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3)
Ursprung und
Schöpffung der Welt.
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Die Lehre von dem
Ursprunge der Welt ist einer der allerwichtigsten Puncte,
die ein
Theologe so wohl als
Philosophe zu
untersuchen
hat. Denn was diesen betrifft, so wird man durch sie zur
natürlichen
Erkänntniß
der
Existentz
GOttes
gebracht, und indem man daraus die
Dependentz der
Menschen von ihrem Schöpffer
siehet, so lernt man den
Grund der
gantzen Moral. |
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Die Existentz GOttes
erkennet man, indem man
beweist, es könne die Welt
nicht von sich selber seyn, und daher schliesset, sie müsse ihren
Ursprung von
einem andern haben, welcher nichts anders, als
GOtt ist, weswegen auch die
Atheisten, so da
sagen, es sey kein GOtt, ihr gantz atheistisches Gebäude darauf
gründen, daß sie, wiewohl mit grosser Thorheit und Bosheit des Hertzens vorgeben
wollen, die Welt sey von sich selber, entweder von ohngefähr, oder durch eine
mechanische
Nothwendigkeit, entstanden. |
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So legte Epicurus den
Ursprung der Welt nicht
GOtt, als dem
Schöpffer, bey; Sondern meynete, sie wäre von ohngefehr, und zwar von Ewigkeit,
entstanden. Er sahe die Atomos, als die Anfänge aller natürlichen Dinge an, und
lehrte von denselbigen, daß sie solche Theilgen wären, die zwar ihre
Extensionen, folglich ihre
Gestalten hätten; Aber in keine kleinern Theilgen,
als sie selbst wären, getheilet werden könnten: Daß ihre Figuren und
Gestalten
auf eine unzählige Art von einander unterschieden wären; Sie aber gleichwohl
einerley Natur unter einander hätten: Daß sie von Ewigkeit her gewesen wären,
und in einem unendlichen ledigen Raume beweget würden, und zwar allein durch die
Krafft ihrer Schwere. |
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Solche
Bewegung nennte er die natürliche, (Motum naturalem) welche,
vermöge der bey sich habenden natürlichen Schwere, in gerader Linie geschehe,
jedoch so, daß sie dabey ein wenig abwichen, damit ihre
Verknüpffung unter
einander geschehen könnte; Er legte ihnen aber auch noch eine reflectirte
Bewegung (Motum reflexum) bey, die sich ereignete u. entstünde wenn ein |
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{Sp. 1645|S. 836} |
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Atomus von dem andern angestossen und zurück getrieben würde. Indem sich nun
solche Atomi von Ewigkeit her, wie etwa kleiner Staub in einem gerüttelten Glase
voll Wasser, beweget, und auf unterschiedene Art zusammen gefüget hätten, so
habe sich endlich da eine Welt, und dort wieder eine andere, angesetzet; mithin
statuirte Epicurus viele Welten. |
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Von dem
Ursprung unserer Welt meynte er insbesondere, es wäre ein gewisser
Hauffe der Atomorum zuletzt an den
Ort des unendlichen Vacui, darinnen unsere
Welt sey, zusammen, und indem sie sich einander berühret, und gleichsam in
einander verwickelt hätten, zu einer groben und
unordentlichen Masse gediehen,
worinnen die grössern Cörpergen mit den kleinern, dir unten mit den spitzigen,
die glatten mit den zackigten, andere mit andern, durch einen von ohngefähr
geschehenen Zusammenlauf, vermischet worden wären. Unter solchen Cörpergen
hätten in diejenigen, die schwerer und grösser, als andere, gewesen wären, die
untern Örter gesuchet, woraus die
Erde entstanden sey; die andern hingegen,
welche subtiler, leichter und runder, hätten dem Wasser, der Lufft, und andern
Cörpern, ihren
Ursprung gegeben. |
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Alles das heist nun so viel, die Welt habe von sich selbst ihren
Ursprung,
und sey von ohngefähr entstanden, welches denn allerdings
atheistisch ist, und
