Jahrszeit müssen vorgenommen werden. Z.E. Der Gärtner und Ackersmann
nehmen die Zeit wohl in Acht, wenn sie ihren Saamen ins
Land bringen müssen, und haben
sonst keine gute Erndte zu
hoffen; man kan auch nicht sagen, daß solches etwas
abergläubisches sey. Vielmehr würde der mit
Schaden klug werden müssen, welcher die
rechte Zeit zur Saat nicht in Acht nehmen wolte. Gleichwohl laufft dabey viel Aberglaube mit
unter, nehmlich wenn man zur Ausstreuung dieses oder jenen Saamens einen eintzigen
gewissen Tag setzet, der vor allem darzu der glücklichste seyn soll. Denn die tägliche
Erfahrung bezeugt es, daß wenn man nur den Saamen zur ordentlichen Jahrszeit in die
Erde
bringt, es auf ein paar Tage und mehr eher oder später nicht ankomme, sondern derjenige
offt eine reichlichere Erndte habe, welcher ein paar Tage eher oder später gesäet, als der
auf einen gewissen Tag, den der Aberglaube vor andern darzu bestimmt hat, seinen
Saamen in die Erde gebracht.¶ |
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Bey den Gärtnern
regieret insonderheit noch eine
Art des Aberglaubens, indem sie das
Schalt-Jahr für unglücklich halten, und darinnen nicht gerne Bäume pflantzen, weil sie
meynen, sie würden alsdenn nicht wohl fortkommen. Man braucht solches nicht einmahl zu
widerlegen, da ja genugsam bekannt ist, daß das Schalt-Jahr von den gemeinen Jahren bloß
darinne unterschieden sey, daß es einen Tag mehr hat, als die andern. Denn weil die Sonne
ihren Lauf nicht just in 365 Tagen vollendet, sondern über dieses noch darzu bey nahe 6
Stunden braucht, so ist man genöthiget worden alle vier Jahre einen Tag einzurücken,
dahero ein Schalt-Jahr 366 Tage bekommt. Was kan aber solche freywillige Einrichtung der
Jahre den Bäumen und andern Garten-Früchten schaden? |
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Es giebt noch weit gröbere Arten des Aberglaubens in Ansehung gewisser Zeiten,
Jahre und Tage. Den
Ursprung dieses Aberglaubens hat man im Heydenthum zu suchen,
und uns Christen ist es eine nicht geringe
Schande, wenn wir uns ihnen darinne gleich
stellen. |
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Die heydnischen Römer hielten einige Tage für glücklich, andere für unglücklich. In
diesen letztern muste man nichts vornehmen, wo man sich nicht in Gefahr eines übeln
Ausganges setzen wolte. Insonderheit waren ihnen die Tage unglücklich, an welchen ihre
Armeen von den Feinden geschlagen, und dadurch ihre
Republick
in grosse Gefahr gesetzet worden. Nun ist es wohl wahr, ein dergleichen Tag war unglücklich zu nennen: Aber es
folgt nicht, daß eben derselbe Tag, wenn er in den folgenden Jahren wieder kommt, allemahl
unglücklich seyn müsse. Die |
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{Sp. 744} |
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menschliche Einbildung hat dabey das beste gethan. Wenn nun der Tag kam, an
welchem vor ein oder mehr Jahren sich ein Unglück zugetragen, so erweckte die Erinnerung
desselben eine Betrübniß und Traurigkeit, welche, weil sie dazu durch öffentlichen
Befehl, zu
Rom gebräuchlich war, unterstützet und gebilliget wurde, endlich allgemein ward, und
verursachte, daß solche Tage deswegen unter die unglücklichen gezehlet wurden. |
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Es wurden auch an diesen Tagen alle öffentlichen Freuden-Bezeugungen verboten,
wodurch die Leute in ihrem Wahn noch mehr gestärcket wurden. Hätte der Rath zu Rom
verordnet, dergleichen Tage für unglücklich zu halten, und an denselben den
Göttern mit
Freuden zu dancken, durch deren Hülffe sie dem Unglück entgangen, und von der
anscheinenden Gefahr errettet worden: So würde sich der
Menschen Wahn auch darnach
gerichtet, und diese Tage als glücklich angesehen haben. |
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Hieraus ist leicht abzunehmen, daß es damit bloß auf der Menschen Wahn und Willkühr
ankomme, an und vor sich aber kein Tag glücklicher sey, als der andere. Man muß sich also
billig wundern, daß auch die Christen hierinne den Römern nachgeahmet, und ihren
Aberglauben von der Zeit und den Tagen angenommen haben, da doch das Tagewählen in
der
H. Schrifft scharff verboten ist. |
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Es hat Antonius Muratorius zween alte Calender drucken lassen, darinne vier
Egyptische Tage angemercket sind, (siehe die Acta Eruditor. Ann. 1727
Mens. Novembr. …).
