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Wort,
Lat.
Vox, Verbum,
Frantz.
Mot, heisset ein vernemlicher Laut, der
etwas
bedeutet. |
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{Sp. 266} |
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Dem Menschen
allein ist gegeben zu dencken, und seine
Gedancken
durch Worte zu
erkennen zu geben. Siehe hierbey auch den
Artickel:
Vocabula, im L
Bande, p. 3. |
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Es ist die
Materie von denen Worten sehr weitläufftig, und erfordert dahero
ihre Abhandlung besondere Abschnitte¶ |
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I. Philosophische
Abhandlung.
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In der
Philosophie handelt man in so weit von den Wörtern, so ferne
sie
Zeichen sind, damit man andern so viele und mancherley abstracte
Ideen zu
erkennen giebt. Die Ideen geben einen
Philosophen
nur die Helfte von dem
Nutzen, den sie sonst bringen, wo er selbige durch Worte
nicht ausdrucken könnte; es sey denn, daß jemand vor sich allein philosophiren
wolte. Doch da man mit der
Wahrheit andern zu dienen verbunden, so muß auch ein
Philosophe wissen, wie er andern seine Ideen soll zu
verstehen geben. |
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Es läst sich von den Wörtern eine Theoretische und Practische Betrachtung
anstellen.¶ |
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(a) Theoretische Betrachtung.
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Bey der theoretischen Betrachtung müssen wir sehen:¶ |
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1) Was ein Wort sey? |
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Es ist solches eine abgetheilte Stimme, oder ein Laut der
menschlichen
Stimme, welcher durch besondere Fügungen der Werckzeuge des Mundes in Silben
zusammen gesetzet, und zur Bedeutung einer gewissen
Idee durch den Gebrauch in
einer
Sprache bestimmet ist, damit man dadurch andern seine
Gedancken
zu
erkennen gebe: |
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Andere haben diese Definition gegeben: ein Wort wäre ein articulirter
Schall, der einen Abdruck eines
Begriffes enthält; oder ein Wort sey eine
vernehmliche Stimme, welche eine
Idee ausdrückt; Ingleichen ein Wort sey ein
künstlich zusammen gesetzter Laut der
Menschen,
damit sie nach dem Willkühr der
Erfinder und dem Gebrauche des Worts einen
Begriff ausdrucken. |
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In der zuerst gegebenen Definition sind verschiedene
Ideen zusammen
begriffen, die wir zu erklären haben. Wir nennen das Wort eine abgetheilte
Stimme, und zeigen damit an, daß man selbiges so wohl von der Stimme an sich
selbst, als von dem Schalle unterscheiden müsse. Denn der Schall ist ein jeder
Thon, der mit den Ohren empfunden wird, und also auch von leblosen
Sachen
herkommt; eine Stimme aber ist derjenige Schall, den die lebendigen Geschöpffe
durch den Hals von sich geben, welche
Menschen und Vieh mit einander gemein
haben; das Wort aber, als einer abgetheilte Stimme kommt den Menschen allein zu. |
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Ein solches Wort muß eigentlich zur Bedeutung einer gewissen
Idee
durch den Gebrauch in einer
Sprache bestimmet seyn; woraus aber noch
nicht folgt, daß alle Wörter gewisse Ideen vorstellen, oder allen Ideen gewisse
Wörter beygeleget werden. Denn man findet Wörter, die in der
That nichts
bedeuten, gleichwie auch offt durch fleißiges Nachsinnen der Leute Ideen
erfunden werden, die noch keine Benennungen haben, da es denn freylich gut wäre,
wenn man dahin sähe, daß eben so viel Wörter, als Ideen, und also weder mehr,
noch weniger wären. |
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Es sind bey nahe alle Wörter nur
Zeichen der abstracten
Ideen, welches man
wahrnehmen wird, wenn |
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{Sp. 267|S. 147} |
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man die unter so mancherley
Völckern
übliche
Sprache betrachten will, daß nemlich fast alle Wörter derselben nicht
individuelle, sondern abstracte Ideen bedeuten, welches auch seine
Ursachen
hat. Denn einmahl wäre es unmöglich gewesen, allen Individuis der
Dinge, z.E.
