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PATRICII, Geschlechter, Stadt-Juncker,
Lat.
Nobiles Urbani,
Frantz.
Noble homme, werden
heutiges
Tages in Deutschland insgemein die in
den
Städten verbürgte von
Adel
genennet, weil sie
gemeiniglich das
Regiment führen. |
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Geschichte |
Die
Gelegenheit, wodurch der Adel, der sich
vom Anfang her auf dem Felde aufhielt, in die
Städte gerathen seyn
soll, ist gar verschiedentlich.
Denn da hat Carl der Grosse nicht allein seine
Meyerer, Förstner und Zeidler in den Städten,
Ulm,
Franckfurt, Eßlingen etc. aus dem Adel
gehabt: sondern es hat auch Heinrich I einen
grossen Theil des Adels in die Städte gezogen,
und ihme die Thürme und Mauern zu beschützen
anvertrauet, welche hernachmahls in das
Regiment sich geflochten. Diesem
Exempel haben
die andern Kayser gefolget, und die
alten
verdienten
Ritter des Mitziehens erlassen, auch
selbige in die Städte zum Regiment
verordnet, bey
welchem die Kayser damahls die
Vogteyen zu
bestellen hatten. So haben sich auch viele alte
Geschlechter in Kriegs-Läufften in die Städte
begeben, und daselbst
Bürger-Recht
angenommen, damit sie sich der Städte Hülffe in
den damahligen Felde-Zeiten getrösten
könten. |
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Auf solche Art hatte der Adel vor dem
Interregno das Regiment in den Städten fast
durchgehends an sich gebracht; Allein in den
verwirrten Zeiten haben viele
Reichs-Städte, als
Augspurg, Straßburg, Weissenburg,
Gemünde
etc. das Joch des Adels in etwas abgeschüttelt,
und sich mit in die
Regierung gedrungen, wodurch
es geschehen, daß die gemeinen sich nach und
nach unter den Adel mit eingemenget, und der
Stadt-Adel in geringeres
Ansehen gerathen. So
gar haben sich seit einiger
Zeit her immer welche
gefunden, die theils aus
Mangel bessern
Unterrichts, theils aus Mißgunst und Neid, denen
heutiges Tages so genannten Patriciis in
Deutschland, entweder ihre Adeliche Herkunfft,
oder wo sie sich damit hinaus zu langen selbst
nicht getrauet, doch die Conservation im Adels-Stande, abgesprochen haben. Allein
ohnpartheyische
Gemüther werden gar leicht
eines andern können überzeuget werden, wenn
sie
erwegen, daß nicht nur gleich bey Erbauung
der Städte, wie an denen
Sächsischen zu
ersehen, der Adel mit hinein gezogen
worden, |
- Hahn Part. II der
Reichs-Historie …
- Potgieser de Servis German.
…
- N. H. Gundling in Henrico aucupe …
- Plönies de
Ministerial. …
- Beyer in Spec. Jur. …
- Estor de
Ministerial. …
- Schwartz Lemmat. Antiquit. … Besiehe hierbey wegen
Bedeutung
des
Wortes
milites Hund im Bayerischen Stamm-Buch, …
- Lambec. Lib. II, …
- Döderleins Pappenheimis. Genealogie …;
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Sondern auch ohne
Zweiffel wegen ihrer
Geburt und Wohlverhaltens, bereits im X
Jahrhunderte dergleichen
Bürger in besonderm
Ansehen stunden, vom Kayser Heinrich I dem
Land-Adel, wo nicht vorgezogen, doch gleich |
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{Sp. 1350} |
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gehalten wurden, und mit und neben diesem
Kriegs-Dienste thaten. |
- Hahn in d. not. k.
- Potgieser …
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Die
Nahmen der
Patriciorum von
Land-Gütern, und die anfangs unter den
Burgensibus
oder Bürgern und Comburgensibus,
Einwohnern,
Beysassen oder Gademern, hernach unter
Bürgern und Frey-Bürgern gemachte
Unterschiede ergeben deutlich, daß zu allen
Zeiten Edle mit unter den Bürgern gewesen. |
-
Lünig in des T.R.
