Titel: |
Wolf, (Johann Heinrich) …1690 |
Quelle: |
Zedler Universal-Lexicon |
Band: |
58 Sp. 769 |
Jahr: |
1748 |
Originaltext: |
Digitalisat BSB
Bd. 58 S. 398 |
Vorheriger Artikel: |
Wolf, (Johann Heinrich) …1657 |
Folgender Artikel: |
Wolf, (Johann Hermann) |
Siehe auch: |
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Hinweise: |
- Allgemeine Bemerkungen zur Textgestaltung siehe
Hauptartikel
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Text |
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Wolff, (Johann Heinrich)
Vornehmer
Kauf-
und Handelsmann, wie auch
Cramer-Meister in
Leipzig, dem wir hier ein Denckmahl zu stifften,
uns um so mehr
verpflichtet achten, je bekannter
es ist, daß ihm das
gegenwärtige
Grosse
vollständige Universal-Lexicon ein vieles zu
seinem bißherigen glücklichen Fortgange zu
dancken habe, wie selbst aus der dem XVII
Theile
beygefügten
Vorrede mit mehrern zu ersehen, und
wir solches auch in den Vorreden zu dem XXI und XXIII Theile
rühmlich
wiederholet haben. |
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Wir werden hier von seinen
Lebens-Geschichten so viel vorbringen, als wir aus dem
näheren Umgang mit ihm nach und nach in
Erfahrung gebracht haben. |
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Es ist aber unser
Herr Wolf, der selbst ein
besonderer Liebhaber der
Wissenschafften ist,
und die wenigen
Stunden, welche ihm seine
grosse
Handlung frey lässet, mit nichts lieber als mit
Lesung guter und
gelehrter
Bücher zubringet, hier
zu Leipzig, woselbst Minerve und Mercur einander zum Flor
dieser Weltberühmten
Stadt die Hand bieten, den
29 April des 1690ten
Jahres zur
Welt
gebohren
worden. |
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Sein
Vater, Herr
Hieronymus Wolf, ein
weitberühmter Kauf- und Handelsmann in
Leipzig, wo er auch 1658 den 23 Jenner auf die Welt
kommen, aber solche 1702 den 1 August wieder
verlassen, hat ihn in seiner sehr vergnügten Ehe
mit der Tugendreichen
Frauen, Frauen
Dorotheen,
Herrn Johann Renners, gleichfalls
angesehenem
Kauf- und Handelsmanns in Leipzig,
geliebtesten
Tochter, die er sich 1688 den 23 April
ehelich
hatte antrauen lassen, und die 1670 den 16
October zuerst das Licht der Welt erblicket, zu
seinem nachmahligen nicht geringen Vergnügen erzielet: es hat diese Frau Wolfin nach ihres nur
gedachten Eheliebstens erfolgten schmerzlichen
Hintritt sich 1704 den 25 August an Herrn Jacob Eßcken,
einen fleißigen Kauf- und Handelsmann in
Leipzig, aus Thoren gebürtig, so 1735 den 27
August mit
Tode |
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{Sp. 770} |
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abgegangen, anderweit
verehelichet, selbigem
aber keine
Kinder
gebohren, und ist ihrem
ersten Eheherrn 1724 den 4 October in die
Ewigkeit nachgefolget. |
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Unseres Herrn Wolfens Vater Väterlicher Seite
ist gewesen Herr George Wolff, auch Kauf- und
Handelsmann in Leipzig, welcher zu Nürnberg
1617 gebohren, und 1688
gestorben; die
Mutter
aber Frau Catharine, Herrn Adam Mohrs,
Bürgers
und Tuchhändlers in Leipzig, und einer gebohrnen
Neumannin Tochter, die 1689 erblasset. |
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Als Älter-Vatern Väterlicher Seite verehret unser Herr Wolf Herrn
Michael Wolfen,
Bürgern und
Cramern in Nürnberg, so 1565 auf die
Welt
kommen und 1639 zur Leiche worden; als seine
Älter-Mutter aber Frauen Magdalenen, eine
gebohrne Lichtenbergerin aus besagten Nürnberg,
welche 1579 gebohren, und 1645 gestorben. |
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Endlich ist noch der Ober-Älter-Vater
