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Text |
Quellenangaben |
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6. Daß man sich in die Zeit schicken soll.¶ |
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In der Politick und
Klugheit
zu
leben findet man wie sehr die
Regel,
daß man sich in die Zeit |
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{Sp. 734} |
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schicken
soll, eingeschärffet wird: Nehmlich man soll ein
Mann seyn seiner Zeit, das ist,
sich nach dem Geschmack der Zeit, darinnen man lebet, richten. Der Geschmack der
Menschen ist
veränderlich, dergestalt, daß sie weder gegen ein
würckliches
Gut, noch gegen
eine Eitelkeit stets dauernde Hochachtung hegen, daher fast kein
Jahrhundert
ist, darinnen nicht
gewisse
Wissenschafften, ingleichen gewisse
Irrthümer und Eitelkeiten Mode und im
Flor gewesen, die über lang und über kurtz wieder herunter, und andere an deren Stellen
gekommen. |
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Das Glück und Aufnehmen nun eines jeden
Menschen dependiret ordentlicher Weise
von den Diensten, die er der
Welt zu leisten fähig ist, und zwar eigentlich von den Diensten,
dadurch er denen, unter welchen er zu blühen gedencket, Gnüge leisten kan. Wer also unter
den Seinigen in Aufnehmen kommen will, der muß sich in solchen
Dingen, die in dem
Jahrhundert, darinnen er lebet, gesucht und hochgeachtet werden, herfür thun. In Ansehung
dieses Geschmacks giebts daher nutzbare
Künste, die dem Geschmacke des Jahrhunderts
gemäß sind; Brodlose Künste, die ihm nicht gemäß sind; verderbt und
schädliche Künste,
die demselben gar zuwider sind, und die das Jahrhundert gar nicht leiden kan. |
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Auf diese letzte Art war Socrates kein
Mann seiner Zeit, als welcher wegen ein und
anderer nicht mit gnugsamer Behutsamkeit verschwiegener
Wahrheiten seinem Jahrhundert
mit dem
Leben bezahlen muste. Und nicht alle haben an ihrem Jahrhundert eine Zeit
gefunden, die sie wohl hätten erleben sollen. Es muste zum Exempel durch
GOttes
Schickung zutreffen, daß Martin Luther ein Mann seiner Zeit war;
Johann Huß hingegen war
es nicht, und wäre eines bessern Jahrhunderts werth gewesen. Peter Ramus
war nicht ein
Mann seiner Zeit; wohl aber Cartesius. Thomas Scotus, Svarez, Vasquez waren grosse
Lichter in den Grillen ihrer Zeit; solten sie aber heut zu Tage wieder aufstehen, so würden sie
in unserm Jahrhundert wenig Verehrer finden, |
siehe
Müllers Noten über Gracians Oracul Max. … |
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Wenn man etwas ausführen will, soll man sich auch in die Zeit schicken, das ist, die
rechte Zeit in Acht nehmen, welches diejenige ist, in welcher eines theils die Fähigkeit und
Macht, die zu einem Unternehmen erfordert wird, zu gnugsamer Vollkommenheit gediehen;
andern theils aber auch die Conjuncturen, oder Umstände des Glücks der Ausführung eines
Vorhabens am meisten favorisiren, |
siehe Müller l.c. Max 55. … |
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Der P. Rapin erzehlet in seinen reflexions sur la philosophie ancienne et moderne unter
dem
Artickel
reflexions sur la Physique §. 10. von dem Cartesius, daß er, als er im Begriff
gewesen, seine principia philosophiae heraus zu geben, ein Vacuum in der
Natur zu
statuiren Willens gewesen, weil der Zusammenhang seiner Lehr-Sätze solches zu erfordern
schiene; Hiervon habe er seinem guten Freunde zu Paris, dem Mersennus, Nachricht
gegeben, welcher solches einsmahls in einer
Gesellschafft erzehlet; aber von den meisten
verstanden, daß dieses ein schlechter Ein- |
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{Sp. 735|S. 381} |
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fall des Cartesius sey. Worauf Mersennus an ihn
geschrieben, er solte sich mit dem
Vacuo nicht einlassen, es wäre solches in Paris nicht Mode, welche Warnung soviel
gefruchtet, daß er nachgehends das Vacuum scharff geleugnet, und zum Behuff seiner nun
geänderten
Meynung die Materiam subtilissimam coelestem angenommen. |
Walchs Philosophisches Lexicon.¶ |
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7. Abbildung der Zeit.¶ |
