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Quellenangaben |
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II Erklärung der andern
Bedeutung des Willen GOttes.
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Man braucht das
Wort
Wille GOttes, auch in dem
Verstande, daß es dasjenige
bedeutet, was
GOtt will, und insonderheit so viel ist, als sein geoffenbartes
Gesetz. Als, wenn man
sagt: Nach dem Willen GOttes, wider den Willen GOttes
thun, den Willen GOttes aus der
Natur
erkennen.
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Weil GOtt die
Menschen eben dazu verbindet, wozu sie die Natur verbindet, so
ist der Wille GOttes von der Einrichtung der freyen Handlungen mit dem Gesetze
der Natur einerley, und wer sein
Leben nach dem Gesetze der Natur einrichtet,
der richtet es auch nach GOttes Willen ein, und lebet nach seinem Willen: Und
wiederum, wer sein Leben nach GOttes Willen einrichtet, der richtet es nach dem
Gesetze der Natur ein.
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Es ist ausgemacht, daß GOtt haben wolle, daß wir die freyen Handlungen zu
unserer und anderer ihrer Vollkommenheit einrichten sollen. Da nun diese
Handlungen selbst nicht dahin gerichtet werden können, woferne sie nicht mit dem
natürlichen
durch einerley
End-Ursachen bestimmet werden: So will GOtt
allerdings, daß der Mensch die freyen Handlungen durch eben diejenige
End-Ursache bestimme, durch welche die natürlichen bestimmet werden
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Solcher gestalt erhellet, z.E.
GOtt wolle, daß der
Mensch diejenige Speise
esse, welche seiner Gesundheit zuträglich ist; Daß dennoch einer, welcher dem
Willen GOttes gemäß Speisen zu sich nehmen will, diejenigen erwählen muß, von
welchen er wahrnimmt, daß sie der Gesundheit durchaus nicht
schädlich seyn.
Gleichergestalt erhellet, GOtt wolle daß der Mensch so viel Speise zu sich
nehme, als die Erhaltung seiner Gesundheit erfordert.
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Weil die Bestimmung der freyen Handlungen, durch einerley
End-Ursachen mit
den natürlichen, dem Willen GOttes gemäß ist: So erhellet ferner von freyen
Stücken, daß die Bestimmung der natürlichen und freyen Handlungen durch
verschiedene End-Ursachen, dem Willen GOttes zuwider sey; Daß GOtt folglich
nicht wolle, daß der Mensch seine freyen Handlungen durch andere End-Ursachen
bestimmen solle, als durch welche die natürlichen bestimmet werden. Denn die
Bestimmung der natürlichen Handlungen, welche auf dem
Wesen der
Dinge beruhet,
kömmt von GOtt her, welcher den Dingen dergleichen Wesen gegeben hat, in so
ferne er von Ewigkeit beschlossen hat, daß sie würcklich seyn sollen, und sie in
der Zeit zu der
Würcklichkeit gebracht hat.
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Er würde demnach wider sich selbst handeln, wenn er wolte, daß die freyen
Handlungen durch solche
Gründe
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{Sp. 51|S. 39} |
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bestimmet werden solten, welche von denjenigen verschieden sind, durch
welche die natürlichen bestimmet werden. Solchergestalt gehet es nicht an, daß
GOtt wolte, der
Mensch solte Speisen essen, welche der Gesundheit
schädlich
sind, da er will, der Mensch solle gesund seyn, und den Bau des menschlichen
Leibes
dergestalt eingerichtet hat, daß alle und jede Verrichtungen der zu dem
Leben
dienenden Gliedmassen zu der Erhaltung derselbigen auf das schönste
übereinstimmen.
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Wenn derowegen gleich jemand den Willen GOttes zu der Qvelle des natürlichen
Gesetzes machen wollte, so könnte er doch kein anderes Gesetz der Natur
herausbringen, als zu welchem diese
Regel ein vollständiger
Grund ist: Thue, was
dich und deinen
Zustand vollkommener machet, und unterlaß, was dich und deinen
Zustand unvollkommener machet. Denn die grösseste Vollkommenheit ist der
Bewegungsgrund des göttlichen Willens; Und also kan er keine Handlungen
verlangen, als daraus die Vollkommenheit der Menschen und ihres Zustandes
erwächset, und er muß diejenigen allen andern vorziehen, daraus die grösseste
Vollkommenheit erfolget.
