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Quellenangaben |
historisch |
Bey der historischen Abhandlung wird kürtzlich zu zeigen seyn, was für
Meynungen wegen der Unsterblichkeit der Seele entstanden, und wie diese Lehre zu
den alten, mittlern und neuern
Zeiten ausgesehen. |
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alte Zeiten: Hebräer |
In den alten Zeiten kommen die Hebräer vor, welche von ihren Vorfahren die
Wahrheit von der Unsterblichkeit der Seele empfangen hatten. Dieses hat auch |
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{Sp. 1124} |
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Eusebius lib. 2. cap. 27. praeparat.
evangel. wohl angemercket, und behauptet, Moses sey der
erste gewesen, welcher die Seelen der
Menschen
vor unsterblich gehalten, indem er gelehret, der Mensch sey nach dem Ebenbilde
GOttes erschaffen worden, nehmlich nach der Lehre der
Patriarchen. Es haben zwar einige gemeynet, man könte aus dem Alten Testament
die Unsterblichkeit der Seele nicht erweisen; sie haben aber keinen
Grund. Denn
was Eusebius aus dem
1 B. Mos. I, 26. angemercket,
giebt einen wichtigen
Beweis ab. Von dem Abraham wird
gesagt 1
Mos. XV, 15. daß er zu seinen Vätern gehen werde, welches von dem
Begräbniß des
Leibes nicht gantz verstanden werden, so nicht in Chaldäa ;
sondern in dem Lande Canaan geschehen, daher man dieses von der Seele annehmen
und daraus schlüssen müssen, sie sey keinem Untergang unterworffen. Und wie
dasselbige ebenfalls aus dem 2 B. Mos. III, 6. zu erweisen steht,
zeiget der Heyland Matth. XXII, 31. 32. |
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Es stehet nicht im Wege, was man im
Pred. Salom. III, 19. u.ff.
lieset: Es gehet dem Menschen wie dem Vieh, wie dis
stirbt, so stirbt das auch,
und haben alle einerley Odem, und der Mensch hat nichts mehr, denn das Vieh.
Denn es ist alles eitel. Es fährt alles an einen Ort,
es ist alles vom Staub gemacht, und wird wieder zu Staub. Wer weiß, ob der Odem
der Menschen aufwerts fahre, oder der Odem des Viehes unterwerts unter der
Erde
fahre. Diese
Worte scheinen dem äusserlichen Ansehen nach etwas hart, und dahin
zu gehen, daß der Mensch mit
Leib und Seele sterbe, und wie das Vieh zu
Grunde
gehe, folglich die Seele nicht unsterblich sey. |
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Allein wie man von dem Salomon nicht
sagen kan, daß er der
Seele Unsterblichkeit geleugnet; also hat er sie vielmehr mit den ausdrücklichen
Worten behauptet, wenn es in eben diesem
Buch Cap. XII, 7. heisset: Der
Staub muß wieder zur Erden kommen, wie er gewesen ist, und der
Geist wieder zu
GOtt, der ihn gegeben hat. Und deswegen sind die Ausleger nicht einig, wie obige
Worte anzunehmen sind. Daher mercket man hier nur dieses an, daß Salomon
zwar in eigener
Person
rede; er betrachte aber nur den
Zustand des
Menschen nach
dem
Tode, nach dem äusserlichen, und hat so viel sagen wollen, wenn wir den
Tod
eines Viehes und eines Menschen gegen einander halten, und sehen die Sache blos
mit den
Sinnen an, so scheint kein Unterscheid zwischen beyden zu seyn, wenn sie
sterben. Denn man siehet nicht, wenn der Mensch stirbt, wohin der Odem, der
Geist, komme, oder fahre; womit aber die natürliche
Erkenntniß von der Seelen
Unsterblichkeit nicht geleugnet wird. Denn ein anders ist eine sinnliche; ein
anders eine judicieuse Erkenntniß. Nach jener, will Salomon
sagen, weiß man nicht, wie es mit dem Geist bey dem
Tode eines Menschen zugehe;
diese aber hat allerdings statt, wie aus dem zu ersehen, was vorhin angeführet
worden. Dem Cartesius ist in den objectionibus sextis p.
131. diese Stelle zu erklären vorgeleget worden, welcher auch in der
responsione p. 158. solches gethan. |
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Die heydnischen Scribenten selbst bezeugen, daß die Hebräer die Seele vor
unsterblich gehalten, wie denn |
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{Sp. 1125|S. 576} |
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Tacitus histor. lib. 5. cap. 5. n.