man kan dabey auf die
Einbildung kommen, als wenn kein
GOtt wäre. Denn wenn
gleich Epicurus einen GOtt zugelassen, so kan doch der wahre
Begriff desselbigen bey diesem Systema nicht bestehen, weil er ihn bey dem
Ursprunge der Welt gäntzlich ausgeschlossen, und ihn also nicht als einen
Schöpffer angesehen hat. |
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Es meynte auch Lucippus, welcher den Zeno
zu seinem Lehrmeister hatte, nebst dem Democritus, die Welt sey
aus der von ohngefähr geschehenen Zusammenfügung der Atomorum entstanden, und
schien diesen ebenfals bey Hervorbringung und Erhaltung derselbigen ein höchstes
Wesen nicht nöthig zu seyn, welches denn allerdings eine
atheistische Lehre ist. |
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Die Lehre von den Atomis selbst thut zu der
Sache nichts. Man weiß, daß die
atomistische Physic, oder die Physica corpuscularis, viele Liebhaber
gefunden, welcher aber dabey weit von der
Atheisterey entfernt gewesen sind, daß
sie viel mehr gezeiget, wie man daraus kräfftige Waffen wider die Atheisten zu
nehmen habe. Denn sie haben die Atomos nicht schlechterdings nach dem
Sinn des
Epicurus angenommen. Dieser wolte keine immaterielle
Substantz
dabey zugeben: Er legte ihnen eine
Bewegung bey, und schloß die
bewegende Ursach
aus: Er hielte sie vor ewig, und glaubte, daß durch ihren von ohngefähr
geschehenen Zusammenlauff die Welt entstanden sey, welches denn mit
Recht als
atheistisch angesehen werden kan. |
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Dieses haben die neuern Vertheidiger der atomistischen Physick (Physica
corpuscularis) weggelassen, und das Systema anders eingerichtet: Weil
solches alles eine Einfalt ist, welche ein
Mensch, der auch nur einen geringen
Verstand hat, und sich von der Bosheit seines
Gemüths nicht regieren läst,
leicht
erkennen kan. Denn sehen wir die Beschaffenheit der Welt an, so finden
wir solche
Eigenschafften und
Würckungen an derselben, welche keinen
nothwendigen
Grund haben, sondern etwas zufälliges sind, wor- |
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{Sp. 1646} |
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aus wir
billig schliessen, weil sie etwas zufälliges, so müsse sie von einem
andern Wesen, so da nothwendig ist, und also den
Grund sein selbst in sich hat,
dependiren, woraus wir denn sehen, wie man aus der Welt
erkennen kan, daß ein
GOtt sey.¶ |
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Solche Zufälligkeit der Welt nehmen wir insonderheit wahr an
der
Ordnung und Structur derselbigen; an der
Bewegung die darinnen ist und an
den Absichten der natürlichen
Dinge, welche alle so beschaffen, daß sie anders
hätten seyn können, als sie würcklich sind, mithin muß ja jemand seyn, der alles
so geordnet und eingerichtet hat.¶ |
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Es
erkennt aber die
Vernunfft nicht nur, daß die Welt nicht von sich selber,
und viel mehr von
GOtt; sondern auch, daß er sie aus nichts hervor gebracht.
Denn setzen wir eine erste
Materie voraus, aus der hernach GOtt alles
erschaffen, so ist sie entweder von GOtt, oder von sich selber; soll sie von
sich selber seyn, so ist sie keine Materie, in dem die
Philosophen darinnen
einig sind, daß die Materie was leidendes, darin gewürcket werden könne, nicht
aber was würckendes, daß sie etwas zu würcken vor sich vermögend sey. Indem man
nun die Hervorbringung der Welt aus nichts die
Schöpffung nennet, so
erkennet
selbige auch die Vernunfft einigermassen, was nemlich ihre
Würcklichkeit
anlangt: Ob sie schon die Art und Weise, wie GOtt alles erschaffen, nicht
begreiffen kan. Aus dieser
Ursach war es ein grosser Fehler von dem Cartesius,
daß er angeben wolte, wie etwa die sichtbare Welt hätte formiret werden können.