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Auf solche Weise erhellet, daß GOtt das Gesetz der Natur nicht zu ändern
verlanget, ja, vermöge seiner Natur, es nicht geschehen kan, daß er es ändert.
Unterdessen folget hieraus gar nicht, (wie wir bereits bey den Eigenschaften des
göttlichen Willens, und zwar, da wir denselben als höchst einfach vorgestellet,
erwiesen haben) daß das Gesetz der Natur nicht von dem göttlichen Willen
entspringe, sondern die Handlungen der Menschen gut, oder
böse, ingleichen
besser, oder schlimmer gewesen wären, ehe man
sagen können, daß sie GOtt gewolt,
oder nicht gewollt habe.¶ |
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III Erklärung einiger
Schriftstellen.
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a) |
2 B. Samuel. II, 25: Der HErr hatte
Willens, sie zu tödten. Vorher stehet das [ein Wort hebräisch] das
machet viel Streit, indem es durch denn übersetzt
worden ist; Da es doch besser gegeben wäre: Darum, deswegen.
Wie es also Hoseä IX, 15, stehet: Alle ihre Bosheit
geschiehet zu Gilgal, darum (nicht denn)
bin ich ihnen gram. Und Lucä VII, 46, stehet von der grossen
Sünderin: Ihr sind viel Sünden vergeben; Denn, besser:
Darum hat sie viel
geliebet. Und wenn Psalm CXVI,
10. stehet: Ich glaube, [ein Wort hebräisch] darum rede
ich, so hat es Paulus, 2 Corinth. IV, 13. gegeben:
dio
elalksa,
darum
rede ich. Es soll aber das [ein Wort hebräisch] also erkläret
werden, daß der
heilige Geist
spricht: Weil sie der Stimme Eli nicht
gehorchten, deswegen, und um ihre Bosheit willen, hatte GOtt willens,
sie zu tödten. |
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Die Reformirten urgiren noch das [ein Wort
hebräisch], das heisse Willens seyn, einen Wohlgefallen woran haben;
Also habe
GOtt von Ewigkeit her beschlossen, sein Müthgen an ihnen zu
kühlen. Es antwortet aber Thilo, daß das [ein Wort
hebräisch] Ezech. XXX, 11. mit der Verneinung stehe: GOtt wolle
den
Tod des Sünders nicht; Da denn die Reformirten selber einen
Unterschied unter
Wollen, (velle) und
Gefallen haben, (delectari) machen, und
sagen, es
wolle zwar wohl GOtt den Tod des Sünders, er habe aber doch keinen
Gefallen da- |
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{Sp. 52} |
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ran; Und so läßt sich gewiß schliessen, GOtt habe
an der
Söhne Eli Verderben keinen Wohlgefallen gehabt. |
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Sonst distinguiren die Gelehrten: |
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- Inter causam rei, et argumenti,
- inter causam conseqventis, et consequentiae;
- inter quia illativum, et ratiocinativum.
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Wie denn Damascenus
schreibet,
daß viel
Dinge in der
Schrifft ursächlich ausgesprochen würden, die doch
dem Ausgange nach verstanden werden müsten. Und wenn auch gleich das
[ein Wort hebräisch] von einer
Ursache
redete, so müste man doch unter
dem vorhergehenden und nachfolgenden Willen einen Unterschied machen.