6. von den Juden
schreibet: Animas proelio, aut suppliciiis peremtorum
aeternas putant. Unter diesem
Volck ist diese Lehre nachgehends verfälscht
worden. Die Sadducäer hielten die Seele vor sterblich, sie glaubten keine
Auferstehung der Todten, keine Engel und keine Geister, |
- Matth. XXII, 23.
- Marc. XII, 18.
- Luc. XX,
27.
- Apost. Gesch. XXIII, 8.
wovon man Basnage in
histoire des juifs tom. 1. lib. 2. cap. 6. §. 9. lesen
kan. |
Pharisäer |
Die Pharisäer haben die
Meynung von der Metempsychosi oder Wanderung der Seelen
angenommen, wie man aus dem Joseph de bello judaico lib.
2. cap. 7. siehet, und obwol die Essäer wider die Sadducäer die
Unsterblichkeit der Seele vertheidigten, so hatten sie doch wunderliche Einfälle
von der Seele selbst, daraus sich urtheilen lässet, in was für
Verstand sie die Unsterblichkeit genommen. Denn sie bildeten
sich ein, daß die Seelen durch eine natürliche magnetische Kraft aus der
subtilsten Luft in die
Cörper gezogen worden, wo sie sich als in einem Gefängniß
so lange aufhalten müsten, bis die
Banden des Cörpers zerrissen, da sie sich
dann voller Freuden wieder fortmachten, und zu ihrer subtilsten Luft eileten.
Bey solcher Zurückreise müsten sie über ein Meer, worauf sie denn an einen
warmen
Ort,
da keine Kälte, noch sonst einiges Ungewitter anzutreffen, kämen, und daselbst
beharreten; wie aber die Seelen der Frommen sich an einem solchen
angenehmen Ort
aufhielten; also gelangten hingegen die Seelen der Gottlosen an wilde, rauhe und
unangenehme Plätze, |
wovon Basnage in der angeführten hist.
tom. 1. lib. 2. c. 12. §. 19 handelt. Man lese hier nach Langen in caussa Dei
et religionis judaeis revelatae adversus naturalismum, p. 282. |
Heiden: Barbaren |
Unter den Heyden kommen erstlich die so genannten Barbarischen
Philosophen
vor, um zu sehen, was sie davon gelehret. |
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Ägypter |
Von den Egyptiern berichtet Herodotus lib. 2.
cap. 123. daß sie zuerst die Unsterblichkeit der Seele gelehret hätten, wie
denn auch Lactantius institut. divinar. lib. 9.
cap. 13. ein Zeugniß aus dem Hermes, oder Mercur
Trismegist davon angeführet, welches aber deswegen nichts auf sich hat,
weil die Gelehrten gewiesen, daß die
Schrifften, die ihm beygelegt werden,
meistens untergeschoben sind. |
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Die
Sache selbst hat ihre Richtigkeit, daß die Egyptier die Seelen der
Menschen vor unsterblich gehalten, welches auch Diogenes Laertius
in prooem. vitar. philos. bezeuget; nur sind dabey zwey
Umstände zu untersuchen. Der eine ist, ob sie die ersten gewesen, welche diese
Unsterblichkeit gelehret, wie Herodotus vorgiebt, welches nicht
kan behauptet werden. Denn wie aus dem obigen zu ersehen, so kommt diese
Ehre
billigt dem Hebräern zu. |
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Es sind ohne diß die alten
Scribenten
nicht einig, wen sie angeben sollen, der zuerst von der Seelen Unsterblichkeit
gelehret. Denn Pausanias in Messeniac. p. 277.
schreibt
diese Ehre
den Weisen der Chaldäer und Indianer zu. Diogenes Laertius
lib. 1. Segm. 24. führet an, daß einige
sagten, Thales
habe zuerst die menschliche Seele vor unsterblich gehalten, und berufft sich
deswegen auf den Choerilus, einen Poeten. Cicero
hingegen quaest. Tuscul. lib. 1. n. 22. will dieses von dem
Pherecydes, dem Sy- |
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{Sp. 1126} |
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rer, behaupten. |
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Der andere Umstand ist, in was für einen
Sinn die Egyptier die
Unsterblichkeit der Seele angenommen haben. Herodotus meldet an
dem angezogenen Orte, daß sie die Metempsychosin geglaubet, und dafür gehalten,
wenn der
Leib stürbe, so wandere die Seele alsofort in ein anderes Thier,
welches gebohren würde; wenn sie nun alle Thiere der
Erde, des Wassers, und der
Luft durchwandert hätte, so kehre sie wieder in einen menschlichen
Cörper,
welcher gebohren würde, zurück; dieser Umlauf aber und Wanderschafft werde
innerhalb 3000 Jahren zu
Stande gebracht. |
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Andere hingegen
sagen, ihre
Meynung wäre gewesen, daß die Seele endlich in
GOtt; oder in die Seele der
Welt,
daraus sie entsprungen, zurück kehre, welches mit verschiedenen Umständen
überein kommt. Denn Jamblich de myster. Aegyptior. sect.