Es kan also ein natürlicher
Mensch auf das deutlichste so viel
erkennen, die
Welt sey nicht von sich selber, sondern von GOtt, und GOtt habe sie aus nichts
hervorgebracht.¶ |
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Hierinnen werden wir durch die
H. Schrifften auf das gewisseste bestätiget,
als welche uns versichern,
GOtt sey es, welcher der Welt, durch seine
Macht,
ohne jemandes Hülffe, ihre
Würcklichkeit mitgetheilet, oder dieselbe erschaffen
habe; und zwar aus nichts, in dem ausser ihm nichts würckliches vorhanden war,
daraus er die Welt machen oder welches er darzu hätte anwenden können, |
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Er sey es auch, der noch alles in der Welt weislich ordnet, und durch seine
Güte auf das allerbeste erhält, |
Ebr. I, 3. |
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Was Helmont, in seinem Seder Olam, vor besondere
Meynungen
von Erschaffung dieser und vieler andern Welten hat, ist unnöthig anzuführen.
Whiston statuiret, in Nova Theoria Telluris,
Moses beschreibe nicht die Erschaffung aller
Dinge, sondern nur der
Erde, die vorher ein brennender Comet gewesen, und von
GOtt damahls in einen
dunckeln Planeten verwandelt worden sey. Dieses ist auch Thomas Burnets
Meynung, in Theoria Telluris Sacra, gewesen, und
Leibnitz hält desgleichen in Protogaea, und Miscell.
Berolin. davor, die
Erd-Kugel habe zuerst von Feuer gebrannt, da GOtt das
Licht von der Finsterniß geschieden, hernach sey sie mit dem Meere bedeckt
worden, bis GOtt das Wasser von dem Trockenen abgesondert; aber auch vielleicht
dergleichen
Veränderungen mehr ausgestanden, die uns nicht bewust wären.¶ |
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Es scheint also fast, daß er die Erschaffung aller
Dinge nicht in 6 Tage
eingeschlossen habe. Thomas Burner geht von dem eigentlichen
Verstande |
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{Sp. 1647|S. 837} |
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dieser 6
Schöpffungs-Tage, in dem andern seiner beiden Brieffe, die er in
seinem
Buche: De statu mortuorum et resurgentium, Londen 1726.
angehangen hatte, offenbar ab. Er antwortet in demselben seinen guten Freunden,
welche nicht hatten zugeben wollen, daß
GOtt die Welt auf einmahl, in einem
Augenblicke, und nicht nach und nach erschaffen, weil ausdrücklich gedacht wird,
wie GOtt die Welt in sechs Tagen erschaffen, und an dem siebenden geruhet habe:
so sey auch die Sabbaths-Feyer allen
Menschen aufgeleget; da denn der
Grund von
der Heiligung des Feyertages wegfallen würde. |
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Er versetzet hierauf, daß in diesen
Worten nicht Wochen-Tage, sondern die
Tage der Welt verstanden würden, welche sechs Tage, oder 6000. Jahre, währen
solte; also, daß
GOtt auf den siebenden Tag, das ist, die letzten tausend Jahr
in dem tausendjährigen Reiche Christi, ruhen werde. Denn da nach seiner
Meynung
vor Mosis Zeiten der Sabbath noch nicht eingesetzt, oder dessen
Feyer befohlen war, sondern solcher allein den Jüden auferleget wurde, ohne, daß
die Altväter daran gebunden gewest wären: so hält er den
Grund vor schlecht, aus
welchem man also schliessen wolte, daß GOtt die Welt nach und nach in sechs
Tagen erschaffen habe. |
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Weil auch dem Verfasser an dem Satze von der Einsetzung des Sabbaths viel
gelegen ist; so führet er denselben sehr weitläufftig aus, und suchet ihn
sonderlich durch die Zeugnisse der alten Kirchen-Lehrer, und Wiederlegung der