Nach dem vorhergehenden Willen GOttes, betheuret er hoch, er wolle nicht
den
Tod des Sünders; Nach dem nachfolgenden, oder richterlichen (judiciariam)
Willen aber, da er als ein
Richter sich erweiset,
sagt die göttliche
Weisheit, sie wolle lachen in der
Menschen Unfall, |
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Sprüchwört. I, 26. |
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Es muß also das [ein Wort hebräisch] folglich, (consecutive)
oder schlüßlich, (conclusive) wie
GOtt nach ihrer Bosheit sie zu straffen beschlossen habe,
verstanden werden: Denn da hat ja GOtt die
Söhne Eli nicht mit
Gewalt zu der Sünde getrieben, wie
die Reformirten wollen, sondern er hat ihnen, als
Unwürdigen, die
Hülfsmittel entzogen. Denn, man erwege nur ihre Sünde, so wird man
sehen, wie sie den
Tod gar wohl
verdienet hatten. |
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Denn erstlich hatten sie die Opffer, welche
nichts, als Vorbilder des Leidens und Sterbens Christi waren, so doch
GOtt gantz heilig gehalten haben wolte,
schändlich besudelt, und dem
Volcke geringe gemacht. Zweytens hatten sie die
Weiber, welche aus
Andacht, und ihre Sünde zu bekennen, auch zu opffern, gekommen waren,
mit schändlicher Brunst zu der
Unzucht gereitzet, und noch darzu an
einem so
heiligen Orte, und daß jedermann drum wuste. |
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Daher werden ihre Sünden nahmhaft gemacht V 17
wider das andere Gebot; V. 25 wider das vierdte; V. 22 wider das
sechste; Und V. 14 wider das siebende. Deswegen werden sie auch Belials,
oder Teuffels-Kinder, oder die ärgsten bösesten Buben genennet. Und wenn
auch gleich hier stehet, der Herr habe Willens gehabt die zu tödten; So
müssen es doch die Reformirten nicht von dem ewigen
Tode, sondern von
dem zeitlichen
verstehen: Wie
GOtt eben denselben dem Eli
selber drohete, und er auch in der That erfolgete. Daher kam es auch,
daß Eli alles so vor genehm hielt, wenn er
sagte: Er
ist der Herr, er thue, was ihm wohlgefället
¶ |
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b) |
Matthäi XII, 50, und Marci III,
35. Wer den Willen thut meines
Vaters im Himmel, derselbe ist mein
Bruder,
Schwester und
Mutter. Das ist der offenbare Wille GOttes in
seinem Worte, wie es Lucä VIII, 21. erkläret wird, und heisset
es GOttes Wort hören und thun. |
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Er ist theils in dem
Gesetze
offenbaret, wie wir leben sollen, als unsere Heiligung, |
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1 Thessal. IV, 3; |
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Theils in dem Evangelio, da GOtt will, daß wir an
seinen
Sohn
glauben sollen, |
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Johann. VI, 40. |
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Solcher Wille wird gethan, wenn wir GOttes Wort
hören, demselben gehorsam folgen, an Christum glauben, und ein GOtt
gefällig
Leben
führen, |
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Michä VI, 8. |
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Da ist der Glaube durch die
Liebe thätig, |
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Galat. V, |
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Daher haben wir auch dasjenige, |
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{Sp. 53|S. 40} |
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was der HErr Christus hinzu setzet, nemlich die
geistliche Verwandtschafft mit Christo, daß wir seine Brüder,
Schwestern, und
Mutter seyn. Es waren in währender Predigt seine Mutter
und Brüder, das ist, Vettern, gekommen, in Willens, mit ihnen zu
reden,
welches ihm auch angesaget wurde. Weil er nun jetzo in dem war, das
seines
Vaters
war, |
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Lucä II. |
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so wolte er sich in seinem
Amte
nicht irren lassen, sondern antwortete und
sprach zu dem, der es ihm
ansagte: Wer ist meine Mutter? Und wer sind meine Brüder? Und reckete
die Hand aus über seine Jünger, und sprach: Siehe da, das ist meine
Mutter, und meine Brüder. |
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Alle Gläubige haben eine genaue Verwandtschafft
mit ihm, da sie |
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Joh. XV, 14. |
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C. XX, 17. |
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- weil wir durch den Glauben
Kinder des himmlischen
Vaters sind,
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C. I, 12. Galat. III, 26. |
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- Christi
Mutter, weil wir ihn in geistlicher Weise in dem Hertzen
tragen, darinnen er durch den Glauben lebet und wohnet,
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- Galat. II, 20.
- Ephes. III, 17;
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-
Lehrer und Prediger sonderlich, die durch den unvergänglichen
Saamen des Wortes GOttes,
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1 Petri I, 23.
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1 Corinth. IV, 15. |
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Galat. IV,
19. |
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D. Luther erkläret sich über die
bisher erwogene
Schrifftstelle, in dem 1 Eißleb. Theile, ... in der
Auslegung über Johann. XX. also: |
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"Den Willen des Vaters thun, heist nicht, in ein
Kloster lauffen, und ein Mönch werden, sondern sich an Christum halten,
und gewiß glauben, daß es wahr sey, was er uns zusagt, daß er unser
Bruder seyn wolle. So deutets der HErr selbst, Joh.
