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Quellenangaben |
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4)
Irrthum von der Ewigkeit der Welt.
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Einige haben die Ewigkeit der Welt, ohne ihrer
Dependentz von
GOtt, als
ihrem Schöpffer Eintrag zu thun, behaupten
wollen, und
gemeynt, es hätte die
Welt von Ewigkeit von GOtt können hervorgebracht werden, welche Ewigkeit der
Welt von der Ewigkeit GOttes
unterschieden, auch mit derjenigen Ewigkeit nichts
gemeines habe, da man die Welt dergestalt vor ewig ausgeben wolte, daß dabey
ihre Dependentz aufgehoben würde. |
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Die Scholastici, welche gern des Aristoteles
Meynung von
der Ewigkeit der Welt, die wir hernach anführen wollen, zu vertheidigen suchten,
werden solche Ewigkeit, meynten auch zum Theil, als wäre die Welt würcklich von
Ewigkeit hervorgebracht. Damit es nicht schiene, als leugneten sie dadurch ihren
Ursprung von GOtt, so machten sie einen Unterschied inter aeternum et esse
ab aeterno sc. productum, nach welchem man nicht
sagen müsste, die Welt sey
was ewiges; sondern von Ewigkeit hervorgebracht. Und deswegen wolten sie auch
die bekannte Regel:
Caussa prior est
effectu, nicht schlechterdings
zugeben, und meynten, daß die
Ursach der
Ordnung nach wohl allezeit ehe, als
ihre Würckung wäre, nicht aber allezeit in Ansehung der Zeit, da es wohl
angienge, daß eine Ursach und eine Würckung zugleich ihre
Existentz hätten, wie
man dieses an dem Feuer, wenn es die
Cörper erleuchte und erwärme, sehen könnte.
Unter andern
schreibt Scheibler in
opere metaphys. ... : Effectus
necessario posterior et sua caussa, attendendo ordinem naturae: non autem
ordinem temporis: ordine enim temporis effectus et caussa sunt simul. |
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{Sp. 1649|S. 838} |
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Diejenigen, welche hierinnen gelinder gehen wollen, und nur eine
Möglichkeit behaupten, daß
GOtt von Ewigkeit die Welt hätte
hervorbringen können, beruffen sich nach der Beschaffenheit einer Möglichkeit
darauf, daß man weder auf Seiten GOttes; noch der Creatur noch der
Schöpffung
etwas widersprechendes hierinnen anträffe. Denn wie GOtt das
Vermögen gehabt,
etwas von Ewigkeit zu wircken, und also auch die Welt von Ewigkeit zu
erschaffen, so sehe man nicht, warum die
Vernunfft nicht dencken solte, die Welt
könne von Ewigkeit seyn erschaffen gewesen, zumahl sie keine Zeit angeben
könnten, wenn sie ihren Anfang genommen. Hätte nun GOtt dieses thun können, so
ließ sich nicht
sagen,
daß dieses der Beschaffenheit einer Creatur und der Hervorbringung selbst
zuwider gewesen, maßen hieraus fliessen würde, daß dieses bey GOtt nicht
gestanden hätte, |
wovon man Paul Slevogts
Disputationes
Academ. ... lesen kan. |
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Daß aber diese
Meynung, daß die Welt von Ewigkeit gewesen, ja auch nur von
Ewigkeit erschaffen worden, nicht nur der
Heil. Schrifft, sondern auch den
Grund-Sätzen der Vernunfft dergestalt zuwider, daß sie als contradictorisch,
mithin als ungereimt, anzusehen sey, das kan man
erkennen, wenn man den
Begriff
von der Welt und von der Ewigkeit gegen einander hält. |
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Die
Existentz von Ewigkeit ist zugleich eine nothwendige Existentz; Diese
aber kan der Welt nicht beygelegt werden, weil sie nicht nur in ihrer
Beschaffenheit, sondern auch in ihrem Daseyn, etwas zufälliges ist. Sie ist da;
sie könnte aber auch nicht da seyn. Man findet in ihr keinen
Grund, warum sie
nothwendig existiren müsse. Das zeigt an, daß sie zugleich was dependentes. Ist
sie von dem, der sie hervorgebracht hat, dependent, so kan sie auch, wegen
solcher Dependentz, nicht ewig seyn, und ist gleichfalls ungereimt, wenn man
eine ewige
Schöpffung statuiren, oder wenigstens vor möglich halten will, daß
GOtt von Ewigkeit etwas habe schaffen können. Denn da ist die Welt ein
Effect,
und GOtt ist die
Ursach. |
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Eine jedwede
Ursach ist vor ihrem Effecte, und dieser ist später, es mag nun
die Zeit, so dazwischen gehet, so gering begriffen werden, als sie immer will.
Solte sie auch nur in einem Augenblick bestehen, so hebt dieser die Ewigkeit
auf.
