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Quellenangaben |
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17. Erklärung einiger Sprüche
Heiliger Schrifft, worinnen der Zeit gedacht wird.¶ |
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1) |
1 B. Mos. I, 14: Und GOtt sprach: Es werden Lichter an der Veste des Himmels, die
da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, ([ein Wort Hebräisch])
Tage und
Jahre. |
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Ein Ebräer hat eine andere Zeit, als ein
Philosoph, und das
Wort Zeit bedeutet auch bey
jenem etwas anders als bey diesem. Ein Ebräer nennet auf Theologisch Zeit, ordentliche und
bestimmte Feste: Ferner die Tage, wie sie auf einander folgen, und ein Jahr schlichten; so,
daß das Wort Zeit fast überall durchs Wort Fest oder Feyertag gegeben wird, ausser wenn
es vom Tabernackel oder Lauberhütten
gesagt wird. |
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Luthers Auslegung des I Buches Mosis … |
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In der
Heiligen Schrifft wird die Zeit zuweilen
complet gezählet, als wenn Adam 130
Jahre alt gewesen, da er Seth gezeuget. Denn nach der Geburt des
Seths lebt er 800 Jahre,
sein gantzes
Leben war 930 Jahre. Daher bleiben nach Abziehung der 130 Jahre noch die
800 Jahre übrig. |
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Zuweilen wird die Zeit incomplet genommen, als wenn Matth.
XII, 40. des
Menschen
Sohn drey Tage und Nächte in der
Erde ist. |
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Zuweilen wird die Zeit exclusive genommen, als wenn Matth.
XVII, 1. Jesus nach sechs
Tagen Petrum, Jacobum und Johannem auf einen hohen Berg geführet. |
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Zuweilen wird die Zeit inclusive genommen, als wenn Lucä
IX, 28. acht Tage eben bey
Beschreibung eben dieser Historie genennet werden. |
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Ja die Zeit wird offt numero rotundo vorgetragen, als wenn
B. Richt. XI, 26. Israel in Hesbon und Aroer 300 Jahre
regieretet, da
es doch 305 Jahre waren. |
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Insonderheit wird die Zeit eingetheilet in die Zeit des Alten und Neuen Testamentes,
deren jede ihre besondern Perioden hat; wovon der
Artickel
Zeitbegriffe, (Biblische) unten
nachzusehen ist. |
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Miri Biblisches Antiquitäten Lexicon … |
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{Sp. 758} |
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2) |
1 B. Mos. XVII, 21: Um diese Zeit im andern Jahr. |
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Hier ist das
Wort [ein Wort Hebräisch] zu mercken, daß
Luther sonst verdeutscht hat,
Stifft, wofür die
Lateinische Übersetzung
tabernaculum testimonii, d.i. die Hütte des
Gezeugniß gesetzet hat. Hier aber heisset es eine gewisse und angestellte Zeit, wie auch 1
B. Mos. I, 14. von Sonne und Mond
gesagt wird, sie sollen geben [ein Wort Hebräisch]
gewisse Zeiten. Denn weil der Mond eine gewisse Zeit hat, darinnen er aufgehet, und sein
Schein zu- und abnimmt, so ist er ein sehr
bequemes
Zeichen der Zeit. Daher heisset [ein
Wort Hebräisch] auch einen gewissen und sonderlichen
Ort, darinne die Hütte des Stiffts
aufgerichtet war, und da
GOtt befohlen hatte, daß man seiner gedencken, d.i. sein Wort
predigen, und ihm dienen solte. |
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Darum aber
befiehlt GOtt solches, auf daß die Juden nicht hin und wieder in mancherley
Abgötterey und Gottesdiensten irren solten. Er will nicht, daß man unter einem jeden grünen
Baum zusammen kommen soll; sondern er will, daß man sich versammlen soll, da er die
Wohnung seines
Nahmens aufgerichtet hat. Solches heisset [ein Wort Hebräisch] ein
gewisser und bestimmter Ort, wie wir auf Deutsch sagen, ein
Stifft. Also, wenn Ps.
