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Zedler: Welt, Latein. Mundus [3] HIS-Data
5028-54-1639-4-03
Titel: Welt, Latein. Mundus [3]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 54 Sp. 1648
Jahr: 1747
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 54 S. 837
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  Text   Quellenangaben
  4) Irrthum von der Ewigkeit der Welt.  
  Einige haben die Ewigkeit der Welt, ohne ihrer Dependentz von GOtt, als ihrem Schöpffer Eintrag zu thun, behaupten wollen, und gemeynt, es hätte die Welt von Ewigkeit von GOtt können hervorgebracht werden, welche Ewigkeit der Welt von der Ewigkeit GOttes unterschieden, auch mit derjenigen Ewigkeit nichts gemeines habe, da man die Welt dergestalt vor ewig ausgeben wolte, daß dabey ihre Dependentz aufgehoben würde.  
  Die Scholastici, welche gern des Aristoteles Meynung von der Ewigkeit der Welt, die wir hernach anführen wollen, zu vertheidigen suchten, werden solche Ewigkeit, meynten auch zum Theil, als wäre die Welt würcklich von Ewigkeit hervorgebracht. Damit es nicht schiene, als leugneten sie dadurch ihren Ursprung von GOtt, so machten sie einen Unterschied inter aeternum et esse ab aeterno sc. productum, nach welchem man nicht sagen müsste, die Welt sey was ewiges; sondern von Ewigkeit hervorgebracht. Und deswegen wolten sie auch die bekannte Regel: Caussa prior est effectu, nicht schlechterdings zugeben, und meynten, daß die Ursach der Ordnung nach wohl allezeit ehe, als ihre Würckung wäre, nicht aber allezeit in Ansehung der Zeit, da es wohl angienge, daß eine Ursach und eine Würckung zugleich ihre Existentz hätten, wie man dieses an dem Feuer, wenn es die Cörper erleuchte und erwärme, sehen könnte. Unter andern schreibt Scheibler in opere metaphys. ... : Effectus necessario posterior et sua caussa, attendendo ordinem naturae: non autem ordinem temporis: ordine enim temporis effectus et caussa sunt simul.  
  {Sp. 1649|S. 838}  
  Diejenigen, welche hierinnen gelinder gehen wollen, und nur eine Möglichkeit behaupten, daß GOtt von Ewigkeit die Welt hätte hervorbringen können, beruffen sich nach der Beschaffenheit einer Möglichkeit darauf, daß man weder auf Seiten GOttes; noch der Creatur noch der Schöpffung etwas widersprechendes hierinnen anträffe. Denn wie GOtt das Vermögen gehabt, etwas von Ewigkeit zu wircken, und also auch die Welt von Ewigkeit zu erschaffen, so sehe man nicht, warum die Vernunfft nicht dencken solte, die Welt könne von Ewigkeit seyn erschaffen gewesen, zumahl sie keine Zeit angeben könnten, wenn sie ihren Anfang genommen. Hätte nun GOtt dieses thun können, so ließ sich nicht sagen, daß dieses der Beschaffenheit einer Creatur und der Hervorbringung selbst zuwider gewesen, maßen hieraus fliessen würde, daß dieses bey GOtt nicht gestanden hätte, wovon man Paul Slevogts Disputationes Academ. ... lesen kan.
  Daß aber diese Meynung, daß die Welt von Ewigkeit gewesen, ja auch nur von Ewigkeit erschaffen worden, nicht nur der Heil. Schrifft, sondern auch den Grund-Sätzen der Vernunfft dergestalt zuwider, daß sie als contradictorisch, mithin als ungereimt, anzusehen sey, das kan man erkennen, wenn man den Begriff von der Welt und von der Ewigkeit gegen einander hält.  
  Die Existentz von Ewigkeit ist zugleich eine nothwendige Existentz; Diese aber kan der Welt nicht beygelegt werden, weil sie nicht nur in ihrer Beschaffenheit, sondern auch in ihrem Daseyn, etwas zufälliges ist. Sie ist da; sie könnte aber auch nicht da seyn. Man findet in ihr keinen Grund, warum sie nothwendig existiren müsse. Das zeigt an, daß sie zugleich was dependentes. Ist sie von dem, der sie hervorgebracht hat, dependent, so kan sie auch, wegen solcher Dependentz, nicht ewig seyn, und ist gleichfalls ungereimt, wenn man eine ewige Schöpffung statuiren, oder wenigstens vor möglich halten will, daß GOtt von Ewigkeit etwas habe schaffen können. Denn da ist die Welt ein Effect, und GOtt ist die Ursach.  
  Eine jedwede Ursach ist vor ihrem Effecte, und dieser ist später, es mag nun die Zeit, so dazwischen gehet, so gering begriffen werden, als sie immer will. Solte sie auch nur in einem Augenblick bestehen, so hebt dieser die Ewigkeit auf. Sagt man, es zeigten sich in der Natur Exempel, daß die Ursach und deren Effect zugleich existirten, als an der Sonne, an dem Feuer, folglich sey die Regel: die Ursach ist eher, als der Effect, nicht allgemein wahr; so muß man den Unterschied der Würckungen mercken, so fern sie entweder nothwendig, oder frey und willkührlich sind. Jene, die nothwendigen, gehören mit zu dem Wesen der Ursachen, und müssen daher zugleich mit diesen existiren; diese, oder die freyen und willkührlichen hingegen, sind allerdings später, als die würckende Ursach, darunter denn die Welt gehöret. Denn wer mag sagen, daß GOtt die Welt nothwendig gewürcket habe, oder daß sie nothwendig mit seinem Wesen verbunden sey?  