VI, 29. was GOttes Werck und Wille sey, da er spricht: Das ist
GOttes Werck, das ihr an den glaubet, den er gesandt hat. Und bald
darnach, V 40: Das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den
Sohn siehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben, und ich werde ihn
auferwecken am jüngsten Tage. Da hörest du, wer sich an Christum hält,
und an ihn glaubet, der ist Christus Mutter, Bruder, Schwester, GOttes
Kind und Erbe." |
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D. Luthers Bibl. Lexic. extrahirt durch
Fortschen, ...¶
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c) |
Johann. IV, 3.
spricht Christus von dem
Willen des
Vaters:
Ich habe eine Speise zu essen, da wisset ihr nicht von. D. Luther machet
dabey in der Randglosse folgende Anmerckung: |
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"Seine Speise ist, des Vaters Willen thun. Des Vaters
Willen aber ist, daß durch sein Leiden das Evangelium in
aller Welt geprediget würde. Das
war nun verhanden, gleichwie dazumahl die Erndte nahe war."¶ |
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d) |
Apost. Gesch. XXI, 14: Des HErrn Wille
geschehe. So
sagten Pauli Gefährten, als er sich nicht
überreden lassen wolte, von Jerusalem weg zu bleiben, woselbst er
gebunden, und in der Heyden Hände überantwortet werden solte, wie der
Prophet Agabus
gesaget hatte. Sie
erkennen einen HErrn
über sich, dem sie einen Willen zuschreiben, welchem Willen sie sich
unterwerffen. Dieser HErr ist der wahre GOtt, welcher
Herrschafft und
Autorität hat, wie kyrios
anzeiget, daher auch die 70 Dollmetscher den wesentlichen
Nahmen GOttes
hiemit ausgedrucket haben. |
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{Sp. 54} |
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tes ist zweyerley: Der eine, da er selbst etwas
thun will, und der geschiehet von ihm selber. Denn alles, was er will,
das thut er, |
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Psalm CXXXV, 6.
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Der andere ist, da wir etwas thun, oder lassen
sollen, welcher sonst der gebietende Wille genannt wird. Er betrifft
theils das Geistliche und Ewige, da er will, daß wir nach dem
Gesetz
heilig leben, |
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1 Thessal. IV, 3.
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nach dem Evangelio aber an JEsum glauben sollen, |
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Johann. VI, 40.
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Theils das Zeitliche, der Menschen Glück und
Unglück, und überhaupt ihre Führung in dem Irdischen; Und da will er,
daß wir uns demselben ergeben, und ihn, nach Wohlgefallen, walten
lassen, Ebräer X, 36. von welchem denn allhie hauptsächlich die
Rede ist. |
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Der ist nicht sträflich, wie der
Menschen
Wille,
wenn er nicht von
GOtt
regieret wird: Denn er bald dieses, bald jenes
begehret, das sich nicht geziemet, und die rasende Lust eines schwangern
Weibes, wenn sie lüstern ist, weit übertrifft; sondern er ist heilig und
unsträflich, |
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5 B. Mos. XXXII, 4.
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Scheinet es schon zuweilen, als sey er ungerecht;
Voraus, wenn er es den Frommen übel, den
Bösen wohl gehen lässet: So ist
er doch eben so wenig zu tadeln, als ein Hauß-Vater, der seinem
Kinde
Wermuth, zu desselben Gesundheit, den
Knechte aber Honig, zu dessen
Nahrung, giebt. Genug, daß wir wissen, denen, die GOtt
lieben, müsse
alles zum Besten dienen, |
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Röm. VIII, 28.
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So dauchte es auch den Gefährten Pauli
etwas hartes zu seyn, daß er von ihnen scheiden, und zu Jerusalem
gebunden, und in der Heyden Hände überantwortet werden solte. Dennoch,
da sie GOttes Winck und Willen hierunter
erkannten, unterwarffen sie
sich demselben, und kömmt ihr
Wort mit der Erklärung Eli
überein: 1 B. Sam. III, 18. Sie begehren ihren Mund nicht
weiter darwider aufzuthun, sondern überlassen das
Werck der göttlichen
Führung. Das kömmt vom Herrn, darum können wir nichts wider dich
reden
etc. |
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1 B. Mos. XXIV, 50.
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- einen grossen Muth, denn sie setzen sich dem alten Adam,
der seinen eignen Willen gerne hat, tapffer entgegen, und
überwältigen ihn, tödten durch den
Geist des Fleisches Geschäffte,
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Röm. VIII, 13.