8. cap. 8.
sagt nach dem
Sinn der Egyptier: „GOtt
hat deswegen bey der ersten Herabsteigung der Seele dieselbe heruntergelassen,
damit sie in ihm wieder zurück kehren möchten.„
Dieses kommt auch mit der Meynung überein, welche sonst den Egyptiern
zugeschrieben wird, es könne in der Welt nichts umkommen, sondern es werden nur
alles verändert, und GOtt sey das pan, |
wie Fabricius in Biblioth. Graec. lib. 1. cap.
7. §. 5. p. 49. angemercket. |
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Auf solche Weise käme ihre Lehre dem
Spinozismo sehr nahe. Inzwischen hat Toland auch fürgegeben,
die Lehre von der Seelen Unsterblichkeit käme von den Egyptiern her, von denen
solche die Griechen bekommen, worauf sie denn weiter fortgepflantzet worden, |
wovon Mosheims vindiciae antiquae christianorum
disciplinae, p. 143 zu lesen. |
übrige Völker |
Von den übrigen Völckern kan nichts besonders angemercket werden. Denn man
findet wohl von den Chaldäern, Persern und andern, daß sie die Seele vor
unsterblich gehalten; wenn man aber untersuchet, worinnen sie das
Wesen der
Seele gesetzet, so findet man, daß sie in der That die Unsterblichkeit der Seele
nicht behauptet. Sie meynten, die Seelen wären aus
GOtt, oder aus dem Welt-Geist
gekommen, und als Theile des
göttlichen Wesens anzusehen; indem sie nun wieder
dahin kehrten, so wären sie unsterblich. Aber eben dieses heisset keine
Unsterblichkeit. Denn dazu wird erfordert, daß die Seele in ihrer
Substantz
beharret; welches aber hier nicht geschiehet, wenn sie mit dem göttlichen Wesen
wieder vereiniget werden soll, wodurch sie ihre eigene Substantz
verlieret, und
daher keine Seele mehr bleibet, welches auch von derjenigen Unsterblichkeit zu
sagen, so die Griechischen
Philosophen gelehret, wie aus dem folgenden wird zu
ersehen seyn. |
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alte Deutsche |
Insonderheit werden unsere alten
Deutschen
gerühmet, daß sie diese
Wahrheit
erkannt hätten, aber auch mit dem Anhang, daß
die Seele von einem
Cörper in den andern, und zwar nicht viehischen, wie die
Pythagoräer statuirten, sondern nur
menschlichen
wanderte, |
wie unter andern
Schurtzfleisch in der
Dissertation de veterum institutis Druidum §. 4. u.ff. gewiesen; wovon
auch in den Actis Francon. 7 Samml. p. 501. u.ff. gehandelt
wird. |
Griechen |
Kommt man nun mehr auf die Griechen, so soll Thales Milesius
die Unsterblichkeit der Seele nach einiger
Meynung zu erst gelehret haben weil er aber das Wasser zum
Ursprung aller Dinge machte, |
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{Sp. 1127|S. 577} |
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folglich auch der Seele eine wässerige
Natur
beylegte, so läst sich nicht wohl zusammen reimen, wie er solche vor unsterblich
ausgeben können. Von dem Pythagoras
schreibet man auch, daß er
die
Wahrheit von der Seelen Unsterblichkeit gelehret u. erkant habe. In den
philosophumenis, die unter des Origines
Nahmen vorhanden
sind, cap. 2. p. 36. wird von ihm
gesagt: [fünf Wörter
Griechisch]: er hat auch gesagt, die Seele sey unsterblich. |
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Nun kommt es darauf an, wie er solche Unsterblichkeit genommen, welches aus
dem, was oben von dieses
Weltweisen
Meynung
gesagt worden, zu schlüssen ist. Denn da selbst ist
gezeiget worden, wie er die Seele vor ein Stück des
göttlichen Wesens angesehen,
und durch
GOtt den Welt-Geist verstanden habe, daß also die Seele
dadurch unsterblich wird, wenn sie in diesen Welt-Geist zurück kehret; indem sie
aber dadurch ihre
Substanz
verlieret, so kan sie nicht unsterblich genennet
werden, wie schon vorher angemercket worden ist. |
