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Wirthschafft heisset zwar überhaupt,
Dinge zu
der Nothdurfft des
Lebens einnehmen und
ausgeben, oder deswegen
Geschäffte treiben;
Allein es wird doch in dem gemeinen Leben, und
sonderlich heut zu Tage, gar mannigfaltig
genommen. Daher ist es besonders zu
bestimmen, ja von der
Sache selbst insgemein
etwas umständlicher zu handeln. |
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Es ist zwar von der Sache selbst schon unter
den
Artickeln:
Haußhalten, Haußhalter und
Haußhaltung, in dem XII
Bande,
p. 899. u.ff. sehr
vieles angemercket worden, dahin wir auch den
geneigten Leser verweisen; Allein den
mannigfaltigen Gebrauch des
Wortes Wirthschafft,
und hiernächst noch einige andere Dinge, haben
wir hier nachzuholen.¶ |
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Des Worts verschiedene Bedeutungen.
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Das
Wort: Wirthschafft wird entweder vor
einen Inbegriff vieler Wirthsschaffts-Geschäffte,
z.E. die Wirthschafft insgemein, die Land-Wirthschafft, die Wirthschafft mit dem
Acker-Bau,
oder nur vor eintzelne Wirthschaffts-Geschäffte,
z.E. die Wirthschafft bey der Ausgabe, die Gast-Wirthschafft, die Wirthschafft mit dem Buttern,
Kochen, Brauen, genommen. Ja, man sagt öffters
in diesem
Verstande von einer gantz einfachen
Verrichtung in der Wirthschafft: Was ist das da vor
eine Wirthschafft? |
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Ferner
verstehet man dadurch in Ansehung
der Personen, so da Wirthschafft treiben,
entweder eintzelne Wirthschafft, z.E. ein
Student,
ein Soldat, eine
unverheyrathete Person, haben
ihre besondere Wirthschafft; Oder man nennet
diejenigen, so in der
ehelichen und häußlichen
Gesellschafft getrieben wird, Wirthschafft und
welche eigentlich und accurat zu
reden
Haußwirthschafft heißt, jener eintzelnen
Wirthschafft aber ausser einer häußlichen
Gesellschafft, worinnen doch auch mancherley
Personen vor sich selbst eine Wirthschafft
ausüben können, z.E. ein
Knecht, eine
Magd, mit
ihrem Lohne und
Verdienst, entgegen gesetzet
wird. |
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Inzwischen braucht man doch auch das Wort:
Wirthschafft, allein von solchen Haußwirtschaften,
wenn man
spricht: Aus so und so viel
Wirthschafften bestehet das
Dorff, die
Stadt. |
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Da dann eine jede Familie eine Wirthschafft,
in Ansehung auch der geringsten Geschäffte, die
man zu der Nothdurfft mit
Gel- |
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{Sp. 1131|S. 579} |
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de, Geldes-Werth,
Diensten und Credit
vornimmt, heisset. Ja in dem einen und andern
Sinne
verstehet man es offt, wenn es heisset, es
treibe einer Wirthschafft. Jedoch wird gemeiniglich
die haußwirthschaftliche Wirthschafft darunter
verstanden. |
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Allein in noch engern Verstande nimmt man
das Wort und diese
Redens-Art, wenn man
dadurch eigentlich das besondere Nahrungs-Geschäffte der Gast oder Schenck-Wirthschafft
verstehet, und spricht, es treibe einer Wirthschafft,
das ist, er halte Gast- oder Schenck-
Wirthschafft. |
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Viele, und sonderlich ehemahls, glaubten
auch, das rechte eigentliche Wirthschafften werde
vornemlich auf dem Lande mit dem Feld-Bau und
der Vieh-Zucht getrieben. Und daher verstund
man auch durch einen, der Wirthschafft triebe,