LXXIV, 8
stehet: Sie verbrennen alle Häuser GOttes im Lande, so heißt es im
Hebräischen, wir wollen
abbrennen alle [ein Wort Hebräisch] auf Erden. |
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Es heißt dieses
Wort nicht allein Feste und Vollmonde, sondern auch Synagogen und
Schulen, darinne man zusammen kommt. Denn so war im
Gesetz gebothen, daß in allen
Städten die Leviten auf gewisse Tage lesen, und lehren solten, und diese
Örter, darinne
solch Lehren und Lesen geschahe, hiessen sie [ein Wort Hebräisch]. |
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Zu den Opffern aber war ein sonderlicher Ort bestellt zu Jerusalem, da man nicht allein
lehrete, sondern auch opfferte. In dem oben angezogenen Orte heisset [ein Wort Hebräisch]
eine bestimmte Zeit. |
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Luthers Erklärung des II. Buchs Mosis, …¶ |
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3) |
1 B. Mos. XXVII, 41 u.f. Es wird die Zeit bald kommen, da mein Vater Leide tragen
muß. |
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Nach dem
Hebräischen heißt es eigentlich; es wird die Zeit des Leidwesens meines
Vaters bald kommen.
Abarbanel
verstehet das Hebräische Wort passive, so, daß es heissen
sollte, tempus luctus ob patrem meum. Mein Vater wird bald sterben, und dann will ich
meinen Bruder erwürgen: weil er lebt, will ich zu Ehren und Respect meines Vaters seiner
schonen: so bald er aber todt ist, will ich Rache an ihm ausüben. |
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Allein dieses
Wort ist vielmehr
active zu
verstehen, wie es auch Luther selbst also
verdollmetschet hat, es wird die Zeit bald kommen etc. als spräche er: hat er es doch nicht
besser haben wollen: er wird bald sehen, was er mit seinem Segen ausgerichtet hat. |
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Da wurden Rebecca angesagt diese Worte etc. |
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v. 42. |
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Es wird gefragt, wie sie es
erfahren? der Text spricht nur
er habe es im Hertzen, das
ist, bey sich selbst gesagt. Rascht, wie auch Augustinus meynen, sie habe es durch
Eingebung und Offenbahrung des
Heiligen
Geistes
erfahren. Allein es stehet deutlich es
ward ihr angesagt, |
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{Sp. 759|S. 393} |
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das ist, wieder gesagt. Aben Esra, Abarbanel, und andere mercken an;
Esau habe diese
seine
Gedancken etlichen guten Freunden zu verstehen gegeben, zumahl seinen
Weibern,
welche es vermuthlich weiter ausgebreitet haben, bis es der Rebecca zu Ohren gekommen
ist. Diese dachte, als eine verständige
Mutter, auf ein Mittel, wie sie zu gleich Jacob von der
Gefahr befreyen, und den Esau von den Sünden abhalten könnte. |
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Pfeiffers Hauß und Ehe-Schule … |
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4) |
2 Sam. VII, 12: Wenn nun deine Zeit hin ist: Die Zeit ist hin,
so wird geredet von
unserm
Tod. |
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Unser
Leben, welches wir täglich fortsetzen, ist anders nichts, als eine bescheidene und
vorbestimmte Zusammenfließung und Abmessung vieler unterschiedener Tage, die immer
auf einander erfolgen, bis man zu derer Vollendung und zum letzten
Termin kommet, da das
alte Sprüchwort der Römer von dem Deo Termino gebraucht wird: cedo nulli. Wer den
Termin, von
GOtt vorgesteckt, erlanget, der hat seine Tage vollendet, |
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Hiob XIV, 5. |
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Gleichwie aber diejenigen, welche ein gewisses Maaß füllen wollen, eher nicht ablassen
und aufhören, bis daß das Maaß gantz voll ist bis oben an, wie die Diener auf der
Hochzeit
zu Canaan in Galiläa mit den sechs grossen steinernen Wasser-Krügen thäten, |
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Joh. II, 6. 7: |
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also muß ihm niemand unter uns das Ende seines
Lebens vor der Zeit aus Ungedult
wünschen, ehe das Maaß seiner Jahre, Tage und Stunden erfüllet ist. |
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Wie aber die Reisenden und Arbeits-Leute, wenn sie ihr Tage-Werck und Reise
vollendet haben, sich zur Ruhe begeben und zu Bette legen, und fein sanffte und süsse
einschlaffen: Also wirds auch bey Vollendung unserer Tage und der zeitlichen Pilgrimschafft
gehen, daß wir im
Tod, der darum in den göttlichen Büchern dem natürlichen Schlaf
verglichen wird, |
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- Matth. IX, 24.
- Joh. XI, 11. 12.