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Nunmehr müssen die vier Haupt-Secten in Griechenland dieser
Sache wegen
beleuchtet werden. Was den Plato betrifft, so hat er der Seelen
Unsterblichkeit den
Worten nach behauptet, und mit
Gründen zu erweisen gesucht,
wie aus dessen Phaedone zu ersehen ist. Eben dieser
Weltweise hat auch
hierinnen vor andern einen besondern Ruhm erlangt, daß er als ein Heyde diese
Wahrheit so vortrefflich
erkannt und ausgeführet hat, dergleichen Lobsprüche man
bey dem Clemens Alexandrin, Eusebius und andern antrifft. |
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Es wird nicht nöthig seyn, hier zu erinnern, wie er die Präexistenz und die
Wanderung der Seele behauptet; sondern es wird genug seyn, nur diesen Umstand
anzuführen, daß er die Seelen vor Stücke des
göttlichen Wesens angesehen, welche
aus der Seele der
Welt
kommen. Weil er aber drey Hypostases statuirte, den höchsten
GOtt, den
Verstand, und die Seele der
Welt, so hatte er vor denen,
welche die Seele der Welt selbst zu GOtt machten, was voraus, die er aber von
dem grossen GOtt unterschiede, und sie vor die Quelle der Seelen ausgab. Nach
diesen Grund-Sätzen kam die Platonische Unsterblichkeit der Seele darauf an, daß
sie in die Seele der Welt wieder zurück kehrte, welches zwar soviel hieß, daß
die
menschliche Seele nicht könne zernichtet werden; die Unsterblichkeit aber,
da sie ihre Subsistenz behalten muß, folget daraus nicht; ja sie
verlieret durch
solche Vereinigung selbige vielmehr. |
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Von seinen Anhängern ist einer der vornehmsten Plotinus,
welcher ein besonderes
Buch
peri psychēs
athanasias geschrieben; wie er aber in allen
Stücken seinem Lehrmeister, dem Plato, folget, ausser, daß er
sich in manchen etwas deutlicher erkläret: also hat er sich vom
Wesen und von
der Unsterblichkeit der Seele keinen bessern
Begriff gemacht. Eben dieses muß
man von den übrigen Platonickern, als von dem Porphyrius, Jamblichius,
Proclus und andern
sagen, daß sie sich weder das Wesen, noch die
Unsterblichkeit der Seele anders eingebildet, ob sie sich schon von der
Wanderung von einem
Cörper in den andern besser erkläret haben. |
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Es folget vielmehr der Aristoteles, von welchem unter den
ältern und neuern gestritten worden, ob er die Seele des
Menschen
vor unsterblich gehalten? Einige haben gemeynet, er habe ihr die Unsterblichkeit |
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{Sp. 1128} |
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abgesprochen, als |
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- von den ältern Atticus, Platonicus, Porphyrius, Plotinus.
- Bey dem Eusebius praeparat. evangelic. lib.
15. cap. 9. und 10.
- Theodoretus de cur. graecor. affect. lib. 5.
p. 517.
- nebst andern Kirchen-Lehrern,
- dem Justinus dem Märtyrer,
- dem Origines,
- bey den Gregoriis.
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Von den neuern Ist des Peters Pomponatius zu gedencken,
welcher in seinem
Buch de animae immortalitate geleugnet, daß man nach
den Aristotelischen Grundsätzen die Seele vor unsterblich ausgeben könnte;
ingleichen den Anton Roccus, der exercitationes de
immortalitate animae rationalis geschrieben, und indem er sie vor sterblich
ausgiebt, so berufft er sich auf das Zeugniß des Aristoteles,
welches auch die
Meynung des |
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- Frantz de la Mothe le Vayer in dem Discours
chrètien de l'immortalité de l'ame,
- des Peter Bayle in seinem dictionar. hist. critic.
da er von dem Pomponatius handelt;
- des Autors der Observatt. Halens. tom 8. observ. 10.
§. 16;
- des Buddeus in thesibus de atheismo et
superstitione cap. 3. §. 2.