Er gedencket dabey, wie er auch solche Egyptische Tage in einem sehr alten Calender, der
noch zu Constantins I. Zeiten geschrieben worden, angemerckt gefunden, und
verstehet
dadurch diejenigen Tage, welche von den Egyptischen Sternsehern als unglückliche
angegeben worden. Weil er nun dieses, wie
billig, für einen Aberglauben hält, der darzu von
der Kirche scharff verboten worden: So wundert er sich nicht ohne
Ursache, daß gleichwohl
in dem Ambrosianischen Missali, das 1522 im Druck heraus gekommen, eben diese Tage
als unglücklich bezeichnet worden. Er erzehlet weiter, wie in Italien, im Modenesischen und
der Nachbarschafft sich kaum jemand finden liesse, der im May-Monat
Hochzeit machte,
vermöge eines Aberglaubens, der sich aus dem Heydenthum herschriebe. |
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Was sollen doch diese Thorheiten? Wer seine
Wercke mit
GOtt und gehöriger
Klugheit
anfängt, dem werden sie auch wohl an dem allerunglückseligsten Tage gelingen; Wer aber
ohne Bedacht etwas vornimmt, dem kan auch der allerglückseligste Tag zu seinem
Vorhaben nicht vortheilhafft seyn. |
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In Böhmen hält man den Tag Ruffi für unglücklich, weil an demselben etliche
Könige in
Böhmen umgekommen sind. Dies kömmt heydnisch genug heraus, und ist ein von den alten
Römern entlehnter Einfall. Wir wissen nicht, was die Artzney-Gelehrten darzu sagen werden,
wenn vorgegeben wird, daß wer den 1 April, 1 August, und 1 December Blut lasse, nicht
über 7 Tage leben könne. Die Frantzösischen
Ärtzte werden gewiß solche Narrheit
verlachen, und, wenn die Noth da ist, dem Patienten auch an diesen Tagen wohl zehnmahl,
wie sie gewohnt sind, die Adern öffnen lassen. |
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Die H. Christ-Nacht ist vor andern, vielen ab- |
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{Sp. 745|S. 386} |
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scheulichen Unternehmungen unterworffen. Die vorwitzigen
Mägde, welche sich nach
nichts mehr als einem
Mann sehnen, halten diese Nacht für
bequem, in derselben ihren
künfftigen Bräutigam zu
erfahren, oder gar dessen
Gestalt zu sehen. Sie erwählen zu
solchem
Endzweck auch den St. Andreas-Abend, welcher im Pabstthum ihr Patron ist, und
im
Stande
seyn soll, ihnen einen Mann zu bescheeren. |
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Es sind hiervon viele Exempel vorhanden, woraus sich abnehmen lässet, was
sie zu dem Ende für Anstalten machen. Sie sprechen das Vater Unser rückwärts,
und machen sich Hoffnung dadurch ihren künfftigen
Bräutigam
zu Gesichte zu bekommen. Sie giessen Bley oder Zinn ins Wasser, damit sie aus
der entstandenen Figur des Bleys oder Zinns sehen mögen, von was für Profeßion
ihr künfftiger Mann
seyn werde. Sie ziehen ein Scheit aus dem Holtzstoß, um zu
erfahren ob ihr
Bräutigam lang oder kurtz, krumm oder gerade seyn werde. |
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In den Spinn Stuben greifft man über die Schwelle nach den Haaren, die der
Liebste
trägt, und vermeynet davon ein Bündlein zu erhaschen. Man deckt den Tisch, trägt Brod auf,
legt auf jede Ecke des Tisches einen Teller, und invitiret durch ein absonderliches Gebet den
Liebsten, daß er kommen, und sein Messer bringen wolle. Sie schütteln die Zäune, und
geben acht, woher die Hunde bellen, und bilden sich ein, daß ihr
Bräutigam von solcher
Gegend herkommen werde. Sie binden einen Dreyer oder Heller auf die grossen Zäen,
setzen sich damit auf den Kirch-Weg und sehen sich unter den Leuten, die in die Frühmetten
gehen, nach dem Bräutigam um, den sie darunter gewiß zu erblicken
hoffen. |
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Es ist zur Widerlegung dieser abgeschmackten Thorheiten nicht nöthig anzuführen, wie
eine oder die andere in ihren Vornehmen unglücklich gewesen, und dermassen erschreckt
worden, daß sie darüber in eine Kranckheit verfallen, oder gar den
Tod davon gehabt habe.