eigentlich einen Land-Wirth, und unterscheidete
also sein Gewerbe von denen andern Nahrungs-Arten in Städten, bey Höfen, unter den Soldaten
etc. Ja man verstehet noch, sonderlich in Nieder-Sachsen, durch einen Wirth einen Land-Wirth,
oder einen Gast-Wirth, oder präcise einen guten
Wirth, und die böse Wirthschafft
würdiget man
nicht einmahl dieses
Nahmens-Wirthschafft, und
Wirthschaffttreiben, heißt also in diesem Sinne
eigentlich gute Wirthschafft treiben, und daher
spricht man von einer schlimmen Wirthschafft: Es
wird keine Wirthschafft getrieben, oder er ist kein
Wirth. |
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Man siehet also, daß in allen diesen
Bedeutungen entweder wirtschaftliche Geschäffte,
oder zusammengesellte Personen, die solche
treiben, verstanden werden, oder man zeigt eine
besondere Art, eine besondere
Eigenschafft,
einen besondern
Ort, und dergleichen von dieser
Sache an. Und daher nimmt man es bald in dem
weitläufftigen, engern und allerengsten, jedoch
bey allen wiederum in verschiedenem
Verstande. |
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Wie nun eine so grosse Vieldeutigkeit, und
ein so gar schwanckender Sprach-Gebrauch
eines Wortes, oder ein Terminus non fixus, theils
daher kommt, wenn sich so vielerley Leute von
verschiedenen
Begriffen und Stuffen der
Erkänntniß, alle
gelehrte und ungelehrte, kluge
und einfältige, vornehme und verständige, geringe
und gemeine Leute, mit der Sache, oder einem
Theile derselben, beschäfftigen, und also weder
Begriffe, noch Worte, in dem bestimmten und
festen Gebrauche erhalten werden können, alles
aber in der
Welt gewisser massen Wirthschafft
treibet; Theils aber auch daher kommt, wenn eine
Sache in einer Nation nicht gleich, hernach aber
nur stückweise nach und nach bekannt und
geübet worden: Also kan man beydes gar
sonderlich mit dem Worte: Wirthschafft
erläutern.¶ |
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Historische Abhandlung.
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Denn die Wirthschafft ist eine gemeine
Sache, hiernächst aber bey uns
Deutschen
anfänglich sehr wenig bekannt gewesen, nur aber
mit der
Zeit stückweise bekannt worden, und
sonderlich unter ungelehrten und geringen Leuten
lange Zeit allein geblieben, weil die Gelehrten,
Grossen, Edlen und Vornehmen sonst das
Wirthschafften vor was verächtliches und sordides
hielten, |
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{Sp. 1132} |
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indem sonst das meiste nur auf dem Lande
mit Vieh und Mist vorkam, Sclaven und Knechte
alles thaten, Bauren die geringsten Leute waren,
Stadt-Wirthschafft aber ein Unding, oder doch
sehr geringe, die Küche aber auch so delicat
nicht, wie jetzo war, und also viel eigentliche
Hauß-Geschäffte der Wirthschafft fehleten, Krieg,
Jagd, ein bisgen Studiren, Sauffen, Spielen und
Faullentzen aber der Deutschen Sache war. |
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Mit der Zeit aber hat sich alles geändert. Ja,
nach solcher Änderung fehlete es auch an einer
eigenen
Wissenschafft, oder Anweisung in Lehr-Sätzen und
Regeln, dieser nun immer schwehrer,
aber auch nöthiger und nützlicher werdenden
Geschäffte, und derselben gemeinen und
künstlichen Ausübung. Man wuste noch viel
weniger von der besondern Anweisung, die
publique Wirthschafft eines gantzen Landes zu
befördern und zu dirigiren, oder aber eine Privat-Wirthschafft, theils der
Fürsten, theils anderer
Leute, zu
regieren, zu verbessern, und zu führen.