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In der Bilder-Kunst wird die Zeit abgebildet unter der
Gestalt des Saturnus, als ein alter
Mann, mit Flügeln auf dem Rücken, einer Sand-Uhr auf dem
Kopff, und einer Sensen in der
Hand, anzudeuten, daß die Zeit flüchtig und schnelle dahin fahre, alles vernichte, und was
sie hervorgebracht, selbst wieder verzehre, wohin das Gedicht, daß Saturnus seine eigenen
Kinder gefressen, zielet. |
Jablonsky Allgemeines Lexicon der Künste und
Wissenschafften.¶ |
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8. Erklärung einiger Sprüchwörter von der Zeit.¶ |
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Die Zeit bringet Rosen, sagt das Sprüchwort, das ist, eine jede
Sache will ihre Zeit und
Weile haben, ihre Vollkommenheit zu erreichen; in welchem Sinne auch gesagt wird:
die Zeit
bringt die Frucht, nicht der
Acker; oder mit der Zeit auf dem Stroh werden die Mespeln zeitig.
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Zeit gewonnen, Leben gewonnen, das ist, eine beschwerliche
Sache aufschieben und
aussetzen können, ist ein grosser
Vortheil. |
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Wem immer Zeit genug, der kommt gewiß zu spät, das ist, der ein
Ding nicht zu rechter
Zeit treibt, sondern immer aufschiebt und läßig ist, wird nichts ausrichten. |
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Die Zeit ist der Meister, das ist, die gegenwärtige Zeit schreibt die Weise für, wie man
leben soll; in solchem Sinne haben die Alten gesagt: Schickelmann (das ist, die Zeit)
wohnt
an der Straßen. |
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Wenn es Zeit ist, so wird es Sommer, das ist, ein jedes
Ding hat seine Zeit, da es
gelingen oder gethan werden kan. |
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Jede Zeit schilt ihre Boßheit, wird gebrauchet, die zu widerlegen, so sich beklagen, daß
die alten Zeiten besser als die heutigen, gewesen, welchen gemeinen Irrthum ein sinnreicher
Italiener, Sec. Lancellotte, in einem grossen
Buch,
l'hoggidi, overo il mondo non peggiore del
passato betitult, ausführlich widerleget. |
Jablonsky Allgemeines Lexicon der Künste und
Wissenschafften.¶ |
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9. Der Gegenstand der Zeit.¶ |
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Die Zeit wird entgegen gesetzet der Ewigkeit, die ohne Anfang und Ende ist, siehe
Ewigkeit, im VIII
Bande,
p. 2255. u.f.¶ |
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10. Einige
Meynungen der alten
Philosophen von der Zeit.¶ |
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Heraclitus, der um die LXIX Olympias gelebt, hat die Zeit für etwas
cörperliches
gehalten, Sextus Empiricus berichtet adv. Mathem. … daß
Heraclitus ausdrücklich behauptet
habe: Die Zeit wäre ein Cörper. Dieses ist so zu
verstehen: daß die
Sache, welche in der
Zeit ist, und die Zeit selbst, einerley wären, wie es Aenesidemus erklärt. |
Bruckers Fragen aus |
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{Sp. 736} |
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der Philosophischen Historie, II Th. … Zusätze …¶ |
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Plato definirte die Zeit, durch eine Bewegung des Universi.¶ |
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Aristoteles lehrte: die Zeit wäre eine Abzahlung der
Bewegung nach dem, was vorher
gegangen, und was folgen soll, welches durch das gegenwärtige verbunden würde. Alle
Bewegung und
Veränderung müsse in der Zeit geschehen, daher sey Himmel und
Erde in
der Zeit, weil sie bewegt würden. Es sahe demnach Aristoteles die Zeit nur als eine Relation
an, welche von dem motu aeterno primi motoris ihren
Ursprung hat, dahingegen andere
Philosophen etwas wesentliches in derselben gesucht. Übrigens schreiben einige auch dem
Plato die Aristotelische Definition der Zeit zu, wie Sextus, Empiricus
adv. Physic. …
berichtet. |
Bruckers I Theil …¶ |
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Democritus der um die LXXX Olympias gelebt, meynete: Die Zeit wäre eine Vorstellung
und Bild des Tages und der Nacht. |
- Sextus Empiricus adv. Mathem. …
- Bruckers l.c. II Th.