  {Sp. 1650}  
  Fragt man, ob und wie weit die Meynung von der Ewigkeit der Welt als atheistisch anzusehen sey? So muß man die mancherley Arten, wie solche Ewigkeit der Welt genommen und verstanden wird, aus einander setzen, wenn man sich davon einen distincten und richtigen Begriff machen will. Die Arten können viererley seyn.  
  Die erste ist, wenn man eine solche Ewigkeit der Welt behauptet, daß sie von sich selbst seyn soll, und GOtt dabey gäntzlich ausgeschlossen wird, welches schlechterdings atheistisch ist.  
  Die andere, wenn man zwar einen GOtt zulässet, sagt aber, er habe sie von Ewigkeit nothwendig hervorgebracht, welches eben die Meynung des Aristoteles war, die man auch gewisser maßen als atheistisch ansehen kan, weil daraus gefolgert werden kan, es bleibe kein Unterschied unter GOtt und unter der Welt, angesehen die letztere auf solche Art eine nothwendige Existentz haben müste, die doch allein vor GOtt gehöret.  
  Die dritte Art ist, daß GOtt die Welt würcklich, jedoch freywillig, von Ewigkeit erschaffen habe, weil man dabey einen GOtt, als ein freyes Wesen, so mit der Materie nicht nothwendig verknüpffet ist, und die Dependentz der Welt zulässet; es ist aber diese Meynung, der vorher angeführten Ursachen wegen, ungereimt.  
  Die vierdte Art kommt darauf an, daß, weil man aus der Heil. Schrifft weiß, wie GOtt die Welt in der Zeit herfür gebracht hat, man zwar keine würckliche Ewigkeit derselben behauptet, gleichwohl aber nach der Vernunfft die Möglichkeit einer ewigen Schöpffung vertheidigen will; welche Meynung eben so, wie die dritte, beschaffen ist. Denn ist die Würcklichkeit der ewigen Schöpffung der Welt ungereimt, so muß man das auch von der Möglichkeit sagen. Kommt hier etwas contradictorisches vor, wie vorher angemercket worden ist, so bleibt es nicht möglich, sondern es wird unmöglich.  
  In Joachim Friedrich Fellers Otio Hanoverano, No. 68 ist folgende artige Demonstration wider die Ewigkeit der Welt zu lesen: Ist die Welt von Ewigkeit her, so muß es auch von Ewigkeit geregnet und geschnyen haben. Regen und Schnee lauffen Berg ab, und nehmen allezeit von den Bergen etwas mit sich, welches nicht wieder ersetzet wird. Daher müßten in einer so unendlichen Ewigkeit vorlängst alle Berge eben worden seyn. Wolte man aber sagen, die Berge hätten ihr Wachsthum, so würde folgen, daß sie in einer so unendlichen Ewigkeit unendlich gewachsen wären. Beydes aber ist nicht geschehen, daher muß die Welt nicht von Ewigkeit seyn.  
  Man hat auch andere Gründe, damit man auf das gründlichste darthun kan, wie die Welt nicht von Ewigkeit seyn erschaffen worden. Denn es ist der Ursprung und Wachsthum der Königreiche und Republiquen, der Nationen und Völcker, der Künste und Wissenschafften, und aller derjenigen Dinge, die zum Nutzen und Bequemlichkeit dieses Lebens erfunden worden, aus den gewissesten Historischen Nachrichten bekannt, woraus man denn schliessen muß, es könne die Welt nicht von Ewigkeit seyn erschaffen worden. Denn es be-  
  {Sp. 1651|S. 839}  
  kräfftigen alle einhellig, daß alle Königreiche und Republiquen so wohl diejenigen, die noch jetzo floriren, als auch die, so vor dem im Stande gewesen, einen Anfang gehabt haben.  
  Die alten Scribenten sind darinnen einig, es sey eine Zeit gewesen, da man keine Reiche und Republiquen gehabt habe, und man kan daraus gar leicht wahrnehmen, daß die Menschen zuerst in gewissen Familien zerstreuet gelebet; darauf sie in kleinere Gesellschafften zusammen getreten, woraus endlich, nachdem sich viele dergleichen Societäten zusammen gefüget und vereiniget, grosse Reiche und Herrschafften entstanden.  
  Mit solchem Anfange und Ursprunge der Republiquen stimmt auch das Alter der Gesetze, darauf ihre Erhaltung gegründet ist, überein. Die Heydnischen Scribenten gestehen selbst, daß eine Zeit gewesen, darinnen die Menschen ohne Gesetze gelebet hätten. Es waren die Gesetze der alten Völcker einfältig, die mit der Zeit vollkommener gemacht, und in bessern Stand gesetzet worden. Man kan weiter darthun, wie in den ältesten Zeiten der Handel und Wandel gar einfältig getrieben worden, und nach und nach immer grösserm Wachsthum erlanget; wie die Künste und Wissenschafften aufgekommen, fortgepflantzet und verbessert worden, welches alles Buddeus in den thesibus de atheismo et superstit. ... weiter ausgeführet hat.  
  Wenn man nun so gewisse Merkmale hat, daß die Welt nicht von Ewigkeit erschaffen, warum will man lange von der Möglichkeit einer Schöpffung von Ewigkeit disputiren, besonders da man wegen des Begriffs der Ewigkeit in allerhand Verwirrung darüber gerathen muß. Die Scholastici haben eigentlich dazu Anlaß gegeben. Man solte aber bedencken, daß sie solche Ewigkeit der Welt nur aus einem Affecte gegen den Aristoteles behauptet, dessen Irrthum, wie schon gedacht, sie beschönigen wolten. Nehmen wir die Offenbarung der Heil. Schrifft hinzu, so soll man wegen der ewigen Zeugung der andern Person in der Gottheit aus dem Wesen des Vaters, deren Gottheit auf solche Zeugung gegründet, Bedencken tragen, von einer Hervorbringung der Welt, die von Ewigkeit entweder geschehen; oder hätte geschehen können, zu reden.  