allen eintzeln Sand-Körnlein, allen Blumen und Gräslein auf dem Felde, allen
Blättern auf den Bäumen u.s.w. eigene und besondere
Nahmen zu geben; hernach
wenn dieses auch möglich gewesen wäre, so hätte doch dieses keinen
Nutzen
gehabt, und würde dem Hauptzwecke der menschlichen
Rede nicht gemäß gewesen
seyn. Denn daß wir mit andern
reden sollen, zielet dahin, daß wir ihnen unsere
Urtheile und
Gedancken
zu
erkennen geben mögen; solche Urtheile und Gedancken aber beruhen lediglich
auf abstracte Ideen. |
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Zu dieser Bedeutung einer gewissen
Idee muß das Wort durch den Gebrauch in
einer
Sprache bestimmet seyn, welcher Gebrauch mit sich bringt, daß alle
diejenigen, denen die Wörter zu
Zeichen ihrer Gedancken dienen sollen, so wohl
in den Wörtern selbst, als auch in denen ihnen beygelegten Bedeutungen
übereinstimmen. Denn wolte man Wörter brauchen die entweder an sich nicht
bekannt; oder sie wären zwar bekannt, man gebe ihnen aber eine neue und
besondere Bedeutung, die dem andern unbekannt, so würde man damit nur den
Zweck
einer
Rede hindern, daß man einander nicht verstünde. |
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Der Gebrauch selbst beruhet auf den Willkühr der
Menschen,
und wir können die Worte vor nichts anders, als vor willkührliche Zeichen
halten, in denen kein
Grund einer
Nothwendigkeit
lieget. Man hätte anstatt derjenigen Wörter, die jetzo üblich und eingeführet
sind, auch andere nehmen, oder ihnen andere Bedeutungen beylegen können, welches
man zur Gnüge daraus sehen kan, daß in so vielerley
Sprachen einerley
Sachen
durch so verschiedene Wörter angedeutet wird; Denn diejenigen, welche die Wörter
erst erdacht, haben nach ihrem Gefallen den
Arten und Geschlechtern der vor sich
und durch andere bestehenden Dingen
Nahmen
aufgeleget. |
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Denn ob sie gleich einigen
Grund dazu müssen gehabt haben: so ist derselbe
doch nicht nothwendig gewesen: welches zur Gnüge daraus erhellet, was wir jetzt
von verschiedenen Wörtern in vielerley
Sprachen, die eine
Sache ausdrücket,
gesagt haben. Indem man aber das Wort, und die
Sache,
die dadurch angedeutet wird sich öffters zugleich vorstellet: so darf man nach
diesem entweder die Sache
empfinden, oder sich einbilden, so kommt einen auch
das Wort vor, und man
erkennet, daß dieses Wort der
Nahme
des
Dinges
ist: oder man darf das Wort hören, oder geschrieben sehen, oder sich einbilden,
so kömmt einem zugleich die Sache vor, die dadurch bedeutet wird, und wir
erkennen, daß dieses die Sache sey, der dieser Nahme gebührt. |
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Weiter sehen wir¶ |
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2) Wie vielerley die Wörter sind?
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Es können selbige nach einem zweyfachen
Grunde
abgetheilet werden, entweder in Ansehung der
Sachen,
die dadurch vorgestellet werden; oder in Ansehung der Art und Weise, wie sie
etwas bedeuten und vorstellen.¶ |
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{Sp. 268} |
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Nach dem ersten
Grunde
der Eintheilung, wenn man auf die
Sache
siehet, die durch ein Wort angedeutet wird, stellen die Wörter entweder
individuale, oder abstracte
Ideen vor: Jene bedeuten eintzelne Sachen, die man
in der Sprachkunst (Grammatica) pflegt eigenthümliche Worte
(NOMINA PROPRIA) zu nennen, z.E. Alexander, Leipzig; diese hingegen gemeine
Begriffe, die man sich durch das Nachdencken von den eintzeln
Dingen
vermittelst derer Abstraction gemacht, z.E. das Wort:
Mensch, Baum,
Gelehrsamkeit, u.s.w. dergleichen Wörter in der Grammatick
NOMINA APPELLATIVA genennet werden, und vornemlich dazu dienen, daß man dadurch bestimmt, wie weit
sich die Abstraction bey den Ideen erstrecket. |
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Solche Wörter sind wider entweder NOMINA SUBSTANTIARUM oder
ACCIDENTIUM: jene bedeuten die
Ideen der selbstständigen
Dinge
an, z.E. Mensch,
Seele,
Hund, da es denn geschehen kan, daß unter einen eintzigen Worte viele
Substantzen zugleich begriffen und angezeiget werden, welche mit einander
vereiniget sind entweder auf eine Physische Art, z.E. das Wort Garten; oder auf
eine Moralische, wie unter dem Worte
Academie viele Menschen, davon ein jeder
seine eigene Substantz hat, und die vermittelst eines Vergleichs in einer
Gesellschafft leben, begriffen sind. |
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Diese, oder die nomina accidentium bedeuten die
Ideen der
Eigenschafften
der
Dinge, sie mögen nun wesentlich, oder ausserwesentlich seyn, z.E.