Sagt man, es zeigten sich in der
Natur Exempel, daß die
Ursach und deren
Effect zugleich existirten, als an der Sonne, an dem Feuer, folglich sey die
Regel: die Ursach ist eher, als der Effect, nicht allgemein wahr; so muß man den
Unterschied der
Würckungen mercken, so fern sie entweder nothwendig, oder frey
und willkührlich sind. Jene, die nothwendigen, gehören mit zu dem
Wesen der
Ursachen, und müssen daher zugleich mit diesen existiren; diese, oder die freyen
und willkührlichen hingegen, sind allerdings später, als die
würckende Ursach,
darunter denn die Welt gehöret. Denn wer mag
sagen, daß
GOtt die Welt nothwendig
gewürcket habe, oder daß sie nothwendig mit seinem Wesen verbunden sey?¶ |
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{Sp. 1650} |
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Fragt man, ob und wie weit die
Meynung von der Ewigkeit der Welt als
atheistisch anzusehen sey? So muß man die mancherley
Arten, wie solche
Ewigkeit der Welt genommen und verstanden wird, aus einander setzen, wenn man
sich davon einen distincten und richtigen
Begriff machen will. Die Arten können
viererley seyn. |
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Die erste ist, wenn man eine solche Ewigkeit der Welt behauptet, daß sie von
sich selbst seyn soll, und
GOtt dabey gäntzlich ausgeschlossen wird, welches
schlechterdings
atheistisch ist. |
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Die andere, wenn man zwar einen GOtt zulässet,
sagt aber, er habe sie von
Ewigkeit nothwendig hervorgebracht, welches eben die
Meynung des Aristoteles
war, die man auch gewisser maßen als
atheistisch ansehen kan, weil daraus gefolgert werden kan,
es bleibe kein Unterschied unter GOtt und unter der
Welt, angesehen die letztere auf solche Art eine nothwendige
Existentz haben
müste, die doch allein vor GOtt gehöret. |
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Die dritte
Art ist, daß
GOtt die Welt würcklich, jedoch freywillig, von
Ewigkeit erschaffen habe, weil man dabey einen GOtt, als ein freyes Wesen, so
mit der
Materie nicht nothwendig
verknüpffet ist, und die Dependentz der Welt
zulässet; es ist aber diese
Meynung, der vorher angeführten
Ursachen wegen,
ungereimt. |
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Die vierdte
Art kommt darauf an, daß, weil man aus der
Heil. Schrifft weiß,
wie
GOtt die Welt in der Zeit herfür gebracht hat, man zwar keine würckliche
Ewigkeit derselben behauptet, gleichwohl aber nach der
Vernunfft die Möglichkeit
einer ewigen
Schöpffung vertheidigen will; welche
Meynung eben so, wie die
dritte, beschaffen ist. Denn ist die
Würcklichkeit der ewigen Schöpffung der
Welt ungereimt, so muß man das auch von der Möglichkeit
sagen. Kommt hier etwas
contradictorisches vor, wie vorher angemercket worden ist, so bleibt es nicht
möglich, sondern es wird unmöglich.¶ |
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In Joachim Friedrich Fellers Otio Hanoverano, No.
68 ist folgende artige Demonstration wider die Ewigkeit der Welt zu lesen: Ist
die Welt von Ewigkeit her, so muß es auch von Ewigkeit geregnet und geschnyen
haben. Regen und Schnee lauffen Berg ab, und nehmen allezeit von den Bergen
etwas mit sich, welches nicht wieder ersetzet wird. Daher müßten in einer so
unendlichen Ewigkeit vorlängst alle Berge eben worden seyn. Wolte man aber
sagen, die Berge hätten ihr Wachsthum, so würde folgen, daß sie in einer so
unendlichen Ewigkeit unendlich gewachsen wären. Beydes aber ist nicht geschehen,
daher muß die Welt nicht von Ewigkeit seyn. |
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Man hat auch andere
Gründe, damit man auf das gründlichste darthun kan, wie
die Welt nicht von Ewigkeit seyn erschaffen worden. Denn es ist der
Ursprung und
Wachsthum der
Königreiche und Republiquen, der Nationen und
Völcker, der
Künste
und
Wissenschafften, und aller derjenigen
Dinge, die zum
Nutzen und
Bequemlichkeit dieses Lebens
erfunden worden, aus den gewissesten Historischen
Nachrichten bekannt, woraus man denn schliessen muß, es könne die Welt nicht von
Ewigkeit seyn erschaffen worden. Denn es be- |
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{Sp. 1651|S. 839} |
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kräfftigen alle einhellig, daß alle Königreiche und Republiquen so wohl
diejenigen, die noch jetzo floriren, als auch die, so vor dem im
Stande gewesen,
einen Anfang gehabt haben. |
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Die alten
Scribenten sind darinnen einig, es sey eine Zeit gewesen, da man
keine Reiche und Republiquen gehabt habe, und man kan daraus gar leicht
wahrnehmen, daß die
Menschen zuerst in gewissen Familien zerstreuet gelebet;
darauf sie in kleinere
Gesellschafften zusammen getreten, woraus endlich,
nachdem sich viele dergleichen
Societäten zusammen gefüget und vereiniget,
grosse Reiche und
Herrschafften
entstanden. |
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Mit solchem Anfange und
Ursprunge
der Republiquen stimmt auch das Alter der Gesetze, darauf ihre Erhaltung
gegründet ist, überein. Die Heydnischen
Scribenten gestehen selbst, daß eine
Zeit gewesen, darinnen die
Menschen ohne Gesetze gelebet hätten. Es waren die
Gesetze der alten
Völcker einfältig, die mit der Zeit vollkommener gemacht, und
in bessern
Stand gesetzet worden. Man kan weiter darthun, wie in den ältesten
Zeiten der Handel und Wandel gar einfältig getrieben worden, und nach und nach
immer grösserm Wachsthum erlanget; wie die
Künste und
Wissenschafften
aufgekommen, fortgepflantzet und verbessert worden, welches alles
Buddeus in den thesibus de atheismo et superstit. ... weiter
ausgeführet hat.¶ |
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Wenn man nun so gewisse Merkmale hat, daß die Welt nicht von Ewigkeit