Väterlicher Seite Herr Wolfgang Wolf,
Rathsherr
und Bürger in Drossendorf in Österreich, zu
nennen, welcher bey
dem feindlichen Einfall der Türcken in Ungarn und
Österreich, (nachdem selbige zur Belagerung der
Stadt Wien, 1529 anrückten, seine Eltern,
so von gutem
Geschlecht und
Vermögen waren,
nebst seinen Geschwistern jämmerlich getödtet,
ihre Wohnung und Vermögen ausgeplündert,
verheeret und verbrandt) als das jüngste
Kind seiner
Eltern und alles
Vermögens entsetzet, in seinem zwölften
Jahre durch eine sehr gefährliche und mühsame
Flucht in gröster
Armuth sein
Leben hatte retten
müssen: die Ober-Älter-Mutter aber unsers Herrn
Wolfens,
Frau
Juliane, ist eine gebohrne Niclaußin aus
Eggenberg
gewesen. |
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Gleichwie nun unseres Herrn Wolfens Vor-Eltern
angesehene Kauf-
und Handels-Leute gewesen: also wurde er selbst bald, nachdem er nur in solchen
Jahren gelanget, da man
vernünfftiger
Weise die Kinder zu derjenigen
Profeßion gleich von ihrer zarten Jugend an
zu zubereiten suchet, welcher sie dereinst
GOtt zu
Ehren und dem Nächsten zu
Dienst mit
glücklichem Erfolg obliegen
sollen, von seinen
Eltern der
Handlung gewidmet. |
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Diese
klugen
Eltern, welche in
Erziehung
ihrer Kinder keine Mühe und Kosten scheueten,
übergaben solchen ihren zweyten
Sohn erstlich
der Aufsicht und
Unterweisung guter Hauß-
Informatoren, die auch an erforderlichen
Fleisse,
auf keine Weise etwas
mangeln liessen, und
unsern Herrn Wolf, da er ohnedem von
Natur
einen fähigen
Kopf hatte, in Kurtzen so weit
brachten, daß er mit
Nutzen die
Schule zu St.
Nicolai in Leipzig frequentiren konnte, wobey er
aber auch zugleich die Schreib- und Rechen-Schule mit
unverdrossenem Fleiß besuchte. Und weil er
einen innerlichen Trieb zur Handlung hatte, so
befand er sich jederzeit bey müßigen
Stunden mit
einem Lehrbegierigen
Gemüthe in seiner
verwittibten Frau Mutter Handlung, und wartete
solche mit einem ungemeinen Eifer ab. |
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Zu Erlernung mehrerer
Handels-Wissenschafft, und damit er auch auswärts etwas
versuchen
möchte, begab er sich im Jahr 1706
nach
Berlin zu Herrn
George Lindemann,
vornehmen Kauf-und Handelsmann daselbst, bey
welchem er sieben
Jahre, nemlich von Michael
nur gedachten Jahres bis wieder |
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{Sp. 771|S. 399} |
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dahin 1713 als Handels-Junge und Diener
gewesen. |
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Nach solcher
Zeit hat er bey
Herrn Johann
Niclas Roscher in Zittau,
berühmten Kauf- und Handels-Herrn, auch dermahligen Vornehmen des Raths
daselbst, als Buchhalter mit vielem Ruhm und zum
vollkommen
Vergnügen seines Patrons in Condition gestanden. Durch dieses
löbliche
Bezeigen wurde Herr Christian Gottlieb Roth,
Vornehmer des Raths und berühmter Kauf- und
Handels-Herr in gedachtem Zittau bewogen, daß
er unsern Herrn Wolf als Handels-Consorten
anzunehmen sich gefallen ließ: wie er denn auch
zu dem Ende im Junius-Monate des 1715 Jahres in dasige Löbliche Handlungs-Societät als ein
Mitglied aufgenommen wurde. |
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Hierauf fügte es sich auch durch
Göttliche
Schickung, daß unser Herr Wolf mit wohlgedachten Herrn jüngster
Jungfer
Tochter, Marien
Sophien, im Jahr 1715 den 24 September durch
Priesterliche Copulation daß mit ihre
geliebtesten
Eltern Einwilligung und Gutheissen geschlossene
Ehe-Verlöbniß glücklich und vergnügt vollzog.