Gelehrsamkeit, Schönheit. |
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Die Grammatici theilen die nomina in SUBSTANTIVA und
ADJECTIVA; sie rechnen aber zu den Substantivis nicht nur solche
Sachen,
die vor sich bestehen, und ihr selbstständiges
Wesen haben, z.E. Mensch,
Seele;
sondern auch die
Dinge,
die zwar nicht vor sich bestehen, von denen man sich aber einbildet, als wären
sie von den vor sich bestehenden Dingen nicht unterschieden, z.E. Die
Gelehrsamkeit
ist keine
Substantz, sondern eine
Eigenschafft,
oder ein Accidens, die sich an der Seele, als einer Substantz, befindet,
gleichwohl nennet man dasselbe ein nomen substantivum. |
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Ferner ist in denen Grammaticken unter den Wörtern dieser Unterscheid, daß
einige blosse
Ideen ohne Bejahung ausdrücken: andere etwas mit einer Bejahung
vorstellen, davon man jenes schlechterdings NOMINA, diese VERBA
zu nennen pflegt, daß wenn sie ausser der Bejahung sonst weiter nichts anzeigen,
so heissen sie VERBA SUBSTANTIVA, z.E. ich bin, ich habe; wo aber noch
etwas anders mit angedeutet wird, VERBA ADJECTA, ich
liebe, ich
schlage. |
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So kan man sie auch eintheilen in Haupt- und
Neben-Wörter. Von jenen müssen wir jetzt etwas umständlicher handeln. |
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Die Haupt-Wörter entdecken uns die
Sache
selbst. Alles, was wir ausser dem
Wesen eines
Dinges
in ihm antreffen, sind entweder seine
Eigenschafften, oder seine
Veränderungen,
oder sein Verhalten gegen andere. Und daher kommen alle
Urtheile darauf an, daß
ein Ding diese oder jene Eigenschafft hat, oder jene
Veränderung hervorgebracht
hat, das ist: diß oder jenes gethan, daß es diese oder jene Veränderung
erlitten, daß es eine
Krafft oder
Vermögen
habe, diß oder jenes zu thun |
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{Sp. 269|S. 148} |
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und zu leiden, daß es sich auf diese oder jene Weise gegen andere verhält,
u. dergl. wie auch, daß alles dieses nicht ist. |
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Um nun die
Urtheile durch Wörter anzudeuten, hat man auch besondere Wörter
nöthig gehabt, dadurch man die Verbindung der
Eigenschafften
mit dem
Wesen, ingleichen die
Veränderungen mit denselben, wie nicht weniger ihr
Thun und Leiden andeutete. Diese pflegen die
Lateiner vor allen andern Wörter zu
nennen, und wir können sie daher ihnen zu Folge in Ansehung anderer Wörter, nur
neben andern gebraucht werden, Haupt-Wörter heissen. |
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Die Verbindung des
Wesens mit seinen
Eigenschafften
und
Veränderungen, auch seinem Verhalten gegen andere anzudeuten, brauchet man
das Haupt-Wort, seyn: welches man daher das
Verbindungs-Wort nennet, z.E. ich sage, das Eisen ist glüend,
wo das Wort ist die
Verknüpffung des Eisens und des
Glüens andeutet, das ist, des Wesens eines
Dinges
und seiner Veränderung. Derowegen, wenn etwas verneinet wird, muß das
Verneinungs-Wort zu dem Verbindungs-Worte gehören, als wenn ich sage:
ein kaltes
Eisen ist nicht glüend, so gehöret das Verneinung-Wort nicht zu dem
Verbindungs-Worte ist. |
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Da alle
Urtheile entweder eine Verbindung oder Trennung zweyer
Begriffe
sind: so solte das Verbindungs-Wort, und zwar in dem andern Falle, mit dem
Verneinung-Worte jederzeit anzutreffen seyn, wenn man ein
Urtheil aussaget:
dergleichen Aussage auch ein Satz genennet wird. Allein der Kürtze halber hat
man das Verbindungs-Wort in die Haupt-Wörter mit versteckt, und muß daher in den
meisten Fällen nur darunter verstanden werden. Denn z.E. ich sage: Das
Eisen glüet, anstatt: Das Eisen ist glüend. Gleicher
Gestalt
saget man: Ein Frommer