Dieß eintzige kann genug seyn, solche närrische Einbildung umzustossen, wenn man
erweget, daß
GOtt den muthwilligen
Mägdgen zukünfftige Dinge, und insonderheit den
zukünfftigen Mann nicht offenbaren wolle, der Teuffel aber solches nicht offenbahren könne,
weil die freywilligen Entschliessungen der
Menschen, worauf es in Stifftung einer
Ehe
ankommt, ihm gantz und gar unbekannt sind. Wer also nicht betrogen seyn will, der wird sich
ohne dem hüten, und deswegen diesen Lügen-Geist nicht um Rath fragen. |
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Hieraus lässet sich auch ohne Mühe abnehmen, was von den Geschichten oder Weiber-
Mährgen zu halten sey, die Abraham von St. Clara in seinem
Judas, der Ertzschelm mit
diesen
Worten erzehlet: |
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„In Bayern hat ein Mägdgen acht Tage vor Weynachten nebst andern teuflischen
Ceremonien in den Spiegel geschauet, damit sie sehen möchte ihren künfftigen Bräutigam:
Da hat sie in demselben wahrgenommen, daß einer in einer schwartzen Kutte und weissen
Chor-Rock sie angelachet. Nach 2 Jahren hat sie der Pfarr-Meßner selbigen Ortes
genommen. |
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Am Abend des Heil. Thomä hat ein Mensch in Schwaben sich gantz allein in der
Kammer versperret, und dieselbe gantz ohne Kleidung rückwärts ausgekehret, so ist ihr der
Teuffel erschienen, wie ein Schmidt, und hat ihr einen Zwicker gegeben mit der Beißzange.
An- |
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{Sp. 746} |
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derthalb Jahre hernach hat sie einen Schmiede-Gesellen geheyrathet, mit welchem sie
in steten Zanck gelebt. |
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Ein Mägdgen war von einem alten Weibe unterrichtet, sie solte, wenn sie ihren
künfftigen Bräutigam wissen wolte, Wachs nehmen und über einen ausgebreiteten Calender
halten, und wo das Wachs würde Creutz-weiß hingetroffen seyn, dort solte der Nahme ihres
Bräutigams stehen. Darauf solte sie in ein Gefäß mit Wasser schauen; so würden sie
denselbigen erblicken. Der Creutz-weise Wachs-Tropffen fiel auf den Nahmen
Leonhard,
und im Wasser sahe sie einen rothköpffigen Schreiber. Diesen bekam sie nach etlichen
Jahren wunderbarer Weise zur Ehe, und er hieß Leonhard.„¶ |
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Unter die abergläubischen Dinge, die in der Christ-Nacht vorgenommen werden,
gehöret auch, was Gervasius Telberiensis in otiis Imperialibus apud
Leibnitium Scriptor.
Brunsvicens. … berichtet, daß bey den alten Einwohnern Britanniens gebräuchlich gewesen,
daß man in der Christ-Nacht eine Hand voll Haber unter freyen Himmel gelegt, oder ein
Gefäß mit Haber oder Gersten dahin gestellet, und geglaubt, es fiele jährlich in dieser Nacht
aus besonderer göttlichen Vorsehung ein Thau vom Himmel herab.¶
Diesen Thau wollten sie mit dem Haber oder Gersten auffangen, und gäben davon
denjenigen zu essen, die mit der Pest angestecket wären. |
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Gervasius setzet hinzu, er wisse
für gewiß, daß das Brod, so diese Nacht unter freyen Himmel gebacken worden, denen, so
das Fieber haben, sehr nützlich sey, sie müsten aber daran glauben. Villeicht hat man darzu
Gelegenheit genommen aus den
Worten
Jesaiä XLV, 8: Treuffelt ihr Himmel von oben. Denn
weil diese Worte auf Christi Geburt gedeutet werden, und nach der Lateinischen Bibel
lauten: Rorate Cordi desuper, das ist, Thauet ihr Himmel von oben: So hat man sich
abergläubischer Weise eingebildet, es liesse
GOtt in der Nacht der Geburt Christi
wunderbarer Weise Thau herab fallen, der den
Menschen zur Gesundheit dienete. Solte
man sich wohl dergleichen in
Sinn kommen lassen, wenn man am hitzigen Fieber kranck
läge? |
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Gleiches Schlages ist, was Gervasius weiter
schreibt: Er hätte viele grosse
Herren
gesehen, die am Heil. Pfingst-Feste nicht eher Speise zu sich genommen, bis ein wenig
Thau geschöpffet, oder bis sie wahrgenommen, daß der Thau auf sie gefallen. Vielleicht soll
der
Heil.