Archivs … II Theils, Fortsetzung IV Absatzes, …
- Kuchenbecker Coll. …
- Heinecc. de Sigill. …
- Ludewig T. IX. Reliqu. MS. …
- Nic. Myler
in Archol.
…
- Estor. de Ministerial. …
- Haller de Patric. …
- Merula l. 5 …
-
Lehmann
Lib. IV, …
- Plönies d.l. …
- Potgieser …
- Beyer …
- Estor. al. …
- Praun de
Patric. …;
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wie denn letztlich so wohl die Schöpffen
ehemahls von Adel seyn musten, |
- Gundling ad tit. ff. de
Jurisdict. …
- Brummer de Scabinis …
- Gundlingiana Part. XII, …
- Ockel le Palat. regio …
- Lehmann Lib. II, Chron. …
- Döderleins
Pappenheimis. Genealogie …
- Estor. de
Ministerial. …
- Lünigs Reichs-Archiv …
- Praun de
Patric. …
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als auch vornehmlich das Regiment in
beynahe allen, zumahl Reichs-Städten, von
Adelichen
verwaltet worden, bis zu den
Zeiten
Kaysers Ludewig aus Bayern in einigen, in andern
aber später eine
Veränderung sich ereignet
hat. |
- Lehmann in Chron. …
- Potgieser …
- Plönies in al. Disp. …
- Estor. …
- Nic.
Hert. Vol. I, …
-
Conring
Exerc. III, …
-
Besold sive
Dapp. …
- Jac. Kirchherr zu Trusenheim, beym
Seb. Franck in Chronico German. …
- Stumpf rer.
Helvetic. …
- von Roo Lib. III, Annal. Austriac. …
- Johann Simler Lib. I, de Republica Helvetiorum
…
- Pistor Amoenitates …
- Mich. Bojemus in vita
Alberti III. …
- Wagenseil de Norimb. …
- Henr.
Rebdorf ad a. 1348, …
- Meisterlin in Chron.
Norimb. …
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{Sp. 1351|S. 689} |
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Es ist daher nicht zu verwundern, daß noch
zu Böclers Zeiten vom besten Adel in dem Rath
zu Straßburg gewesen, |
vid. ej. Lib. XXIII, Notit.
…, |
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ja gar unter denen Augspurgischen und
Ulmischen Patriciis sich
Freyherren
befunden haben, |
wie Strauch. Lib. I, Spec. Instit. …
bezeuget. |
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Hiernechst ist merckwürdig, daß a. 1232
Johann Goldstein, ein Franckfurtischer Patricius
sich geweigert hat, seine
Tochter einem
Kayserlichen Ministeriali von Adel, vermuthlich
aus der
Ursache, weilen dieser nicht so frey, als
wie er ware, zu verehelichen; |
Johann Thom. Klumpf. in
Diss. inaug. de Privilegio … Besiehe Besold. Lib.
I, Politic. … |
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Und dieses ist ihm nicht groß zu verdencken
gewesen, indem überhaupt kein Ministerialis eher
zu dem Bürger-Recht gelangen konnte, bevor er
sich von aller anderweitiger Verbindung
loßgemachet hatte. |
Estor. de Minister.
… |
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Gleichwie nun Nürnberg vor vielen andern
Reichs-Städten die besondere allerhöchste
Kayserliche Gnade genossen, daß in grosser
Menge die Hofläger und
Reichs-Versammlungen
dahin verleget, auch Hof-Gerichte und Thurniere
öffters allda gehalten, nicht minder eine gar
ansehnliche Reichs-Vogtey und
Land-Gericht in
diese Stadt verordnet worden; also ergiebt sich
von sich selbsten, daß dergleichen
Vorzüge auch
manchen von guten Adel hinein gezogen. Man
findet aber die noch heut zu Tage allda florirende
alte Rathsfähige Geschlechter entweder in den
ältesten Documenten, so noch vorhanden, als
dasige |
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- Schöpffen am Land-Gericht,
welches sie allerdings neben andern von Adel und
Rittern besetzen kunten,
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besage Privileg. Henrici VII,
de a. 1313. ap. Wagenseil. de Norimb. …
Schwartz. de Butigular. … |
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- Schultheissen,
- und auch wohl als Butigler und Reichs-Vögte:
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oder daß sie, ehe sie sich ins Bürger-Recht gegeben,
sich unter dem Land-Adel befunden. |
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Die Ebner werden z.E. als Schöpffen