liebet
GOtt, anstatt: Ein Frommer ist GOtt liebend; oder eine
Person,
die GOtt liebet. |
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Hieraus erhellet, daß die Haupt-Wörter eine zusammengesetzte Bedeutung
haben: indem sie so viel bedeuten, als das Verbindungs-Wort, und noch ein
anderes zusammen, dadurch man den
Zustand eines
Dinges
anzeigt, mit seinem
Wesen zugleich, als wenn in dem vorigen Exempel
gesaget
wird: Ein Frommer liebet
GOtt: so bedeutet das Wort liebet so viel:
als das Verbindungs-Wort ist und das Wort liebend,
welches sich auf den
Zustand des Frommens mit seinem Wesen zugleich beziehet;
dergleichen Wörter man mittlere Wörter nennen kan. |
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Ausser denen bisher erzählten Wörtern sind noch einige, dadurch die Umstände
bedeutet werden, welche man deswegen Bey-Wörter zu nennen
pflegt, weil sie bey die zufälligen
Nahmen
und Haupt-Wörter mit hinzugesetzet werden. Dergleichen ist das Wort morgen,
welches einen Umstand der Zeit bedeutet, und zu Haupt-Wörtern gesetzt wird, um
dadurch anzudeuten, wenn etwas geschehen soll, als wenn ich sage: Morgen soll
der Brief geschrieben werden. |
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Man hat auch Bey-Wörter der Nahmen, welche vor die
Nahmen
gesetzt werden, um die Umstände der
Dinge,
und ihr Verhalten gegen andere, oder andere gegen sie, zu bemercken. Dergleichen
ist das Wort mit, |
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{Sp. 270} |
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als wenn ich sage: Der Brief ist mit der Feder geschrieben worden. |
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Endlich giebet es Verknüpfungs-Wörter, wodurch die Theile
einer
Rede miteinander verbunden werden. Dergleichen ist das Wort: aber,
und, u.s.w. |
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Zu den Wörtern pflegt man einige Thone zu rechnen, dadurch man die
Affecten
oder
Gemüths-Bewegungen zu
verstehen giebt, als Ach, so im
Klagen als ein
Zeichen der Traurigkeit gebraucht wird. Und diese Wörter werden
Zwischen-Wörter genennet, weil sie zwischen die andern gesetzt
werden, ohne daß sie etwas von den
Sachen
bedeuten, darauf die andern Worte gehen. |
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Wir könnten von diesen bisher angeführten
Arten der Wörter noch gar vieles
sagen, und auch von denen daraus zusammen gesetzten
Redens-Arten das nöthigste
beybringen: Wir begnügen uns aber, daß wir den
Grund
der verschiedenen Arten von Wörtern angezeigt haben. |
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Wir müssen aber auch die übrigen
Arten derselben beyfügen. |
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Zu den Neben-Wörtern, von welchen wir
gesagt haben, daß sie gewisse Umstände
einer
Sache,
wie die Beywörter ausdrückten, müssen auch diejenigen gerechnet werden, welche
zu dem Zusammenhange sind, dahin die PARTICULAE oder Vorwörter
gehören, die von mancherley Art sind. Diese Wörter sind von grossem
Nutzen. Denn
da alle
Dinge
mit einander verknüpfft sind, und man in
Reden gar offt auch auf diese
Verknüpffung sehen muß: so hat man sich genöthigt gesehen, in einigen
Sprachen
die
Nahmen
zu verändern, in andern aber gewisse Beywörter zu brauchen, die man
Artickel zu
nennen pflegt. Z.E. wir Deutschen
sagen: Der
Mensch: Des Menschen u.s.w. |
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Damit man ferner die
Nahmen
der
Sachen
nicht allezeit wiederholen darff; welches ohne
Verdruß nicht geschehen kan: so
hat man einige Wörter erdacht, die an statt ihrer in solchen Fällen können
gebraucht werden, und Vorwörter heissen. Dergleichen sind
dieser, jener etc. |
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Man hat nach diesem auch dergleichen Wörter gebraucht, damit man unangenehme
