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Zedler: Teutsche Academien [1] HIS-Data
5028-42-1732-1-01
Titel: Teutsche Academien [1]
Quelle: Zedler Universal-Lexicon
Band: 42 Sp. 1732
Jahr: 1744
Originaltext: Digitalisat BSB Bd. 42 S. 879
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Übersicht
Entstehung bis zum 15. Jahrhundert

  Text   Quellenangaben
  Teutsche Academien.  
  Alle gute Wissenschafften hatten ehemahls in dem Römischen und Constantinopolitanischen Gebiethe bey Fortgang der Christlichen Religion sich eintzig und allein in die Clöster gezogen. Und gleiche Bewandniß hatte es auch damit in Teutschland. Da man nun in Italien, Franckreich, Spanien und Engelland hohe Schulen stiftete, und zu selbigen von der Jugend ein gar ungemeiner Zulauf war, so, daß auf mancher, deren Anzahl sich immer auf 20, 30 und mehr tausend Mann erstreckte, wie hiervon Conring in Dissert. Academ. und Middendorp de Academ. hin und wieder zu sehen;
  So wurden die Deutschen ebenfalls angereitzet, mit mehrerm Eifer und Menge sich auf das Studiren zu legen, welche in kurtzer Zeit auch dermassen anwuchs, daß die Clöster, wo man selbige trieb, sie alle zu fassen viel zu klein fallen wolten. Diesemnach entschlossen sich die teutschen Printzen selbige von dar heraus zu langen, an gewisse Örter zu verlegen, mit nöthiger Ordnung und eigener Obrigkeit zu versorgen, und zugleich die Disciplinen selber in gewisse Classen einzutheilen, welches also der wahre eigentliche Ursprung der teutschen Academien ist, zu welchen Zeiten dieser Nahme auch in Teutschland am ersten in dem Verstande bekannt ward, als er noch heut zu Tage gebraucht wird, welches doch vor dem 12 und 13 Jahrhundert nicht geschahe, wie von alle dem erwehnter Conring in dem angeführten Orte Dissert. V. weiter nachzuschlagen.  
  Hier aber entstehet die Frage, welche von sothanen errichteten teutschen Academien die älteste sey. Wenn es dem Middendorp im angeführten Ort Lib. V. und einigen andern nachgienge, so müste  
 
1) Die Trierische den Preiß des Alterthums vor allen behalten, ja deren Anfang gar biß in das 4 Jahrhundert nach Christi Geburt fallen, indem einer, Nahmens Agritius, der vor einen Heiligen gehalten wird, auf Befehl des Pabsts Sylvesters und des Kaysers Constantins des grossen alda eine Universität gestiftet habe, welches wie obiger Autor will, um deßwillen geschehen, weil Constantin, des Grossen Mutter aus Trier bürtig gewesen.
 
 
Allein dieses ruhet auf einem sandigten Grunde, und hat Conring gewiesen, daß dazumahl an Universitäten noch nicht gedacht worden. Ob nun gleich zugestanden würde, daß der Agritius allda eine Schule angeleget, so wird solches doch nicht bewiesen, daß solches auch eine Academie gewesen. Diesemnach kan dieser ihre vorgegebenes Alter denen andern keinen Streit erregen, jedoch ist sie aus der Zahl der Academien nicht heraus zu nehmen, ob man gleich nicht sagen kan, wenn sie eigentlich zu einer geworden.
 
 
Sie hat nachher so viele Veränderungen ausgestanden, daß sie darüber in grossen Abfall, und bey nahe in völlige Vergessenheit gerathen, wie sie denn von einigen in der Zahl der teutschen Academien gar aussen gelassen wird. Es gedencket zwar Middendorp, daß sie von dem zu seiner Zeit lebenden Ertzbischoffe wiederum in etwas wäre angerichtet worden; allein die nachfolgenden
 
  {Sp. 1733|S. 880}  
 
schlimmen Zeiten mögen hier dermaassen den Druck gegeben haben, daß itzo von ihr fast nichts als das blosse Andencken übrig ist.
 