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seelig entschlafen, worzu uns
Gott selbst freundlich einladet. |
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Es. XXVI, 20. |
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5) |
Hiob XIV, 5: Er (der
Mensch)
hat seine bestimmte Zeit. |
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Wenn wir uns auf diese Zeit recht vorbereiten, und einen frölichen Muth im
Leben und
Sterben behalten wollen: so müssen wir uns gewöhnen, die Tage unsers Lebens und den
Tag unsers Todes nicht mit fleischlichen, sondern mit Glaubens-Augen anzusehen, und die
dabey waltende Vorsehung Gottes stets zu bedencken. |
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Diese
Worte
Hiobs eröffnen uns das
Buch der göttlichen Vorsehung, und wenn wir hinein
sehen, finden wir: |
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a) |
beschrieben, die Tage unsers
Lebens, und
erkennen mit geziemender Ehrerbietung,
wie herrlich diese Vorsehung des Höchsten sich hervor thue, theils in Erhaltung, theils in
Regierung unsers Lebens. Seine Vorsehung erhält unser Leben; denn die Zahl unserer
Monden stehet bey ihm: seine Vorsehung
regieret unser Leben, denn sie hat unsere Zeit und
Tage bestimmt, und allen
Dingen ein Ziel, oder wie das
Wort [ein Wort Hebräisch] kan
übersetzet werden, eine gewisse
Ordnung gesetzet, Maaß und Weise vorgeschrieben. Das
Wort, das GOtt in der |
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{Sp. 760} |
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Schöpffung
geredet hat, ist nicht verschwunden, und kein blosser Schall gewesen,
sondern es ist gleichsam das Leben aller Creaturen, |
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Matth. IV, 4. |
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Würde die Sonne ihr Licht zurück ziehen: so würde die gantze
Erde und alle Planeten,
die von der Sonne
regieret, und erleuchtet werden, auf einmahl gäntzlich in Finsterniß
verfallen: Gleichergestalt wenn
Gott nur einen Augenblick seine alles erhaltende Lebens-Krafft zurück ziehen wolte: so müsten alle Creaturen auf einmahl ihr
Leben und
Wesen
verlieren, und wieder in das Nichts verfallen, woraus sie durch seine allmächtige Schöpffers-Krafft sind hervorgebracht worden |
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Ps. CIV, 30. |
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Die Schrifft vergleichet den Menschen mit einem Schatten, |
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- Hiob XIV, 2. VIII, 9.
- Ps. CXLIV, 4.
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Ein Schatten ist ein Krafftloses Ding, so von sich selbst nichts ist, und keine
Bewegung
hat, sondern bloß an einem
Leibe hanget, und dem Leibe folgt, wo er hingehet. Wie nun der
Schatten sich gegen den Leib verhält: so auch der
Mensch gegen
Gott. Sein
Leben und
Bewegung, sein
Vermögen und
Krafft hat er nicht von sich, sondern von Gott. Der Leib ist
ein Schatten der
Seele, und die Seele ein Schatten Gottes. Wie aber Gott ein Erhalter
unsers Lebens ist: also ist er auch ein
Regierer desselben. Unsere Zeit, und alles was uns
darinne begegnet, ist von seiner Vorsehung bestimmt und gleichsam abgemessen. Er hat
einem jeden
Dinge sein Maaß, Ziel, und Weise gesetzt, und eine gewisse
Ordnung
vorgeschrieben. |
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Die Thoren sprechen zwar in ihren Hertzen: es gehe in der
Welt verwirrt unter einander,
was geschiehet, das kommt von blinden Glücke, es geschehe von ohngefehr, man müsse
sich blos durch seinen Witz helffen, und
Gott bekümmere sich nicht um unser
Thun: Aber
solcher Gottlosen
Meynung müsse ferne von uns seyn. |
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- Ps. CXLVII, 5.
- Hiob XXIII, 13.
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Seine Vorsehung erstrecket sich sogar auf die geringsten
Dinge, |
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Matth. VI, 26. X, 29. LVI, 9. XXXIII, 13. |
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Wie wunderbarlich
Gott sein
Werck bey Lenckung der
menschlichen Hertzen habe,
davon findet man augenscheinliche Zeugnisse. Nur müssen wir uns vor dem einigen hüten,
daß wir ihn nicht zur
Ursache der Sünden machen. Im übrigen bleibt es bey dem, was
Salomo
sagt:
Jedermanns Gänge kommen von dem Herrn, welcher Mensch verstehet
seinen Weg, |
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- Sprichw. XX, 24.
- Jer. XVIII, 6.
