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Quellenangaben und Anmerkungen |
Praktische Betrachtung |
Bey der Practischen haben wir zwey
Fragen zu
untersuchen: ob man
nöthig habe
die Philosophie zu erlernen, und wenn dieses ist, wie solches am füglichsten
geschehen könne? |
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Die |
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{Sp. 2018} |
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erste Frage betreffend, ob man nöthig habe die Philosophie zu erlernen? so
läst sich aus der vorher erklärten Beschaffenheit derselben leicht schlüssen,
wie nützlich sie sey, wie insonderheit diejenigen, welche den gelehrten
Wissenschafften obliegen, ohne Unterscheid sich selbige
bekannt zu machen, und daher den Anfang ihres Studirens zu nehmen. |
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Cicero de officiis lib. 2. cap. 2.
schreibet; was ist wohl vor einen
Menschen
erwünschters, vortrefflichers, bessers, verständigers als die
Weißheit.
Diejenigen, die solche suchen, werden
Philosophen genennet. Seneca
aber epist. 16.
saget: Niemand kan glückselig, auch nicht einmahl
erträglich leben, wenn er sich nicht um die
Weisheit bemühet, ingleichen; die
Philosophie bringt das
Gemüth in seine gehörige
Gestalt,
richtet das
Leben ein, zeiget, was zu thun und zu lassen sey? Doch sie braucht
nicht, daß andere vor sie
reden, indem sie selber im
Stand ist vor sich zu
reden. |
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Aus ihrem
Wesen müssen wir ihren
Nutzen
erkennen, den wir der
Ordnung wegen
in einen gemeinen und besondern theilen. Jener oder der gemeine äussert sich in
dem gemeinen
Leben, daß wir in der Philosophie solche
Wahrheiten erkennen,
welche unsere zeitliche Glückseligkeit befördern, und uns zu einem
vernünfftigen
Leben gegen
GOtt, gegen andere und gegen uns selbst anweisen; den besondern aber
verspüren die Gelehrten insonderheit in Erlernung und
Erkänntniß der andern
Wissenschafften. |
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Alle
Gelehrsamkeit
bestehet in zwey Stücken, in der Formalität und Materialität. Die Formalität
bestehet darinnen, daß man
Wahrheiten zeiget und solche durch den Zusammenhang
der Principien und
Schlüsse vor Augen leget; mit Wahrheiten aber haben alle
Gelehrte zu thun, die sich nach den unterschiedenen
Arten der menschlichen
Glückseligkeit, so sie zu besorgen haben, in verschiedene Gattungen abtheilen
lassen, auch nach dem Werth der Glückseligkeit, die durch sie befördert wird,
ihre Hochachtung und
Ordnung unter einander haben solten. |
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Die Theologi lehren solche
Wahrheiten, wodurch sie den
Menschen den
Weg zu einer ewigen Seligkeit anweisen wollen. Denn da unsere theologische
Gelehrsamkeit, so fern sie als eine
Wissenschafft, die aus ihren
Principiis und Conclusionen
bestehet, angesehen wird, ein
Werck des
menschlichen Verstandes ist, und nur, so zu
reden, die
Materialien davon aus
heiliger Schrifft müssen genommen werden, so können dabey eben so wohl wie
bey den andern menschlichen
Wissenschafften, Fehler und Irrthümer fürgehen. Ein falscher
Schluß in theologischen
Materien, ist ein so grober Scepticismus, als ein
Paralogismus in philosophischen Sachen. |
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Ein vernünfftiger Theologus, der bey seiner theologischen Erkänntniß
zugleich ein rechtschaffener
Philosophus ist, weiß gar wohl, daß er in Ansehung
der
unmittelbar in heiliger Schrifft enthaltenen Geheimnisse der Religion seine
Vernunfft gefangen nehmen, das ist, ohne verwegenes Grübeln