  Von den verschiedenen Meynungen derer, welche der Welt eine Ewigkeit beygeleget, kan man Köchers Disput. de aeternitate mundi, Jen. 1724 lesen.  
  So erkennen wir aus der Vernunfft vom Ursprunge der Welt dreyerley: Daß sie von GOtt hervor gebracht, und daß sie aus nichts hervor gebracht; und daß sie aus nichts in der Zeit hervor gebracht; weiter aber können wir mit unserer Vernunfft nicht kommen. Denn da können wir nicht wissen, ob GOtt alles in einem Augenblicke; oder in einer gewissen Zeit, und in was vor Ordnung alles erschaffen, worinnen uns die Mosaische Historie von der Schöpffung ein grösseres Licht giebt: weil uns aber diese nur erzehlet, was GOtt an einem jeden Tage erschaffen, so müssen wir allezeit, wenn wir auch gleich die Schrifft dazu nehmen, darinnen unsere Unwissenheit bekennen, daß  
  {Sp. 1652}  
  wir die Art und Weise, wie GOtt die Welt erschaffen, nicht wüsten. Und wie will ein endlicher Verstand die Würckung eines unendlichen Wesens begreiffen?  
  Wenn wir erkennen wollen, was die Philosophen, sonderlich zu den ältern Zeiten von dieser Materie gelehret, so müssen wir die Ewigkeit der Welt nicht mit der Ewigkeit der Materie vermischen. Denn ob wohl die alten Weltweisen durchgehends die Materie vor ewig hielten, weil sie glaubten, aus nichts könne nichts werden; so haben sie doch nicht alle gemeynet, daß auch die Welt von Ewigkeit her gewesen.  
  Wenn Censorinus de die natali ... diejenigen erzehlen will, welche das menschliche Geschlecht, folglich auch die Welt vor ewig gehalten, so rechnet er dahin den Pythagoras, Ocellus Lucanus, Archyta Tarentinus und alle andere Pythagoräer, ingleichen den Plato, Xenocrates Dicäarchus, Aristoteles, den Theophrastus nebst andern Peripateticern; welches Verzeichniß aber nicht durchgehends sich richtig befindet, wenn man die Sache genau untersuchet.  
  Mit dem Aristoteles hat es seine Richtigkeit, daß er die Welt vor ewig angesehen, welches nicht nur aus den Grundsätzen seines Systematis; sondern auch aus den Zeugnissen der alten Scribenten, als des Cicero in quaestionibus Academ. ... und des Lactantius institutionum divinarum ... erhellet. Doch kan man nicht sagen, daß er der erste sey, welcher diesen Irrthum aufgebracht, denn vor ihm haben dergleichen behaupten wollen Ocellus Lucanus, Heraclitus, von welchem Clemens von Alexandrien Stromat. ... berichtet, daß er geglaubt, die gantze Welt habe weder ein GOtt noch ein Mensch gemacht, ingleichen Xenophanes, Parmenides nebst andern mehr.  
  Von den Aristotelischen Anhängern haben diesen Irrthum angenommen und fortpflantzen wollen Simplicius, welcher in den Commentariis ad Physica Aristotelis die Ewigkeit der Welt wider den Johann Philoponus mit aller Gewalt vertheidigen wollen, und von den neuern Andräas Cäsalpinus, welcher in der Aristotelischen Philosophie so erfahren gewesen, daß Samuel Parcker de Deo ... von ihm urtheilet, er sey unter den neuern der erste und auch wohl der letzte gewesen, welcher des Aristoteles rechte Meynung möge verstanden und eingesehen haben. Es kommt auch seine Meynung von GOtt und dem Ursprunge der Welt mit der Aristotelischen Lehre genau überein. Denn es laufft alles da hinaus, daß die Welt von aller Ewigkeit her gewesen, und daß alle Würckungen der Natur aus einer unvermeidlichen Nothwendigkeit, da GOtt nichts mit beytrage und zu thun habe, entstünden.  
  Diesem fügt man bey den Claudius Berigardus, welcher ein Buch unter dem Titel: Circulus Pisanus herausgegeben, dadurch er bey vielen in den Argwohn der Atheisterey gefallen. Denn, wie der angeführte Parcker de Deo ... urtheilet, so hat er darinnen die Epicuräische und Peripatetische Gottlosigkeit ausgeschmücket, die Aristotelischen Lehrern eyfrig getrieben und die Ewigkeit der Welt behauptet.  
  Plato  
  {Sp. 1653|S. 840}  
  wird von dem Censorinus mit Unrecht in diese Rolle gesetzet. Denn seine eigentliche Meynung war, GOtt habe sich freywillig mit der Materie vereiniget, und also die Welt hervorgebracht, auf welche Weise er GOtt eine Freyheit ließ, und konnte sagen, daß die Welt nicht ewig sey, weswegen er auch unter allen alten Philosophen noch am besten davon philosophiret. Man lese nach Bruckers. Otium Vindelic. ...
  Mit bessern Rechte kan man hieher die Stoicker rechnen, denn die sagten ebenfals, GOtt wäre aus einer Nothwendigkeit gezwungen worden, sich mit der Materie zu vereinigen, da sie denn nothwendig die Welt vor ewig ausgeben musten. Nur war zwischen ihnen dieser Unterscheid, das Aristoteles meynte, GOtt hätte die Materie nur gleichsam berühret; Zeno hingegen gab vor, es sey dieses durch eine rechte Vermischung geschehen.  