…¶
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Die Epicurischen Philosophen
sagten: Die Zeit wäre nichts reelles, sondern nur ein
zufälliges
Ding, welches bey der
Bewegung der
Atomorum sich befindet. |
- Laerz …
- Sextus Empiricus Pyrrhon. Hypotyp. …
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Die Stoischen
Weltweisen sagten: Die Zeit, sey eine Abmessung der Bewegung der
Welt, welche zwar das vergangene und zukünfftige begriffe, aber nicht das Gegenwärtige.
So philosophirte sonderlich Chrysippus von der Zeit, dessen
Gedancken
Lipsius in Dissertat.
sive Physiologiae Stoicae … mit mehrern erläutert. Überhaupt machten die Stoicker die Zeit
zu etwas uncörperlichen, wie Sextus Empiricus Pyrrhon. hopot. …
Laerz … erinnern. Weil sie aber lehrten, was uncörperlich ist,
könne weder leiden noch thun, |
beym Sextus adv.
Logic. …; |
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so ersiehet man daraus, daß sie die Zeit für kein
physicalisches
Ding,
sondern für eine blosse
Idee
der Phantasie oder einen gewissen
Begriff
von der
Bewegung
der Welt gehalten haben, als welches eigentlich, nebst dem loco, vacuo,
inani, bey Stoickern das incorporeum heist. |
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Zeno von Elea, einer der berühmtesten
Philosophen des Alterthums, behauptete, daß
die Zeit nicht ins unendliche theilbar sey. Er hat bey Gelegenheit einiger Einwürffe wider das
Daseyn der
Bewegung auch über die Zeit philosophiren wollen, wodurch er aber in ein
grosses Labyrinth gerathen ist. Diese Einwürffe hat uns Aristoteles im
IX Cap. des VI Buchs
seiner Natur-Lehre erhalten, wo man eine Untersuchung von vier Einwürffen
Zenons findet.
Wir können seine
Philosophischen
Gedancken von der Zeit nicht wohl von den Einwürffen,
die er wider das Daseyn der Bewegung macht, trennen; weil er jene bloß |
|
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{Sp. 737|S. 382} |
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dieserwegen hat vorbringen müssen. Wir werden daher die gantze
Materie unzertrennt
lassen, wie sie
Bayle in seinem Historischen und Critischen Wörter-Buche
IV Th. …
vorstellet: Wenn sich ein Pfeil beweget, der nach einem gewissen
Orte zielet: So würde er
ungleich, in der Ruhe und in der
Bewegung seyn. Nun ist dieses widersprechend: also
bewegt er sich nicht. Die Folgerung des Obersatzes wird auf diese Art bewiesen. Der Pfeil ist
in jeden Augenblick in einem Raume, der ihm gleich ist. Also ist er darinnen in der Ruhe:
Denn man ist nicht in einem Raume, daraus man gehet: Also giebt es keine Augenblicke, wo
er sich bewegt; und wenn er sich in einigen Augenblicken bewegte: So würde er zugleich in
Ruhe und Bewegung seyn. |
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Diesen Einwurff desto besser zu begreiffen, muß man auf zwey Grund-Sätze Achtung
geben, welche man nicht leugnen kan, erstlich, daß ein
Cörper nicht zugleich an zween
Orten seyn kan; zum andern, daß
zween Theile der Zeit nicht zugleich da seyn können. Der
erste von diesen zween Grund-Sätzen ist so deutlich, daß wir, wenn man auch keine
Aufmercksamkeit anwendet, denselben nicht erläutern dürffen: Weil aber der andere ein
wenig mehr Nachdencken braucht, und die gantze Stärcke des Einwurfs enthält: So werden
wir ihn durch ein Exempel
empfindlicher machen. |
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Wir
sagen also, daß das, was dem Montage und Dienstage in Absehen auf die
Nachfolge zukömmt, auch jedem Theile der Zeit zukomme, er mag seyn, wie groß er will.
