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Philosophie, Philosophia. |
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Wir wollen hier erstlich auf das
Wort sehen, hernach auf die
Sache selbst
kommen. |
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Wort |
Das
Wort Philosophie ist eigentlich
Griechisch, und kommt her von philein sophian,
daß es also nach seinem
Ursprung soviel als eine
Liebe zur
Weisheit anzeiget. |
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Pythagoras soll zuerst den
Namen eines
Philosophen
angenommen, und sich nur einen Liebhaber der Weisheit genennet haben; nachdem
vorher dergleichen Leute sophoi, das ist weise
genennet worden, |
wovon
- Menage in den Anmerckungen über den Diogenem Laertium
lib. 1. segm. 12.
- Scheffer de constit. philos. Ital. cap. 6.
- und Lipsius in manuduction. ad philosoph. Stoic.
lib. I. Diss. 6.
zu lesen. |
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Ausser dem Pythagora hat sonderlich Porphyrius unter den Alten den Namen
eines
Philosophi geführet, wie Holsteinius in vita Porphyr. cap. 6.
angemercket. |
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Einige legen dieses dem Pythagorä zu
Ehren aus,
weil er geglaubet,
GOtt allein gehörte der
Name
eines Weisen, daher er aus einer besondern Bescheidenheit sich lieber einen
Liebhaber der
Weisheit nennen wollen. Es ist aber glaublicher, daß ein
hochmüthiger Eigensinn dahinter gestecket. Denn weil der
Titel sophos zu
seiner Zeit gar zu gemein war, er aber, wie aus allen Umständen seines
Lebens zu
ersehen, einen ziemlichen Hochmuth hatte, so wolte er darinnen was besonders
haben, und that nach Art vieler Ehrgeitzigen etwas, das sonst dem Ehrgeitz
entgegen zu seyn scheinet. |
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Man hat das
Wort Philosophie auf verschiedene Art gebraucht. Einmal hat man
dasselbige genommen in gantz weiterm
Verstande, entweder vor die
Weisheit überhaupt, daß sie auch
die Rechts-Gelehrsamkeit und Medicin in sich fasset, und der Theologie entgegen
stehet. |
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Vors andere hat man ihre Bedeutung etwas enger eingeschlossen, und die
Philosophie der Theologie, Rechts-Gelehrsamkeit und Medicin entgegen gesetzet;
sie faßt aber nach diesem
Sinn die so genannten schönen Wissenschafften, (litteras
humaniores) unter sich, welche Bedeutung bey den vier Facultäten der
Wissenschafften auf
Academien fürkommt. |
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Die eigentliche Bedeutung ist, wenn man die gedachten litteras
humaniores nicht mit darunter begreifft, und nur die eigentliche
philosophische Disciplinen, welche Bedeutung hieher gehöret. |
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Endlich ist auch dieses
Wort zuweilen in engerm
Verstand genommen worden,
entweder vor die Philosophie, so nur in der Theorie beruhet, daß also ein
Philosophus derjeni- |
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{Sp. 2013|S. 1024} |
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ge sey, der nur mit Speculationen umgehet, daher auch einige Alten einen
Politicum von einem
Philosopho unterscheiden; oder vor die philosophische Moral
allein, wie aus der Historie des Socratis zu ersehen; oder vor die
Metaphysic, die
Aristoteles, weil sie der vornehmste Theil sey, schlechterdings Philosophie
genennet; oder vor die Physic und Chymie allein, |
von welchen verschiedenen
Bedeutungen
- die Obs. Hallens. tom. 6. Obs. 21. p. 163.
- Heumann in actis philosoph. part. 1. p.
74.
- und Walchens Entwurff der allgemeinen Gelehrsamkeit,
lib. 3. p. 1. §. 3.
zu lesen. |
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Wie aber die Kirchen-Väter dieses
Wort gebrauchet haben, dieses weiset
Jonsius de scriptoribus histor. philosoph. lib. 3.