Geist, der an diesem Tage über die Apostel ausgegossen worden, einen so
herrlichen Thau vom Himmel herab bringen, welcher dem
menschlichen
Cörper gesund und
heilsam ist. Wissen wir aber nicht, daß seine
Gnaden-Gaben nicht leiblich, sondern geistlich
sind; |
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Der Hecke-Thaler gehöret auch zu dem teuffelischen Aberglauben, der in der Christ-
Nacht von
Gottes vergessenen Leuten vorgenommen wird. Man
verstehet durch den Hecke-Thaler ein Stück
Geld, welches, wenn es ausgegeben wird, allemahl in den Schubsack
wieder zurück kömmt, oder sich immer vermehret, und |
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{Sp. 747|S. 387} |
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gleichsam Geld ausheckt. Hiervon schreibt der bekannte Melissantes in der traurigen
Schaubühne … |
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„Daß derjenige, welcher den Heck-Groschen Heck-Gulden, oder Heck-Thaler haben
wolte, müsse sich, nach der Hexen-Meister Bericht, in der Heil. Christ-Nacht auf einen
Creutz- oder Scheide-Weg in der Finsterniß setzen, und unter freyen Himmel einen Kreis um
sich herum machen, mit Thalern oder Groschen. In diesen müsse er sich mitten einsetzen,
und nicht einmahl umsehen. Darnach müsse er das Geld vor sich rücklings zählen, wie offt
es ihm beliebe: Wo er aber im Zählen 1. 2. 3. 4. irre oder fehle, so sey der Teuffel alsbald
da, und breche ihm den Hals. Unter dem Zählen liessen sich mancherley Gespenster,
Gauckelwerck und Narren-Possen sehen, den Zähler irre zu machen. Wäre er nun richtig
verfahren, so lege ihm der Satan noch einen Thaler, oder Groschen darzu, was er vorher um
den Kreis gelegt, welches übrige Stück denn alle Nacht ein anders aushecken, oder
zubringen solle.„ |
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Andere erzehlen den Proceß anders: Derjenige, so den Hecke-Thaler verlangte, müste
in der Christ-Nacht eine schwartze Katze in den Sack stecken, und damit dreymahl um eine
Kirche lauffen. Wenn solches geschehen, müste er die Katze dem Teuffel, der sich in der
Kirchthüre präsentiren würde, übergeben, wovor er denn von ihm den so genannten Hecke-Thaler empfinge. Der Teuffel risse folglich die Katze in tausend Stücken, und indessen
müste der Mensch eilen, daß er wieder unter Dach käme, ehe der Teuffel mit der Katze fertig
würde, sonst breche er ihm selbst auch den Hals.¶ |
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Auri sacra fames, quid non mortalia cogis Pectora.¶ |
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Das ist:¶ |
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Wann der verdammte Geitz des Menschen Hertz regiret,
¶
Wird nichts so schwer erdacht,
es muß seyn ausgeführt.¶ |
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Worzu verleitet nicht die Geldbegierde den
Menschen, daß er gar seinen ärgsten Feind,
den Satan, zur Erfüllung derselben zu Hülffe nimmt, der doch so wenig
Geld als ein solcher
Mensch besitzt? Man sagt zwar: Der Teuffel sey ein
Herr
über die verborgenen und vergrabenen Schätze, und davon könne er den Menschen,
die sich mit ihm in einen Bund einlassen, etwas zubringen. Wer hat ihn aber
darüber zum Herrn und Eigenthümer gemachet? Es ist schwerlich zu glauben, daß
ihm der höchste Herr im Himmel dieselbige zu der Menschen
Schaden und
Nachtheil
werde übergeben, und zu seiner freyen Disposition einräumen. |
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Es berichtet zwar Melissantes am angeführten Orte, er habe einen Becker
gekannt, einen ehrlichen und frommen