Weil es nun unmöglich ist, daß der Montag und Dienstag beysammen da sind, und der
Montag nothwendig zu seyn aufhören muß, ehe der Dienstag anfängt zu seyn: so giebt es
auch keinen eintzigen Theil der Zeit, der mit dem andern zugleich bestehen könnte. Jeder
muß allein bestehen: jeder muß zu seyn anfangen, wenn der andere aufhöret zu seyn. |
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Hieraus folgt: daß die Zeit nicht unendlich theilbar ist, und daß die auf einander folgende
Dauer der
Dinge aus eigentlich genannten Augenblicken zusammen gesetzet ist, davon eine
jede einfach und untheilbar vollkommen von dem Vergangenen und Zukünftigen
unterschieden ist, und nichts als die gegenwärtige Zeit enthält. Diejenigen, welche diese
Folgerung leugnen, müssen entweder ihrer Tumheit, oder ihrer Unredlichkeit, oder der
unüberwindlichen Stärcke ihrer Vorurtheile Preis gegeben werden. |
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Wenn man nun einmahl setzet, daß die gegenwärtige Zeit untheilbar ist, so wird man
gezwungen seyn, Zenons Einwürffe zu zulassen. Man wird keinen Augenblick finden
können, worinnen ein Pfeil seinen Platz verläßt: Denn, wenn man einen derselben fände, so
würde er zu gleicher Zeit in diesem Platze seyn, und nicht darinnen seyn.
Aristoteles
begnüget sich mit der Antwort, daß Zeno die Untheilbarkeit der Augenblicke höchst falsch
voraus setze. [Ein Satz griechisch] Hoc vero est falsum, cum tempus ex momentis individuis
non constet, ut neque alia ulla magnitudo. So weit
Bayle. |
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Wir sehen, daß dieses die alte sophistische Manier zu
Disputiren sey, die hier
Bayle
durch sei- |
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{Sp. 738} |
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nen Beyfall bestärckt, ja gar demjenigen mit Schimpff-Worten drohet, der sie nicht für
richtig
erkennen will. Aber so wenig der erste Einwurff von dem Pfeile richtig ist: so wenig ist
auch der andere richtig. Wenn man die Quelle dieser und vieler andern Trugschlüsse und
Widersprüche entdecken will: so muß man den Unterschied zwischen dem wahrhafften und
eingebildeten Raume, ingleichen der wahrhafften und eingebildeten Zeit bemercken.¶ |
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Wir wollen jetzo nur bey dem letztern Unterscheide stehen bleiben, weil der erste
eigentlich nicht hieher zu unserer Abhandlung gehöret. Wenn Zeno und
Bayle von der Zeit
reden, so verwirren sie sich ebenso wohl als bey dem Raume, indem sie auch hier die
würcklichen
Veränderungen der vorhandenen Wesen, mit einer eingebildeten Dauer, die in
einem Stücke fortgehet, vermengen. Diese ist unstreitig in unserer
Einbildungs-Krafft
unendlich theilbar: ja wir können uns weder Anfang noch Ende darinnen vorstellen, gesetzt,
daß wir alle endliche Wesen in unsern
Gedancken vernichten wolten: so, wie wir uns auch
den eingebildeten Raum ohne alle Figur, d.i. ohne Ende vorstellen. |
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Allein beydes sind Hirngespinste, und blosse Geburten der Phantasie. Die würckliche
Zeit bestehet aus den wahren
Veränderungen vorhandener Wesen, z.E. unserer
Gedancken, oder der
Bewegung der Sand-Körner in inem Stunden-Glase. Da ist nun
abermahls keine Folge zu sehen, daß ein
Mensch zugleich im Montage und Dienstage seyn
müste. Denn wenn das Stunden-Glas des Nachts zwischen eilf und zwölf Uhr soweit
ausgelauffen ist, daß das letzte Sand-Korn durchs Loch fällt: so ist der Montag aus, und der
Dienstag gehet an. Es sind zween verschiedene Augenblicke, die aneinander grentzen, und
davon der eine zum vorigen, der andere aber zum folgenden Tag gehöret. Wir messen
dieselbe nach dem Falle der Sand-Körner, als würckliche Begebenheiten; nicht aber nach
den Chimärischen Eintheilungen einer eingebildeten Zeit, die nirgends als in unserer
Phantasie bestehet. So siehet man nun, daß beyde Einwürffe von sich selbst wegfallen.¶ |
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11. Von der Abtheilung der Zeit bey verschiedenen
Völckern.¶ |
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Wenn die Zeit nichts anders ist, als eine gewisse und determinirte Verweilung der
Gestirne, wornach das
Seyn und Dauern anderer erschaffenen
Dinge gemeßen wird, so ist
klar, daß so wohl der Zeiten Abtheilung als Berechnung, sich vornehmlich auf die Astronomie
oder Stern-Wissenschafft, und den Lauff der Gestirne gründe. Denn so machte GOtt Lichter
an der Veste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten,
Tage, und Jahre. |
- 1 B. Mos. I, 14.