  Eben sothane Bewandniß des Alterthums halber hat es auch mit der  
 
2) Cöllnischen, die Middendorp am angeführten Orte bloß um deswillen vor sehr alt ausgiebet, weil die Stadt zur Römer Zeiten bereits in grossen Ansehen gestanden, und die Christliche Religion gar bald allda bekannt geworden. Allein dieses thut nichts zum Alterthum der Academien, obgleich nicht zu leugnen begehrt wird, daß es eine feine Schule daselbst möge gehabt haben, weil alles allda von Clöstern wimmelt, daher unter einer so entsetzlichen Menge eines und das andere gewesen seyn wird, das die freyen Künste zu lehren sich beflissen gehabt.
 
 
Es muß auch Middendorp selbst gestehen, daß sie nicht eher als 1388 den 21 Junius nach damahligem Calender, von Pabst Urban dem IV. zu einer rechten Universität gemacht, in allen nach der Parisischen, die ihre Mutter genennet wird, eingerichtet, und ihr eben dergleichen Privilegien ertheilet worden, worauf 1389 am Sonntage Epiphanias in der Decheney der Haupt-Kirche M. Gerhardus von Calcar in Gegenwart aller Geistlichen und des Raths der Stadt seine erste Lection über das 60 Capitel des Propheten Esaiä angefangen. Der erste Rector sey gewesen Hertlin von der Marck.
Die weitere Nachricht von dieser Academie stehet beym Middendorp am angezogenen Orte.
  Nicht weniger streitig ist der Ursprung der  
 
3) Wienerischen Academie, von welcher Middendorp … gedencket, als ob sie Kayser Friedrich II.1237 bereits gestiftet habe, da sie denn nachmahls von Rudolph dem III. Albert dem II. und Leopold dem II. allerseits Ertz-Hertzogen zu Österreich in weiteres Aufnehmen wäre gebracht, ihr auch zum Dociren bessere Häuser angewiesen worden. Doch Conring bringet Dissert. Acad. V. bey, daß selbige damahls nicht zu Stande gekommen, sondern erst 1360 ihre Vollkommenheit erreichet habe. Indessen hat jedoch bey ihrer ersten Errichtung Pabst Urban der VI. ein Privilegium gegeben, und besonders die Theologie öffentlich zu lehren erlaubt.
 
 
Mehr erwähnter Middendorp leget ihr … merum Imperium bey, oder daß sie in Civil- und Criminal-Sachen frey und ungebunden sprechen könne, welches gewiß was sonderliches ist.
 
 
Um die Jahre 1385 fand sich Johannes Buridamus zu Wien ein, dieser gelehrte Mann, Wilhelm Occams ehemahliger Schüler, ward zu Paris der Secte der neuen Peripateticorum halber samt dem heidelbergischen Marsilius von Inghen verstossen. Gleichwie nun dieser zu Heidelberg, also lehrete jener zu Wien nützlich. Bey solchem Aufnehmen der Universität theilten sie die Studien in 4 Facultäten ab, und eine iede Facultät erwehlte ihren besondern Patron, die Theologische Johannem den Evangelisten, die Juristen, den St. Ivonem; die Medicinische S.S. Cosmam und Damianum, und die Philosophische die heilige Catharinam. Ihre Rectores waren vor diesem unverehlicht, nachher aber haben sie die Erlaubniß zum Heyrathen erlanget. Sie blühet noch in ziemlichem Ruhm.
 
  Um aber nun denen näher  
  {Sp. 1734}  
  zu treten, deren Stifftung unzweifelbar, so führen deßfalls vor allen andern die  
 
4) Heidelbergische und Pragische den Vorzug, wie wohl einige diese vor jener errichtet zu seyn vorgeben.
 
 
Die erstere legte Pfaltzgraf Rupert der ältere oder der Rothe im Jahr 1346 an, und Pabst Urban der VI. confirmirte dieselbe; andere schreiben 1376 und etliche wohl gar 1386, welches letztere auch die bey ihrem letzten Jubelfest geprägte Müntze zu bekräftigen scheinet. Wenigstens ward sie in dem letztangezogenen Jahre mit vielen herrlichen Privilegien und Beneficien aufs neue begnadiget.
 
 
Sie ward im Anfange gäntzlich nach der Parisischen eingerichtet, als von welcher die meisten teutschen das Muster empfiengen. Marsilius von Inghen, von dem die Scribenten nicht einig, woher er gebürtig, lehrete auf selbiger am ersten, allwo er auch starb, und der Universität seine Schriften samt andern Dingen vermachte.
 