der Vernunfft in Demuth glauben, oder sie für wahr halten müsse, weil es
GOtt, der nicht kan, noch will betrügen,
gesagt; gleichwohl
aber bedienet er sich auch in Ansehung der Folgerungen, die er selbst und andere
aus den
unmittelbaren Grund-Sätzen heiliger Schrifft zühen, seiner Ver- |
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{Sp. 2019|S. 1027} |
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nunfft. |
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Eben so verhält sich auch die Sache mit der juristischen und medicinischen
Gelehrsamkeit, daß selbige in ihrer Formalität Lehren gewisser
Wahrheiten sind,
und ihre Principien nebst den
Schlüssen haben, davon jene die innerliche
Glückseligkeit in Ansehung der äusserlichen Ruhe und Sicherheit, diese in
Ansehung des menschlichen
Leibes
erhalten und befördern. |
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Doch dienet die Philosophie nicht nur zur Formalität, sondern auch zur
Materialität aller Theile der
Gelehrsamkeit,
das ist, sie giebt selbst die wichtigsten
Wahrheiten an die Hand, die in den
andern Facultäten zum
Grund
liegen müssen. Einem Theologo kömmt die natürliche Theologie, theoretische so
wohl, als practische trefflich zu statten, wenn er wider die
Atheisten die
Existentz
Gottes
beweisen, wider die Naturalisten die
Nothwendigkeit
der Offenbarung
heiliger Schrifft darthun, und den Christen selbst den Unterscheid zwischen
der Natur
und Gnade in der Theologischen Morale zeigen soll. |
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Ein Rechts-Gelehrter kan ohne der natürlichen Rechts-Gelehrsamkeit zu keiner
Gründlichkeit gelangen, massen sich alle menschliche
Gesetze
auf die natürliche gründen müssen, und wenn gleich selbige einige mit
verdrüßlichen Augen ansehen, so sind es doch nur Leute, die in ihrer Jugend
weiter nichts, als den gemeinen alten Römischen Schlendrian mit dem Gedächtniß
erlernet haben, wie aber das Wohl einer
Republick
nicht bloß durch Gesetze, sondern auch durch nützliche und heilsame Anschläge zu
erhalten; Also trägt auch in Ansehung der letztern die
Politic das Ihrige bey. |
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Bey einem Medico ist die Medicin nichts anders, als eine applicirte Physic,
womit also sattsam dargethan ist, daß sich der
Nutzen der Philosophie durch alle
andern Facultäten ausbreite, und man folglich von derselbigen als der
allgemeinen
Gelehrsamkeit
den Anfang im Studiren machen müsse, |
wie
Walch in den Gedancken
vom Philosophischen Naturell c. 3. §. 15. 16. p. 138 sq.
erwiesen hat. Man lese auch Jacob Bernards oration de
philosophiae utilitate, eusque ad ceteras disciplinas comparandas necessitate. |
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Doch hats an solchen Leuten, welche die Philosophie verachtet, und sie bald
vor schädlich, bald vor unnützlich ausgegeben, nicht gefehlet. Diejenigen, die
wider die heydnische Philosophie geschrieben, als Tarianus in
einer oration ad graecos und Hermias in einer
irrisione gentilium philosophorum, der ihr die vielerley Secten vorwirfft,
und sie zu einer Thorheit machet, gehören eigentlich hieher nicht, indem wir
selbst nicht in Abrede sind, daß diese
Welt-Weisheit gar schlimm ausgesehen, man
mag ihre theoretische oder practische Lehren ansehen. |
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Wenn Tertullianus adversus Hermogenem cap. 8. die
Philosophos haereticorum patriarchas genennet, so können wir eben nicht
sehen, warum er deswegen so sehr zu tadeln, ob wohl der Herr Heumann
in den act. phil. vol. I. p. 319.