- Ps. CIV, 19.
- B. der Weish. VII, 18.
- Sir. XLIII, 6.
u.ff.
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Demnach haben die ersten Menschen vor der Sündfluth von keiner andern Zeit-Abmessung gewust, als daß sie sich nach der Abänderung aufs einfältigste gerichtet, welche
die Sonne alle Jahre durch die vier Jahrs-Zeiten, und |
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{Sp. 739|S. 383} |
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der Mond alle Monate macht, vornehmlich aber, wenn die Sonne über den Horizont
hervorgekommen, und sich wiederum unter denselben verborgen, das ist, sie wusten von
nichts, als daß aus Abend und Morgen ein Tag ward, |
1 B. Mos. I, 5, |
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und, wenn des Monden Schein wieder zu wachsen anfieng, ein neuer Monat
angieng |
VII, 11; |
|
Wenn aber die Sonne ihren Lauff verneuerte, und wieder Frühling oder Herbst machte,
ein Jahr vorbey war. |
VIII, 13. |
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Folglich war ihnen von der Stunden- und Minuten-Eintheilung nichts bekannt, indem sie
bey ihren langen Lebens-Jahren nicht nöthig hatten, die Zeit so genau und behend
abzumeßen, als wir, die wir nur kurtze Zeit leben, jede Kleinigkeit derselben rechnen, und zu
Hülffe nehmen müßen.¶ |
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|
Und bey dieser gantzen natürlichen Abtheilung der Zeit sind auch die Leute nach der
Sündfluth noch lange geblieben, daher auch im Gesetz Moses nur die Morgen- und Abend-
Opffer gebothen waren, ohne auf eine gewisse determinirte Stunde zu sehen: So ward auch
der Sabbath von einem Abend bis zum andern gefeyret, |
3 B. Mos. XXIII, 32, |
|
welches doch die heutigen Juden also beobachten, daß sie ihren Sabbath von 6
Uhr Nachmittags bis wieder 6 Uhr auf den Abend des folgenden Tages halten. |
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Darnach, als man gemerckt, daß, wenn die Sonne aufs höchste gestiegen,
solches die mittelste Zeit im Tage sey, hat man auch den Tag in drey Theile:
Morgen, Mittag, und Abend eingetheilet, |
- Ps. LV, 18.
- 1 B. Mos. XLIII, 25,
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und so auch die Zwischen-Zeiten mit dem Nahmen Vormittag und Nachmittag oder
Halb-Vormittag und Halb-Nachmittag, wie sonderlich unsere Landsleute noch heutiges
Tages im Gebrauch haben, zu benennen angefangen, und auf gleiche Weise hat man auch
die Nacht eingetheilet in drey Theile oder Nacht-Wachen, |
Ps. XC, 4: |
|
Als die erste Nacht-Wache von Abend bis gegen Mitternacht, |
- B. der Richt. VII, 19.
- Klagl. II, 19.
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|
Die andere Wache, oder Mitternacht |
- 2 B. Mos. XI. 4.