Weitläufftigkeiten vermeiden möge, welche entstehen würden, wenn man den Nahmen
der Sachen selbst gebrauchen wolte, dergleichen Vorwörter sind: Ich, Du,
Mein, Dein, u.s.w. |
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Endlich hat man diese Wörter mit den
Nahmen
der
Dinge
verknüpft, damit der einem gantzen
Geschlechte, der einer gantzen
Art zugehörige
Nahme für den Nahmen einer einzelnen
Sache
stehen kan, weil es nicht möglich ist, allen einzelnen Dingen einen eigenen
Nahmen zu geben, auch sich einige Fälle ereignen, da man den eigenen Nahmen
nicht brauchen will, als wenn er andern unbekannt ist, zu denen man
redet, oder
man eine Person
gewisser
Ursachen
halber mit Nahmen zu nennen Bedencken trägt, u.s.w. |
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Endlich gibts gemeine und Kunst-Wörter.
Die gemeinen Wörter sind zur Bedeutung gemeiner
Ideen
eingeführet: Die Kunst-Wörter (TERMINI TECHNICI)
hingegen zur Bedeutung solcher Ideen, die gewissen
Personen
in einem besondern
Stande
und Profeßion eigen sind.¶ |
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Nach dem andern
Grund der Abtheilung der Wörter, der von der
Art
ihrer Bedeutung her- |
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{Sp. 271|S. 149} |
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genommen, giebt es auch mancherley Gattungen derselbigen. Denn man theilet
sie in terminos univocos, synonymos, und aequivocos. |
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Ein TERMINUS UNIVOCUS ist, wenn nur ein Terminus zur
Ausdruckung einer eintzigen
Idee vorhanden ist, z.E. Mond, Sonne, ausser welchen
Wörtern wir in der Deutschen Sprache keine andere haben, damit man diese
Welt-Cörper zu benennen pflegt. |
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Ein TERMINUS SYNONYMUS (ein gleichgültiges Wort)
ist, wenn nebst ihm noch andere da sind, die eben dergleichen bedeuten, wie man
z.E. die
Affecten im Deutschen nennet die
Gemüths-Bewegungen,
Leidenschafften,
Begierden, wobey man wohl zu sehen hat, daß man Wörter nicht vor gleichgültig
hält, die es in der
That nicht sind. Wenn eine
Sprache viele gleichgültige
Wörter in sich faßt, so wird sie dadurch schwer gemacht, und dient zur
Zierlichkeit in der Rede-Kunst, daß man mit denselbigen abwechseln kan, und
nicht immer einerley Wörter nehmen darf. |
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Ein TERMINUS AEQUIVOCUS (ein zweydeutiges Wort)
wird genennet, der mehr als eine
Idee bedeutet, wie bey uns das Wort Krebs,
einen Fisch, eine gewisse Kranckheit, und ein gewisses himmlisches Zeichen des
Thier-Kreises bedeutet. Solche Zweydeutigkeit, die in einer
Sprache auch viele
Schwierigkeiten macht, kan entweder von ohngefehr entstanden seyn, oder man hat
mit Fleiß zweyen
Sachen
einerley
Nahmen gegeben; weil man unter ihnen eine Gleichheit angetroffen zu
haben vermeynet. |
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Bey dieser Vorstellung sind wir in einigen Stücken von den Aristotelickern
und Scholastickern abgegangen. Denn bey ihnen bedeuten die Univoca eben
so viel, als die Synonyma, und sie thun zu den Univocis und
Aequivocis noch ANALOGA, und
sagen, etliche genera
und species wären einander gantz gleich, etliche aber nicht. Wenn nun
das Genus allen Speciebus in gleicher Vortrefflichkeit zukäme,
so wären es UNIVOCA oder SYNONYMA, wie z.E. das Wort Baum
einen Birn-Baum und einen Apfel-Baum in gleicher
Würde
beyzulegen; wäre aber eine Ungleichheit da, und es schickte sich das Genus
auf eine Speciem besser, als auf die andere, so wären diß ANALOGA,
z.E. das Wort
Herr
käme sowohl dem
Landes-Fürsten, als auch dem Hauß-Vater
wahrhafftig zu, doch jenem in weit
höherm
Verstande, als diesem. |
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Rüdiger de sensu veri et falsi I. 1. c.