des Kayserl. Land-Gerichts und des Raths zu
Nürnberg, und zwar in den deutschen Urkunden
mit dem
Titel
Herr unter dem vornehmsten Adel
gefunden. Heinrich und Arnold Holtzschuer waren
1263. Mercklin Pfinzing 1264. Werner Grundherr 1265.
Hermann und Eberhard Ebner, Werner
Nützel und Wigelin de novo foro (von dem nach
Ausweisung der Wappen die Müffel abstammen)
1285. Herren des Raths. |
Köhler Historia Reformat.
Norimb. … |
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Des Heil. Röm. Reichs Schultheissen zu
Nürnberg sind, wie die unter ihnen ausgefertigten
Documenten zu erkennen geben, gewesen; |
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1265 Conrad Waldstromer, |
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1281-88 Berthold Pfinzing, |
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1290 Conrad Eßler, |
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1291 Conrad Pfintzing, |
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1295-98 Conrad Eßler, hernach Conrad
Geuschmidt, |
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{Sp. 1352} |
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1309-14 Conrad Eßler, |
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1318-1334 Conrad Pfintzing, |
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1339-47 Conrad Grozz, |
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1349-1356 Conrad Grozz, |
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1357-59 Heinrich Groß, |
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1359 Conrad Groß, |
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1360; 61 Heinrich Groß, |
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1362 Friedrich Groß, |
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1363-65 Conrad Groß, und |
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1366-85 Heinrich Gewder; |
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Der neuern nicht zu gedencken. |
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Worbey zu bemercken, daß ausser dem
Nürnbergis. Patriciat sonst lauter ausländische
Adels-Personen, und zwar meistens Ritter, auch
unterweilen
Grafen dieses
Amt bekleidet haben.
Vorbesagter Berthold Pfintzing ware zugleich
Reichs-Vogt; |
Peyer de Advocat.
… |
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Conrad von Kühedorff aber Butigler. |
Baarfüsser-Todten-Calender
ad 21. Febr. |
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Jedoch sind nicht alle Rathsfähige Familien
Eingebohrne, sondern es haben sich zu diesen zu
unterschiedenen Zeiten andere von dem
benachbarten Land-Adel, als die von Stein, von
Keßwasser, von Kühedorff, von Steinlingen,
Schützen von Hagenbach, Kressen etc. gesellet,
und sind von jenen in primarium civium ordinem angenommen worden, von welchen letztern nicht
nur alle Nürnbergische Geschlechter-Bücher und
Annales besagen, daß sie zuvor auf dem
Voigtländischen Gebürg als
Landsassen
gehauset, sondern es weissen auch solches die
alte eingehauene Wappen und Jahr-Zahl an dem
Sommer-Hause zu Krafftshoff aus, daß ehe noch
Heinrich Kreß 1307 ins Burger-Recht getreten,
Friedrich Kreß bereits im Jahr 1291 zu Krafftshoff
als ein Freyer von Adel gewohnet. |
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Und hiermit haben die neu angenommene
Geschlechter nichts gehandelt, so etwan ihrem
angebohrnen Stande nachtheilig gewesen wäre,
weil vor diesem selbst mächtige
Herren kein
Bedencken getragen, daß Burger-Recht in
Städten, als |
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- Würtenberg in Straßburg,
- Luxenburg in
Trier
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siehe Ludewig im II Theil
seiner Erläuterung über die
A.B. … |
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von Matthäus Lib. IV, de
Nobilitate … |
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- Graf Albrecht zu Gleichen siehe sich und dero
Erben in Erfurt,
- 1305 Graf Johann zu Sponheim in
Trier,
- 1336 die gesammten Grafen zu Solms in
Wetzlar,
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siehe
-
Lünigs Deutschen
Reichs-Archivs Part. Spec. … Forts. des IV Abs.
Forts. n. 23 …
- Praun de Patric.