cap. 4. § 3. |
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Man
nennet auch die Philosophie eine
Weisheit, eine
Welt-Weisheit, von welchen
Wörtern in besondern
Artickeln gehandelt
worden. |
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Theoretische Betrachtung |
Doch wir kommen zur
Sache selbst, und stellen eine
theoretische und
practische Betrachtung kan. Nach jener
müssen wir sehen |
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1) |
Was die Philosophie sey? Die Alten haben sie
genennet eine
Erkänntniß
göttlicher und menschlicher
Dinge, nebst den
Ursachen,
darauf selbige beruhen, man kan aber nicht gewiß
sagen, wer davon
eigentlich Urheber. Denn diese Beschreibung wird bald dem Pythagorä,
bald dem Platoni, bald den Stoicis beygeleget. Man findet auch in der
Pythagoräischen und Platonischen Philosophie, daß sie dieselbe eine
Meditation des
Todes, eine Gleichförmigkeit mit
GOtt, so viel in des
Menschen
Kräften
stehet, genennet. Man kan aber dieses vor keine Definitionen ausgeben, |
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wovon zu lesen Lehmanns observ. in Buddei philos.
tom. 1. p. 54. |
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Die neuern haben diese Definition auf
verschiedene Art eingerichtet, wie man leicht aus deren
Schrifften
sehen kan.
Wolff beschreibet sie durch eine
Wissenschaft aller möglichen Dinge: wer und aus was
Ursachen diese Definition verworffen, findet man in Carl Günther
Ludovici Historie der Wolfischen Philosophie, wo auch die Schriften
angezeiget, die ins besondere davon handeln; man lese auch den
Artickel:
Wolfische Philosophie. |
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Der berühmte
Walch in seinem
Philosophischen Lexico erkläret sie durch eine judicieuse Erkänntniß
allgemeiner
Wahrheiten von göttlichen und menschlichen Sachen vermittelt
der gesunden
Vernunfft, so daß wir dadurch die
Ehre
GOttes und die menschliche Wohlfahrt befördern können. Bey dieser
Beschreibung kommen,
schreibet er, vier Umstände etwas genauer zu
untersuchen für. |
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a) |
Was ein
Philosophus vor eine
Erkänntniß
haben müsse, welche wir eine judicieuse nennen, und zu
verstehen geben,
daß die
Wahrheiten, damit ein Philosophus umgehet, einem nicht gleich in
die Augen fallen; selbige aber gleichwohl auf eine gründliche Art müssen
erkannt werden. Diese Gründlichkeit bestehet darinnen, daß man von dem,
was man meynet, seine
Ursachen,
als die
Gründe anzugeben, und also eine
Wahrheit mit der andern zu
verknüpffen wisse, mithin was ein Philosophus behauptet, muß wahr seyn,
es sey nun gewiß oder wahrscheinlich. |
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Doch muß diese Erkänntniß auch lebendig und
kräftig seyn. Lebendig wird sie, wenn das menschliche
Gemüth dadurch in eine
Bewegung gebracht wird, daß wie selbiges überhaupt an den
erkannten |
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{Sp. 2014} |
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Wahrheiten ein Vergnügen haben muß, also wird
solches nach der unterschiedenen Beschaffenheit der Wahrheiten, die mit
Bewegungs-Gründen verknüpft seyn müssen, bald auf diese, bald auf jene
Art gereitzet; kräftig hingegen ist sie, wofern man nach den erkannten
Wahrheiten würcklich sein
Thun und Lassen einrichtet. |
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b) |
Welches das Objectum der Philosophie, so wir
göttliche und menschliche Sachen genennet. |
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Durch die göttliche
verstehet man
GOtt und seine Geschöpffe; durch die menschliche aber die
menschlichen Handlungen. Von solchen
Dingen handelt ein
Philosophus so,
daß er
Wahrheiten davon zeiget, welche in Ansehung ihres
Grundes, daß
sie aus der
Natur
der
Sache durch die
Vernunft zu
erkennen, natürliche; in Ansehung des Nutzes
aber, der sich von ihnen in allen Theilen der
Gelehrsamkeit
ausbreitet, allgemeine Wahrheiten sind. |
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c) |
Aus was vor einem
Grund ein Philosophus seine
Wahrheiten erkenne? |
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Es geschicht dieses vermittelst der gesunden