erschaffen, warum will man lange von der Möglichkeit einer
Schöpffung von
Ewigkeit disputiren, besonders da man wegen des
Begriffs der Ewigkeit in
allerhand Verwirrung darüber gerathen muß. Die Scholastici haben eigentlich dazu
Anlaß gegeben. Man solte aber bedencken, daß sie solche Ewigkeit der Welt nur
aus einem
Affecte gegen den Aristoteles behauptet, dessen Irrthum, wie schon
gedacht, sie beschönigen wolten. Nehmen wir die Offenbarung der
Heil. Schrifft
hinzu, so soll man wegen der ewigen Zeugung der andern
Person in der Gottheit
aus dem
Wesen des
Vaters, deren Gottheit auf solche Zeugung gegründet, Bedencken
tragen, von einer Hervorbringung der Welt, die von Ewigkeit entweder geschehen;
oder hätte geschehen können, zu
reden.¶ |
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Von den verschiedenen
Meynungen derer, welche der Welt eine Ewigkeit
beygeleget, kan man Köchers
Disput. de aeternitate mundi,
Jen. 1724 lesen. |
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So
erkennen wir aus der
Vernunfft vom
Ursprunge der Welt dreyerley: Daß sie
von
GOtt hervor gebracht, und daß sie aus nichts hervor gebracht; und daß sie
aus nichts in der Zeit hervor gebracht; weiter aber können wir mit unserer
Vernunfft nicht kommen. Denn da können wir nicht wissen, ob GOtt alles in einem
Augenblicke; oder in einer gewissen Zeit, und in was vor
Ordnung alles
erschaffen, worinnen uns die Mosaische Historie von der Schöpffung ein grösseres
Licht giebt: weil uns aber diese nur erzehlet, was GOtt an einem jeden Tage
erschaffen, so müssen wir allezeit, wenn wir auch gleich die
Schrifft dazu
nehmen, darinnen unsere Unwissenheit bekennen, daß |
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{Sp. 1652} |
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wir die Art und Weise, wie GOtt die Welt erschaffen, nicht wüsten. Und wie
will ein endlicher
Verstand die
Würckung eines unendlichen Wesens begreiffen? |
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Wenn wir
erkennen wollen, was die
Philosophen, sonderlich zu den ältern
Zeiten von dieser
Materie gelehret, so müssen wir die Ewigkeit der Welt nicht
mit der Ewigkeit der Materie vermischen. Denn ob wohl die alten
Weltweisen
durchgehends die Materie vor ewig hielten, weil sie glaubten, aus nichts könne
nichts werden; so haben sie doch nicht alle gemeynet, daß auch die Welt von
Ewigkeit her gewesen. |
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Wenn Censorinus de die natali ... diejenigen
erzehlen will, welche das
menschliche
Geschlecht, folglich auch die Welt vor
ewig gehalten, so rechnet er dahin den Pythagoras, Ocellus Lucanus,
Archyta Tarentinus und alle andere Pythagoräer, ingleichen den
Plato, Xenocrates Dicäarchus, Aristoteles, den Theophrastus
nebst andern Peripateticern; welches Verzeichniß aber nicht durchgehends sich
richtig befindet, wenn man die
Sache genau untersuchet. |
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Mit dem Aristoteles hat es seine Richtigkeit, daß er die
Welt vor ewig angesehen, welches nicht nur aus den Grundsätzen seines
Systematis; sondern auch aus den Zeugnissen der alten
Scribenten, als des
Cicero in quaestionibus Academ. ... und des
Lactantius institutionum divinarum ... erhellet. Doch kan man
nicht
sagen, daß er der erste sey, welcher diesen Irrthum aufgebracht, denn vor
ihm haben dergleichen behaupten wollen Ocellus Lucanus, Heraclitus,
von welchem Clemens von Alexandrien
Stromat. ... berichtet, daß er geglaubt, die gantze Welt habe weder ein
GOtt noch ein
Mensch gemacht, ingleichen Xenophanes, Parmenides
nebst andern mehr. |
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Von den Aristotelischen Anhängern haben diesen Irrthum angenommen und
fortpflantzen wollen Simplicius, welcher in den
Commentariis ad Physica Aristotelis die Ewigkeit der Welt wider den
Johann Philoponus mit aller
Gewalt vertheidigen wollen, und von den
neuern Andräas Cäsalpinus, welcher in der Aristotelischen
Philosophie so
erfahren gewesen, daß Samuel Parcker de Deo
... von ihm urtheilet, er sey unter den neuern der erste und auch wohl der
letzte gewesen, welcher des Aristoteles rechte
Meynung möge
verstanden und eingesehen haben. Es kommt auch seine Meynung von
GOtt und dem
Ursprunge der Welt mit der Aristotelischen Lehre genau überein. Denn es laufft
alles da hinaus, daß die Welt von aller Ewigkeit her gewesen, und daß alle
Würckungen der
Natur aus einer unvermeidlichen Nothwendigkeit, da GOtt nichts
mit beytrage und zu thun habe, entstünden. |
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Diesem fügt man bey den Claudius Berigardus, welcher ein
Buch unter dem Titel: Circulus Pisanus herausgegeben, dadurch er bey
vielen in den Argwohn der
Atheisterey gefallen. Denn, wie der angeführte
Parcker de Deo ... urtheilet, so hat er darinnen die
Epicuräische und Peripatetische Gottlosigkeit ausgeschmücket, die
Aristotelischen
Lehrern eyfrig getrieben und die Ewigkeit der Welt behauptet. |
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Plato |
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{Sp. 1653|S. 840} |
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wird von dem Censorinus mit Unrecht in diese Rolle
gesetzet. Denn seine eigentliche
Meynung war,
GOtt habe sich freywillig mit der
Materie vereiniget, und also die Welt hervorgebracht, auf welche Weise er GOtt
eine Freyheit
ließ, und konnte
sagen, daß die Welt nicht ewig sey, weswegen er
auch unter allen alten
Philosophen
noch am besten davon philosophiret. |
Man lese nach Bruckers. Otium Vindelic. ... |
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Mit bessern
Rechte kan man hieher die Stoicker rechnen, denn die
sagten
ebenfals,
GOtt wäre aus einer
Nothwendigkeit gezwungen worden, sich mit der
Materie zu vereinigen, da sie denn nothwendig die Welt vor ewig ausgeben musten.