Und also wuste man von einer öconomischen
Wissenschafft, so ferne dadurch ein gantzer
Lehr-Begriff, zu dem
Unterricht und zu der
Vorbereitung auf die Übung dieser verschiedenen
Wirthschafft, verstanden wird, nicht, oder nicht
viel. Ja man hielt gar dafür, es sey nicht möglich,
einen solchen Lehr-Begriff, ausser dem, der
etwan in den allergeneralesten
philosophischen
Lehren bestünde, zu verfertigen, weil die
Wirthschafft endlich so gar vieles in sich begriff,
und alle Specialia sich in so viel Singularia, ja
Singularissima vertheileten. |
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Endlich aber verschwand auch dieser Mangel
unserer Erkänntniß, verschwindet jetzo immer
mehr. Ja man erkennet nunmehro, daß die
unzähligen Singularia, die bey allen recht
practischen Wissenschafften vorhanden, gar nicht
hinderlich sind, solche nach und nach auf Special-Sätze zu reduciren, diese aber in den allgemeinen
Sätzen zu finden, und solchergestalt ein Systema
der wirthschafftlichen Wissenschafft zu machen.
Eben diese Wissenschafft nun, wenn man
sonderlich die blosse Anweisung zu der Privat-Wissenschafft insgemein, und nicht der Fürsten
insbesondere, als welches das
Cammer- und
Finantz-Wesen ist, darunter
verstehet, heisset nun
auch zum öfftern heut zu Tage die Wirthschafft,
wenn man spricht: Er studiret, er höret, die
Wirthschafft, oder die Öconomie. Solchergestalt
aber wird dieses Wort auch vor die Lehre und eine
gelehrte Wissenschafft, gebraucht, welche in der
That so wohl der Policey-Wissenschafft, oder der
Lehre von der öffentlichen Landes-Wirthschafft,
als bey der Finantz- und Cammer-Wissenschafft
zu dem Grunde lieget.¶ |
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Philosophische Betrachtung der Wirthschafft-Lehre überhaupt.
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Eigentum |
Seit dem das
Eigenthum in der
menschlichen
Gesellschafft eingeführet worden, so ist es gewiß
eines der fürnehmsten und wichtigsten Werck-Zeuge des geselligen Lebens worden; Ja eben die
Geselligkeit hat das menschliche
Geschlecht
genöthiget, der ursprünglichen Gemeinschafft aller
Dinge zu entsagen, und dargegen das Eigenthum
einzuführen. Denn unsere zeitliche Glückseligkeit,
als der Haupt-Zweck, den wir in diesem |
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{Sp. 1133|S. 580} |
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Leben suchen, setzet unstreitig unsere
nothdürfftige Erhaltung voraus. Diese aber ist ein
Zweck, zu welchem
GOtt und
Natur zwar die
Mittel darreicht, aber gleichsam nur halb: Indem
die menschliche
Kunst und Ausarbeitung sie
meistentheils erst zu solchem Zwecke tüchtig und
bequem machen muß. Bey dieser Bewandniß hat
die Gemeinschafft aller Dinge nicht bestehen
können: Dieweil, bey dem Anwachs der Menge
und der Verderbniß der Menschen, von allen
Seiten weder gleiche
Arbeit und
Geschicklichkeit
in dem Zubereiten, noch gleiche Genügsamkeit in
den Genusse zu hoffen gewesen. Dahero hat
nothwendig das Eigenthum eingeführet werden
müssen. |
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Doch kan kein
Mensch weder alle
Bedürfnisse zu seiner Erhaltung auf seine gantze
Lebens-Zeit übersehen, noch alle Mittel, sich in
seinen Bedürfnissen zu helffen, in die Grentzen
seines Eigenthums bringen: Dahero hat, nach
eingeführtem Eigenthume, von allen Seiten der
eine immer unzähliche Dinge von nöthen, die in
dem Eigenthume des andern sind: Und
solchergestalt hat das Eigenthum vielerley
Gewerbe, Handel und Wandel, in der
menschlichen Gesellschafft nach sich
gezogen. |
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Der gantze Vorrath aller
Güter, die ihrer Natur
nach des Eigenthums fähig, und einem jeden
Menschen, zu dem Zwecke seiner eigenen und
der Seinigen Erhaltung, eigenthümlich zuständig
sind, heisset sein zeitliches
Vermögen. Die
nothdürfftige Unzulänglichkeit solches Vermögens
zu solchem Zwecke, heisset ein gutes
Auskommen. Die Unzulänglichkeit desselben zu
solchem Zwecke, nebst der Unfähigkeit,
zulängliche Lebens- und Erhaltungs-Mittel vor sich
zu bringen, heisset
Armuth. Der Überfluß aber
derselben, den man erworben, und mit dem man
nun vielen andern zu dienen, und hierdurch groß
und mächtig in der menschlichen Gesellschafft zu
werden, in dem Stande ist, heisset
Reichthum.