Stellen, so ihm entgegen zu seyn scheinen, zu bestätigen: antwortet auch hierauf
mit wenigem auf die Einwürffe, so man ihm wegen der
Gestalt,
Bewegung,
Ursprung
der
Erde, und so weiter, hatte machen wollen. |
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Aus den gedachten 6 Schöpffungs-Tagen, machet Whiston sechs
Jahre, und Zoroastres, nach Hydio, in
Relig. vet. Pers. 6 Zeiten, die zusammen ein Jahr austragen. Die
himmlischen
Cörper, meynen sie, wären vielleicht zum Theil lange vorher, theils
auch nachher erst, von
GOtt erschaffen worden; und nach ihren Grundsätzen sind
Sonne, Mond und Sterne, nicht erst an dem vierdten Tage gemacht worden, sondern
nur zu dem Vorschein gekommen, nachdem der dicke Nebel, welcher vorhin die
Erde-Kugel eingehüllet, daß man kaum den Unterscheid zwischen Tag und Nacht
bemercken können, an den zweyten Tage sich theils in Wolcken, theils auch in
Wasser, verwandelt habe, und die Lufft dünner geworden sey. |
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Sowohl von der Erschaffung selber, als auch von der Zeit, in welcher die
Welt erschaffen worden, ist der
Artickel:
Schöpffung, im
XXXV
Bande, p. 862 u.ff. nachzulesen.¶ |
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Was die ersten
Principien aller erschaffenen
Dinge, woraus die gantze
sichtbare Welt bestehet, oder durch deren Vermischung alle übrigen
Cörper, die
in unsere
Sinne fallen, heraus kommen, anlanget; so ist davon ebenfals oben,
unter Element, im VIII
Bande, p. 765 u.ff.
gehandelt worden.¶ |
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Wie thöricht die Heyden, als welche des Lichtes der Offenbahrung ermangelt,
von dem
Ursprunge der Welt geurtheilet haben, ist schon zum Theil erinnert
worden. Vorjetzo wollen wir nur noch der Indianer gedencken, als deren Braminen
sagen, eine Spinne sey die Urheberin und Werckmeisterin aller
Dinge; als die aus
ihrem Bauche, durch ste- |
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{Sp. 1648} |
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tige Hervorbringung der Fäden, anfangs das Hauptwerck, hernach die Himmels
Kugeln, bereitet habe. Und diß ihre
Werck erhalte sie, mit ihrer unausgesetzten
Gegenwart, bis zu dem völligen Untergange desselben. Solcher Untergang aber soll
durch die Einschluckung der Welt-Faden, welche die Spinne vorhero von sich
gegeben habe, verursachet werden; und soll alsdenn darauf die Vertilgung aller
Dinge entstehen. |
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Die Benjanen glauben mit den Mahometanern, daß das Welt-Gebäude auf den
Hörnern einer Kuh, oder Ochsens, den die Mahometaner Behemoth
nennen, stehe; und wenn sich die Kuh schüttele, so entstehen hiervon die
Erdbeben. Wenn sie auch dasselbe nicht unterstützte, so würde die Welt über
einen Hauffen fallen und vergehen. Daher
sagen sie, die Kuh sey die Stütze der
Welt, weil sie eine
Mutter
des Ochsens, der den
Acker-Bau bestelle, sie aber
gebe Milch. So geben sie vor, daß Mahadeu, als er einst über so
viel Sünden, welche die
Menschen begehen,
erzürnt gewesen sey, die Welt gantz
und gar habe umkehren und vertilgen wollen; die Kuh aber habe ihn versöhnt, und
also die Welt von der
wohlverdienten
Straffe erlöset. |
- Walchs Einl. in die Rel. Streit. ausser der Ev. Kirche,
Th. V. ...
-
Fritschii Theol. Jurist. Med. und Phys. Gesch. Th.
I. ...
- Männlings Dapper. Exotic. Th. I.
Beschr. von As. ...
-
Deutsche
Acta Eruditor.
B. XI. ...
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