Nur war zwischen ihnen dieser Unterscheid, das Aristoteles
meynte, GOtt hätte die Materie nur gleichsam berühret; Zeno hingegen gab vor, es
sey dieses durch eine rechte Vermischung geschehen. |
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Es ist nicht nötig, diejenigen
Bücher anzuführen, darinnen dieser Irrthum
widerleget worden. Denn wir müsten alle diejenigen erzehlen, welche von der
Existentz GOttes wieder die
Atheisten geschrieben, bey den Sinesern herrschet
von dem
Ursprunge der Welt nicht einerley
Meynung. Denn etliche halten die
Welt vor ewig; Andere glauben, es sey alles ohngefähr und zufälliger Weise
entstanden, noch andere aber statuiren ein Chaos, oder einen vermischten
Klumpen, woraus ein höchstens geistliches Wesen alles formiret habe; Wiewohl diß
letztere nicht so wohl bey den neuern, als alten Sinesern, gelehret worden ist. |
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Wegen des
Ursprungs des ersten
Menschen, denen sie Puoncuus
nennen, haben sie ebenfals unterschiedene
Gedancken. Einige
sagen, daß er aus
einem Busche hervorgekommen, und selbsten nicht gewust, wo er her wäre; Andere
träumen, er sey aus dem vermischten Klumpen, als aus einem Ey hervor gekrochen;
Und eine dritte Art, welche doch die wenigsten ausmachet, erzehlet, es haben
Tayn den
Mann Panson,
und das
Weib
Pansone, aus nichts geschaffen, u.a.m. |
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Unter den
Philosophen unserer Zeiten, hat vornehmlich der berühmte
Wolff, mit seiner weitläufftigen Abhandlung von der Welt, die er,
wiewohl nur auf eine metaphysische Art, vorgenommen und seiner Metaphysick
einverleibet, in der gelehrten Welt viel Aufsehens gemacht. Unter andern Puncten
ist nun auch dieser, so einiges Aufsehen gemachet, daß Wolff
meynet, man könne der Welt eine Ewigkeit beylegen. |
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Denn in Ratione praelectionum ...
saget er: Daß das menschliche
Geschlecht, oder die Welt einen Anfang genommen, könne schwerlich erwiesen
werden, sey auch bisher in öffentlichen
Schriften noch nicht erwiesen worden,
und in der Metaphysic heist es §. 1075. Derowegen wenn gleich
GOtt die Welt von
Ewigkeit hervorgebracht hätte, wie vor diesem Aristoteles behauptet; so wäre sie
doch deswegen nicht auf eine solche Art ewig wie GOtt: Denn sie wäre in einer
unendlichen Zeit, hingegen GOtt ist ausser der Zeit. Und deswegen wäre sie doch
auch ihrer Daure nach von GOtt unterschieden. |
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Buddeus hat in seinem Bedencken über die Wolffische
Philosophie verschiedenes darwider erinnert, und wie man so wohl in der |
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{Sp. 1654} |
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bescheidenen Antwort ... als auch in dem Beweise, daß das Buddeische
Bedencken noch fest stehe ... gewiesen, daß weil die Welt einen Anfang habe, so
könne man ihr keine Ewigkeit beylegen; also hat man insonderheit angemercket,
daß Wolff damit nicht auskomme, wenn er die Ewigkeit der Welt
darinnen von der Ewigkeit GOttes unterscheiden wolte, daß die Welt in einer
unendlichen Zeit wäre,
GOtt hingegen sey ausser der Zeit. Denn man könne gar
nicht begreiffen, was eine unendliche Zeit heissen soll. Wolte er soviel
sagen,
man könne nicht determinieren, vor wieviel Jahren die Welt ihren Anfang
genommen, so vermischte er das tempus indefinitum mit dem tempore
infinito, wovon die Frage nicht sey. |
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Wolffs Lehre von der Ewigkeit der Welt hat unter andern
Kiebow in der ferneren Erläuterung der vernünfftigen Gedancken
Wolffens ... vertheidigen wollen. In der Bremischen
Bibliotheca Historico-Philologico-Theologica
... wird von dem Almonius Utinis (unter welchem
Nahmen sich
Johann Christoph Harenberg verborgen haben soll) die Ewigkeit
der Welt, nicht nach der
Würcklichkeit, sondern nach der Möglichkeit,
defendiret, und p. 1055. bemercket, daß Johann Anastasius
Freylingshausen statuire, daß die Welt aus
GOtt ausgeflossen sey,
weswegen er von Herr D. Löschern, in Praenot. ... mit
Recht notiret worden sey. |
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Damit man so wohl den Ungrund des Satzes von der Ewigkeit der Welt, als auch
die Historie derselben, desto vollständiger einsehen möge, wollen wir noch einer
zweyfachen
Schrifft Erwehnung thun.¶ |
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Die erste ist Originum fanaticarum dissertatio 11. vom
Ursprung der
Lehre, daß alles aus
GOttes Wesen entstehe, und wieder in dasselbe eingehen
müsse; Welche wir aus den
Unsch. Nachrichten von 1703 ...