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und anderer ist. |
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Doch sind auch andere gewesen, die hierinnen dem Aristoteles
das
Wort
geredet haben. Wie dieses überhaupt seine Anhänger gethan haben; also
haben auch einige ins besondere wider den Pomponatius
geschrieben, und erweisen wollen, daß er ihm unrecht gethan, und er selbst ohne
Grund sich die Seele als sterblich eingebildet habe, als |
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- Baptista Fiera de animae immortalitate;
- Casp. Contarenus in 2
Büchern de animae
immortalitate, die sich unter seinen
Wercken befinden;
- Chrysostomus Javellus in den commentariis et
quaestionibus in libros tres de anima;
- Anton Sirmond in demonstratione physica et
Aristotelica de immortalitate animae,
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denen man noch beyfügen kan |
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- den Johann Nicolaus Hardtschmid de immortalitate
animae humanae ex philosophorum veterum et recentium argumentis examinata et
demonstrata;
- den Huetius in quaestionibus Alnetanis lib. 2.
cap. 8.
- und Johann Peter Ludovici Disp. de omnium fere
gentium de vita aeterna concent. pag. 31.
|
Von diesem Streit selbst kan man lesen
- den
Bayle in diction. tom 1. p. 351;
- den Voetius in
disputat. select. tom. 1. p.
198.
- und
Wolfen in den notis ad philosophumena Origenis
pag. 138.
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An die Autorität hat man sich hier nicht zu kehren; sondern man muß die
Sache selbst ansehen, und untersuchen: Ob Aristoteles die Seele
des Menschen vor sterblich, oder unsterblich gehalten? Und gewiß, wenn man alles
genau überleget, und von keinem
Affect eingenommen ist, so kan man nicht anders
urtheilen, als daß man
sagen muß, es habe Aristoteles die
Unsterblichkeit der Seele geleugnet. Man kan sonst, wie aus dem obigen zu
ersehen, die Unsterblichkeit der Seele aus einem zweyfachen
Grunde herleiten:
entweder aus dem
Willen Gottes, daß
GOtt wolle, daß die Seelen der
Menschen unsterblich
sind; oder aus ihrer
Natur, davon keiner nach der Aristotelischen Philosophie
angehet. Denn da Aristoteles die göttliche Providenz leugnete, so hob er den
Grund auf, daraus man ein anderes
Leben
erkennen, und aus diesem die
Unsterblichkeit der Seele schlüssen kan. |
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Von dem
Wesen der Seele hat er eine solche Vorstellung gemacht, daß nicht
einmahl daraus ihre |
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{Sp. 1129|S. 578} |
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Zertrennlichkeit, geschweige ihre Unsterblichkeit folgen kan. Denn einmahl
ists ausgemacht, daß er einen Unterscheid gesetzt unter noun
und psychēn, hernach ist auch klar, daß
er durch mentem nichts anders, als den eintzigen allgemeinen
intellectum agentem verstanden, welcher ausser den
Menschen sey, und ihnen
die vernünftigen
Gedancken mittheile, weil die
Worte klärlich da stehen, daß er
von auswerts hinzu komme, und sey allein göttlich, welche so beschaffen, daß
sich seine Anhänger, sie mögen sich drehen, wie sie wollen, nicht heraus wickeln
können. |
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Die anima, welche er von dem mente so deutlich
unterschieden, ist ja nach seiner eigenen Beschreibung nichts anders, als ein
Principium, von welchem die
Bewegungen des
Cörpers herkommen. Ja er
sagt noch
weiter de anima lib. 3. cap. 5. von dem mente, daß es
allein unsterblich; [sechs Wörter Griechisch], lauten seine eigene
Worte; die
Seele hingegen giebt er vor sterblich aus. Und lib. 3. cap. 6.
ad Nicomach. erkläret er sich hierinnen noch deutlicher, und
sagt: "Der
Tod ist unter allen Dingen das erschrecklichste. Denn er ist das Ende des
Lebens, und wenn der Mensch todt ist so scheint weder was Gutes; noch was
Böses
übrig zu seyn.„ |
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Dieses kan auch aus den Lehrsätzen seiner Anhänger erläutert werden. Denn
Alexander Aphrodisiensis hat gantz offenbar die Unsterblichkeit
der Seele geleugnet, und diejenigen vor verwegen gehalten, welche solche
behaupten wollen, |
davon Fabricius in Biblioth. Graec. lib.
4. cap. 25. §. 1. die Zeugnisse angeführet hat; |
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nun aber gestehet er selbst, daß er sich blos an des Aristoteles Lehrsätze hielte.