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Er kan aus uns machen was er will. |
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Sprichw. XVI, 9. |
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Wie es heut oder morgen ergehen werde, muthmassen wir zwar in unsern
Gedancken;
der Erfolg aber beruhet bloß in
Gottes Händen. Wenn die
Menschen ihre
Sachen aufs
klügste ausgesonnen haben, und dencken nunmehro sey alles richtig: so ist es doch Gott ein
geringes, die
Klugheit der Menschen zu Thorheit zu machen, und ihnen durch
Jesaiam
sagen lässet
VIII, 2: Beschliesset einen Rath und es werde nichts draus. |
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Da ferner in unsern angeführten
Worten, eines
Ziels Meldung geschiehet, das
Gott dem
Menschen gesetzet hat: so mercken wir daß Agur Sprichw.
XXX, 8. eben dieses Wort in
seiner
Sprache gebrauchet, da es im Deut- |
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{Sp. 761|S. 394} |
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schen heist: Laß mich meinen bescheidenen Theil Speise dahin nehmen. Und also
können wir nach unsern Textes Worten wohl sagen, GOtt habe einem jeglichen sein
bescheiden Theil Speise, seine Nahrung und Auskommen verordnet, dem einen reichlich,
dem andern sparsam, nach seinem Gutbefinden. |
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Die Haupt-Absicht aber des Textes gehet auf das Ziel unsers
Lebens. Wie wir also
bisher die Tage unsers Lebens in dem
Buche der göttlichen Vorsehung beschauet haben,
also sehen wir auch |
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(b) |
wie der Tag unsers
Todes darinne beschrieben sey. |
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Hier wissen wir, daß dem
Menschen
einmahl gesetzt ist, zu
sterben, |
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- Ebr. XI,
- 1 B. Mos. III, 19.
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Dieses Ziel kan kein Mensch überschreiten. Denn,
wo ist jemand, der da lebe und den Tod nicht sehe, |
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Ps. LXXXIX, 49. |
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Etlichen wird das Lebens-Licht im Mutterleibe ausgelöscht: andern, wenn sie schon
gebohren sind, und nur kurtze Zeit gelebt haben. Etliche werden in der Helffte ihrer Tage
hingerissen. Manche sterben eines gewaltsamen, andere eines natürlichen Todes.
Und wenn es hoch kömmt, ist unser Leben achtzig Jahr, |
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Ps. XC, 10. |
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Wenn man aber hierbey fragt: Wie sich eigentlich die Göttliche Vorsehung bey der
Ordnung des
menschlichen
Lebens-Ziels verhalte? So muß man mit Bedacht und Unterscheid darauf
antworten. |
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Anfangs muß man die
Göttliche Vorwissenheit bey dem
menschlichen Lebens-Ziele
erkennen,
Krafft welcher GOtt alle Dinge von Ewigkeit her
gewust, mithin auch voraus gesehen hat, zu welcher Zeit und auf welche Art der Mensch
sterben werde. Der Mensch weiß seine Zeit nicht, wie lange er leben werde: aber GOtt weiß
gewiß, wenn unser Leben seyn Ziel erreichen werde. |
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Zweytens muß man auch auf die Göttliche Zulassung bey dem
Tode des
Menschen
sehen. Wenn ohne
GOttes Willen nicht ein Sperling auf die
Erde,
ja nicht ein Haar von unsern Haupte fället, |
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Matth. X, 29: |
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so wird vielweniger ein Mensch ohne GOttes Willen
dahin fallen. Es könnte ja GOtt niemahls an Mitteln fehlen den Tod des
Menschen zu verhindern, und sein
Leben
zu verlängern, wenn es seinem allweisen Rath beliebte. Ein Beyspiel
sehen wir an Christo |
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- Joh. VII, 30.
- Apostelg. II, 23.
- Lucä XXII, 53.
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Drittens müssen wir theils auf die ordentliche, theils auf die ausserordentliche
Würckung
GOttes Acht haben. Ordentlich würckt GOtt, wenn er einem
Menschen
nach dem
ordentlichen Lauff der
Natur
sterben lässet. Wie aber ein Uhrwerck, welches seinen ordentlichen Lauff
hat, so eingerichtet werden kan, daß es langsamer oder geschwinder, als
sonst, abläufft: also kan auch der Allmächtige unsere Lebens-Zeit
ausserordentlich verlängern oder verkürtzen nach seinem Wohlgefallen, |
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- Jes. XXXVIII, 5.
- Ps. CII, 24.
- Jes. XXXVIII, 12.