  Es ist nicht nötig, diejenigen Bücher anzuführen, darinnen dieser Irrthum widerleget worden. Denn wir müsten alle diejenigen erzehlen, welche von der Existentz GOttes wieder die Atheisten geschrieben, bey den Sinesern herrschet von dem Ursprunge der Welt nicht einerley Meynung. Denn etliche halten die Welt vor ewig; Andere glauben, es sey alles ohngefähr und zufälliger Weise entstanden, noch andere aber statuiren ein Chaos, oder einen vermischten Klumpen, woraus ein höchstens geistliches Wesen alles formiret habe; Wiewohl diß letztere nicht so wohl bey den neuern, als alten Sinesern, gelehret worden ist.  
  Wegen des Ursprungs des ersten Menschen, denen sie Puoncuus nennen, haben sie ebenfals unterschiedene Gedancken. Einige sagen, daß er aus einem Busche hervorgekommen, und selbsten nicht gewust, wo er her wäre; Andere träumen, er sey aus dem vermischten Klumpen, als aus einem Ey hervor gekrochen; Und eine dritte Art, welche doch die wenigsten ausmachet, erzehlet, es haben Tayn den Mann Panson, und das Weib Pansone, aus nichts geschaffen, u.a.m.  
  Unter den Philosophen unserer Zeiten, hat vornehmlich der berühmte Wolff, mit seiner weitläufftigen Abhandlung von der Welt, die er, wiewohl nur auf eine metaphysische Art, vorgenommen und seiner Metaphysick einverleibet, in der gelehrten Welt viel Aufsehens gemacht. Unter andern Puncten ist nun auch dieser, so einiges Aufsehen gemachet, daß Wolff meynet, man könne der Welt eine Ewigkeit beylegen.  
  Denn in Ratione praelectionum ... saget er: Daß das menschliche Geschlecht, oder die Welt einen Anfang genommen, könne schwerlich erwiesen werden, sey auch bisher in öffentlichen Schriften noch nicht erwiesen worden, und in der Metaphysic heist es §. 1075. Derowegen wenn gleich GOtt die Welt von Ewigkeit hervorgebracht hätte, wie vor diesem Aristoteles behauptet; so wäre sie doch deswegen nicht auf eine solche Art ewig wie GOtt: Denn sie wäre in einer unendlichen Zeit, hingegen GOtt ist ausser der Zeit. Und deswegen wäre sie doch auch ihrer Daure nach von GOtt unterschieden.  
  Buddeus hat in seinem Bedencken über die Wolffische Philosophie verschiedenes darwider erinnert, und wie man so wohl in der  
  {Sp. 1654}  
  bescheidenen Antwort ... als auch in dem Beweise, daß das Buddeische Bedencken noch fest stehe ... gewiesen, daß weil die Welt einen Anfang habe, so könne man ihr keine Ewigkeit beylegen; also hat man insonderheit angemercket, daß Wolff damit nicht auskomme, wenn er die Ewigkeit der Welt darinnen von der Ewigkeit GOttes unterscheiden wolte, daß die Welt in einer unendlichen Zeit wäre, GOtt hingegen sey ausser der Zeit. Denn man könne gar nicht begreiffen, was eine unendliche Zeit heissen soll. Wolte er soviel sagen, man könne nicht determinieren, vor wieviel Jahren die Welt ihren Anfang genommen, so vermischte er das tempus indefinitum mit dem tempore infinito, wovon die Frage nicht sey.  
  Wolffs Lehre von der Ewigkeit der Welt hat unter andern Kiebow in der ferneren Erläuterung der vernünfftigen Gedancken Wolffens ... vertheidigen wollen. In der Bremischen Bibliotheca Historico-Philologico-Theologica ... wird von dem Almonius Utinis (unter welchem Nahmen sich Johann Christoph Harenberg verborgen haben soll) die Ewigkeit der Welt, nicht nach der Würcklichkeit, sondern nach der Möglichkeit, defendiret, und p. 1055. bemercket, daß Johann Anastasius Freylingshausen statuire, daß die Welt aus GOtt ausgeflossen sey, weswegen er von Herr D. Löschern, in Praenot. ... mit Recht notiret worden sey.  
  Damit man so wohl den Ungrund des Satzes von der Ewigkeit der Welt, als auch die Historie derselben, desto vollständiger einsehen möge, wollen wir noch einer zweyfachen Schrifft Erwehnung thun.  
  Die erste ist Originum fanaticarum dissertatio 11. vom Ursprung der Lehre, daß alles aus GOttes Wesen entstehe, und wieder in dasselbe eingehen müsse; Welche wir aus den Unsch. Nachrichten von 1703 ... unverändert mittheilen wollen:  
  Eine von denen Fanatischen Haupt-Lehren, welche Stützen des gantzen Gebäudes sind, ist diese, daß alle Dinge aus GOttes Wesen entstanden, und bey ihren Ende wieder in dasselbe gehen müssen, wie es die subtilen Fanatiker aussprechen, oder daß alles, was nur ist, aus GOttes Wesen bestehe, wie die gröbern reden, oder daß die Materie aller Dinge nichts anders, als GOtt sey, wie die gröbsten unter ihnen sagen; Dahero wir diese Meynung um besseren Behalts willen Hylotheismum nennen wollen, weil sie die hylēn oder Materie zu GOtt machet.  