Dicäarchus, der auch ein
Schüler und Nachfolger des
Aristoteles war, hat nicht nur die Unsterblichkeit der Seele geleugnet;
sondern sogar behauptet, sie wäre ein leeres Wort. |
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Die Sache erfordert, ein wenig die
Ordnung der Zeit zu verlassen, und etwas
aus der mittlern herzuholen. Im zwölften Jahrhundert kam aus der
Schule des
Aristoteles der Averroes herfür, von welchem
einige die Einbildung gehabt, daß er des Aristoteles Lehre so
tief und so wahrhafftig eingesehen, daß man seine Seele des Aristoteles
Seele genennet hat. Aber eben dieser hat dafür gehalten, daß nur eine eintzige
Seele, oder ein eintziger
Verstand wäre, welchen alle und jede
Menschen
unter sich gemein hätten. Dieser sey unsterblich; die Seele aber, die ein jeder
Mensch vor sich allein und besonders hätte, sey sterblich, und der
Vergänglichkeit unterworffen. Weil nun das Ansehen dieses
Mannes sehr groß war,
so ist es geschehen, daß viele, sonderlich in Italien dieser Meynung beygefallen
so daß auch der Pabst Leo X in einer Bulle vom 19.
Decemb. 1573. zu verdammen, vor rathsam befunden. |
Walch exercitat. de atheismo Aristotelis
cap. 3. Sect. 4. p. 314. parergor. academicor. |
Stoiker |
Was die Stoicker betrifft, so sind verschiedene, welche
sagen, sie hätten
die Unsterblichkeit der Seelen geglaubet. Denn in den philosophumenis,
welche dem Origines zugeschrieben werden, wird cap.
25. von den Stoickern
gesagt: [ein Satz Griechisch], d.i. sie hätten die Seele
vor unsterblich gehalten, die sie aber vor einen
Leib an- |
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{Sp. 1130} |
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gesehen, bey welcher Stelle
Wolf in den notis pag.
145. anmercket, daß der Autor vielleicht dem Epiphanius
gefolget, welcher lib. 1. haer. 5. auch von den Stoickern
gesagt: [ein Satz Griechisch], und zugleich gar wohl erinnert, daß diese alte
Weltweisen keinesweges die Seele vor unsterblich gehalten hätten. |
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Diogenes Laertius lib. 7. segm. 156.
berichtet in dem
Leben des Zeno, daß die Stoicker gemeynet,
[ein Satz Griechisch], woraus zu
erkennen ist, daß sie geglaubet, es hätten die
Seelen zwar eine lange Dauerung, sie wären aber nicht ewig, welches auch andere
bezeugen. |
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Nur kamen sie darinnen nicht überein, ob aller
Menschen Seelen eine gleiche
Dauerung hätten. Denn Cleanthes meynte, es würden alle Seelen
bis auf die Verbrennung der
Welt dauren, welches hingegen Chrysippus
nur von den Seelen der weisen
Männer behaupten wolte, ja einige sagten gar, daß
die Seelen gleich bey dem
Tode dem Untergang unterworffen wären, wie
Panätius nach dem Zeugniß des Cicero lib. 1.
quaest. Tusc. und wenn man etwa diesen vor keinen ächten Stoicker
ansehen solte, so hat doch dieses auch Epictetus dafür
gehalten, |
wie dieses weitläuftiger Menage in den notis ad
Diogenem Laertium lib. 7. Segm. 157. pag. 325 ausgeführet
hat, dabey man auch den Jacob Thomasius de Stoica mundi
exustione dissert. 15. lesen kan. |
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Nach dem
Begriff, den die Stoicker von dem
Wesen der Seele hatten, konten
sie derselbigen keine Unsterblichkeit beylegen. Denn ihre Seele war ein Stück
des
Göttlichen Wesens, oder der Seele der
Welt,
dadurch sie den höchsten
GOtt verstanden, und ihn durch ein nothwendiges
Band mit der
Materie
verknüpften. Ihr GOtt war die
Natur
selber, den sie als eine
formam informantem von der Welt vorstellten,
und eben daher kamen sie darinnen mit einander überein, es sey die Seele eine
Substantz, die aus subtiler Luft und Feuer zusammen gesetzt, und also materiell
wäre. Wenn aber unsere Seele ein Theil der Seele der Welt ist, so hat sie nur so
lange ihre eigene Subsistentz, bis sie wieder in die Seele der Welt verwandelt
wird; oder zurück fliesset, da sie ja ihre Subsistentz
verlieret, welches keine
Unsterblichkeit heisset. |
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In der
Schule des Epicurs konnte man aus zweyen
Ursachen
die Unsterblichkeit der Seele nicht zulassen. Denn einmahl machte man alles zur