schreibet, daß wie er selbst kein
Philosophus; also sey er ein Ertz-Feind von derselben gewesen, die er hin und
wieder sapientiam secularem genennet. Denn daß aus der heydnischen
Philosophie viele Ketzereyen entstanden, und zwar nicht bloß durch ein Versehen
und Mißbrauch der Ketzer, als vielmehr durch ihre Lehr-Sätze, ist eine
ausgemachte Sache, auch von |
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{Sp. 2020} |
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Walchen in der diatrib. priori de interpretatione novi
foederis ex histor. philos. §. 3. mit
Exempeln erwiesen worden. |
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Zu den neuern Zeiten hat sich Daniel Hofmann, ehemaliger
Professor zu Helmstädt, sehr feindselig gegen die Philosophie bezeiget, und
indem er sie beschuldigte, daß sie der
heiligen Schrifft zuwider, sie vor ein
Werck des Satans und des Fleisches
ausgegeben, worüber nun eine Controvers: ob nehmlich die Philosophie der
heiligen Schrifft zuwider sey? entstunde. |
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Einige, als Joh. Angelus Werdenhagen, Johann Müller, Wilhelm Schilling,
konnten auf die Thorheit kommen, daß sie dem Hoffmann beytraten, dem sich
andere, Johann Caselius, Cornelius Martini, Owenus Günther widersetzten, bey
welcher Gelegenheit auch Albertus Grawerus sein
Buch de
unica veritate, Jacobus Martini aber seinen
Vernunfft-Spiegel geschrieben. |
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Solche Schicksale muß die Philosophie auch zu unsern Zeiten, so glücklich
sie sonsten ist, über sich ergehen lassen, daß wenn man sie gleich so offenbar
und so grob nicht verdammt, so geschichts doch auf eine subtilere; aber auch
gefährlichere Art. Denn nachdem man gesehen, daß die wahre Philosophie
vernünfftige
Leute mache, welche die Vorurtheile ablegen, und das sclavische Joch der
Meynungen von sich werffen, so hat man wohl
erkannt, wie dieses dem
Particulair-Interesse nachtheilig sey, und ist daher bedacht gewesen, entweder
alle Philosophie wegzuschaffen; oder doch wenigstens die eclectische abzuweisen. |
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Solchem Beginnen eine scheinbare Farbe anzustreichen, hat man die
Philosophie den Leuten in einer üblen
Gestalt
vorgestellet. Denn sie führen an, was vor Irrthümer mancher
Philosophus habe,
die eben daher entstünden, wenn man seine
Vernunfft brauche, welche man gefangen nehmen müste unter
dem Gehorsam Christi, 2 Cor. Cap. 10. v. 5 die auch sonst in der heiligen
Schrift als blind und verfinstert beschrieben werde, weswegen auch Paulus schon
zu seiner Zeit
gesagt: sehet zu das euch niemand beraube, durch die Philosophie,
Coloss. Cap. 2. v. 8. welche
Gründe aber nichts auf sich haben. |
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Daß einige
Philosophen durch den Mißbrauch ihrer Vernunfft sich auf
Irrthümer und gefährliche Lehren bringen lassen, ist wohl nicht zu läugnen; so
wenig man aber die Christliche Lehre um des willen verwerffen wird, weil unter
den Christen Ketzer aufgestanden, so wenig wird ein vernünfftiger
Mann übel auf
die Philosophie zu
sprechen seyn, wenn gleich selbige einige nicht auf gehörige
Weise gebraucht? Denn dafür kan nicht die
Kunst, sondern der, welcher damit
umgehet. |
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So ist auch eine unlaugbare
Wahrheit, daß unsere Vernunfft nach dem
Fall
sehr verderbet und verfinstert worden; man gewinnt aber auch dadurch wider die
Philosophie nichts. Denn wie solche Vergünstigung nur was zufälliges, der durch
die Vernunfft noch nicht aufgehört, eine Vernunfft zu seyn, also äussert sich
selbige vornemlich in
geistlichen Sachen, weswegen auch Paulus
saget: der natürliche
Mensch
vernimmt nichts vom Geiste
GOttes, 1 Cor. Cap. 3. v. 14. Wenn er Coloss.-Cap. 2. v. 8
warnet, daß man sich vor die Philosophie in acht nehmen soll, so weisen alle
Umstände, wie er von den Juden
redet, welche zum theil die Platonischen
Lehr-Sätze in ihrer Religion |
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{Sp. 2021|S. 1028} |
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mischten. |
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Hat dieses seine Richtigkeit, so fragt sich vor das andere: Wie die
Philosophie füglich zu lernen? |
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Zum
Grund muß ein besonderes Naturell liegen, davon wir schon oben im
Artickel:
Naturell, im XXIII
Bande p. 1239.