  Es wollen zwar die Patronen derselben, insonderheit der Auctor Cabbalae denudatae selbige von der alten verborgenen Cabbala der Hebräer herführen, und der Auctor des Geheimnisses der Widerbringung aller Dinge wolte gerne eben dieses behaupten; Allein sie irren sich hauptsächlich. Den wahren Ursprung dieser Irrlehre zu erforschen, soll uns nicht wenig helffen, wenn wir erwegen, daß Plato allbereit diese Lehre würcklich geheget, welcher sie im geringsten nicht von den Jüden, sondern von seinen Griechischen Präceptoribus gefasset, wie sich denn befindet, daß diese schon vor Platone eine unter den Griechen angenommene Lehre  
  {Sp. 1655|Sp. 841}  
  gewesen sey. Diese beruffen sich dißfals meistens auf Orpheum, welcher das Seinige, wie Diodorus Siculus Lib. I und Pausanias in Eliacis, berichten, in Egypten gelernet hat.  
  Und hier finden wir die wahre Quelle solcher falschen Meynung. Die Egypter aus dem Geschlechte des verderbten Chams haben bald anfangs, zwar etwas subtiler gelehret, daß die Welt aus GOttes Wesen gezeuget sey, welches sie unter dem Bilde ihres Cneph, oder grossen GOttes, der ein Ey im Munde hielte, vorstellten und anbey vorgaben, die Welt sey aus einem Ey worden, wie unter andern Eusebius, de praepar. Evang. ... meldet. Ob sie nun dieses erdacht, oder eine wahrhaffte Traditionen der Patriarchen, etwan von den Schweben des Geistes GOttes über den Wassern, also verderbt haben, muß weiter untersuchet werden.  
  Nachhero sind die Egypter in ihren Irrthum tieffer verfallen, daß sie letztlich GOttes und der Welt Wesen vor einerley gehalten haben. Orpheus nebst Musäo und andre von seiner Zucht haben dieses Gedichte unter die Griechen und andre Kinder Japhet gebracht. Denn jener pflegte gleichfals die Welt als ein Ey fortzubilden, und zwar zwey Welt-Eyer zu erdichten, unter welchen das erste von dem verborgenen GOtt erzeuget seyn solte, aus welchen der Phanes, oder die idealische Welt hervorkommen; Das andre aber solte eine Geburt des Planetis seyn, (wie Eschenbachius de poesi Orphica ... weiter ausgeführet) womit dieses Gedicht etwas erträglicher hat sollen gemacht werden, weil es alzugrob heraus kam, daß die materialische Welt unmittelbar aus GOttes Wesen erbohren sey.  
  Porphyrius stellet Orphei Theologie also vor beym Eusebio Lib. II. de praepar. Evang. ... daß er gelehret, GOtt habe aus seinen Wesen die Welt hervorgebracht. Daß Orpheus in diesen Stück schon zu ziemlicher Grobheit gediehen, erscheinet unter andern aus seinen Vorgeben, da er gelehret, Jupiters Haupt sey der gestirnte Himmel, seine Augen, Sonne und Mond, seine Brust die Lufft, seine Flügel die Winde, seyn Bauch, Sonne und Erde, vid. Herbertus de Cherbury de relig. nat. ...  
  Diese Tradition ist nun nachher unter denen Griechen erhalten worden, und hat Thales viel dabey gethan; Von welchen es nach Eusebii Bericht, loc. cit. ... Anaximander gelernet hat. Nun soll zwar dieser die Lehre etwas geändert, und nebst GOtt eine gleich ewige Materie gelehret haben; Aber dessen Discipul Xenophanes, welcher auch den Pythagoristen Telaugem gehöret hatte, nebst seinen Nachfolgern Parmenide und Melisso, kamen wieder auf den ersten Sinn, es sey alles eins, GOtt und Materie.  
  Plato und seine Nachfolger blieben dabey, die Materie aller Dinge sey aus GOtt, wie das Licht aus der Sonne kommen, und sey nichts neues worden, worunter insonderheit die neuen Platonici gar hart redeten, wie denn Jamblichus selbst, GOtt habe die Materie hervorgebracht nur dadurch, daß er sie von der Essentialitate geschieden hätte, nicht  
  {Sp. 1656}  
  anders als Jacob Böhmens Einfälle von Es uns Senz lauten.  
  Aristoteles wuste nach seinen Hypothesibus nicht, was er hiervon sagen solte; Er behauptete zwar, die Welt sey nicht aus GOtt gezeuget, aber er verfiel gar dahin, daß er sie vor ewig ausgab.  
  Unter seinen Nachfolgern aber gerieth Xenarchus fast wieder auf die alte Egyptische Gedancken, nebst vielen unter seinen Interpretibus. Ja Strato Lampascenus lehrte gar, GOtt sey die Natur, die sich vermehre und mindere, wie aus einem Fragmento Senecä beym Augustino zu ersehen ist.  
  Die Stoici wolten es etwas besser machen, und behaupteten zwar, GOtt und die Materie aller Creaturen wären ein Ding, jedoch als zwey Haupt-Theile des Universi, die mit einander innigst vereiniget wäre, unterschieden. Drunge man hart auf sie, so musten sie bekennen, die Materie sey von GOtt nur geschieden worden. Wie denn beym Seneca die Redens-Arten gemein sind, Deus ipsa natura est: sive naturam, sive aetherem dixeris. etc. idem est, quod a nobis dicitur Deus.  
  Epicurus wolte um dieses Absurdum zu vermeiden, lieber von GOtt nichts wissen, und die Creaturen aus der blossen zufälligen Vermischung seiner ewigen Atomorum herführen: Jedoch entstund unter seinen Nachfolgern Alexander, welcher lehrte, es sey alles GOtt, und die Gestalten der Dinge wären ein blosses Blendwerck, so dieses grosse Wesen auf allerhand Art vorstellten, womit Ciceronis Philosophie auch ziemlich übereinstimmet, de nat. Deorum L. III. ingleichen Varronis beym Tertulliano und Plinii Lib. II. Hist. nat. c. 1.  