Also ist zeitliches Vermögen eine Sache, auf
welche nicht allein unsere und anderer Menschen
nothdürfftige Erhaltung, sondern auch ein
ansehnlicher Theil, so wohl der wichtigsten
geselligen Tugenden, als auch unserer Grösse
und Macht, in der menschlichen Gesellschafft
ankommt: Und Armuth ist ein Brunnquell alles
Unvermögens und Elendes. |
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Wir halten also davor, daß Crates nicht wohl
klug gewesen, daß er sich, wie Laertius berichtet,
von seinem Lehrmeister, dem Cynischen
Diogenes bereden lassen, daß er sein Eigenthum
fahren lassen und, wenn er was an
Gelde gehabt,
es in das Meer geworffen. Diese Thorheit, die aus
den irrigen Sitten-Lehren einiger Heydnischen
Secten entsprungen, ist durch die Meister der
Sententien (Magistros Sententiarum) dergestalt
bis auf unsere Zeiten fortgepflantzet worden, daß
man wohl noch heut zu Tage viel prächtige Lob-Sprüche der Armuth, und viele bettelstoltze
Schelt-Reden, wo nicht wider die zeitlichen Güter
überhaupt, doch wenigstens wider den
Reichthum, höret; Wie denn auch das bekannte
gelehrte Bettel-Wesen, und die prahlhaffte
Entgegensetzung der freyen und der unfreyen,
oder schmutzigen Künste, (Artium liberalium et
illiberalium seu sordidarum) noch diesen uralten
Ursprung hat. |
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{Sp. 1134} |
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Man spricht: Armuth muntert zur Tugend auf.
Aber sie muntert eben so schier auch zu Lastern,
z.E. zu dem Stehlen, auf, wenn die Neigung zu
der Tugend nicht vorhin schon in dem
Gemüthe
vorhanden ist. Armuth lehret viel
Böses. Und die
Erfahrung bezeuget, daß wohl ebenso viel, ja in
Ansehung der übeln
Auferziehung der meisten
Armen, wohl weit mehr liederliches und
lasterhafftes Gesindel unter dem gemeinen armen
Volcke anzutreffen, als unter vermögenden
Leuten. |
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Wir leugnen nicht, daß ein Tugendliebendes
Gemüth, durch anderes Unglück, also auch durch
die Armuth, zu der Tugend angespornet werde; ja
daß dieser Sporn, wegen der grossen
Unvollkommenheit unserer Tugend-Neigung, und
wegen des Muthwillens der
Affecten, zuweilen
zufälliger Weise schädlich seyn könne. Deswegen
bleibet aber doch Armuth an sich selbst ein Übel,
das sich ein
vernünfftiger Mensch, wegen des
zufälligen
Nutzens, eben so wenig wünschen, und
vorsetzlich darnach ringen kan, als etwa nach
einem Bein-Bruche, nach einer Kranckheit, nach
einer Feuers-Brunst, als die zufälliger Weise auch
nützlich seyn können: Und ehrliches Reichthum
bleibet gleichfalls ein an sich selbst untadelhafftes
Gut. |
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Aus dem zufälligen Nutzen der Armuth folget
nur so viel, daß ein Armer, der sich in das Unglück
der Armuth klüglich zu schicken weiß, auch etwas
Gutes in solchem seinem Unglück finden, und
solches sich wohl zu Nutze machen könne. Und
was den Reichthum betrifft, so spricht zwar
Salomo: Armuth und Reichthum gieb mir nicht; Er
thut aber wohl bedächtig die
Ursach hinzu: Ich
möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen
und sagen: Wer ist der Herr? Um anzuzeigen, daß
Reichthum, wie alle Mittel-Güter, nur durch seinen
Mißbrauch zu einem Übel werden könne. |