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Solche Verkürtzung des
Lebens
geschiehet bisweilen aus
Gnaden, bisweilen aus
Zorn. In jenem Fall
handelt
GOtt als ein liebreicher
Vater: in diesem als ein gerechter
Richter.
Siehet ein Vater, daß eine Feuersbrunst oder sonst ein Unglück entstehet, so suchet er
seine
Kinder zuerst in Sicherheit zu setzen: Eben so pflegt der barmhertzige GOtt vorher
seine liebsten Kinder zu sich zu nehmen, ehe sein
Zorn über die
Welt
entbrennt, |
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- Jes. XXVI, 20.
- 2 B. Kön. XXII, 19.
- Jes. LVII, 1.
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Und ob er gleich zeitlich stirbt, ist er doch in
der Ruhe: denn er gefält GOtt wohl etc. |
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B. Weish. IV, 7 |
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{Sp. 762} |
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u.ff. |
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Bisweilen aber wird ein solches frühzeitiges Lebens Ziel von
GOtt aus gerechtem Zorn verhänget. Die Blutgierigen und
Falschen werden ihr Leben nicht zur Helffte bringen, |
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Ps. LV, 24. |
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Die tägliche
Erfahrung lehret auch, wie viele ihren
Tod durch die Sünden beschleunigen.
Wenn aber jemand fragt: Ob man bey denen von der
Obrigkeit Verurtheilten sagen könne:
GOtt habe ihnen diese Zeit und
Art des Todes bestimmt: so antworten wird: GOtt sey nicht
die
Ursache seiner Sünde, aber wohl seiner
Straffe. Er treibt nicht den Übelthäter an, zu
sündigen; er
regieret aber wohl des
Richters Hertz, ihn davor abzustraffen. Die Sünde hätte
der Übelthäter wohl vermeiden können: weil er aber muthwillig gesündiget; so thut ihm GOtt
kein Unrecht, wenn er seiner Boßheit ein Ziel gesetzet, und ihm durch die Obrigkeit seinen
verdienten
Lohn geben lässet. |
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Kan man aber von denen die sich selbst entleiben, sagen:
GOtt habe ihnen ihr Ziel
gesetzet? Hierauf sagen wir: GOtt hat keinen Gefallen am
Tode des Gottlosen: beharret er
aber auf seinem verstockten
Sinn, so kan der gerechte GOtt gar wohl dem Teuffel
Macht
lassen diesen
Menschen vollends in Verzweiffelung, und in den Tod zu stürtzen. Man lese
die Begebenheiten |
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1 B. Kön. XXII, 19. |
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1 Chron. XXII, 1. |
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Daß aber ohne GOttes Verhängnis der Satan dergleichen nicht thun dürffe, ist aus 2
Sam. XXIV, 1 zu ersehen. |
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Bey manchen
Arten des
Todes scheint es, als ob sie von ohngefehr geschähen daß
aber die göttliche Vorsehung mitwalte, zeigt Moses 2 B. Mos. XXI, 13 an. |
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Fragt man weiter: Wenn niemand ohne
GOttes Willen stirbt; worzu dienen die
Artzeneyen, und andere Vorsichtigkeit? Wir antworten:
GOtt, der dem
Menschen das
Leben
gegeben, hat ihm auch befohlen, zu dessen Erhaltung ordentliche Mittel zu gebrauchen. Wie
wir nun Speise und Tranck in gesunden Tagen zu uns nehmen: so müssen wir auch in
Kranckheiten dienliche Artzeneyen gebrauchen; ob wir gleich hernach der göttlichen
Vorsehung anheim stellen müssen, ob er die Artzeneyen segnen wolle. |
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Und ob schon ein Christ versichert ist, daß ihm ohne
göttlichen Willen auch die gröste
Gefahr nicht schaden könne: so muß er doch GOtt durch Vermessenheit nicht versuchen,
noch sich muthwillig in Gefahr begeben. Wer gar zu kühn ist, dem geschiehet recht, wenn
ihn GOtt fallen lässet, und seyn Ziel früher setzet, als er vermuthet hatte. GOttes Vorsehung
soll uns im Glauben, aber nicht in der Sicherheit und Verwegenheit stärcken: gleichwie
hinwiederum menschliche Vorsichtigkeit die göttliche Vorsehung nicht aufhebt; sondern
wenn wir unsere
Pflicht geachtet haben, demjenigen alles allein anheim stellen müssen, der
über
Leben und
Tod
zu gebieten hat. |
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Lith Steine des Anstoß. … |
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