  Weil die lieben Väter der ersten Christlichen Kirche die Platonische und Stoische Philosophie so sehr beliebeten, konnte es nicht anders seyn, sie musten, wo sie dort nicht sonderlich bewahrete, in solche Greuel verfallen, welche sie doch durch GOttes Gnade immerzu emendiret haben. Von Origine ist zum wenigsten klar, daß er davor gehalten, die Materie sey aus GOtt wie das Licht aus der Sonnen ausgegangen, nicht aber eigentlich erschaffen worden.  
  So bald der Jüden Cabbala verderbt worden, verfielen sie auf eben diese Thorheit, wovon im vorigen Jahr p. 673. 677. zu lesen.  
  Einige Scholastici suchten bey ihrem barbarischen Zustand der gleichen Flosculos auch aus des Aristotelis Interpretibus und etlichen Originenianischen mystischen Büchern. Denn schon im eilften Seculo lehrte Joannes Erigena, die Materie, daraus die Welt gemacht, sey aus GOtt und in GOtt; Der bekannte Almaricus im 13. Seculo gab vor, GOtt wäre das Ende, aller Dinge, in welchen alles wieder eingehen müste, und seine Schüler sagten noch gröber, er wäre Caussa formalis aller Dinge.  
  Der Schul-Lehrer, David von Dinant, setzte gar, GOtt sey die Materie aller Dinge, welche doch gleichwohl von andern Scholasticis refutiret worden. Die, so sich unter ihnen auf Mystica legten, ergriffen solche Irrlehre bald, und verderbten damit die gantze Theologiam mysticam, wie man denn diesen Irrthum sonderlich in Joh. Ruysbrochs  
  {Sp. 1657|S. 842}  
  Schrifften antrifft.  
  Bey wieder hervorwachsender Gelehrsamkeit ist dieses Unkraut auch häuffig mit aufgewachsen. Der gute Picus Mirandulanus ließ sich, weil er zu geheimen Dingen grosse Lust hatte, ziemlich damit fangen. Insonderheit aber verfiel Paracelsus völlig darin, und nebst ihm der größte Haufen derer Chymicorum, insonderheit die so genannten Rosencreutzer; Robert Fludd kam auch auf diesen Sinn, daß GOtt nichts erschaffen hätte, als was schon würcklich von Ewigkeit in ihm gewesen sey.  
  Jacob Böhme aber brach damit völlig aus, wovon im Alten und Neuen A. 1701 ... gehandelt worden.  
  Nicht besser gieng es denen Liebhabern der verderbten Cabbalä, insonderheit dem Auctori Cabbalae denudatae, welcher vorgiebt, es wären erstlich lauter Geister, oder eine gantze Geister-Welt aus GOtt ausgegangen, und hätten sich in besondere Centra gesetzt, hernach wären etliche unter diesen in einen Schlummer gerathen, und also Cörper daraus worden, welche, wenn der Stand des Schlummers vorbey wäre, wieder Geister würden, und endlich in ihre erste Quelle wieder eingiengen; Und sey also die Schöpffung nicht anders beschaffen, als wenn in einem Brunnen, darinnen schon steinigte Materie wäre, Steine würden: Der bekannte Physicus Becherus hat sich auch dahin verleiten lassen, wie aus seiner psychosophia p. 21., und andern Orten zu ersehen ist.  
  Was Spinosa dißfalls gelehret, ist bekannt genung.  
  Zu unsern Zeiten ist dieses Geheimniß der Impietät zum stärcksten ausgebrochen, da so gar viele bey dem Vorwand der Heiligkeit es als eine theure Wahrheit angepriesen, daß die Welt nicht eigentlich erschaffen, sondern aus GOtt ausgeflossen, und nichts anders als dessen ausgegangenes Wesen sey: Dergleichen in Gottfried Arnolds richtigsten Weg ...; Christ. Thomasii Versuch vom Wesen des Geistes; vid: Altes und Neues, A. 1702 ... zu finden.  
  Der Editor des Geheimnisses der Schöpffung ..., der Auctor der Theologiae in numeris ... Joh. Georg Zeidler in Panto-Mysterio ... und andere gehören auch hierher. Der gelehrte Engeländer Joh. Norris ist fast auf gleichen Irrwahn verfallen, wovon im Alten und Neuen A. 1702 ... zu lesen; Und in dem Geheimniß der Wiederbringung treffen wir, nebst dem Lob und Approbation der bishero angeführten, auch dergleichen an.  
  Daß die heutige Cabbalistischen Jüden eben dieses lehren, hat J.G. Wachter aus Mosis Germani Exempel in einem besondern Tractat erwiesen, ist aber hernach selbst hierauf gefallen, siehe Altes und Neues, A. 1703 ...  
  Es ist hier nothwendig einen Unterschied zu machen, unter der Proposition: Die Welt ist GOtt, auf welche alles fanatische Wesen hinaus laufft; Und unter dieser: GOtt ist die Welt, welche atheistisch ist. Die erste leugnet doch nicht, daß ausser dem göttl. Wesen, daraus die Welt bestehet, noch etwas göttliches sey, das nicht die Welt ist; Die andre aber setzt vor gewiß, daß ausser der Welt nichts  
  {Sp. 1658}  
  göttliches sey, sondern daß der gantze GOtt diese Welt sey. Jedoch ist nichts leichters, als aus der ersten Proposition in die andere zu verfallen, wenn GOtt die Hand abziehet, und man die Absurditäten derselben zu erkennen anfängt.  
  Der erste Satz, die Welt sey GOtt und göttlich, hat seinen Ursprung von den Egyptern, und ist von Orpheo, Thalete, Anaximandro, Platone, und allen eigentlichen Platonicis Xenarcho, Origene, denen ersten Cabbalisten, Scholasticis und denen verderbten Mysticis, Paracelso, und andern Chymicis, dem Auctore Cabbalae denudatae, Bechero und obangeführten heutigen Neulingen, beliebet worden.  