 
Es haben auf solcher iederzeit eine grosse Menge gelehrter Leute gelebet, unter denen Conrad Celtes, der die Poesie in Teutschland in Aufnehmen gebracht, nicht der geringste ist, den Preiß aber der grosse Salmasius davon trägt.
 
 
Ihre herrliche Bibliotheck ward in dem 30jährigen Kriege völlig zerstreuet, und gröstentheils durch den Leo Allatius nach Rom ins Vatican gebracht, woran zwar einige Gelehrte bißher gezweifelt haben, die aber der Burnet in seiner Reisebeschreibung in dem 4ten Briefe völlig überzeuget.
 
 
Sie hat sich nachher in etwas wieder erhohlet: allein in dem vorigen frantzösischen Kriege bekam sie einen tödtlichen Stoß, indem die Frantzosen im Jahr 1693 die Stadt Heidelberg völlig verwüsteten, wodurch zugleich die Academie zu Grunde gienge. Nach dem Ryßwickischen Frieden haben zwar Ihro Churf. Durchl. von Pfaltz sich bemühet, sie nebenst der Stadt wiederum etwas anzurichten; iedoch da das unruhige Franckreich denen an selbiges gräntzenden teutschen Musen noch immer die Ruhe verstöhret; So hat dieser ihr alter Sitz sich auch noch nicht recht wieder erhohlen können.
 
 
Die Liste aller Rectoren und gelehrten Professoren auf dieser Universität von 1386 biß 1624 hat Herr Tolner in Historia Palatina entworffen. Vom Jahr 1653 biß 1690 haben nicht weniger viele vortrefliche Männer daselbst gelehret, welche uns Lucä in seinem Europäischen Helicon nahmhaft gemacht; darunter Joh. Heinr. Hottinger, Friedrich Spanheim, Joh. Freinsheim, Samuel von Pufendorff und Heinrich von Coccejus nicht die geringsten sind.
 
  Die  
 
5) Pragische aber ward von Kayser Carl dem IV. 1360 gestifftet, und von dem damahligen Pabste confirmiret.
 
 
Die Menge der Studirenden, der es iederzeit allda gehabt, ist fast unglaublich, wie denn solche nie unter 20000; aber wohl dann und wann biß 40000 gewesen. Allein 1408 muste sie ein hartes ausstehen, indem auf einen Tag über 20000 Studenten weggiengen, darzu sie nicht der dem Huß angethane Affront, und weil man seine Lehre verdammete, antriebe, sondern weil die Böhmen die Teutschen allzusehr beleidiget hatten,
davon Lucä im Europäischen Helicon mit mehrern kan nachgesehen werden.
 
Sie ist nachher zwar wieder in Aufnehmen, doch nicht in denjeni-
 
  {Sp. 1735|S. 881}  
 
gen Flor gekommen, darinnen sie sich ehemahl befunden.
 
  Dieser folget die  
 
6) Erfurtische, welche im Jahr 1392 fundiret worden. Allein daß sie Dagobertus, der Francken König gestiftet haben soll, ist falsch, und ein blosses von einigen müßigen München ersonnenes Mährlein, indem damahls, als Dagobertus lebete, es um die Studien noch kein solch Ansehen hatte, daß man Universitäten hätte errichten sollen. Zudem sind die Patronen dieser Fabel nicht einig, welcher Dagobertus es gewesen, in dem der gelehrte Jesuit Henschenius in seiner wohl ausgearbeiteten Diatribe von diesen Dagobertis deren 3 angiebet.
 
 
Pabst Bonifacius der IX. hat sie mit vielen verschiedenen ansehnlichen Privilegien versorget, und auf selbiger haben sich iederzeit eine grosse Menge gelehrter Leute befunden: alle Jahre pfleget der Rector Magnificus ihre Statuta und Leges zu verlesen, und dabey eine Oration zu halten, weßwegen die Universität diesen Tag als ein hohes Fest celebriret.
 