unverändert mittheilen wollen: |
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„Eine von denen Fanatischen Haupt-Lehren, welche
Stützen des gantzen Gebäudes sind, ist diese, daß alle Dinge aus GOttes Wesen
entstanden, und bey ihren Ende wieder in dasselbe gehen müssen, wie es die
subtilen Fanatiker aussprechen, oder daß alles, was nur ist, aus GOttes Wesen
bestehe, wie die gröbern reden, oder daß die Materie aller Dinge nichts anders,
als GOtt sey, wie die gröbsten unter ihnen sagen; Dahero wir diese Meynung um
besseren Behalts willen Hylotheismum nennen wollen, weil sie die
hylēn
oder Materie zu GOtt machet. |
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Es wollen zwar die Patronen derselben, insonderheit der Auctor Cabbalae
denudatae selbige von der alten verborgenen Cabbala der Hebräer herführen,
und der Auctor des Geheimnisses der Widerbringung aller Dinge wolte gerne eben
dieses behaupten; Allein sie irren sich hauptsächlich. Den wahren Ursprung
dieser Irrlehre zu erforschen, soll uns nicht wenig helffen, wenn wir erwegen,
daß Plato allbereit diese Lehre würcklich geheget, welcher sie im geringsten
nicht von den Jüden, sondern von seinen Griechischen Präceptoribus gefasset, wie
sich denn befindet, daß diese schon vor Platone eine unter den
Griechen angenommene Lehre |
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{Sp. 1655|Sp. 841} |
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gewesen sey. Diese beruffen sich dißfals meistens auf Orpheum,
welcher das Seinige, wie Diodorus Siculus Lib. I und
Pausanias in Eliacis, berichten, in Egypten gelernet
hat. |
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Und hier finden wir die wahre Quelle solcher falschen Meynung. Die Egypter
aus dem Geschlechte des verderbten Chams haben bald anfangs,
zwar etwas subtiler gelehret, daß die Welt aus GOttes Wesen gezeuget sey,
welches sie unter dem Bilde ihres Cneph, oder grossen GOttes,
der ein Ey im Munde hielte, vorstellten und anbey vorgaben, die Welt sey aus
einem Ey worden, wie unter andern Eusebius, de praepar.
Evang. ... meldet. Ob sie nun dieses erdacht, oder eine wahrhaffte
Traditionen der Patriarchen, etwan von den Schweben des Geistes GOttes über den
Wassern, also verderbt haben, muß weiter untersuchet werden. |
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Nachhero sind die Egypter in ihren Irrthum tieffer verfallen, daß sie
letztlich GOttes und der Welt Wesen vor einerley gehalten haben. Orpheus
nebst Musäo und andre von seiner Zucht haben dieses Gedichte
unter die Griechen und andre Kinder Japhet gebracht. Denn jener
pflegte gleichfals die Welt als ein Ey fortzubilden, und zwar zwey Welt-Eyer zu
erdichten, unter welchen das erste von dem verborgenen GOtt erzeuget seyn solte,
aus welchen der Phanes, oder die idealische Welt hervorkommen;
Das andre aber solte eine Geburt des Planetis seyn, (wie
Eschenbachius de poesi Orphica ... weiter ausgeführet)
womit dieses Gedicht etwas erträglicher hat sollen gemacht werden, weil es
alzugrob heraus kam, daß die materialische Welt unmittelbar aus GOttes Wesen
erbohren sey. |
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Porphyrius stellet Orphei Theologie also
vor beym Eusebio Lib. II. de praepar. Evang. ... daß
er gelehret, GOtt habe aus seinen Wesen die Welt hervorgebracht. Daß
Orpheus in diesen Stück schon zu ziemlicher Grobheit gediehen,
erscheinet unter andern aus seinen Vorgeben, da er gelehret, Jupiters Haupt sey
der gestirnte Himmel, seine Augen, Sonne und Mond, seine Brust die Lufft, seine
Flügel die Winde, seyn Bauch, Sonne und Erde, vid. Herbertus de Cherbury de
relig. nat. ... |
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Diese Tradition ist nun nachher unter denen Griechen erhalten worden, und
hat Thales viel dabey gethan; Von welchen es nach
Eusebii Bericht, loc. cit. ... Anaximander
gelernet hat. Nun soll zwar dieser die Lehre etwas geändert, und nebst GOtt eine
gleich ewige Materie gelehret haben; Aber dessen Discipul Xenophanes,
welcher auch den Pythagoristen Telaugem gehöret hatte, nebst
seinen Nachfolgern Parmenide und Melisso,
kamen wieder auf den ersten Sinn, es sey alles eins, GOtt und Materie. |
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Plato und seine Nachfolger blieben dabey, die Materie aller
Dinge sey aus GOtt, wie das Licht aus der Sonne kommen, und sey nichts neues
worden, worunter insonderheit die neuen Platonici gar hart redeten, wie denn
Jamblichus selbst, GOtt habe die Materie hervorgebracht nur
dadurch, daß er sie von der Essentialitate geschieden hätte, nicht |
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{Sp. 1656} |
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anders als Jacob Böhmens Einfälle von Es
uns Senz lauten. |
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Aristoteles wuste nach seinen Hypothesibus nicht, was er
hiervon sagen solte; Er behauptete zwar, die Welt sey nicht aus GOtt gezeuget,
aber er verfiel gar dahin, daß er sie vor ewig ausgab. |
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Unter seinen Nachfolgern aber gerieth Xenarchus fast wieder
auf die alte Egyptische Gedancken, nebst vielen unter seinen Interpretibus.
Ja Strato Lampascenus lehrte gar, GOtt sey die Natur, die sich
vermehre und mindere, wie aus einem Fragmento Senecä beym
Augustino zu ersehen ist. |
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Die Stoici wolten es etwas besser machen, und behaupteten zwar, GOtt und die
Materie aller Creaturen wären ein Ding, jedoch als zwey Haupt-Theile des
Universi, die mit einander innigst vereiniget wäre, unterschieden. Drunge man
hart auf sie, so musten sie bekennen, die Materie sey von GOtt nur geschieden
worden. Wie denn beym Seneca die Redens-Arten gemein sind,
Deus ipsa natura est: sive naturam, sive aetherem dixeris. etc. idem est, quod a
nobis dicitur Deus. |
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Epicurus wolte um dieses Absurdum zu vermeiden, lieber von
GOtt nichts wissen, und die Creaturen aus der blossen zufälligen Vermischung
seiner ewigen Atomorum herführen: Jedoch entstund unter seinen Nachfolgern
Alexander, welcher lehrte, es sey alles GOtt, und die Gestalten
der Dinge wären ein blosses Blendwerck, so dieses grosse Wesen auf allerhand Art
vorstellten, womit Ciceronis Philosophie auch ziemlich
übereinstimmet, de nat. Deorum L. III. ingleichen Varronis
beym Tertulliano und Plinii Lib. II. Hist.