  Der andre, daß der gantze GOtt die Welt sey, ist nicht so alt, sondern hat einen jüngeren Ursprung, zu den Zeiten der mehr und mehr verderbten Welt. Allem Ermessen nach, ist er in Griechenland und Italien, unter denen superklugen Philosophis Italicis entstanden, und sonderlich von Parmenide, Xenophane, und Ocello, hernach von Alexandro und einigen andern Epicurern, wie auch von denen Stoicis, ingleichen Varrone, Cicerone und Plinio, behauptet worden. Porphyrius, Celsus, und einige andre Philosophi nach Christi Geburt, vertheidigten eben dieses, weil sie keine andere Waffen wider die Christen finden konnten.  
  Zu unsrer Zeit sind Spinosa und einige neue Cabbalisten, insonderheit Moses Germanus, aus Vertheidigung des ersten Satzes, auch auf den letzten verfallen, und möchten ihnen leider noch mehr folgen. Einige, welchen den ersten Satz etwas haben mildern wollen, sind auf diesen Ausdruck gerathen, es wären zwey Principia, GOtt, und die Materie aller Dinge, welche ewig wäre, und von sich selbst bestünde, wie Thales schon zuweilen, und nach ihm Anaxagoras, gelehret, welches auch die Ketzer, Hermogenes, Marcion, Valentinus, und Hermias, angenommen.  
  Allein, sie haben entweder damit zwey Götter gemacht, (indem sie der Materie das, was von GOtt gesagt wird, zugeschrieben haben) oder haben bekennen müssen, ihr anderes Principium, die Materie, sey aus dem ersten nemlich GOtt, ausgeflossen. Hingegen sind unter denen, die den andern Satz behauptet, etliche so weit kommen, daß sie gelehrt, GOtt sey zwar ein Stück der Welt, aber bey weiten noch nicht die gantze Welt, wie Aristoteles und seine Schüler gethan; Oder von gar keinem GOtt haben wissen wollen, und auch so gar den Nahmen desselben weggeworffen, wie Protagoras, Diagoras, Euhemerus, Prodicus, und die Cyrenaischen Philosophi.  
  Den Anlaß zu allem diesen Unheil hat gegeben, daß man nicht hat gläuben können, daß außen nichts, durch Gottes Allmacht, könne etwas werden; Wie Aristoteles, Cicero, und viel Cabbalisten, ausdrücklich sagen. Daher Vizzanius, Taurellus, Berigardus, und andere die noch heut zu Tage solches nicht glauben wollen, in der nächsten Gefahr dieser verdammlichen Lehren stehen. O daß doch alle, sonderlich allzuneugierige und auf verborgene Dinge verwöhnte Seelen, sich vor diesem Abgrund hüten, und diejenigen, so schon  
  {Sp. 1659|S. 843}  
  darein verfallen sind, wieder gerettet werden mögten!„¶  
  Die andere Schrifft, welcher wir allhie gedencken wollen, ist die von M. Heinrich Gottfried Haferungen; in dem April des 1736 Jahres, zu Wittenberg vertheidigte Dissertation: de creatione hujus mundi ex nihilo in tempore, etc, die in Gründl. Auszügen aus Disputat. B. V ... recensiret wird, da wir uns denn auf folgende unter andern daselbst befindliche Worte berufen:  
  Es ist eine neue Streit-Frage entstanden: Ob GOtt eine ewige Welt habe schaffen können? Es wird nicht gefraget, ob GOtt eine Welt, so ewig dauren solte, oder von Ewigkeit habe schaffen können? Denn daß GOtt von Ewigkeit eine Welt in der Zeit habe schaffen können, geben leichtlich alle zu. Viele beantworten erwähnte Frage mit Ja; Als  
 
  • der berühmte Wolff in den metaphysischen Schrifften;
  • Bülfinger in Dilucidationibus Philosoph.
  • Blumius in Meditationibus Cosmologico Theologicis ...;
  • M. Bodo Ulrici in disp. de hac quaestione, Vitemb. ventilata;
  • Paul Maty, welcher unlängst das Geheimniß der Dreyeinigkeit irrig gelehret, vid. Lettre d'un Theologien ...
 
  Wolff hat diese Frage problematisch vorgetragen, und vertheidigt dieselbe nicht mit solcher Härtigkeit, wie ihn D.J. Ernst Philippi in seinem Versuche eines mathematischen Beweises von der Unmöglichkeit einer ewig erschaffenen Welt beschuldiget. Der berühmte Bülfinger will seine Meynung ebenfalls vor nicht sogar gewiß ausgeben, weil er die Begriffe von dem zusammengesetzten, endlichen und auf einander folgenden noch nicht deutlich genung erforschet habe.  
  Sie sagen insgesammt, eine ewige Schöpffung sey möglich, weil man in der Sache keinen Widerspruch finden könne; Immassen nichts im Wege sey, daß die Welt nicht ewig und dependent seyn könne. Weil eine ewige Welt möglich; So könne GOtt auch dieselbe, wie alle mögliche Dinge machen. Aber  
 
1) begehen sie einen Irrthum, da sie die Möglichkeit einer ewigen Welt beweisen wollen. Denn nicht alles, worinne wir nicht einen Widerspruch finden können, ist alsbald möglich zu nennen; Sondern nur dasselbe, worinne keiner ist.