13. §. 13. erinnert, daß dieses eine Scholastische Subtilität sey, die nichts
auf sich habe. Denn da die Scholasticker zwischen den Univocis und
Analogis nur eine graduale Differentz setzen, so sey dieses kein solcher
Unterscheid, da eins das andere aufhebe, und die Analoga den
Univocis könnten entgegen stehen. Es blieben die analoga univoca,
nur zielten sie auf die Division, wie die univoca auf die Definition.
Denn,
sagten sie, z.E. das
Ens
könnte von
GOtt und den
Menschen
gesaget werden, aber in ungleicher
Würde,
weil GOtt das allervollkommenste, der Mensch hingegen ein unvollkommenes Wesen
sey, und deswegen käme dieses Wort GOtt in weit höherm
Verstande zu; so folge zwar daraus so viel, daß man den
Concept vom
Ente in GOtt und in die |
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{Sp. 272} |
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Creatur ertheilen müsse, keinesweges aber, daß man das
Ens
von GOtt und den Menschen nicht univoce
sagen könne. Wenn das nur
univoca seyn solten, da ein Wort verschiedenen
Sachen
in gantz gleichem Grade, einer wie der andern zukomme, so dörfte man wohl wenig
dergleichen antreffen, und würde daraus fliessen, daß man weder das Wort animal
von einem
Menschen und unvernünfftigen Vieh; noch das Wort Mensch von Paulo und
Petro univoce
sagen könne, wenn etwa Paulus
vernünfftiger sey, als Petrus. |
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Ausser dem sind hier die Wörter auch unterschieden, daß sie bisweilen eine
Haupt- und Neben-Bedeutung haben, welche Neben-Bedeutungen eine gewisse
Beschaffenheit und Umstand der
Sache zugleich mit bedeuten, worunter meistens
ein
Affect des
Redenden und
Schreibenden lieget, welches den eigentlichen
Grund
der Emphatischen
Redens-Arten abgiebet, z.E. wenn wir im Deutschen
sagen, gehen,
schreiten, schleichen, rennen, springen; so kommen alle diese Wörter in der
Haupt-Idee überein, daß sie eine
Bewegung der Füsse anzeigen; in den Neben-Ideen
aber, was die
Art solcher Bewegung betrifft, sind sie von einander
unterschieden. |
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Auf solchen Neben-Ideen beruhet die Manierlichkeit der Rede-Kunst, und das
Wesen der sogenannten Rhetorischen Figuren. Man theilet sie auch in TERMINOS
CATEGOREMATICOS, die vor sich eine Idee ausdrucken, wenn sie gleich nicht
mit andern zusammen gesetzet sind, und in TERMINOS SYNCATEGOREMATICOS,
die an und vor sich keinen
Begriff vorstellen, und daher, wenn sich ihre
Bedeutungs-Krafft äussern soll mit andern zu
verknüpffen sind, dahin man die
Adverbia, Praepositiones, Interjectiones u.d.gl. zu rechnen. |
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Endlich theilt man sie auch in TERMINOS INCOMPLEXOS, die nur aus
einem Worte allezeit bestünden, und in TERMINOS COMPLEXOS, die zwar aus
vielen Worten bestünden, aber doch nur eine eintzige
Idee anzeigten, welche
wieder zweyerley wären, indem sie entweder eine
Sache
nach ihren
Eigenschafften
beschrieben, z.E. die Logick, so den
Verstand verbessert; oder in Ansehung der
unterschiedenen
Arten determiniret, z.E. die Tugend, welche andern mehr
Ehre
erweiset, als sich selbst, das ist, die Bescheidenheit, daß also die erstern auf
die Definition, die andern auf die Division giengen.¶ |
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