u.ff. was angemercket, und diese
Materie in dem Artickel:
Naturell des
Verstandes, ebend. p. 1243. u.ff. weitläufftig abgehandelt; |
wobey auch Weitzmanni disp. de ingenio ad philosophandum
nato Jen. 1721 zu lesen ist. |
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Ist dieses da, so muß es durch Fleiß und Ubung in eine solche
Geschicklichkeit gebracht werden, daß wir dasjenige, was von einem
Philosopho
erfordert wird, auszurichten vermögend werden. |
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Der Eigenschafften einer[1] wahren Philosophie
sind überhaupt zwey. |
[1] |
HIS-Data: korrigiert aus: eines |
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1) |
Der
rechtmäßige Gebrauch der
Vernunfft in Untersuchung der
Wahrheiten, wobey man so wohl
auf die Gräntzen, wie weit er sich erstrecke, als auf die Sachen, die
man zu untersuchen hat, sehen muß. |
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Ein wahrer
Philosophus braucht seine Vernunfft,
und bedienet sich der
Freyheit zu gedencken, folglich weil er weiß, daß in philosophischen
Sachen kein Glaube statt hat; so befreyet er sich insonderheit von dem
Vorurtheil des menschlichen
Ansehens,
und erwählet lieber die eclectische als sectirische Art zu philosophiren. |
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Die Pythagoräer führten sich nicht philosophisch
auf, wenn sie das autos epha,
ipse dixit, zum Wahlspruch führten. Unter solchem philosophischen
Joch stacken die Scholastici und unsere Vorfahren, die sich dem
Aristoteli gleichsam als
leibeigen ergeben hatten. Rich. Simon in bibl.
erit. tom. 3. c. 18. erzählet, daß in Spanien auf der
Universität zu Salamanca die Professores schwören müssen, bey dem
Aristotele und Thoma zu leben und zu
sterben. Gassendus
lib. 1. exercit. paradox. 3. §. 1. gedencket eines
Aristotelici, welcher bekannt, daß er allezeit vor die Aristotelische
Lehre zu sterben bereit sey. Man erzählt auch von dem Francisco Redo,
daß er aus Eherbietigkeit gegen den Aristotelem, in keinen Tubum sehen
wollen, damit er nicht überführet werde, Galiläus a Galiläis habe
gewisse Sterne entdeckt, davon Aristoteles nichts gewust, |
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dergleichen
Exempel Lilienth. de machiavellismo litterario p.
26. sqq. anführet. |
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Doch weiß ein rechter
Philosophus bey dem
Gebrauch der Freyheit zu gedencken sich in gehörigen
Schrancken zu
halten, und nimmt seine
Vernunfft in
Dingen, die über deren
Begriff gesetzet sind,
wie die Geheimnisse, gefangen, erwählet auch noch solche
Materien; deren
Erkänntniß
vor andern nöthig und nützlich ist. Denn ob wohl nach der göttlichen
Absicht, alle Wahrheit ein Gut, so ist doch immer eine nöthiger und
besser, als die andere, daher man wegen Kürtze des
Lebens vornemlich
dahin zu sehen, daß man mit den nöthigen
Wahrheiten fertig werde. |
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Eben dadurch verrieth sich die Scholastische
Philosophie als eine falsche und unächte, weil sie sich mit Grillen und
Subtilitäten aufhielt; und ob man schon vor dem darinne eine grosse
Weißheit suchte, so
schreibt doch
Thomasius in
introd. ad philos. aulic. c. 15. §. 17. gar recht: Man halte sichs
vor eine Ehre, wenn man die närrischen Subtilitäten der Scholasticorum
nicht weiß. |
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Von solchen Schlag ist auch die Lullistische
Philosophie, dafür zwar Morhof in polyhistor. |
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{Sp. 2022} |
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litterar. lib. 2. cap. 5.