  Die  
 
7) Würtzburgische wird von einigen auch vor sehr alt ausgegeben, es gründet sich aber solches auf nichts als Muthmassungen, indem Middendorp … erinnert, weil der Ort so alt, (wie denn Würtzburg ohnstreitig die älteste Stadt in diesem Theile von Teutschland, wovon Conring nachzusehen, so müste daselbst auch vor langen Jahren eine Academie gewesen seyn. Doch ob dieses eine Folge mache, lässet man iedem Vernünftigen selber urtheilen. Also fällt ihr Geburts-Tag eher nicht, als in das 1403 Jahr, in welchem Bischoff Johannes, aus dem Geschlechte derer von Egloffstein selbige errichtet, und sie vom Pabst Bonifacius dem IX. und dem Römischen Könige Rupertus bestätigen lassen.
 
 
Sie hatte aber kaum 6 oder 7 Jahre gestanden, als 1410, nach Absterben ihres Stifters sie schon wieder zum Grabe wandeln solte, indem die nach dem Tode dieses Bischoffs sich ereignenden Unruhen ihr höchst übel mit fuhren. Die meisten Professores und Studenten begaben sich nach Erffurt, und hoffeten auf bessere Zeiten, die aber bis 1564 aussen blieben, da Bischof Friedrich sie ein wenig wieder anrichtete, und deßwegen die Jesuiten hinberufte.
 
 
Bischoff Julius wandte 1572 nicht minder grossen Fleiß zu ihrem Aufnehmen an, erlangte auch 1575 vom Pabst Gregorius dem XIII. und dem Kayser Maximilianus dem II. neue gar herrliche Privilegien, und ließ darneben verschiedene ansehnliche Auditoria aufführen, die er 1582 selber einweyhete. Und gewiß es fehlete dazumahl an Leuten nicht, die solche besuchten, und sie durch ihre Lehren berühmt machten: allein nachhero schien es, als wenn die neuaufgekommenen ihren Glantz nicht wenig verdunckelt hätten. Itzo ist dieselbe wiederum in schönstem Flor.
 
  Vorher ist gesaget worden, daß auf der Prager Universität 1408 ein grosser Tumult entstanden. Nun ist es in der Welt so beschaffen, daß wenn eine Sache in Abnehmen geräth, die andere hingegen dadurch ihr Wachsthum erlanget. Also gieng es hier auch. Prag verlohr auf einen Tag etliche 1000 Studenten, bey uns in  
 
8) Leipzig hingegen hielten sie ihren Einzug. Weil ihnen nun der Ort wohlgefiel, dem Lan-
 
  {Sp. 1736}  
 
desherrn auch gar gut zu seyn bedünckte, wenn er in seinem Lande eine Academie haben könnte: So ward denen Studenten zu bleiben aller Anlaß gegeben, und mithin darauf gedacht, wie man eine Universität allhier errichten könnte. Das Werck gieng auch glücklich von statten, dergestalt, daß deren Einweyhung 1409 ihren völligen Fortgang gewann, und die Päbste Pius der II und Alexander der V ihre Einwilligung dazu gaben, wie von alle dem in einer umständlichen Beschreibung von Ankunft dieser Universität gehandelt wird.
Siehe auch Lucä Europ. Helic. …
  Hiernächst wurde wenig Jahre darauf, nemlich 1419 von Hertzog Johannsen und Albrechten zu Mecklenburg, wie auch dem Rathe der Stadt die  
 
9) Rostockische angelegt, und die Doctores meistentheils von Erfurth auf selbige verschrieben. Sie blühet noch biß dato in gutem Ansehen, und hat die angenehme Lage und Wohlfeile des Orts jederzeit viele Studenten an sich gelockt.
 
  Wollen wir die  
 
10) Königsbergische hier mit an führen, so ist dieselbige im Jahr 1544 von dem Hertzog in Preussen Albert gestiftet worden, wie sie denn eben deßwegen in dem itzigen 1744 Jahre ihr 2 Jubiläum gefeyert hat.
 
  Wenn die  
 
11) Freyburgische in Brißgau eigentlich gestiftet worden, darüber sind die Historien-Schreiber nicht einig. Etliche wollen, daß es im Jahr 1450, andere das es 1460 geschehen sey. Doch sie mag wohl vor dem Jahr 1467 in kein recht Wesen gediehen seyn, weil Middendorp gedencket, daß sie erst in selbigem Jahre ihre Leges und Statuta empfangen, und zugleich von Wien die nöthigen Professores dahin verschrieben worden.
 