Vernunft, welche sich dabey eines zweyfachen Lichtes bedienet. Das eine
ist das Licht der Natur, welches der
Grund in der Natur ist, daraus die
Vernunft etwas
erkennet, daß gleichwie sonst das ein Licht in der
Welt
pfleget genennet zu werden, was die umstehenden
Cörper sichtbar machet, daß wir sie sehen können; also
verhält sich die Natur gegen den
Verstand
wie ein Licht, das er dadurch die
Wahrheit
erkennen kan, so fern sich
demselbigen die
natürliche Dinge in ihrer Beschaffenheit,
Ordnung und
Endzweck präsentiren. |
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Das andere ist das Licht der Vernunft, dadurch
man gar füglich die Grund-Sätze der Vernunft
verstehen kan; welche bey
Erkänntniß
der besondern
Wahrheiten wie ein Licht dienen, und entweder sind
principia formalia, welche zur
Form
vernünfftiger
Schlüsse gehören, oder materialia, so die
Materie
derselben betreffen. |
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Von diesem zweyfachen Licht ist die Vernunfft
selbst als eine erlangte
Geschicklichkeit wohl zu gedencken,
unterschieden. Hier könnten wir weisen, worinnen der wahre Gebrauch der
Vernunft bey einem
Philosopho bestünde, es ist dieses aber in dem
Artickel:
Vernunft, zu finden. |
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d) |
Was die Absicht der
Philosophen sey? |
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Die eine und zwar die Haupt-Absicht ist die
Beförderung der
Ehre
GOttes, dazu ein
Philosophus die schönste Gelegenheit hat,
wenn er dessen
Existentz aus der
Natur
wider einen
Atheisten
beweiset; durch eine Erklärung der natürlichen
Würckungen dem Aberglauben den Weg versperret; durch Betrachtung des
Welt-Gebäudes zur Erkänntniß der göttlichen Weisheit, Allmacht und
Gütigkeit Gelegenheit macht, und durch Auslegung der natürlichen Gesetze
die Menschen
zu einem vernünfftigen
Leben anweiset. |
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Die andere Absicht ist die Beförderung der
menschlichen
Geschicklichkeit, so wol anderer als seiner eigenen, so
fern sich selbige auf dieses
Leben erstrecket. Denn sie führt den
Menschen an zum rechten Gebrauch der Vernunft, zu einem äusserlichen
ehrbaren Wandel; und in Ansehung des
Cörpers,
legt sie durch die Physic einen
Grund der Medicin, zu geschweigen, wie
sie eine Anleitung der
heiligen Schrift werden kan. |
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Nun sehen wir
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2) |
wie vielerley die Philosophie sey? womit die
Frage von |
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{Sp. 2015|S. 1025} |
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der Partition derselben, aus was vor Theilen,
oder Disciplinen sie bestehe? nicht zu vermischen, davon wir hernach
reden wollen. |
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Es ist eine bekannte Abtheilung, daß man
saget,
die Philosophie sey entweder eine Theoretische (theoretica,
speculativa) oder practische (Practica, Activa)
welches schon Aristoteles gebraucht. Weil einige neuern gesehen, daß man
dahin nicht füglich alle Theile der Philosophie bringen könne, so haben
sie solche vielmehr in eine
Instrumental- und
Principal-Philosophie, Philosophiam Instrumentalem und
Principalem; die letztere aber in eine theoretische und
practische abgetheilet, welche in der
Sache selbst ihren
Grund hat. |
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Man hat noch andere Eintheilungen, die aber nicht
viel nutz sind. |
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Theilt man sie in die wahre und
falsche, (veram und falsam)
so verdient die letztere nicht den
Namen einer Philosophie. Denn indem
man dabey nicht der gesunden
Vernunft, sondern den Vorurtheilen und
Affecten folget, mit
unnützen Sachen umgehet, und keine redliche Absichten hat, so kan dieses
in
Wahrheit vor keine Philosophie gelten. |
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Gleiche Bewandtnis hat es, wenn man sie in eine
Dogmatische und Sceptische (Dogmaticam
und Scepticam) eintheilet, und durch jene diejenigen
verstehet,
welche auf gewisse
Principia gegründet, folglich ihre
Wahrheiten hat,
und nach einer gewissen
Ordnung vorgetragen wird; durch diese aber