nat. c. 1. |
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Weil die lieben Väter der ersten Christlichen Kirche die Platonische und
Stoische Philosophie so sehr beliebeten, konnte es nicht anders seyn, sie
musten, wo sie dort nicht sonderlich bewahrete, in solche Greuel verfallen,
welche sie doch durch GOttes Gnade immerzu emendiret haben. Von Origine
ist zum wenigsten klar, daß er davor gehalten, die Materie sey aus GOtt wie das
Licht aus der Sonnen ausgegangen, nicht aber eigentlich erschaffen worden. |
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So bald der Jüden Cabbala verderbt worden, verfielen sie auf eben diese
Thorheit, wovon im vorigen Jahr p. 673. 677. zu lesen. |
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Einige Scholastici suchten bey ihrem barbarischen Zustand der gleichen
Flosculos auch aus des Aristotelis Interpretibus und etlichen
Originenianischen mystischen Büchern. Denn schon im eilften Seculo lehrte
Joannes Erigena, die Materie, daraus die Welt gemacht, sey aus
GOtt und in GOtt; Der bekannte Almaricus im 13. Seculo gab vor,
GOtt wäre das Ende, aller Dinge, in welchen alles wieder eingehen müste, und
seine Schüler sagten noch gröber, er wäre Caussa formalis aller Dinge. |
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Der Schul-Lehrer, David von Dinant, setzte
gar, GOtt sey die Materie aller Dinge, welche doch gleichwohl von andern
Scholasticis refutiret worden. Die, so sich unter ihnen auf Mystica legten,
ergriffen solche Irrlehre bald, und verderbten damit die gantze Theologiam
mysticam, wie man denn diesen Irrthum sonderlich in Joh. Ruysbrochs
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{Sp. 1657|S. 842} |
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Schrifften antrifft. |
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Bey wieder hervorwachsender Gelehrsamkeit ist dieses Unkraut auch häuffig
mit aufgewachsen. Der gute Picus Mirandulanus ließ sich, weil
er zu geheimen Dingen grosse Lust hatte, ziemlich damit fangen. Insonderheit
aber verfiel Paracelsus völlig darin, und nebst ihm der größte
Haufen derer Chymicorum, insonderheit die so genannten Rosencreutzer;
Robert Fludd kam auch auf diesen Sinn, daß GOtt nichts erschaffen
hätte, als was schon würcklich von Ewigkeit in ihm gewesen sey. |
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Jacob Böhme aber brach damit völlig aus, wovon im
Alten und Neuen A. 1701 ... gehandelt worden. |
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Nicht besser gieng es denen Liebhabern der verderbten Cabbalä, insonderheit
dem Auctori Cabbalae denudatae, welcher vorgiebt, es wären erstlich
lauter Geister, oder eine gantze Geister-Welt aus GOtt ausgegangen, und hätten
sich in besondere Centra gesetzt, hernach wären etliche unter diesen in einen
Schlummer gerathen, und also Cörper daraus worden, welche, wenn der Stand des
Schlummers vorbey wäre, wieder Geister würden, und endlich in ihre erste Quelle
wieder eingiengen; Und sey also die Schöpffung nicht anders beschaffen, als wenn
in einem Brunnen, darinnen schon steinigte Materie wäre, Steine würden: Der
bekannte Physicus Becherus hat sich auch dahin verleiten
lassen, wie aus seiner psychosophia p. 21., und andern Orten zu ersehen
ist. |
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Was Spinosa dißfalls gelehret, ist bekannt genung. |
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Zu unsern Zeiten ist dieses Geheimniß der Impietät zum stärcksten
ausgebrochen, da so gar viele bey dem Vorwand der Heiligkeit es als eine theure
Wahrheit angepriesen, daß die Welt nicht eigentlich erschaffen, sondern aus GOtt
ausgeflossen, und nichts anders als dessen ausgegangenes Wesen sey: Dergleichen
in Gottfried Arnolds richtigsten Weg ...; Christ.
Thomasii Versuch vom Wesen des Geistes; vid: Altes und
Neues, A. 1702 ... zu finden. |
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Der Editor des Geheimnisses der Schöpffung ..., der Auctor
der Theologiae in numeris ... Joh. Georg Zeidler in
Panto-Mysterio ... und andere gehören auch hierher. Der gelehrte
Engeländer Joh. Norris ist fast auf gleichen Irrwahn verfallen,
wovon im Alten und Neuen A. 1702 ... zu lesen; Und in dem
Geheimniß der Wiederbringung treffen wir, nebst dem Lob und Approbation der
bishero angeführten, auch dergleichen an. |
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Daß die heutige Cabbalistischen Jüden eben dieses lehren, hat J.G.
Wachter aus Mosis Germani Exempel in einem besondern
Tractat erwiesen, ist aber hernach selbst hierauf gefallen, siehe Altes
und Neues, A. 1703 ... |
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Es ist hier nothwendig einen Unterschied zu machen, unter der Proposition:
Die Welt ist GOtt, auf welche alles fanatische Wesen hinaus laufft; Und unter
dieser: GOtt ist die Welt, welche atheistisch ist. Die erste leugnet doch nicht,
daß ausser dem göttl. Wesen, daraus die Welt bestehet, noch etwas göttliches
sey, das nicht die Welt ist; Die andre aber setzt vor gewiß, daß ausser der Welt
nichts |
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{Sp. 1658} |
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göttliches sey, sondern daß der gantze GOtt diese Welt sey. Jedoch ist
nichts leichters, als aus der ersten Proposition in die andere zu verfallen,
wenn GOtt die Hand abziehet, und man die Absurditäten derselben zu erkennen
anfängt. |
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Der erste Satz, die Welt sey GOtt und göttlich, hat seinen Ursprung von den
Egyptern, und ist von Orpheo, Thalete, Anaximandro, Platone,
und allen eigentlichen Platonicis Xenarcho, Origene, denen
ersten Cabbalisten, Scholasticis und denen verderbten Mysticis,
Paracelso, und andern Chymicis, dem Auctore Cabbalae denudatae,
Bechero und obangeführten heutigen Neulingen, beliebet
worden. |
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Der andre, daß der gantze GOtt die Welt sey, ist nicht so alt, sondern hat
einen jüngeren Ursprung, zu den Zeiten der mehr und mehr verderbten Welt. Allem
Ermessen nach, ist er in Griechenland und Italien, unter denen superklugen
Philosophis Italicis entstanden, und sonderlich von Parmenide,
Xenophane, und Ocello, hernach von Alexandro
und einigen andern Epicurern, wie auch von denen Stoicis, ingleichen
Varrone, Cicerone und Plinio, behauptet worden.