- Hiob XXXIV, 20.
- B. der Richt. XVI,
3.
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|
Die dritte Wache von Mitternacht bis an den Morgen, hieß die Morgen-Wache |
- 2 B. Mos. XIV, 24.
- 1 Sam. XI, 11.
- Ps. CXXX,
6.
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Die Römer waren in den folgenden Zeiten accurater hierinne, und da sie schon
gewohnet waren, Tag und Nacht in gewisse Stunden einzutheilen, so machten sie aus der
Nacht vier Theile oder Nacht-Wachen, Vigilias, und eigneten einer jeglichen drey Stunden zu
wornach sich auch die Jüden, als sie unter der Römer
Bothmäßigkeit geriethen, richten
musten |
- Matth. XIV, 25.
- Marci VI, 48. XIII, 35.
- Lucä XII,
38,
|
|
allwo gedacht wird des Abends, oder der ersten Wache, der Mitternacht, der dritten
Wache oder des Hahnen Geschreyes, oder 4ten Wache oder des Morgens. Also theilten sie
auch den Tag in vier Stationes oder Excubias oder so viele Tages-Vierthel, deren jegliches
drey Stunden währete, |
Nehem. IX, 3. |
|
Daher einige die dritte Stunde |
bey dem Marco XV, 25. |
|
Die sonst die sechste im Tage war, |
nach Joh. XIX, 14. |
|
von der im andern Tages-Vierthel
verstehen wollen. |
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|
Die Griechen sind wohl die ersten
Völcker mit |
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{Sp. 740} |
|
|
gewesen, welche die Zeit richtig eingetheilet haben.¶ |
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|
Von diesen haben es die Römer gelernet, unter welchen Romulus, Numa Pompilius,
und Julius Cäsar, besondern Fleiß in Eintheilung der Zeit angewendet, welchen wir fast alles,
was darinnen geschehen, zu dancken haben. Die Zeit ward von den alten Römern
vornehmlich eingetheilet: |
|
|
1) In Seculum,
2) Annos Seculares,
3) Lustrum, und
4) Annum. |
|
|
Wir wollen uns hierbey nicht aufhalten, sondern verweisen unsere Leser auf die
besonderen
Artickel: |
|
|
- Seculum im XXXVI
Bande,
p. 953 u.f.
- Lustrum, im XVIII Bande,
p. 1255.
-
Annus, im II
Bande, p. 410 u.ff.¶
|
|
|
Die Poeten theileten die Zeit ein in die goldene, silberne, eherne, und
eiserne. Die erste
hat gewähret vom Anfange der Welt bis zum Ende der Zeiten des Saturns. Die
andere von
den Zeiten Saturns bis zu Ende der Zeiten des Jupiters. Die dritte von den Zeiten des
Jupiters an bis auf die Zeiten der Herakliden oder aufs Jahr der Welt 2730. Die
vierte von der
Herakliden Zeiten bis auf ihre, der Poeten Zeiten.¶ |
|
|
Varro theilte die Zeit ein |
|
|
1) |
in adelon, die unbekannte Zeit,
nehmlich vom Anfange der Welt bis
auf das Diluvium Ogygis im Jahr der Welt 2189; |
|
|
|
2) |
in mythikon, in die fabelhaffte Zeit,
von gedachtem Diluvio an, bis auf
die Olympiaden, und |
|
|
|
3) |
historikon die historische Zeit,
von den Olympiaden an, bis
hieher. |
|
|
|
Von den Rabbinern ward die Zeit nach der Tradition des so genannten Domus Eliae
in
drey Perioden zertheilet, deren jeder ohngefehr 2000 Jahre hält, und vom Anfange der Welt
bis auf das Gesetze; vom Gesetz bis auf den Meßias; vom Meßias bis aufs Ende der Welt
gehen. |
- Hederichs Anleitung zu den Historischen Wissenschafften
- Schmidts Biblischer Mathematicus …
|
|
|
|
|
12. Von der Fatalität gewisser Zeiten.¶ |
|
|
Wir müssen bey dieser Abhandlung vor allen
Dingen uns einen rechten
Begriff von dem
Worte Fatalität machen, welches von den wenigsten geschehen ist, die zwar vieles davon
reden, aber selbst nicht wissen, was sie haben wollen. |
|