Mann, der unter andern
Gelde, das er eingenommen,
auch einen Hecke-Groschen zu haben sich eingebildet, weil die Summe solches Geldes
immer mehr und mehr zugenommen; welchen Groschen er endlich auf seines Beicht-Vaters
Rath ins Wasser geworffen. Es scheinet aber, als ob sich der gute |
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{Sp. 748} |
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Mann nur verzehlet hätte, und dadurch auf die
Gedancken gekommen wäre, als hätte
sich sein Geld vermehret. Weil ihm nun solche Einbildung in grosse
Furcht gesetzt, konnte
es sich leicht zutragen, daß er immer mehr und mehr Geld im Überzehlen bekam. Und
vielleicht ist ein Groschen darunter gewesen, von dergleichen Schlag ihm noch keiner zu
Gesichte gekommen, den er also für den Hecke-Groschen gehalten, und ins Wasser
geworffen. Oder vielleicht hat er diese Geschichte nur erdichtet, oder zum wenigsten mit
allerhand Zusätzen vermehrt, aus einem wunderlichen Triebe, der vielen
Menschen eigen
ist, daß sie gerne wunderliche
Dingen erzehlen, die ihnen begegnet seyn sollen, damit sie den
Leuten viel von ihnen zu
reden, Gelegenheit geben wollen. |
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Einen gewisser von Adel, der in Schulden steckte, hoffete auf andere Weise
Geld vom
Teuffel zu erlangen. Er schrieb nehmlich einen Zettel, den jemand ohngefehr unter seinen
Briefschafften gefunden, dieses Innhalts: Teuffel komm, bringe mir 20000 Thaler, davor
verschreibe dir meine Seele: Allein dieses behalte ich voraus, daß ich meine gesetzte
Lebenszeit erreichen muß, und nach meinem Tode kanst du die Seele nehmen. Die gesetzte
Lebenszeit must du mir aber berichten. Dieses will ich dir halten, so fern du mir das gesetzte
Geld verschaffen thust und kanst mir nur den Ort durch einige Zeilen beantworten, wo ich es
holen soll. Hiermit unterschreibe ich dir zur Gewißheit meinen Nahmen.¶ |
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N.N.¶ |
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Es ward aber nichts daraus. Er bekam keinen Heller
Geld, sondern ward von seinen
Gläubigern gezwungen sein Gut zu
verkauffen, und seine Tage in
Armuth und Elend zu
zubringen. |
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Die Walpurgis-Nacht gehört ebenfalls mit unter die besondern abergläubischen Zeiten.
In derselben sollen die Hexen einen Ritt nach dem Blochsberge thun, um der dortigen Hexen-
Versammlung mit beyzuwohnen. Man nimmt aber in dieser Nacht mancherley
abergläubische
Dinge vor, womit man sich für den Hexen zu verwahren gedenckt. Es ist
aber nicht allein eine unnöthige, sondern auch eine unnütze Sache. Denn wer des
göttlichen
Schutzes versichert ist, hat sich für dem Satan und seinen Getreuen nicht zu
fürchten. Wer
sich aber dieses Schutzes nicht getrösten kan, dem werden alle abergläubische Dinge, sie
mögen so wunderlich seyn, als sie wollen, für dem Satan keine Sicherheit gewähren. |
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Unter uns Christen ist eine fast allgemeine
Gewohnheit am Walpurgis- oder Philippi-Jacobi-Abend vor den Häusern grüne Zweige von Bircken aufzustecken, welche man eben
daher, nehmlich von diesem ersten Tage des May-Monats, Mayen nennet. Viele stehen in
den
Gedancken, daß solche Mayen wider die Hexen gut wären, welche in dieser Nacht
herum schwärmen, und gleichsam ihr
Regiment haben. Wer will aber glauben, daß sie sich
so sehr für solche Zweige fürchten müsten. |
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Andere führen davon aus den Papistischen Legenten folgende
Ursache an: Die H.