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- denn sie murren nicht, wie jener aber der in dem Weinberge,
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Matth. XX, 11;
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- Sondern ergeben sich, setzen und stillen ihre
Seele, die unruhig
werden wolte,
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Psalm XXXIX, 10.
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- sie widerstreben nicht den Augen der
Majestät GOttes, wie das
jüdische Volck,
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Jesaiä III, 8;
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- in Betrachtung, daß Widerstreben eine Abgötterey, und
Ungehorsam
eine Zauberey-Sünde sey,
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1 B. Sam. XV, 23.
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thun sie als ein
Kind, und geben sich in ihres
Vaters Willen.¶ |
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e) |
1 Thessal. IV, 3: Das ist der Wille
GOttes, euere Heiligung, daß ihr leidet die Hurerey. |
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Beza, in seiner Note über diese
Stelle,
verstehet es active, ihr solt euch selbst heilig machen, ein
heilig unsträflich
Leben führen. Andere aber paßive,
GOtt will, daß ihr
geheiliget werdet. Allein beydes kan wohl zusammen genommen werden, daß
der Wille GOttes dahin gehe, daß der
Mensch ein heilig und unsträflich
Leben führe, und durch die
Gnade GOttes, der man hiezu benöthiget ist,
geheiliget werde, damit er in solcher Heiligkeit wohl andere Sünden, als
insonderheit auch alle Hure- |
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{Sp. 55|S. 41} |
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rey, fliehe. Ihr solt heilig seyn, denn ich bin
heilig, |
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- 3 B. Mos. XIX, 2.
- 1 Petri I, 26.
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Es will auch GOtt, daß wir durch den
H. Geist
geheiliget werden, vermittelst seines Wortes und Evangelii, |
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Röm. XV, 16.
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1 Thessal. V, 23.
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Es war unter den Heyden, unter welche kurtz zuvor
auch die Thessalonicher gehöret hatten, kein gemeiner und ungescheueter
Laster, als allerhand grobe Sünden wider das sechste Gebot, wie Röm.
I, 29 u.f. zu sehen ist. Daher auch die Apostel auf dem ersten
Concilio zu Jerusalem, für das nöthigste erachteten, die Heyden, nebst
andern drey Lastern, von solchem Laster abzumahnen, |
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Apost. Gesch. XV, 20 u.f.
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Von solcher Hurerey sollen sie sich nun
enthalten. |
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Es wird darunter erstlich das
schändliche Laster
des Ehebruchs verstanden, welches hin und wieder in der
Schrifft mit
diesem
Nahmen benennet wird, |
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- 1 B. Mos. XXXVIII, 24.
- B. Richt. XIX, 2.
- Hoseä III, 3.
- Syrach XLI, 20.
- Matth. XIX, 9.
- 1
Corinth. V, 1 u.f.
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Hernach das Laster der
Unzucht und Hurerey, so
auf vielerley Weise von ledigen Personen begangen wird; Wie also das
Wort
Hurerey |
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- 3 B. Mos. XIX, 29.
- Matth. XV, 19.
- Marci VII, 21.
- Gal. V, 19.
- 1 Corinth. VII, 2.
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gefunden wird, da es ausdrücklich von der
Ehebrecherey unterschieden, und von ledigen Personen
gesaget wird.¶ |
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f) |
Wenn in eben derselbigen
Schrifft-Stelle, V. 6.
zu dem Willen GOttes ferner dieses gerechnet wird: Daß niemand zu weit
greiffe; So ist unter den Gelehrten streitig, ob hier von der zu weit
greiffenden Huren- oder Diebs-Hand,
geredet werde. |
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Chrysostomus, Theophylactus, Hieronymus
aus den neuen aber Estius und Heinsius,
wollen, es
rede hier Paulus von den Ehebrechern, bey
denen wäre das hyperbainoin, sie
überschreiten die
Gesetze, Verbündnisse und
Ordnungen des
Ehestandes,
kai pleonektein, sie bereden mit List und betrug ihres Nächsten
Weib,
daß dieselbige ihres Willens pflege. |
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Diese Erklärung bewähren sie daher, daß, weil
Paulus sowohl in vorhergehenden, als nachfolgenden
Worten, von der Hurerey und Unreinigkeit
rede,
nicht zu vermuthen sey, daß er in der Mitten auf eine andere
Materie
gerathen, und von Betrug und Finantzerey reden werde. Andere vermeynen,
wenn ja diese Worte von der zu weit greiffenden Huren-Hand redeten, so
könnten sie doch nicht von dem Ehebruche verstanden werden, der sowohl
bey den Heyden, als Jüden, gestraffet worden sey; Von der Unzucht aber
sagt Paulus,
daß sie bei den Heyden vergönnet sey, wenn er
spricht, sie sollen nicht
in der Lust-Seuche, wie die Heyden, wandeln: Demnach wären solche Worte
von den Weichlingen vielmehr, und den Knabenschändern, zu
verstehen,
welche das Gesetz der Natur hyperbainein,
überschreiten, |
|
Röm. I, 26. 27.