Materie, und die Seele selbst solte materiell seyn; hernach setzte man das
höchste Gut in einer solchen Vergnügung des
Gemüths, daß dasselbige von der
Sorge müste befreyet seyn, woraus sie denn schlossen, daß nach diesem
Leben kein
ander Leben zu hoffen, in dem, wenn dieses wäre, so gäbe es den
Menschen
Anlaß zu allerhand Sorgen, wie es mit ihnen nach dem
Tode aussehen werde,
wodurch denn zugleich die Unsterblichkeit der Seele wegfiele. Auf solche Art
hoben die Epicurer beyde Grundsätze auf, daraus man sonst diese Unsterblichkeit
beweiset, wenn man sie aus der
Natur der Seele, und aus dem
Willen Gottes herleitet. |
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Dieses findet man ausdrücklich bey dem Laertius, welcher
de rer. natura lib. 3. p. 86, u.ff. die Sterblichkeit der
Seele mit unterschiedenen
Gründen darthun will. Die vornehmsten Argu- |
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{Sp. 1131|S. 579} |
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mente, die er vorbringt, sind folgende: |
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1) |
die Seele bestünde in kleinen
Cörpergen, die viel
subtiler, als die Feuchtigkeit des Wassers, oder der Nebel, und der
Rauch wären: |
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2) |
wenden die Epicuräer zum
Beweis vor, daß die
Seele und das
Gemüth gezeuget werde, wachse, starck, alt werde, und
wieder abnehme, wie der
Leib abnimmt. Lucretius
sagt: |
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"Sie spüren, daß die Seele mit dem Leibe gezeuget
werde, mit ihm wachse, und wieder alt werde. Denn gleichwie bey Kindern
der Leib so schwach ist, daß sie in ihren Tritten wancken, und nicht auf
festen Fuß stehen können, so gehet es eben der Seele in einem solchen
jungen Leibe; nimmt der Mensch mit den Jahren an Kräften zu, und
erreichet das männliche Alter, so ist die Seele auch mächtig an ihren
Kräften und Rathschlägen; nehmen aber die Kräffte des Leibes wieder ab,
verlieret sich das Marck aus den Beinen, und alle Gliedmassen werden
wieder schwach, so empfindet solches die Seele auch, sie wird Kraftlos,
verlieret ihre Lebhaftigkeit, und kan ihr Amt nicht mehr verrichten. In
Summa, alles beydes nimmt zu gleicher Zeit ab, und spüret zu gleicher
Zeit seine Mängel.„ |
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3) |
Nimmt man einen
Beweis daher, daß das
Gemüth
nicht nur seine eigene Gebrechen und Kranckheiten habe; sondern auch
noch darzu von den Kranckheiten des Leibes angegriffen und berühret
werde. "Man siehet auch,„
sagt
Lucretius weiter, |
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"daß, wie der Leib von schweren Kranckheiten
und harten Schmertzen angegriffen wird, also auch die Seele von schweren
Sorgen, Betrübniß, und
Furcht gekräncket und geplagt werde; daher sie
auch selbst dem Tode, wie jener unterworffen seyn; ja auch bey den
Kranckheiten des Leibes gerathe die Seele manchmal gar sehr auf Irrwege;
denn da fällt sie in Aberwitz und Raserey; geräth auch bisweilen durch
eine schwere Schlaf Sucht in einen tiefen Schlaf, daraus sie nimmer
wieder aufwachet.„ |
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- Gassendus Syntagma philosoph. Epicuri p.
29 u.ff.
-
Buddeus in compendio histor. philos. p. 324.
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Römer |
Die vornehmsten unter den Römern, die hier anzuführen sind, sind
Cicero und Seneca. Jener hat sich in verschiedenen
Büchern, als in den quaestionibus Tusc. de natura deorum, Catone majore,
bey dieser
Materie aufgehalten, die
Meynungen der
Philosophen angeführet, auch auf solche
Umstände der Seele vor sich gesehen, daraus er schlüssen müssen, sie wäre
unsterblich; nur war er bey dieser Meynung sehr zweifelhaftig. |
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Von dem Seneca lieset man unter andern epist. 102.
diese merckwürdige Stelle: |
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"Gleichwie einem, der einen angenehmen Traum hat, derjenige
verdrüßlich ist, der ihn aufwecket; denn er beraubet in einer Lust, die, ob sie
gleich falsch ist, dennoch eben das Vergnügen verursachet, als wenn sie in der
That und wahrhaftig wäre; also hat auch dein Brief mir Mißvergnügen erwecket.