Porphyrius, Celsus, und einige andre Philosophi nach Christi
Geburt, vertheidigten eben dieses, weil sie keine andere Waffen wider die
Christen finden konnten. |
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Zu unsrer Zeit sind Spinosa und einige neue Cabbalisten,
insonderheit Moses Germanus, aus Vertheidigung des ersten
Satzes, auch auf den letzten verfallen, und möchten ihnen leider noch mehr
folgen. Einige, welchen den ersten Satz etwas haben mildern wollen, sind auf
diesen Ausdruck gerathen, es wären zwey Principia, GOtt, und die Materie aller
Dinge, welche ewig wäre, und von sich selbst bestünde, wie Thales schon
zuweilen, und nach ihm Anaxagoras, gelehret, welches auch die
Ketzer, Hermogenes, Marcion, Valentinus, und Hermias,
angenommen. |
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Allein, sie haben entweder damit zwey Götter gemacht, (indem sie der Materie
das, was von GOtt gesagt wird, zugeschrieben haben) oder haben bekennen müssen,
ihr anderes Principium, die Materie, sey aus dem ersten nemlich GOtt,
ausgeflossen. Hingegen sind unter denen, die den andern Satz behauptet, etliche
so weit kommen, daß sie gelehrt, GOtt sey zwar ein Stück der Welt, aber bey
weiten noch nicht die gantze Welt, wie Aristoteles und seine
Schüler gethan; Oder von gar keinem GOtt haben wissen wollen, und auch so gar
den Nahmen desselben weggeworffen, wie Protagoras, Diagoras, Euhemerus,
Prodicus, und die Cyrenaischen Philosophi. |
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Den Anlaß zu allem diesen Unheil hat gegeben, daß man nicht hat gläuben
können, daß außen nichts, durch Gottes Allmacht, könne etwas werden; Wie
Aristoteles, Cicero, und viel Cabbalisten, ausdrücklich sagen. Daher
Vizzanius, Taurellus, Berigardus, und andere die noch heut zu
Tage solches nicht glauben wollen, in der nächsten Gefahr dieser verdammlichen
Lehren stehen. O daß doch alle, sonderlich allzuneugierige und auf verborgene
Dinge verwöhnte Seelen, sich vor diesem Abgrund hüten, und diejenigen, so schon |
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{Sp. 1659|S. 843} |
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darein verfallen sind, wieder gerettet werden mögten!„¶ |
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Die andere
Schrifft, welcher wir allhie gedencken wollen, ist die von M.
Heinrich Gottfried Haferungen; in dem April des 1736 Jahres, zu
Wittenberg vertheidigte Dissertation: de creatione hujus mundi ex nihilo in
tempore, etc, die in Gründl. Auszügen aus Disputat. B.
V ... recensiret wird, da wir uns denn auf folgende unter andern daselbst
befindliche
Worte berufen: |
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„Es ist eine neue Streit-Frage entstanden: Ob
GOtt eine ewige Welt habe schaffen können? Es wird nicht gefraget, ob GOtt eine
Welt, so ewig dauren solte, oder von Ewigkeit habe schaffen können? Denn daß
GOtt von Ewigkeit eine Welt in der Zeit habe schaffen können, geben leichtlich
alle zu. Viele beantworten erwähnte Frage mit Ja; Als |
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- der berühmte Wolff in den metaphysischen Schrifften;
- Bülfinger in Dilucidationibus Philosoph.
- Blumius in Meditationibus Cosmologico Theologicis
...;
- M. Bodo Ulrici in disp. de hac quaestione, Vitemb.
ventilata;
- Paul Maty, welcher unlängst das Geheimniß der
Dreyeinigkeit irrig gelehret, vid. Lettre d'un
Theologien ...
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Wolff hat diese Frage problematisch vorgetragen, und
vertheidigt dieselbe nicht mit solcher Härtigkeit, wie ihn D.J. Ernst
Philippi in seinem Versuche eines mathematischen Beweises von der
Unmöglichkeit einer ewig erschaffenen Welt beschuldiget. Der berühmte
Bülfinger will seine Meynung ebenfalls vor nicht sogar gewiß ausgeben,
weil er die Begriffe von dem zusammengesetzten, endlichen und auf einander
folgenden noch nicht deutlich genung erforschet habe. |
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Sie sagen insgesammt, eine ewige Schöpffung sey möglich, weil man in der
Sache keinen Widerspruch finden könne; Immassen nichts im Wege sey, daß die Welt
nicht ewig und dependent seyn könne. Weil eine ewige Welt möglich; So könne GOtt
auch dieselbe, wie alle mögliche Dinge machen. Aber |
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1) |
begehen sie einen Irrthum, da sie die Möglichkeit
einer ewigen Welt beweisen wollen. Denn nicht alles, worinne wir nicht
einen Widerspruch finden können, ist alsbald möglich zu nennen; Sondern
nur dasselbe, worinne keiner ist. |
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2) |
Muß man auch nicht unbeträchtlich sagen, daß
dasjenige GOtt möglich sey, was einigermasen vor sich möglich ist. Denn
obgleich alles dieses in Ansehung der göttl. Macht möglich ist; so kann
doch GOtt vermöge seiner moralischen Eigenschafften, welche auf gleiche
Weise unveränderlich in dem göttlichen Wesen sind, nichts anders machen,
als was das Beste und Weiseste ist. |
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Weil aber nicht so wohl ein menschlicher als vielmehr unendlicher Verstand
von dieser Sache etwas bestimmen kan; So ist die Bemühung der belobten Männer
billig vor vergebens zu halten, man kan aber nicht sagen, daß sie deswegen dem
Atheismo geneigt wären, da sie nur über ihr Vermuten Dinge, die sich
wiedersprechen, lehren. Das Vorgeben, daß die Schöpffung einer ewigen Welt
möglich sey, rühret von den Scholasticis her, welche dem Aristoteli
zu Liebe, dem geträu- |
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{Sp. 1660} |
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met hatte, daß die Welt ewig sey, diese Meynung ergriffen. Vid.