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Zudem, wenn man die Vortheile der Armuth
rühmet, so ist die Frage, was eigentlich solche
Lobredner mit dem
Worte, Armuth,
verstehen. Uns
deuchtet immer, daß das, was sie Armuth nennen,
nicht einmahl eine wahrhaffte Armuth, sondern nur
ein etwas schwehres u. Sorgen-volles
nothdürfftiges Auskommen sey. Zu wahrer
eigentlicher Armuth ist der Mangel der
nothdürfftigen Lebens-Mittel nicht genug, sondern
es muß auch eine Unfähigkeit, solche zu
erwerben, dabey seyn. Wer diese sehr
herausstreichen wolte, der müste ein gar
sonderbarer Liebhaber von dem Betteln seyn,
dessen doch so gar der ungerechte Haushalter
sich schämete. |
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Doch gilt alles, was
gesagt
worden, auch von dem schwehren und all zu Sorgen-vollen nothdürfftigen
Auskommen, wenn man auch ja, welches man niemanden wehren kan, das Wort Armuth
bis dahin ausdehnen wolte. |
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Geld |
Gleichwie das Eigenthum allerhand Gewerbe, Handel und Wandel, dieser aber
die Schätzung der Güter um einen gewissen Preiß, nach sich gezogen hat: Also ist
zu der
Bequemlichkeit solcher
Schätzungen so wohl, als aller Handels-Gewerbe
überhaupt, das
Geld als ein allgemeiner Preiß
(Pretium eminens) aller
Dinge eingeführet worden.
Dahero wird nun bey dieser Verfassung des
menschlichen Ge- |
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{Sp. 1135|S. 581} |
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schlechts das gantze Vermögen eines
Menschen, der Grösse nach, nach Gelde
geschätzet, so, daß alle
Arten der Güter,
bewegliche und unbewegliche, als Geldes-werth
betrachtet, und in Angebung des Vermögens
eines Menschen so hoch, als sie ohngefehr in das
Geld zu setzen sind, folglich zu Gelde, gerechnet
werden. In dieser Betrachtung also, ist Geld und
zeitliches Vermögen nun bey nahe so gut, als
einerley. |
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Die Ursach, warum man alles zu Gelde
rechnet, ist diese: Es ist unmöglich, daß ein
Mensch alle seine Bedürfnisse auf seine gantze
Lebens Zeit übersehen, und alle Arten der Mittel,
sich in solchen Bedürfnissen zu helffen, in sein
Eigenthum, oder Vermögen, solte bringen können.
Man suchet dahero entweder Geld, oder von einer
oder der andern Art der Güter, so man nur kan,
nehmlich was man auch selbst unmittelbar nicht
verbrauchen kan, unter sein Eigenthum zu
bringen: Damit, wenn in einem oder dem andern
Stücke Mangel und Bedürffniß vorfällt, man das,
was man selbst nicht brauchet, gegen das, was
man brauchet, an andere verhandeln könne. |
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Diese Verhandlung geschiehet durch Geld,
darinnen sich alles, was unter dem Eigenthume
ist, setzen lässet: Und wie viel Geld also vor eine
Sache, die in unserm Eigenthume, oder
Vermögen ist, zu erlangen ist, so viel kan man an
allen nur ersinnlichen Arten der Dinge, die man
bedürffen kan, davor haben. Also muß ohnstreitig
unser gantzes Vermögen es bestehe auch an
Gütern, worinnen es wolle, so hoch zu schätzen
seyn, als es allenfalls an Gelde beträgt. Und
dieses ist also der
Grund, warum man das
Vermögen eines Menschen, in Ansehung seiner
Grösse zu Gelde rechnet. |
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