diejenige, da man allezeit in Zweifel stehe. Denn wenn jemand ein
Scepticus ist, so kan er kein
Philosophus seyn. |
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Man hört auch viel von der sectirischen
und eclectischen Philosophie, welcher Unterscheid nicht
auf die Philosophie selbst, sondern auf die Art, wie man sie tractiret,
gehet. Siehe indessen von diesem beyden besondere
Artickel. |
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Man könnte leichte vielerley Eintheilungen
machen, als in Ansehung der Zeit in die alte, mittlere und neuere; in
Ansehung der Urheber und der verschiedenen Secten in die Aristotelische,
Stoische, Epicurische, Platonische, Cartesianische u.s.w. Es ist aber
eine andere Frage: wozu sie nutz sey? |
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Ausser dem müssen wir sehen |
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3) |
welches die
Theile, oder
Disciplinen der
Philosophie sind, und wie sie zusammen hängen? |
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Wie viel eigentlich der philosophischen
Disciplinen sind, darinnen sind die
Lehrer der
Welt-Weisheit nicht
einig. Plato machte drey Theile der Philosophie, einen
vernünftigen,
natürlichen und
moralischen, welche Abtheilung auch die Stoicker hatten;
Epicurus aber meynte, sie hätte nur zwey Theile, den Physischen und
Moralischen, und was andere den vernünftigen heissen, nennte er
canonicam, und achtete die
Logic, die er in gewisse Canones
einschloss, vor ein Neben-Werck. |
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Aristoteles theilte die Philosophie in eine
theoretische und practische, und rechnete zu jener die
Metaphysic oder
Lehre von
GOtt, die Astrologie, das ist die Lehre vom Himmel, und die
Physic, oder vom natürlichen
Cörper; die practische aber war nur eine Politic, davon er
die Ethic zu einem Theil machte, worinnen zwischen ihm und den andern
Philosophen ein Unterscheid war. |
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Denn die Platonici, Stoicker und Epicuräer
verstunden durch die Moral-Philosophie bloß die Ethic, welche mit der
innerlichen Einrichtung des Gemüths beschäftiget sey, daher auch
Diogenes Laertius lib. I. segm. 18.
sagt, es wären |
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{Sp. 2016} |
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drey Theile der Philosophie, die Physic, Ethic
und Dialektic. Es
saget zwar Seneca epist. 89
nachdem er vorher angeführet, wie die meisten die Philosophie in eine
moralische, natürliche und vernünftige abgetheilet, daß einige von den
Peripateticis noch den vierten Theil hinzu gesetzet, nemlich die
Staats-Lehre, und andere die Öconomie, hingegen war bey ihnen die Ethic
ein Stück der Politic. Von der
Logic gedachten sie nichts, weil sie
meynten, sie sey nicht so wol ein Theil, als vielmehr ein
Instrument der
Philosophie, worinnen die Stoici von ihnen abgiengen, siehe
Voßium de natura et constitutione logicae cap. 6. es
hatte aber dieser Streit nicht viel zu
sagen. |
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Man lese hier nach
- Diogenem Laertium lib. 5. Segm.
28. und lib. 6. Segm. 39. 40.
-
Thomasium in introd. in philos.
aulic. cap. 2. §. 8. seqq.
- nebst Lipsii manuduct. ad
philos. Stoic. lib. 2. diss. 5. und 6.
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Aus diesem erhellet, daß die Alten ausser der
natürlichen Rechts-Gelehrsamkeit keine besondere moralische Disciplin
gemachet, dabey es auch die Scholastici bewenden lassen. |
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Zu den neuern Zeiten hat man hierinnen eine
Verbesserung vorgenommen, ob wohl die
Philosophen in Erzählung der
Disciplinen und Vorstellung ihres Zusammenhangs nicht einig, welches aus
verschiedenen Ursachen geschehen. Denn einmahl hat man zuweilen das
Wort
Philosophie in weiterm
Verstand genommen, folglich darunter solche Disciplinen
gefasset, die eigentlich dahin nicht gehören, welches die Ramisten
gethan, und unter andern die Grammatic, Rhetoric, Mathesin u.s.w. als
Theile der Philosophie angesehen, deren Eintheilung
Thomasius in
introd.
in philos. aulic. cap. 2. §. 21. vorgestellet, welcher selbst §. 66.