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Allein, es sey unnöthig, daß wir von unserer
deutschen Bibel abweichen, und die
Worte anders, als von der zu weit
greiffenden Diebes-Hand,
verstehen solten, weil Cyprianus,
und noch viel andere Väter der Kirchen, sonderlich auch der hochgelehrte
Salmasius, und unsere Theologen, es insgesammt davon
auslegen, ungeachtet, daß Paulus solches Laster sowohl
vorher, als hernach, mit dem Laster der Hurerey und Unzucht
einschliessen, massen Geitz und Hurerey einander sehr nahe ver- |
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{Sp. 56} |
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wandt wären, und gemeiniglich eins das andere
begleitete, daher die Väter der Kirchen hätten zu
sagen pflegen:
"Schafft ab den Geitz, so wird weder Krieg, noch Hurerey seyn." |
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Und möchten sonderlich diese beyden Laster,
Hurerey und Finantzerey, bey denen zu Thessalonich dazumahl in dem
Schwange gegangen seyn. Dahero sage nun der Apostel: Das ist der Wille
GOttes, daß niemand zu weit greiffe; das ist, was er ihnen hier
vorbringe, das wären nicht seine eigenen Einfälle, er spinne es nicht
aus seinem Gehirne, sondern es sey GOttes ernster
Wille und
Meynung, der
verbiete es. Da heisse den hyperbainein
eigentlich über etwas hingehen, und hinüber steigen, nicht auf der
rechten Bahn bleiben, sie überschreiten, oder aus dem rechten Wege
weichen, es geschehe gleich zu der rechten, oder lincken, über die
Schnur hauen, der
Sache zu viel thun, mehr denn es sich gebühre, und
zugelassen sey, wie es denn die 70 Dollmetscher von dem Meere
braucheten, das gerne über seine
Grentzen mit seinen stoltzen Wellen
schreiten will, |
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Hiob XXXVIII, 11. Siehe 5 B. Mos. XXVIII,
43.
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Es sey also hier ein Gleichniß von hoffärtigen
und hochmüthigen Leuten genommen, die andere geringe nicht achteten, sie
für ihren Fuß-Hader hielten, und so zu
reden über sie hingiengen, wie
man etwan in einer Schlacht der Erschlagenen nicht achte, sondern mit
Füssen über sie hinlauffe. |
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Literatur |
|
- Rambachs Dogmat. Theol. Th. I. ... Th. II. ...
- Sinceri Pistophili Erläuter. schwerer Stellen H.
Schrifft ...
- Schmidts bibl. Phys. ...
- Schröers Diss. theol. de verbis orthodoxis ... Wittenb.
1735.
- Gründl. Auszüge aus Disputat. ...
- Syrbii kurtze Anweisung zur Weish. ...
-
Wolffs natürl. Gottesgelahrheit ...
- Desselben Gedancken, von GOtt, der Welt und der Seele
...
- Desselben gesellschafftl. Leben der Menschen ...
- Zimmermanns natürl. Erkänntniß GOttes, der Welt und des
Menschen ...
- Müllers philosoph. Wiss. ...
- Von Leibnitz Thaeodicaea, durch
Richtern ...
- Grulichs Biblisches Vergnügen in GOtt ...
- Böldickens abermahliger Versuch einer Theodicee ...
- Walchs Philosophisches Lexicon.
- Desselben Einleit. in die Rel. Streitigk. ausser der
Ev. Kirche ...
-
Unschuld. Nachr. von 1723 ...
|
Siehe auch |
Siehe auch den
Artickel: Rath GOttes, im XXX
Bande, p. 952.
|
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