Denn er rieff mich von gewissen Gedancken zurücke, die mich ergötzten, denen ich
freyen Lauf gegeben, ja wenn es mir vergönnet gewesen, noch weiter den Zügel
hätte schiessen lassen. Ich fand eine grosse Belustigung, die Ewigkeit und
Unsterblichkeit der Seele zu untersuchen, ja in der That zu glauben. Denn |
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{Sp. 1132} |
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Hoffnung machen, als daß sie selbige beweisen. Ich überließ
mich schon dieser so grossen Hoffnung, es eckelte mir das übrige, so ich noch in
meinem vigoreusen Alter vor Gutes gewarten habe; ich verachte diß alles, weil
ich Hoffnung hatte, in jene unermeßliche Ewigkeit und Besitzung aller Zeiten
durchzudringen; da ich nach Empfang deines Briefes plötzlich aufgewacht bin etc.„ |
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Nun konnte Seneca als ein Stoischer Philosoph die
Unsterblichkeit der Seele in wahrem und eigentlichen
Verstande nicht zugeben;
welche er vor ein Stück des
Göttlichen Wesens hielt; man siehet aber gleichwohl
aus dieser und andern Stellen der Heyden, daß sie in ihrem eigenen Gemüth etwas
von dieser
Wahrheit, welches die
Natur
darein geleget, empfunden haben; ihre irrige Principien aber standen nur im
Wege, daß sie solcher Wahrheit nicht völligen
Raum geben konten. |
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Mehrere Zeugnisse von den Heydnischen
Philosophen findet man
- bey dem Voßius de origine et progressu idololatriae
lib. 1. cap. 10;
- bey Pfannern in Systemat. theolog. gentilis
purioris c. 7.
- bey dem Huetius in quaest. Alnetanis lib. 2.
cap. 8;
- bey dem
Buddeus in thesib. de Atheismo et
Superstitione cap. 3. §. 2.
- beym Salig in disp. de philosophumenis veter. et
recentior. de anima et ejus immortalitate, Halle 1714, welcher mit
grossem Fleiß die Meynungen der alten
Philosophen angeführet und beurtheilet
hat,
denen man auch beyfügen kan
- den Augustin Struch de perenni philosoph. lib.
9.
- und den Livium Galantem in comparatione theolog.
christianae cum Platonica lib. 11. u.ff.
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Doch ist bey den Gebrauch solcher
Bücher die Vorsichtigkeit nöthig, daß man
alles wohl prüfet. Denn manche haben sich durch die
Worte einnehmen lassen, und
den Heyden grössere
Erkenntniß
beygeleget, als sie in der That gehabt, weswegen die Prüfung nach ihren
Principien geschehen muß. Es ist nicht genug, daß mancher
gesagt, die Seele ist
unsterblich; sondern es kommt darauf an, was er durch die Unsterblichkeit
verstanden. Es fehlte den Heyden nicht nur an der wahren Erkenntniß vom
Wesen
der Seele; sondern auch an der Erkenntniß des andern und künftigen
Lebens
welches der wichtigste
Grund, daraus die Unsterblichkeit der Seele muß
erkannt
werden. |
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Christliche Ketzer |
In der Christlichen Kirche waren im dritten Jahrhundert gewisse Ketzer, die
Arabici, welche vorgaben, daß die Seelen der
Menschen sterblich wären, jedoch
so, daß sie dereinst mit den
Leibern wieder solten auferwecket werden. |
Buddeus progr. de Arabicor. haeresi,
in dem Syntagm. Dissert. academic. p. 738. |
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Solchen Irrthum haben zu den neuern
Zeiten wieder aufgewärmet
Coward, und der Autor des Brief-Wechsels vom Wesen der Seele.
Diejenigen, welche leugnen, daß die Seele ihre eigene Subsistentz habe, und eine
vom
Cörper wesentlich unterschiedene
Substanz sey; und
sagen, sie seien nur als
eine
Eigenschafft und gewisses
Vermögen
des Cörpers anzusehen, können ohne diß nicht sagen, daß sie
unsterblich wäre. Wenn Sie auch dieses thun, so spielen sie nur mit den
Wor- |
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{Sp. 1133|S. 580} |
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ten. Denn das ist keine Unsterblichkeit, wenn die Seele nur eine
Eigenschafft seyn soll, welche durch den
Tod des
Menschen aufhöret. Warum will
man nicht
sagen, daß der Cörper unsterblich sey? Und wenn dieses paradox zu seyn
scheinet, so ist noch weit ungereimter, wofern man die Seele vor ein Accidens
des Cörpers hält, und ihr gleichwohl eine Unsterblichkeit beyleget. |
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