Walpurgis sey aus einem H. Eyfer mit den beyden Aposteln
Philippen und Jacoben |
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{Sp. 749|S. 388} |
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das Wort GOttes zu hören, und ihnen Handreichung zu thun umher gezogen. Weil sie
aber darüber in Verdacht kam, als lebte sie mit ihnen in Unehren, habe sie einen dürren
Stock, dessen sie sich auf der Reise bedienet, in die Erde gesteckt, welcher denn in einer
Nacht zum
Zeichen ihrer
Keuschheit zu grünen angefangen. |
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Noch andere meynen, es habe diese
Gewohnheit mit den Mayenstecken von dem
Apostel Philippus seinen
Ursprung genommen. Als derselbe zu Hieropolis das Evangelium
geprediget, hätten die Ungläubigen das Haus, wo er eingekehret, mit grünen Zweigen
gezeichnet, damit sie ihn des Morgens gewiß finden, und umbringen möchten. Es wären
aber durch
GOttes sonderbare Schickung am Morgen alle Häuser mit dergleichen grünen
Zweigen besteckt gefunden worden, daß sie also das Haus nicht wieder finden können. |
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Die wahrscheinlichste
Meynung aber ist diese: Weil um solche Zeit die Bäume anfangen
auszuschlagen, und bisweilen, nachdem das Wetter ist, schon ziemlich Blätter gewonnen
haben: So hat man solche Mayen vor und in die Häuser gesteckt, um sich an derselben
Geruch, den man in langer Zeit nicht genossen, zu erquicken, und zugleich anzudeuten, wie
nunmehro derjenige Monat vorhanden sey, welcher der
angenehmste im Jahre ist, und
darinne fast alle Bäume in der schönsten Blüthe stehen. Vielleicht hat man sich auch dabey
erinnern wollen, daß der alte
GOtt noch lebe, welcher zur gewöhnlichen Zeit jährlich
Menschen und Vieh zu gut, Laub, Graß, und Blumen hervor wachsen lässet, und dadurch
seine immerwährende Vorsorge an den Tag legt:¶ |
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Es sind noch andere abergläubische Zeiten mehr übrig, die wir aber mit Fleiß
übergehen, weil sie sich aus den vorhergehenden Exempeln ohne Mühe beurtheilen
lassen. |
Tharsanders Schau Platz ungereimter
Meynungen I Th. …¶ |
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14. Betrachtung der Zeit nach Anleitung der Heiligen Schrifft.¶ |
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Die Zeit wird in der
Heiligen Schrifft überhaupt als ein Inbegriff des vergänglichen
Zustandes, und der verweslichen Ungewißheit beschrieben. Hierbey schärffet die Heilige
Schrifft beständig ein, daß man in dieser Zeit nach dem Unbeweglichen und
Unvergänglichen trachten solle, wo keine Zeit der Unbeständigkeit statt findet, |
- Offenbahr. X, 6.
- 2 Corinth. IV, 18.
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sondern da eine in
angenehmer Gleichheit bleibende Ewigkeit seyn wird, und wo man
das Maaß der Unbeständigkeit, die Zeit, nicht mehr brauchen wird. |
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Der Heil. Augustin
sagt, die Zeit wäre eine Abmessung des Vergangenen,
Gegenwärtigen, und Zukünfftigen. Paulus sagt 1 Corinth. VII, 29: Die Zeit sey kurtz; es wird
aber auch einer geraumen und langen Zeit gedacht, die nicht nur etliche Jahre, sondern
etliche hundert, ja tausend Jahre währet: Von welcher Zeit der HErr durch den Mund
David
redet, Ps. LXXXI, 16: Ihre Zeit soll ewig währen. Dieses ist nicht von den Feinden der
Israeliten, daß die Rache
GOttes, und ihre Plagen und
Strafen ewig währen solten; sondern
von dem
Volcke, das dem HErrn gehorchet, und in seinen Wegen wandelt, zu
verstehen. |
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{Sp. 750} |
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Sonst redet auch die
Heilige Schrifft |
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- von einer bestimmten und gewissen Zeit,
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- Ps. I, 3. CII, 4.
- Jes. XLIX, 8.
- Jerem. VIII, 7.
- Daniel VII, 12.
- Hagg.
I, 2. 4;
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- 1 Timoth. IV, 1.
- 1 Petri I, 5. 20;
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- von beschwerlichen Zeiten,
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1 Timoth. III, 1; |
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III, 1; |
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- von der Zeit unserer Wallfahrt,
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1 Petri I, 17; |
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- vergangener Zeit, und Zeit des Gerichts GOttes,
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1 Petri IV, 3. 17; |
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Offenbahr. II, 21. |
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- Die Zeit soll man auskauffen, und sich darein schicken,
|
- Ephes. V, 16.
- Coloss. IV, 5.
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- GOtt ändert Zeit und Stunden,
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Daniel II, 21; |
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- von der Zeit der Anfechtung,
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Lucä VIII, 13; |
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2 Corinth. VI, 2; |
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- endlich soll keine Zeit mehr seyn,
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Offenbahr. X, 7. |
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