grosse Hochachtung bezeuget. Es kan hier gewisser massen des Henrici
Cornelii Agrippä
Schrifft:
de incertitudine et vanitate scientiarum gelesen werden, worinnen er
viele
Wahrheiten hat, ob er gleich in der Haupt-Sache zu weit gegangen. |
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2) |
Gehört zu einem wahren
Philosopho auch die
Ausübung der
erkannten Wahrheiten, das ist, er muß auch philosophisch
leben, und nicht nur in der Lehre, sondern auch im
Leben einen
Philosophum vorstellen. |
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Denn daß man Theorie und Praxin mit einander
verknüpffen müsse, ist schon oben erwiesen worden, welches auch zum
theil die Alten
erkannten. |
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Es hat daher Euripides
gesaget: [ein Satz
griechisch], ich hasse denjenigen Philosophum, der nicht vor sich selbst
weise und klug, welchen Vers auch Cicero lib. 13. epist.
15. n. 4. angeführet. Seneca ep. 96.
schreibet; die
alte
Weißheit hat nichts anders gethan, als daß sie gezeiget, was zu
thun und zu lassen, und damahls waren die Leute besser. Eben deswegen
stunde Socrates in einem grossen Ansehen, von welchem Cicero lib.
2. de fin. bon. et mal.
saget: daß er mit Recht ein
Vater der
Philosophie könnte genennet werden; die Ursach aber weiset Seneca
epist. 71. Socrates hat die gantze Philosophie wieder zu einer
thätigen Weißheit gemacht, und
gesagt, daß dieses die höchste Weißheit,
wenn man das Gute und
Böse von einander unterscheide. |
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Zu solcher Ausbesserung des philosophischen
Naturells sind gewisse Mittel nöthig, die zweyerley sind, theoretische
und practische. Denn die Verbesserung geschicht durch die
Kunst; die
Kunst ist eine durch Fleiß und Ubung erlangte
Geschicklichkeit; die
Ubung aber, wo sie wohl gegründet und gründlich seyn soll, setzet eine
gute Theorie voraus, und dabey sind die Mittel entweder theoretische
oder practische. Jene begreiffen die
Regeln, die man in philosophischen
Sachen von andern höret, oder in
Büchern lieset; folglich soll man
philosophische
Schrifften
lesen, welche wenigstens das
Werck erläutern. Wie aber Seneca epist.
45.
saget: es käme nicht darauf an, daß man viele
Bücher besässe,
sondern sich gute ausläse; also hat man bey der so grossen Menge der
philosophischen Schrifften auch einen guten Unterscheid zu halten, und
im Lesen alles zu prüfen, und das Beste zu behalten. |
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Der practischen Mittel sind zwey, |
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1) |
die Application, wenn man eine zwar überhaupt
begriffene General-Regel an den vorkommenden Special-Fällen begreifft,
dergleichen in allen Theilen der Philosophie kan angestellet werden.
Denn hören wir andere Leute urtheilen,
raisonnieren, irren, etwas
beweisen, widerlegen, so macht man eine logische Application; eine
physische hingegen, wenn wir z.E. den Donner hören, einen Nebel sehen,
vor einem brennenden Feuer stehen, u.s.w. und eine
moralische, wenn wir
die Handlungen und Absichten der
Menschen
bemercken. Solche Application setzet Special-Fälle, oder Exempel voraus,
zu deren
Erkänntniß
wir durch die
Erfahrung
und Lesung der
Bücher gelangen können. |
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2) |
Die Ausübung, wenn man nach den erkannten
Regeln
sein würckliches Verfahren einrichtet, woraus, wenn solches öffters
geschiehet, nach und nach ein Habitus erwächset, |
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von welchen Mitteln
Walch |
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{Sp. 2023|S. 1029} |
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ausführlich in den Gedancken vom philosophischen
Naturell c. 2. §. 3. sqq. p. 64. gehandelt. |
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Von der
Historie der Philosophie siehe den
Artickel: Philosophische
Historie. |
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