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- und 1386 Friedrich Herr zu Heideck in
Nürnberg,
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anzunehmen. |
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Hertzog Wilhelm zu
Sachsen ware 1482
Burger zu Erfurt, |
Chronicon terrae Misnensis
beym Mencke … |
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Das Chronicon Montis Sereni bey demselben
d. T. II, gedencket ad a. 1202 … eines nobilis civis
Herbipolensis, wie auch col. 218adaß damahls Heinrich und Bodo von Ravensburg, beyde |
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{Sp. 1353|S. 690} |
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Schwester-Söhne Heinrichs von Calathin, welcher bey Kayser
Philipp des Marschalls Stelle
verwesete, ebenmäßig Bürger zu Würtzburg
gewesen. Solches bezeuget auch Hund P. II
seines Bayris. Stamm-Buchs … in folg. Worten:
Hanns der Preisinger, Burger zu Regenspurg
1176, und sind der Zeit viel stattlicher vom Adel zu
Regenspurg Burger gewesen; wie bey den
Stainern, Nothofften u.a. zu finden |
S. Fam. Püchperg et a.
1366… |
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Im Jahr 1306 wird der Burgermeister zu
Regenspurg, Albrecht von Berchenfeld, zweyen
von Aw, und noch andern von Adel vorgesetzet,
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beym Hund m. I. … |
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Hanns von Stainach, Bürgermeister allda, im
Jahr 1386, Oheim Leopold Puchbergers zu
Wintzer, starb gegen 1406. |
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Wilhelm von Wolffstein, war 1425
Burgermeister zu Regenspurg, wie aus dem Brieff
zu Münchdorff, beym Hund l.c. …
erhellet. |
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Die von Vilenbach waren Burger zu Augspurg
1393. |
Ebend. l.c. … |
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Wie ingleichen von 1576-85 Marx Freyherr
von Fugger, und von 1594-1600 Octavianus II,
Graf Fugger Stadtpfleger daselbst. |
- Gassar. in Annal.
Augspurg. …
- Joh. Stritbecks Duumviri Augustani
…
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Ausser dem hat das Hochgräfl. Nassauische
Haus eine eigene Bewohnung zu Nürnberg
gehabt. |
- Hockers Heilsbronnis.
Antiquitäten-Schatz …
- Meisterlin Chronic. Norimb.
…
- Wagenseil de Norimb. …
- Rupert Orator
historic. …
- Birckens Österreichis. Ehren-Spiegel
…
- Johann Orler Genealogie des Comtes de
Naussau, à Leide 1615 …
- Ejusdem Genealogia …
- Johann Textors Nassauische Chronick
…
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Die von Yorckheim, waren des Raths zu
Gemünd in
Schwaben, und die
v. Bürckholtz zu
Stettin, |
Döderlein P. I, der
Pappenheimischen Genealogie … |
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Anjetzo deren |
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- von Allnbeck,
- Berbisdorff,
- Böcke,
- Böcklin v. Böcklinsau,
- von Canitz,
- Damm,
- Deuring,
- Funck von Senfftenau,
- von Gablkoven,
- v. Gersdorff,
- Hartitzsch,
- Freyherr zum Zungen,
- von Klempzen, Landsberg,
- Freyherrn Langenmantel im Hertzogthum Crain, und in der
Steyermarck,
- Marschälle von Biberstein,
- von Mergenthal,
- Mildenitz,
- Mitzlaff,
- v. Molsberg,
- Mühlheim,
- Quasse,
- Freyherrn v. Tehlingen,
- Freyherrn Schaden v. Mittelbibrach,
- Freyherrn von Schauenstein,
- v. Schilling,
- Senfft von Sulburg,
- v. Schwetzkow,
- Uchteritz,
- Villani,
- Freyherrn Vintler,
- Freyherrn Vöhlin,
- Freyherrn Wetzel,
- von Marsilien,
- Freyherrn Zech,
- v. Deybach
- u. Zorne
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nicht zu
gedencken, welche Familien in Burgerrecht
gestanden, und theils Bürgermeister- und Raths-Stellen bekleidet haben. |
Pfeffinger, Vol. I,
Vitr. ill. … |
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