Währender solcher vergnügten
Ehe hat er
verschiedene
Reisen nach
Hamburg, Amsterdam,
London, wo selbst er insonderheit in den
Monaten August und September des 1721
Jahres gewesen, und andere berühmte
Handlungs-Plätze,
in Handlungs-Geschäfften
gethan. |
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Als er aber 1726 seinen Stief-Vater, dem
nunmehr sel. Herrn Jacob Eßcken, in Leipzig besuchte,
übergab dieser ihm seine bißher geführte
Handlung, welche unser Herr Wolf auch benebst
seinem jüngern Bruder, Herrn Joh. Christoph Wolf,
vom November-Monate des 1726 Jahres an bis
zu dieses seinen im Jenner 1731 erfolgten
Ableben unter der Firma: Wolffe Gebrüdere,
fortgeführet; von nur gemeldeter
Zeit aber an bis
gegenwärtig unter
Göttlichem
reichen Seegen in
seinen
Nahmen allein fortgesetzet hat. Sein
wohlerworbener
Ruhm und
ungemeine
Erfahrung in
Handels-Sachen vermochte die Löbliche
Cramer-Innung in Leipzig dahin, daß er von ihr im Jahr
1734 einmüthig zum Cramer-Meister
erwehlet
ward. |
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Was noch seinen
Ehestand anbetrifft, so hat
er sich, wie bereits oben schon gedacht, in Zittau
mit
Jungfer
Marien Sophien, Herrn Christian Gottlieb Rothens,
Vornehmen des Raths und berühmten Kauf- und
Handels-Herrn daselbst, jüngster Tochter, welche
1694 den 5 November zuerst das Licht der Welt
erblickt, ehelich verbunden, und sich selbige 1715
den 2. September zu Zittau antrauen lassen.
Diese Ehe ist zwar liebreich und vergnüget, aber
ohne
Kinder gewesen, bis endlich 1725 den 9
Mertz unser Herr Wolf durch jener ihren allzufrühzeitigen
Tod
empfindlich gerühret und in dem
betrübten Wittwer-Stand gesetzet ward. |
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Nachdem er in solchem fast drey
Jahre
zugebracht, hat er sich die Hoch-Edle und Tugendreiche Jungfer Susannen Reginen,
Hrn. Christian
Andreas Hempels,
Königl. Pohlnischen und
Churfürstl. Sächsischen General-Accis-Commissarii in Zittau, geliebteste eintzige Tochter,
welche ihre werthesten Eltern 1708 den 6 October
durch ihre
Geburt erfreuet, zu seiner zweyten
Ehe-Liebste ausersehen, und sich selbige 1728
den 5 Februar zu Leipzig ehelich beylegen
lassen. |
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Diese
vollkommen erwünschte Ehe |
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{Sp. 772} |
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hat der Höchste auch mit
gnädigen Augen
angesehen, immassen aus solcher
entsprossen: |
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1) |
Johann Heinrich, der
Handlung zugethaner,
gebohren 1729 den 8
September; |
2) |
Christian Jacob, gebohren
1731 den 6 May, und wieder
verstorben 1732 den
25 December; |
3) |
Susanne Renate,
gebohren 1733 den 31 Jenner; |
4) |
Friedrich Gottlob,
gebohren 1738 den 11 September; |
5) |
Christiane Regine,
gebohren 1740 den 13 Novemb. |
6) |
Charlotte Dorothee,
gebohren 1742 den 3 Mertz; |
7) |
Daniel Gottlob, gebohren
1746 den 8 May; und |
8) |
Christian Hieronymus,
gebohren 1747 den 9 August. |
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