 
 
2) Muß man auch nicht unbeträchtlich sagen, daß dasjenige GOtt möglich sey, was einigermasen vor sich möglich ist. Denn obgleich alles dieses in Ansehung der göttl. Macht möglich ist; so kann doch GOtt vermöge seiner moralischen Eigenschafften, welche auf gleiche Weise unveränderlich in dem göttlichen Wesen sind, nichts anders machen, als was das Beste und Weiseste ist.
 
  Weil aber nicht so wohl ein menschlicher als vielmehr unendlicher Verstand von dieser Sache etwas bestimmen kan; So ist die Bemühung der belobten Männer billig vor vergebens zu halten, man kan aber nicht sagen, daß sie deswegen dem Atheismo geneigt wären, da sie nur über ihr Vermuten Dinge, die sich wiedersprechen, lehren. Das Vorgeben, daß die Schöpffung einer ewigen Welt möglich sey, rühret von den Scholasticis her, welche dem Aristoteli zu Liebe, dem geträu-  
  {Sp. 1660}  
  met hatte, daß die Welt ewig sey, diese Meynung ergriffen. Vid. Conimbricenses.  
  In jeder Welt gibt es eine Succeßion; Demnach müssen die mancherleyen Begebenheiten, und die Zeiten nach dem Unterscheide der Begebenheiten unterschieden werden. Denn die Zeit ist eine gewisse auf einander folgende Dauerung. Demnach muß jede Welt, die ewig ist, nach einer Reihe der Zeiten, und nach einer Zahl ihre Ewigkeit haben. Zeiten sind endliche Dauerungen: Denn sie werden nach den Begebenheiten, welche Anfang und Ende haben, abgemessen, und haben also keine beständige Dauerung. Wenn eine Welt, darinne eine Succeßion ist, wahrhafftig ewig seyn soll, so müssen die endlichen Zeiten darinne, in Ansehung der Dauerung, und Zahl nach, endlich, oder unendlich seyn.  
  Das erste kan nicht seyn: Dann wie die Theile sind, so ist auch in Betrachtung des gemeinen Begriffes, das Gantze. Sind die Zeiten, welche die Ewigkeit ausmachen sollen, in Ansehung der Dauerung und Zahl, endlich; So können sie keine ewige Daurung begreiffen. Das andere ist auch nicht: Denn eine Zahl kan durch den Zusatz nicht würcklich unendlich werden. Wenn eine unendliche Dauerung der Welt vermöge einer unendlichen Zahl der in sich endlichen Zeiten möglich ist, so muß es ein unendlicheres geben, als ein unendliches ist. Eine jede Zeit hat Augenblicke, in der ewigen Welt müssen mehr Augenblicke, als Jahrhunderte seyn; Sind die Jahrhunderte der Zahl nach unendlich so müssen die Augenblicke der Zahl nach noch unendlicher seyn. Weil eine ewige Welt, ohne Wiederspruch, eine unendliche Dauerung nicht haben kan; So hat sie einen Wiederspruch, und ist folglich keine Welt möglich als diejenige, welche nach ihrem ersten Theile der Dauerung endlich ist.  
  Nun wollen wir die Schöpffung dieser Welt aus nichts in der Zeit demonstriren. Anfangs ist zu erweisen, daß keine ewige Materie dieser Welt vorher gewesen. Sie muß ewig dependent, oder independent gewesen seyn. Das erste ist falsch: Weil GOtt nichts schaffen kan, was nicht den Anfang der Existentz bekommen, und eine Succeßion haben solte. Eine ewige Materie kan auch nicht independenter existiren. Denn eine Materie ist ein bloß leidendes und wegen der Theile veränderliches Wesen. Ein independentes Wesen aber ist unveränderlich, und endlich und leidet nicht. Also ist eine ewige Materie unmöglich.  
  Dieser Erd-Kreis verändert stets seinen Ort, und die Sterne alle verändern ihren Ort und ihr Licht; Alle Substantzen in der Welt haben ihre Succeßion, und sind der Veränderung unterworffen. Also sind diese Dinge alle nicht schlechterdings nothwendig, sondern Contingentia. Demnach muß die Welt den zureichenden Grund ihrer Existentz in einem andern, so die erste Ursache ist, oder in einer unendlichen Reihe derer Ursachen haben. Eine unendliche Reihe der Ursachen hat einen Wiederspruch in sich; Demnach ist ein erstes Wesen, welches den zureichenden Grund dieser Welt in sich hat.  
  Das allererste Wesen kan den Grund seiner Existens  
  {Sp. 1661|S. 844}  
  nicht in einem andern haben, also hat es denselben in sich. Demnach giebt es ein independentes Wesen, welches den Grund der Existentz dieser Welt in sich hat, oder einen GOtt. Es ist also wahr, was die Weltweisen sagen, daß man aus jedem, auch dem kleinsten Geschöpffe, beweisen könne, daß ein GOtt sey. Es ist ein GOtt, und eine ewige Materie ist nicht möglich; Demnach hat GOtt diese Welt aus nichts, oder von nichts, zur Existentz gebracht. Auch verdienet Johann Ernst Schuberts Commentar. Metaph. de impossibilitate mundi aeterni, Jena 1744, und der daraus verfertigte Auszug in den Gründlichen Auszügen aus Dispp. des Jahres 1745 ... gelesen zu werden.
    Übrigens siehe
   
  • Ludovici Historie der Leibnitzischen Philosophie Th. II ...
  • Unschuld. Nachr. von 1729 ...
  • Kurtze Fragen aus der Kirchen-Historie des Neuen Testaments, Th. V ...
  • Walchs Einleitung in die Rel. Streit. ausser der Ev. Kirche, Th. V ...
  • Rambachs Dogmat. Theol. Th. I ...
  • Vermischte Bibliothec, St. III ...
     

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Stand: 8. April 2013 © Hans-Walter Pries