|
Dieses Wort kömmt von Fatum her, welches ein Schicksal bedeutet, und nach der
meisten Heydnischen
Weltweisen Auslegung eine absolute und unvermeidliche
Nothwendigkeit anzeiget, so daß alle
Dinge in der
Welt diesem nothwendigen Schicksal
unterworffen sind, und nicht anders geschehen können, als sie würcklich geschehen. Nach
dieser Heydnischen
Meynung würde die Fatalität gewisser Zeiten darinnen bestehen, daß
die Dinge, die sich in einer gewissen Zeit zutragen, nothwendig so und nicht anders seyn
und sich zutragen könnten. |
|
|
Diese Fatalität ist eine gantz ungereimte
Sache, weil dadurch nicht allein dem
menschlichen Willen, wovon die Handlungen der
Menschen abhängen, sondern auch
GOtt
selbst, unter dessen Direction und
Regierung alle
Dinge in der
Welt stehen, alle
Freyheit
benommen wird. Über dieses giebt es auch ein vernünfftiges Fatum oder Schicksal, welches
nichts anders ist, als eine aus
GOttes freyen Willen nach den
Regeln der |
|
|
{Sp. 741|S. 384} |
|
|
Weisheit fest gesetzte
Ordnung, nach welcher gewisse Dinge in der Welt nothwendig
kommen und geschehen müssen. Hiervon haben wir ein Exempel an den Regeln der
Bewegung, die, als eine aus
GOttes Willen und Weisheit herrührende Ordnung, nunmehro
in Ansehung der Creaturen nothwendig und unveränderlich sind. |
|
|
Diesem nach wäre die Fatalität eines
Dinges eine von
GOtt fest gesetzte
Ordnung, nach
welcher es also und nicht anders geschehen kan. Z.E. wenn von einer Zeit gesagt wird, sie
sey dem Menschen, fatal, so heist es so viel, sie müsse entweder etwas Gutes, oder, in
welchem
Verstande das
Wort Fatalität gebräuchlicher ist, nothwendig etwas
Böses bedeuten
und mitbringen, weil GOtt es also beschlossen und geordnet habe. Hieraus ist klährlich zu
ersehen, wie eine solche Fatalität eben so wohl den
freyen Willen des Menschen aufhebe,
als die vorhergehende. |
|
|
Wir wollen nunmehr einige Zeiten, die man für fatal hält, genauer ansehen. Der Sonntag
Lätare wird in Schlesien und den angränzenden
Ländern der Toden-Sonntag genennet,
dahero ihn viele für fatal und unglücklich halten. Allein wenn man die
Ursache dieser
Benennung höret, müste man ihn vielmehr für einen glückseligen Tag halten, an welchem
diesen Ländern Heyl wiederfahren ist, wovon man Martin Möllers
Praxin Evangeliorum oder
Erklärung und Betrachtung der Evangelien, ingleichen den
Artickel:
Toden Sonntag im XLIV
Bande,
p. 710 u.f. nachsehen kan. |
|
|
Den darauf folgenden Sonntag Judica nennet der Aberglaube den schwarzen Sonntag,
weil in der Woche desselbigen gemeiniglich ein oder das andere Unglück geschehen soll
oder wie andere melden, darinne nothwendig ein
Mensch eines gewaltsamen
Todes sterben,
oder sonst zu
Schaden kommen müsse, indem alsdenn der Satan den Leuten mehr als
sonst nachstelle. Vielleicht hat man darzu von dem
Worte Judica, welches Richten bedeutet,
Gelegenheit genommen: und weil in dem Evangelio auf diesen Sonntag des gottlosen
Richtens und Urtheilens gedacht wird, so die Jüden durch Antrieb des Teuffels über unsern
Heyland ergehen liessen, so daß sie ihn endlich gar steinigen wolten; so wird es daher
gekommen seyn, daß man dem Teuffel, der auf
Gottes Zulassen mancherley Unglück
anzurichten pflegt, an solchem Tage und Woche die
Gewalt beygeleget, dergleichen
Gericht
wider die Menschen zu bewerckstelligen, und sie theils in Unglück zu stürtzen theils gar ums
Leben zu bringen. Allein
vernünftige Christen wissen besser, daß GOtt dem Satan nicht eine