 
Ihr Stifter war der Ertzhertzog Albert, von Österreich der berühmte Udalricus Zasius hat ihre Statuta verfertiget, und solche vom Kayser Friedrich den III. confirmiren lassen, angesehen er selbsten viele Jahre auf selbiger die Rechte gelehret. Als im vorigen Jahrhundert 1678 die Frantzosen sich dieser Stadt bemächtigten, ward die Sache in aller Stille dahin gespielet, daß die Universität heimlich ihren Abzug nahm, und sich nach
 
 
12) Constantz begabe; Doch nachdem Freyburg wieder unter Kayserliche Bothmäßigkeit kommen, so ist selbige, ebenfalls wieder dahin geleget worden, die aber itzo eben in keinem sonderlichen Aufnehmen sich befindet.
 
  Die  
 
13) Greifswaldische Academie fundirte 1456 Vratislaus der IX. Hertzog in Pommern, wiewohl wenn es dem Münsterus in seiner Cosmographia nachgehen sollte, so müste vielmehr ein gewisser Bürgermeister dieser Stadt von solcher Urheber seyn, und sie dessen milder Hand zugeschrieben werden. Allein gleichwie es Privat-Personen gantz nicht zukommt, dergleichen wichtige Sachen auf ihren Rücken zu nehmen, ihre Beutel auch insgemein dazu nicht wichtig genug seyn; Also mag selbiger ehrliche Mann zwar wohl ein Angeber heissen, und darzu verschiedene Legata gemacht haben, die Ehre der Fundation hingegen bleibet dennoch dem Landes-Fürsten.
 
 
Ihre Privilegien hat Hertzog Philipp in Pommern 1547 verneuert. Seit dem Münsterischen
 
  {Sp. 1737|S. 882}  
 
Frieden befindet sie sich unter Schwedischer Gewalt. Sie hat iederzeit viele berühmte Leute gehabt; Jedoch ist der Confluxus der Studirenden nie allzu übrig groß gewesen.
 
  Der  
 
14) Baseler ihr Geburts-Tag ist vor diesem von denen Gelehrten hin und wieder in Zweifel gezogen worden: Allein Middendorp hat L. V. Pabst Pius des II. Privilegium beygebracht, und daraus bewiesen, daß sie im Jahr 1459 gegründet, und von selbigen auf eben solche Art begnadiget worden, als die Bolognische, Cöllnische, Wienerische und andere vor ihr gewesen. Diesemnach irrten diejenigen, die da vorgeben, daß es 1489, oder 1490 geschehen, indem solches von dem Jahre ihrer rechten Reiffe zu verstehen. Der Bischoff von Basel war vor diesem ihr Cantzler; im Jahr 1560 aber ward es geändert, und stehet nunmehro, nach aufgegangener Reformation dieses Amt bey dem Stadt Magistrate.
 
  Die  
 
15) Ingolstädtische ist guten theils aus der Wienerischen entsprungen, und hat ihrer Ankunft Herzog Ludwigen in Bayern zu danken, der 1472 solche errichtet, und mit reichlichen Einkünfften versehen, welchem guten Exempel Hertzog George nachfolgete.
 
  Die vortreffliche  
 
16) Tübingische Academie ward 1477 von Hertzog Eberhard von Würtenberg gestiftet, u. der Joh. Nauclerus zum ersten Rector darauf gemacht. Ein Münch, Gabriel Bihel, soll deren vornehmster Angeber gewesen seyn, wie dieses Middendorp aus einem Programmate dieser Universität beybringet. Sie ist iedesmahl ein rechter Sitz der Musen gewesen, ist auch noch heut zu Tage in nicht geringem Ansehen; wiewohl ihr die schlimmen Kriegs-Läuffte dann und wann einigen Abbruch thun wollen.
Siehe von Tübingen Lucä Europ. Helic. … und ff.
  Die  
 
17) Mayntzische, als die letztere von denen, die in dem 15 Jahrhundert errichtet worden, hat zu ihrem Stiffter Churfürst Ditrichen, welcher selbige 1482, aufrichten ließ. Vor diesem war sie in besserem Ansehen als itzo, sintemahlen die vielen Kriege, damit Franckreich Teutschland zerplaget, ihr keinen kleinen Verlust angethan, und einige mahl fast gar den Untergang gedrohet haben. Also ist sie itzo nur in einem mäßigen Stande, wie verschiedene andere ihresgleichen:
 
     

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Stand: 24. August 2016 © Hans-Walter Pries