Conimbricenses. |
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In jeder Welt gibt es eine Succeßion; Demnach müssen die mancherleyen
Begebenheiten, und die Zeiten nach dem Unterscheide der Begebenheiten
unterschieden werden. Denn die Zeit ist eine gewisse auf einander folgende
Dauerung. Demnach muß jede Welt, die ewig ist, nach einer Reihe der Zeiten, und
nach einer Zahl ihre Ewigkeit haben. Zeiten sind endliche Dauerungen: Denn sie
werden nach den Begebenheiten, welche Anfang und Ende haben, abgemessen, und
haben also keine beständige Dauerung. Wenn eine Welt, darinne eine Succeßion
ist, wahrhafftig ewig seyn soll, so müssen die endlichen Zeiten darinne, in
Ansehung der Dauerung, und Zahl nach, endlich, oder unendlich seyn. |
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Das erste kan nicht seyn: Dann wie die Theile sind, so ist auch in
Betrachtung des gemeinen Begriffes, das Gantze. Sind die Zeiten, welche die
Ewigkeit ausmachen sollen, in Ansehung der Dauerung und Zahl, endlich; So können
sie keine ewige Daurung begreiffen. Das andere ist auch nicht: Denn eine Zahl
kan durch den Zusatz nicht würcklich unendlich werden. Wenn eine unendliche
Dauerung der Welt vermöge einer unendlichen Zahl der in sich endlichen Zeiten
möglich ist, so muß es ein unendlicheres geben, als ein unendliches ist. Eine
jede Zeit hat Augenblicke, in der ewigen Welt müssen mehr Augenblicke, als
Jahrhunderte seyn; Sind die Jahrhunderte der Zahl nach unendlich so müssen die
Augenblicke der Zahl nach noch unendlicher seyn. Weil eine ewige Welt, ohne
Wiederspruch, eine unendliche Dauerung nicht haben kan; So hat sie einen
Wiederspruch, und ist folglich keine Welt möglich als diejenige, welche nach
ihrem ersten Theile der Dauerung endlich ist. |
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Nun wollen wir die Schöpffung dieser Welt aus nichts in der Zeit
demonstriren. Anfangs ist zu erweisen, daß keine ewige Materie dieser Welt
vorher gewesen. Sie muß ewig dependent, oder independent gewesen seyn. Das erste
ist falsch: Weil GOtt nichts schaffen kan, was nicht den Anfang der Existentz
bekommen, und eine Succeßion haben solte. Eine ewige Materie kan auch nicht
independenter existiren. Denn eine Materie ist ein bloß leidendes und wegen der
Theile veränderliches Wesen. Ein independentes Wesen aber ist unveränderlich,
und endlich und leidet nicht. Also ist eine ewige Materie unmöglich. |
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Dieser Erd-Kreis verändert stets seinen Ort, und die Sterne alle verändern
ihren Ort und ihr Licht; Alle Substantzen in der Welt haben ihre Succeßion, und
sind der Veränderung unterworffen. Also sind diese Dinge alle nicht
schlechterdings nothwendig, sondern Contingentia. Demnach muß die Welt den
zureichenden Grund ihrer Existentz in einem andern, so die erste Ursache ist,
oder in einer unendlichen Reihe derer Ursachen haben. Eine unendliche Reihe der
Ursachen hat einen Wiederspruch in sich; Demnach ist ein erstes Wesen, welches
den zureichenden Grund dieser Welt in sich hat. |
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Das allererste Wesen kan den Grund seiner Existens |
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{Sp. 1661|S. 844} |
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nicht in einem andern haben, also hat es denselben in sich. Demnach giebt es
ein independentes Wesen, welches den Grund der Existentz dieser Welt in sich
hat, oder einen GOtt. Es ist also wahr, was die Weltweisen sagen, daß man aus
jedem, auch dem kleinsten Geschöpffe, beweisen könne, daß ein GOtt sey. Es ist
ein GOtt, und eine ewige Materie ist nicht möglich; Demnach hat GOtt diese Welt
aus nichts, oder von nichts, zur Existentz gebracht.„ |
Auch
verdienet Johann Ernst Schuberts Commentar.
Metaph. de impossibilitate mundi aeterni,
Jena 1744, und der daraus
verfertigte Auszug in den Gründlichen Auszügen aus
Dispp. des Jahres 1745 ... gelesen zu
werden. |
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Übrigens siehe |
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- Ludovici Historie der Leibnitzischen Philosophie Th.
II ...
-
Unschuld. Nachr. von 1729 ...
- Kurtze Fragen aus der Kirchen-Historie des Neuen Testaments,
Th. V ...
- Walchs Einleitung in die Rel. Streit. ausser der Ev.
Kirche, Th. V ...
- Rambachs Dogmat. Theol. Th. I ...
- Vermischte Bibliothec, St. III ...¶
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