seqq. die Philosophie in instrumentalem und principalem getheilet, und
zu jener die Grammatic, Poesie, Rhetoric und Historie gerechnet, darum
sich ietzo niemand als ein
Philosophus bekümmert. |
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Hernach ists auch geschehen, daß man sich von
dieser oder jener Disciplin ungleiche
Begriffe gemacht, und daher auf
eine Abtheilung verfallen, z.E. manche verstehen durch die Physic nur
die Lehre von den natürlichen
Cörpern, und sehen daher die Pneumatic als einen besondern
Theil an; da hingegen andere, indem sie durch die Physic eine Lehre der
natürlichen Dinge verstehen, darunter auch dasjenige begreiffen, was
jene in der Pneumatic haben. |
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So gehts auch mit der
Metaphysic. Einige hängen
sie als eine Zugabe an die
Logic; oder machen einen besondern Theil der
Philosophie daraus, der entweder gantz zu erst stehen müste; oder mit
zur Instrumental-Philosophie gehöre, welches eben daher kommt, daß man
durch die Metaphysic, bald diese, bald jene Lehre verstanden. |
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Ein gleiches siehet man an der natürlichen
Rechts-Gelehrsamkeit. Denn indem einige nur die
Pflichten gegen andere
darinnen vortragen, so haben sie zu der Abhandlung der Pflichten gegen
GOtt oder von der natürlichen Religion eine besondere
Disciplin ausgesetzet. |
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Es sind weiter die verschiedenen Abtheilungen
daher kommen, daß man bald diesen bald jenen
Grund der Eintheilung
geleget, darunter derjenige der beste, welcher vom Objecto, worinnen das
Wesen einer Disciplin bestehet, hergenommen ist. Die Sachen, die also in
der Philosophie vorgetragen werden, sind |
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{Sp. 2017|S. 1026} |
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entweder gäntzlich oder nur einiger massen
unterschieden, daher man die philosophische Disciplinen nach einem
zweyfachen
Grund abzumessen und einzurichten hat. Denn wie die
physischen und moralischen
Dinge vornemlich von einander unterschieden
sind, also veranlasset dieser Unterscheid die zwey Haupt-Disciplinen der
Philosophie, die Physic und die Moral; weil aber selbige in ihrer
Formalität
Wahrheiten in sich fassen, so ist nöthig, daß man vorher eine
Disciplin von der
Erkänntniß
der
Wahrheit überhaupt habe, welches die
Logic ist. |
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Jede von diesen kan wieder ihre Neben-Disciplinen
haben, nachdem die
Materie, die in jeglicher fürkommt, wieder
unterschiedlich ist, daß man unter andern die Moral in die
Ethic,
natürliche Rechtsgelehrsamkeit und Politic abtheilen kan. |
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Es kan der Zusammenhang der philosophischen
Disciplinen auf folgende Art gezeiget werden; die gantze Philosophie
handelt entweder von der
Wahrheit überhaupt, welches philosophia
instrumentalis; oder von den natürlichen Wahrheiten insonderheit,
welches die philosophia principalis. Jene zeiget, wie die
Wahrheit durch eigenes Nachdencken zu
erkennen, so die
Logic, in
Schrifften
anderer zu suchen, wozu den Weg bahnt die Hermeneutic. Die
erkannten
Wahrheiten andern wieder mitzutheilen, welches die Didaktic nebst der
Ontologie, so fern sie nur die philosophische Terminos erkläret. |
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Die philosophia principalis handelt
entweder von physischen
Sachen, so die Physic in weiterm
Verstand; oder von moralischen, so die Moral in weiterm
Verstand. Die Physic in weiterm Verstand fasset in sich die Lehre von
der
Materie und vom
Geist überhaupt, so einige die
Metaphysic nennen;
die Lehre von den natürlichen
Cörpern, so die Physic in engerm Verstand,
und die Lehre von den Geistern, so die Pneumatic ist. Die Moral im
weitern Verstand zeiget die
vernünfftige Einrichtung des
Gemüths, so die
Ethic, und die vernünfftige Einrichtung der würcklichen Handlungen nach
einer Richtschnur entweder des
Gesetzes, so die natürliche
Rechts-Gelehrsamkeit, oder des Rathschlags, welches die
Klugheit zu
leben. |
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Die natürliche Rechts-Gelehrsamkeit handelt von
den
Pflichten gegen
GOtt, so die natürliche Religion; von den Pflichten gegen
andere, so das jus naturae im engern Verstand nebst dem
Völcker-Recht, und von den Pflichten gegen sich, so die Lehre von dem
ehrbaren |
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Die
Klugheit zu leben zeiget, wie der
Nutzen zu
befördern einer bürgerlichen
Gesellschafft überhaupt, so die Staats-Lehre, und eines ieglichen Menschen
insonderheit, dahin die Haushaltungs-Klugheit mit gehöret. |
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Walch hat dieses in der
Einleitung in die Philosophie lib. I. cap. 1. 2. weitläufftiger
gezeiget, auch daselbst p. 45 in einer Tabelle den Zusammenhang
der Philosophischen
Disciplinen
vorgestellet. Zu Altorff ist 1718 von
dem Herrn Feuerlein eine
Disputation de polymathia
philosophica, sive necessaria connexione partium philosophiae
heraus kommen. |
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Dieses wäre die theoretische Betrachtung der Philosophie überhaupt gewesen. |
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