gewisse Woche oder Tage im Jahre bestimmt habe, darinne er ihm die
Macht über die
Menschen zugestehet, sondern wenn und wie es GOtt gefällt, und die Menschen es also
verdienet haben. |
|
|
Sonst
schreibt man noch andern Tagen im Jahre eine gewisse Fatalität zu, und hält sie
für unglücklich. Wer darinne gebohren wird, soll nicht lange leben, oder wenn er auch lange
lebte, doch in gröster
Armuth sein
Leben zubringen. Wer in diesen Tagen kranck würde,
könte selten gesund werden. Wer sich verlobte, oder Hochzeit machte, denn gienge es nicht
wohl. Wer darinne reisete, komme nimmermehr ohne Betrüb- |
|
|
{Sp. 742} |
|
|
niß nach Hause. Kurtz alles, was man an diesen Tagen anfange, nehme einen
bösen
Ausgang. |
|
|
Unter den allen aber sollen der 13, 14, und 15te May die allerschlimmsten und
unglücklichsten Tage seyn. Buddei
Urtheil hiervon in Thesibus Theolog. de superstitione …
ist gegründet. |
|
|
„Man hat schon, schreibt er, zu den ältesten Zeiten im Wahn gestanden, daß einige Tage
glücklich, andere aber unglücklich wären. Denn wenn die Menschen mancherley Ideen mit
einander verknüpffen, welches bey ihnen etwas gewöhnliches ist: so geschiehet es, daß
man der Zeit, worinnen sich etwas zuträgt, zuschreibt, was gleichwohl aus gantz andern
Ursachen herrühret. Und daher kommt es, daß die Menschen denjenigen Tag, an welchem
ihnen etwas widriges begegnet, als eine Ursache vieles Übels für unglücklich halten und
daraus schliessen, es müste solcher Tag, wie er jährlich wieder kommt, auch allemahl
unglücklich seyn.„ |
|
|
So betrügen sich die Menschen in ihren
Schlüssen, wenn einmahl der Aberglaube bey
ihnen eingewurtzelt ist.¶ |
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|
Endlich hat man noch besondere Tage angemerckt, die einer gewissen
Person fatal
gewesen, und theils Glück theils Unglück gebracht haben. Alexander der
Grosse soll den 6
April gebohren seyn, an demselben Tage Darium überwunden, und auch sein
Leben
beschlossen haben. Es wird hinzu gesetzt, daß an solchem Tage der Tempel der
Diana zu Ephesus
abgebrannt, zu einer Vorbedeutung des Kriegs-Feuers, welches Alexander in Asien
angezündet, wodurch viele
Städte und
Länder verwüstet und verherret worden. Eben an
diesem Tage sollen auch ehedem die Perser von den Griechen zu Wasser und zu Lande
seyn überwunden worden. |
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|
So wird auch von dem Römer Pompejus berichtet, er sey den 30 Sept. gebohren, aber
an diesem Tage wegen der in Asien befochtenen Victorien triumphiret, und endlich sey er
auch den 30 Septembr. in Egypten umgebracht worden. |
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Dieses alles, und insonderheit wenn Leute an ihrem Geburts-Tage
sterben, wo es
anders mit der Erzehlung seine Richtigkeit hat, muß man vielmehr einen Zufall zuschreiben,
als für etwas sonderbares und fatales ausgeben. Der
Mensch muß ja sterben, er muß auch
an einem gewissen Tage sterben. Nun müste es wunderlich zugehen, wenn bey so viel
tausend Menschen, die jährlich sterben, es sich nicht zutragen solte, daß einer oder der
andere darunter just auf seinen Geburts-Tag, oder gar in der Stunde, da er gebohren
worden, stürbe. Was ist also daraus zu machen, wenn es geschiehet? Eben so viel als wenn
jemand an einem andern, und nicht an seinem Geburts-Tage stirbt. |
Tharsanders Schau-Platz ungereimter Meynungen,
II Band
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